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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.10.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031030017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903103001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903103001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-30
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.10.1903
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zu — Am moraendru Reformation-feste Verkehren auf den «Sch sischen Itaatsbabnen. soweit hier elnmündende oder in der Um grbung befindliche Linien in Frage komme», solgcnde Sonn tagSzüge zum lebten Maie In dieiem Jahre: Nachmittags 3 Uh, 8 Min. und abends g Uhr 29 Min. von Dresden Haupt babnho! nach Cossebaude-CoSwig: nachmittags 1 Uhr 58 Min und abends 10 Uh» 17 Min. von LoSwig »ach Meißen: nach mittag» 3 Uhr von Meißen nach CoSwig und abend» 11 übr von Meißen nach Dresden Hauvlbabndof: nachmittag» 1 Udr 42 Min von Radebeul nach Radeburg: mittags 12 Uhr 8 Min. und nach mittag» 5 Uhr 21 Min von Radeburg nach Radebrul: nach mittag» 12 Uhr 50 Min. von Mügeln o. P. nach Getsing-Allem dem: abend- 8 Uhr 45 Min. von Gelsing-Altenberg nach Mügeln d. P. Der letztgenannte Zun der Müglitzthalbahn wird auch noch am Sonntag, den 1. November, abgelassen. — Heute abend findet der vom Alldeutschen Verband veranstaltete Bortraa de» Generalleutnant» v. Liebe rt im Konzerthau» de- Zoologischen Garten» statt. Nach dem Vortrag erfolgt gemütliche» Beisammensein im rote» Saale des Konzert baust». zu dem Herren und Damen al» Gäste willkommen sind soweit der Platz reicht. — Der hiesige Verein Deutscher Studenten ver- onstaltet am Reformation-feste und Sonntag eine Fahrt nach dem in Sprache und Volkstum hartbedrängtcn Trebnitz. Die gemeinsame Abfahrt erfolgt früh 7,07 Uhr ab Hauvtbahnhof. - Der Allgemeine HauSbesitzer-Vrrein Dresden veranstaltet am 3. November im großen Saale des Ge werbehause» einen Konzert- und Ballabend. Beginn Punkt >/,8 Uhr. — Der Verein für Handlungs-Kommis von 1658 lKaufmännischer Verein, Hamburgs veranstaltet morgen am Reformationsfest in Dresden einen ersten Bezirkstag der Be zirke im Königreich Sachsen zum Zwecke der Begründung einer Aczirksvereinigung. Dir Veranstaltungen bestehen anö einer ge schäftlichen Sitzung vormittags II Uhr im Weißen Saale der „Drei Raben", Marienstraße, mit Vortrag des Herrn Möller aus Hamburg über „Die Pensionsvcrsicherung der Privatangc- stcllten auf staatlicher Grundlage" und einer nachmittags von 5 Uhr ab in der „Goldenen Krone" in Nadebeul stattfindenden Fcslscier (Ansprachen, Vorträge, Tanzs. — Der Tabea-Verein der Trinitatisparochie veranstaltet Donnerstag den 5. November in Hammers Hotel einen mit einer Gabenverlosung verbundenen Familienabend, für welchen künstlerische Kräfte zu gesanglichen und musikalischen Darbietungen gewonnen worben sind. Zutritt haben nur Vcr einsmitalieoer und ihre Angehörigen. — Am 26. Oktober hielt im Saale der Schuhmacher Innung Herr Lehrer A. Kühne, Dirigent der Jnnungs-Fach schule, einen Bortrag über: „Peter Rosscgger". Der Abend ge slaltete sich zu einer Gedächtnisfeier des berühmten Dichters, dessen 60. Geburtstag in allen Ländern deutscher Zunge in dieiem Jahre so begeistert gefeiert wurde. Nach einem kurzen Lebensabriß gab der Vortragende Proben ans seinen zahlreichen Sckristen. die Jugendzeit, das Mannes- und Greisenalter gleichmäßig berück sichtigend. Es gelang