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MMall und Anzeiger. Amtsötatt für dic Äkiigli»kn ssmMämtn smik die Stadtrithc zu Riesa md Strehla. Druck und Verlag von E. F. Grellmann's Eiben in Riesa. 3S. Dienstag, den 14. Mai 187L. , Diese« Bla« „LiveblaN und Anzeige,- erschein« in Slicsa wöchentlich zweimal, Dienstag« und Freiing«, und kostet vienestährltch i» Ngr. — Bestellungen werden bei jeder Postanftilt IN unstren Expeditionen in Siiesa und Sleepia sowie von allen unser« Boten entgegen genommen. — Zu Annahme von Annoneen sind ferner bevollmächtigt Haajcnfiein und Vogler in Hamburg-Altona, Leipzig und Frankfurt a. M., N. Mosse in Leipzig, z. W. Taalbach in Dresden und Eugen Fort in Letozjg. — ' r « Erledigt habe« sich die Bckanniwachungeu der unicizcichncten Behörde vt»n 12. Januar und 10. Februar dieses Jahres, den seil dem 31. December vor. IS. von hier vermißicii jungen Mann betreffend, durch die am 4. dfs. Ml». erfolgte Ausfindung seines Leichnams. Dresden, am 8. Mai 1872. Königliche Polizci-Direction. In Stellvertretung: Berndt, RegierungSrath. V. Bekanntmachung. Zusolge Eikiärung vom 3. dieses MonatS ist heute Herr Johann Christoph Heinrich Halle in Leipzig als Procurist der Firma C. F. Förster in Riesa aus Fol. 13 des hiesigen Handelsregisters cingezeichnel worden. Riesa, an, 13. Mai 1872. Königliches Gerichtsamt. Uibrig. Th. ÄuS dem Reichstage. Wollen wir stich« den, Vorwurf der Schönfärberei uns ansjetzen, >v!i« der liberalen Presse unwürdig ist, so können wir wider nicht mit sonderlicher Frcndc den Verhandlungen des Reichstags folgen. Wenn man sich erinnert, welch eine reiche Ernte die Tbronrede für die jetzige Session in Bezug auf wichtige Gesetze verhieß, so wird der bisherige Gang der Dinge genug. EMtöuschung darüber zu rcchtscrtigcn haben. Ls zeigt sich bereit«, das; auch der bislang so verhätschelte Reichs- parlamentarismu« in dic Klippen treibt, die einer doch allzu stark auf ihr Selbstgefühl pochenden Negierung gegenüber unver meidlich sind. So lange der Parlamentarismus tanzt, wie ge pfiffen wird, geht die Maschine vorlnffiich; aber sic float und lropert, fobald Parlament und Negierung nicht mehr eines Sinne« sind. Der- -önnbifsrath und-»er Allem die Cenbäi- regierung lassen'sich eben mir die Formen parlamentarischer' Einrichtungen Wittig gefallen: doch im Hauptgedanken nach- i giebig gegen die Volksvertretung zu sein, erscheint ihnen un- ! vereinbar niit ihrem Selbstgefühl. So ist den» der Reichstag unleugbar in eine sehr pcin- liche Spannung mit der Regierung gcrathen und die Session dürste schwerlich noch eilten günstigen Verlauf nehmen. Die Herabsetzung der Saljfteucr, allerdings Mir eine halbe Maß regel, hat gar kein- gute Ausnahme bei der Negierung ge funden. Sic stell« cinc spätere Aushebung dersclbcn nur für den Kall in Aussicht, dass ihr dafür andere Steuern gesichert würden. Denn ihre Finanzpolitik, entgegen einer liberalen, volkstliümlichcn Auffassung, sicht mcht in Verminderung der Steuern ihr Ziel, sondern in der Sichcrnng der Emkünstc. — Ebenso wenig Erfolg sanden bisher die Anregungen aus dem Schönste des Reichstage« nach Herstellung cmcS kinvcitlichcn - EivilrcchtS sür Deutschland. Im Biindcsralh scheint man nicht die geringste Luft zu habe», diese Materie zu behandeln. Die meisten her Regierungsvorlagen sind im Reichstag dei der ersten Mustenzng für so mangelhaft befunden worden, daß sie besonderen Lomstifssicnen übergeben werden mußten. Es ge schah die« itilist nur deßhalb, um wenigsten« einigermaßen sich erst über dic betreffe,ide Angelegenheit zu verständigen, da bei einer Verhandlung im Plenum die ärgsten Gegensätze an ein ander gerathen wäre». ....... Dich ist besonders hinsichtlich de« Militär-Strafgesetzes der Fall, dessen Annahme durch den Reichstag die Regierung sich denn doch gar zn leicht gedacht haben muh. Die Beleuchtung seine« Geiste« und damit seiner schweren Mängel durch Lasker hat dic ganze Hinsälligkeit dieser Vorlage gezeigt. Gleichwie ejnsl bei der Reorganijation«frage im preugischcn Abgcordnc- Icnhaujc, droht diese militärische Aiigelcgenhiil zwischen Reichs tag« und Regierung einen Lonslict anszuruscn, da von einer Nachgiebigkeit der militärischen Autoritäten bi« zu dem Grade bürgerliche» RechtSgesühlS, wie e« in der Volksvertretung vor herrschend ist, kaum die Red« sein kann. In der Commission haben, sich die Herren Gras Motktc UN» Roon Niit einer Offen herzigkeit geäußert, die nicht« zu wünsäitn übrig läßt.. Die lljorauSsetzung, daß zwischen der Ehre