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ftkben, datz dir Bewegung nicht vor dem Li. September au-brechen wllte : s>e wurde durch «inen Fehler de- RegünentS Larellano verfrüht. In Madrid waren anläßlich der jüngsten aufständischen Bewe gung nn Langen 30 Livil- und )91 Militärpersonen zur Hast ae- vracht. Der Mmisierrath, unter Vorsitz der Königin. brschloß bei der ictzigen Politik zwar zu beharren, gleichzeitig jedoch Maßregeln gegen die Verbreitung antimonarch,scher Bestrebungen zu treffe». Ein TageSbesehl des General Pavia verbietet den Zeitungen jede Meldung und irden Kommentar über das Strafverfahren gegen die Ämständischeu, sowie jede Erörterung über die Armeedisziplin und die öffentliche Ordnung. England. Unterhaus. Bei Gelegenheit der dritten Lesung des Fmunzgrlktzes erklärte der Schntzkanzler Lord Churchill, dir Zustande auf der Balkanhaldinsel seien ohne Zweifel ernst und könnte» kritisch werden: aber die von einigen Deputaten befürchtete Gefahr dürfte beschleunigt werden, wenn die -Regierung sich aus eine Diskussion über die Lage einlietze. Lord Churchill ersuchte das HauS, von einer Debatte abzusehen, und bemerkte, keine Regierung würde ein definiiivcs Vorgehen m solchen Fragen, die daS Schicksal des Reiches unmittelbar berühren können, beschließen, ohne das Parlament zu berufen und diesem den ganzen Sachverhalt vorzulege». Die Re gierung sei sich völlig bewußt, daß die Angelegenheiten in Bul garien, wie bereits bemerkt, ernst leim und kritisch werden könnten, aber der Verlaus der Krisis in Bulgarien „n Oktober vorigen Jahres berechtige sie auch in Betreff der Behandlung der gegenwärtigen Schwierigkeit Vertrauen zu hegen. Das Hauptziel der Regierung in allen europäischen Fragen werve stets sein, das europäische Kon zert in wirksamer Form behufs Aufrcchlerhaltung des europäischen Friedens zu erhalte». Das Finanrgesetz wurde in dritter Leimig angenommen. Ter Schluß des Parlaments erfolgt ani nächsten Sonnabend. London. Wiederum sind es die Mondicheinler. welche mehr wie je England beunruhige». Ihre Attentate haben seit der An kunft des General Vuller in Killmney eher zugenonnncn. als daß sie vermindert wären. Es sind dies einfache Räuberbanden, welche sich weder um die Agrarfrage, noch um Homcrule kümmern. Nächtlicherweile dringen pe maskirt in die Häuser ein, in denen sie einzelne Frauen verinutben Ten Revolver in der Faust verlangen sie die im Hause besindlichen Waffen und durchsuchen unter dem Vorwände, das; ihnen ein Säbel nicht nusgeliesert worden ist. alle Räumlichkeiten, um mitrnnrlnnen, was ihnen gut dünkt. Oesters schneiden sie auch den Personen, die ihnen Widerstand entgegen setzen. Nale, Obren und Finger ab und zünden die Gebäude an, ohne daß man ihrer habhaft wird. Sogar bei Tage treiben diese Banden ihr mörderisches Gewerbe. Man kann fast sagen, daß die vollstän digste Anarchie in Irland herricht. Belfast ist vollkommen im Kriege; Verstärkungen treffen fast täglich von Dublin ans ein. aber Katholiken und Protestanten verspotten Militär und Polizei, die sie hindern wollen, ihre Handel auSznsechlen. Die Verhaftungen nützen nichts, den» dir Gefangenen werden regelmäßig vom Pöbel befreit, ehe sie das Geiängniß erreicht haben. — Ein großes Ereigniß für die Londoner Welt war die Verinählnng des „Oberst" Booth von der Heilsarmee mit einer „Kapilänin" derselben Religionsgesell schaft. Die Sekte ist übrigens sehr im Niedergang und wird der „General" Booth eine^ Reffe durch