chm vorzüglich, der zahlreichen Hörerschaft einen Einblick in die Schriften des Waldschulnicisters zu geben In den langen Winterabenden werden in so manchem Meister- Haufe Rosseggers Schriften gelesen werden, und hierzu wollte der Redner durch seinen Vortrag Anregung geben. Reicher Beifall lohnte den Herrn Vortragenden. — Am Gewerbehaus findet heute eine Jubiläums- Vorstellung aus Anlaß des zwanzigjährigen Zusammenwir kens der Herren Frey er und Winter als Humoristen und Volkssänger statt. Das Festkonzert wird von der vollen Kapelle des 177. Infanterie-Regiments ausgeführt. Am 31. Oktober und am 1. November finden zwei Vorstellungen, um 4 und halb 8 Uhr, mit Wiederholung des Jubiläumsvroqramms von Winter- Tymianz Sängern in dem mit neuer Dampfheizung versehenen Variete Königshof in -Strehlen statt. - Der Verein Leipziger Ga st wirte beschloß, eine Petition an den dortigen Sladtrat zu richten, daß künftig keine weiteren Automatenrestaurants mehr konzessioniert werden, da diese den Gastwirtschaften eine nicht reelle Konkurrenz bereiteten. — Dem Oberpostlchasfner Liedlosf in Zittau, dem Ober briefträger Bebr in Dresden und dem Landbriefträger Schulze in Hobnsiein «Sächsische Schweiz) ist das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen worden. — Landgericht. SPielervrozeß. (3. Fortsetzung Bei der Zurückhaltung der am Glücksspiel beteiligt gewesenen Zeugen schreitet, wie bereit? gesagt, die Beweisaufnahme nur langsam vorwärts, waS den Herrn Vorsitzende» zu der Bemerkung veranlaßt, daß unter dielen Umstände» der Prozeß 14 Tage dauern könnte. .Ich weiß mich nickt mehr genau zu erinnern!" »DaS weiß ich jetzt nicht mehr!" .ES baben einige, die Namen weiß ick nickt mehr!" sind ständig wiederkeblende Redensarten. — Ein als Zeuge vernommener Privatus sagt, daß er an einem Abend bei Petra» 1500 Mk.. im ganzen 5000 Mk. verloren babe. Er habe auch in ..Stadt Pilsen" und in der Min,reichen Wirtschaft an der Ostbahnstraße in der Gesellschaft von AIbinns. La», Hirsch. Lehmann und Weymann gelpielt. Bei Petras habe man nach dem MiitagStiich gewöhnlich de» Kaffee ausgcknvbclf. sei da»» zur .Tante" übergegangen und babe Einsätze von 20 bis 1«.X> Mk. gemacht A» einen aeordncte» Erwerb der Mitsvieler will Zeuge nicht glauben, da sie ja den ganzen Tag im Kassceiianst sitzen konnten Zeuge bezeichnet die Angeklagte», bis auf die der Dul dung von Glücksspielen Beschuldigten, als mehr oder weniger aktive Klückswieler — Ein Fabrikbesitzer aus Ravebeul war Mit- alred eines Dresdner Skntklubs, dem ganz angesebene, solide Bürger ongekörten. Wie schon mehrfach gesagt, drängten sich in den Klub einige der Angeklagten, wer, konnte nicht genau fest- gestellt werden, hinein, .kiebitzten" und setzten an die Stelle des Skates .Meine Tante. Deine Tante", oder .Siebzehn und vier". Der Zeuge ließ sich mitrciken. kam aber mit einigen Hundert Mark davon. — Einem Bäckermeister hat Leh mann „vorgeflunkert", daß er. Lehmann, früher nichts gehabt habe, aber jetzt sehr reich sei. Er selbst und ein Kaufmann haben di? Bekanntschaft mit der Spielergesellschast mit einigen Hundert Mark büßen müssen. — Ein Kaufmann bezeichnet die Ange- klagten als Leute, „mit denen man nichts verdienen könne". Ritter wäre immer noch exakter gewesen. Dieser Zeuge ist um 3400 Mark erleichtert worden. — Der Inhaber eines Konfektionshauses gebürte einem im Cafs König tagenden Skatklub an, in den pa, auch Hirsch, Lehmann, Albinus und Lau hineindrängten. Es