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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 21.09.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070921026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907092102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907092102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-09
- Tag 1907-09-21
-
Monat
1907-09
-
Jahr
1907
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irer Nachpichten. 21. September IVO? «r. 262 Redland» lKaltsornien). Gestern abend 5 Uhr 45 Min. ereignete sich hier «in heftige» Erdbeben. Schäden sind bisher nicht gemeldet. vertlicheS und Sächsisches. Dresden. 20. Sevtrmder. —* Bei den heutigen Wahl««»»er,Rach»ahle» der erste» Abteil»»« i« 8. Dresdner LandtagSwahlkreise wur- den 13 nation alliberal« Wahlmänner gewählt Insgesamt sind in diesem Wahlkreis« bei den Haupt- und Nachwahlen 143 nationalliberale, 81 sozialdemokratische und 18 resormerische Wahlmänner gewählt worden. Die Wieder ivahl deS bisherigen Vertreters des Wahlkreises, des Ab geordneten Dr. Vogel. ist somit gesichert. —* In der 3. Hauptversammlung des Natnrsorscher- ««d AerztetageS in der Aula der Technischen Hochschule teilte Geh. Hosrat Dr. Meyer die solgenden Ant wortstelegramme des Kaisers und des Königs mit: „Se. Majestät -er Kaiser und König haben den treuen Grub huldvollst entgegengenominen und lassen der ernsten Arbeit der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte einen guten Hortgang wünschen. Aus allerhöchsten Befehl der geheime Kabinettsrat v. Lucanus." — .Ich danke den Teilnehmern der 79. Versammlung deutscher Natur sorscher und Aerzte herzlich für den srenndlichcn Huldi gungsgrub. Friedrich August." — Der Andrang zu den Borträgen war ungeheuer, so dab es ohne Störungen, ja ohne eine gelegentliche Unterbrechung nicht abging. Den getroffenen Dispositionen entgegen hatte man statt -cs Aus- stellungssaales die Aula der Technische» Hochschule wählen müssen, da sich in der Ausstellung die Lichtbilder nicht mit genügender Deutlichkeit wiedergeben lieben. Den ersten Vor trag hielt Pros. H. H e r g e se l l - Straßburg über «Er oberung des Luftmecreö". Er schilderte die Bedeutung der Erfindungen am Anfang deS 2«. Jahrhunderts sür die Entwicklung der Menschheit. Die Eroberung der vertikalen Dimension der Erdoberfläche sür den Menschen dürfe als vollzogene Tatsache angesehen werden. Zunächst gab der Redner eine Schilderung der wissenschaftlichen Erforschung der Atmosphäre. Als die meteorologischen Beobachtungen nicht mehr genügten, habe man mit Ausstiegen mit bemann ten Ballons zu wissenschaftlichen Beobachtungen begonnen. Hier seien jedoch außerordentlich viel« Hehler vorgekvmmcn. Erst Ende -es 19. Jahrhunderts konnten geeignete Instru mente für einwandfreie Messungen von Temperatur und Hcuchtigkeitsgehalt der Luft in der höheren Atmosphäre konstruiert werden. Eingehend schilderte der Redner die Entsendung von unbemannten Ballons mit kunstvoll kon struierten Registvierapparaten. Durch den Zusammenschluß aller Nationen zur Erforschung der Lust ist es jetzt möglich geworden, über -er ganzen nördlichen Erdhalbkugel gleich zeitig Forschungsballvns anszulassen. Erstaunlich sei, dab von den vielen über dem Lande anfgeganaenen BallvnS in den letzten zwei Jahren keiner verloren gegangen ist. Weiter erklärt« der Redner die Erforschung der Lust über dem Meere, die besonders durch den Fürsten von Monaco gefördert wurde. In diesem Sommer wurde eine sehr grobe gemeinsame