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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 31.05.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060531024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906053102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906053102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-05
- Tag 1906-05-31
-
Monat
1906-05
-
Jahr
1906
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Donnerstag. 21. Mai LVVO P» Nr. 118 Artillerie-Regiment ein. 13 Mir 27 Mi», mittags kehrte er nach Dresden zurück, nahm im Residenz'chlusse einige Vorträge entgegen und begab >ich dann mit de» Prinzen-Söhnen »ach der König!. Villa i» wachwitz. wo um 2 Uhr die Mittagstafel statt- fand. —* Ihre Äiajestät die K ö n i g i n - W i t w r empfing ^ster» nachmittag de» ncuernaiinlen König!. .Kainiuerberrn vv» -:Äönberg-Oberceinsberg in Audienz. Zur heuiiae» Tafel bei der Königin ist der Herr ctaalsniinister von Mehfch-Rrichenbach nebst (sie mahl in nnt Einladung ausgezeichnet umrden. —* Herr Rechtsanwalt und Notar Alexander Th iemer in Zittau feiert heule sein üojährigcs Notar- subilani». —* Im Alter von 87 Jahren verstarb heute vormittag in Möschwitz der seit vielen Jahren in Pension dort lebende Herr Major v U nger. —* Bei der Verwaltung der Königlich Sächsischen Stagts- ei'eiioahnen werden bereits ictzl mit großer Beichteunigung die Vorbereitungen getroffen, die für eine Einführung der Fahrkarten st euer auch im Königreiche Sachsen not- roendig sind. Zunächst ha, die Königliche Generaldirekuo» der StaalSeisenbahnen euieii sofortigen Neudruck aller derjenige» .Jahrkarten I., 2. und 8. .Klasse angeordnet. deren Preis Höher ist als 60 Pfg. Es ist jedoch bei den vielen Millionen der nen herznstellenden Fahrkarten heule nvch nicht mit Sicherheit zu lagen, ob tat'äetslich alle mil der neuen Steuer belasteten Fahrl- anSweife dis zum 1. August d. I.. an dem auch in Sachsen die Jahrkartcnsieuer in Mast treten soll, sertiggcslellt werden sonnen. Tie Steuer wird nalnrgeinäß auch in Sachsen »ach den bekannten, vvni NeichSiage deichlosseneri niid ovin Bundes- rake ienehinigten Sahen erhoben uiid soll gleichwie u> Preußen mil in den tarifmäßigen Fahrpreis eingerechnet werden, sodaß aii' den Fahrkarten Fahrpreis und Steuer in einem Betrage er- »einen. Alic!> bei den sächsiichen SiaaiSeiienbahiien ist die iunigriina der neuen Fahrkartenstener mit nichr »nbeträcht- iä>rn Schwierigkeiten verknüpsi. die hanvisächlich in deni kurzen Termine bi» zur Ein'übrung liegen. Tie in Frage kommen den Dienststellen sind letzt in neberbaiier Täiigkeil. »in das innen piotzlich zugeiallene erböhte Ntaß von Arbeit bis zum '.»eesehien Termin ivenigstenü in der Hauptsache zu erledigen. —* Zur Merallarkeirerbewegniig. Wie bereits mitgeteilt, iii cS geiler» >n Hannover zu einer Einigung zwilchen den aus- nandigrn Formern u»d Gießereiardeitern und den Arbeitgebern gekommen. Mit vieler Einigung in dem letzten, mit Streik überzogenen Verbände kann der seit acht Wochen andauernde Kampf in der Melallindusiric a!S beendet a»gesein» wer den. »ns eS dürfte die iur den 2. Juni angedrohte Massen- auSsvcrrung nicht e i n t r e t e n. In einigen Gießerei- bcirieben der Kweishauptmannichafl Dresden hat bereits heute s r n h ein Teil der