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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 26.07.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030726014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903072601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903072601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-07
- Tag 1903-07-26
-
Monat
1903-07
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 26.07.1903
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-verein Ionen den -vildungsstand der Mitglieder for In humaner Weise verpflichtet sich der Verein, i> Not in armen Fainilie» unentgeltlich zu pflegen. Mitglieder freiwillig sich erbieten, und in Kriegszcit u« iw Voaestchretzen um den KönigSprei«. Unterossizier Zöhin I eimina die Aönig»warde. Frl. Decker gesellte sichihi» als -tönilkin bei Die Lose der aut ausgestatteten Gabenlottene Hallen bei km lebhaften Zuspruch um das Dopple vermehrt werden können Unterdes vrach kr Abend an. Unter Borantritt der Kapelle unternahmen die Kleinen einen Lampionzug durch den festlich illuminierten Garten, grobe und kleine, bis zum Dreikäsc- hoch hinab. Den Glanz- urw Sckilußessekt des Abends bot die Kapelle mit dem Bortrage des groben Schlachtenpotpourris von Saro, wobei das gesamte Hornisten- und Tamvourkorps des Re giments mitwirkte. Von der Elbe her dröhnten Äanonenschläge und knatterten Gewehrlalven, bengalische Beleuchtung des Gar tens tat das übrig«. Man glaubte sich inmitten einer tosenden Schlacht verseht. Dann endlich Friede! und kr Schluß, ein fröhlich» Ball. — Ein neuer Krankenpflegerverein, der gebildet wird ouS einer Anzahl erfahrener Schwestern, und welcher auch über einige geschulte Krankenpfleger verfügt, hat sich unter der Ae- zeichnung «Standesverein für Privat-Kranken- pfleg e" in Dresden gebildet. Vorsitzender ist Herr Paul Wozniak: indessen soll noch ein staatlich approbierter Dresdner Arzt de» Ehrenvorsitz im Verein führen. Der Verein verpflichtet seine Mitglieder zu engstem Anschlüsse an die Aerzte und deren Vorschriften. Damit man über nur gutes Pflegepersonal verfügt, wird die Aufnahme abhängig gemacht von gutem Rufe, völliger Gesundheit und Beibringung eines ärztliche» Zeugnisses über eine wenigstens, zweijährige Ausbildung in allen Fächer» der Kranken pflege. Die Schwestern sind auch bewandert m den Geschäften des Haushaltes, sowie ks Kochens. Belehrende Vorträge im Berein sollen den Bildungsstand der Mitglieder fortgesetzt heben. ' , j„ Fällen der .en, wenn hierzu , , ... Kriegszciten einen Teil feiner Psleaerschaft für die Dienste der Jeldkrankenpslege zur Ver- sügung zu stellen. — Der Verein, welcher ständig über Schwestern und Pfleger verfügt, hat seine Geschäftsstelle und sein Pflegerinnen- heim m Dreskir-Nenstadt, Hosvitalstrahe 13. — Die Kreisvereine Sachsens und Thüringens im Verbände Deutscher Handlungsgehilfen zu Leipzig halte» am Sonntag, den 6. September, in Chemnitz im großen Saale des „Kaufmännischen Vereinshauscs" einen Sächsisch-Thürin gischen Verbandst« g ab. Es sollen Vorträge über die den Hairdlunasgebilsenstand zur zeit am meisten beschäftigende» Fragen, wie „Kaufmannsgerichte". Handelsinspektoren, Handlungs- gehilsenkammern, staatliche Pensionsversicherung der Privatbeamten usw., von berufenen Rednern gehalten werden. — Der an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bautzen vom 28. Juni bis l9. Juli veranstaltete 1. Kursus für Bienenzucht, der von etwa 60 Hören, besucht wurde, hat