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Während des in der Zeit vom 29. August bis mit i. September d. I. abzehaltenen 8-retezkirchner Vieh, und Jehrmchrkte» find am SS. August eine« Stubenmädchen aus Sreinitz au- der Kleidtasche ein Mt»schel.Poete«»»»«te mit neustlbernem^Schloß und 8 Mark Inhalt, aus einem 2«Markstück, das Uebrige in Nickel« und Kapfermünzsorten bestehend, am 30. August einer Dienstungd aus Seerhausen aus der «leidtasch- ein Portemouuate mit SS Mark Inhalt, bestehend in 8 «inthaler- stücken, 2 Zweimarkstücken und 2 KO-Pfennigstücken, . und in der Nacht vom 2S. zum 30. August einem Holzwaarenhändler aus Großenhain aus seiner Berka ufsbude ein schwarzer, ziemlich abgetragener Nock, in welchem sich eine schwarzlederne Brieftasche mit 2 Legitimationsscheinen, ausgestellt von der Königlichen Kreishauptmannschaft Dresden, Gewerbe- Keuerschein des Raths zu Großenhain und Bescheinigung über bezahltes Städtegeld befunden, spur- und verdachtlos gestohlen worden, was Behufs Ermittelung der Diebe und Wiedererlangung des Gestohlene n andurch zur Kenntniß gebracht wird. Königliches Gerichtsamt Strehla, am 3. September 1877. . I. B.: T.-Rath Klrnn, Ass. Hg. Haupteoufereuz her Lehrer des Schulaufsichtsbezirks Großenhain. Wegen der auf den IS. September fallenden Landtagswahl wird die diesjährige Bezirks covferenz nicht, wie ursprünglich bestimmt war am is , sondern schon > am lik. September l. I, Bormittags s Uhr, in dem gewöhnlichen Local« gehalten werden. Großenhain, den 7. September 1877. Der Königliche Bezirksschulinspector. — Wigand. Die Bedeutung der Ernte in der Wirtschaft des Bottes. Es ist eine weit verbreitete Ansicht, der Hauptvor- theil einer guten Ernte liege darin, daß das Getreide billiger wird und daß damit dem Brod kaufenden Theile des Volkes die Ernährung erleichtert und die Arbeitskraft gehoben wird. Der Landmann hat nach dieser Anschauung den Ausfall der Einnahmen, der ihm durch den Migen Preis erwachsen ist, durch den größeren Ernteertrag ersetzt erhalten. Diese Ansicht paßt heute und in Deutschland nur noch auf die Ernte und den Markt in frischen Gemüsen und feineren Obst und Weinsorten, nicht aber auf das Getreide. Je mehr die Verkehrsmittel sich gehoben haben und je mehr Deutschland ein Getreide importirendes Land geworden ist, um so mehr sind die Getreidepreise un abhängig geworden von der eigenen Production. Als Beweis mögen einige Zahlen des Berliner Getreidemarktes dienen. Dieselben gelten für die beste Ernte in deu letzten 10 Jahren, die von 1874, für die mittlere von 1875 und für die geringste dieses Zeitraums, die von 1876. Die Preise sind der Durchschnitt von den Monaten August bis December der betreffenden Jahre: 1000 Kilo Roggen kosteten 1874 198 Mk., 1875 173 Mk., 1876 187 Mt., 1000 Kilo Weizen kosteten 1874 226 Mk., 1875 222 Mk., 1876 229 Mt. Das Jahr des Mißwachses 1876 hatte also nicht höhere Getreidepreise wie 1874 mit reichlicher Ernte. Es war diese Preisausgleichung einfach die Folge der Ueberfüllung der Lager im Herbst 1876 und diese «ine Folge der großen Zufuhren des Auslandes. Von der norddeutschen Brodfrucht, dem Roggen, lagerten in Berlin im November 1874: 1925 Tonnen-, im November 1876: 14,365 Tonnen. Nach der schlechtesten Ernte lagerte also an dem ersten Handelsplätze Deutschlands über siebenmal so viel Getreide als nach der besten Ernte der letzten Jahre. Ganz gewiß ist dies ein den Staatsmann und Volkswirth sehr befriedigendes Resultat unserer entfesselten und entwickelten Vertehrsverhältnifse. In früheren Zeiten hätte die vorsichtigste Regie rung durch Verbote der Ausfuhr und des Brannt weinbrennens, sowie Anlage von Magazinen nach einem Mißwachs wie dem von 1876 die Hungersnoth nicht abwehren können. Jetzt arbeitet der internatio nale Handel ohne Intervention des Staates so correct, Laß die Bevölkerung auch nach geringen E^ten mit billigem Brod reichlich versorgt wird. Demnach wäre der Einfluß der deutschen Ernte