aiiSgeiverrlcii beziv. streikenden Arbeiter die Arbeit wieder a u s ge n o m m e n, heute nachmittag wird ein weiterer Teil folgen, und von morgen früh ab werden die Fabriken wieder mil vollen Arbeitskräften tätig sein. ES dürfte aber noch eine geraume Zeit vergehen, bis alle streiken den Arbeiter wieder Beichäflignng gesunden haben, da an vieie der verlassenen Arbeitsplätze Arbeitswillige getreten sind, die zu schätzen und ivcitcr zu bescitzritigen sich die Arbeitgeber ver pflichtet haben. Ein Rest der Streikenden muß warten, bis Arbeitsplätze frei werben, die aber dann nach den getroffenen Abmachungen so lange nicht mit fremden Arbeitern besetzt wer den dunen, solange noch Streikende oder Ausgesperrte aus ihre Wiedereuiilellung reflektieren. — Ter Sächsische H a u p i m i j s i o n S o e r e i n ver einnahmte im Jahre 1905 160 865,1s 'Olk. (33 734,27 Mk. Epiphanien-Kollekte, 122 902,66 Mk. Beiträge. 159.10 Mk. Be» mwgenszuwachs, 4069.15 Mk. Zinsen deS VereinSvermöaensl. Einschließlich der unmittelbar in Leipzig eingezahlten Gelder sind im Vorjahre im Königreich Sachsen für die Herdenm-ission 261 797,41 Mk. gegeben worden. Thür die Jndenmission wurden 5974,81 Mk. vereinnahmt. Für die Hcidenmisjion waren 107 681,01 Mk., für die Iudeninission 14 378,66 Mk. vorhanden. In Indien, in Nkamba und im Dschaggalande unterhielt der Beregn Ende 1904 57 Stationen, 259 Gottesdienitlokale und 309 Schulen mir 64 Missionaren. 12 MissionÄchreriimen, 656 eingeborenen tbchilken und 12 811 Schülern idaoon ! 159 Kost- schnlerj. Die Seelenzahl der Gemeinden belief sich auf 21 7i)8. Heidenkauien wurden 200 vollzogen. — Eltern, Vormünder und Lehrherren seien ans das im Jahre 1894 vom Verein „Bolkswohl" in Dresden begründete Lehr lingsheini aufmerksam gemacht. Es befindet sich in dem eigenen Grundstück des Vereins Aiinenstraße 49, l., und hat den Zweck, unbescholtenen iniigen Leuten (Lehrlingen, Schüler» w.j. die nicht bei ihren Eltern oder Lehrherrrn wohnen können oder elternlos sind, das Elternhaus möglichst zu ersetzen und sie vor den Gefahren der Großstadt zu bewahren. Das Lehrlingshcim bietet den »ingen Leuten ein gutes, rechtes Familienleben und zugleich volle Verwiegung, sowie Aufsicht und Fürsorge der Hauseiter». Gesunde Wob»- und Schlasräume. sowie der Neureit entsprechende Waich- und Ladeeinrichtungen sind vorhanden, ebenso eine Haus- dibliolhek. die Tageszeitungen, ein gutes Pianino, Gesellschasts- 'viele usw. Tie Beköstigung ochninckhast kräftige Hausmannskost) ist gut und reichlich. Jeder Pflegling bekommt ein gutes reines Bett mit dazu gehöriger Bettwäjche, sowie Handtücher, ferner einen schrank für Kleidung. Wäsche usw. Das Pslegegeid be tragt monatlich 3-5 Mk. Ausführliche Prosoekte werden ans Wniilch zugeiandt. auch ist die Besichtigung des Instituts gern gestattet. Zur Zeit sind noch einige Stelle» zu vergebe» und tonnen Anmeldungen dort erfolgen. — Die Sektion Dresden des Deutschen v n d öfter- reichlichen T o u r i st c n k I u b s hat die S ch n tz h ü t! e .ui! dem M onte Piano, dem hervorragenden, viel besuchten Aussichtsberae im Herzen der Ampezzcmcr Dolomiten, über nommen. Außerdem ist das Markiernngsgebiet bei Schinder- vach und Landro in sie Verwaltung der genannten Sektion ubergegangen. Der Monte Piano 12325 Metsrj ist von