Expedition der meisten europäischen Staaten für Beobachtungen über See vorgcnommen. Dabei hat sich herausgestellt, dab die Temperatur in hoher Luft nicht über dem Aequator, sondern über dem Pol am wärmsten ist. Umgekehrt fand man 18—20 Kilometer über dem Aequator die niedrigsten bis jetzt überhaupt in der Natur gemessenen Temperaturen, nämlich bis zu — 100 Grad Celsius. Dabei hört die regelmäßige Verminderung der Temperatur etwa bei 11 Kilometer Höhe auf sin unseren Breiten etwa — 64 Grad Cels.s, während noch höher vielleicht eine wärmere Schicht zu finden ist. Sie dürfte am höchsten liegen am Aeguatvr, am Pol aber wahr scheinlich bis zu 7 Kilometer herabsteigen. Diese eigenartige Erscheinung dürfte nach der Meinung des Redners die Grenze des Raumes anzeigcn, in dem sich die aus- und ab steigende Bewegung der wetterbildenden Atmosphäre voll zieht. Das Luftreich dürfte damit erobert sein. Drachen steigen bis zu 6000 Metern, die bemannten Ballons bis zu 11 Kilometern, ein Registrierballon sogar bis zu der schwin delnden Höhe von 25 000 Metern. Weiter gab der 'Redner ein Apcrgu über den Stand der modernen Luftschisfahrt, namentlich des lenkbaren Luftschiffes. Die Krage, ob wir lenkbare Luftschiffe besitzen, bejahte der Redner bedingungs los. Man verlange von einem guten lenkbaren Luftschiffe Stabilität des Körpers, die Hähiqkeit, sich möglichst lange in der Lust zu halten, zu steigen und zu fallen, ohne Ballast auszuwerfen, und eine gewisse Geschwindigkeit. Den Vor zug verdiene -och wohl das starre System: denn das un starre System, das mit kleineren Ballons arbeite, habe den größeren Aktionsradius. Die Erfolge des Zeppelinschen Lustschifscs im Oktober des vorigen Jahres seien bis jetzt nicht übcrtrofscn. Erfreulich sei jedoch, daß wir Deutschen an allen drei, dem starren, dem halbstarrcn und dem nicht- starren System, arbeiten. Redner sprach schließlich die Uebcr- zeugung aus. daß wir uns in unserem neuen Elemente bald ebenso wohl fühlen werden wie aus der Mutter Erde. Nach stürmischem Beifall sür den Redner schlug Prof. Dr. Naunyn vor. ein Glückwunschtelegramm anden G r a s c n Z ep p e l i n zu senden, dessen riesige schwimmende Eisenhalle auf dem Bodensee morgen vollendet wird. Es ivurde dabei erwähnt, daß Gras Zeppelin Ehrendoktor- Ingenieur der hiesigen Technischen Hochschule ist. In einer kleinen Anzahl anschaulicher Lichtbilder zeigt« der Redner die Haupttype« der lenkbaren Luftschiffe. — lieber «Die »euer« TierRychvIvgle* sprach Prof. Q. zur Straßen» Leipzig. Im Eingänge seine« «ortrage« wendete sich der Redner gegen dt« älter« Anlchauung. daß die un« al- Aeußerung der Ueberlegung erscheinenden Handlungen der Tiere, namentlich der Bienen und Ameisen, auch tatsächlich überlegte Handlungen feien. Man habe letzt bewiesen, daß die meisten solcher Handlungen aus angeborenen Eigen» schäfte» und Instinkten beruhten. Viele Aeußerungen und Handlungen wurden in derselben Weise ausgesüyrt, wie e« diese Tiere tun, auch wenn sie vollständig zwecklos ge worden seien. Auf der anderen Seite haben die Tiere, namentlich die höheren, die Kähigkeit -e« Lernen«. Auch überlegen und denken könnten die Tiere, vorneomlich die Assen. Die Entwicklung der Arten schilderte der 'Redner in geistreichster Weise. Die tastende, vielseitige und oft über schießend reiche Tätigkeit der Natur bei aller Entwicklung kam glänzend zur Darstellung. Eingehend wurde da« ver schiedenartige Verhalten der Amöbe im Protoplasma dar- geslellt. Au« ihm könne man die meisten Handlunaen