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S1. Jahr, Sonnabend, den IS. October 1878 i'Ä Mchte sich «in zweiter Wahl- u diesem H«r Kaufmann «d In mit der Antwort des Emirs von Afghanistan wird für den 20. d. in Kohat erwartet. Sollte die Antwort ungünstig lauten, so wäre der Krieg unvermeidlich. Rumänien. Bukarest, 16. Oktober. Die Kammern sind heute durch eine Botschaft deS Fürsten beschlossen worden. In der Botschaft heißt es: Heute ist die Situation Rumäniens gegenüber den Großmächten geregelt, Rumänien tritt in die Reihe der unabhängigen Staaten ein. Ich habe die Ueberzeugung, daß Europa den Opfern Rechnung tragen werde, welche wir im Interesse des Friedens gebracht haben. Die Nation wird Ihnen für Ihren erleuchteten Patriotismus und Ihre politische Klugheit dankbar sein, die Sie bewiesen haben, um Rumänien neue Verwickelungen zu ersparen. Schließlich spricht der Fürst den Kammern noch feinest Dank aus für den von ihnen gefaßten Beschluß, welchen die Re gierung der Verfassung gemäß ausführen werde. Spanien. In Spanien kommt man nicht zur Ruhe. Das unglückliche Land leidet zeitweise noch immer an karlistisch-republikanischen Schüttelfrösten. Wie es heißt, suchten vor wenigen Tagen erst wieder zwei Bandenführer von Frankreich aus in daS spanische Gebiet mit Waffengewalt einzudringen. Sie waren stark genug, um in Katalonien sengend und brennend umherzuziehen, ohne von der bewaffneten Macht lahm gelegt werden zu können. Die spanische Regierung hat sofort in Paris reklamirt und um bessere Ueber- wachung der Pyrenäeogrenz« ersucht, damit den Auf ständischen nicht neuer Zuzug von Frankreich aus kommen könne. dchnung der Geltungsdauer bis zum 31. März 1883. Abg. Windthorst will für die Commission stimmen, damit eine möglichst kurze Dauer eintrete, jedoch würden er und seine Partei gegen das Ganze stimmen. Socialist Bracke spricht gegen den Paragraphen, schweift jedoch wiederhol^ von dem Gegenstände der Diskussion ab, so daß er wiederholt zur Ordnung gerufen wird. Bracke führt nochmals aus, das Gesetz werde wirkungs los bleiben. Abg. Kiefer spricht für den Commissions antrag, um dem gegenwärtigen Reichstage die Mög lichkeit einer Revision zu geben. Abg. Flottwell stellt das Amendement, die Gilttgkeitsdauer ganz zu streichen. Abg. Schröder-Lippstadt beantragt, die Worte „tritt sofort in Kraft", zu streichen und einfach zu beschließen: das Gesetz gilt bis zum 31. März 1881. Nachdem Flottwell sein Amendement und ebenso Schröder das seinige zurückzieht, stellt Ackermann ein Amendement, welches jederlei Bestimmung der Giltigkeitsdauer ge strichen wissen will. Bei der Abstimmung wird das Amendement Lucius-Schmid mit großer Majorität ab gelehnt. Hierauf wird das Amendement Ackermann abzelehnt und der Paragraph in der Fassung der Com mission angenommen. Oesterreich. Wien, 16. Oktober. Wie der Telegraph aus Mostar (Herzegowina) meldet, hat der Feldmarschalllieutenant Baron Jovanovich heute seinen feierlichen Einzug in das mit Triumphbogen und den österreichischen Nationalfahnen geschmückte Mostar ge halten. Ein zahlreiches, aus Christen und Türken be stehendes Banderium war dem Commandauten entgegen geritten und geleitete ihn in die Stadt, wo die Bischöfe, der türkische Geistliche, die Würdenträger und die Schuljugend den Commandauten erwarteten. Der Empfang war enthusiastisch. Andraffy's Antwort aus die türkische Note, betreffend angeblich begangene Grausamkeiten der Okkupations armee, ist am 15. überreicht worden. Sie weist die in derselben"enthaltenen Anschuldigungen selbstverständlich energisch zurück. — Wie verlautet, hat die Pforte in Wien die Erklärung abgeben lassen, sie sei über den wahren Stand der