Schluder- b-ach aus gutem Wege in ungefähr orel Stunden zu erreichen Von w'.ucm Gipfel genießt inan eine nberwäliigende Rundsicht Selten unterläßt es der Besucher de- herrlichen Ampezzotales, diesen hervorragenden Gipfel zu besteigen, um von hier aus einen Blick in die erhabene FrlienwstdniS der Südtiroler Dolo inilen zu werfe». Die Monte Piano-Hülte joll später verarößer werden: serner ist die Anlage eine- vom Ampezzotal direkt nach dem Gipset führenden Metiersteig«» geplant, der bei de«, malerischen Dürrensec seinen Anfang nimmt. Vom Piano- Gipfel kann man in zwei Stunde» zu dem Misuriua- See gelangen, von wo der Weg weiter nach Tre Eroci und Eor lina sührt. Die Sektion hat bekanntlich bereit- in der Fonis- Dofana-Gruppe, südlich vom fvlonte Piano. Fuß gefaßt und baut in dem landschaftlich schönen Travenanzes-Tale die Wols- GlanvclK'siittc — Sine hiesige Lehrersamiiie beabsichtigt, in diesen Sommer- serien eine A»za»l M ä d ch e n im Alter von 8 bis 44 2abren zu einem E rh »I u n g S-A u fe » t h a l t' a n die Ostsee milzunehmen, und zirmr nach dem unmittelbar an einem Kiesern- walde gelegenen Badeorte H o r st bei Kolbcrg, der die größten Vorzüge eines Seebades, nämlich Seeluft, Waldluft und kräf- lige» Wellenschlag, ui sich vereinigt. Anmeldungen werden »logischst bald erbeten, da nur eine beschränkte Zahl von Mäd- eben Ausnahme finden kann. Alle weitere Auskunft erteilen die in der Bilchlmiidlung von Holze u. Pahl i'Adlersche Buch handlung, Mariensttaßcs und in der höheren Mädchenschule von Fräulein Leonhardi (Ltephanienstraße 14> auslieaenden Pro- ipekic, sowie der Unternehmer Max LieberS, Lehrer an der Schule z» 'Nat und Tat. wohnhgst in Dresden-Plauen, Kaitzer Straße 120. —* Der Mannergesangverein „Tannkäuser" (gegründet I8ll>. einer der ältesten Männergesangvcreine Dres dens, versendet sein Jahrespragramin, ans dem zu ersehen ist. daß der Verein neben der Kunst und dem deutsche» Liede auch die Geselligkeit pflegt. Das Programm weist außer Konzerten größe re» Stil? und Veranstaltungen, bei denen sich der Verein in den Dienst der Wohltätigkeit stellt, kteinere und größere Partien mit Angehörigen, Wandec- »nd Herrenabende, Vogelschießen. Kostüm feste und dergleichen ans. rin Beweis, daß der Verein seinen Mit gliedern edle und fröhliche Genüsse zu bieten im stände ist. Der Verein hält leden Dienstag im Restaurant „Kronprinz Rudolf", Schreibergasse 12. abends von 9 bis II-Uhr seine Ucdungs- stni'.den ab. ist-inöglicb, daß c» noch vor Pfingsten hier u Streike der Barbier- und Friieurgehilsen -* Die hiesigen Barbier- und Fr i > e u r g eh i lf e n sind in eine Lohnbewegung einaclrelen und verlangen bessere Arbeiisbcdingungen und eine Erhöhung der Lohnsätze. Die Forderungen der Gehilienjchaft sind den Meistern bereits zrigegaiigcri, uns es ist in Dresden zu einem kommt. —* Poli; eibcricht ,k30. Mai. Im Besitze eines hier zur Hast gekommenen l9 Jahre alten Arbeitsbnrschen ist ein goldenes Kett r »- A r in band mit einem Brillanten vorgesunden wor den. das er auf der Feldherreiistraße gesunden haben will. Das Armband ist aber offenbar gestohlen, eine Anzeige darüber aber bisher nicht eingcaangeii. Der Eigentümer wird ersucht, sich in der Kriminalabteilnng. Hauptpolizei, Zimmer 29. zu mclden. — Ein etwa 20jähngcr Unbekannter, der sich