wurde „gemauschelt" und „Tante" gespielt, wobei er an einem Abende 6500 Mark verlor. Im übrigen bestätigt dieser Zeiige, daß Minne seit 1901 jedem, welcher Glücksspiele spielen wolle, die Karten verweigere. — Ein weiterer Zeuge war seit Jahren ständiger Besucher deS „Caf6 König". Der Wirt habe Amang dieses Jahrhunderts bekannt gegeben, daß „Mauscheln" mit Atzzwana verboten sei: da sei man nicht mehr zum Mauscheln gekommen. In dem Zimmer, m dem die Stammgäste verkehrten, habe sich auch Hirsch eingefunden und mit nach dem „Englischen Garten" einaeladen. Hirsch habe die Gesellschaft nach einem Zim mer der ersten Etage geführt, 3000 Mark aus der Tasche ge nommen und erklärt: „Nun kann es losgehen!" Es sei ein Spiel gewesen, wie es der Zeuge noch gar nicht gesehen. Anfangs abe Hirsch gewonnen, sei aber durch die kolossal hohen Einsätze uses ,n Verlust ge- dcs erwähnten Inhabers eines Kon . . „ raten. Allgemein sei in der Gesellschaft die Redensart gang und gäbe gewesen: „Skat ist kein Spiel; machen wir ein besseres!" , , ^ ^ -engen, will dieser Zeuge galls hätten die „Tante- den Karten gesessen, wenn bie Skatspieler eintraten. Zeuge spricht von einer Clique Albinus-Lchmann-Lau, deren Schlepper Hirsch sei, in der Haupt versammlung will er sein« in der Voruntersuchung ausgestellte Be hauptung, daß Hirsch Schlepper sei, nicht mehr aufrecht erhalten. Daß die Spieler-Clique Reisen zu Rennen oder nach Spiel höllen sMonte-Carlo, Nizza! unternommen, kann Zeuge nicht be haupten. Den Angeklagten Hirsch will Zeuge nicht durchaus als Berufsspieler bezeichnen. Allerdings habe der Bruder des Hirsch erzählt, daß dieser sich um das Geschäft nicht kümmere, sondern dem Spiele nachgehe. Dem Zeugen ist auch bekannt, daß Hirsch etwas „gewalttätig gegen Fortuna sei, wenn chm das Glück nicht lächelte, und die Karten zerriß. Hirsch habe nicht selten so ganz nebenbei, um hohe Einsätze zu verdecken, ein Zwanziamarkstuck in einen Hundertmarkschein — es sollte ein Fünfmarkschein sein — einaewickelt. AuS den Aussagen des Zeugen geht ferner hervor, daß ein Redakteur der „Arbciter-Zeitung ihm mitgeteut habe, daß Hirsch einem Redakteur der „Arbeiter-Zeitung' eine Spiel schuld von 400 Mk. zum Kaufe angeboren habe. Davon sollten 100 Mk- für die „Arbeiter-Zeitung" abfallen. Auf di« Frage des Schuldner», wie er, der Redakteur der .Llrbeilcr-Zeitung", zu solchen Geldgeschäften komme, habe der Redakteur geantwortet: „Ich habe hiervon ja auch meinen Verdienst!" Amtttche Bekauntmachuugen. Der Großverkauf von Christbäumen, für den als Ver kaufsplatz der Schützenplatz hier bestimmt ist, findet dieses Jahr in der Zeit vom 27. November bis 17. Dezember statt. Der Verkauf der Christbäume darf während dieser Zeit nur in Mengen von mindestens 1 Schock erfolgen. An Marktgebühren ist das gewöhnliche Wochenmarktstättegeld, sowie die festgesetzte Platzan- weisungsgebühr von 1 Mark für jede Verkaufsstelle nach Maß gabe der Bestimmungen der Marktordnung zu entrichten. Du Ausstellung der Platzanweisungen erfolgt von der Inspektion der Markthalle auf dem Antonsplatze. Im übrigen gelten für den Christbaum^)roßmarkt die Bestimmungen ^cr Marktordnung vom 1. November 1901. Gleichzeitig werden diejenigen Einwohner der neu einverleibten Vororte, die von der Berechtigung des Feil haltens auf dem hiesigen Christmärkte Gebrauch machen wollen, hierdurch aufaeforocrt, die Anmeldungen aus Zuweisung von Ver kaufsständen baldigst bei der Inspektion der Markthalle