seine Ausgabe, zur Förderung der heimischen Bienenzucht beizutragen, vollständig erfüllt, wie aus den darüber veröffentlichten Berichten hervorgeht. — Unter Leitung ks Herrn Handclsschullehrcrs Blumenstock Dreskn wird demnächst in Freiberg ein Kursus für Fort bildungsschullehrer m Buchführung und Kalkulation abgehalten. — Um die vielfach verbreiteten irrigen Meinungen über der Stand des Konkurses der ehemalige» Firma Alwin Arnold u. Co. i» Blasen, itz richtig zu stelle», sei daraus hingewlese». daß der Firmenkvnkiirs und der Konkurs über das Privatvermögen des früheren Mitinhabers genannter Firma Herrn Alwin Arnold zwei vollständig getrennte Konkurse sind. Während in dem, durch den Privatkonkurs Arnold zwecks Abweisung ungerechtfertigter Forderungen Von Privatglänbigern notwendig gewordenen Firmcn- konkurs die Geschästsgläubiger durch Auszahlung restlicher 25 Prozent volle Befriedigung erhalten, hat Herr Ratsauktionator Bernhard Canzlcr als Verwalter im Privatkonkurs des Herrn Alwin Arnold bisher mangels verfügbarer Masse »och keine Quote verteilen können. Die in diesem Privatkonkurs angcmcldeten und anerkannten Forderungen betragen 80632,58 Mk. — Zur Zeit wird die Loschwitz-Blasewitzer (Abdrücke, das sogenannte „blaue Wunder", mit einem neue n A » strich ver sehen. Es ist dies bereits der zweite neue Anstrich, den die Brücke seit ihrem Bestehen erhält. — Der heutigen Nummer liegt für die Stadtauflage eine Erklärung des Vereins der Arbeitgeber des Töpfer gewerbes in der Kreishauptinannschast Dresden bei, in welcher zum Streike der Dresdner Oscnsetzcrgchilfen Stellung ge nommen wird. — Heute und morgen findet in Wilsdruffdas Schützen- s e st statt. — Von kr Amtshauptmannschaft Leipzig war die Ver anstaltung vvnGesangsausftthrnngcn undSingspielcn bei dem heute im Brauereigarte» zu Stötteritz abzuhaltendcn Gewerkschasts- sest untersagt worden. Hiergegen war vom Festkomitee Rekurs bei der Kreishauptmannschaft Leipzig eingelegt worden. Diese hat nunmehr kn Rekurs, soweit er sich gegen das eben erwähnte Verbot der Amtshauplmaiinscl>ast richtet, verworfen und ist in der Hauptsache den Gründen der Vorinstanz beigctretcn. Dagegen ist von der oberen Verwaltungsbehörde dem Festkomitee die Er hebung eines Eintrittsgeldes von 15 Psg. gestattet workn, jedoch mit der Bedingung, daß vom Komitee der Nachweis für die Ver wendung ks durch das Eintrittsgeld einkommenden.Betrags zur Deckung der Unkosten des Festes geführt wird. — Leipzig, 25. Juli. Heute ward das vor der Thomas kirche nach kr Promenade zu neu errichtete einstöckige schmucke HauS gerichtet, das. ein einfacher, aber schmucker Bau, dazu be stimmt ist, dem Oberpsarrer und dem Küster dieses Gotteshauses als Heim zu dienen. Die Thomaskirck-e hat durch diesen Bau in keiner Weise verloren, der vielmehr sich dem Gesamtbilde in zwangloser, dasselbe sogar verschönernder Weise zweckmäßig ein- sügt, was von der alten Thomasschule, die bis vor »och nicht langer Zeit an dieser Stelle gestanden hat, nicht gesagt werden konnte. — Ein Aufsehen erregender Vorfall Dielte sich am Donners tag nachmittag auf km Bahnhofe von Bad Elster ab. Dort wurde der Wiener Vizebürgermeister, K. K. Hofrat Abt ver haftet. Der Verhaftung gingen folgende Szenen voraus: Bürgermeister Abt wollte mittels Geschirrs von Elster noch Franzensbad fahren und bezahlte an den Kutscher 16 Mark. Etwa 50 Meter vom Dahnhofe nahm Abt selbst die Zügel in die Hand und lenkte das Geschirr nach dem Elfterer Bahnhof. Dort stieg