Arthur Meißner ge iiaimt und angegeben hat. Malschülcr an der hiesigen Akademie zu sein, hat am 17. Mai eine hiesige Lehrerin unter dem Vor wände. Sprachunlerricht nehmen zu wolle», in der Wohnung aus gesucht und während einer kurzen Zeit, die er im Sprechzimmer allein gelassen worden ist, a»S einem Schreibtische ein Geldtäsch chen mit 1 65 M k. gestohlen. Da nicht ansgeschlosse» ist. daß der Unbekannte m ähnlicher Weile »och weitere Diebstähle versucht, wird vor ihm gewarnt. Sachdienliche Mitteilungen werden an die Kriminalabteilung erbeten. — In der Person eines angeblichen Schriftstellers aus Wien ist ein Betrüger ermittelt und se'igciioiin»e» worden, der sich unter erdichteten Angaben hier und vetinntlich auch auswärts bei Aerztcn Zutritt verschafft und bei ihnen Diebstähle, zumeist wohl an Kleidungsstücke», aus- gcsührt hat. Soweit bisher bekannt, hat er auch in zwei Fällen Bücher entwendet, und zwar : drei oder vier Bünde „Handbuch der plnisikaliWdiätetischen Therapie" von Gvldscheider und Jakob, ein Band „Das Weib in der Natur" und ein Band „Völker kunde". Ueber den Verbleib der Bücher ist noch nichts zu er mitteln gewesen, vor ihrem Ankäufe wird gewarnt. Sachdienliche Mitteilungen werden an die Kriminalabteilung erbeten. Bemerkt wird, daß der Festgenommene mit Radfahranzug (Lodenjoppe und Kniehose), Radfahrmütze mit kleinem Schild, branngeringelten Strümpfen und braunen Sandalen bekleidet gewesen lst. Er ist 170 Zcnlimeter groß, schlank, bartlos und hat gesunde Gesichts farbe. — Belm Ansipiingen auf einen im Gange befindliche» S t r aH e n b a h n w a ge n siel am Sonnabend ans der Plll- »itzci Straße ein Tiichler aus Gostritz zu Boden und blieb besin nungslos liegen. Er wurde in einen Hausrlnr gebracht, wo er sich in Inrzer Zeit wieder io weit erholte, daß er seinen Weg ohne fremde Hilfe fortsetzen konnte. — Aus dem Friedrichstädler Ran- gierbahnhofc sprang gestern nachmittag der Streckenarbeiter Dit- trich von einer ini Gauge befindlichen Lowrv herab, kam zu Fall und wurde tödlich überfahren. — Beim Ueberjchreiten der Fahrbahn der Bortzbcrgstraße wurde am Sonnabend ein füns- iähriger Knabe von einem unbekannten Radfahrer uni ge rissen und nbersaliren, wobei der Kleine einen Vordcmrmbnich erlitt. — Hier sind zwei junge Leute zur Anzeige gelangt, die am >9. Mai in den zeitigen Morgenstunden einen »mge» Mann nach dem Verlassen einer Schankwirtschaft auf der hiesigen Schösser gasse mit einem Spazierstocke dermaßen geschlagen haben, daß »ch dieser einen Verband hat aiilegen lassen müssen. Zu diesem Zwecke ist er mit einer Droschke nach der Verbandsstation Mar- ichallstraße 8 gekommen, wo er verbunden »nd alsdann wieder entlassen worden ist. Der Verletzte wird ersucht, sich bei der Kriminalabteilniig, Zimmer 30, zu melde». — Aus derPferdeaus- siellung in Seidnitz ist am 13. d. M. ans einem Aufbewahrungs räume sür Räder ein Fahrrad. Marke Wanderer, Dir. 76050, vcoehentlich ausgegcben worden Tie Person, welche das Rad in Empfang genommen und dafür das eigene zurückgelassen hat, wird ersucht, sich zwecks UmtaiijchcS der Näder bei der Königl. Polizeidirektio». Schießgasse 7, Zimmer 29, zu melde». — Nach dem wiederholt aus verschlossenen Kühlräninen des hiesigen Schlachtviehhofcs Fleisch gcstohlen worden war, ist eS jetzt