Amerika machen, nm den Ester der Äankecs bei den Sulnkriptionen zu vermehren. Gleichzeitig hat auch eine andere freie Gemeinde zu eriiliren ausgehört, die der „Sbakers", welche seinerzeit die Mutter Tierling gründete. Tic im höchsten Grade exaltirte Frau, welche sich für unsterblich und Jcsnm Christum selbst vermählt hielt und fortwährend dessen Wiederer scheinung prophezeite, ist unverhältnißmäßig früh geitvrben. Sie lebte ini größten Elend, nachdem sie ein Vermögen zur Verbreitung ihrer Lehre geopfert hatte. Unter dem Bogen einer Brücke ver sammelten sich wvchcnilich zweimal die Angehörigen dieser Sekte und feierten ihren Kultus durch Singen und eigcnthnmlichc aufge regte Gestikulationen, woher ihr Name „Shakers" stammt. Vor 14 Fahren wäre» sie sehr zahlreich. Sie durften indessen keine seiten Wohnsitze haben, sondern mußten an den Wegerändern, in den Wäldern und Feldern »blasen. Waschungen waren ihnen durch ihre Satzungen verholen und kann man sich denken, wie viel Krankhei ten infolge der Uniouberkcil unter ihnen herrschten. Die Ehe exi- sliile ebenso wenig wie eine anderes Gesetz. Als Verbrechen galt nur, nicht zur Sekte zu gehören. Dieselbe umfaßt jetzt mir noch 13 Frauen und 7 Männer, die nun wohl auch die Verbindung lösen werde». — Sehr viel Aufregung hat in den höheren Gesellschafts kreise» die Meldung herborgernsen, daß ein neuer indischer Präten dent ausgetreten ist: Tlinlip Singh. Derselbe war Londoner Kind; narb dem gewaltsamen Tode seines Vaters- Knndicbit Singh trans- portirtcn die Engländer die Frau desselben nach London, wo der „Lowe von Pen.nab". ivie man den jungen Prinzen nannte, gebo ren wurde. Tie Familie bezog eine Pension von 40,000 Lstr. Bald slarb die Müller und der legitime Nachkomme der Dynastie der SikbS wurde in einem Plesbhtenaner-Jnsiitnt erzogen. Er bil dete sich zum vollkommenen Gentleman ans und ging mehrfach ans Neben: schließlich beirathete er eine schottische Lady. Der in dische Prinz hotte aber Schulden und verlangte von der englischen Regierung die Bezahlung beriechen. Man gab iemcn Forderungen kein Gehör und so dachte er, nach Indien zurnckzukehren, um seine Ansprüche auf den Thron seines Vaters geltend zu machen. Zum größten Erstaunen Alter ließ ihn die Regierung abreisen, hinderte jedoch in Aden seine Weitcriahrl, ja man lagt sogar, daß er gefäng lich eingezvgen worden sei. Andrerseits verlautet, daß er entflohen und in Kalkutta angetvmmen ist, wo er eine Proklamation erlassen hat. in der er sagt, daß er dem Ebristentlnim entsagen und die Ge wohnheiten seines Vaterlandes wieder mstnehmen will. Tie Indier jauchzen ihm schon jetzt wie einem Befreier zu und wird es nur von Rußland atchüngcn, wann der Ansstand dort losdricht, denn man darf nicht vergessen, daß die Schulden Thnlips mit russischen Bank noten bezahlt sind. — Ans Rangoon wird gemeldet, daß die letzten Kampie, welche Major Anchinleck niit den aniständiichen Eingebo renen zu bestehen halbz im höchsten Grade unglücklich für Eng land ovgelanien sind. Die Jnüirgenten haben auch die Kolonne des Obersten Clements bei Tainbah abgeichmltcn und ist die Gar nison von Thayetmuo nicht stark genug, 10 Meilen weit in's Land zu geben, um den Bedrohten Hilfe zu bringen. — Ans Newyork lelegiaphirt inan von einem dcnlichen Soz>alislenmeeting. dem 5000 Perionen beiwohnten und bei welchem Madame Aveling präsidirte. Ter deutsche Sozialillennihrcr Liebknecht hielt eine lange Rede, in der er die Uniclnilo aer in