Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.03.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010306017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901030601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901030601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-03
- Tag 1901-03-06
-
Monat
1901-03
-
Jahr
1901
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.03.1901
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
-triigrgedlldr: DK.»re«»'er NaLriLlen' «rtckew« ^»lt« M»r,e^: di« verteder t» Dresden und d«r ntckken Umsrdun«. wo die Zulraeu«, duild eiaene Bote» «er Komniiiitonäre ertvlal. erbauen iad Blatt an Wockentase». die nicht aul Lonn> oder Keiertaae lotsen. d> «ei rdeilau4,i>d«» «de»»« und «»»,«« i»,es«ellt. YLr Rdckaabc einoelandter Schritt- Kücke kein« vertundULIett. yernivrechanILIntz: »«I M. 1» und «r.«««. Dele«ramm->dr«s>e: «achrtchte» »r«»de«. O«. ^ Sr. S« v« N,rk>» Se,rilltet 1856 I VLoooI»sk«», bunrolvorlürnl L. I. vrssänar lklbMik»« "Lk" "LiLkchillmtlltj iN-WM, »«>«»«« ü>. ^«ktroUlvApsiltrod» < Imtwt «vt»l A >n»eeuui. Mo»«'. Ldd^ottl» : ! Di. NoNvirNnonon 6. rvodLrlotUU ^ e«n» «> »- re««- ^ Os^Llä. Izmirs, LedüwAöselM Lür^vrstr. 44 H?ö8Ü6ü"?1ö86ÜLI1 Lürxorotr. 44 Kwuckw« voi» In»«-»««» mul Kimm»«»«»«« tllr <U» „Vr«»Äi»Vr Ass»vlLrLvkt«a»". ..Aanaerer-.Vadrräaer xrtotttt« V«rt-L»»»«»Ue»x ^ M N-rio 1900 »N >tos> ^v»m»«I l*et»c". bdob»ie> Lunxuednim« tt«n»ci>«e rbkrttddee.) I'rd.'Mväsrt«,«: vrmL». Stäollloastr. 7. Lv^ki-Lxvrstr. «««««« Vr«»«L«i>-^. Km 8«« A llswlwt« lllgor »llsr Bitten pspisr«, papp«, sw. Nie «INg«, S«l»rs. § ^lls ^Ller<L^u»xvn Vusterxmvls« prompt noä diUixrt! Nm I21r»ZL«Liur^ A voQ lmä Hrinl xob^tov. ^ Listtxsto Brsiss. - 'Icräslloss rmä oebasUst« vEksrnox. K »sesllseklnnsV ä. kstrekL« «!»! I8^l illeiÄi'. 1 ' klUMtMtz 4b. HA*« Lniiall' Die chinesische Frage. Hofnachrichten. AlterthumSverein, vr. Krenkrsich« Nachlaß, Vereins- > «lS». v-I» Iptrsivr. Nachrichten, Gerichtsverhandlungen, Lotterie-Liste. Prof. vr. Biedermannb. „Dürerin Venedig".! Bkrthmaßl. Wittern», Heiter. Mittwoch, «.März 1SV1. Die chinesische Frage. Drastischer kann die englische Politik des Reichskanzlers Grafen Bülow nicht demonstrirt werden, als durch den Protest, den Deutschland in Peking gegen die Machtaniprüche Rußlands auf die Mandschurei erhoben hat. Gegen das Vorgehen der Engländer in Südafrika, das auf die Vernichtung der Freistaaten der uns stammverwandten Buren gerichtet ist. hat die amtliche deutsche Politik nicht den mindesten Widerspruch geltend gemacht, obwohl noch vor fünf Jahren unser Staatssekretär des Auswärtigen, Frei herr v. Marschall. der Vorgänger des Grafen Bülow in diesem Amte, wiederholt erklärt hat, es müsse als eine schwere Verletzung der materiellen Interessen Deutschlands angesehen und behandelt wecken, wenn Transvaal seine Selbstständigkeit verlöre. In der That bckroht die englische Eroberungspolitik in Südafrika unsere dortigen nationalen Interessen: aber da es die Engländer sind, von denen solche Gefahren anSgeben, so hat die amtliche deutsche Politik nicht etwa bloS zu schweigen, sondern eine Haltung zu beobachten, die nicht einmal den Schein der Neutralität wahrt, vielmehr das Wohlwollen und die Parteinahme so deutlich und entschieden wie nur irgend möglich zum Ausdruck kommen läßt. In der Mandschurei, auf das Rußland als die meist interesssrte Macht in Ostasien und auf Grund früherer Verträge mit China berechtigte Ansprüche hat. haben wir gar kein nationales Juteresse, um so mehr aber die Engländer, deren Machtstellung in China durch