der Tiere al« reine Reaktion aus chemische und physische Ein flösse erklären. An keiner Stelle der Entwicklung der schein bar von Ueberlegung geleiteten Handlunaen der Tier« müsse ein eigentliches psychisches Agens angenommen werden. So sei e« auch mit dem Menschen: die Intelligenz sei kein bestimmender Kaktor sür die Tätigkeit de« Menschen, son dcrn ein Resultat von Einflüssen. Auch die Krage nach dem Bewußtsein sei eine ganz andere als die Krage nach einem seelischen Agens tm Menschen. Es sei. um das Be wuhtsein zu erkläre», nicht nötig, von der allgemein für das Tierreich gültigen Erklärung intellektueller Vorgänge abzugehen, daß allen diesen Vorgängen chemiko-physische Agentien zu Grunde lägen. Wenigstens, betonte Redner, sei das Bewußtsein keine Ursache sür menschliche Hand lungen. Außerordentlicher Beifall folgte dieser in fesseln dem Bortrage gegebenen Darstellung: jedoch blieben auch einzelne ablehnende Aeußerungen nicht aus. — Weiter hielt Pros. M. Wolf-Heidelberg einen längeren Lichtbilder Vortrag über: «Die Milchstraße", in dem der Vor tragende besonders die Beziehung der Sternennebel zur Milchstraße eingehend schilderte. — Eine kurze Schluß ansprache hielt darauf Prof. Dr. N aunyu - Baden-Baden, in der er besonders die Verdienste der Geschäftsführer Geh. Hosrat Dr. v. Meyer und Geh. Medizinalrat Pros. Dr. Leopold um den glatten Verlaus der Tagung würdigte. Wie intensiv hier gearbeitet morden sei. zeige, daß der Nestor der Dresdner Heilkunde, Erz. Kiedlcr, sogar bei der Vorbereitung der Tagung mit tätig gewesen sei. Er schloß mit dem Rufe: «Ans Wiedersehen in Köln!" Mit einem Abschiedsgrnßc an die Teilnehmer vom Geh. Medizinalrat Pros. Dr. Leopold schloß schließlich die Tagung. — Heute nachmittag fanden jedoch noch einige Abteil» »Lüsttzungen statt. - —* Die Versammlung deutscher Natur forscher und Aerzte sandte ihre Damen am Don nerstag vormittag zur Besichtigung der Scho ko laden- und Zuckerwarenfabrik von Petzold u. Aul horn A.-G. Die zahlreich Erschienenen wurden von dem Vorsitzenden deS Verivaltungsrates Herrn Geh. Hofrat Dr. Hosmann und den beiden Direktoren empfangen und aufS herzlichste begrübt. Unter der kundigen KUHrung dieser Herren, sowie mehrerer BetrtebSbeamtcn durchwanderten die Damen in verschiedenen Gruppen die Fabrikanlagen, die zu den größten, mit den neuesten Maschinen und hygie nischen Einrichtungen versehenen Etablissements Deutsch lands zählen, mit großem Interesse und bewunderten die Maschincnanlagen, Dampfkessel, ebenso wie die unendlich vielen Hilfsmaschinen, mit denen all die tausend verschie denen süßen Artikel, wie Schokolade, Karamells. Dragees, Backwaren, Desserts, Fondants, Gelees usm., hergcstellt werden. In jeder Weise befriedigt von dem Gesehenen, ge standen viele der Teilnehmerinnen, daß sie bisher noch gar nicht gewußt hätten, aus welche Weise die verschiedenen Artikel, die man so oft und gern genieße, hergestellt werden, und waren entzückt, wie peinlich sauber alle die süßen Sachen entstehen, die so viel Arbeit und Mühe verursachen, che sie den Zweck ihres Daseins erreichen. In angenehmster Stimmung verabschiedeten sich die Damen, denen von der Direktion noch als Andenken eine Kostprobe seiner Schoko laden mit Widmungs-Etikett überreicht wurde, von der gast lichen Firma und ihren Führern. — Der Verein zur Fürsorge für die weibliche Jugend chreibt un«: .Bei dem bevorstehende» Quartals- und Tieuft- wechsel können die jungen Mädchen In der Provinz nicht genug davor gewarnt werden, leichtsinnig