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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.07.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270719010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927071901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927071901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-07
- Tag 1927-07-19
-
Monat
1927-07
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.07.1927
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Nr. Z34 SeNe 0 —>Dresdner Nachrichten" — Dienstag. IS. JnN 1S27 Die ElbgausSnger in Aadeberg. Blauer Himmel und goldene Sonne lachten am Montag, dem ». Festtag. ÄuSflüge nach Hüttenmühle und Felixturm, Augustusbad und Liegau, sowie Besichtigungen der Sächsischen Glas fabrik und Radeberger Exportbierbrauerei füllte» für die Sänger, die in Gasthöfen. Bürger- und Massengnartieren am Festvrt verblieben waren, den Bvrmittag aus. Bon 12 bis 1 Uhr spielte das Siegsried-Hippe-Orchester Platzmusik auf dem Markt. Um 2 llhr versammelte sich eine zahlreiche andächtige Gemeinde Fremder und Cinheimischcr in der evan gelischen Stadtkirche zum Kirchenkonzert. - Vs war eine Beranstaltung, die gewissermasicn die Kirche den Festteilnehmern bot. Darum trug die kiiustlerischen Kosten in erster Linie der R a d e b e r g e r K i r ch e n g e s a n g v e r e i n. Kantor Werm hat seinen etwa 50 Frauen- und Männer stimmen umfassenden Chor restlos in der Hand, und von einer leichten gelegentliche» Neigung der Soprane, zu tief zu in tonieren, abgesehen, wird tadellos rein, ausdrucksvoll und voller Wohllaut gesungen. Auch dieses Programm redete zuerst in ergreifenden Tonen von Menschennvt und Gottes Erbarmen. Negers schmerzliches „Kurie eleison" für Orgel, gespielt von Studienrat K urt Schö n e. eröffnet«: die Feier stunde. etwas unruhig registriert, mit den Stimmen der an sich trefflichen Orgel aber vielleicht nicht anders herauszu- bringen. Dann folgten Werke sächsischer Kantoren, die auch um den Männcrgesang große 'Perdienste sicb erworben haben: von dem Chemnitzer Paul Geilsdorf die Chöre „Herr Christe, komm in unsere Not" und „Nach Sonne gehn", der erste herb und ties, der zweite voll edler pietistischer Weichheit, und das mit hoher Bvrtragskultur von Trud e K n ü p s e l - T ch ö n c «Dresdens gesungene erst schmerzlich stockende, dann er greifend tröstende Lied „Ach. wie flüchtig": von Paul Gläser «Großenhains das in großen Linien dahinfließende Lied „Zu Dir". Cs lebt etwas von altsächsischer Kantorenfrömmiakeit und -kunstfertigkeit in diesen Sachen, die Brahms zum Bor bild haben, ohne ihn zu kopieren. Weiche, innige, aber vor nehme Kantileuenmusik sind die Biolinstücke von W. Böhme, von denen drei zu Gehör kamen. Kapellmeister Siegfried Hippe spielte sie, begleitet von Kantor Werm, technisch vollendet, mit edlem, vollem Ton und Anödruck. Mit der Arie „Ihr Seraphinen" auS Handels „Samson" leitete die Sängerin jubilierend über zum Preis von Gottes Macht und Stärke, in den der Chor mit Mendelssohns 100. Psalm und die Orgel mit Fährmanns „lmroclvrionr- c kug:«", gemeistert von Kurt Schöne, machtvoll einstimmte. Sv schloß sich daS Programm zusammen zu seltener StimmuugSeinheit und hinterließ einen tiefen, nachhaltigen Eindruck. Nach 5 Uhr begann auf dem Kvnzcrtplatz daS 2. Festkonzert. Der Himmel hatte sich verdüstert, und just, als