Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 11.02.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030211020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903021102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903021102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-02
- Tag 1903-02-11
-
Monat
1903-02
-
Jahr
1903
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dresdner Nachrichten Mittwoch, 14. Aebruar Li»«»» N» Nr. 4L Steigen de- Terrainwert»« in der «an« groß« Städte derartig« Blüh« nicht nur immer schwerer ausfindig zu machen, sondern mit Riecht werden auch allerlei lnigieuische Bedenken aeaen ein der- artiges Verjähren geltend gemacht wegen der im Mill zahlreich ausgespeicherten Krankbritserreger. Wenn man obendrein erführt, daß in Berlin allein täglich gegen 1400 Kubikmeter Müll ad- gesahren und oußeibalb der Stadt irgendwo untergebracht werden müssen, so erhellt hieraus die stetig wachsende Schwierigkeit, solche Ablagcrungsaebirte zu finden, zur Genüge. In Dresden beträgt die tägliche Produktion von Müll etwa 350 Kubikmeter: d. d. mit audere» Worten, das; alljährlich zur Ablagerung dieser Müllmassen ein Platz von 350 Quadratmeter» nötig wäre, selbst wer», aus diesem Platze der Müll bi« zur Höhe des Eiffelturmes (300 Meter) übereinander geschichtet werden sollte. Da nun andererseits im Mull noch eine ganze Anzahl technisch verwertbarer Stoffe ent» halten ist, so hat man schon seit Jahrzehnten die verschiedensten Versuche unternommen, die kostspielige und schwer durchführbare Müllabfuhr durch eine vernünftige Müllverarbeitung zu ersetzen. Durchschnittlich finden sich in 1000 Teilen Müll etwa 880 Teile Asche. 80 Teile Schlacke. 15 Teile Papier. 35 Teile Tops- und Porzcllanscherbe». 25 Teile Glas. 190 Teile Speisereste. 20 Teile Brot (!). :45 Teile Bauschutt und Lehm, 15 Teile Blechdose», 10 Teile Mgel und altrS Eisen. 10 Teile Lumpen, 10 Teile Stricke und Sackleinwand u. s. w In einigen Städten Deutsch lands, wie in München, sucht man daher durch Sortieren und Dnrchsieben des Mülls gewisse noch zu verwertende Bestandteile zu separieren, jo dass nur »och ei» kleinerer Rest von unbrauch baren Stoffen zu beseitigen übrig bleibt. Allein die Arbeit des 'AuSiortierens ist eine ebenso ungesunde, wie ekelerregende, und de> zu beseitigende Restbestaud ist und bleibt immer noch recht um fänglich. Auch in Berlin sondert man aus dem Müll wenigstens die Bestände an gelöteten Blechbüchsen aus. und eine Berliner Fabrik reproduziert auf elektrolhtischem Wege aus die'en Blech dosen jährlich allein gegen 85 000 Kilo Lötzinn. Recht gute Erfahrungen hat man aber — ebenfalls in Berlin — neuerdings mit dem Verbrennen und Schmelzen des Mülls in besonders konstruierten Qefcn nach den, L»slem deS Dresdner ZivilingenteurS R. Schneider gemacht, bei welchem Verfahre» als sehr gut ver wendbare Nebenprodukte gegossene Mauer- und Pflastersteine, sowie ein grobkörniges Zusatzmaterial zu Beton und Mörtel ent stehen. Eine Vereinigung des Sortier- und des Schmelzshstems erstrebt das neuerdings ausgekommene MüllverwertunaSvertahren des Ingenieurs Bauer iTcbönhausen bei Berlin). Nach erfolgter Desinfektion des Mülls (durch Erhitzung desselben auf 100 Grad Eelsius oder durch eigentliche Desinfektionsmittel) wird der Müll zunächst durch geeignete Maschinen in staubartige und umfäng lichere, in leichte und schwerere, in metallische und nichtnietallische Bestandteile