er aus, begab sich m das Bahnhofsrestaurant und bestellte Cham- pagner. Plötzlich zeigte es sich, daß er in Wahnsinn verfallen war. Er ergriff einige Weinflaschen, warf nach den Kronleuchtern und Fenstern und zertrümmerte diese. Im Bahnhofsrestaurant waren zu derselben Zeit auch der Oelsnitzer Bezirksgendarm und der Gendarmerie-Brigadier von Bad Elster anwesend, die den Bürgermeister sestnahmen. Abt wehrte sich nicht, sondern umarmte und küßte die Gendarmen und sicherte ihnen sogar hohe Orden zu. Im Adorfer Gefängnis angekommen, demolierte der Bürger meister auch dort die Fenster. Seine Angehörigen beabsichtigen, ihn nach Wien zur Untersuchung seines geistigen Zustandes bringen z» lassen. — Bürgermeister Abt wurde nach vinterlcgung von 500 Kronen am Freitag ans der Haft entlassen. — In Wegefarth brannte das Wohnhaus des Wirb schaftsbesitzers Voigt nieder. — Die am Sonnabend Abend beim Abstiege vom Obbin- Rerge verunglückte Witwe des früheren Gemeindevorstandes Friedrich ist ihren beim Sturze erhaltenen Verletzungen erlegen. Frau Friedrich hatte einen Handel mit Andenken usw. — In Georgs Walde bei Ebersbach wurde ein schon seit längerer Zeit gesuchter schwerer Verbrecher, der 22jährigc Fabrikarbeiter Karl Lorenz in dem Augenblick verhaftet, als er aus dem von vier Gendarmen umstellten Hause seiner Geliebten, die ihm heimlich Aufenthalt gewährt hatte, entspringen wollte. Lorenz hat seit einigen Wochen die Grenzorte in Sachsen und Böhmen durch Diebstähle und allerlei Betrügereien unsicher gemacht. Der gefährliche Mensch soll auch den kürzlich von Neugersdorf aus gemeldeten Raub, wobei ihm 60 Mark in die Hände sielen, aus- geführt haben. — Militärgericht. Vor dem Kriegsgericht der 23. Divi sion muß sich der 1881 zu Annaberg geborene Kanonier Emil Kurt Nöllin^r von der 2. Batterie des 12. Feld-Artillerie-Regiments wegen Kameradendicbstahls verantworten. Es wird ihm zur Last gelegt, am Abend KS 30. Juni, als sich das Regiment zu Schieß übungen in Zelthain befand, von dem Büfett des dortigen Offi- zierskasinoS ein Geldtäschchen mit 7 Mk. Inhalt, Eigentum eines Eamerakn, entwendet zu haben. Der bisher noch unbestrafte An- geklagte bestreitet, eine diebische Absicht gehabt zu haben, sondern hat eS angeblich nur so lange aufheben wollen, bis sich der recht mäßige Eigentümer melden würde. Die Beweisaufnahme fällt jedoch zu seinen Ungunsten aus. Das Gericht erkennt dem Anträge des Vertreters der Anklage entsprechend auf 4 Wochen slrengen Arrest und Versetzung in die zweite Klasse des Soldatcnslandcs. — Ter 21 Jahre alte Soldat Paul Uhlemanu von der 3. Kompagnie deS 12. Pionier^Bataillons erhielt am dritten Psingslseicrlage von einem Kameraden 11 Postkarten, von denen nur 4 frankiert waren, mit dem Aufträge, sie in einen Briefkasten zu stecken. Für die übrigen sieben, noch unfrankierten Karten bekam U. 35 Psg. als Porto, verwendete aber das Geld für sich und beförderte auch die Karten nicht. Der Angeklagte wird von feinem Kompagnie- chcf ungünstig beurteilt: er wird wegen militärisch ausgezeichneter Unterschlagung zu 16 Tagen mittlerem Arrest verurteilt. Von Versetzung in die zweite Klasse des Soldalenstaiides wird abge sehen. — Zu einer Schlägen zwischen Mannschaften des zweiten Jahrganges und Rekruten kam es am 3. Juni frühmorgens gegen 1 Uhr im Kellergeschoß der Kaserne des 12. Feld-Artillcrie-Regi- ments. Als eine Anzahl Rekruten der 1. Batterie in angetrunkenem Zustande ans der Stadt in die Kaserne zurückkebrten, wurde» sic »ach ihrer Angabe von einigen alten Leuten angehalten. Während bei der entstehenden Schlägerei alle übrigen Soldaten nur mit der Hand zuschlugen, zog der 1882 zu Nilsdorf bei Chemnitz geborene Kanonler Oswald Johannes Wunderwald von der 3. Batterie sein Seitengewehr und brachte damit einem der Rekruten am Kopfe eine klaffende Wunde bei. Wunderwald steht jetzt unter der Anklage der gefährlichen Körperverletzung und des rechtswidrigen Waffcngebraucljs. Zu seiner Entschuldigung behauptet er, daß er sich damals nicht anders zu helfen gewußt habe, da er von allen Seite» bedrängt worbe» sei. Eine völlige Aufklärung des Sach- Verhalts kann die Beweisaufnahme bei den sich gegenüberstchenkn Zeugenaussage» nicht erbringen. Unter Zubilligung mildernder Umstände hält das Gericht die zulässige Mindeststrafe, 6 Wochen 1 Tag Gefängnis, für eine ausreichende Sühne. Taneügeschlchte. Deutsches Reich. Ter seitherige nationalliberalc Vizepräsident des Reichstags Büsing wird von den vereinigten Liberalen als Reichstagskandldat in Rösickes Wahlkreis Dessau ausgestellt Die halbamtliche „Berliner Korrespondenz" meldet: Das preußische Staatsministerium ist zu einer Sitzung zusammen- getreten, in welcher u. a. über die bedauernswerten Schädigungen beraten worden ist, welche die Provinz Schlesien neuerdings durch das Hochwasser erlitten hat. Das SMatsminislerium tvar einstimmig der Ansicht, daß bei dem Umfange des Schadens der Staat mit außerordentlichen Mitteln z» Hilfe zu kommen habe, sofern, wie leider zu erwarten ist, die Höhe des Schadenbetrags die Kräfte der Provinz übersteigt. Für die erforderliche» Maßnahmen sind die nötigen Staatsmittel ungesäumt zur Versügung gestellt worden. Wiederholt.> — Mit Recht bemerkt hierzu ein Berliner Blatt: Daß ungeiäuint Staatsmittel bcrcitgcslcllt sind, ist ja er freulich. Bedauerlich bleibt, daß die Regierung nach wie vor der Ansicht ist, der Staat hak nur einzugreifen, falls die Höhe des Schaknsbctrsges die Kräfte der Provinz übersteige. Ob die Pro vinz in der Lage ist, den Schaden zu decken, oder nicht, danach hat die Regierung nicht erst lange zu fragen. Es ist ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit, die nötigen Geldmittel sofort zur Verfü gung zu stellen. Mit der Provinz kann sic nachträglich abrcchnen. Bedauerlich bleibt auch, daß es erst der Mahnungen der Presse bedurft hat, um die königlich preußische Staatsregicrung zu ver anlassen, zu tun, was sic längst hätte tun solle». Die 16. Generalversammlung des Evangelischen Bundes findet in Ulm vom 28. September bis 1. Oktober statt. In dem Aufruf zur Teilnahme heißt es: Bon Jahr zu Jahr in erhöhtem Grade bewährt es sich, daß der Evangelische Bund eine für Volk und Reich unbedingt nötige Arbeit verrichtet. Nicht nur, daß manche Staatsregierungen und leitende Persönlichkeiten in ihren Huldigungen vor römisch-katholischer Macht und Pracht ver- gessen zu haben scheinen, daß das Deutsche Reich nicht mehr ein heiliges römisches Reich deutscher Nation ist: auch die politische Ver tretung Deutschlands steht, trotz der erheblichen Mehrheit pro testantischer Reichsangchörigcr, zufolge der Reichslagswahlen wie der unter der ausschlaggebenden Vorherrschaft des Ultramontanis mus. Durch das Anschwellen der Zahl sozialdemokratischer Ab geordneter wird die Neichsregierung noch mehr in die Ge'cihr ge rate», statt in der Belebung der nationalen Strebungen ihre stütze zu suchen und zu finden, den sichersten Schutz gegen den drohenden Umsturz vom Zentrum