gelungen, die Diebe in drei daselbst angestclltcn Personen zu er mitteln. Eine von diesen beging Selbstmord. — Von der Krimi nalpolizei ist heute ein hochgewachsencr lsijähriger Tischlerlebrling > e st g c n o in m e n worden, welcher seit Anfang dieses Jahres Frauenspersonen in Häuser nachgefolgt ist nnd sie in unsittlicher — Oberkrieasgrrich«. Aus militärisch ausgezeich stahl in fünf Fällen, Nnterschlaguug. Ungehorsam, sällchuug mit unrichtiger Abstattung einer dienstliche Weise berührt hat. Etwaige derartig belästigte Personen wolleu sich baldigst tn der Kriminalabteilung melden) —* Heut, (Mittwoch) abend findet in der Großen Wirt schaft un Großen Garten Doppel-Konzert statt. auSaesührt von der Kapelle deS Schirtzen Regiments (Leitung Stabshorntst A Helbig) und der Kaprllr des Hausrs (Wentscher). - * Der A », selsall bei Rathen wurde letzten Sonntag von Tausende» vo» Personen besucht, obgleich er schlecht passieren ist. Ei» Besuch des Falles nach dem Wolkrnbruche ist jedoch sehr lohnend und sür jrden Naturfreund von hohen, Interesse. Die größte Zerstörung findet man in Rathewalde bei der Muhle und am Amselsall. Wer sich nicht anstrenaen will, besuche nur Rathewalde und die Mühle, oder nur den Amselsall Beides läßt sich leicht mit einem Besuche der Bastei verbinden ausgezeichneten Dieb- zorsam. Urkunden- Mlchuug mtt unrtryttgrr Alfftattuiia etuer vtenstlichen Meldung. Mißbrauch der Dieiistgewalt zu Privntrwecken und Abhaltung eines Untergebenen von der Belchwerdcführung lautet die Anklage gegen den 1881 hier geborenen Unterossizier .Hugo Otto Genrncher vo» der 2. Batterie des 12. Feldartillerie-RegimentS. Der Ange klagte. der ein umfassendes Geständnis ablegt, hat als Ouartter- meffter seiner Batterie, welche Funktion er bereit- vom April l!>04 ab führte, in der Zeit vo» Oktober 1905 bis März d. I. sich fortgesetzt an den ihm anvertrauten Malischen Kammerbeständeu vergriffe». Insgesamt hat er 40 Paar Infanterie- und Reilstiesel, zum großen Teil völlig neue Ware im Werte von mehr als 400 Mk., beiseite gebracht und sie meisten» durch Leute seiner Batterie, die natürlich von den Verfehlungen des Unteroffiziers keine Ahnung Hallen, zu den in der Neustadt wohnhaften All warenhündlern Müller und Schröder schassen lassen, in denen er bereitwillige Abnehmer fand. Letztere, die sich als Hehler vor dem Zivilstrasgcricht zu verantworten haben werden, nahmen dem Unteroffizier die gestohlenen Schuhe znm Spottpreise von durch scdnittlich 4 Mk ab, während sie i» Wirklichkeit den dreisuchen Wert hatten. Ferner hak der Angeklagte an einen Einjährigen ein Paar Reitstiefel, sowie an eine Zivilperson in Stetzsch ein halb sür die Zeit seiner Abwesenheit vo» der Truppe deni Auge klagten seine Eigentumssachen zur Ansbewahrung Bei seiner Rückkehr machte der Mann die unangenehme Entdeckung, daß ihm ein Tnchanzug und drei Drillichanzüge fehlten. Als er Miene machte, die -wache zu melden, drang der Unteroffizier in ihn. davon abzrisehen, er werde ihm dasür Ersatz von den Kammer besländen geben. Um eine Entdeckung seiner Veruntreuungen zu vereiteln, hat G. in der Knminerhandliste und den Büchern falsche Eintragungen vorgenommen, immerhin hätte dir Sache nicht so lange gehen können, wenn die Kontrolle schärser anSgeüvt worden wäre. Als Motiv des strafbaren TunS