geschieden, die je nach ihrer Art eine praktische Ver arbeitung crsahren ; die sonst nicht verwertbaren mineralischen Reste werden alsdann bei der Herstellung von gegossenen Steinen und von Preßkohle mit verwendet. Eine praktische Erprobung dieieS Bancrschcn SüslemS in größeren« Maßslabe steht aber zur Zeit noch aus. — 'Redner erntete für seine zeilgeinäßcn Ansinhrnngen reichen Beifall. Den folgenden Hauptvortrng dielt Herr Muscnms- dircktor I. Leisching ans Brünn über das Thema: „Innen- ansstattuug ^ e r W o h n rä u m e in alter und neuer Zeit". An der Hand zahlreicher Lichtbilder zeichnete der Vortragende ein anschauliches Bild von der Art, wie man im deutschen Bürgerhaus? und ans den Ritterburgen des Mittelalters, in der Renaissnneezeit. im Zeitalter des Barocks, des Rokoko. deS Empire und in der Biedermeierzeit sein Heim einrichtete und schmückte, und betonte die Notwendigkeit. unter allen Umstände» die JnnenanSslaltung unserer Wohinäume so zu gestalten, daß sie in ihrer Gesamtheit einen einheillichcn, dem Zwecke des Rauines enlsp«cchenden Orga nismus darstelle. 'Auch diese Vor- und Ausführungen wurden mit lebhaftem Danke entgcgcngenommrn. Am nächsten Montag wird Herr Dozent Ir. Jürslenberg einen Proirktionsvortrag halten über das Thema: .Werden, Wachsen und Vergehen unter dem Einflüsse des Lichts". —* Polizeibericht, 10. Februar. Am Montag nach mittag ist in der Porsbergstraße infolge plötzlichen Anziehens der von ihm geleiteten Pferde ein Kutscher von seinem Wagen ge fallen. ein Stück geschleift worden und hat am Kopse, an den Beinen und Armen starke Hautabschürfungen, wahrscheinlich aber auch innere Verletzungen erlitten. Er ivurde dem Johann städter Krankenhause zugeführt. — Durch eine» unglücklichen Zu lall wurde am Sonnabend einem im Elektrizitätswerke beschäftig ten Heizer der rechte Zeigefinger zerquetscht. — An der Kreuzung der Wintergarten- mit der Holbcinstraße wurde am Montag mittag ein Beamter von einem Radfahrer umgerisscn, geriet unter eine gerade vorüberkommende Droschke und wurde überfahren. Er erlitt verschiedene leichtere Verletzungen. — In einer hiesigen Fabrik wurde am Monlaa vormittag eine Arbeiterin von einem Ballen Tabak getroffen, sodaß sie eine Rücken qnet schling erlitt und in das Stadtkrankenhaus ge bracht werden mußte. —* Am Sonnabend abend haben zwei unbekannte Männer in einem Geschäft ans der Hauptstraße eiue Verkäuferin »m zwanzig Mark betrogen, indem sic das von ihnen zum Be zahlen einer Karte und etlichen Briefmarken auf den Ladentisch gelegte Goldstück zugleich mit dem Wechselgelde wieder an sich genominen haben. —* Als Hanptgeschworene für die 2. diesjährige Schwuraerichtsperiode wurden heute mittag folgende Herren ans- gelost: Adolf von Heynitz, Rittergutsbesitzer m Miltitz: Oskar Heinrich Herrmann. Schneiüermeister in Dresden: Karl Emil Viertel, Privatus in Meißen; Otto Viktor Chores, Rentner in Radebeul- Max Claußnitzer, Rittergutsbesitzer in Niedervoyritz; Emil Iänmgen, Rentner in Großborthen bei Lockwitz: Edmund Mar Richard Bertram, Königl. Obergartcndirektor in Blasewitz; zXusilkA 4r?iinnk> in tAr'nvt'nsinin' hclr Winkler, Rittergutsbesitzer in Potschappel; Gustav Hermann in Erfüllung gegangen. „Habe ich aber als Musiker nicht das Recht, auch einmal gehört zu werden?" — Das muß ein Lamond von sich scchen! — Nun hoffentlich erfüllt man ihm hier im musik- liebenden Dresden recht bald seinen Wunsch. Ueber seine Kunst, seine