zu erwarten. Um so unentbehrlicher wird die Arbeit des Evangelischen Bundes zur Wahrung der deutsch- protestantischen Interessen. Er hält daran fest, daß neben dem anstürinenden gott- und glaubenslosen Materialismus die siegreich vordringcnde Gewalt des unter dem Schilde der Religion die Weltherrschaft erstrebenden Ultramontanismus den christlichen Glauben und die deutsckevangclische Bildung auf das Eriisllichste bedroht. Auch die 16. Generalversainnilung, zu der wir hierdurch einladen, soll »ns in dieser Ucberzeugung stärken und neuen Mut für den uns obliegenden Kampf verleihe». lieber den Dolch in der Kaiserlichen Marine ist aus Anlaß des Falles Hüssener der „Straßb. Post" von einem ehe maligen Offizier eine Zuschrift zuaegangen, in welcher es zum Schluß heilst: „Wenn Hüssener der Träger einer Waffe nach Art z. B. des Jnfaiilerie-^citengewehres gewesen wäre, so könnte man mit Sicherheit amiehliieu, daß er vielleicht dc..i Hartman» ein Ohr oder Schlüsselbein entzwei geschlagen hätte, jedenfalls wäre Harlmniin aber schon längst aus dem Lazarett entlassen, anstatt, daß über zwei Familien ein so schreckliches Unglück herein- gebrochen wäre. Solange nicht lauter fertige Charaktere eine so gefährliche Waffe in die Hand bekommen, solange in Deutsch land noch Alkohol genossen w>rd, ist eine Wiederholung des Essener Falles durchaus nicht ausgeschlossen! De öffentliche Meinung hat schon Abschaffung des Seitengewehres der Fähnriche z. S. — wenigstens für Beurlaubte — gefordert Wenn wir auch nicht so weit gehen wollen, so müssen wir aber unbedingt von der Marinevcrwalttmg verlangen, daß sie an Stelle des Dolches eine weniger gefährliche Waffe cinsührt, die in erster Linie als Hieb waffe dienen kann, nicht aber gerade zum Stechen zwingt, wie das jetzige Seitengewehr der Fähnriche z. S " Gegen die Uebertreibung der gewerblichen Negl e- mentierung wenden sich die „Hamb. Nachr." in einem Artikel, in dem aus die Ungleichheit hingewicscn ist, daß Wirte noch Zigarren nach dem Ladenschlüsse verkaufen dürfen, während es den Zigarrenyändlern untersagt ist. Wenn letztere das Verbot auch auf die Wirte ausgedehnt haben wollten so sei das eine Schädigung der Konsumenten, es sei den», daß man ein Gesetz schassen wolle, von dem von vornherein anznnchmen sei, daß es vielfach »mgangen würde, weil man nicht so viel Gendarmerie auf die Beine bringen könne, um die Kontraventionen nur einiger maßen zu kontrollieren. Weiter heißt cs dann' „Hier aber stoßen wir auf den gefährlichen Punkt Wir sind auf dem Wege, um des Prinzips und der architektonischen Vollständigkeit deS Ge bäudcs willen Gesetze und Verordnungen zu machen, von deren Undurchführbarkcit wir im voraus überzeugt sind Bisher tvar es unser Stolz, daß im Unterschiede von anderen, namentlich ge wissen romanischen Staaten, icdcs Gesetz als ein staatlicher Befehl aalt, an dessen korrekter Ausführung weder für die Durean- rratie noch für daS Volk der leiseste Zweifel bestand. Sollen wir in Zukunft eine Kategorie von Gesetzen schaffen, betreffs deren von vornherein ein stillschweigendes Ucbcrcinkonimen be steht, daß sie nur dekorative Bedeutung habe», die Verwaltung aber im Ernst nicht beeinflussen sollen? Es ist selbstverständlich, daß die verderblichen Folgen einer solchen Bahn, wenn man sich wirklich auf ihr einlebte, für die gesamte Staatsverwaltung und für Kn ganzen öffentlichen Geist nicht ausbleibcn könnten. Unser Beamtentum fleht in aller Welt hochgeachtet da tvegcn seiner makellosen