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enAen Jacke und feinen weißen Strümpfen, sowie einer unt kunstvollen Stickereien verzierten Schürze und kleinen Schuhen. Bor der Brust tragen die Alten burger Bäuerinnen außerdem einen großen, mit buntem Tuch überzogenen Papplatz, auf dem Haupte entweder eine knappsitzende, hinten m einen trichterförmigen An satz endend« Haube, so die verheiratheten Frauen, oder daS sog. Hormt, so die jungen Mädchen. Dieses Hormt, die Festkopfbedeckung, statt welcher für gewöhnlich eine- enge Kappe mit langen, auf den Rücken hinabhängenden brerten Bändern getragen wird, besteht auS einem, mit buntem kostbaren Tuch überzogenen und von einem Henkel au» Werg (früher Haaren^ und Blumen über ragten Pappcylinver, an welchem ringsherum goldene oder vergoldete silberne Plättchen in Form von Kirsch blättern, auf mehreren silbernen und mit runden Buckeln versehenen Reifen befestigt hängen. Hinter diesem, alles bei derartigen Gelegenheiten früher Dagewesene über treffenden Wagenzug kämm die beiden, gegen 200 Thnlnehmer in männlicher Nationaltracht zählenden Reiterzüge, vor jedem ein Musikcorps, daS eine in „Weißen", das andere in „Spensern". Diese „Weißen", lange weiße Tuchrvcke, bilden nebst den weiten schwarzen, von glanzledernen Trägem gehaltenen Beinkleidern aus Ziegenleder, hohen mg anliegenden Stieseln, einem großen dunklen Hals- und Brusttuch, sowie emem kleinen schwarzen Filzhütchen die Festkleidung des männlichen TheileS der Altenburger Landbevölkerung; für gewöhn lich aber werden „Spenser", kurze braune oder dunkel grüne Tuchjacken oder ein langer schwarzer, grün ge fütterter Mantel, die sog. Kappe, getragen. Solche Kappen trugen fast sämmtliche Reiter im Festzuge und darüber grün und weiße Schärpen. Einen prachtvollen Anblick gewährte es, als der stattliche und originelle Festzug, namentlich die Reiterzüge mit ihren mittels Sträußen und allem kostbaren Zaumzeug geputzten Pferden sich zur Schloßfahrt heraufbewegte und im Hofe des Residenzschlosses aufstellte. Nachdem der Uihrer des Zuges ein Hoch auf die durchlauchtigste Landesherrschaft ausgebracht hatte, wurde die Depu tatton, sowie sämmtliche Frauen und Jungfrauen im Kirchensaal von dem hocherfreuten Fürstenpaar empfangen, welches die überreichten Geschenke huldvoll entgegen nahm. Hierauf bewegte sich der Festzug, der schon vorher mehrere der in Tannenalleen verwandelten und mit vielen Tausenden von aus allen Richtungen zu- sammengeströmten Menschen besetzten Straßen der Stadt passtrt hatte, noch durch mehrere Straßen und löste sich auf dem Markte auf. Die Theilnehmer an demselben vereinigten sich später in mehreren Sälen der Stadt zum Ball, welchen viele der hohen und höchsten Herr schaften noch nach der Galatafel durch ihren Besuch beehrten. Oesterreich. Wien,29.April. Die„N.fr.Pr." bringt in ihrem heutigen Abendblatt nachstehende Mit theilung. Die Nachricht, daß der Einmarsch öster reichischer Truppen in Bosnien in Aussicht genommen sei, wird uns neuerdings bestätigt. Der Einmarsch soll in kürzester Zeit — man sagt, schon in den nächsten 14 Tagen — erfolgen. — Die Chefs für die Civil- verwaltung der zu occupirenden Länder sind bereits deflgnirt, und zwar in den Personen des Frhrn. v. Fluck, der sich durch sein Plaidoyer für die Annexion während der Delegattonssession bemerkbar machte, des Hrn. v. Hüber und eines ehemaligen österreichischen Consuls in den türkisch-slawischen Ländern. — Von officiöser Seite werden diese Meldungen als „reine Combinattonen bezeichnet. Definitives in dieser Be ziehung scheine durchaus nicht festzustehen. Großbritannien. London, 29. April. Eine Privatdepesche der „Nat.