auf die Ernährung des Volkes in normalen Zeiten bis auf ein gewisses Maaß zu reduciren. Ganz anders gestaltet eS sich natürlich, wenn durch Krieg oder andere Behinderungen die auSwär- ttge Zufuhr abgeschnitten ist. Dann wird in dem Maße die heimische Ernte von Bedeutung werden, als wir auf sie mehr oder weniger ausschließlich an gewiesen sind. Dann steigen auch die Gelreidcpreise, aber wieder bis auf einen gewissen Grad unabhängig von der eigenen Production. Im Krimkriege hatten wir trotz guter Ernte hohe Preise. Aber auch in ganz normalen Zeiten ist der Ein fluß von guten und geringen Ernten nicht zu unter schien. Deutschland hat im Jahre 1876 um fast 300 Mill. Mark mehr Getreide und Fleisch eingeführt al» im Durchschnitt der vier Vorjahre. Dieser Betrag anS Ausland gezahlt, bedeutet eine Schädigung unserer Handelsbilanz um diese Summe. Hätten denselben aber die inländischen Producenten empfange^ so wär« er bei der jetzigen ungünstigen Situation der Landwirth« nicht etwa capitalisirt, sondern wieder als Ausgabe in die Brod und Fleisch kaufenden Kreise zurückgekehrt. Der deutsche Landwirth ist im Stande, in schlechten Jahren sich außerordentliche Entbehrungen an Dingen aufzuerlegen, welche baares Geld tosten. Er ist aber auch zu Ausgaben für Meliorationen, sowie für seinen leiblichen und geistigen Comfort sehr geneigt, sobald es die Einnahmen gestatten. Das wissen recht gut die gewerblichen und handeltreibenden Kreise, welche den Verkehr mit dem Landbewohner vermitteln. Diese wünschen ebenso dringend einen reichlichen Erntesegen als der Landmann selbst. Es bedarf kaum der Erwähnung, daß der Pro- ducent in erster Linie von einer mißlichen Ernte ge kosten wird. Er hat dieselbe Arbeit und Auslagen wie in anderen Jahren gehabt, aber einen geringeren Erkag und wie erwiesen nicht eine entsprechende Steigerung der Kornpreise. Er kann anch seinen Ge schäftsbetrieb nicht einstellen, kaum etwas einschränken. Jedenfalls ist dadurch seine Kaufkraft, seine Fähigkeit, Zinsen und Pacht zu zahlen, geschwächt und darin liegt eben der Schaden für die Wirthschast des Volks. Trotzdem wir also feststellen konnten, daß die Er nährung des Volks auch bei geringen Ernten in heu tiger Zeit sicher gestellt ist, so bedeutet gleichwohl eine solche Ernte eine Schädigung des Volksvermögens, nur eine reichliche Ernte einen Zuwachs desselben. Wenn daher die diesjährige Einte weder das eine noch das andere, sondern eine Durchschnittsernte zu werden verspricht, so haben wir wenigstens von dieser Seite keine Verschlimmerung unserer allgemeinen wirthschaft- lichen Lage zu gewärtigen. (Soc. Corr.) Tagesgeschichte. Benrath, 4. September. Das gestrige Parade diner sand, da dessen Abhaltung im ciufgeschlagenen großen Zelte durch starken Regen unmöglich gemacht wurde, im Schlosse statt. Um 8 Uhr brachtev etwa 1000 Fackelträger, Musiker und Sänger der Gemeinde Hilden dem Kaiser einen Fackelzug dar. Der Kron prinz ist gestern eingetrofsen und hat den Abend bei dem Officiercorps seines Infanterie-Regiments Nr. 53 in Düsseldorf zugebracht. Heute findet bei Kaisers werth und Calcum Corpsmanöver statt. Der Groß - Herzog von Oldenburg tritt heute seine Rückreise an. Düsseldorf, 4. September. Das Manöver bei Kaiserswerth begann heute Punkt 11 Uhr und endete wenige Minuten vor 1 Uhr. Die Kaiserin und die Prinzessinnen wohnten, weil das Wetter am Morgen zweifelhaft war, den Uebungen nicht bei. Im Laufe deS Vormittags klärte sich das Wetter auf. Düsseldorf, 5. Septbr. Die Nachricht vom Tode Thiers' hat in des Kaisers Umgebung große Sensation hervorgerufen. Der Trauerfall wurde wegen der politischen Lage Frankreichs beklagt. Der Marsch all Manteuffel empfing noch vor wenigen Tagen einen Brief von dem Verstorbenen. Zweibrücken, 2. September. Gestern Aben d wurde die hier am Friedenstage gepflanzte Kaiser- und KönigS-Linde von ruchloser Hand ab ge schnitten. Das Bürgermeisteramt verspricht dem jenigen 1000 Mark Belohnung, der die