Chicago Vernrtheilten betheuerte. Er sagte, die Sozialdemokraten hätten in Deutschland einen sehr schweren Stand wegen der Verfolgungen, denen sic ausgesetzt wären. Frau Aveling sprach auch. Man müsse, meint sie. Alles thun, um die einzig richtige Politik zur allgemeinen Annahme Ebringen: nämlich vom Sozialismus ein Werkzeug des Krieges und Schreckens zu machen. Das gesetzmäßige Vorgehen führe zu nichts: man habe lange genug die Züt beim Frieden verloren. Glückwunsch telegramme winden an oie Hauptsozialdemokraten Deutschlands und Englands abgeiandt. A»S Mandaley, der .Hauptstadt Birmas, meldet nian vom 23.: Als sriih die Tbiiien der ösjenllichen Wohlthäligkeitsanstalt geöffnet wurden, nm Lcbensmittcl an die von der siingsten Ueberschwemmiilig Betroffenen n> vertheilen, stürzte ein Haufen Nvthleidender gewaltsam gegen die Thüecn. wobei 12 Personen zertreten und 8 verwundet würden. Fast 0000 Personen empfingen im Lause des Tages Lebensmittel. Rußland. Mehrere Blätter brachten die Meldung, daß der als Thronlondidat für Bulgarien bezeichncte Herzog Alexander von Oldenburg in Wie» eingelrosscn sei. Wiener Blätter selbst berich te» über dessen Ankunft. Die Meldung erweist sich indessen als eine falsche, durch eine Namensverweckiklnng entstandene, indem aus den Pcrsvnalnachrichlen derselben Wiener Blätter hervorgeht, daß sich nievt Herzog Alexander, sondern dessen jüngerer Bruder Herzog Konslanlin von Oldrnbnrg mit seiner Gemahlin in Wien ausgehatten habe und von dort nach Heidelberg weiicrgrreist sei. Tie „Moskauer Zeitung" sagt, für einen russische» diplomati schen Ageittcn sei jetzt kein Platz in Sofia, wohl aber für einen rnssstchcn Kommissar mit diktatorische» Gewalten und der erforder lichen Anzahl von Lillorcn. Gegen die Entsendung eines Kom missars, ja sogar gegen emc rwsiiche Besetznng Bulgariens dürste wohl mir England und zwar auch allein aus dem Papier, protestiren. Tic Behandlung der Frage weaen Entsendung eines Kommissars werde aiisklärcn, was Rußland künilig zu erwarten habe. Noch vor der Wahl eines Fürsten und vor jedwedem sonstigem Arrangement müsse erörtert werden, ob die Ausgabe einer europäischen Lösung der bulgarischen Frage etwa darin bestehe, doß ans den bulgarischen Thron ein Prinz komme, der die Partei Stambiiloff's als die natio nale und eine dieser nicht beislinnnende Majonlät de? Volkes als Diener des Panslawismus aniebe. AnderniallS lame Rußland in seine dit fange »s leinen H1> DlntzM See kanhasbrnsel »urückwirkrn würde »käme Rußland die Südllaven der BalkanbalbinsA unter Gewalt, so würde da«, ganz abgesehen von den politischen >re» für ganz Europa, in erster Linie auch di« Vernichtung vrr Gewissens« und Glaubensfreiheit zur Folge haben. Di« beiden hervorragendsten Wortführer ber Panilavisten. Aksakvw und Katkow, haben oft genug die ruisiichen Züge über denBalkan als Krieg für drn bedrohten orthodoxe» Glauben bezeichnet und auch die Au«- brettuna desselben als deren Ziel hingestellt. Jetzt herrscht in den Balkanstaaten und ln der Türkei speziell auf Grund der Vertrüge Glaubensfreiheit. Dir Unterjochung der Südslaven durch den Zaren würde aber diese Gewissensfreiheit mit einem Schlage vernichten, denn da« russische System kennt, so weit de« Zaren Szepter reicht, nur Bewissen-tnechtung in der krassesten, an den schlimmsten Des potismus grenzenden Form. Wir baden ja auch die GewstsenS- knechtung, welche vor den scheußlich len Mitteln nicht zurückickreckt, schon vor 8 Jahren gegenüber