auf dem Antonsplatze (für bie Altstadt) oder bei der Inspektion der Neu städter Markthalle (für die Neustadt) anzubringen. Tagesgcschichte. Deutsches Reich. Tie „Dtsch. Tgsztg." cmpsiehlt die Errich tung eines Reichswirtschaftsamtes zwecks Entlastung des schon überbürdeten Reichsamtes des Innern unter Anglicderung der handelspolitischen Abteilung des Auswärtigen Amtes. Der frühere sreisinniae Abacvldnele, Hciausgeber der „Preußischen Schulleitung" Pastor PnmarinS Dr. Seysfarth, ist in Licanitz grstvibe», dessen Wahlkreis er eine Reihe von Jahren hiiidurch nn Abgevrdneleuhauie vertrat. Als Herausgeber der Werte Pestalozzis hat er sich große Verdienste erworben. Er ist nahezu 70 Jahre all geworden. Zum Schluß der Generaldebatte in der bayrischen Abgeord netenkammer am Dienstag ergriff, wie schon gemeldet, der Minister präsident Freiherr v. Podewrls nocymals das Wort. »Inne ren Frieden müssen wir." so führte er eiwa aus, „um jeden Preis haben, alles andere, wonach wir arbeiten, kommt daneben in zweiter Reihe, schon deshalb, weil sonst uns nichts frommen kann, wenn es sich nicht aus jene Voraussetzung aujbaut. Es sind ja doch der Aufgaben so viele, so große, so ernste und so schöne, die unser harren und die die Gegenwart an uns stellt in dringen dem Fordern, Aufgaben der Wohlfahrt, der Kultur, des Wett- bewcrbs mit den anderen und des Friedens »m seiner Stärke selbst willen. Ich predige keine Utopie, nicht etwa ein Aufbören von Gegensätzen und Traditionen, die vor uns waren und die uns überdauern. Prinzipien sind unversöhnlich: wo sie sich gegen einander aufbauen, ist e:ne Verständigung ausgeschlossen. Was ich meine, ist das, was möglich ist und möglich )ein soll: das gegen seitige sich achten und tolerieren, das sich in einander schicken. Das friedliche Zusammenleben in unserem schönen Vaterlandc ist nur dadurch zu ermöglichen, daß die verschiedenen Kon fessionen gegenseitig ibren religiösen Anschauungen volle Ge rechtigkeit widerfahren lassen. EL liegt mir fern, mir die Rolle eines Sittenpredigers anzumaßen, aber eine Bitte um den Frieden und das liebe Vaterland ist mir frei. Diese Bitte geht dahin, immer die zurückhaltende Mäßigung ausüben, die den Weisen zeigt und die eigene Würde, meiden jedes gehässige Wort, das angreift und zu stets neuen Rückschlägen herausfordert. Die Schwere dieses Problems soll uns nicht entmutigen und uns den Versuch nicht auf geben lassen. Wir wollen keine Abmachungen treffen, keine Streitfragen lösen: was ich Ihnen Vorschläge, ist, daß wir von diesem Hause aus den Versuch machen möchten, die öffentliche Meinung in eine Stimmung zu bringen, die ein friedliches Mit- einandcrleben, Mitcinanderarbeiten möglich machen wird. Wenn die Wogen des Streites auch da und dort hoch geben, nun und nimmer wird sich in mir das Vertrauen erschüttern, daß jeder von Ihnen von dem, was er sagt, überzeugt ist, daß er sich nicht selbst sagt, zu diesem Frieden mitzuhelfen. Lassen Sie uns in Frieden das Feld bebauen, damit wir nicht dereinst von unserem Alten teil aus nur Unkraut, Dornen und Disteln erblicken. Lassen Sie uns in Frieden arbeiten, dann werden wir auch den Frieden er halten, und nur dann werden wir sagen dürfen, daß wir uns um unser Vaterland verdient gemacht haben." iBcifall.) Dr. v. Rottenburg, der frühere Vortragende Rat des Fürsten Bismarck und jetzige Kurator der Universität Bonn veröffentlicht in der „Sozialen Praxis" einen Aufsatz über das Verhalten der französischen