die Sänger daS Podium betraten, fielen ein paar Tropfen. Aber eS blieb bei dieser Drohung: daS 2. Festkonzert konnte programm mäßig durchgeführt werden. DaS H i p p e - Or ch e st e r spielte zuerst die Friedcnsfeier-Ouvertüre von Reinicke und begleitete sodann den ersten Gesamtchvr „O Schutzgeist alles Schönen" von Mozart, dem daS „SanctuS" aus der „Deutschen Messe", „Die Nacht" und „Der Lindenbanm" von Schubert folgten. War die Zahl der Säuger auch kleiner geworden, da viele zu ihrer Arbeitsstätte hatten zurückkehren müssen, so war die Klangwirkung nicht nur einheitlich und ausdrucks voll, sondern auch imposant, und Kantor S ch n e i d e r 1-Hvdcr- witzs ein klarer, überlegener Führer. Ein freundliches Intermezzo schloß sich au: die Tcbnitzer überreichten ihren Festzug-Blumenkorb dem Chepaar L e i b c r g. Die Gruppe Dresden folgte mit UthmannS Komposition „DaS Lied" lein hilfloses Machwerk ohne inneres Tempo und Ersin- dungSgabes, Nestlers wertvollerem „Gruß an die Heimat" und PetzvldS wirksamer und schlichter Bearbeitung des englischen Bolksliedes „Lang, lang ist'S her". Man sang unter Kantor Növvld (Dresden) mit so sorgsamster Abtönung, aber die Stimmen waren ungleichmäßig besetzt. Etwas schwerflüssig im Anfang, dann aber schwnng- und klangvoll bot die Gruppe Radeberg Engelbergs vornehm gehaltenen Chor „Die Gestirne". Drei G e s a in t ch ö r c unter Oberlehrer Kegel (Dresden): „Innsbruck, ich muß dich lassen" nach Jüngst. „All mein Gedanken" »ach Schreck und „Süß' Liebe liebt den Mai" von Silcher beschlossen die musikalischen Dar bietungen des 18. BundcSsestes. Noch aber gab es eine Ueberraschung: Die in gewissem Sinne programmatische Schlußrede von Professor Funke. Er beklagte mit beredten, feurigen Worten das immer stärker in Erscheinung tretende Mißverhältnis in der öffentlichen Bewertung von Sport und Männergcsang und Bolksgesang überhaupt, von körperlicher und geistiger Leistung. Er wieö daraus hin, daß der Sport immer mehr international werde, während der VolkSgesang in höchstem Sinne national sei und große nationale Aufgaben erfülle und erfüllt habe. Er konnte sich berufen auf die Worte Dr. StresemannS, daß die Aristo kratie des Geistes nicht ersetzt werden könne durch die Aristo kratie des Bizeps. Er beklagte, daß die Gesangvereine noch Lustbarkcitssteuer zahlen müßten, mährend die Sportler da von befreit seien, daß diese im RetchSauSschuß für Leibe». Übung eine staatliche Zentralstelle besäßen, der bentsche Volk»- gesana aber einer solchen entbehre. Gleiches Recht für alle von Staat und Stadt müßten die Sänger fordern. TS muß nicht heißen: Körper ober Geist, sondern Körper und Geist. Stürmischer Beifall folgt« diesen Ausführungen, bei denen sich die Sänger gewiß bewußt waren, baß es bann auch ihrer» feitS gelte, Opfer zu bringen und immer höheren Zielen zu zustreben. Daß aber der Redner an Dinge gerührt, die den maßgebenden Stellen zu denken geben sollten, daran ist nicht zu zweifeln. Möchte das 18. BundeSsest der Elbgausänger, daS sich musikalisch nicht voll auswirken konnte, in dieser Rich- tung nachwirkenl Wle-ersehensseler un- Denkmalswelhe in Dorna. Zu einem wahren Heimatfest gestaltete sich in Borna di« Wiedcrsehensfeier und Denkmalsweihe der ehemaligen Karabiniers. Die Stadt hatte reichen sinnigen Festschmuck angelegt, der Fest, und DenkmalsauSschuß ein großzügiges, würdiges