den katholischen Uniten am Werke gesehen und leben sie jetzt wieder am Werke gegenüber den Prote stanten der Ostsreprovinzen. In Westeuropa halt Mancher diese Ber- wlgungen mr administrative Willkür- und Gewaltakte. Dem ist »doch nicht so; die Gewissensknechtung ist in Rußland förmliche- Gesetz. Die darauf bezüglichen Bestimmungen des russischen Straf gesetzbuches sind in den Artikeln 187—13b enthalten: sie bringe» die ÄrwissenSknechtung förmlich in ein System. Verboten ist jeder Austritt auS der orthodoxen schiSmatischen Kirche; verboten ieder Bekehrungsversuch, sogar m Schriften; verboten ist den Eltern, ihre Kinder in anderen Bekenntnissen zu erziehe»: verboten ist endlich den Geistlichen anderer Bekenntnisse, Orthodoxen irgendwelche religiöse Funktion zu Theil werden zu lassen. Dagegen wird mit schwerer Strafe bedroht, wer dem ucbertritt zum SchiSma das geringste Hliiderniß in den Weg legt. So bedroht Artikel 187 die „Ver führung" Orthodoxer zur Annahme eines anderen christlichen Be kenntnisses mit Verlust der Standesrechte. Verweisung nach Sibirien oder ein- bis anderthalbjähriger Zwangsarbeit. Und ivas läßt sich nicht Alles unter das Wort -Verführen" bringen? Laut Art. 188 ist der aus der Staatskirche Ausgetrercne der geistlichen Obrigkeit -zuzuienden" zur „Ermahnung und Belehrung . In der Praxis bedeutet das Einsverrung und Maltraitirung in einem schismatischen Kloster, während die Kinder des Einaesperrten der Zwangserziehung unterstehen. Hat der Convertit ein Landgut, aut dem Schismatiker wohnen, so wirv das Gut gleichzeitig unter Euratel gestellt. Laut Art. 18V wird, wer durch Predigten oder Schritten Orthodoxe zum Abfall zu „verleiten" sucht, bestraft, das erste Mal mit Rechte-V «I ramm lernte. In seine« Schmied von Zeste. Für di« Böiewichtrolle des verrätherstchen Salzschreckers I Wender trat ein junger auS Dresden gebürtiger Darsteller, Herr Kramer (Sohn des Herrn Hoffchauspielers Ferd. Kramer) ein So weit «S die vielfach undankbare, mit groben Strichen gezeichnete Figur möglich machte, tührte er seine Ausgabe au»drucks>eich durch befleißigte sich grober Deutlichkeit der Rede und spielte ziemlich ge wandt. Bon den Urbngen enang sich Frl. Weil, die hochmülhiae Tochter deS Goldfranzl, am meisten Beifall als tüchtige, mit metall reicher Simme paradirende Sängerin. Ihr waren die besten Nummern der Brummerichen Musik zugetheilt. von denen namen t sich das hübsche Walzerliev zündele. Außerdem gefielen der unge künstelte Liebhaber Fffcherflorl des Denn Schiffmann, die liebes wülhiae späte Jungfrau Veronika der Frau Voll, der spöttische Schusterjakl deS Herrn Holm, Herr Miller als Invalid und J>! Brotto als verliebte Afra Maier. Zu sehr in Trvddelmanier hieb Herr Amant, seinen schwachköpfigen Zillerhansl. B S -ß Im Kgl. Hostheater wird" jetzt Edi'n. Kretschmers wirkungs " >e Folkunger zur baldigen Aufführung vor vollste Oper ID . ^ bereite!. Wie früher sind die drei auptrolle» Maria, Magnus Nenbeietzk engt durch Herr» Schraub. _ - Hu. " anderen Bekenntnisse erziehen lassen, werden im Art. IVO mit Ge sängniß bis zu 10 Mvnatcn, Fortnahmc der Kinder und Bestellung eines Vormundes bestraft. Wer dem Ueberlritt zum Schisma „Hindernisse in den Weg legt" (was läßt sich nicht Alles als solche- deuten!), erhält dafür Gesängnißstrafe von 4 Monaten bis zu 2 Jahre»; ist er Gutsbesitzer, so verliert er auch die Verwaltung seiner Güter, falls Orthodoxe dort ansässig sind. Andersgläubige sind, unter