Kontrakte zu unterschreiben, ohne genau zu wissen, wo und unter welchen Be dingungen sie vermietet werden tollen. Viele werden angeblich für Berlin geworben, doch bleibt die Residenz, in der sie ihre Kennt nisse zu erweitern und sich zu verbessern hofften, sür sie nur Durch- gangSstation nach anderen Provinzen, i» denen der ersten Ent täuschung oft noch andere folgen. Eine Rückkehr nach der Heimat ist aber nur denen gestaltet, welche die hohen Vermittlungsgebühren zurnckznzahlen in der Lage sind, wählend die meiste» aushalten müssen, wen» sie sich nicht durch heimliches Verlassen des Dienstes den größte» Unannebmlichkeiteu ansietzen wollen. Darum mache ich nun jede klar, daß die Uehernahme eines Dienstes für sie am tüiistigsten in ihrer eigenen Heimat ist. wo es überall viel und lohnende Arbeit gibt und Verwandte und Freunde ihr ratend und helfend beistehen können. Glaubt sie aber ihr Können anderswo besser verwerten zu können, so lasse sie sich nicht von Agenten aufs Un gewisse verlocke», sondern nehme »ur zuverlässig beglaubigte An- icbote mit aussiihrlicher Amgabe vo» Ort. Herrschaft und Art des Dienstes an. Ist ihr Ziel Berlin, io wende sie sich au die Bahn- hossmiision. deren Helferinnen. kenntlich an einer weißen Arm- vt»be mit rosa Kreuz, an de» QuariaiStagen aus Le« vadnbSfn, sind, bereit, de» Ankommende» mit Rat und Tat »u Helsen und lebe« z»ui»dendr Mädchen umsonst abtudolen und zu begleiten g» de, Zwischenzeit wird verleide Dienst bei rechtznitger Mitteilung an das Bureau Ttrckstraße 17. welche arna« Angabe de« ToaeS der Stunde und des BahndosS enthalten muß. geleistet vir richten an alle Lehrer und Erzieher aus dem Land« und i» kleine ren Städten die herzliche und dringende Bitte, den jetzt zur Ent lassung kommenden dezw. nach Berlin in Stellung gehenden Mädchen diese Warnung und Weisung wettergeben. etwa trotz dem Verziehende mit der Adresse der vadnhostzmilston ver- sehen und sie auf dir Art unserer Tätigkeit aufmerksam machen ,n wollen." — Ktenographeuvertzantz „EtsUe-kchrrtz", Bezirk Dresden Am 16. September hielt Herr Max Bäckler. Inhaber eine« Paria- mrntartschen Bureaus in Berlin, im Hotel ..Stadt Petersburg" in Dresden einen Bortraa über: „Die Aussichten aus ein deukiche« Einheitssystem". Der Redner legte, vo» der Vorgeschichte der jetzigen EtniaungSbeslrebunarn ausgehend, die BorauStetzungen dar. unter welchen e« zu einer Einigung kommen kann, gab einen Rückblick über dir bisherige durchaus ernstgemeint« Tätigkeit det Arbeitsausschusses dentscher Stenographie-Systeme und die vo» den einzelnei, Regierungen veranlaßten Maßnahmen, die gute Aussichten für die Zukunft bieten. Er kennzeichnete sodann die Schwiersgkeiteu. die noch überwunden werden müssen, bevor an de» Aufbau des neue» Systems derangetreten werde» kann. Er gab sodann der Urbrrzeuguna Ausdruck, daß im Hinblick aus die glänzende» Leistlingen tm Wettlchrriben und im Wettiele» aus de» Bttndes» und den VerbandSversammlunae». sowie besonder- auch aus die vorzüglichen Erfolge beim intersystrmalen Wettichreiben zu Mannheim die bewährten Grundsätze des EiniaungSjysteinr „Stolze-Schrev" sür die Aufstellung der neuen RetchSstenogravhie maßgebend sei» müßten. Der Redner betonte zum Schlüsse, daß die Einiannasschule Stolze-Schrey bereit sei, an dem Zustande kommen desselben getreulich mttznarbeitrn unter der Voraussetzung, daß nach dem besten Systeme gesucht wird und nicht etwa Machi- fragen dabei de» Ausschlag geben werden. - Rach dem fesselnde» Vorträge, der