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1877 vor dem Mit von Beilage zum „GlheAatt und Anzeiger" . Sönna!b«^'^en 8. Septemder P)und auSzubrechen. Dies geschieht kunstgerecht, berg männisch. wie in einem Steinbruch. Täglich werden an SOO Blöcke gebrochen; in Jnterlacke» angekommen, berechnet man sie zu 600 Ctt. DaS EiS ist ein schlimmer Patton, die heiße Thalfahrt Grundelwald- Jnterlacken erttägt es nur ungern, und der Verlust an Material ist dabei ein sehr großer. Der Export ist ein sehr bedeutender und geht weithin, behauptet man doch, sogar bis auf den bulgarischen Kriegsschau platz, wo allerdings Gletschereis häufig gute Dienste leisten könne. allerdings nicht ein Theil der in Hofs- Zeiten projectirten Touristenbahn, aber für die Gegend «nd den Erwerb eben so vottheilhaft. Am Gletscher find gegeuwärtig 60 Arbeiter damit be schäftigt daß Ms in kubischen Blöcke» von circa ISO Eh« aber da» „Okkos kor Llnrinxos" in weitere Verhandlungen einketeu kann, hat Fräulein L. erst 27 gedruckt beigegebene Fragen zu beantworten. Zum Beispiel Frag« 6: „Wie groß find Sie und wie ist die Farbe Ihrer Haare?" Frage 7: .Haben Sie irgend einen Schaden an Ihrem Körper?" Frage 9: „Spulen Sie Clavier und wieviel Sprachen sprechen Sie?" Frage IS: .Haben Sie Besitzthum oder wohnen Sie zur Miethe?" Frage 14: „Wie hoch ist Ihre Mit gift?" Frage 18: „Reflectiren Sie auf adlige Abkunft, oder sehen Sie davon ab?" Frage 20: „Darf «S auch ein Wittwer sein und bis zu welchem Alter?" Frage 21: „Welcher Religion darf der Herr angehvren?" Frage 23: „Waren Sie schon verheirathet und wie viel Kinder haben Sie?" Frage 26 (bei Wittwen): ,.Westen Sohn war Ihr Mann?" Frage 27: „Sind Sie vielleicht mit Ihrem Manne geschieden, oder liegen Sie noch in Scheidung?" Diese Fragen find erst wahrheitsgemäß zu beantworten; dann ist die Photographie der Heirathslustigen und zur Bestreitung der Registratur, Frankatur, Correspondenz- und Jn- sertionStosten, sowie der etwa nvthig werdenden Depeschen, Expreß- und recommandirten Briefe eine beliebige Summe nach Vermögen und Stand beizulegen. Da mit verbunden ist eine „Eintritts-Gebühr" von min destens zehn Mark. Sind diese! Zahlungen richtig geleistet, so behält sich die Direktion zum Zustande- bringen einer Heicath eine vierteljährliche WirkungSzeit vor ; innerhalb dieser WirkungSzeit ist der Bewerber an die Anstalt gebunden; wenn er sich während dieser Zeit, ohne Zuthun der Anstalt verlobt oder gar ver heirathet, so hat er dem Institut 100 Mark „Con- ventionalstrafe" zu bezahlen. Bon entsprechender Ge- fängnißhaft im Unvermögensfalle wird glücklicher Weise abgesehen. Sollte der leidige Fall eintteten, daß kurz nach der Berheirathung der eine oder andere Theil verstirbt, so hat der Ueberlebende die Verpflichtung, zehn Procent von der ihm zufallenden Erbschaft an das Institut zu entrichten. Wenn aber, nach abge laufener „WirkungSzeit", also nach drei Monaten, es überhaupt zu keiner Berheirathung kommt, so ist der Auftraggeber ohne Weiteres berechtigt — seine Photo graphie zurück zu verlangen. Als Illustration trägt der Prospekt ein Kreuz, ein brennendes Herz und einen Anker, welches bekanntlich Glaube, Liebe, Hoffnung be deuten soll; darunter