-Z." meldet: Man ist hier im Besitz positiver und unbezweifelbarer Informationen, daß von Seiten der italienischen Regierung bedeutende Rüstungen vorAenommen werden, welche die Eventua lität einer italienischen Expedition nach der albanesischen Küste vorzubereiten scheinen für den Fall, daß der Einmarsch einer österreichischen Armee nach Bosnien sich vollziehen sollte. — AuS Bombay berichtet „Reuter's Office", daß daS erste Detachement deS ExpedittonScorpS nach Europa abgefegelt ist ; weitere Regimenter haben EinschiffungSordre erhalten. Die Expeditton nimmt für. K Monate Vorräthe mit. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 1. Mai. — Wir bringen in Erinnerung, daß mit dem 1. Juni d. I. folgend« Münzen werthloS werden: 1. die Einscchstel-Thalerstücke deutschen Gepräges, 2. die V,-, 1/4- und '/,-Thalerstücke landgräflich hessischen und kurhesfischen GeprägeS, 3. die auf Grund der Zenthei- lung des Groschens geprägten 2-Pfennigstücke und die auf Grund der Zehn- und Zwülftheilung deS Groschens geprägten 1-Pfennigstück« ('/»-, '/„-Groschen stücke), 4. die nach dem Marksystem ausgeprägte» 5-, 2- und 1-Pfennigstücke mecklenburgischen GeprägeS. — Die 3. Generalversammlung deS Verein deutscher Zeichenlehrer wird in diesem Jahre Ende Juli in Leipzig abgehalten werden. Bei der hohen Bedeu tung und dem fast allgemeinen Jnteresie, welche in neuerer Zeit diesem Lehrzweige zuerkannt werden, darf man mit Recht erwarten, daßber der diesjährigen Ver sammlung eine rege Betheiligung nicht allein von Seiten der Herren Fachgenossen, sondern auch der Freunde dieses Unterricht-gegenständes in Aussicht steht. Mit der Versammlung ist gleichzeitig eine Ausstellung von Zeichnungen und diesbezüglichen Lehrmitteln in Aus sicht genommen. — Aus Anlaß der Leipziger Messe werden an den nächsten drei Sonntagen Personen-Extrazage auf den Linien von Leipzig-Riesa und Leipzig-Döbeln verkehren und verweisen wrr auf die im Jnseratentheile unseres heutigen Blattes befindliche Bekanntmachung, auS welcher die Abfahrts- und Ankunftszeit der bett. Züge zu er sehen ist. — In Plauen bei Dresden hat sich am Montag früh die Gattin eines dort wohnenden Beamten in einem Falle von plötzlicher Geistesstörung drei Stock hoch herabgestürzt und ist bald darauf unter großen Schmerzen verstorben. Oschatz, 29. April. Gestern Vormittag brach in der 11. Stunde in dem sogenannten Lindigtwalde des Lupaer Forstreviers ein Brand aus, welcher eine Fläche Gras und Haide verzehrte, am Holzbestande aber keinen weiteren Schaden anrichtete. Als der Brandstiftung verdächtig wird der 16jährige Müllerlehrling Reinicke aus Göttwitz, sowie der 11jährige Armenhausbewohners sohn Hecht ebendaher bezeichnet. Ersterer ist bereits verhaftet. — Heute früh gegen 1 Uhr brach beim Gutsbesitzer Schmidt in Sörnewitz ein Schadenfeuer aus, welches außer den Schmidt'schen Wohn- und Nebengebäuden auch die Scheune des Bäckermeisters Lutze m Asche legte. Menschenleben sind nicht zu be klagen, auch der Viehbestand wurde gerettet. Die Ent stehungsursache ist noch unbekannt. — Die von dem hiesigen Gewerbe-Verein für die Tage vom 9. bis 23. Juni projecttrte Ge werbeausstellung