unaeteilten Bestall fand, solgtr ein« anrrgeude Aut- iprache. die einerseits die außerordentliche» Schwierigkeiten sür die Aufstellung des neuen Systems würdigte, anderseits die Duld samkeit der Stenographen verschiedener Systenlgemetnschasten als sehr wünschenswert bezeichnet?. — Eine zweite hochherzige Stiftung hat gelegentlich seines Wegzugs von Plauen i. V. nach Dresden der bis- herige Stadtverordnete Arnold ».Schwarze der Stadt Plauen zukvmmen lassen. Außer seinem HauSgrundstürk an der Hegelstraße überwies Herr v. Schwarze der Stadt vertretung noch ein wertvolles Flurstück behufs Errichtung einer v. Schwarze-Stimmel-Stistung, die an ihn und seine Gattin erinnern soll. Nach der Stistungsurkunde ist der Stadtrat von Plauen ihr Vorstand. In das Vermögen der Stiftung übereignet Herr Arnold v. Schwarze das Grundstück in einer Größe von etwa 1500 Quadratmetern —* Die Ringkämpfe im Central-Theater erzielten am Donnerstag folgende Resultate: 1. Pierrard (Frankreich! gegen I. Randolsi (Oesterreichs. Die beiden unter setzten Ringer gaben in Anbetracht ihrer Figur immerhin einen sehr guten Kampf. Der Franzose siegte durch Schultcr- drehgrifs in 9 Minuten. 2. F. Jackson (Schottlairds gegen M. Bech-Qlsen jDänemarkj. Der Weltmeister ging gegen den sich nur auf die Verteidigung beschränkenden Schotkländer sehr ruhig vor und siegte durch Genickfallgriss in 15,30 Minuten. 8. I. Romanosf (Rußlands gegen S. An tont ich Serbiens. Beide gigantische Gegner be arbeiteten sich erst längere Zeit durch Nackenschläge. Der Kampf wurde während drei Gängen sehr erbittert geführt: man konnte keinen von beiden die absoluten Siegeschancen zuspreche» und blieb der Kampf trotz des angestrengtesten Ringens nach 30 Minuten unentschieden. — Sonnabend, den 21. September, ringen: EntscheidungSkampf: I. Romanosf, Champion von Rußland, gegen S. Anto- nitch, Mcisterringer von Serbien. Ferner ringen: Dirk v. d. Äcrg, Champion von Holland, gegen P. Pierrard, Champion von Frankreich. M. Schneider, Meisterrinacr von Berlin, gegen A. Sturm. Mcisterringer von Berlin. I. Randolsi. Mcisterringer von Oesterreich, gegen F. Sauerer, Mcisterringer von Bayern. —* Polizeibericht. 20. Sept. In einem Anfalle von chwermut ging am Dienstag unterhalb der Landnngö- brttcke am Waldschlößchcn eine MavkthelferS-Ehefrau, um sich zu ertränken, in die Elbe, wurde aber noch recht zeitig von zwei Männern wieder ans Land gebracht und darauf ihrem Ehemann zugesührt. — Am Dienstage fuhr ein alle Vorsicht außer acht lassender unbekannter Nad ah r e r auf dem abschüssigen, sür den Radfahrverkehr ver botenen Teile der Saalhausener Straße eine Kutschers- Ebefrau um, wobei diese einen Schlüsselbetnbruch mit Schulterkugelverrenkung, sowie Quetschungen und Haut abschürfungen erlitt. Der Radfahrer, der ebenfalls zu Boden siel, raffte sich schnell auf und fuhr schleunigst davon. — Seit dem 2. dieses Monats ist vom GUtcrboden aut der Rosenstrahe bis Frciberacr Straße 82 oder von da ein Ballen, gezeichnet: „L. V. 129". enthaltend 8 Kilo gramm Bettfedern. abhanden gekommen und vermutlich gestohlen worden. Etwaige Nachrichten über de» Verbleib des Ballens bezw. der Federn werden an die Kriminalabtcilung erbeten. — Amtsgericht. Der 30ährige Kaufmann Otto Emil Richard Schüchner hatte für 176 M Struiiipfwciren zum koninitssionswkistn Vertrieb erhalte» und bereiste damit die Jahrmärkte in der Lausitz. Da er nur sür 20 M umsekte und einen viel höhere» Speien- verbraucd hatte, geriet er in Not und verpfändete in Groß-Schöna» die