Pflichttreue. Glaubt man, daß dieser unschätzbare Vorzug a»f die Dauer zu erhallen wäre, wenn bei de» Beamten sich die Vorstellung fcftsehte, daß es eine Art von Gesetzen und Verordnungen gäbe, mit denen eS nicht so genau zu nehmen sei? Wir glauben, es wäre Hobe Zeit, umzukehren ans einem Wege, kr für eine solche Entwicklung auch nur die bloße Möglichkeit in sich zu bergen scheint. Nicht immer neue Reglements z» erfinden, um die unerwünschten Konsequenzen der alten zu be seitigen, ist der Weisheit letzter Schür«: das hieße, kn Fluch kr bösen Tat, daß sie fortzeugcnd Böses muß gebären, sich ganz ungestört ouslekn zu lassen. Nein, man entschließe sich, ine ursprünglichen Fehler der in Rede stehenden Gesetzgebung unter die Lupe zu nehmen. Im Falle kr von den Ziaarrenlakn- besitzern erhobenen Klagen z. B. liegt der prinzipielle Fehler darin, daß man ein Gesetz, welches lediglich den Zweck des Arbeiter- schütze- halte, auch auf die Arbeitgeber auskhntc. Bei der Sonntagsruhe. mit welcher ja der Anfang gemackst wurde, hat ursprünglich außer der Sozialdemokratie niemand daran gedacht, dieselbe auch den Ladenbesitzeni und deren Familien auszwinpen zu wollen. Erst im Lause der Beratung gefiel es dem sozial politischen Führer des Zentrums, Herrn Hitze, sich zu dem sozial demokratischen Standpunkte z» bekehren. Daß er nicht nur Ke Mehrheit des Reichstages, sondern auch die Regierung mit sich svrtriß, lag in den seit dem Ausscheiden des Fürsten Bismarck entstandenen Verhältnissen begründet. Bei der Einsührung des Nciiiiulirladenschlusscs ist man dann natürlich um so leichter auf die gleiche Methode hinausgekommen. Hätte man sich mit der gesetzlichen Ruhe für die Angestellten begnügt, so wnrku Zu- Mittungen an den BunkSrat. wie die oben näher gekennzeichneten, überhaupt nicht möglich gewesen sein. Lasse man doch endlich ab von dem Wahne, die Menschen gegen ihren Willen glücklich machen zu wollen, »nd ebenso von dem erslaunlickn Selbsiver- traue», daß ei» Dutzend Gcheiniräie im Reickanit des Inner» ii» stank seien, das vielgeslalletc wirtschaftliche Lebe» eines großen Volkes bis in seine seinslen Verästelungen, den auf Grund einer langen Vergangenheit entstandenen Verhältnissen entgegen, ne» und nnsehlbar zum allgemeinen Wöhle zu regulieren! Man hat gesagt, das Publikum müsse in seinen wirtschaftlichen Gewöhnungen von Staatswegen erzogen werden Wozu es, wenn es mit der bisherigen Ncgleinelttiererci so Wester gebt, in Wahrheit erzogen wird, ist nach dem T lügen klar, nämlich zu Leichtfertigkeit und Uittvahrhafligkcit." Einen sehr scharfen Angriff gegen Freiherr» v Mir bach, den Lbcchosmeistcr der Kaiserin, richtet M. .Harden in der „Zukunft" ans Grund der Enthüllungen im Pommcrnbanl- vrozeß. Er bezieist sich ans Mirbachs Bemühungen zur Samm lung von Geldern für kirchliche Zwecke und kommt dann auf die Verbindung des „Kleinen Journals" mit der Bank zu sprechen: „Wir müssen voraussctzcn, daß der Freiherr v. Mirbach nicht weiß, wie oft die von ihm z» gottaesäiligcm Werke Auserwähltcu knirschend und stöhnend dein Ruse folgen, wie oft sie i» Heller Wut auskrcischen: Könnte ich nur, wie ich wollte! . . . Das hat freilich Herr Schultz gewiß »iemals getan. Er ist dankbar und verschwiegen Als er, an demselben Tage, wo Herr Leipziger als Zeuge veriwnimcu worden war. oom Staatsanwalt gefragt wurde, für welche „wohltätigen Zwecke" er denn die spurlos verschwundene Million ausgcgeben babe, verweigerte er hartnäckig die Aussage, Einen großen, vielleicht