unvergleichliche, feinfühlige und zu Herzen gehende durch geistigte Vortragsweise hier noch ausführlicher zu referieren, er übrigt sich. Wie in seinen beiden ersten Konzerten, erw'es er sich auch diesmal wieder als vortrefflicher Interpret Beethovens. r Musik-Salo» Bertrand Roth. Es ist immerhin ein dankens- wertes Unternehmen, das man nur mit Genugtuung begrüßen lau», wenn sich berufene Musiker die Interpretation von Werken auch unserer zeitgenössischen Komponisten angelegen sein lassen'. So war die Matinee am Sonntag im Musik-Salon des Herrn Bertrand Roth, die vor geladenen Gästen stattsand. ausschließlich Richard Strauß gewidmet. Mit dem groben Klavier-Quartett iu O-rooU so». 13) eröfnielen die Herren Roth. Hans Neumann, Erwin Banck und Kammervirtuos Joh. c^mith die Reihe der Vorträge. Die allzu breit ausgcspoanene, vielfach recht geschraubte Manier im Allegro und im Scherzo vermag trotz ihrer flüssigen, rhythmisch zumeist auch pointierten Diktion doch nicht über die darin vorherrschende Gedankenleere hinwegzntäuschen; nur einiger- maßen vermögen daher das ansprechende Andante und der Final satz für das Manko in den ersten beiden Sätzen zu entschädigen. Richard Strauß ist zweifellos einer der bedeutendsten, vielleicht sogar der bedeutendste unserer zeitgenössischen deutschen Tondichter: allein in der Kammermusik liegt ganz und gar nicht seine Stärke. Auch die stilisierte Improvisation aus der Sonate für Violine und Klavier so^- IM die übrigens .Herr Neumann mit vollem, gciangsrcichem Tone schelte, ist ein sprödes, wcnig dankbares Stück, Vas bei erstmaligem Hören keinen nachhaltigeren Eindruck hinter- läßt. Welt glücklicher und mehr in seinem ureigensten. Element ist Strauß in seinen Liedern, die, ihrem Ideengehalte entsprechend, schlicht und melodiös empfunden sind: die Klavierbegleitung aber ist durchweg von seltener Zartheit und musikalisch reizvoller Schön heit und bietet dem Gesang die denkbar günstigste Folie. Recht ansprechend sang Frl. Bertha Asbahr. die eine weiche Altstimme besitzt, einige dieser kleineren Lieder, u. a. das stimmunnsvolle „Ach, Lieb, ich muß nun scheiden" und „All' meine Gedanken", Einen vollen Erfolg aber erzielte Herr Kammersänger Gießen mit dem warmherzigen, klangschönen Vortrage der ihm vom Kam- höchsten gewidmeten „Mädchenblumcn". sowie zwei weiteren kleineren Liedern. Den Klavierpart zu. allen Nummern führte endlich Herr Bertrand Roth ganz vortrefflich aus. Welcher Wert schätzung sich diese Aufführungen im Musik-Salon des Herrn B, Roth erfreuen, bewies auch vorgestern wieder die zahlreich er- ichienene Zuhörerschaft, die die Leistungen der Vortragenden mit reichlichem, oft enthusiastischem Beifall überschüttete. tu« m GrotzzschaLwitz; Gustav ^lä ,. ingl.'8b«r?örster In Langebrück?Äarl^bristian Görne, »tlren- bcsitzer in Großzschachwitz; Fritz Ebrambach. Rentner und Konsul in Dresden; Johann Theodor Menz, Geh. Komme»,enrat. Bankier und Konsul i» Dresden; Franz Ferdinand Zacher. Rentner in Wasewitz; Ernst Waldemar Bl«. D» ^ - lehrer-Bildungsanstalt in Dresden; Direktor der König!. Turn- .... Arthur Franz Alexander Beheim-Schwarzbach. Dauptmann a. D. in Oberlößnitz; Friedrich Wilhelm Achilles, Kaufmann iu Dresden; Richard Alfred Anhalt, Fabrikbesitzer in Dresden; Gotthelf Kühne, Rittergutsbesitzer in Wachau: Gustav Neubert. prio. Apotheker in Tressen; Friedrich Emst Ns" Kai. Rentner in Riesa: Otto Köbkc, Rentner in Dresden; Karl A!