Programm aufgestellt. Schon am Sonnabend waren zahlreiche Karabiniers in ihrer alten Garnisonstabt ein getroffen. Den frohen Auftakt des Festes bildete die Platz musik der Kapelle des Reiterregiments Nr. 12 sObermusik- meistcr Grübe). Am Abend vereinigte die Festteilnehmer ein Begrüßungskommers in der großen Reichalle, zu dem sich auch viel« ehemalige Offiziere des Regiments eingefundcn hatten. Nach dem Be- grüßungswort des Vorsitzenden des Karabinier - Vereins Borna, Leutnant d. L. a. D. Faust, ergriff der vorletzte Kriegskommandcur des Regiments, Generalmajor a. D. Moritz, Dresden, das Wort, der im Namen des Karabinier- OssiziervereiuS für den glänzenden Empfang aller Festgäste dankte und Grüße des früheren Kommandeurs, Generalleut, »ants Freiherrn v. Welck, überbrachte. Er lenkte dann die Blicke auf die ruhmreiche Geschichte des Regiments, die mit dem 1. November 1849 beginnt, erinnerte an die ruhmreichen Kämpfe der Karabiniers vor allem bei Buzancy. Anczlawka und Helsingfors und mahnte dann, die alten Soldatentugenden gegen alle Widersacher von links hochzuhalten, besonders aber dem alten lieben Regiment und dem Vaterland die Treue zu bewahren. Weitere Ansprachen hielten Erster Bürgermeister Dr. Lange, Borna, Korvettenkapitän a. D. Wieblitz als Vorsitzender der vereinigten vaterländischen Verbände von Borna und Umgebung und Major d. R. a. D. Naumann im Namen des Sächsischen Militäroereinsbundes u. a. Künst lerische Darbietungen umrahmten die Ansprachen. Der Sonntagvormittag brachte Weckruf, Kranz niederlegung im Ehrenhain der Stadt und Feld- gottesdienst aus der Reitbahn vor dem Reithaus der ehe maligen ersten und zweiten Eskadron. Die tiefergreifende Predigt hielt Superintendent Arnold, der langjährige Garnisongeistliche des Regiments. Im Anschluß an den Fest- gottcsdienst begrüßte Generalmajor Moritz die Alt veteranen, die teilweise auch weite Reisen nicht gescheut Hütten, um am Ehrentag des Regiments zugegen zu sein. Einer der Herren im ehrwürdigen Silberhaar kam aus Rostock, ein anderer aus München. Rührend war auch der Anblick des im 88. Lebensjahre stehenden Alfons Polster aus Oelsnitz i. B. Die Altvetcranen wurden beim Festzng in Kutschen mit- gesahren. Gegen ^8 Uhr setzte sich sodann unter dem Jubel der Bevölkerung der riesige Festzug nach dem zu enthüllenden Denkmal in Bewegung. Hierbei konnte man zahlreiche Offiziere und Mannschaften, teils be ritten, in ihren alten Uniformen sehen. Ferner ritt die Tra- ditivnsschwadron aus Grimma (Führer: Rittmeister Krüger) im Zuge. Rund vierzig Fahnen wurden mitgeführt. Außer den Bornaer vaterländischen Verbünden waren sehr viele aus wärtige Vereine vertreten. Sechs Kapellen und einige Spiel- mannSzüge spielten die Marschmusik. Der Zug wurde in allen Straßen stürmisch begrüßt und öfters auch mit Blumen über schüttet. Die Deukmalswcihe verlief überaus feierlich. Superintendent Arnolds tief- ergreifende Weiherede gründete sich auf das Bibelwort: „Sie haben überwunden durch des Lammes Blut und durch Worte ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis an den Tod." Im weiteren Verlauf der Weihe hielt Generalmajor a. D. Moritz eine packende Ansprache, deren Grundton ge tragen wurde von dem stille» Gedenken an die vielen gefalle nen Kameraden in Lothringen, Rußland und Finnland. DaS Neiterdcnkmal hier nach dem Weltkriege 1914/18 weckte aber