Thäter zur Anzeige bringt. Bis jetzt ist man denselben noch nicht auf dre Spur. Pari-, 5. September. Die Beerdigungsfeier lichkeit ThierS im Jnvalidendom soll nach dem heute vom Ministerconseil gefaßte» Beschlüsse am Sonn abend stattfinden. Thiers ist bis jetzt die erste Civil- persoa, deren Beerdigungsfeier im Jnvalidendom be gangen wird. Die , Auszeichnung war bisher all«» mllitärischen Rvtäbilitäten Vorbehalten. Paris, 5. September. Gestern Nachmittag hat eine Berathung der hier anwesenden republikanischen Senatoren Gib vormaligen Deputaten unter dem Vorsitze Gambetta's stattgefunden, wobei beschlossen wurde, den Präsidenten der aufgelösten Deputirten- kammer, Grsvy, nach Paris zu berufen und demselben die Führerschaft der republikanischen Partei anzutragen. In den republikanischen Kreisen verhehlt man sich nicht, daß der Tod Thiers von wesentlichem Einfluß ans den Ausfall der Wahlen sein könne. Paris, 5. Sept. Bei Frau Thiers wurden bereits im Laufe des gestriger? Tages mehrfache Ver suche gemacht, dieselbe zu bestimme», die Veranstaltung einer officiellen Leichenfeier für ihren verstorbenen Ge mahl auf Kosten des Staates abzu lehnen. Paris, 6. September. Die Ueberführung der Leiche Thiers nach seiner Wohnung hat gestern unter zahlreicher Beteiligung der Bevölkerung statt gefunden, doch ist es dabei zu keinem Zwischenfall ge kommen. — Zu Haupterben seines Vermögens hat Thiers seine Wittwe und deren Schwester, Fräul. Dosne, eingesetzt. Außerdem hat er zahlreiche Legate ausgesetzt und über seine Bibliothek und Kunstsamm lungen besondere Bestimmungen gekoffen. Constantin opel, 6. September. Der frühere Generalissimus Abdul Kerim, Echref Mahmoud, Ex- Commandant von Scutari, Achmed Hamdi, Comman- dant von Sistowa, Houlousst, Commandant des Schipka- Paffes, sind bis zum Ende des Krieges nach Lemnos (einer Insel im Aegäischen Meere) verbannt und am 5. September dorthin abgegangen. Bon» Kriegsschauplätze. Endlich kommt vom europäischen Kriegsschau plätze wieder einmal die Nachricht von einem russischen Siege. Die betreffenden Telegramme lauten: Petersburg, 4. September. Officiell. Gorni- Studen, 4. September, Morgens 7 Uhr 35 Minuten. Gestern erstürmten die Generale Jmeretinsky und Sko- belew die Stadt Lowatz. Petersburg, 5. September. Officielles Tele gramm aus Gorni-Studen, den 3. d.: General Fürst Jmeretinsky meldet, daß er am 3. d. nach 12stündigem Kampfe Lowatz kotz der natürlichen Stärke der Po sition, welche außerdem stark befestigt war und kotz des hartnäckigen Widerstandes der Türken eingenommen habe. Der Held des Tages war General Skobelew II. Die Verluste stehen noch nicht fest. Leider befindet sich unter den Verwundeten General Rasgildiajeff. Bekanntlich ging Lowatz am 29. Juli an die Türken verloren, welch letztere unter den Bulgaren ein furchtbares Blutbad anrichteten. Der jetzige Offensiv stoß der Russen gegen diesen Ort ist der sicherste Beweis, daß die russische Stellung im Schipka-Paffe eine sichere ist und die Russen von Suleiman Pascha nichts mehr zu fürchten haben. Generalmajor Depp (vom Jngenieurcorps- hat bekanntlich auch die befestigten Stellungen der Russen von Tirnowa bis zum Schipka- Paß inspicirt und gemeldet, daß allePunkte mit Proviant und Munition reichlich versehen und daß Tirnowa und der Schipkä-Paß vor einem directen Angriffe der Türke» gesichert seien. Der Besitz von Lowatz ist für die Russen gegenwärtig, wo eine Hauptaction zunächst gegen Osman Pascha imGange ist, von großer Wichtigkeit. Osman'S Stellung ist über die Hälfte umspannt und es wird ein BerzweiflungSkampf sein, den er zu bestehen hat. Der Besitz von Lowatz ist auch für den Fall für die Raffen von Wichtigkeit, daß Suleiman Pascha einen der vom Schipka-Paß westlich gelegenen Pässe zum Uebergange nach Bulgarien benutzen sollte, waS aller dings schwer durchführbar sein wird, wenigstens in Bezug auf die Artillerie und die Munitionszufuhren. Die rumänischen Truppen bilden den äußersten rechte»