aber, und das ist die Pointe des Ganzen, die Worte: „lionn^ soit c^ui mal psnss!" Lateinisch: .Munttus vult ttseipi", und deutsch: „Die Dummen werden niemals alle." * Am 29. v. M. ist der letzte Sprosse des Bauern knaben gestorben, der einst dem Kaiser Maxmilian auf derMa rtinswand gerettet, und der dafür als „Hollauer v. Hohenfelsen geadelt wurde. In seinem Besitze war auch noch bis vor Kurzem das seinem Anherrn vom Kaiser geschenkte „Hollauer Haus" auf dem Kohlmarkt in Wien. * Die Schweiz treibt der Gefahr entgegen, ihren Gletscherschmuck einzubüßen, wenn der In dustrie, welche die „Fruktifizirung" dieser mächtigen Eisablagerungen zum Gegenstände der Spekulation gemacht hat, nicht rechtzeitig Einhalt geboten wird. Wie schon seit Jahren auf der skandinavischen Halb insel und auch im Riesengebirge Eis gebrochen wird, um Versäumnisse des Winters nachzuholen, so hat man vor einiger Zeit im Grindelwalogletscher in der Schweiz ein förmliches Eisbergwerk angelegt, welchtS die gewonnenen Produkte nach allen Richtungen weithin verschickt. Früher machte der Transport des EiseS vom Gletscher auf die Fahrstraße stets erhebliche Schwierigkeiten. Jetzt sind diese jedoch durch Herstellung einer Rollbahn überwunden, die zur vollständigen Zu friedenheit der Expottgesellschaft arbeitet. Tie Anlage hat etwa 30,000 Francs gekostet. Der erstere untere Theil der Bahn, auf eine Länge von circa 1800 Mir., hat eine Steigung von 3—5 pCt.; dann steigt die Anlage mit einer ziemlich großen Kurv« mit 45—50 pEt. gegen de» Gletscher hinauf, um dann wieder Ziemlich oben denselben zu erreichen. Zwei große Drehscheiben, welche ein Drahtseil zweimal umläuft, dienen als Bremsvorrichtung. Gefabr ist keine vor handen, namentlich nicht für Menschenleben, da die beladenen Wagen, je einer nach dem andern, ohne Begleitung bergab gelassen werden. Der beladene, abwärts fahrende Wagen zieht den leeren auf dem zweiten Geläse aufwänS. So fährt die Bahn ins Hochgebirge - - - - nungSreich» ««« rs. Bon Otto Ltrndt. (Forts, aus Nr. 1'2.) „Ich gerieth," berichtete dieser," aus Versehen in sein Zimmer. Man hatte mich heut früh in's Hütel citirt. Wie kommt er zu meiner allerliebsten Bictorine? Wer ist er?" Bei diesen Worten ergriff der Arzt des Fräuleins schlanke Fingerspitzen und zog sie galant an seine Lippen. > Der jungen Dame kehrte die aufgeräumte Stimmung wieder: „Ja, wer ist er? Rathen Sie, mein alter Freund!" „An Ihrer Laune merke ich," entgegnete Bellefonds, „daß ich die Frage nach Ihrem Befinden sparen kann. Sie sind wohlauf." „Rathen Sie, rathen Sie!" wiederholte sie ihre Forderung. Er wiegte den Kopf: „Wie kann ich das?" „Sie interesflren sich schon Jahr und Tag für den jungen Mann, Doctor!" „Ich?" „Mehr, als mir lieb war," nickte sie. „Sie zwangen mich bisweilen, das Thema abzubrechen, wenn Sie gaßen, daß Sie Franzose find. Sie haben jungen Mann sogar aus Dankbarkeit geschrieben. Einem Wort: Es ist der badische Officier, Herr Stetten!" „Ah, Bictorine!" rügte Caton den Scherz. „Wie? Was?" fragte Bellefonds. „Glauben Sie's nicht, Herr Doctor!" ermahnte ihn Caton. „Bictorine hat Sie zum Besten. Er ist der Ingenieur Roseliöre aus Marseille, Brigittens unver- muthet aufgetauchter