Regierung vor dem Ausbruch der Revolution von 1789. Der Aufsatz kommt zu folgender Schluß solgerung: „Es gibt eben zwei Arten der Schwäche, welche für die Throne bedrohlich werden können: die eine besteht in dem Mangel an Mut, die gewappnete Faust gegen den Radi kalismus zu gebrauchen, sobald derselbe eine staatsgefährliche Richtung einschlägt: der anderen macht das Königtum sich schuldig, indem es sich widerstandslos von einer rückläufigen Be wegung fortreiben läßt, wie sie wiederholt in der Geschichte von den höheren Ständen in Szene gesetzt worden ist. Aus der fran zösischen Geschichte sollte man die Lehre ziehen, daß diese zweite Art der Schwäche an Gefährlichkeit der erstercn um nichts nachsteht." Mit dem 31. März 1904 läuft dos sogenannte Ouinoucnnat, d. h. die Festlegung des Militäretats auf fünf Janre, ab. Es wurde seither allgemein angenommen, daß die Militärver waltung noch in dieser Session des Reichstages entsprechende Vor lagen einbringen würde, um für das neue Ouinquennat dic- ienige Verstärkung des Reichsheeres sicherzustcllen, welche schon seit geraumer Zeit in allen sachmännifchen Kreisen für dringend notwendig erachtet wurde. Es handelte sich hierbei in erster Linie um eine Vermehrung der Kavallerie — eine solche ist seit 1872, abgesehen von den Mekdereiterdelachements. die jedoch ihrer ur sprünglichen Bestimmung immermehr entzogen worden sind, in Deutschland nicht mehr eingetrcten — und um die Erhöhung der Infanterie-Regimenter von zwei Bataillonen auf die normale Zahl von drei. Nunmehr verlautet nach den „Berl N. N." mit Sicherheit, daß dem Reickstage in dieser Session eine Militär vorlage, die sich in der besprochenen Richtung bewegt, nicht vor- zelegt werden soll. Es verlautet seiner, daß zwar die Notwendig- eit jener beiden Forderungen imlitärffch nachgewiesen sei, jedoch unter Erwägungen zurückgetreten wäre, welche teils auf parlamen tarischem, teils auf finanziellem Gebiete lägen. Dementsprechend sind deshalb auch jene Forderungen nur zurückgestellt worden, um im nächsten Jahre eingebracht zu werden. Dagegen sollen -vom 1. April 1904 ab neben dem neuen Penfionsgesetze die fehlenden Oberleutnants bei den Stäben der Infanterie-Regi menter zu zwei Bataillonen eingestellt und außerdem noch ver- chiedene kleinere Forderungen von prinzipieller Bedeutung erhoben werden. Es würde sich auch diesmal um ein Kompromiß han- an- r dein und zwar um ein solches „auf Zeit", denn wie erwähnt, delt es sich dabei nur um eine Verlegung auf das nächste Iah Die preußi'che Generaliynode ging im weiteren Verlaufe ihrer Beratungen über die Anträge aus Veimeidung deS Ausdrucks „Taufe" bei Schlffsweihen und dergleichen zur Tagesordnung über und nahm sodann in Sachen des Z nfa m m en I ch l ul ses der deutschen evangelischen Landeskirchen folgende Leitsätze an: „1. Die Generallynode der evangelischen Landeskirche Preußens dankt dem Evangelischen Ober-Kirchenrate, daß er in Verfolg ihres Antrags vom 3. Dezember 1691 den föderativen Zuiommeiischluß der deutschen evangelischen Landeskirchen verstäiidilisooll im Auge behalten und erfolgreich zum Zustandekommen des Deutschen Evangelischen Kirchenausschusses mzigew-rkthat. 2.DieGe»eralsynode erkennt an. daß die in dem Statut vom 13. Juni 1903 dem Deutschen Evangelischen Kirchenansschuß zugewiesenen Aufgaben im Grundsätze richtig bestimmt und nach dem Maße des gegen wärtig Erreichbaren den Nächstliegenden Bedürfnissen enlsvrcchend adgegrenzl sind. Sie wiederholt insbesondere ihr Einverständnis damit, daß auf den Bekenntnisstand und die Verfassung der einzel nen Landeskirchen die Tätigkeit deS Ausschusses sich nicht erstreckt und daß ebenio die kirchenregimentlichen Rechte der Landesherren unberührt bleiben. 3. Dagegen spricht die Generalsynode auch etzt ihre Uederzeuaung dahin aus, daß eine wahrhaft evangelisch lolkStumliche Wirksamkeit diese» Ausschusses nur von der nacb- olgend hinzutrerenven Beteiligung synodaler Elemente erwartet werdm kann. Sie vertraut, daß der Evangelische Oberkirchenrat auch diese Erweiterung fortaeieht im Auge behalten werde." Weiter wandte sich die Generalsynode der Erörterung der Dnell- rage zu. Die Kommission beantragt hierzu, die Generallynode wolle beschließen: „Unter Bezugnahme aus die Verhandlungen der vierten ordentlichen General'ynode und unter Anerkennung de> Bestrebungen für einen vermehrten Schutz der persönlichen Edre legt die sünfte ordentliche Generalsynode von neuem Zeugnis dafür ab. daß das Duell Sünde ist. Seine gänzliche Beseitigung aus dem Wege der Berbreitung und Berliesung christlicher Erkenntnis und der Scbärsung des christliche» Gewissens zu erstreben, bleibt »ach wie vor unlerer Kirche heilige Pflicht." Das Referat halte Syn. Gras Stosch-Harten übernommen. Er gab zunächst einen Rückblick auf die früheren Beschlüsse der Generaliynode in der Duelllrage. ging dann aus die Gesichtspunkte der dazu vorliegende» Anträge der ostvreußischen und westpreußüchen Provinzialsynodcn ein, empfahl beiläufig den Kommtisionsantrag und verbreitete sich schließlich in längeren Ausführungen über seine eigene Stellung zum Duell. Er tonne trotz seines Alters nicht dafür einsteben, ob er nicht auch zur Waffe greise, wenn ihm eine so schwere Beleibt gung zugesügt werde, daß sie nach seiner Ueberzeuaung nicht anders gelühni werden könne. Eilt wenn wir den Zustand dc> Vollkommenheit i» jeder Beziehung erreicht haben werden, wird das persönliche Eintreten für den Schutz der Ehre unter allen Umständen entbehrlich sein. «Widerspruch.) Syn. Landrat o D. v. Gerlach-Vollenlckier wendet sich besonders gegen den Passus des Antrages, der das Duell für „Sünde" erklärt. Auch er stellt das Duell der Notwehr gleich. Ein Krieg fei auch ein Zweikampf nvllchen zwei Kaiiern oder Königen. tOhomse und lebhafter Widerwmch.) Tie Frage, wann eine Tötung stattsinden darf, reguliert sich durch die staatliche Ordnung, das Duell ist eine juristische, nickt eine theologische Frage. (Widerspruch.) Snn. Prof. v. Kahl-Bcrlin: Warum soll sich die Generaliynode nicht über das Duell äußern? Ich sehe keinen Grund, das zu unter lassen. Und der Beschluß, den eine kirchliche Vcrsammliiiia, wie wir cs sind, saßt, der kann nur lauten: „Das Duell ist Sünde." (Beifall.) Und gegenüber einer Handlung, die wir als Sünde erkennen, darf es auch keine» Vorbehalt geben. (Sebr richtig.) Syn. Hosvrediger a. D. Stöcker: Ich habe das Gefühl, daß der Herr Referent besser getan hätte, das Referat nicht zu über nehmen. (Sehr richtig!