des Angeklagten kommt keineswegs Rot in Frage, sondern der Hang z» einem leicht sinnigen Lebenswandel. G. nnterhlelt nämlich seit dem Sommer 1905 zu gleicher Zeit mit zwei Mädchen ein Verhältnis, denen er wertvolle Geicherike, goldene Uhren. Ketten, Armbänder nnd der gleichen machte und diese Sachen obendrein von Firmen bezog, die elfahrniigogcinäb die Kasernen mit ihren Preiskatalogen über schwemmen nnd ihre 'Waren zu einem verhältnismäßig viel zu hohen Preise gegen ratenweise Abzahlung anbieten. In erster Iiislanz ist G. vom Kriegsgericht der 23. Division unter Anrech nung der Untersuchungshaft mit 1 Monat zu 1 Jahr Gefängnis, Degradation, Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer vo» I Jahr 6 Monaten verurteilt, von der Anklage der Urkunden sälschung und der vorsätzlichen Abstattung einer Falschmeldung dagegen freigesprochcn worden. Mit der hiergegen eingelegten Beriifung erstrebt der Angeklagte eine Ermäßigung der Freiheits strafe und den Wegfall der Ehrenstrafen, indem er geltend macht, er sei in erster Linie zu den Unredlichkeiten dadurch veranlag worden, daß ihm während des vorjährigen Manövers ohne sein Verschulden 40 Mk. abhanden gekommen wären. DaS Ober lricgsgericht unter Vorsitz des Oberstleutnants v. Tettenborn und rinler juristischer Leitung des OderlriegsgerichtsiatS Justizrats Franz hält die ausgcworfene Strafe sür angemessen und verwirlt deshalb das Rechtsmittel. — Obcrlandesgericht. WarnuugendurchZertuugs- annoncen, cinerbestimmtenPerfonaufseinen Nomen etwas zu borgen, sind nicht strafbar! Eine allgemein interZsante Entscheidung von prinzipieller Be deutung fällte der Strafsenat des lächsischen Oberlandes- gerichtö. Der Kaufmann L. in Dresden hatte im Jahre 191! seine in Mügeln bei Pirna gelegene Minerakwassersabrik au den jetzigen Jiwaber, Kaufmann H.. verkauft. Er >oar dann noch bei seinem Nachfolger als Reisender tätig, wurde aber bann von H. entlassen und wegen Diebstahls angezeigt, indessen vom Gericht sreigesvrochcn. Kurze Zeit daraus bekam H. von der- schiedenen Kunden Anfrage», wie sie sich zu L. zu stellen Wien, ob er noch Eigentümer der Fabrik oder Reisender sei. Dies veranlaßte den neuen Inhaber, durch eine Zeitungsannonce jedermann zu warnen, dein Vorbesitzer einen Auftrag zu erteile» und ihm auf seine» 'Namen etwas zu borgen. L. fühlte sich hierdurch beleidigt und strengte gegen den Inserenten die Privai- klaa ' - -- > ans den mögensichaoen zu schützen. Form und Umstände ließen aber eine Beleidigungsabsicht nicht erkennen. Die vom Privatsiäger hier gegen eingelegte Revision rügte, daß die getroffenen Fest stellungen zur Anwendung des 8 193 nicht ausrcichten, da» Oberländcsgcricht unter Vorsitz des Senatspräsidenten KKrlr hat aber ans Verwerfung des Rechtsmittels erkannt, weil es gar nicht daraus ankomme, ob das Mittel, bas der Angellagle zur Erreichung seines Zieles wählte, hierzu geeignet war. Der Privatklägcr wurde zur Tragung der .Kosten des Prozesses verurteilt. —* Amtsgericht. Der aus der Untersuchungshaft vor geführte Arbeiter Friedrich Paul Braun batte eine Nacht im Abort eines fremde» HunseS ziiaediacht. in dem sich ein Waschbrett und andere Wirtschaftsgegenstände befände», die er beim Weg gehen mit fortiialun. Zwei 'Nächte später schlief er im Keller eines anderen Hauses und