wird sich nicht auf unsere Stadt und deren Umgebung allein beschränken, sondern es sind außer auS den Nachbarstädten auch aus Chemnitz, Dresden, Leipzig, Meißen rc., ja sogar aus Thüringen, zahlreiche Anerbietungen von geachteten Firmen einge gangen. Es scheint demnach die gewünschte Vielsei tigkeit der Ausstellung, welche in dem großen Reit hause sowie auf dem daran stoßenden Turnplätze stattfinden wird, völlig gesichert und wird des Inter essanten viel geboten werden. So beabsichtigt bei spielsweise die Firma Ämbr. Marthaus hier den prachtvollen Aufbau genau so wieder herzustellen, wie derselbe in Philadelphia gestanden, während die Firma Gebr. Pfitzer, ebenfalls hier, möglichst genau in der Weise wieder ausstellen wird, wie sie eS in Wien ge- than. In der Hauptsache wird die Ausstellung ge werbliche Und landwirthschaftliche Maschinen, aller Art Waagen, Maisch- und Destellirapparate, Kutschwagen, Bildhauerärbeiten, Schulutenstlien, Filzwaaren, Tuche, Stoffe und GlaSflechtereierzeugnisse umfassen. Meißen. Es hat sich hier der merkwürdige bettübende Fall ereignet, daß ein an Ostern confirmirtes Mädchen, bei Verwandten untergebrachte Vater- und mutterlose Waise, seit dem Freitag vollständig erblindet ist, sich im Uebrigen aber ganz wohl befindet. — Gestern machte in Cölln ein 16jähriges Mädchen, welches wegen eines an einem andern Dienstmädchen verübten Gelddieb stahls zur Rede gestellt war, den Versuch, ihre Dienst- herrschaft mittelst Vitriols, das sie in dm Kaffee ge schüttet hatte, zu vergiften. Glücklicherweise wurde an dem unangenehmen Geschmack der Vorgang entdeckt und üble Folgen verhindert. Das Mädchen ist der That geständig und befindet sich in Haft. Borna. Se. Majestät der König Albert hatte auf geschehenes Ansuchen bei der am Tage der Feier seines 50jährigen Geburtstages stattfindenden Taufe des siebenten Sohnes deS Gutsbesitzers und Gemeinde- vorstandeS Lange in Flößberg die PathMelle über nommen. Se. Majestät hat sichbei der Taushandlung durch Herrn Amtshauptmann Vr. Spann in Borna vertreten lassen, welcher zugleich der Urberbringer eines kostbaren königlichen PathengeschenkeS war. Leipzig. DaS „L. Tgbl." schreibt: ES kann keinem Zweifel unterliegen, daß die noch vollständig ungelöste politische Krisis, m der sich Europa befindet, sich sehr fühlbar auf den Gang der Ostnmeffe machen und die verhältnißmäßig wenig günstigen Aussichten, welche die allgemeine Geschäftslage zuläßt, noch mehr verringern wird. Wenn bereits rmmerhin eine Masse von Fremden hier eingetroffen sind, so fehlen dochbiS jetzt Einkäufer auS dem Osten deS Kontinents noch gänzlich. Namentlich die Russen, welche in verschie denen Artikeln beträchtliche Waarenposten zu entnehmen pflegten, sind unvertteten, da sie, abgesehen von allem Anderen, schon der augenblickliche Stand ihrer Valuten am Einkäufen hindert. Unter derartigen Verhältnissen bleibt nur das prächtige Wetter als Hoffnung übrig, daß dadurch eine Menge Leute, die bei schlechter Wit terung wohl kaum hierher kommen würden, sich zur Reise nach Leipzig verlocken lassen und zum Mindesten für den kleineren Geschäftsverkehr einiger Umsatz her beigeführt wird. KottmarSdorf, 26. April. Am OsterdienStag ist in der hiesigen Gemeinde eine höchst seltene und hier noch nie dagewesene Feierlichkeit begangen worden. ES wurde nämlcch der allgemein geachtete, 81 Jahre alte Weber und Gedingehäusler Johann Gottfried Hille mit