Angelegenheiten in Bosnien irre geführt und bereit, die gegen Oesterreich erhobenen Anschuldigungen in entsprechender Form zurückzunehmen, wenn das Wiener Cabinet diese Form der Satisfaktion verlange. Frankreich. Die offizielle Ankündigung der Verlobung deS Prinzen Louis Napoleon mit der Prin zessin Thyra von Dänemark soll demnächst bevorsteheu. Prinz Eugen Louis Johann Jeseph Napoleon ist 1856 in den Tuilerien als Sohn d«S Kaisers Napoleon ltl. und der Kaiserin Eugenie geboren und restdirt, nach dem er in England seine militärische Ausbildung er halten hat, abwechselnd inChislehurst und auf Schloß Areneuberg in der Schweiz. Prinzessin Thyra ist 1853 als Tochter deS damaligen Prinzen von Holstein-Glücks burg, jetzigen Königs Christian IX. von Dänemark und der Königin Luise geboren. Italien. Rom, 16. Oktober. Wie verlautet, wird daS italienische Cabinet die türkische Circular depesche in Betteff der angeblich von den österreichischen Truppen in Bosnien begangenen Grausamkeiten weder beantworten, noch eine darauf bezügliche Mittheilung an daS Wiener Cabinet gelangen lassen. Großbritannien. London, 17. Oktober. Dem „Standard" wird auS Simla vom gestrigen Tage gemeldet : ES finden fortwährend Truppenbewegungen nach der Grenze zu statt; mehrere Regimenter haben die ihnen qngewiesenen Stellungen bereits eingenommen. Erscheint in Riesa wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. — Lbonnementsprcis vierteljährlich l Mark 2ä Pkg. — Bestellungen nehmen alle Kaiser!. Post-Anstalten, die Expeditionen in Riesa und Strehla (<t. Schon), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem ausgebreitrten Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung finden, erbitten wir uns bi« Log« vorher Vormittag« i v Uhr. — Jnsertionsberräge von unbekannten au«war«iqen Auftraggebern werden, wenn dieselben nicht in Poftmarken beiliegen, per Postvorschuh erhoben. OertlicheS und Sächsisches. Riesa, den 18. Oktober 1878. — Vergangenen Mittwoch, den 16. Oktober, hielt der „Städtische Verein" seine diesjährige General versammlung im Rathskeller ab. Auf der Tages ordnung stand als erster Gegenstand ein Antrag deS Ausschusses, dahin gehend, „den Ausschuß nicht wie bis her rn jeder Generalversammlung in seiner Gesammtheit neu zu wählen, sondern die Hälfte seiner Mitglieder jedes Jahr ausscheiden zu lassen und die fehlende Hälfte alsdann in der Generalversammlung durch Stimmzettel zu wählen, wobei die Ausgeschiedenen wieder wählbar sind." Der Antrag wurde von der Generalversammlung mit den Amendements, daß diese Aenderung d«S be treffenden Paragraphen des Statuts erst nächstes Jahr in Kraft treten solle und daß die Ausscheidung durch'- Loos zu erfolgen habe, angenommen, dagegen solle der frühere WahlmoduS „durch Akklamation" für dies mal schon fallen und die Wahl durch Stimmzettel ge schehen. — Hierauf wurde zur Wahl d«S BereiaSvor- standeS und deS Ausschusses verschritten. Bei der Wahl --- ----- <-» » gang Otto. , von dems den Ausschuß Hürden Schlegßl, MechHmikuS Liebscher, mschneider Schuster, Lehrer Müder, schmied Thieme, Btadtrath Grnndmann, Nageuchmied Hänsch, Ingenieur Klette, Stadtrath Schlegel, RenHr Ruckdeßchel, Cigarrenfabrikant Thalheim, Kauf mann Mühlmann, Tischler Franz Heinrich und Stell macher Müller. Die nächstgrößte Zahl der Stimmen rrhiüten: Schuldirector Mühlmann, l)r. Eckhardt, Stadtrath Zeidler und Wagner Rothmann «an. Herr Ingenieur Klette verzichtete zu Gunsten deS Hem» SchÄl- director Mühlmann. Hiernach gchmgte «» jMttser Antrag des Ausschusses, dahin gehand, „den Franksten Elbckall und Anzeiger Amtsblatt der Lömgl. Amtshauptmaimschast Großenhain, der Lönigl. Gerichtsämter Niesa und Strehla, sowie des Äa-traths M Mesa «ad Äadtgemeinderaths M Ärehla. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. Für die Redaktion verantwortlich: T. Langer in Riesa. HZ4 TageSgkschichle. Deutsche- Reich. Die „Prov.-Corr." berichtet: Unser Kaiser, dessen Befinden fort und fort durchaus befriedigend ist, gedenkt noch im Laufe des Monats Oktober zunächst mit der Kaiserin nach Coblenz und von da nach Wiesbaden zu gehen, um dort bis Ende November zu verweilen. Anfang December hofft Se. Majestät sodann noch der Einsegnung der Prinzessin Victoria von Baden in Karlsruhe beizuwohnen und noch in der ersten Woche dieses Monats' nach Berlin zurückzukehren. Heute am 18. Oktober tritt der Kronprinz deS deutschen Reiches in sein 48. Lebensjahr. Er begeht zum erstey Mal diesen Tag in der Fülle des souveränen Machtbcwußtjeins, das ihm in Stellvertretung seines kaiserlichen VaterG^zugefallen. Inmitten aller politische» Stürme und Feindseligkeiten hat sich das Bilo des Kronprinzen, wie das deS Kaisers, stets erhaben ge zeigt über die Parteiströmungen des Tages. Wir wünschen mit Millionen treu deutsch gesinnter Herzen, daß ihm das fröhliche Fest, welches er begeht, noch oft in Fülle und Kraft der Gesundheit wiederkehren möge. Zn der Sitzung des Reichstages am 16. d. M. begann die Debatte über H 20 (Bestimmungen über den sogenannten kleinen Belagerungszustand). Hierzu lag ein Amendement Ackermann vor, wonach die Be dingung, daß eine unmittelbare Gefahr für die öffent liche Ruhe vorhanden sein muß, um Ausnahmemaß regeln zu treffen, fortfallen solle, ferner, daß die Ein schränkung sortfalle, verdächtigen Personen dürfe der Aufenthalt nur außerhalb ihres Wohnortes versagt werden. Abg. Beseler beantragt, daß die Anordnung der Ansnahmemaßregeln durch den Kaiser mit Zu stimmung dcs Bundesrathes solle getroffen werden können, ferner daß dem Reichstage von den getroffenen An ordnungen Mittheilungeu gemacht, anstatt „Rechen schaft" gegeben werde. Abg. Schlieckmann (Deutschkons). befürwortet das Amendement Ackermann, Abg. Beseler das seinige. Minister Graf Gusenburg bittet in einer längeren Ansprache, bei den Commissionsbeschlüffen, be treffend die Anordnung durch die Centralbehörden, mit Zustimmung des BundesratheS stehen zu bleiben. Die Regierungen sind der Meinung, daß die Maßregeln nicht anders eintreten sollten, als auf Antrag derjenigen Regierungen, in deren Ländern sich die Nothwendigkeit zur Verhängung von Ausnahmemaßregeln herausstellt und daß eS zunächst der Einzelregierungen überlassen sein muß, zu erwägen, »h sie solche Maßregeln bedürfen; dagegen bitte er daS Amendement Ackermann auf Streichung der Worte „unmittelbare" und „außerhalb ihn- Wohnortes" anzunehmen, da ohne daS Amendement «e Wirksamkeit des Gesetzes völlig illusorisch werden würde. Abg. Windthorst ist gegen den Paragraphen. Bei der Abstimmung wird daS Amendement Acker mann, welches bei jeder Gefahr (nicht nur bei einer unmittelbaren) die betreffenden Ausnahmemaßregeln will, angenommen, ebenso daS Amendement Ackermann, waches auch aus dem Wohnort die Ausweisung zu läßt, und daS letzte Amendement Ackermann betreffs der Bekanntmachung durch den „Reichsanzeiger" ange nommen. Die Anträge Beseler werden abgelehnt und 8 20 mit den Anträgen Ackermann mit großer Majo rität angenommen (dagegen stimmen Fortschritt, .Cen trum, Socialisten und von den Nationalliberalen LaSker, Braun, Schlieper, Thielenius, Schröder und Friedberg). 8 21 wird nach unerheblicher Debatte angenommen. r Zu 8 22 (Zeitdauer des Gesetzes) vertherdigt Abg. ' die ihnen qngewiesenen Stellungen bereits eingenommen. Lucius den Antrag des Minister Schmid auf Aus- s Der Abgesandte des BicekönigS, Gholam Hussein Khan,