> Er hat geredet von seiner' Person, zu», Teil von seinem Slande aus. Die Herren glauben vielleicht nicht, wie sehr das Duell die Empfindungen der frommen Leute verlegt. «Zustimmung.) Sie leiden darunter unbeschreiblich. Das Duell verträgt sich nicht mit der christlichen Sitte. Sie werden gegen über der Umstnrzportei so lange mit gebrochenem Schwert feckte», so laiM Sie das Duell mit dem Christentum vereinbar crllärcn. Und wie haben doch eine große Ausgabe in dem Kampfe gegen die Sozialdemokratie, die die Ansiichrungeir der Herren sicherlich für ihre Zwecke benutzen werden, und das tut mir sehr leid. «Leb hafte Zustimmung.) Die vorgeschlagcne Resolution, die da» Duell als sündhaft bezeichnet, wird hierauf mit großer Mehrheit ange nommen. Ter im Berliner Rathause tagenden zweiten National- konfcrenz zur internationalen Bekämpfung des Mädchen handels ist auf das an den Kaiser gelichtete Telegramm folgende Antwort aus Potsdam zugegangen: „Se. Majestät der Kaiser und König lassen allen Mitgliedern der Nationalkonfercnz für den freundlichen Gruß bestens danken und den Beratungen der Konferenz, deren bedeutungsvolle Arbeit Se. Majestät mit be sonderem Interesse und lebhafter Befriedigung begleiten, segens reichen Erfolg wünschen. Auf allerhöchsten Befehl Geh. Kabinelts- rat v. Lucanus." Wie die „Konigsberger Hartunglche Zeitung" meldet, hat der Kauer die Ernenn»»« des Negieriliigspräsidcnlen v. Moltke i» Potsdam zum Obcrpräsidenten der Provinz Ostpreußen voll zogen. (Wiederholt.) Der Präsident des Kaiserlichen Patentamts teilt mit, daß der Patentanwalt Albert Jtzigsohn den Familiennamen Elliol angenommen hat. SozialdemokratenolsArbeitgeber. Ueber die Zu stände in den Schlächtereien des unter sozialdemokratischer Leitung stehenden Rabatt-Sparvereins „Südost" in Berlin ist vor einiger Zeit von Schlächtergesellen lebhafte Klage gerührt worden. Die Vereinsleitung hat diese Vorwürfe zurückzuweisen gesucht. Darauf antwortet der Vorstand des sozialdemokratischen Zentral-Ver- bandes der Fleischer in einer Erklärung im „Vorwärts": „Daß schlechte Arbe.tsräume vorhanden sind, zeigt die Tatsache, daß die Polizei die Benutzung des Arbeitsraums der Schlächterei Kott- duferdamm 96 im August verboten und sogar eine Strafverfügung wegen Uebertrctung dieses Verbots erlassen hat. In dieser Keller- höhle mußte der Geselle täglich durchschnittlich 16 Stunden arbeiten. Nachdem er dies in einer Besprechung vorbrachte, wurde ihm kurz darauf vom Geschäftsführer gekündigt mit den Worten: „Wenn Ihnen das nicht vaßt, können Sie gehen!" Wegen angeblicher Denunziation des schlechten Arbeitsraums wurde ein Geselle plötz lich entlassen, die Herausgabe seiner Papiere verweigert und ihm die Türe gewiesen. Wegen dieses, sowie zweier anderer Fälle sind Lohnklagen in Höhe von je über 50 Mk. anhängig gemacht. Die organisierten Gesellen zogen sich den Haß meist dadurch zu, weil sie mit der Wahrheit nur allzu sehr ouftraten und auch nicht jede Sorte Fleisch verarbeiten wollten. Die Befürchtungen, daß diese Verhältnisse ans Tageslicht treten könnten, führten dahin, daß ein „Genosse" einem Vertreter unserer Organisation, als dieser sich in einer Versammlung des Konsumvereins „Berlin-Rixdort" zum Worte meldete, zuflüsterte: „Quatsch 'mal nich vom „Süd-Ost". Neben der ungeheuer langen Arbeitszeit an Werktagen ist die Sonntaqsarbcit eine ebenso auSgedcbnte." Die Erklärung schließt: „Man sollte sich nicht als Arbeitnehmer zum Kampfe für bessere Verhältnisse hergeben, wenn man auf der anderen Seite als Arbeitgeber das Umgekehrte tut." In sämtlichen Konditoreien Hamburgs legten die Gehilfen die Arbeit wegen verweiaerter Lohnerhöhung nieder. Oesterreich. Sämtliche medizinische und ärztliche Korpora tionen und Vereine beschlossen Resolutionen, worin nickt nur acgcn bie Angriffe der Christlich-Sozialen au? die medizinische Wissen schaft und den ärztlichen Stand Einsvruch