Stra'c von 3 Monaten laut Art. 192 verpflichtet, ihre sch>S- matiscken Frauen und Kinder an dem Uebertritiezu einer anderen christlichen Conkeision zu „hindern". Wenn katholische Priester oder protestantische Pastoren Schismatikern, selbst aur deren Wunsch, die Sakramente spenden, oder selbst deren Kinder taufen, io wird das laut Art. 193 bestraft das erste Mal niit ljährigcr Aiiitscnticrnnng, daS zweite Mal mit Ausschließung aus dem geistlichen Stande und Stellung unter Polizeiauincht, die in der Regel nach Sibirien führt. Geistliche „fremder" Eonsessivn, welche orthodoxen Unmün digen katcchetiichen Unterricht ertheilen, oder sich ihnen gegenüber Len Lehren der Orthodoxie zuwideüauienoer „Einstüsterungen" schuldig machen, büßen das laut Art. 194 zuerst mit 3jährlacr Amtsciitietznng, dann niit Ausschließung auS dem geistlichen Stande und lOmoncil- lichem Geiängniß. Aber selbst die Annahme eines nicht der ichis- malischen Kirche angehörigen Convertiten „ohne besondere Erlaub- niß" wird laut Art. 195 mit Amtsentsetzuna oder Verstoßung aus dem geistlichen Stande bestraft. Nimmt z. B. der katholische Priester eine» Mnhamedaner oder Heiden ohne besondere Erlanbniß auf, so trifft ihn sür diese Bekehrung zum Cbristenthume, die in alle» civili- sirten Ländern als ein Verdienst gilt, die eben erwähnte Strafe Mit welcher barbarischen Brutalität die daS Gewissen knechtenden despotischen Gesetzbestimmunaen ausgesührt werden, wissen wir aus der an die mongolischen Wildheit erinnernde» Unitenvcrsolgung und sehen jetzt Aehnliches, wenn auch nicht so schlimmes, in den baltischen Provinzen. Bulgarien Der russische Vertreter hatte aus Grund von Ge rüchten, welche durch die Opposition verbreitet wurden und die besagten, daß das Urtheil gegen einige der Verschwörer noch vor der Ankunft des Barons Kaulbars gelallt werden sollte, verlangt, daß das Urtheil verschoben würde. Diese Note war in kategorischem Tone abgesaßt, und die bulgarische Negierung antwortete, daß der rnisische Vertreter nicht Gerüchte zur Grundlage seiner Entschließ ungen machen möge, da von dem Ministenum leicht die Wahrheit zu erfahren sei: die Untersuchung sei weit venweigt und könne deshalb nicht vor Monatsfrist beendigt werden. Ter russiiche Agent verweigerte die Aimahine der Note, weil sie einen persönliche» Vor wnrf gegen ihn enthalte, den er selbst, wenn wahr, nicht acceptirrn rum < „ Lars durch Herrn Scheidemantel. ... . Ansgar durch Herrn Lurgenslein und Karin durch Frl. Weber. -ß Die Kgl. Hosschauspielerin Frl. Paula Tullinger bc ginnt am 29 d. M. ein Gastspiel am Karltheater in Wien, welches auf 8 Vorstellungen berechnet ist Sie wird u. A. in Gondinels bekanntem Stücke „Clara Soleil" als Eveline Bavolet anftlete» Dieses Gastspiel muß dem Frl. Tullinger besonders lieb sein, weil Wien ihre Heimath ist und sie dort aus dem K. K. Konservatorium ausgebildet wurde. Einer ihrer früheren Lehrer drückte ihr auch in einem Briese seine Freude darüber aus, die ehemalige Wiener Kon servatoristin nun endlich als Künstlerin in Wien wlederzniehen. ß Im Hoftheater zu Koburg wurde als erste Novität der Saiion das Schauspiel „Marguerite" von Dr F Koppel-Ellield gegeben, das vor vollem Hause einen schönen Erfolg erzielte. Auch der Hof wohnte der Aufführung bei und widmete ihr viel Interesse. In der Titelrolle trat Frl. Gertrud Porth (Tochter des Herrn Hv>- schauspielers E. Porth) mit günstigem Erfolge auf. ß In einem der ersten Sinfonie-Konzerte der Kgl. Kapelle