neben der Trauer leider noch recht trübe Ausblicke für die künftigen Zeiten in unserem deutschen Vatcrlande. Der Redner schloß seine beherzigenswerten Worte als Mahnung an kommende Geschlechter mit dem Spruch eines großen Deutschen aus jener trüben Zeit von vor hundert Jahren: „Laßt uns trotzdem an Deutschlands Zukunft glauben, an ein freies, einiges, deutsches Vaterland!" Nun erfolgte die Enthüllung des herrlichen Denkmals, eines bronzenen Reiters des ehe maligen stolzen Bornaer Regiment». Da» Standbild ist außer vier anderen vom Bornaer Künstler K.Möbiu», «u»«1t Berlin-Friedenau, entworfen und auSgeführt worden. Die Züge de» Reiter» tragen die de» letzten Krieben»komma«d«ur» Jahn, der vor drei Jahren zur großen Armee abgeruse» wurde. Am Gockel de» Denkmal» sind di« Namen der G«. fallenen, 21 Offiziere und 1VV Unteroffiziere und Mannschaften, verzeichnet. Als sichtbare» Zeichen treuen Gedenken» wurde, eine stattliche Anzahl prächtige Kränze am Fuße de» Denkmal» niedergelegt, von den verschiedenen Offiziersvereinigungeil, Karabinier-, Militär, und Schützenvereinen, vaterländische, Verbänden, Frauenvereinigungen und Privatpersonen. Unter den Blumenspenden befanden sich auch Kranzspenden de» König» Friedrich August sowie von der Großherzogin-Witw« von Sachsen-Weimar, deren Gemahl der einstige Ehef de» Ka. rabinter-RegimentS war. Nach der DenkmalSweihe fand in der Kasernenstraß« noch ein Vorbeimarsch vor General Moritz statt. Der Rest de» Sonntages brachte Festbälle in den Sälen der Börsenhalle, des Sterns und der Mlhelmshvhe. — Am Montag folgte ei» Besuch der alten Garnison Pegau. Reichlich 200 Angehörige der früheren Pegauer Garnison, zum Teil mit Familie, rückten in Pegau ein, um programmgemäß ein Wiedersehen in und mit ihrer alten Garnisonstadt zu feiern. Auch hier wurden die Kameraden von Stadtbehörbe und Bürgerschaft auf das Herz- lichste begrüßt. Der Zapfenstreich -er Knaben- »nd Iugendorchefter anf dem Lheaterplatz. Der günstige Eindruck, den die musikalischen Darbietungen des Sonnabend Hinterlieben, wurde noch vertieft durch den Zapfenstreich, der am Montag abend auf dem Theater- platz stattfand. Mit klingendem Spiel rückten die Lhöre an und nahmen vor der Rampe des Opernhauses Ausstellung. Kammervirtuos Fried mann leitete das Ganze. Die Musik, folge enthielt neben dem Krönungsmarsch aus den Fol- kungern und der Lustspielouvertüre von Kelar vela in der Hauptsache Militürmärsche und am Schlüsse daS Nieder, ländische Dankgebet. Mit erstaunlichem Schwung und Feuer wurde alles gespielt. Rhythmisch einwandfrei und exakt er- klangen die Weisen. Erstaunlich war bas Zusammenspiel, vor allem auch bei den Fanfarenmärschen mit Feldtrompeten. Die größte Steigerung ward aber im Dankgebet erzielt, als mit haarscharfer Präzision die Tambourzüge einschlugen. Nach einer Zugabe erfolgte der Abmarsch in Richtung Ostra-Allee ebenfalls mit klingendem Spiel. Die riesige Znschauermenge, die den Platz umsäumt hielt, kargte nicht mit Beifall und brach wiederholt spontan in laute Bravorufe aus. Mit Stolz kann der Landesverband auf seine erste Verbandstagung zurückblicken, die all die aufgewendeie Mühe in so reichem und wohlverdientem Maße lohnte. —* Einbrüche auf dem Lande. Der Einbruchs-dievstahl i« die Verkaufsstelle Lichtenbcrg des Konsumvereins Puls nitz und Umgegend, wo einer der geflüchteten Spitzbuben den