>.on Maximilian Wilhelm Gottfried Groschupf, Oberst- lut -m.D. in Dresden; Friedrich Hermann Wernicke, Rentner asewitz; Otto Richard Hübner, Kaufmann. Hauptmann d. tz. leutnant^.D. m Wasewitz;- . , i» Loschwitz: Heinrich Vogel. Kommerzienrat in Dresden. — Di« Verhandlungen beginnen in der 2. Hälfte des Monats März und werden von Herrn Landgerichtsdirettor Dr. Becker geleitet werden. — Militärgericht. Der militärische Exzeß, der sich am Abend deS 31. Mai v. I. in der Kaserne des 18. Husarcn-Regi- menls in Großenhain abspielte, war setzt abermals Gegenstand einer Verhandlung vor dem Kriegsgericht der 32. Division. Wie seinerzeit berichtet, hatten die Mannschaften anläßlich der Regi- uientsvesichtiaung vom Regiment Bier bekommen mit der aus- drücklichen Anweisung. eS solle in der üblichen Weise getrunken werden. Die 4. Eskadron trank ihr Bier ljede Eskadron bekam 180 Liter) Sonnabend, den 31. Mai, nach dem Stalldienst auf dem Schlaffaale gemäß der durch den Wachtmeister beim Appell gegebenen Anordnung. Als die Mannschaften — Unteroffiziere waren nicht beteiligt — in der besten Laune, das Bier aber noch lange nicht ausgetrunkcn war. erschien gegen 10 Uhr abends der Unteroffizier vom Tagesdienst cschülke und besaht den Leuten, zu Bett zu gehen. Diese Anordnung, die im Widerspruch zu der bisherigen Gepflogenheit bei ähnlichen Anlässen stand, wo ein längeres Ausbleiben der Leute als an anderen Tagen gestattet war, ries den Unwillen der Mannschaften hervor, sie befolgten einfach den Befehl nicht und wurden schließlich gegen den Unter offizier handgreiflich. Dieser Austritt sollte für süns der an dem Austritt beteiligten Soldaten üble Folgen haben; sie wurden unter die Anklage des militärischen Aufruhrs, der Zusammen- rottung, Aufwiegelei usw. gestellt und vom Oberkriegsgericht am 21. Oktober — gegen das krie! ° ' - die Angeklagten als auch der zu hohen Freiheitsstrafen , .... wurden mit 5 Jahren 1 Monat Gefängnis und Versetzung in die 2. Klaffe des Soldatenstandes. Simon mit 5 Jahre», Pöttner und Münzer mit 1 Jahr 6 Monaten bezw. 11 Monaten und der Gefreite Bartsch mit 6 Monaten Gefängnis bestraft. Diesmal muß der 1869 zu Oberkunnersdors bei Löbau geborene Wacht meister Ernst Gustav Tiesner von der 4. Eskadron des Großen- hainer Hnsaren-Reginients die Anklagebank betreten. Es wird ihm zur Last gelegt, am 31. Mai die Beaufsichtigung feiner Unter gebenen in schuldhafter Weise verabsäumt und sich des Unaehor- iauis gegen einen Befehl iu Dienstsachen, durch den ein erheblicher Nachteil herbeigeführt wurde, schuldig gemacht zu haben. Der Angeklagte hatte sich an dem fraglichen Abend nach der Stadt begeben und war erst früh gegen 3 Uhr zurückgekehrt, ohne daß er mit der Aufsicht über die Leute beim Biertrinken einen anderen Unteroffizier betraut hatte und obgleich ihm vom Eskadronchef befohlen worden war, die Sache so wie früher zu handhaben. Wie die Beweisaufnahme ergibt, hat T. nähere An ordnungen, wie das Bier getrunken werben solle und wie lange die Mannschaften aufblcibcn durften, nicht erhalten und auch nicht gegeben. Einen besonderen Befehl, das Äiertrlnken zu überwachen, hat er gleichfalls nicht bekommen, dagegen hat er für selbstver ständlich angenommen, daß die Mannschaften auch diesmal länger ausbleibcn würden. Von dieser Erlaubnis sollen auch die übrigen Unteroffiziere Kenntnis gehabt haben. Das Gericht erkennt, dem Anträge des Verteidigers, Rechtsanwalts Dr. Baum entsprechend, auf