den allergrößten Teil hat sicher der frei- herrliche Kirchcnpatron klommen, der in 'einer Arglosigkeit den urchristlich frommen Hiipolhckenbankdireüor lieben lernte und in dem Hochgcstihl, eine schöne Mcnschewcclc gefunden zu haben, „au maßgebender Stelle" befürwortete, dem Pominernlnslilut für die Tuner der Schultzische» Aera den ganz »npewöhnlicheu, prioi- legiercnkn Titel einer Hofbank der Kaiserin und zugleich das nicht minder wichtige Recht zu verleihe!,, sich der „Staatsaufsicht durch die Königlich preußische Regierung" rühmen zu düricu. Auch wurde, gegen den Wunsch der Kaufmciiinjchastvorslcink, Here Schultz zum Kommerzicnrcit ernannt. Das geschah in Preußen, kurz vor km,Pommernkrach. lind ein paar Tage nach kr Ver- lcilniiig des Hosbanktitcls ließen die Herren Schultz und Nonicick 5000«) Reichsmark >n die Kasse des „Kleinen Journals" fließen, das damals das Organ des Fre'krrn v. Mirbach war »nd ohne neue Zufchüisc nicht zu halten gewesen wäre. Ich behaupte — uns der halbe Tiergarten weiß, — daß Herr Tr. Leipziger, der lustige Versscbinied, der Verfasser der „Balthausanna", kr witzige Coiiplctrcnner und Schwänke'imier, von dem Tkrhosmeistcr und- Kabincttsches Freiherr» ». Mirbach, Exzellenz, der Gunst des Pommcrnbcmkdirektors empfohlen worden ist." — Freiherr v. Mirbach wird nicht umhin können, darauf zu antworten. Von dem Sclstckial des Entwurfs über KaufmannS- gerichte erzählt die ..Soz. Pccixis": „Notorisch ist. daß die Vorlage ans uiiccwcnlet starke» Widerspruch imBundesrat gestoßen ist. Die Opposition der Handelskammern, zahlreicher Züchter und Rechtsanwälte gegen Kciiilmannsgcriclste überhaupt oder in An- gtiedcrnng an die Gcwcrkgerichte hat im BnndcSrctt bei manchen Mittel- »nd Kleinstaaten ei» lautes Echo gefunden, das das ein- müttgc Verlangen des Reichstags, der Gchilfcnvcrbändc und der Gewcrkgenchte ebenso wie die Joidernng Preußens und anderer Staaten zeitweilig ükrtönt bat. Wir Hallen cs aber für aus geschlossen, daß damit dte Kaufmcmnsgcrichlc beseitigt oder auf die lange Bank gctchokn werden könnten. Nachdem nach einem Jahr zehnt der Erwägungen und Verhandlungen, nach immer erneutem Mahnen und Trängen des Reichstags und der Interessenten vom fühlenden Staate eine Vorlage eingekocht worden ist, kann die Geschichte nicht ausgelie» wie daS „Hornberger Schießen". Die .Soz. Praxis" schließt daran die Aiiffvrdcrnng. es möge uns dem Reichstage sofort nach seinem Ziilammciitreten sehr energisch die Frage nach dem Schicksal des Entwurfs erhoben werden. Sie meint, die bürgerlichen Parteien dürsten sich diese Anfrage nicht von den Sozialdemokraten vorweg nehmen lassen, sondern müßten zeigen, daß ihnen die Erfüllung einer langjährigen Forderung der kaufmännischen Gehilse» und Arbeiter am Herzen liegt. Dem amerikanische» Eiienbahirkviiia Vandcrb.ilt wurde bei seinem Besuche in Danzig auf kaiserliche» Befehl der Negierungs- rat Kor» zur Bersügring gestellt. Ter Kommandeur der Leib- Htisaren-Brigade, Generalnrcnor v. Mackensen, ließ seine Karte an Bord der Jacht Vankrbills abgcben. In Danzig besichtigte Vnndcrbilt die Sehenswürdigkeiten: am Frühstück im „Danzigcr Hos" nalfincn der Regicrniigspläsiknt Jarvtzlh und Oberbürger meister Ehlers teil. Die Kapelle des Tanziger Fuß-Arlilleric- Rkgiinents konzertierte. Nach l Uhr begab sich Vandcrbilt zur Marienburg, von wo er 5>/r Uhr zurückkehrte; gegen 6 Uhr ging er wieder tn See. Der mit ihm befreundete Kommcrzicnrai Villeanmc a»S Köln befindet sich an Bord kr