Großneffe. Mein Bräutigam hat uns hier eine halb lächerliche, halb verdrießliche Scene bereitet, er wollte in Herrn Roseliöre durchaus den jungen Deutschen finden, wurde ungebührlich heftig, lief wie ein Besessener davon, und trotzdem ist Herr Roseliöre ihm jetzt aus Gutmüthigkeit nachgegangen, um ihn zur Vernunft zu bringen." Der Arzt lauschte pochenden Herzens und spitzte das Ohr noch mehr, als Bictorine ihre Milchschwester mit den Worten ablöste: „In Wahrheit, Herr Roseliöre hat ein Bettagen, das sehr für ihn einnimmt. Er legt ebensoviel Energie wie Herzensgüte an den Tag. Beide Eigenschaften müssen sich im Mann vereinen, wenn er ein ganzer Mann sein soll. Wissen Sie, Herr Doctor, daß er mich im Handumdrehen belehrt hat, welche Thorheit es ist, der öffentlichen Meinung nachzubeten? Wäre er ein Deutscher, er könnte meine Begriffe von seinen Landsleuten wahrhaftig corrigiren. Ich bekenne offen: es sind mir noch nicht viel Männer seiner Art vorgekommen!" Dem Doctor hüpfte der Pnls, aber er hütete sich wohl, seine Freude blicken zu lasten. „Für mich," be gann er, „reicht es hin, daß Herr Roselisre dem Be schützer meines Hab und Guts ähnlich sehen soll. Sie werden meinen Wunsch verzeihlich finden, den jungen Mann jetzt noch einmal genauer zu betrachten, um ein annäherndes Bild von jenem Herrn von Stetten zu gewinnen. Ich eile und erledige einige unaufschiebbare Besuche, dann stelle ich mich wieder ein, theuerstes Fräulein!" „Sie sind jederzeit willkommen!" gestand Bictorine seine Bitte zu. Er war schon am Ausgang. „Halt, lieber Freund!" hemmte sie seine Flüchtigkeit. „Damit Sie Ihrer Ocular-Jnspection mit Muße obliegen können, bestellen Sie Ihr einsames häusliches Dejeuner ab und nehmen cs mit unS! Ich hoffe, Catons Bräu tigam wird bis dahin so gescheidt geworden sein, daß tt unS ebenfalls Gesellschaft leistet." „Ich komme, ich komme!" rief der lebhafte kleine Herr. Sein Dank für die Einladung prägte sich zwar schon klar genug in seinen Zügen aus, doch fügte er, ehe er unsichtbar ward, noch einen Kußfinger hinzu und die begeisterte Phrase: „Sie sind ein herrliches Wesen, Bittonne, ein herrliches Wesen!" Die Gepriesene nahm ihr Lob nicht mit gleichem Entzücken hin, wie der Dotter es gespendet. Sie schüttelte vielmehr da» Köpfchen gegen Caton: „Was V»»At«ztaI«achr1cht««. ' — Die öffentliche Versteigerung der in diesem Jahre auSzumusternden Dienstpferde der Ca- vallrrie, Artillerie und deS TrainS de» König!. Sächs. Armee-Corps soll, einer Bekanntmachung de» KriegS- ministerium» zufolge, an den nachgenannten Tagen und Orten von Vormittag» 10 Uhr an stattfinden: Dienstag, den 18. September cr. in Dresden (Neu städter Reiter-Laserne) und Rochlitz; Mittwoch, den 19. September cr. in Leipzig (Roßplatz), Pirna, Großen hain und Freiberg; Donnerstag den 2d September cr. rn Leipzig / «nd Dresden; Arettag den 21. Sept. cr. in Oschatz und Geithain; Sonnabend, den 6. Ottober in Dresden. — Die Pferde der Garnisonen Gnmma, Lausigk, Borna, Pegau werden in Leipzig, die der Garmson Roßwein in Freiberg und die der Garnison Radeberg in Dresden jur Versteigerung gelangen. Mecßen, 4. September. Gestern fand dre Weihe der neuerbauten BereinSschule Ockrilla-Jessen statt durch den