Freisprechung des Angeklagten und führte zur Begründung aus, daß es das Verhalten des Beschuldigten durchaus nicht billigen könne, da er nach den allgemeinen militärischen Grund sätzen verpflichtet gewesen wäre, die Aufsicht zu führen, allein es habe keine dienstliche Verpflichtung und kein besonderer Befehl hierzu bestanden und somit liege auch kein Vergehen hiergegen vor, dessen Bestrafung erfolgen müßte. Erwähnt sei noch, daß der Unteroffizier Schälke, der durch sein direkt unmilitärisches Vorgehen die Mannschaften zur Widersetzlichkeit herousforderte und deshalb auch von seiten des Gerichts als die eigentliche Ursache des bedauerlichen Vorkommnisses angesehen wird, aus dem Dienst entlassen worden ist. —* Amtsgericht. Der Werkführer Josef KranS war unter Anklage der gefährlichen Körperverletzung gestellt worden, weil er einem seiner Leitung unterstehenden Ikiährigen Lehrlinge zwei Schlüge mit einem Buche auf den Kops erteilt batte Kr. ist in einer hiesigen Metallwarenfabrik In Stellung; eines Tage- neckte der Lehrling gegen den schon wiederholt, auch von Seite der Gesellen Klagen laut geworden waren, einen seiner Lehrkameraden, als der Werksührer dagegen einschritt, belog ihn der Lehrbursche. Kr. versetzte ihm mit der flachen Seite des ziemlich schwachen Jnventurbuchcs. ungefähr in Ouartaröße. einen mild gefühlten Schlag aus de» Kopf: als darauf der Lehrling eine herausfordernde Haltung einnahm, erhielt er einen zweiten Schlag, der diesmal auf der Nase austraf. Eine Blutung tiat nicht ein. wie überhaupt die Schläge irgend welche nachteilige Folgen kür den Lehrling nicht hinterließen. Dennoch stellte der Vormund Strafantrag gegen de» Werksührer. In der Verhandlung ließ der Angeklagte durch Herrn Referendar Tr. Mohrmann, Ver ihn in Nachvollmacht des Herrn Rechtsanwalts Dr. Baum verteidigte, nach Feststellung deS Sach verhalts für sich u. a. den Schutz des 8 127» der Retchsgewerbe- ordiiuiig in Anspruch nehme», wonach der Lehrling der väterlichen Zucht des Lehrherrn unterworfen und dem Lebrhenn, sowie dem- ,eisigen, der an Stelle deS letzteren die Ausbildung zu leiten hat. zur Folgsamkeit und Treue, zu Fleiß und anständigem Betragen verpslichtct ist. Verboten sind übermäßige und unanständige Züchtigungen, sowie >ede die Gesundheit deS Lehrlings gefährdende Behandlung. Ta nach der Art der Anwendung deS Buches bei den Schlägen eine das Lebe» gefährdende Verletzung ausgeichloffen werden muß. entfällt für das Gericht der Grund zu einer Be strafung aus 8 223» des Reichsstrafgelctzbuches Zweifellos bat der Angeklagte durch sein Vorgehen einer einfachen Körperver letzung sich schuldig gemacht: er ist indeß Werkmeister und ihm Ist an Stelle des Lehrderrn die Ausbildung der Lehrlinge übertragen worden. Sonach linwlstcht der Lehrling seiner väterlichen Zucht, und er batte das Recht, dem Lehrling wegen dessen dummer Streiche eine leichte körperliche Züchtigung angedeihen zu lassen. Uebermäßig vdcr unanständig war diese nicht, weshalb KrauS freigesprochen wird Einer näheren Prüfung über die Berechtigung zur Stellung deS Strafantrags bedarf es daher nicht. Der Vormund ist bereits im Jahre 1693 verpflichtet worden; inzwischen ist aber durch das Inkrafttreten des neuen Bürgerlichen Gesetzbuches dem Vormund die elterliche Gewalt über sein Mündel genommen worden und der noch lebenden Mutter de- Lehrlings wieder zuaefallen. Wen» ,..cht besondere einschränkende Bestimmungen deS Bürgerliche» Gesetzbuches für die Mutter in Betracht kommen, wäre tn vor liegendem Falle nur diele zur Stellung des Strafantrages berech tigt gewesen. — Der ledige Kutscher Ernst Theodor Kämpf, 1870 in Neudörfel bei Zwickau geboren, fuhr am 9. Dezember V. I. mit einem zweiipännigen Düngerwagen die Königsbrückeistraße herunter, ohne den Wagen anzuichlciken, er gab auch das StraßeiibahngletS nicht frei, jo daß ein Motorwagen Verspätung eilitt. Als gegen dieses Gebühren Gendarmerie einichlttt, erhob K. seine Peitsche drohend gegen die Beamten, leistete ihnen Widerstand und be leidigte sie. In Würdigung seiner Vorstrafen erhält der Angeklagte 6 Wochen Gefängnis und 1 Woche Hast. — De, Arbeiter Otto Woldemar Hörntg genannt Richter scheute sich nicht, am 27. Novem ber v. I. aus dem Slratzenbahnwagen mit einem Fiibrgaste eine Schlägerei hervoizurusen; dem dieser Szene ein Ende bereitenden Gendarm wtderietztc er sich unter heftigem Lärmen. Etwa einen Monat später batte Hörntg in einer Schankwtrtschast das einem Gaste entfallene Geldtäschchen heimlich an sich genommen und den Inhalt — 18 Mk. — in sein Portemonnaie getan. DaS Geld wurde ihm aber noch am selben Tage durch dt» Polizei wieder abaenommen. Außer 1 Woche Haft erhalt der Angeklagte 1 Monat Gefängnis. —' «««»««ch« »er »amdurg« »«warn vom 10. Februar Tin Maximum von 78l Mm. lagert über den Alpen, eine Depression unter 727 Mm. ist über Nordwesieuropa ausgedrellet, Deutschland ha« rubtge-, erbeb«» kältere», im Norden heilere«, lm Süden trübe«, rzi-tge- Vetter. — «»NekeNeinllch «st vielfach bellen« stroslwetter. v«ch»t««ch»vm, d« L4». »chl. GL»s. L«,de«k»tt»rte. ZroeU« »lall«. Zlebun, am 10. Februar »01. (Ob»» Gemi-r.) « ovo « Mi» Nr. »7,7«. o«»vv M. aus Nr «IS. Lvvv M. au« Nr. S8K78 S«t7I. »000 M. aus Nr. «787 «7«, ,7«« «7t«. »ovo M. au Nr. 11IVV l«sso I7SS7 riSüS ««a -711- 741« M« 7»7«7. Amtlich« vekamrtmachmrg«». Der städtische Tiertran-portwagen, welcher für Beförderung auf den Straßen der Stadt zu Fall gekommener Pferde usw. zur Verfügung gehalten wird, und in der Filiale des MaritatlcS — Lödtauerstratze 54 — eingestellt ist, kann durch irde Bezirk-wache der Sicherheitspolizei und Wohlsahrt-poluei und durch jede Feurrmeldestelle oder auch unmittelbar beim städtischen Marstalle oder der obengenannten Marstallsilialc bestellt werden. Dom 18 Februar ad wird dt« Bt-marckstraße. zwischen der Paladie-sNlih« und der Straß« 10 tn Boisladt Zschertnitz, wegen tzauptichlensrndaue- aus dle Dauer der Arbeiten für den Jahr- und Rkitveclehr gesperrt. Dle Zeit des Winter- erscheint zur erfolgreichen Be kämpfung der Obstbaumschädlinge (Raupen und Blutläuse) insofern besonders geeignet, als während der Vegetations ruhe infolge des blätterloien Zustande- der Bäume die Brut solcher schädlichen Inletten, welche »rtlS in Form kleiner Raupen, teil- in Eierwrm oder auch al« au-gedildrteS Inlett (Blutlaus) «uff engem Raume zuiammeiisitzt, besonders leicht erkennbar lst. Mit Rücksicht auf da- obwaltende volkswirtschaftliche Interesse an der Vertilgung der genannte» Obstbaumichädlinge sind die Besitzer von Obst- und Fruchtbäumen, unter Hinweis auf die ihnen obliegend« geietzlichc Bervslictming hierzu, vom Rat angerviffen worden, out ihren Grundstücken die hiernach erforderlichen Bernichtung-ardeiten un verzüglich vorzunehnien. Wegen Retniguna der Geschäftsräume de- städtischen Armen- ansieS. Freitag und Sonnabend, den 13. und 14. Februar, fällt die