das weitere russische Vordringen gefährdet ist. Und weil dies der Fall ist. erscheint eS für die amtliche deutsche Politik selbstverständ lich. daß sie sich um der Mandschurei willen, die uns, um einen BiSmarck'schen Ausdruck zu gebrauchen, nicht die Knochen eines vommerschen Grenadiers Werth ist, gegen Rußland engagirt. dessen Freundschaft der wichtigste Faktor unserer europäischen Friedens politik ist. während Englands Gunst und Bundesgenossenschast erfahrungsgemäß nur Schaden cintragen. AlS das deutsch-englische China-Abkommen veröffentlicht wucke, vertrat die unabhängige deutsche Presse die sich dem natürlichen Urtheile oufdrängende Auffassung, daß dieser Vertrag gegen Rußland gerichtet sein müsse, während sich unsere Offiziösen, die ihn als eine neue glorreiche Er rungenschaft der unvergleichlich genialen Bülow'schen Politik priesen, mit Entrüstung gegen solche antirujsische Tendenz Venvahrten. Von offiziöser Seite wurde damals ausdrücklich versichert, daß die Mandschurei Deutschland gar nichts angehe und daß sich daher das Abkommen nicht auf di« Mandschurei beziehe. Jetzt erweist es sich, welche Bewandtniß es damit in Wirklichkeit hat. Die Vorstellungen, die Deutschland bei dem Vertreter der chinesischen Regierung gegen Separat-Abkommen Chinas mit einzelnen Staaten «hoben hat. wären vollständig sinn- und zwecklos, wenn sie nicht aus das russisch-chinesische Abkommen über die Mandschurei Bezug hätten. Die deutsche Regierung hat durch Li-Hung-Tschang den chinesischen Machthabern «klären lassen, daß es nicht recht sei. wenn China werthvolle nationale Vermögenstheile und Einnahme quellen durch Separat-Abkommen mit einzelnen Staaten weggebe, so lange die Verpflichtungen Chinas gegenüber der Gesammtheit der Mächte nicht klar gestellt seien. Thatsächlich existirt kein anderes Separat-Abkommen, als dasjenige, durch welches Rußland die Mandschurei zngesprochen wird. Daß dn Protest Deutschlands den praktischen Erfolg haben wecke. Rußland zur Aufgabe seiner Ansprüche auf die Mandschurei zu bewegen, wird man wohl weder in der Wilhelmstraße in Berlin noch in der Downingstreet in London erwarten. Zwar haben sich den Vorstellungen Deutschlands gegen Sonder abmachungen Chinas mit irgend einer einzelnen Macht außer England auch Japan. Oesterreich-llngarn, Italien und die Ver einigten Staaten angeschlossen; das wird aber in St. Petnsburg um so weniger Eindruck machen, als sich Frankreich an dem Protest nicht betheiligt hat, sondern an der Seite Rußlands geblieben ist Es um der Mandschurei willen auf einen kriegerischen Konflikt ankommen zu lassen» ist ein zu abenteuerlicher Gedanke, um ihn ernstlich zu erwägen. Rußland wird faktisch im Besitz der Mand schurei bleiben, ob das Separat-Abkommen mit China jetzt end- giltig unterzeichnet wird oder nicht. Der Erfolg beweist die Richtigkeit der russischen Politik, und es ist geradezu kindisch, den Russen Selbstsucht und dergleichen vorznwerscn. weil ihre Staats männer so klug gewesen sind, die russischen Interessen in Ostasien vor denen all« dort interessirten anderen Staaten zu wahren und zn fördern und nicht erst abzuwarten, ob das zweifelhafte Concert der Mächte im Stande sein wird, die Ansprüche sämmtlicher Staaten gleichzeitig zu befriedigen. Unsere Offiziösen zeigen sich entrüstet darüber, daß Rußland seinen eigenen Weg gegangen ist; sie muthen den Russen, obwohl sie die meist tnterefsirle und stärkste Macht in Ostasien sind, zu. den eigenen Vortheil de» Geiammt- intercssen der übrigen Mächte unterzuordnen und sich nicht eher von China Sonder-Konzeisionrn. die seiner