kommt die erste Sinfonie von A. Baron von Franchclti (Schüler Felix Draeiekes) zur Aufführung. Es ist das Erstlingswerk des lungen Komponisten, welcher sich sehr geehrt fühlen mutz, daß seine Arbeit von einer io hochbcdentenden Kapelle vorgetragen wird Zuerst fand die Simonie hier >» einem Prüttiiigskonzert des Kon servatoriums. spater im Äewerbehauie außrrordeittlichen Beifall. -ß Kunstvrrein. In enreulicher Weise ist jetzt die Aus stellung mit vielen und guten Gemälden geschmückt, wozu die aka- demnchen Studienarbeiten mit ihre» besten Werten immer noch bei tragen. Es sind zu diesen die an dieser Stelle seiner Zeit lobend er wähnten Kompositionen von Walter Schvltz „Die Ehebrechern, vv-. Christus" und von Richard Hesse „Italienische Fcuchthändlerin" und „Das Ende vom Lied" ans oem Pauwel'schen Aleliec in erster Reihe zu zählen. Von Landschaften gingen ein: Willibald Wer (München) „Todli im Kanton Glarus", eine stilvoll, gut kompo- nirte Ansicht dieser niemals zu erschöpfenden Gebirgswelt n»d Hugo Börner s „Landschaft an der Rhön", eine nicht minder schone Komposition, die jedoch nicht genügend von dem hier erforderlichen könne. Die Regierung zog daraus ihre Note zurück und ließ in der zweiten Note die Stelle fort, welche den Vorwurf enthielt, fügte aber hinzu, daß in Bulgarien die Gerichte frei seien und die Negierung deshalb nicht bestimmen könne, wann der Prozeß be ginnen werde. Diese zweite Note wurde aceeptirt. Uebrigens haben der „Frkr. Zta." zufolge Italien und England die Regent schaft anerknnnt, Deutschland und Rußland sich über die Aner kennung »och nicht geäußert und andere Mächte dieselbe für über flüssig erklärt. — Baron Kaulbars wird am Sonnabend in Sofia erwartet: er soll endgiltige. aut der Berathung mit den Großmächten beruhende Instruktionen mitbringen. Trotzdem er wartet man keine Besserung der Beziehungen zu Rußland, obgleich viele Reibungen während der letzten Zeit dem persönlichen Un geschick des Konsuls Nekljudow zuzuschreiden sind. Von deutscher Seite ist bekanntlich die Forderung Rußlands wegen zeitweiliger Einstellung des Verfahrens gegen die Verschwörer unterstützt worden. Wie nun der „Standard"-Korresoonbent in Sofia bört, hat der Minister des Aeußeren dem deutschen Konsul gegenüber sein Erstaunen darüber ausgesprochen, daß der Vertreter einer Militärmacht Forderungen unterstützt, deren Ausführung alle Disziplin vernichten und jedes Regieren unmöglich machen müßte. Tie offene Beflhützung der Verschwörer durch den Zaren hat dem selben Korrespondenten zufolge überall den heftigsten Unwillen er regt, zugleich aber auch Entmnthiaung bervoraerufen, da eine solche Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes in offen- zkuilleton. s Zur Nachfeier des Geburtstages Theodor Körners geht heute sein Trauerspiel: „Zriny" im Altstädter Hostheater bei ermäßigten Preisen in Szene. Das hier stets mit Warme begrüßte schwung- reiche Drama bedarf keiner Befürwortung und wird auch diesmal wieder begeisterte Aufnahme finden. -f Residenztheater. Zunächst dominirt im Residenztheater die Overette und es kommt nun auch bald eine Novität: „Sataniel" von Ferron, auf die Szene. Damit aber dazwischen Abwechselung geboten und das Personal sür das Schampiel bcthatigt werde, brachte die Direktion vorgestern ein Dialrktstück: „Der Schmied von Kochel", bayrisches Gebirgsstück mit Gesang in 6 Abthei- lunacn von F. PrüÜer, Musik von A. Brummer, erstmalig zur Aufführung. Das Stück spielt in jener Zeit des spanischen Erb- folgekrieaes (1705), als die bayrischen, ihrem Churiiirsten getreuen Landleule sich vvni schwere» Drucke der österreichischen Gewalthaber beircicn wollte» und dann bei Sendling niedcrgemorsen wurden. Der sagenhafte VolkSheld Balthasar Maier. Schmied von Kochel, ist dramalisch illustrirt und seine felsenfeste Treue sür das bayrische Fiirstcnlians wird darin verherrlicht. Bei derartigen ganz ansprucbs- lvien Volkssliicken von patriotischer Tendcnz muß man von eigentlich dramatiichen Anforderungen ahsehc». Die Handlung besteht aus loie zusammengesügten, nur oberflächlich ikizzirten Srencn und Siimmungsbildern. denen die derbe Realistik des Volkslebens, auch Gesang und Tanz lebendige Wirkung verleihen. Grmidbrave Charaktere ohne Schuld und Fehl sieben dem a»Sgc>eimten Schurken. Spion und Venäther gegenüber. Naive Neckereien, grobe Späße, einfache Licbcshändel und muntere Gesänge wechseln ab. Auch die neuen Tckottttionc» von Herrn de la Paix und zuletzt daS Tableau: Kamps bei Sendling (»ach Schwinds bekanntem Bilde) tragen dazu bei, die Aufführung anziehender zu gestalten. Es ist iehr aner- kennenSwrrth, daß säst alle Darsteller den bayrische» Dialekt mit Geschick ha» ^ an Frische i stellte Herr AH L Kvlarit unterstützi wird. Friese, Friedländer (Wien), der feinsinnige Sckildercr österreichische» Soldaleulebens, erfreut wieder »nt zwei kleinen Bildern „Kunsteiier" und „Rauchender Invalide", die beide mir altniederländcr Sauberkeit anSgefllhrt, doch ihren vielen Vor gängern so ähneln, daß nichts weiter zu bemerken übrig bleibt. Ein gleiches läßt sich von Erich Hammer nicht sagen, der, wie sein neuestes Bild „Auch ein Atelier" zeigt, recht hiitychc Vorwürfe zu finden versteht, der jedvch in der Ausuihrung seine früheren Schöpfungen nicht mehr erreicht. Ini Portraittache leisten R. Böhm und R. Völker durch zwei Kmderbilder recht Tüchtiges, in der Blumen- und Stillleben-Malerei befestigt Frau Piiyrocke- Wagner (Lyon) ihren bereits erlangten Rui: ihre „Südfrüchte", „Ranunkeln"und „Nelken" sind durch minutiöicAusiührnngwcrlhvolle Bilder, ein Lob, an dem auch Ulrike Wegner'S (Berlin) „Frühstück" partizipiren dar». F. E. Wolstom, dessen unbestreitbar bedeutendes koloristisches Talent, sowie dessen rege Phantasie sich mit einer an- erkennenswerthen Regsamkeit paart, zeigt diese Vorzüge wieder in eklatantester Weise in seinem neuansgeslellten farbenprächtigen Ge mälde „Das Urtheil des Raths", einer geistreichen, dramatischen Szene des venetianischen Lebens, doch leider wiederum in ungenü gender Ausführung. — Plastik. Hermann Hultzsck s „Waldanelle", eine reizende lyrisch gestimmte Schopumg nach der klassischen Mythe, zu der sich dieser hochbegabte Künstler, wie dies auch sein in der Jubiläums-Ausstellung ausgestelltes „Echo" beweist, besonders hin- neiat. Eine zarte, im schönztcn Ebenmaß geformte Najade beschiel tet felsiges Gestein, welches unter ihren Tritten von aufquellendem Wasser belebt wird, ein schöner Gedanke in ebenso schöner sinnlicher Darstellung! Joh. Ubde „Der Fischer" nach Goethe's Ballade, eine gelungene, in weichen Linien ausgesührte Gruppe, die den Moment des Gedicktes: „Sic sprach zu ihm. sie sang zu ihm. da war's um ihn aescheh'n", poesievoll zur Anschauung bringt. In größerem Format war dieses Werk bereits >m Jayre 1885 unter den akademischen Studienarbeiten schon einmal ausgestellt. -f Die öffentlichen Vorträge über italienische Literatur, welche Herr v. Locella