Kriminalkommissar iltöllig tödlich verletzte, lenkt die Aufmerk samkeit auf gleiche oder ähnliche Straftaten. Zwei Tage zu vor. in der Nacht zum 11. Juli ist ein überaus frecher Ein- brnch in die Verkaufsstelle des Konsumvereins Vorwärts in Dorfhain bei Klingenbcrg verübt worden. Um in die Räume zu gelangen, wurde eine Eisenstange aus einem Fenstergitter herausgcwuchtet. Gestohlen wurden Wäsche, Seife, ein Posten Wurstwarcn und andere Sachen. Alle Be hältnisse sind nach Geld-, burchwühlt worben. Es wird ver mutet, daß zwei Personen als Täter in Betracht kommen, die gewerbsmäßig das lichtscheue Diebeshandwerk betreiben. - In Rähnitz-Hellerau wurde vor mehreren Tagen eine Mechanikerwerkstatt erbrochen und daraus zwei Herren räder, zwei Mikrometer und andere Dinge gestohlen. — In Altendorf. Sächsische Schweiz, erbrachen unbekannte Spitz buben ein Gasthaus, und entwendeten verschiedene Genus- mittel, danlnter einen Posten Wurstwaren, Schinken und Butter. — Kurz zuvor war in Ehrender« bei Hohnstein, Sächsische Schweiz, eine Fleischerei erbrochen worden, wo -cn Dieben außer 20 Mark Wechselgeld auch Fleisch» un- Wursi- waren sowie Kleidungsstücke in die Hände gefallen find. - In Weißig, Bezirk Kamenz, wurden in einem gewaltsam geöffneten Keller ein Posten geräucherter Schinken und «Speck, sowie über zwanzig Stück Butter erbeutet. — Ein Einbruchs versuch wurde in -er Freitagnacht in das «Stationsgebäude des Haltepunktes Neucoswig unternommen. Erhebliche Blutspuren lasten darauf schließen, daß sich der «Spitzbube ver letzt haben muß und vielleicht deshalb ein weiteres Vor dringen aufgegcbcn haben dürste. — Georg ». d. Gabelenz «nd Rudolf Henvner lese« i» der IahreSscha«. Mittwoch 8 Uhr setzen die Dresdner Dichter Geoce v. d. Gabclenz und Rudolf Heubner die Borlesungen der Freien Vereinigung Dresdner Schriftsteller mit ihren Vorträgen aus eigenen Werken In den Llchtspieln der IahreSschau fort. Neben Balladen liest Georg v. d. Gabelenz eine Michelangelo-Novelle, während Rudolf Heubncr aus dem Manuskript eines demnächst er- scheinenden neuen Balladenbuches liest: ferner liest er ein« Groteske. Der Eintrittspreis beträgt 1 Mk. Vorverkauf bei RleS, Seeftraßc, und ln der KarlenauSgabe der IahrcSschau. Frankfurt a. M. findet am 14. August ein großer Feuer- wehrmnsikertag statt. Alle Fcuerivelirkapellen des In- und Auslandes können sich an einem Wettbewerb für Fcnerwehr- mnsik beteiligen. Anmeldungen an die Leitung des Fener- wehr-Musikcrtages, Frankfurt a. M., HauS Offenbach. Es bat sich ein Ausschuß unter der Führung von Branddirektor Schanker gebildet, der die verschiedenen in Frage kommenden Veranstaltungen vorbereitet. f* Staatliche Unterstützung der Vcrsuchsbauten des Destaucr Bauhauses. Die Reichsforschungsgesellschaft für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen hat beschlossen, der Stadt Dessau für Versuchsbanten unter Leitung des Direktors des Bauhauses, Professor GropiuS, einen Betrag von 800 000 NM. zur Verfügung zu stellen. Diese Mittel werden eS gestatten, daß aus dem Törtener Siedlungsgelände bereits in kürzester Zeit weitere ISO Einfamilienhäuser in Angriff genommen werden können. Außerdem ist Professor Gropius ein einmaliger Zuschuß bis zu 50 000 RM. zur Ver fügung gestellt worden, der zur Prüfung besonderer Bau maschinen und ihrer wirtschaftlichen Durchbildung für daS Törtener Vanversahren