seiner 84 Jahre alten Ehefrau Johanne Rosine geb. Wünsche, mit welcher derselbe 60 Jahre in dem heiligen Ehestand gelebt hat, zum dritten Male kirchlich ern- gesegnet, und deshalb nahm Alt und Jung herzlichen Antheil an diesem freudigen Ereigniß und den ver anstalteten Festlichkeiten. Besonders dankend ist dabei zu erwähnen, daß König Albert an seinem 50. Ge burtstage auch an unser Jubelpaar huldvoll gedacht hat und demselben ein Ehrengeschenk von 50 Mark durch Herrn Pastor Janicaud überreichen ließ. — Aus Roßwein. Bei der am Sonntag, den 28. April in Leipzig abgehaltenen Versammlung der Hauptgläubiger des Vorschuß-Vereins zu Roßwein waren 5 Banquiers und 5 Vorschuß-Vereine vertreten. Man war seitens dieser Herren einstimmig der Ansicht, den Vorschuß-Verein nicht fallen zu lassen, sondern den selben so viel als möglich und nach Kräften durch Nachsicht zu unterstützen und in jeder Beziehung ent gegenzukommen. Zunächst einigte man sich dann, daß man die protestirten Wechsel bis 1. Juni zu prolon- giren beschloß und auch von diesem Termine ab wieder Aussicht auf Prolongationen bei bestimmten procentqlen Baarzahlungen machte. Der Termin bis i. Juni ist deshalb vorläufig angenommen worden, weil man ge denkt, bis dahin den Status festzustellen, was hoffent lich auch gelingt. Es ist deshalb seitens des jetzigen Direktors unseres Vorschuß-Vereins dazu ein Herr engagirt worden, welchen die dort versammelten Herren als tüchtig in seinem Fache vorschlugen. Der auf Vorschlag der Hauptgläubiger neuengagirte Herr, welcher ähnliche Krisen, wie sich jetzt einein Roßwein ereignete, schon mehrfach mit Erfolg durchgeführt hat, dürfte vielleicht gar schon heute seine Stellung antteten. Auch sonst ist noch eine erfreuliche Nachricht zu verzeichnen. Herr Revisor Taggesell hat festgestellt, daß sich durch einen gefundenen Posten von 300,000 Mark die Unter bilanz um so viel verringert, also auf 600,000 Mark herabstnkt, wenn dieser Posten, wie wohl angenommen werden darf, sich realisiren läßt! Immerhin sind solche Nachrichten mit Vorsicht aufzunehmen, so lange nicht der Status vorliegt. Kirchennachrichten für Riesa und Weida. vom. Mskrieorttias vom. predigt früh 8 Uhr in Riesa ?. Führer, Nachm. >/z2 Uhr Diac. Börner; früh 1/28 Uhr Beichte und nach der Predigt öffentl. Communion: ?. Führer. In Weida predigt früh 8 Uhr Diac. Börner. Freitag, den 3. Mai, früh 10 Uhr: Wochen- communion: ?. Führer. Das Wochenamt vom 5. bis zum 11. Mai hat Diac. Börner. Getraute: Ernst Hugo Gaitzsch, Kaufmann in Niedersedlitz u. Marie Wilhelmine Weise in Riesa. Getaufte: Anna Amanda, Fr. Wilh. Mohr's, MaurerS i. R., T. — Albert Richard, Friedrich Albert Piitz'S, B. «. Drechslermstrs. i. R., S. — Anna Marta, Joh. Fr. Neitsch's, Schneidemühlenarb. i. R., T. — Max Artur, Fr.Herm.Bär's,Zimmerm. u. E.i.R.,S. Beerdigte: Alfred Richard, S. d. Jul. Herrn. Teuber'S, Bäcker- mstrs. i. R., 20 T. — Friedrich Reinhold, S. d. Fr. Reinh. Zieger's, Tagearb. r. R., 6 M. 25 T. — Amalie Marta, T. d. K. Glieb. Schreiter's, Aufs, i. R., 5 I. 8 T. — Anna Maria, der Anna Henr. Fischer i. Boritz, unehel. T., i. Pflege beim Kutscher JoraS i. Göhlis, 10 M. 15 T. — Paul Bruno, S. d.Aug. Ferd. Bruno Zschiedrich's, HilfSaufs. i. R., 8 M. 19 T. — Anna Wilhelmine, T. d. G.Ad. Wolf's, Schuhm. i. R., 1 I. 2 M. 10 T. — Frau Auguste Bruchholz, geb. Balke, Ehefr. d. Ernst Bruch holz, Tgarb. i. R., 41 I. 2 M. 15 T. — Heinr.