noch vorhandene» Waren sür 45 M. Für diese Unterschlagung erntet er 6 Wochen Gefängnis. — Der Arbeiter Wilhelm Ernst Schietzoldt wird aus der Bezirks-Arbeitsanstalt zu Lenden vorge- führt. um sich wegen einer am 30. Juni ln Buhlau begangenen fremd ist. Sie ist kein nordisches Heldenbild, das Männer im Kampfe besiegt und sich in die jauchzende Ekstase weltferner Gesichte verliert. Die Größe ihres künstlerischen Stils zeigte sie in den erschütternden Aus brüchen des ties beleidigten Weibtums und in dem Schrei nach Rache. Hier war ihre Vrunhild die des Dichters. Fräulein Treßnitz überraschte nach den Eingangöaktcn, in denen sic etwas von -er Tochter aus gutem Haus, aber wenig von der Haltung des bnrgnndischen Königskindes hatte, durch den gewaltigen Aufschwung einer leidenschaft lichen, im Schmerz und in der Anklage überzeugenden Künstlernatur. Hier sind Quellen befreit, die reich iluten werden. Man wird mit Spannung und Interesse die Ent wicklung dieses starken Talentes verfolgen. Fräulein Ulrich bot eine Mutter Ute edelsten Stils, nur beim An blick von Siegfrieds Leiche hätte der Ton aus ticseren Grün den strömen können. Fräulein Lißl hatte sür die nor dische Herbheit der alten Frigga einen Ton. der in der Mischung -von mystischen Klängen. Bitterkeit und Sohn äußerst wirksam war. Herr Mehnert entsprach in Er scheinung und Maske dem traditionellen Bild des nacht- dunklen Hagen, der etwas geqncdschte Ton. statt eines dumpfen, schweren, wirkte weniger bedeutsam. Es müßte bei der Charakterisierung auch etwas von dem heimlichen Triumph durchblicken, als Hägens Vorahnungen sich er füllen und er den Weg zur Vernichtung des Gehaßten offen sieht. Bon den bnrgnndischen Herren war Herr Gebühr als Giselher srisch und liebenswürdig. Herr Wierth schien sich als König Günther sehr unglücklich zu fühlen. Die -Herren Wahlberg (Volkers, Dettmer (Dankwarts und Inb« lsky (Gerenots fügten sich mit guter Haltung in das Ensemble ein. Ter Kaplan müßte mit einem Sprecher ersten Ranges besetzt werden, cs fällt dem Vertreter christ licher Weltanschauung in dieser Umgebung, in dem Uebcr- schuß von Kraft und »»gebändigten starken Leidenschaften vhuehin schwer genug, seine Stimme zu behaupten. In der Behandlung der Massen schwankte die Sttlart, in einigen Szenen bewegte sich die Menge durchaus realistisch, mit voller Anteilnahme an den Vorgängen, in anderen wieder verhielt sic sich abwartend und zurückhaltend, in fast stilisier ter Steifheit, als ob ein Qpcrnchor anfs Stichwort wartete. Als bedenklicher Anachronismus mutz das Orgelspiel in der srühromanischen Kapelle bezeichnet werden: wenn man in Kostümen und Dekorationen eine bestimmte Zeit scsthält, müssen auch die Begleitumstände darnach behandelt werden. Di« Kostüme waren zum Teil sehr schön, mit künstlerisch feinem Farbensinn entworfen, allerdings in Halbtönen, mit Vermeidung deS charakteristischen tiefen Blau und des energischen Rot. Von den Dekorationen machten die Halle aus Brunhilds Burg, der Hof der Königsburg zu Worms und namentlich der Wald einen stilcchten und slimmungsördernden Eindruck. Vielleicht läßt man die spielenden Lichter ans dem Waldbodcn erlöschen, als Sieg fried von Hägens Mörderhand sollt. Der sehr Helle Pro spekt des ersten Bildes hat das eine Bedenken, daß die Ge sichter'dunkel werden und di« Mimik unklarer erscheint. Nach dem letzten Akte wogt« die Begeisterung hoch aus — es war ein schöner Sieg der Dichtung. Hartwig. s Eine Dresdner Berühmtheit. Gestern vor einem Vierteljahrhiindcrt