dienen soll. f Das Dürer-Jahr in Nürnberg. Ain 6. Avril 1528 starb Albrecht Dürer in Nürnberg, wo er bekanntlich auch geboren worden war und den grüßten Teil seiner unsterb lichen Werke geschaffen hat. Anläßlich der 400jährigen Wieder kehr seines Todestages soll tu Nürnberg eine Reihe von festlichen Veranstaltungen abgchalten werden. Man bereitet sich schon jetzt auf das Dürer-Jahr vor. Die Originale seiner sämtlichen Gemälde und Holzschnitte Dürers werden aus der ganzen Welt zusammengebracht und in einer Svndcraiiö- stellung des Germanischen Museums vereinigt. Als Er gänzung wird die alte und die neue Dürer-Literatur eben falls iin Germanischen Museum zu einer besonderen Schau znsammengetragcn, ebenso seine eigenen literarischen und technisch-wisieiischastlichcn Werke über Fragen der Architek tur nsw. Sein Wohnhaus, das bekannte Dürer-Hans am Tiergärtnertor. wird gründlich erneuert, damit es sich den vielen erwarteten Fcstgästen in würdigem Zustande zeigen kann. Die Volkshochschule veranstaltet besondere Vorträge über Dürers Leben und Schaffen: die „Meistersinger" werben als Opcrnscstspiel mit den besten auswärtigen Kräften in Szene gehen. Alte Hans-Sachs-Spiele werde» an der Stätte ihrer ursprüngliche» Aufführung, iin Katharinenban. zur Darstellung gebracht werden. Anf dem alten, von historischen Gebäuden umrahmten Marktplatz sollen mittelalterliche volks tümliche Veranstaltungen, wie Tänze der Gesellen, dasSchem- bartlausen n. a., an die Zeiten des Nürnberger Meisters er innern. Die Stadt als solche leitet die Dürer-Feiern durch einen Festakt im Nathause ein. Der bekannte Kunsthistoriker Professor Dr. Wölfflin-Basel wird bet dieser Gelegenheit die Festrede halten. Vor dem Dürer-Denkmal ist eine öffent liche Gedächtnisfeier und Huldigung vorgesehen. -s* Ein deutscher Höhlenforscher nach Amerika berufen. Dr. H. Tropsch, Abteilungsvorsteher am Kaiser-Wilhelm- Jnstitut für Kohlenforschung in Mülheim-Ruhr, wird im Juli auf Einladung der Amerikanischen Chemischen Ge sellschaft in deren Institute of Chemistry in State College, Pennsylvanien, Vorträge über Katalyse halten. Erklärte Wunder Japans. Die Welt ist voll von Wundern, so wett es sich dabei um Dinge handelt, die sich der gewöhnliche Menschenverstand nicht erklären kann. Aber der Blick des Gelehrten erkennt da, wo sich dein Laienauge nur ein tiefes Geheimnis darbietet, das Walten unverrückbarer, einfacher Naturgesetze, die diese Wunder des Rätselhaften entkleiden. Einige solcher seit ur alten Zetten in Japan verehrten Wunder erklärt der auS gezeichnete Botaniker der Wiener Universität Prof. HanS Molisch in seinem Reisewerk „Im Lande der ausgehenden Sonne". Sehr berühmt sind in dem Jnselreich die „Sieben Wunder von Shiwobara", die allen fremden Besuchern gezeigt werden. Es handelt sich hier aber in fünf Fällen um leicht erkennbare botanische Erscheinungen. Der Nadelholz bäum, dessen Neste nach ab wärts wachsen, ist eine Kryptomerie, deren merkwürdig nach unten gewachsene Aestc durch die am Standort gegebenen Vclichtungsverhältntsse in ihrem Wachstum bestimmt wurden. Die Acste waren durch die mächtig entwickelten Baumkronen »nd die umgebenden anderen Baume so beschattet, baß bas beste Licht während ihrer Entwicklung schief von unten kam: sie wuchsen daher schief nach unten, und diese Richtung wurde »och verstärkt durch den im Winter auf die