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Elbtblall und AnMger. Amtsblatt der Lömgl. Ämtshauptinannschast Großenhain, der Künigl. Gerichttiimter Uiesa und Strehla, sowie -es Stadtraths M Mesa und Ltadtgemeinderaths M Strehla. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. ^»72. Donnerstag den 20. Juni 1878. 31. Jahrg, » lj 7 7 - -LH-,. Erscheint i» Riesa nlichentlich dieinial : Dien-taa, Donnerstag und Sonnabend. — «bonnementspreis virrtcljShrlich l Mark 2L Pia. — Bestellungen nehmen alle Saiserl. Poft-Anstallen, die Expedltwucn in Riesa nnt Strehla (E. Schon), sowie alle Bvicn enlgcgen. - Inserate, welche bei dem auSgebreiteten Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung finden, erbitte» Wir und bi» Log» vorher Vormittags tu lchr. — Jnsertionsbelrüge von unbekannten auswärtigen «ustraggebern werden, wenn dieselben nicht inPoftmarkeu beitlegen, per Postvorschuh erhaben. «»77 « -i v /t.t.m»»«^Wi^«W^l«iil«»^^ Bekanntmachung. Auf Anordnung des Königlichen Finanz-Ministerium soll das vormalige fiskalische Chausseegekdeinnahmegrundstück an der Miigeln-Gtrehlner Chaussee zu Kleinrügeln veräußert werden und wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß für das bezeichnete Grundstück bereits ein Kaufpreis von 2400 Mk. geboten worden ist. Reflektanten, welche zu Erlegung eines noch höheren Kaufpreises bereit sind, wollen ihre Gebote bis spätestens zum 2V. dieses Nkonats unter Nachweis ihrer Zahlungsfähigkeit bei dem mituntcrzeichneten Obersteuerinspector, bei welchem auch die näheren Kaufbedingungen zu erfahren sind, schriftlich anmelden. Oschatz und Meißen, den 5. Juni 1878. Königliche AmtShauptmannschaft. Der Königliche Obersteueriuspeetor. v. Metzsch. Schuba.rth-Engelschall. Tagesgeschichte. Deutsche- Reich. Berlin, 18. Juni. Auch das heute ausgegebene Bulletin über das Befinden des kaiserlichen Patienten ist wohl geeignet, die frohe Hoffnung auf seine einstige Wiederherstellung zu mehren. Es hat folgenden Wortlaut: „Sowohl in der Heilung der Wunden als auch in dem Kräftezustand Sr. Majestät deS Kaisers und Königs ist wiederum ein erfreulicher Fortschritt zu verzeichnen." Berlin, 18. Juni, Bormittags 10 Uhr. vr. v. Lauer, vr. v. Langenbeck. vr. Wilms. Die Aerzte Sr. Majestät des Kaisers veröffentlichen außerdem noch folgende Mittheilung: Unterzeichnete halten sich zur Ergänzung der von ihnen über das Befinden Sr. Majestät des Kaisers und Königs ausgegebenen Bulletins zu folgender Acußerung verpflichtet, um mancherlei um gehenden unrichtigen Auffassungen entgegenzutreten. Durch Gottes gnädige Hilfe ist der Verlaus der Ver letzungen und des gesammten, durch ein so tief be- klagenswerthes Erergniß hervorgerufenen Krankheits zustandes Sr. Majestät bisher ein fast über Erwarten günstiger gewesen. Die einzelnen Momente dieses Ver laufes sind in den mitgetheilten Bulletins verzeichnet. Hieraus wird nun in hoffnungsvoller Freude vielfach gefolgert, daß die völlige Genesung Sr. Majestät in nächster Nähe bevorstehe. Unter den obwaltenden Umständen ist die Erfüllung dieses gewiß in Aller Herzen lebenden Wunsches jedoch voraussichtlich leider nicht zu erwarten. Se. Majestät haben außer zeit weiligen Schmerzempfindungen nicht nur unter einer durch die Gebrauchsunfähigkeit beider Arme bedingten großen Unbehilflichkeit viel zu leiden; sondern das Ziel der gänzlichen Wiederherstellung kann auch nur hoch längerer Zeit erreicht werden, und auf dem Wege dazu können manche Schwierigkeiten liegen, welche unter GotteS