sonst regelmäßig Freitag- statlftndend« Wochenvorstellung brr tm 1. bis 13-, sowie 16. Poltzetbezirk (innere Alt- und Neu stadt) rrntergebrachten Ziehkinder in dieser Woche auS. Tage-gefchichte. X Deutsche- Reich. Ueber den Empfang der Vertreter von Spandau durch den Kaiser werden der „Tagt. Rundsch." folgende Einzelheiten gemeldet: Oberbürgermeister Koeltze statlcte zunächst den Dank der Stadt ab für d» durch die Entfestigung gewährte Freiheit der Entwickelung, worauf der Kaiser bemerkte, es have ihm selbst Freude gemacht, daß er den Festungsgürtel «nd- lieh beseitigen konnte. D'e Stadtverwaltung möge nun dafür sorge», datz das Festungsgelände nicht der Spekulation anheim- salle, und daß eine nicht zu dichte Bebauung stattsinde, damit Licht und Lust ausreichend vorhanden seien. Ter Oberbüraer- me.fter schilderte im weiteren Verlause der Audienz die ungünstige stnanstelle Lage der Stadt, woran die Steuerfreiheit des Reichs- sistus die Schuld trage. Er sprach die Bitte aus^ daß bei den bevorstehenden Bahnhofsumbauten die Stadt möglichst wenig durch Beiträge belastet werden möchte. Der Kaiser erwiderte, das Reich habe jetzt selbst kein Geld und wisse nicht, wo solches hcrgenommen werden könnte. Zuletzt machte der höhe Herr noch e-ne launige Bemerkung über den großen Kinderreichtum der Spandauer. X Aus dem Verlauf der Generalversammlung deS Bundes der Landwirte im Zirkus Busch in Berlin sind noch folgende Einzelhcckeu zu berichten: Herr v. Bodelschwtngy-Hessen- Nassau wünschte eine seftere Haltung der Konservativen un Reichs- tage gegen die Zollvoriage nach dem Muster des Verhaltens der Konservativen im Abgeordnetenhaus« bei der Abstimmung über die Kanalvorlage. Er wendete sich dem GroßkapitalismuS und seinem verderolichen Einfluß auf die Politik zu. Das Großkapital bade den ruchlosen Burenkrieg veranlaßt. Die gesteigerte agrarische Be- wegung könne dem Reichskanzler, der sich ja stets als so agrar- freundlich hinstelle, nur angenehm sein, denn sie stärke ihm das Rückgrat. Wer die Landwirtschaft hindern wolle, sich selbst ihr Recht zu schaffen, beiße auf Granit. Wenn von der Regierung ge- jagt sei, daß wir schwerlich wieder eine Regierung finden Würden, die so viel für die Landwirtschaft zu tun bereit fei, wie di« ietz-ge, so wollen wir bafür sorgen, daß sich kein Reichstag wiedersmdet, der so nachgiebig gegen die Regierung ist, wie der jetzige. Wir wollen »ns an eine Stelle wenden, daß dort endlich erkannt werde, daß der Einfluß, den fremde, undeutfche Elemente auf die vaterländischen Geschicke ausüben, ein gefährlicher ist. — Herr Bundt mahnte zur Einigkeit. Wir wollen alles vermeiden, was so auSsieht, als wollten wir uns trennen, damit wir den Gegnern keine Handhabe bieten gegen uns. Auch mit dem Landwirtfchastsminister wollen wir nicht rechten, vielleicht sucht er doch nach Nadel und Faden, um das zerschnittene Tischtuch wieder zusammenzunähen. Also: wir wollen keine Trennung, sondern ein Zufammenstchen aus dem Boden der Treue zu unserem angestammten Herrscherhaus«. — Reichstagsabgeordneter Liebermann von Sonnenbera: Was uns trennt, liegt in der Vergangenheit: die Zukunft wollen wir uns gemeinsam erobern, und darin ist alles übereinstimmend, daß bei den Handelsverträgen nunmehr erst zu prüfen ist, ob sie der Landwirtschaft nützen oder nicht. Nützen sie nicht, so sind sie abzulchnen, und wer dann seiner Ueberzeuaung wieder einen Stoß nach der anderen Seite geben kann, der