Machtstellung ent- Ivrechen, gewähren zu lassen, als bis auch die Forderungen von Staaten zweiten Ranges, wie Spanien. Belgien. Dänemark rc.» erfüllt worden sind. Wenn die deutsche Politik von Anfang an genau so geschickt verfahren wäre wie die russische und sich jetzt ebenfalls auf dem Wege eines Separat-Abkommens mit China seine materiellen Entschädigungsansprüche im Voraus sicheraestellt hätte, jo ivärde» wir alle Ursache haben, mit der Büloiv'ichen Politik zufrieden zu sein, und unsere Offiziösen, die sich jetzt über die russische Selbstsucht ereifern, wurden sicherlich die Ersten sein, die imob LobeSdvmnru auö »ollem Herzen ansttmmten. Statt ledig lich den eigenen Vortheil im Auge zu behalten, hat unsere ost asiatische Politik von vornherein zugleich auch den Englands wahr- runehmen gesucht, während sich unser« Interessen in China weit besser im Einvernehmen mit Rußland hätten wahren lassen nlS im Bunde mit England, das unser Hauptkonkurrent in China ist. Wenn man nicht annehmen will, daß der Protest gegen die russisch-chinesischen «Leparar-Abmachmigen eine blos platonische Be deutung haben soll, so muß sich die Brrmulhung aufdrängen. daß jetzt der Fall gegeben ist. der in Punkt 3 des deutsch-englischen Abkommens in's Auge gefaßt wird. Dieser Punkt 3 enthält die Eventualbestimmung, daß Deutschland und England gesondert für sich bandeln, sobald eine dritte Macht (Rußland) territoriale Sondnvortheile «langt. Eine deutsch-englische Sonderaktion könnte nach Lage der Dinge mir auf Erlangung von Kompensa tionen ob« Garantien tnritorialer Art hinauslaufen und damit würde eine neue Phase in d« ostasiatischrn Frage beginnen, die sich weit ernster und kritischer gestalten dürste, nls alle Stadien, die das chinesische Problem bereits durchlaufen hat. Neueste Dralitmeldungeu vom 5 März *Wien. Abgeordnetenhaus. (Schluß.) Erste Lesung der Regiernngsvorlage betreffend das Rekru tenkontIngent. Horiza «klärt, die Treck,en verlangen, daß in der Armee die Eigenthümlichketten jeder Nation berücksichtigt werden. und stimmen dad« gegen die Vorlage. weil sie mit der Militärver waltung nicht einverstanden sind, nicht aus Haß gegen den Staat Der Czeche Udora betont, die Polen und Czechen müßten gemein sam gegen die deutsche Hegemonie kämpfen, bis vollkommene Gleichberechtigung erzielt lei. Da die nationalen Gefühle d« Czechen unberückstchtigt geblieben, stimme die Partei gegen die Vorlage. Biarclini wird trotz d« Svmpathie für die tapfere Armee gegen die Vorlage stimmen. Die Vorlage wird dem Wehrausichuß überwiesen. Nächste Sitzung morgen. * Washington. Präsident Mac Kinlev hat stimmt- liche Mitglieder des KabinetS in ihren Aemtnn be stätigt. Berlin. (Priv.-Tel.) Reichstag Nach der Rede des Reichskanzlers Grasen Bülow behauptet in dn fortgesetzten Be rathuna oeS Etats dcS Auswärtigen Amtes Abg. Ledebur (Soz.), daß nur die Sozialdemokratie unsere auswärtige Politik wirklich gründlich zu erörtern bemüht sei. Bei den heutigen Erklärungen des Reichskanzlers habe es sich nur um bestellte Arbeit gehandelt. Ein Eingreifen in die Transvaalfrage habe Niemand von unser« Regierung verlangt: diese habe ab« Dinge zuaelassen, die mit der Neutralität unvereinbar seien, so neuerdings Waffen lieferungen an England. ES zeige auch wenig vornehme Gesinnung, wenn man sich mit Cecil Rhodes zu Tiiche setze und dem Präsi denten Krüger die Thür weise. Wie hätten die Engländer in Transvanl gehaust mit Dum-Dum-Geichossen. Dergleichen hätte» die europäischen Mächte nicht leiden dürfen. Aber für China wäre ja von uns selber die Parole ausgegeben worden: Pardon wird nicht gegeben. Für diese Parole köniiien wir leider den Kais« nicht verantwortiich machen, ab« der Kanzler müsse dafür die Ver antwortung übernehmen. Dem Grasen Bülow könne man jeden falls ein solches Mindermaß von historischem Wissen und Takt und von allgemeiner Menschlichkeit nicht Zutrauen, um anzunehmen, von ihm sei die sogenannte Hunnenrede inspirirt worden. Friede und Freundschaft mit England sei erwünscht, aber die Regierung dürfe nicht in irgend einer Weise die dortige imperialistische Strömung unterstützen. — Abg. Bassermann (nl ): Es bestehe eine ge wisse Besorgniß. unsere Beziehungen^» Rußland könnten sich in der That verschlechtert haben. Dre «Stimmung für England habe sich bei unS seit dem Burenkriege verschlechtert, aber seine Freunde hätten niemals Zweifel darüber gelassen, daß für uns mir eine Verstandespolitik maßgebend sein dürfe. Richtig sei, daß die Aus zeichnung des Lock Roberts große Mißstimmung im Volke hervor- aerusen habe, ebenso wie noch einige andere Vorgänge. Das seien Dinge, die besser unterblieben wären. Seine Freunde hätten jedenfalls zn dein Grasen Bülow das Zutrauen, das; dieser als Schüler Bismarck's bei etwaigen Abmachungen mit England das Interesse des Reiches wahren wecke. Neues haben die Erklärungen des Kanzlers nicht gebracht, nur das geht daraus hervor, daß etwaige Abmachungen mit England, die ihre Spitze gegen Ruß land kehren, wie ma» dies befürchtet habe, nicht vorhanden seien. Beruhigend sei auch, daß wir auch gegenüber Rußland fest leien, auch «moweit es sich um Handelspolitik handle. Der Reichstag könne znm Reichskanzler das Vertrauen haben, daß « seine aus wärtige Politik nicht von Stimmungen und Verstimmungen ab hängig mache. — Aba. Richter (tteis. Volksp.) führt aus, daß der Reichskanzler auch für die Llusübung solcher Kronrechte, wie Ordensverleihungen, die Verantwortung dem Reichstage gegenüber zu tragen habe. Er habe dies auch selbst zugegeben, indem er zur Begründung der Auszeichnung des Lord Roberts sagte, dies« sei keine politische Persönlichkeit. Unsere Beziehungen zu Rußland scheinen sich in letzter Zeit doch etwas geändert zn haben. Das selen die Folgen des Fehlers, daß wir 1896 gemeinsam mit Ruß land und Frankreich Japan in den Arm sielen. Wenn der Reichs kanzler memte, daß die Landwirthichast keine qnaotttS nsxlievadis auch Handel und Industrie nnd namentlich die nantits ndklisteabls betrachtet wecken. sei, so dürsten do Konsumenten nicht als an „ „ (Beifall links.) — Aba. Liebermann v. Sonnenberg (Ant. äußert sich abfällig über England, wo immer mehr altgallijche Wildheit und Rohheit zum Ausbruch kommen, wogegen wir bei den Buren alle guten Eigenschaften der Germanen wiedererkennen. Deutschland-lei von der Neutralität zu sehr abgewiche» zn Gunsten Englands durch Waffen- und Konservenlieferung, Erlaubnis; zu Pfcckeankäufen rc. Graf Bülow habe heute nach verschiedenen Speckseiten geworfen. (Heiterkeit.) Die Ordensverleihung an Lord Roberts sei zweifellos eine politische Sache. Er «innere daran, daß Fürst Bismarck seiner Zeit die Ordensverleihung an Taaffe verhindert habe. — Reichskanzler Gras Bülow: Herr Richter hat angedeutet, daß ich die Interessen von Handel und Industrie nicht genügend wahrnühme. Ich habe schon ini Ab- geocknetenbause gesagt, daß die Regierung dre Pflicht hat, die all emeinen wirthtchaftlichen Jnteressen zu wahr«,, sie muß über den Parteien stehen und gemeinsam mit der Volksvertretung einen verständigen Ausgleich der widerstreitenden Jnteressen suchen. Die oirthschaft hat zweifellos ein Anrecht aus Landwirthschnft