verübte auch hier einen Gelegenheit- aus allen Ländern und -seiten. — Die Kathedrale St. Stephan j u Ehölons >ur Marne ist ein Bau des 13. Jahrhunderts, dem. 26 eine WcBeile im klassischen Stil oorgebanl wurde mit :>en >"ner Zeit eigenlümiichen Doopeisäutc». Pilastern und j Gebä.ken. Dieser klassische Bau ist in seiner Art ebenso vor-! iressiich wie Las goli'che Schist. Das.Ganze Ost aber trotzdem cm Mißgriff, ganz ohne geistigen Zusammenhang und darum ohne künstlerische Einheit. Daß man sich solcher Disharmonien u irühere» Jahrhunderten gelegentlich bewußt war und sie zu uermeil-en stichte, dafür gibt cs mancherlei Belege. Sie sind uatü'lich vckaiuil, verdienen aber trotzdem, an diejer Stelle auf- gctühri zu werden. .Hierher gehört vor allein die Baugcschichtc des Mailänder Domes. Der Bau war durch das 16. Jahrhundert hindurch, irotz der herrschenden Renaissance, nach Lern ursprünglichen Plan goliicli sorlgesührt worden. Im letzten Viertel des Fahr- hundcns 'rillte PellegrinoS elegante barocke Westseite zur Aus- 'ühruug komme»! Lagcgcn protestierte aber Erchiicko' Feöerigo Borromco »no uamiie die Anfügung der. Barockiassaöe an den zierlichen gotischen Bau: „die eines PferdeleibcS an einen menschlichen Oberkörper, wie bei einem Walddelphin". Der Bau wurde im Lause des 17. Jahrhunderts nach Buzis Entwurf gotisch zu Ende geführt. Die Kritik, die sich der Mailänder Erzbi'chof leistete, ließe sich durchaus aus die Kathedrale von Elhülons auweuoeii. - Der Bau der Westseite am Dom zu Florenz liefert iür meine Austastung einen weiteren Beleg. Noch iw letzten Viertel des 16. Fahrhunderts, der Zeit der Hochrenaissance, wurden dort die Seitcistassaden getreulich, im alten Stil, v. h. golisch verblendet. Es sollte min die Westseite geschmückt werden, diesmal im Stile der Zeit.. Auf die vor handene gotische 'Dekoration die neue Barockstissade zu bringen war unmöglich, es blieb al>o nicksts übrig, als die alle Fassade zu zerstören: dabei ginge» Werk: p»n 'Andrea Poano. Tonatello. Jacovo dclla Ouercia Gkibcrti u. o. zu gründe, ei" großer, „nersctzlichcr Verlust. Floren', war über diele Barbarentai enirüstet. Nach langem Streite wird vor der Mitte des 17. IohrhüNverts der Batockc»lw»ri von Baccio di Blauen zur I Ausführung angenommen: es kommt aber nur zum Verlegen l des Sockels, man war von dem Gelingen des Werkes nicht überzeug!. Die Neuzeit hat dann den bekannten gotischen l AbschliN! geschaffen. Man sieht, das Gebaren der Florentiner ! sieht nicht sehr nach jener Denkmalpflege aus, wie sie von den Historikern heute gefordert wird. Nun wolle man aber von mir nicht denken, ich beabsichtig« die Purisizicruiig unserer Denkmäler. Das liegt mir voll ständig fern. Ich bin für Erhalten des historisch Gewordenen: macht aber eine Zerstörung die Erhaltung zur Unmöglichkeit, so bin ich für ihre Ergänzung aus dem Geiste des bestehenden Alten heraus. Hierbei mit dem sogenannten „neuen Stil" zu arbeiteltz der trotz mehrfacher Ankündigungen immer noch nicht da ist, lcheint mir ausgeschlossen, aus dem einfachen Grunde, weil es eben keinen gibt und auf die heute angestrcbte Weise nie einen geben wird. Der historisch gebildete Archäologe betrachtet das Kunst- denlinal als eine Urkunde. Sie ist zu pflegen und in ihrem überlieserien Bestände zu erhalten, damit Gegenwart und Zu kunft das ihr Eigentümliche studieren können. Man betrachtet also das Baudenkmal, um die'es dreht cs sich hier, genau io wie eine alte Hansichrist, eine geschichtliche Urkunde, einen Urtext. 