Jacht. Vandcrbilt, der jetzt 3l Jahre alt ist, ist auch in Danzig mit Bittgesuchen überhäuft worden. Dem .Hann. Cour." wird geschrieben: Vor einigen Wochen durch die Zeitungen die Nachricht, daß die lange geplante mmediatcingabe an den Kaiser, welche Freunde des D r. Peters ausgestellt hätten, um die Rehabilitierung des ehemalige» Reichs- kommissarS zu erbitten, an ihre Adresse abgegcmgen sei. Ten amt lichen Stellen, welche eine solche Eingabe unbedingt zur nähere» Nückäußerung zugchen müßte, ist davon aber noch nichts zu Gesicht gekommen. Tal,er ist cs nnzwcifclhast, daß ein Gesuch zu diesem Zwecke überhaupt nicht cingegangcn ist. Eine nachahmenswerte Verfügung hat der weimarische Kirchen- rat an die Snvcriiitcndenten des Gioßherzogtums erlasse». Er fordert, daß die Geistlichen sich mit den Resten kirchlichc r Sitten und Gebräuche, die noch im Lande vorhanden sind, näher bekannt machen und sie, wenn möglich, von neuem anflebeu laste». Es heißt in dem Schreiben, wie der „Tagt. Rundsch." milgeleilt wild: „Je schmerzlicher die Verarmung unseres Volks lebens an heimatlicher Sitte z» beklage» ist, um so mehr erscheint cs als unabweisbare Pflicht aller, die nnscr Volk lieb haben, und zumal derer, die zu seiner geistigen Pflege berufen sind, hier helfend einzutrctcn, »nd - weil Sitte nicht gemacht werden kan» — ans dem vergessenen Gut vergangener Zeiten wieder hervorzuholen, was vcidiciit. der Vcraesicnhcit eiikrisic» zu weiden. Z» diesem Dienste am christliche» Volke ist vor allein die evangelische Kirche, sind vor allein ihre Geistliche» berufen. Wir erachten cs daher für eine wichtige Ausgabe, soweit als möglich alles zusammen zu blingcii, waS an allen kirchliche» Sitte» und Gebräuchen anf dem Gebiete der Landeskirche »och nnchgewiesc» weiden kann, und ver sehen »iiS dabei der freudigen Bereitwilligkeit der Geistlichen, indem wir das folgende verordnen: Jeder Geistliche der Landes kirche hat in seiner Pfarrei durch genaues Nachsorjchen und Nach fragen zu erörtern »nd znsammeiiznslcllen, was an gottesdienstlicher Ordnung, kirchlicher Zucht »nd volkstümlicher christlicher Sitte in den einzelne» Gcinclnden besteht und, soweit eine Erinnerung noch vorhanden ist, in früheren Zeilen bestanden bat. Zumeist haben sich volkstümliche Gebräuche gebildet im Anschluß an Taufen. Kiichgänge, Verlobungen, Hochzeiten »nd Beerdigungen Dabei ind auch solche Gebräuche zu beachten, die an sich nicht lirchlicher nnd rcligicsier Natur sind, aber doch niit dem religiösen Leben des Volkes iii Berbindniig stehen, selbst wenn sic znm Bvlksaberglanben gehören. Ist man im stände, den Ursprung solcher Gebräuche an- zugebcii, so wird das sehr willkommen sein." lieber den „polnischen National sch atz", kr zur Vor bereitung der „Unabhängigkeit Polens" angcyäust wird, macht die „Ostmark", das Organ des Deutschen Osttnarkenvcrcins, nach dem Bericht im „Goniec Polski" interessante Mitteilungen. Der gr ämte Nattonalschatz hat danach anfangs Februar 1900 betragen: 173000, 1901 205 000, 1902 222000 und 1903 253000 Franken. In vier Jahren ist also der Nationalschab um fast 50 Prozent ange- wachsen. Hieraus ist zu ersehen, daß die polnischen Elemente der- jenigen Einrichtung, die zugestandenermaßen dazu dienen soll, die aktive revolutionäre Propaganda vorbereiten zu Helsen, von Jahr zu Jrrhr eine vermehrte finanzielle Unterstützung zuwenden Dreröner Nachrichten. »Ir. 2<»5. Seite 3. MM Sonntag. 2«. Juli 1»«»»
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