hat zweifellos ein Anrecht aus nnd Pflege, davon bin ich "durchdrungen. Ich halte eiiie^rhöhung der Geneideiolliätze für unerläßlich. Aber der Erhöhung ist eine 'nze „ . . , wendige Währung der Lebensbedingung für den deutschen Arbeiter. Die Abmessung der Zollsätze bedarf also einer ganz besonderen Sorgfalt. Auch Herr Nicht« wird zugeben, daß die alten Handelsverträge verbcsierungSsähig und verbesserungsbedürftig sind : aber das ist allerdings unser Wunsch und unsere Absicht, aus anderer annehmbar« Basis überhaupt Wied« zu Handelsverträgen mit den anderen Staaten zu gelangen. Der Zweck des neuen Zolltarifs ist für mich kein finanzieller. Ich möchte daher vor- schlaqen. falls der neue Zolltarif Mehreinnahmen ergicbt, diese zu Wohlfahrtseinrichtungen ,m Reiche zn verwenden. Auf jeden Fall wird unsere Handelspolitik mit dem Allslande einzig nnd allein diktirt sein von nationalen Interessen. (Beifall.) — Abg. Gras Klinkowström lkons.) dankt dem Reichskanzler für dessen Aeußernngen und wendet sich dann zu dem Witte'schen Artikel. Ihm scheine, es handle sich da mehr um eine Ungeschicklichkeit eines offiziösen Berichterstatters, der die Ideen des russischen Fiiianzministers unrichtig wiedergegcben habe. Es sei beschämend, wie unsere sreihändlerische Presse diesen russischen Artikel vcr- werthet hat. Jedenfalls sei Deutschland zu einem wirthschaftlichen Kampf mit Rußland hinreichend gerüstet. — Aba. Hii'e (natO macht dem Reichskanzler den Vorwurf, daß dieser im Dezembn gegenüber den alldeutschen Burenfreunden von Bierbankpolitik ge sprochen habe. Noch vor füns Jahren sei diese Politik amtliche Regierungspolitik gewesen. An sich habe er nichts gegen em Bündniß mit England, aber jedenfalls befänden wir uns England gegenüber in einem Zustand von Intimität. Der Kais« sei immer im Amt, auch bei leinen Reisen im Auslande. Wenn der Kai!« zum englischen Feldmarschall ernannt iei und dafür seinen Dank abstatte, so sei dies Privat,ache. aber es sei Staatsangelegenheit, wenn dergleichen in einem Augenblicke geschehe, wo England Krieg führe, und es sei auch Reichsangelegenheit. wenn der Kaiser bei seinem Danke hinzugMgt habe, die deutsche Armee empfinde mit ihm diese Ehre. Auch an der Ockensverteihung an Lord Roberts übt Redner Kritik. Es sei die höchste Zeit zur Umkehr. — Ab Oertel-Sachsen (kons.) erklärt. daß unsere gegenwärtige an wärtige Politik von dem Vertrauen weiterer Volkskreise nicht ge tragen sei. Wir müßten allerdings Rücksicht nehmen aus unsere Interessen, aber auch Rücksichten aus das Recht und da bestünden in weiten Kreisen Befürchtungen erstens, daß unsere Neutralität im südafrikanischen Kriege nickt völlig gewahrt sei. Er selbst könne auch heute noch nicht einsehen, weshalb Krüger's Besuch abgewicsen werden mußte. Auch die Duldung von Waffenlieferungen habe mit Recht die Besorgniß ungenügender Neutralität genährt. Zweitens seien die Interessen der Deutschen in Südafrika nicht gewahrt, wie ge wünscht werden mußte. Diese Klage iei auch auszudehnen auf unsere Jnteressen im Auslände und deren Wahrung überhaupt. Drittens herrsche Beiorgniß wegen einer zu großen Intimität mit England, bei der England es an Gegenseitigkeit fehlen lasse. Weiter herrsche Be iorgniß. daß der Draht nach Rußland gestört iei. Gute Beziehungen zu Rußland könnten nicht hoch genug eingeschäht werden, freilich nachlausen dürsten wir Niemand, wie schon HÜist Bismarck gesagt Hobe. Dieses Wort möchte er dem heutigen Reichskanzler auf po litischem wie wirthichaftlicheinGebiete dringend an's Herz legen.