'Am liebste» möchte nia» das Baudenkmal wie diese in ein 'Archiv packen und dort verwahren. Da das nicht angeht, macht inan wirklich den Vorschlag, derlei Denkmäler nnter Glas zu iehcn. Und das ist keine Ueberlreibung! Gelegentlich der Restauricrungsirage zum Heidelberger -schloß lOtto Heinrich- Bau! wurde ernsthaft der Plan erwogen, die ichöne Host'ront durch ein Eisenglasdacki vor weiterem Verfall zu schützen. Es ist aber ein Jrrlum, das Kunstdenkmal so auszusassen. Zn weichem Ergebnis diese historisch wissenschaftliche Austastung sührt, kann ich an folgendem Fall beweiien. In einer alten Kirche wurden Wandmalereien unter der ietzteu Tünche auigedeckl: sie waren verbliche» nnd gaben -von der einstigen Schönheit keine rechte Vorstellung mehr. Der betreffende Deukuialpslcgcr will aber aus begreiflichen Gründen a» den alten Bilderwerlen nichts machen lasten -und doch dem Publikum den Genuß einer frischen Malerei verschaffen. Er hilft sich, indem er die alten Bilder in Kopien wicderherstellcu und diese in Rahmen über die aufgedeckten Malereien hänge» läßt. An die künstlerische Zusammenwirkung des Raumes wurde bei dieser Lösung freilich nicht gedacht,, und doch sollt« dies immer die Hauptsache sein: denn dieser in Rahmen gefaßte Farbcnklex von säst willkürlicher, künstlerisch nicht vorbedachter Umrißlinie steht nun in der hcllgestricheneii Kirche übne allen Zusammenhang. Denken wir weiter an eine alte Kirche, die noch in unserer Zeit zu gottesdienstlichen Zwecken benutzt wird. 'Da tritt an die Gemeinde die 'Verpflichtung heran, das Bauwerk innen und außen für seinen Zweck zu erhalte» und »ach Bedürfnis auch unizuänder». Denn jede Zeit stellt andere Ausgaben, denen sie gerecht werde» muß. Mit der Erbaltung des Hcrkeö im Ilr- zustand ist es also nichts: es unterliegt fortwährenden Ilm bildungen. Es geht nicht an. ein solches Werk in trümmerhastem Zustand zu belassen, cs muß immer gehörig in Ordnung er- baltcn werden. Wie man vom Privatmann mil Recht die sorgfältige Pftege ieines Besitzes voranssetzt und ihn im ver jagenden Fall als Wechten Wart ansieh!, ebenso liegt der Ge- meinde, dem Staat die 'Verpflichtung ob. sür das ordentliche Aussehen historischen Kunstbesitzes zu sorgen. Ich sinbe, da» ist eine Frage vo» großer wirtschaftlicher Bedeutung. Ein Volk, das inmitten von Trümmern oder schlecht gepflegten Bauten lebt, nimmt ohne weiteres etwas Zigeuncrifches. Verlumpte? an. So wird also dem neuzeitlichen schassen häutige Gelegen heit geboten, sich zu bewähren im Erhallen, Ergänzen und Um- arbeiten des Alten: so wird sür uns aus der abstrakten Tenk- malspslcae eine aktive Kunstpslege. Und das scheint mir sehr wichtig, das scheint mir auch das zu sein, was unsere Anschau ung, oas heißt die der Architekten, von der der Archäologen scheidet. Für uns ist das Monument nicht allein ein Dokumerü. sondern auch der Gegenstand neuer, sagen wir moderner Kunsi- täligteit. Tics wird von gegnerstchcr Seite zuweilen zugegeben, nur über das wie besteht Mcinungsvcrjchiedenheit. tLchluß solgt^
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