k. BezirkSschulinspettor Wangemann von hitr. Ihr voran war der Abschied vom alten Schul hause Jessen gegangen, bei welchem ?. Müller von Gröbern den Gekühkn der Gemeinde, die bislang ihr eigenes Schulsystem besessen, entsprechenden Ausdruck gab. Bor dem neuen Schulhause sprach der AmtS- schulinspector ?. Reichel auS Zscheila, die christliche Aufgabe der Schule andeutend. Leipzig, 4, September. Die hiesige Litho graphische Kunstanstalt von T- N. Straßberger hatte unlängst ein Gedenkblatt der Universität Leipzig angefertigt und ein Exemplar desselben Sr. Maj. dem König gewidmet. Der König hat sich über die ge lungene Ausführung deS BlatteS sehr anerkennend ausgesprochen und Herrn Straßberger einen werth vollen Ring verehrt. KlrchettvorftandSfitzmig z« Riesa am 4. September 1877. 1) Der von Frau verw. Quaas bewirkte Ankauf eines Erbbegräbnisses wird genehmigt. 2) Ein Schreiben der königl. Superintendent»?, die Einladung zur Theilnahme an der den 16. Trini tatissonntag hier stattfindenden Kirchenvisitation ent haltend, kommt zur Verlesung. Die Theilnahme wird einstimmig beschlossen. 3) Die Gebühren für das Stühlesetzen und Teppich legen bei Trauungen werden in der bisherigen Weise für die Kirchenkasse erhoben und zwar 1 für die beiden Brautstühle, 1. für den Teppich und 25 für jedes weitere Paar Stühle. 4) DaS vom letzten Sturme Etwas beschädigte Kirchendach wird auSgebessert, die zerbrochenen Fenster scheiben sind bereits durch neue ersetzt. Eine Anzahl Pfähl« zum Anbinden der Kastanien auf dem Gottes acker werden angeschafft. 5) Zur Vorlesung der von dem Herrn Advocat Or. Eckhardt fertig gestellten Klage in Sachen der DiacouatSdotation wird für nächsten Dienstag eine Sitzung angesetzt. BerivtschtckS. * Berlin, 4. September. Mit welcher Strenge die Staatsanwaltschaft gegen Geschäftsleute vorgeht, welche große Quantitäten gefälschter Nahrungsmittel in den Verkehr bringen, beweist fotzender Fall: Ein hiesiger Fabrikant, welcher ge- MShlenen Pstffer und ehim solchen Zimmt fabrikirte n»d in großen Mengen a» Detailliste» absetzte, war von einem entlassenen Arbeiter denuneirt worden. Die Staatsanwaltschaft stellte sofort Ermittelungen an, welche die Angaben de» Arbeiters bestätigten. Eine LoMmisston begab sich hierauf in die Geschäftsräume deS Fabrikanten, versiegelte den ganzen Waarenvorrath, die Geschäftsbücher, schloß daS Geschäft und untersagte den Weiterbetrieb der Fabrikation. Der Vorfall macht hohes Aussehen nnd wird voraussichtlich allen den Gewerbetteibeuden, welche noch im Geheimen dergleichen unsaubere Geschäfte betreibe», einen heilsamen Schrecken einjagen. * Ehevermittelungen. Eine heirathslusttze iupge Dame in Persin hatte sich ganz heimlich an eine Anstglt für ShevermKttlunM in Darmstadt ge wandt und angeftagt, ob vielleicht «in Mann für st« dort auf Lager sei- Darauf erhielt sie umgehend, ein geschrieben und franfirt daS folgend« un» im Origi nal vorliegend« „verzeichnlß der dort vorräthigen Landidateu": 3 Fürsten, 8 Grasen, 91 Barone, 250 Gutsbesitzer, SSO yfsiriere, 800 Beamte, ISO Gelehrte, SSO Fabrikanten, 140Y Kaufleute, 800 Landwirthe, 1790 Industrielle und 110 Rentier». Hier hat nun die junge Dame da» Ausstichen, ganz nach Belieben.