Beistand hoffentlich wie die bisherigen glücklich, aber nicht ohne Beschwerden für den hohen Patienten zu überwinden sein werden, vr. v. Lauer, vr. v; Langenbeck, vr. Wilms. — Die Wachmannschaft zog am 16. Juni d. zum ersten Male wieder seit dem 2. Juni mit klingendem Spiele bei der Häuptwache auf. vierzehn Tage lang war jede Musik, besonders jede militärische, in der Nähe deS kaiserlichen Palais verboten gewesen. Naturgemäß gestaltete sich diese erste Gelegenheit zu einer Ovation, freilich nur pur äistane«, aber verständlich genug für Jeden klang die preußische Nationalhymne, das „Heil Dir im Siegerkränz" von der Hauptwache her nach dem Pavillon am PalaiS, an dessen offener Thür der Kaiser saß. Line alarmirende Nachsicht wird von Spandau aüS vom dortigen Anzeiger kolportirt. Wie demselben versichert wird, hätte da» 4. Garde-Regiment zu Fuß Befehl er halte», sich für jeden Augenblick marschbereit zu halten. In Folge drese» Befehl» soll diese Truppe bereit» am Sonnabend Rationen von Lebensmitteln für 2 Tage, sowie für jeden Mann 80 scharst Patron« erhalt« haben. Sm gleicher Befehl wäre angeblich auch für da» S. Garde-Grenadierregiment erlass«. — In dem Zustande des vr. Nobiling ist eine Besserung nicht eingetreten. Zwar ist ihm am Montag ein Stückchen Blei des in den Kopf einge drungenen Geschosses von der Größe einer Erbse entfernt worden, doch ist die Gefahr für das Leben des Patienten hierdurch durchaus nicht beseitigt. Die Aerzte sind vielmehr der Ansicht, daß trotz des im Allgemeinen recht günstigen Krankheitsverlaufes, bei der Schwere der Verwundung der Tod unter Umständen sehr schnell eintreten kann. — Heute findet zwischen den englischen und den österreichischen Congreßbevollmächtigten und dem Grafen Schuwalow eine gemeinsame Besprechung statt, die sich auf die bulgarische Angelegenheit beziehen dürfte. ES wird dieser gemeinsamen Vorbesprechung eine Bedeutung beigelegt. — Auf englischer und französischer Seite treten Anschauungen zu Tage, welche der Zulassung Griechenlands zu dem Congresse auf einem Fuße, der seiner Machtstellung entspricht, zur Consultation in den die christliche Bevölkerung der Balkanhalbinsel be treffenden Fragen günstig sind. Oesterreich. Die Einberufung der Reservisten, zur Ergänzung jener Truppen, die in Siebenbürgen Kroatien, Slavonien und Dalmatien dislozirt sind, hat allgemein überrascht und selbst die oppositionellen Blättter begrüßen diesen Schritt der Regierung mit Genugthuung. Großbritannien. London, 14. Ium. Berliner Korrespondenten hiesiger Blätter berichten mit großer Genugthuung über den guten Empfang, welcher dem englischen Premier auf seiner Reise durch Deutsch land und bei seiner Ankunft in Berlin sowohl von der Bevölkerung wie vom Hofe und den offiziellen Kreisen zu Theil geworden ist. Zu verwundern ist eS freilich nicht, daß Lord Beaconsfield drüben allgemeine schmeichel hafte Anerkennung genießt, wenn man bedenkt, wie er sich durch eigene Kraft zum leitenden Staatsmanne eines der größten Reiche der Welt emporgearbeitet hat. — Der Sinke der Baumwollenarbeiter in Lancashire ist fast beendigt. Die Arbeiter haben in den meisten Fabriken ihre Arbeit bei einer Lohnreduction von 10 Procent wieder ausgenommen. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 19. Juni. — Die Bedeutung deS TageS, an dem das sächsisch« Herrscherpaar Sein fünfundzwanzigjährigeS Ehejubiläum feierte, wurde in unserer Stadt durch einen Festactus mit Rede, Gesängen und Deklamationen Rechnung getragen, vormittag» 10 Uhr versammelten sich in der Aula der neuen Bürgerschule die ersten Classen der drei Schulanstalten, das Lehrerkollegium, die beiden Herr« Geistlichen und Freunde der Schule, als Vertreter der städtischen Behörde war Herr Bürgermeister Gteger erschienen. Die Feier begann mit dem gemeinschaftlich« Gesänge des Liede»: „Lobe den Herrn, den mächtig« König dtic Wren" re: Attdann betrat Herr Schub direktor Mühunann da» Rednerputt und zeichnete in seiner Festrede zunächst in größeren Umriss« da» Bild deS stillen, dem Samariterdienste geweiht« Leben» Ihrer Majestät der Königin Carola — hie Biographie Sr. Majestät deS König» Albert war an derselben Stätte schon früher einmal gegeben Word«. Unsere Königin Carola stammt au» demjenigen schwedischen Königshaus«, dessen Stammvater, Gustav Wasa, 1523 zur Regierung gelangte. Sie ist «ine Tochter de» Prinz« Wasa und der Prinzessin Louise und erblickte am 5. August 1833 auf dem Schlosse Kaiserstöckel b« Schönbrunn da» Licht der Welt. Bald darauf bewohnte daS fürstliche Elternpaar das Schloß Hackiug in dem reizend gelegen« Hitzing bei Wien. Zum nachmalig« Sommeraufenthalte diente das Schloß Eichhorn dei Brünn und vom Jahre 1846 bi» zu Ihrer 1853 erfolgten Verlobung mit unserem Könige, dem damalig« Prinz Albert, lebte die Prinzessin mit Ihrer durch lauchtigsten Mutter auf dem Schlosse Morawetz in Mähren. Letztere erreichte nur ein Alter von 43 Jahr«; den 19. Juli 1854 starb sie zu Katthaus bei Brünn. Prinz Wasa lebte als k. k. österreichischer Feldmarschall lieutenant und Divisionär meistentheils in Wien, wellte aber auch öfterer in der königlichen Familie in Dresden. Sein im Sommr 1877 derselben abgestatteter Besuch war der letzte. Am 4. August genannten Jahres schloß er in Pillnitz zum tiefsten Schmerz seiner königlichen Tochter und des ganzen Königshauses seine Ang« im Tode. Seine irdische Hülle wurde in das Mb^ begräbniß nach Oldenburg übergefühtt. '' Am 17. Juni langte mit der sächsisch-böhmisch« Bahn die durchlauchtigste Braut de» damalig« Prinzen Albert in Niedersedlitz an, um von hier weiter nach Pillnitz zu reisen. Unter dem Donner der Kanonen und dem Geläute der Glock« hielt Sie dann am 18. Juni Ihren Einzug in die festlich geschmückte Residenz, von der chattenden Menschenmenge nut tausendstimmigen enthusiastisch« Jubelruf« begrüßt. ' Nachmittags H Uhr erfolgte die Einsegnung der'Ehe in Gegenwart, der Königuchm Majestät«, der säMmtlich« Prinz« und Prinzessinnen deS königk. Hauses, söwie vieler zmn Besuch am Hofe weilender fürstlich« Gäste durch den apostolischen Vicar Bischof Dittrich. Dem »«vermählt« königlichen Paart wurde am Ab«d de» Trauungstage» von der Bürgerschaft und den Sttrditendm der Akademie der bildenden Künste, den« sich der allgemeine Männer^ gesangvereiN anschloß, ein glänzendtt Fackelzug gebracht. Am 19. Juni empfing das prinzliche Ehepaar die an gemeldeten, aus allen Theil« deS Londes eingetryffen« Beglückwünschungs-Deputationen. Am 20. Juni fand eine Nachfeier durch ein Kinderfest im „Großen Gatten" und eine glänzende Illumination der Residenz statt. Ein vwrteljahrhundett liegt feit jenem Festtage hinter un» und wieder melden ustsdie Zeitungen von glänzend« Festen Und großartigen Ovattön«, die daS Sachsenvolk in dies« Tag« in trtutr Liebe und An hänglichkeit seinem im Silberglanze strahlend« König»- paare darbringt. Sehr bald gewann aber auch di« Prinzessin und fett dem 29. Oktober 187S Königin Carola durch ihr liebreiches Wes«, durch ihr Bestreb«, Thräueu de»