Zweige fallenden Schnee und den von Norden kommenden starken Wind. Der VambuS, der „in einer Nacht erwachsen ist", gehört zu einer überaus rasch wachsenden Art, die in den Tropen in günstigen Fällen etwa 80 Zentimeter am Tage wächst, also nichts Wunderbares bietet. Der „im Winter wachsende Knöterich" steht an einer warmen Quelle, die ihm auch in der kalten Jahreszeit genug Wärme zuführt, und der „im Winter blühende P f l a u m e n b a u m" gehört zu einer Art, die im Süden Japans regelmäßig im Nachwinter blüht und daher an sehr geschütztem Platz auch schon im Winter zur Blüte gelangen kann. Das fünfte „Wunder", „das Schilf. rohr, dessen Blätter alle nach einer Seit« ge wendet s i n d", unterliegt auch den Gesetzen des Heliotropik- mns, indem sich die Blätter mit ihren Spitzen nach Süden wenden, weil sie dort die beste Beleuchtung finden. Auch daß es in Shiwobara nur ein einziges Rabenpaar geben soll, läßt sich aus der Gebirgslandschaft erklären, die ohne Aecker ist und den Raben nur spärliche Nahrung bietet. Am schwersten zu beuten ist bas siebente Wunder: „Der Floß ohne Fische". Molisch fand, daß dieser kleine Fluß trotz klaren, rasch fließenden Wassers keine Lebewesen und Pflanzen aufweist, so baß den Fischen die Nahrung fehlt. Es ist anzu nehmen, daß oas Flüßchen irgendwelche giftige Substanzen enthält, die das Aufkommen von Fischen und andere« Lebe- wesen verhindern. Ein anderes berühmtes japanisches Wunder ist der „Stein des Todes", der etwa eine halbe Stunde von Nasu-Uumoto entfernt liegt und der seinen Namen davon er halten hat, daß er jedem lebenden Wesen bei der Berührung den Tod bringen soll. Eine Sage berichtet, daß ein schönes Mädchen Tamano, der Liebling des Kaisers Konsex (1142 bis 1155 n. Chr.), die aber tatsächlich ein böser Dämon, ein neunschwänziger Fuchs war, sich in diesen Stein verwandelte, nachdem ihr unheilvoller Zauber erkannt war. Mit den Augen der Wissenschaft betrachtet, erscheint dieser Stein gar nicht gefährlich, wohl aber der Platz, auf dem er liegt, denn dieser Ort strömt giftige Gase aus, die sich bet windstillem Wetter anhäufen und den Tod von Menschen ober Tieren her- vorrufen. Das Gas verbreitet sich bei windigem Wetter in weitem Umkreis und ist schon durch den Schwefelgeruch fest zustellen. Ein anderes vielbesprochenes Wunder Japans sind di« sogenannten Zauberspiegel, metallene Spiegel, deren Rückseiten mit erhabenen Figuren versehen sind. Diele Relief figuren lasten sich in dem auf die Wand reflektierten Licht deutlich erkennen. Daher nennt man diese uralten Spiegel „Spiegel, der bas Licht burchläßt". Diese lange Zeit rätsel voll« Erscheinung beruht nach den Untersuchungen zweier eng lischer Forscher darauf, baß bei der Bearbeitung und Glättung der Spiegelseite die dickeren Teile oberflächlich flacher bleiben als die benachbarten dünneren. Die flachen, ebenen Teile der Spiegelseite, die dem rückseitigen Relief entsprechen, werfen die Lichtstrahlen parallel zurück und erscheinen daher im Bilde hell, die etwas konvexen übrigen Teile dagegen zerstreuen die Lichtstrahlen und erscheinen daher matter. Die Unregelmäßig keiten in der Krümmung sind so klein, daß man in gewöhn lichem Lichte nichts davon merkt, aber im starken Sonnenlicht veranlaßen sie das Erscheinen des „magischen" Bilde- bek Rückseite des Spiegels.
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