erhoben, sondern auch das Bedauern ausgesprochen wird, daß der Statthalter Graf Kielmanseag es unterließ, für die Spitäler und medizinische» Institute einzutrcten, und statt dessen sogar vielen Beschuldigungen der christlich-sozialen Redner beipflichtete und sein Einschreiten geaen die wissenschaftlichen Erverimente an Tieren zusagte. Es wird ein Einschreiten des Ministeriums des Innern und des Unterrichtsministeriums zum Schutze der Aerzte in Krankenhäusern und Instituten erwartet. Die Aufregung in ärztlichen und medi zinischen Fakultätskrcisen ist sehr groß, man verlangt Genugtuung. — In Wien erschien der Dekan der medizinischen Fakultät Hos- rat Weichselbauni im Unterrichtsministerium, um dessen Schuh gegen die drohende Beeinträchtigung der medizinischen Forschung seitens des niedcrösterreichiscken Landesausschusscs an- zurusen. Ter Unterrichtsminister Dr. Ritter von Härtel erklärte, man möge solche Aeußcrungen, wie sie im Landtage gefallen sind, nickt allzu schwer nehmen: selbst der Minister müsse solche, oft mals schärfere Aeußerungen über sich ergehen lassen. Das sei nun einmal leider Gottes der landesübliche Sprachgebrauch bei politischen Verhandlungen geworden. Ein Grund zur Beunruhi gung, als ob die Unterrichtsverwaltung auf solche Angriffe hin eine Beeinträchtigung der Tätigkeit der Institute in bezug aus Tierexperimente und Vivisektionen werde eintreten lassen, liege durchaus nicht vor. Die Notwendigkeit der Vornahme solcher Erverimente sei anerkannt; ohne sie wären die wichtigsten Ent deckungen zum Heile der Menschheit niemals gemacht worden. Wollten wir diese Erverimente nicht gestatten, so könnten wir die Fakultät einfach schließen, oder ste würde sich selbst schließen, indem unter solchen Verhältnissen kein ernster Gelehrter eine Be rufung an unsere medizinische Fakultät annehmen würde. Uebri- qens sei nirgends, selbst nicht in England, ein Verbot der Bivi- ektionen erlassen. Ein Ministerialerlass aus den achtziger Jahren gebe genau die Bedingungen, unter welchen diese Experimente gestattet werden. Ueber die strenge Einhaltung der Bedingungen werde der Minister wachen, wenn er auch zugeben müsse, daß bicher keine Uebertrctung dieser Bedingungen voraekommen sei. — Das Professorenkollegium der medizinischen Fakultät hielt «ine Sitzung ab, in welcher die Vorgänge im niederöster- reichlichen Landtage besprochen wurden. Es wurde beschlossen, den Standpunkt deS Professorenkollegiums in einem Communiqs bekanntzugeben. ^ , ^ ... . ^ Ungarn. In der Konferenz der liberalen Partei ge langte der Beschluß des Neuner-Komitees, betr. das Militär- irogramm, zur Verlesung. Der Beschluß fordert Abänderung 4er Abzeichen der Armee im Sinne des Dualismus, Anwendung der ungarischen Sprache im Militärstrafverfahren, Ucbertragung der Entscheidung über Begünstigungen bezüglich der Ableistung der Dienstpflicht auf das Honvevministerium, Verwendung unga rischer Offiziere in ungarischen Regimentern, Ossizierausbildung in ungarischer Sprache, Festlegung der Friedenspräsenzstärke, Kon tingentierung der Ersatzreserve und zweijährige Dienstzeit. Zum Schlüsse folgt die Erklärung, daß die Bestimmung der Armee- prache ein Majestätsrecht bilde; dieser gesetzliche Zustand könne jedoch durch übereinstimmenden Beschluß der Gesetzgebung und der Krone abgeändert werden. Die liberale Partei beschloß aber, Dresdner Nachrichten. »01. Seite ». Freitag. S«. Oktober »VN»
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