allerdings würde dauernd jedes Vertrauen der Landwirtschaft mit Recht verjcherzt haben. — Reichstagsabgeordneter Dr. Oertel: Ich habe im Reichstage mit aller Entschiedenheit darauf hingewiesen, daß, wenn die Mittelstandserhaltung nicht möglich sei, es dann zu ver sozialdemo kratischen Expropriation kommen müsse und daß dann auch im deutschen Volke und Reiche kein Boden mehr sür die Throne sei. Ich habe das getan.im vollen Bewußtsein der Tragweite des Wortes, und ich hofstf daß dieses Wort — nicht well es von mir herkam, sondern weil es ein Wort aus der Not der Zeit geboren ist — den Eindruck mache dort, wo eS Eindruck zu machen bestimmt war. Jetzt ist mit der Annahme de- Zolltarifs absolut nichts er- reicht, sondern es sind die Hoffnungen auf die gesetzgeberischen Maßnahmen vollständig betrogen worden. Das muß gesagt werden. Deswegen haben wir uns, meine näheren Freunde und ich, mit schwerem Herzen, glauben Sie es mir, entschlossen, dagegen zu stimmen. Es hat mir m der Seele web getan, nicht daß man unS deswegen bekämpfte und auch beschimpfte, — wer, wie ich, von Anfang in der Bewegung darin sicht, der ist gegen Beschimpfungen abgestumpft. Mein Rücken ist, Gott sei Dank, breit genug (Heiter- keitj, daß er diese Beschimpfung ruhig tragen kann und wird. Was aber mir ans Herz ging, war die Nachrede, daß wir leichtfertig gehandelt hätten aus agitatorischen Rücksichten. Das war eine Nachrede, die jeden verständigen, anständigen Politiker aufs tiefste verletzen mußte und gegen diese Nachrede mich hier Mit aller Schärfe und Entschiedenheit zu verwahren, ist mein Recht und meine Pflicht. — Freiherr von Wangen he im schloß die Generalversammlung mit folgenden Worten: Wir gehen in dos elfte Jahr des Kampfe- hinein. Sie haben uns da- Vertrauen ae- schenkt, daß Sie un- wieder an die Spitze deS Bunde- gewählt haben. Wie der Kampf auslausen wird, das kann heute keiner wissen. Das Eine aber wollen wir Ihnen auch jetzt wieder ver sprechen: Wir wollen nach unseren schwachen Kräften aushalten auf dem Platz, auf den Sie unS gestellt haben, nicht weichen und nicht Wanten, unS nicht beugen weder nach oben noch nach unten und wenn wir in der tzeimatsliebe, die heute die ganzen Reden beseelt hat, weiter kampfUl, dann bin ich der Zuversicht, wie Regen und Sonnenschein wundem, so wird uns auch wieder eine günstigere Zeit scheinen, und dann wird eS auch von dem Bunde noch einmal heißen: Der ist in tiefste? Seele treu, der die Heimat so liebt wie Du. X Amerika. Bowen stattete dem englischen Bot schafter Herbert in Washington einen Besuch ab. um zunächst m das englische Protokoll Einsicht zu nehmen, dem « vis auf iveniae Einzelheiten zustimmte. Freiherr Speck o. Sternburg und der italienisch« Botschafter Mayor deS Manches hatten eben falls eine Besprechung mit Bowen. Der Vertreter Italien» er suchte um Aufnahme eines Artikel» in da» Protokoll oetr. Aendc- rung de- FreundschastSveirtrage- -wische»! Italien und Vene zuela in dem Sinne, daß Italien die Meistvegünstiaunalklaiisel ähnlich, wie sie die übrigen Mächte besitzen, gewahrt werde. Bowen erklärte sich bereit, leinen Einfluß tn dieser Richtung zu gebrauchen, erhob jedoch Einwendungen oegen mehrere Be- timmunaen de» italienischen Protokoll». Der italiensiche Bot- chafter hat über die Angelegenheit nach Rom berichtet. An dem putschen Protokoll sind mehrere Aenderungen voraenommrn worden.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)