während des verflossenen Winterhalbjahres hier unter reger Tbelliiahme »nd abseitiger Anerkennung gehatten. werden, wie wir hören, auch diesen Winter in einem vierten Eyklus fort gesetzt, welcher aber erst »ach Neuiahr beginnen wird. Dagegen wird derselbe von Mitte Oktover ab in seiner Wohnung, Schnorr- straße 34, Part., Kurse sür italienische Sprache und Literatur für Anfänger wie Vorgeschrittene einrickten. -f unter den auf der Berliner Jubiläumsausstellung mit Aus zeichnungen bedachten Künstlern findet sich auch der Name eines inligcn Dresdners. Es ist der Maler Emil Rau, ehem. Schüler der hiesigen Kunstakademie. Sein Bild: „Leichte Kavalerie" ist Ran's erstes größeres Werk und zählt zu den populären Nummern der Ausstellung, welche in photographycher Reproduktion viel ver langt werden. Eine gelungene Heliogravüre gelangt als Prämien- blatt der Künstlerausgabe der deulschen illustrirten Zeitung zur Verbreitung. ck Für Richard Wagner schwärmen sehr viele Damen, besonders aus ariflokratischen Krencn. Auch die Prinzessin Ieanne Bo naparte, welche den diesjährigen Bayreuther Festspielen bei wohnte, gehört zu den eiingsten Wagner-Enthusiastinnen. Sie be auftragte einen Pariser Maler, die Wände ihres Boudoirs mit Illustrationen aus „Tristan und Isolde" auSzuickmucken. Am Pla fond soll das Schiff aus dem ersten Akte, Isolde und Brangüne im Vordergründe, Tristan und Kuroenal un Hintergründe, darge- stellt werde», an den Wänden Isolde auf Tristan harrend, dann die Liebesizene, endlich der sterbende Tristan. Die Gemälde sollen den Bayreuther Mitwirkenden im Porträt ähnlich hergestclU werden. -s- lieber den aus lächerliche Manier übertriebenen Goethe- Cultus schreibt die „Köln. Zgt.": „In diesen Tagen sind eS hundert Jahre geworden, seit Goethe sich auf den Weg nach Italien machte. Wie die Zeitungen berichten, werden aller Orten, wo der Unsterblich- übernachtet, gezehrt oder gerastet hat, Gedächtnißscicrn veranstaltet, theitweiie auch Gedenktafeln errichtet. Es geichieht darin wobt zuweilen des Guten zu viel. Sv veranstaltete man auch am Achensee, wo Goethe nach seinen Berichten „ein artig Abenteuer" mit einem Harfeinnädchc» hatte, und in dessen Beglci tuiig er sich den Sonnenausgang unter einem Ahornhanm ainad. eine solche Feier. Wir sind begeisterte Goethe-Verehrer, aber ge falle» uns ichon die Spielereien mit der Verehrung eines großen Geistes nicht ganz, die sich an Nachtquartiere und Wirlbshansrgfeln knüpfen, so hat die Feier am Achrmee, mag sie auch zunächst im Hinblick darauf, daß hier Goethe die Alpen zum ersten Maie sah, begründet sein, doch einen lächerlichen und fast geschmacklosen Zug. wenn man, wie es gcichehen ist, dabei des „arligen Abenteuers" noch besonders Erwähnung thut, das sich Goethe zwar in seinem Tagebnche vermerkt hat. das aber deshalb dock, zu einer Jnbelicier keinen rechten Anlaß zu biete» scheint. Solche kindische AnSwückse des Gocthe-EuItiiS sollte man sich ersparen, nicht mir des billigen Spottes der goethcseindlicken Dunkelmänner wegen, sondern auch der nicht unberechtigten Vorwürfe Derer halber, die da behaupte», der übertriebene Goethe-Cnltus gehe meist gerade von solchen Leuten aus. welche für die lebendige Literatur der Gegenwart gar kein Gefühl haben, und dieser, während sie der deren Altmeister selbst ein galantes Abenteuer gewöhnlichster Art feiern, in engherzigster Weise die Aichenbrödelrolle dcS Lesesntterö für die höheren Töchter zutheilen." KL- «2 K s-k - L ßS