starb eine berühmte Bühnensängerin, Maschinka Schubert, eine der bedeutendsten Koloratur sängerinnen der deutschen Overnbühne, die aber auch noch in vielerlei Hinsicht sehr interessant war. Sic war dke Schwester des bekannten Hvfrats Louis Schneider, des Vorlesers des Kaisers Wilhelm I. Sie war zehn Jahre sünaer als dieser und als Tochter des preußischen Kapell meisters Georg Abraham Schneider am 25. August 1815 in Reval geboren, wo damals die Eltern künstlerisch tätig waren und woher sich der russisch gefärbte Vorname der Künstlerin schreibt. Aber schon ein Jahr nach ihrer Geburt kehrten Schneiders wieder nach Berlin zurück, der Vater wurde wieder Kapellmeister der Hofopcr und Musik meister der Gardcrcgimenter, und im innigsten Connex mit der Berliner Bühne wuchs Maschinka Schneider auf, deren gesangliche Begabung die Mutter, eine Tochter des be rühmten Darmstädter Hoftänzers Portmann und eine aus gezeichnete Sängerin, selbst ausbildete. So betrat Maschinka bereits als Kind an der Hand der berühmten Milder- Hauptmann (der ersten Darstellerin des „Fideliv"), die Bühne der Berliner Hofoper in „Alcestc". Doch genügte den Eltern die eigene musikalische Unterweisung nicht: die Mutter reiste mit der jungen Künstlerin nach Paris, wo sie bei Bordogni weiter studierte. Bald darauf trat sic mit Erfolg in der Groben Oper in Part« auf. Im Jahre 1832 sang sie sodann in London neben der Schröder- Devricnt, dem Tenoristen Haizinaer un- anderen Berühmt heiten jener Zeit. So kam sie nach Berlin bereits al« berühmt« Sängerin zurück, um im Januar 1883 ein Engagements- Gastspiel an der Berliner Hosoper zu absolvieren. In Berlin und Potsdam trat sie im Januar 1888 als Rosine im Barbier, als Zerline in «Fra Diavolo" und als Alice in „Robert der Teufel" auf: sie übte, besonders in der letzten Rolle, eine solche Anziehungskraft aus. daß man sie sicherlich engagiert haben würde, wäre nicht auch Kapell meister Moria chi aus Dresden zu diesem Gastspiel nach Berlin gekommen, der die junge Sängerin mit den glän zendsten Engagements-Anerbieten nach Dresden zog. So wurde denn Dresden ihre Heimat. Hier vermählte sie sich mit dem Konzertmeister der Hosoper Franz Schubert, und dieser Ehe entsprangen zwei Kinder, die das Künstlertalent der Eltern geerbt hatten: der Sohn wurde ein trefflicher Geiger sKammcrmusiker Franz Schuberts, die Tochter in der Ausbildung der Mutter und später der Jenny Ltnd und Manuel GarciaS eine berühmte Sängerin, dir aber verhältnismäßig jung starb. Maschinka Schubert war an der Dresdner Hosbtihnc bis 1860 tätig: nachdem ihre Stimm mittel nachgelassen hatten, wirkte sie als Soubrette und zuletzt im Schauspiel als komische Alte mit ausgezeichnetem Erfolge. Im Jahre 1878 batte die Künstlerin daS Unglück, in schneller Folge den Gatten, den berühmten Bruder Louis Schneider und die bereits auch als Künstlerin anerkannte Tochter Georgine Schubert durch den Tod zu verlieren. DaS konnte sie nicht überwinden: vvn dieser Zeit an kränkelte sic, und am 19. September 1882 starb sie. Wie ihr Bruder LouiS Schneider zeichnete sich auch Maschinka Schu- bert durch Vielseitigkeit der Begabung aus. Sie sang die Alice in „Robert der Teufel" in deutscher, französischer, englischer und italienischer Sprache, sie war auch tn der Kunst der Bildhauerei nicht unbegabt und hätte eS viel leicht auch in dieser Kunst zu «roßen Leistungen gebracht, wenn ihre Begabung ans diesem Gebiete Ausbildung er fahren haben würde.
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