— Staatssekretär v. Richthofen stellt in Abrede, daß die Neu tralität nicht genügend gewahrt sei. Kein einziger Staat habe ein Ausfuhrverbot sür Kriegsmaterial, Waffen und Konserven erlassen. Hätten wir es allein gelhan, dann hätte das gar keine Wirlnng gehabt, denn England hätte seinen Bedarf anderswo gedeckt, und wir hätten uns nur selbst geschädigt, da einmal abgebrochene Abiatzbezichuiigen sich hinterher schwer wieder erlangen lassen. Unrichtig sei auch, daß die Jnteressen Reicksangehoriger im Aus lande von unseren Konsulaten nicht genügend gewährt würden. Zu Gunst-., der Deutschen in Transvaal haben wir schon in meh reren Fallen Erfolge erzielt und auch die Firma German ist bereits znm größten Theil befriedigt. Endlich widerspricht der Staatssekretär dem dritten Vorwürfe, daß wir mit England zu intim seien, ohne daß England Recivrocität gewähre. — Abg. Hept zu Herrnsheim (natl.) stellt Richter gegenüber fest, nicht Deutsch land, sondern Rußland habe angefangen, dies Berhältniß zu ver schlechtern. — Abg. Graf Kanitz (kons.): Herr Richter bat ge meint, daß der Reichskanzler nicht nur ans die Landwirthichast. sondern auch auf Handel und Industrie Rücksicht nehmen solle. Wir erinnern Herrn Richter daran, daß der Centratverband In dustrieller sich mit Erhöhung der landwirthschaftlichen Zölle ein verstanden erklärt hat und daß auch die gegnerüchc Maiorität im deutschen Handelstagc nur eine ganz kleine war. Redner führte dann aus, daß die Getreisezollerhöhung uni« Berhältniß zu Ruß land nicht zu trüben brauche. — Aba. Münch-Ferber «n! > empfiehlt eine von ihm beantragte Resolution betr. Errichtung denticher Handelskammern im Auslande. — Ada. Speck (Centr. » dankt dem Reichskanzler für seine populären Erklärungen, wünscht höhere Zölle besonders ans Brotgetreide und Hafer und bemängelt unser Konjiilatwcsen im AuSiande. — Staatssekretär v. R icht Hofen nimmt das Konstilalivesen in Schutz und stellt ein Be- dürsniß für Handelskammern im Auslande in Abrede. — Abg- Frese (frei). Vcg.) kann sich für die Resolution Münch-Ferbcr nicht erwärmen, w lange nicht die deutschen Kaustente im Aus lände leibst dieses Bedürfnis; empfänden und freie Handelskammern errichteten. — Der Titel „Staatssekretär" wird genehmigt und die Rewliitivn an die Budgetkommission verwiesen. — Morgen Fortsetzung. Berlin. (Priv.-Tel.^ Die B ud y e t ko in in i > si o n des Reichstags berieth beute den K v l o n la l eta t. Die st t«- und letzte Rate für Fortführung der Eisenbahn Tanga-Miibcin .»s Kovogwe. 980000 Mk.. mucke bewilligt: die sür Fortführung dir Bahn bis Mombo geforderte erste Rate, 1550 000 Mk. dagegen gestrichen. — Tie W ei n komm i ssi on im Reichstage lehnic den Antrag Preis; (Elsässer) auf Aufhebung des bestehenden Weingcsctzes und Stellung des Verkehrs mit Wein einfach auf den Boden des Nabruiigsmittelgeietzes ab. — Der dem Reichstage vorgelegte Etatentwurf für das ostafrikanischc Schutzgebiet enthält eine Forderung von 2 Mill. Mk. als erste Rate zur Herstellung einer Eisenbahn von Dar-es-Salaam nach Mrogow. In den Er läuterungen zn dieser Position ist gesagt, daß versucht worden sei, den Eisenbahnbail mit Zuhilfenahme einer Ziiisgarantle seitens des Reiches durch eine Privatgesellschaft z» verwirklichen. Diese inzwischen in Verhandlungen mit der Deutsche» Bank und der Dlskontagesellschast fortgeictztcn Versuche haben inimnehr zu dem erwünschten Ergebnis; geführt, weiches den, RnndcSrathr unter breitet worden ist. Der Entwurf eines Gesetzes wegen Uebcriiahmc einer Zinsgarantie für den Bau einer Cljenbah» von Tar-es-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite