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Dresdner Nachrichten : 24.09.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187409242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-09
- Tag 1874-09-24
-
Monat
1874-09
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 24.09.1874
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Per» tonen luleriee» wir nur gegen Pränumkrauuo» Aablung durch SUllse »unken oder Polleinznli« lnng, U Silben tollen l>i, Ngr. Jnlerair >ur sie Montog» blnlnmcr «der noch elnem Jelllag» die Zelle L Ngr. Politisches. Gönnen wir heute der Politik etwas Ruhet Liegt doch auch wenig Erhebliches vor. Kein Wort finden wir über den Liebes brief des Zaren an den Mörder des deutschen Hauptmann Schmidt; die Intoleranz ultramontaner Geistlichkeit bei der Beerdigung An dersgläubiger wird in Königsberg mit militärischer Hilfe beseitigt — in Zukunft schließt die Leichenverbrennung solche Fälle aus —, der deutsche Bundeirach hat die Umwandlung der preußischen Bank in «ine Reichsbank abgelehnt, um ein gutes Stück von preußischem ParticulariSmu» zu retten; der Chef der geheimen Polizei, Stirber, versichert, daß er durchaus noch nicht im Sterben läge, sondern dem Staat« noch recht gute Dienste zu leisten gedenke — lieb Vaterland kannst ruhig sein! — und wenn nicht vom Weltpostcongresse in Bern berichtet würde: „Allem etwaigen Etikettenstreit wurde durch die Bestimmung vorgebeugt, daß die Abstimmung unter Namens aufruf nach der alphabetischen Ordnung der vertretenen Staaten oder Postverwaltungen geschieht. In der Versammlung walte un bestritten ein Geist der Versöhnlichkeit und Annäherung, welcher zu Hoffnungen für ein günstiges Resultat berechtige", so können wir heute nur mit wenig erfreulichen Nachrichten auswarlen. Da richten wir heute lieber unsere Blicke nach dem hohen Norden, von der engen Politik auf weite Natur. Dort, wo sich die Elbe ins Meer ergießt, in Hamburg, feiert man dieser Tage eins der schönsten Feste: die Begrüßung der Nordpolfahrer. Von Schweden kam der eine Führer, Ober Lieutenant Payer mit dem Schiffsarzte des unter Eisbergen begrabenen „Tcgetthofs", mit vr. Kepcs an, noch rechtzeitig, um allen Feierlichkeiten zu Ehren der mit dem Dampfer „Finnmarken" aus der Nordsee die Elbe herauf dampfenden Mannschaft beizuwohnen. Den Dampfer mit der Mannschaft führt der zweite Führer Weyprecht. Der Empfang im Hafen wird sich zu einem großartigen Volksfeste gestalten. Wahrhaftig, diese unerschrockenen Mannen verdienen auch empfan gen zu werden gleich den aus einer Schlacht heimkehrenden Siegern, Wem irgend noch ein Zweifel beiging über die Größe der Gefahren, die Wuth der Schrecknisse mit denen Nordpolfahrer zu kämpfen haben, der lese die nachstehende Schilderung. Wir entnehmen sie der N. fr. Pr., sie ist von dem Führer der Nordpolexpedition, Payer, am 13. September von Hammerfest abgesendet worden und traf am 21. in Wien ein. Die Schilderung wurde im weißen Meere verfaßt, unmittelbar nachdem die SeelMen den rettenden russischen Schooner „Nikolajeff" gesunden hatten. Payer gab ihr die Aufschrift: „Eine Eispressung in der Polarnacht." Sie lautet: „Aul! Ihr Schläfer — zwei Bären!" Sie sind erlegt — und wieder legen wir uns In den Zellen zur Ruhe nieder. Aber noch lesen wir eine zeitlang das Begon nene weiter: Rohlfö' Attika. ES sind Züge der Natur, wclctte die Phantasie hier im Eise stärker erregen, als irgendwo andero. So lesen wir denn von: „Der herrlictzen Allee der Brotfruchtbäume, dem ewig saft grünen Teppiche deü Bahamagraseö, aus weichein zahme Gazellen sich tummeln — im Hintergrnnde die ticsblauen Lagunen von einen, paimenbewachsenen " Da, in der ticie» Einsamkeit der Mitternacht läuft cS wie eine eiftnbcschuhte Riesenspinnc über Deck, die Holzwand dicht neben dem Obre prasselt — daS EiS regt sich also! „Cantgürkel begrenzt, ganz in weiter Ferne die tobende Barre, und jenseits im unendlichen Ocea» die sioizcn Dreimaster, welche ihrer Ladungen " Ha! Schon wieder die Spinne, letzt aber kracht auch tcö SchisjeS ungeheurer Rciounanzbotcn, und, wie so oit schon, rutt die Wache die Meldung jetzt herab, daß Alles rings um uns in furchtbarer Bewegung >ci. Es ist ei» ewiges: „Macht iork, den» eures Lebens Ziel ist da!" Und wieder, wie so oit vor- und nachher, springen Alle aus dem Bett heraus, kleiden rasch sich an, crgrcise» den stets ge füllten Rettungösacr, late» daS Gewehr und stehen dann bereit auf Deck. DicieS Schwarz der Polarnacht — sprachlose Schrecken birgt es, ohne Gebcrde, undurchdringlich dem Auge! Nur dem Gehöre offenbart sich eine Sprache — sie ist furchtbarer alö jede andere, die sc die Lust bewegt, denn wie sinnlose Ungeheuer bc- kämpleu sich die Elemente. Will man nun de» Verlaus einer nächtlichen Pressung verfolgen. so muß man, da eine Laterne nichts erleuchtet, entweder mit dem Inneren Auge sehen oder sich das periodische Licht des MonteS vergegenwärtigen. Im Herbste, als die Eisfelder erst halb so mächtig waren, »och nicht so dicht und klingend hart. damals erheb sich der Alarmruf ihrer Bewe gung noch in tiefen Tönen, aber zugenommcn mit der Kälte bat letzt ihr Wuthgehcul. Ein Kochen und Brüllen im Eise batte die Besatzung au, Deck gerufen. Naher gekommen war inzwischen die brausende Bewegung. Dort, uniern dem Schiffe, erbebt sich jetzt eine düstere Schneewand über den Horizont; ihre Regungen wie derholen zuckend sich auch auf unserer Scholle, und wie vor einem Erdbeben uns aus sorglosem Schlaf erweckend, künden sie der Gefahr unmittelbare Nähe an. Immer näher kommt daö Klingen und Rauschen, wie wenn Tausende von LIchelwagcn dahinrasten über die Sandstcppe eines Schlachtfeldes. StctS wächst die Stärke des Druckes; schon beginnt das Eis dicht unter uns zu beben, in allen Ton arten zu klagen — zuerst „och wie das Schwirren einer Wolke von Pfeile», dann kreischend, tosend, mit den höchsten und tiefsten Stim men zugleich. und immer wilder brüllenb erhebtessich.spreiigtln con- eentrlschenLprangendeSSchlffcöUmkrciSuiivrolltsciiicGlietcrauf. Ein furchtbar kurzer Rhythmus seines pulsircntcn Geheuls ver kündet dann die höchste Spannung der Gewalt - und ängstlich lauscht dieser wohlbekannten Bewegung des Schiffes Bevölkerung. Dann folgt etn Krach, und mehrere schwarze Fäden Irren ohne Wahl dahin über den Schnee. SS sind neue Sprünge der un mittelbarste» Nahe, die im nächsten Momente schon alS Abgründe auSeinanderklaffen. Ost ist damit die Gewalt gebrochen. Dröh nend rücken und stürzen dte erhobenen Gerüste zusammen, gleich einer einsallenden Stadt, bann flüstern sie noch tn abgebrochenen Pausen, endlich scheint die Ruhe hergestellt. Doch heute war dicö nur der Ansang, und wie erholt zu neuer, größerer Kraft beginnt furchtbarer noch ein zweiter, drit ter, vierter Angriff. Zwar sind gelöst schon des Frostes schützende Bande um dn» Schiff, aber noch umgeben rS keine Berge. Wie der erhebt sich das EiS. Am Umfange unserer kleinen, nur mehr in Ihrer Dicke «dreißig Fuß» mächtigen Scholle brechen neue Massen ab, stellrecht schwingen sich ihre Tafeln auö dem Meere, etn namenloser Druck wölbt sie zu „unnatürlichen" Bogen, sa ln; Blasen steigen dte Felder empor — ein grausiger Hinweis aus des EiseS unglaubliche Elasticltät. lieberall ringen jetzt die ir»- slalienen Schämen, und zwischen Ihre» Gliedern siuihct der Wasscrschwall in die hlnabgcprcßtcn Kessel, Klippen zerstainpic» sich cinstürzciid, und Sclmeeströme fließen nieder von ihren klir renden Hängen. Vergeblich setzen sic ihre Krgjt entgegen dem andräiigcndcn Troß noch ungebrochener Tafel»! Wo ist da der Tod e Alles lebt! Dort liegt ein Schollenveteran mehrerer Winter. Wie ein Riese in diesem Kampfe schwingt er sein gezahntes, viele Klacke, dickes Rad, lind in furchtbaren Rotationen zermalmt er seine schwächeren Nachbarn. »Ader mit allen Anbcrcn unterliegt er selbst wieder dem gewaltige» Eisberge, dem Leviathan der Eid- aeschöpse. Denn unbeirrt von dem toscnbenEhavö, bohrt er seine Bahn durch die Phalanx zappelnder Pygmäe», »Alles in Splitter zertretend, waö ihm zu trotzen wagt. Wehe dem Schiff, dein e> begegnet. Brechend, spaltend zieht er dahin. Wälle hochauige schichteten Eises drängt er häuiend vor sich her, gleich branden dem Schaum, und ein Strom zermalmten EiseS umfließt seine» Leib, und wie Rauch gegen Himmel trägt ihn der »Wind! Und in diesem Wirrsal ein Schiss! ES windet sich in seiner O.ual, neigt und hebt sich, und Millionen Spinnen rasseln aus seinem Deck. Eutsctziich aber ist rer »Ausdruck der Pressung, wen» sie die „Abhalter", sußdicke Eichcubäuine, platt quetscht und das Schiff selbst zu brüllen beginnt. Ein vclcb- teo Ungeheuer ist cs dann, und seine Klagen steigen zitternd hinan — zu Immer höheren Tönen, wie zu Geständnisse», welche die Folter erpreßt. Und die Menschen aus ihm, bei :«) bis -in Grad Reaumur unter Skull, Hunderte Meilen fern von jedem Freunde, der seine befreiende Hand auöznflrecken vermöchte nach ihnen — die Menschen, sie arbeiten längst nicht mehr und nu, im Geiste ringen sie um Ihr Leben. Nicht mehr nähen fle das EiS mit Tauen zusammen, nur anfangs noch rennen sie etwas durcheinander, Irren mit Lampen zu den Sprüngen, biö daS rings berstende EiS daS Schiff selbst zu würge» begonnen hat. Dann sehen sie zu und warten. Des Einen Sorge, des »Andern düstere Fassung aui dem Angesichte, Beites veriettweigt die Nacht. Un hörbar verhallen Worte, nur Schreie sind noch verständlich. »Boote, Schlitten, Zelte, Proviant, Waffen, »Alles ist bereit, wenn daö Schiff berstet. Bereit für eine Rettung hinaus aui daö Reich der Zermalmung? »Nein, Jedermann denkt und »Niemand cflanbl daran, und Niemand leugnet laut die Möglichkeit. Mil Graue» und mit Verwunderung über den Widerstand, welchen ein gcrin geS Mcnschenwcrk leistet, wird daS »Beben des Schiffes geiühii — In beständiger Erwartung, daß es platzt. Wohin aber soll daS Schiff noch steigen? Schon steht es aus einem »Berge — wird cS nicht kentern? Und wieder wechselt daS Bild, Alles athmct aus - und wie verändert, fremdartig starrt uns jetzt »Alles an. Wenige Minuten haben hingcreicht, aus einer Ebene ein Gcwiere von Gebirgsketten zu schaffen, die, wie von »Pluto's Kräitcu cmporaescl'icukert, mit Kratern besetzt, überall hin ihre wii den Klippen dehnen. Dahin sind die ebene» Schuccplane von gestern, die abgerundeten Wälle, die scl'necübcrsehiiltcteii Hügel mit ihrer ineiiiaudersließeiidcn AusgleichungStcndcnz, der Winde mühsamcü Werk. Mit Trümmern ndcriäcr ist die Stätte, und in ragenden Reiben liegen die Gefallenen, denn wie in dcr Mon- golenschlacht war kein Platz da für sic zum Hlnsinkcn. Ucdcral! klaffen irische Wunde», Bcuchslächcn blaugrünen EiicS, und Ab gründe gähnen dazwischen, daraus das düstere Meer hcrvorschaut. Ausgctobt bat daS ergreifende Ringen, unheimliche Ruhe folgt, denn jeder »Augenblick kann dm Kamps wieder entflammen. Nur da oder dort ächzt oder zuckt noch ein EiSwaU, knistert eine Mauer, rasselt zusammen, oder eS stürzt ein Thurm ei», der cm porgcpreßt lag aus dm Rändern zweier Schollen, die nun aus- einandertreidm. Dann allmälig wird es stiller, und wicdcrge- iundcn scheint daS Gleichgewicht in dem öden Reiche tcö EiicS. Zahllos ragen dann Krhstallwändc, Pyramiden kühn in die Lu t, neue Kanäle und Seen öffnen sich, die ermatteten Schaare» trennend; diese rauschen jetzt dahin mit ihren irosligm Gliedern. »Nur das Schiff geben sie nicht wieder frei. Wenn dann des Mondes silberne Strahlen dahinirrcn und einen blitzende» Flor auöbrcitc» über die »Wüste - was Anderes Ist dicö daun als verhörende Verheißung eines erlogenen Friedens! »Wo aus Erden herrscht solch ein EliaoS? Unbewußt ihrer Schrecken walte» die »Naturgesetze. Ein leichter Hauch ans Sü den — dort unten ircudig vielleicht begrüßt von einem Schiffer preßt hier eines Andere» Hoffnung und Erislenz zusammen aui ein furchtbar zitterndes Minimum — aus eine Luitblajc im Eise! - Und was Ist die Gefahr, wenn sic ungcichädigt uns ver lassen, der Vergangenheit angcbört? Ist sic dann mehr noch alS ein bloßer »Begriff, und gilt sie schon nach einer Woche mein noch als eine trügerische Einbildung? Gewiß, sehr uiidankbar ist das Gcdächtniß der Erfahrung — oft zum Wobie des Menschen. Locales nud Sächsisches. — Der aus Anlaß der goldenen Vermählungsjubelfeicr des Königs Johann und der Königin »Mutter am 10. November 1872 mit 43,000 Thlr. begründete goldene Etipendimfond hat sich nach dem „Dr. I," seitdem noch verschiedener Zuflüsse, worunter insbe sondere wiederholte namhafte Schenkungen einer edelgesinnten Dame zu erfreuen gehabt, so daß das Stammcapital auf 43,200 Thlr. an- gcwachscn ist. Von den Zinsen dieses FonvS konnten bereits an 14 Studenten der Universität Leipzig Studicnbeihilscn im Betrage von jährlich 200 Thlr. auf die Dauer von ein bis zu drei Jahren ver liehen werden. — Der berühmte Afrikarcisendo Gerhard Rohlfs wird in nächster Zeit nach Dresden kommen, um zum Besten der Afrilani schm Gesellschaft einen Vortrag über seine Reise in die Eibische Wüste, die er im Aufträge des Vicckönigü von Aegypten unternom men hatte, zu halten, — Die neue Ausgabe der sächsischen Nationallibcralen — der sogenannte Reichsverein, von dem sich jedoch alle reichsfrcundlichcn Fortschritt-Männer und Conscrvative ganz entschieden fernhalten — hatte da» Ministerium ersucht, ihn von den Bestimmungen des Ver- einSgesetzeS zu dispensiren. Das Gesetz verbietet bekanntlich eine Verbindung politischer Vereine unter einander, ebenso den Verkehr zwischen Central- und Localvereinen, Natürlich hatte die Regier ung, welche zur Hüterin der Rechtsgleichheit für Alle eingesetzt ist, dieses Ansinnen ablehnen müssen, da sonst gar bald die Social demokraten (und mit Recht) ein gleiches Verlangen stellen würden. Jetzt wollen die Nationalliberalen das Gesetz dadurch umgehen, daß! sie von der Regierung verlangen, sie solle ihre» Verein mit Cor-^ übergeben und arretirt. Lei 'SW.LA porationsrechten auöstatten. Das ist wirtlich mehr als naiv! Ein »Verein, der die Reichslreue als Maste gebraucht, uni gegen den Heimalhstaat zu agitiren, verlangt von der »Negierung, mit beson seren, der Rechtsgleichheit in's Gesicht schlagenden »Privilegien auS- gestattet zu werden! Wo ist in Sachsen jemals ein rein politischer Verein mit solchem »Privileg auSgcstuttct worden? Und angesichts de- Bevorstchens einer Neichsgesetzgcbung über das »Vereinsrecht soll die Regierung eine solche Umgehung des Gesetzes injemireir? »Wir hoffen, daß die Negierung stark und einsichtig genug sein wird, viesem unversch—leierten Gelüst gegenüber »Nein! zu sagen. — Der vielen Dresdnern als jovialer und liebenswürdiger Gesellschafter bekannte Herr Geh. Finanzregistrator Tag, welcher seit seiner Pensionirung in Oelsnitz i. B. lebt, hat von Sr, Maj. dem deutschen Kaiser und König von Preußen die von »Allerhöchst- oemselben gestiftete Kriegodmlmünze am Nicht-Combattanlen-Banve erhalten. — In der Aula des königl. Polytechnikums wurde nach dem „Dr. I." gestern Vormittag die vierte allgemeine Evnserenz der europäischen Gradmessung durch den Vicepräsidentcn der perma nenten Commission, Ur. v. Bauernstand, eröffnet. Im »Namen der königl. sächsischen Staatsregicrung begrüßte die Versammlung Ce. Excellmz der Staatsminister Freiherr v. Friesen. — In unserer hiesigen kaiserlichen Telegraphen-Anstnlt hat sich seit etwa 14 Tagen ein Adressirungsmodus für die aus.zuscn- venden Telegramme cingcführt, der uns höchst bedenklicher »Natur scheint. Das Telegramm wird nach diZer Neuschöpsung so zusam- mengebrochcn, daß die darauf geschriebene Adresse oben auf kommt und die betr. telegraphische Mittheikmg, ohne das Blatt auszusaltcn, nicht mehr gelesen werden kann. »Nun wird das sehr Nein gcwor- vene Blättchen in ein dünnes Seidenpapier - Eouvert ge schoben, so daß die Adresse durchleuchtet und so das Schreiben derselben auf das Couvert erspart wird. Wie leicht kann da ein Zrrthuin entstehen, denn wenn ein großgeschriebenes Wort auch ganz gut durch das Seidcnpapicr zu lesen ist, so wird das doch be denklich, wenn viele Worte und Nummern nvlhig werden. Das Seidcnpapicr bildet auch wohl hier und da einmal eine Falte, wodurch die darunter befindliche Schrift sehr leicht falsch gelesen werden kann, oder das Papier wird, wenn der Bote vice austrägt, fettig, dadurch dunkel und erschwert so auch das Lesen. Jedenfalls haben wir keine Ursache, diese Neuerung als eine „die größere Sicher heit gewährleistende Besserung" zu begrüßen. Die blauen Cou verts waren allgemein beliebter. — Da die mit Coupons versehenen Chaussecgeldzettcl im Publikum nur geringen Eingang gefunden haben, so hat das Finanz ministerium beschlossen, sie vom I.Lctober an nicht weiter ausgeben zu lassen. Die bereits gelösten Zettel verlieren mit dem Schlüsse die. scs Jahres ihre Giltigkeit und sind bis zu diesem Zeitpunkt zu ver wenden oder bis ebendahin bei jeder beliebigen Chausscegcld -C in nähme zur Einlösung gegen Rückerstattung des Kaufpreises zu präsentsten. — Infolge unserer Bemerkung über die Einführung der Ber liner Zeit auf den deutschen Bahnhöfen schreibt uns ein »Abonnent aus Werdau: »Auf den sächsischen Staatsciscnbahncn wird schon seit 5 oder 6 Monaten nach der Berliner Zeit gefahren, ehne daß das Publikum davon berührt wird, denn die dem »Publikum dienen den Fahrpläne enthalten nur die Ortszeit und die Bahnhof-uhren müssen stets die wirkliche Ortszeit zeigen. Das Betriebspersoual ist es demnach allein, welches mit zweierlei Zeit rechnen muß, Mährens in Dresden, München, Stuttgart u. s. w. auch künftig die Bahn hofSuhrcn mit den übrigen Ortsuhren übereiustimmcn werden. Nicht nur im Interesse der Beamten, sondern des ganzen reisenden »Publikums würde cs liegen, wenn sämmtliche, also Bahnhois- und Ortsuhrcn, in ganz Deutschland nach der Berliner Zeit gestellt wer den müßten; denn jetzt ist der Reisende gezwungen, aus jeder Cta tion, wo er sich aushalten will, seine Uhr nach der Balmhessuhr zu stellen. (Hierzu bemerken wir, daß die Dccretirung einer und der selben Berliner Zeit, die in ganz Deutschland die astronomische Zeit verdrängte, so lange unausführbar ist, als man nicht die Sonne gleichzeitig über Berlin und ganz Deutschland aufgehcn lassen tan». Und bekanntlich leuchtet die Sonne ganz verschieden über dem Reiche und seiner Hauptstadt. D. R.) — Die Heizung der preußischen Eisenbahnwagen während der Wintcrmonate soll in der Weise allgemein durchgcsührt werden, daß die Eoupecs erster und zweiter Klasse mit gepreßter .Kohle, oie dritter und vierter Klasse dagegen mittelst Oefen (Kohlcnhcizung! erwärmt werden. Und in Sachsen? — Die in Umlauf gekoinmenen Ehcmnitzer l OO-Marl Scheine werden bereits zu Täuschungen benutzt und an Leute, die damit unbekannt sind, als 100 Thaler Scheine ausgcgeben. Ties ist namentlich auf dem letzten Lorenzlirchncr Bichmarlte einem Wirth- schafisbesitzer aus der Gegend von Liebenwerda passirt, dein inan für ein verkauftes Pferd unter andcrm Gelde einen solchen lOU-Mart Schein für einen Hundert Thalerschcin aufgchangen hat. IN an sei also vorsichtig bei Entgegennahme derartigen »Papiergeldes. — In der Nacht zum Mittwoch um 1l '3 Uhr entgleiste der letzte Pferdebahnwagen aus Dresden nach Blasewitz an der Elias straße und konnte trotz der größten Mühe nicht wieder aus die Schienen gebracht werden. Nach langem Harren entschloß sich das kleine Publikum, zu Fuß nach Blasewitz zu pilgern, und erst »Milt woch in der 8. Stunde früh wurde durch Winden und Hebel der Wagen, der tief im Trottoir stak, flott gemacht. — Vorgestern Abend hatte auch ein Langfinger der an der Leipzigerstraße befindlichen Porzellan-Fabrik einen Besuch abge-, hattet und verschiedene Maaren aus der dasigen »Niederlage ent wendet. Einige »Arbeiter der Fabrik hatten jedoch den Dieb ertappt und festgenommcn, wobei sie in demelben einen vormaligen dort be schäftigt gewesenen »Arbeiter erkannten. Derselbe wurde der »Polizei
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