der Menschen lein Un terschied zu machen sei, wurde von diesen hohen Militär« mit einer Bestimmtheit in Abrede gestellt, dic auf« Schmerzlichste berühren muh. Nach ihnen erlaubt die besondere Ehre de« Osfirier« nicht, daß dieser sür sein vergehen dieselbe Strafe er leide, wie der nemcine Soldat, der ohne strengen Arrest mit Hunger und Ächtentziehung nicht zu disripliniren sei. S« kam dabei jü Au«lafsungen de» Feldmarfchalls Rolike, di« kaum glaublich find, zum Beijpiel, daß der Staat, w«il er von dem Soldaten da» Ltben fordern kann, deßdalb auch die Gesund heit desselben nehmen hmff, wem, nicht ander« wirksam zu strafen ist. Sowohl Moltke wie Roon haltdn « für den zu vestrafenden Offizier schon für genügbnd, wenn dieser nur seine Uniform in Arrest schickt: dor gewähnliche Soldat dagegen ^"Dr^Ä7oE^fe«Ä-,agen miMlälwr- Wg-Hnfichto, ter milivliWn «AUett^ ew: vckjWM Mr die -rmidpßc »e« neuen StraWetze« herhetfichwn liißt. scheint fast unmöglich zu sein. Derartige Gegensätze sind gar nicht zu überbrücken. Die Ansichten der mitltärijchcn Partei über dic A>mcc ai« eine Sun,nie von Bürgersödnen erscheinen so unvcrsölmiich mit den Meinungen, weiche der Bürger da von hat, ja mit der Achtung, die dieser vor der Armee hegt, daß c« mit einigen Amcndcmcnt« zur Milderung de« strengen Arreste« kaum gethan fein wird. Fn der Armee soll eben der strenge Kastengeist des Osficicrcorp« unberührt erhalten werden; darin allein ficht man die Bürgschaft sür die Erhaltung der DiSeiplin. So dürste die Wirkung der Militär-Strasgesetz- Vortage leider nur darin bestehen, daß dic früheren Gegen sätze zwischen bürgerlichem RcchtSftaate und Mililärstaate in neuer Schärfe wieder hervortreten werden. Lieb sollte c« un« sein, wenn wir hierin irrten. . (M. L.) Taacöaefcktiestt«- Dresden, 8. Mai. Das Stadtverord neten-Collegium hat heute den einstimmigen Beschluß gefaßt, beim Reichstage gegen die an denselben von hier abgegangenen Adressen zu Gunsten des Jesuitenordens Verwahrung ein zulegen. Eine sofort enlworscne Gegenadresse (Referent vr. Siegel) billigt die von der Reichs regierung gegen den „UltramontanismuS" befolgte Politik und erbittet die Ausdehnung der Bestim mungen der sächsischen Verfassung betreffend die Ausschließung der Jesuiten auf das ganze Reich. Die Adresse wurde unter lebhaftem Beifall ohne Debatte angenommen. Aus Wurzen, 8. Mai, berichtet das dortige Wochenblatt: Ein an die Freiberger Bulterre- volulion erinnernder Scandal fand heute Morgen auf hiesigem Marktplätze statt. Den ohnedies schon theuren Butterpreis suchten nämlich einige auswärtige Butlerhöken, wahrscheinlich um ihren Bedarf recht schnell zu decken, noch dadurch in die Höhe zu schrauben, daß sie die Forderungen der Verkäufer den hiesigen Einkäuferinnen gegen über noch überboten. Dadurch natürlich in Har nisch versetzt, gingen di« Einkäuferinnen den Höken scharf zu Leibe, aus dem erst entstandenen Streit« wurde bald eine Schlägerei fertig, die mit dem Rückzüge der Höken in ein am Markte gelegene» Haus endete. Weiteren Insulten au« dem Wege zu gehen,, mußten dieselben so lange einen längeren unfreiwilligen Aufenthalt in diesem Hause nehmen, bi« di« Polizei, die übrigen» schon vorher ver mittelnd ausgetreten war, di« Menge zerstreute. Berlin, 8. Mai. Gestern ist der Poftver trag zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungsarn auf dem General - Postamt vollzogen worden. Dieser Tage ist auch da« Fürstenwappen de« Reichtcanzler« fertig geworden. Ter Fürst Bismarck sich» .scht-eyrn«« Kimtlienwap. wm mit hm fürstlichen ZnftMm ««ft«..-:Ter Kaiser hat ihm aU Schildhaller dazu di» „wen Männer au« dem prachifcheN Wappen verlieh««, m SMLLUkK . Di« G«sa»M«iWi^SgRs,, mm «ckch,»«* st IchtNsH! münzen stellt sich bis 27. April d. I. aus 108,671,680 Mark. Der Gewinn, welcher durch die Steigung de« Golde» seit vorigem Jahre bei der Ausprägung der Reichsgoldmünzen gemacht worden ist, berech net sich, wie die „Sp. Ztg." wissen will, nach Abzug der Prägekoften auf 600,000 Thaler. Die besorstehende Eisührung eines Gewehr neueren Modells erfordert auch eine neue Muni tion, deren Anfertigung für den Kriegsbedarf mit der Gewehranfertigung Hand in Hand gehen muß. Infolge dessen ist die Umwandlung der bisherigen Zündspiegelfabrik in Erfurt in eine neue Munitionsfabrik angeordnet worden und soll dieselbe spätestens zu Anfang des Jahres 1873 in vollen Betrieb gesetzt werden. Der Redacteur der „Demokratischen Zei tung", Lübeck, ist in Untersuchung genommm wegen Beleidigung de» dem Leipziger Hochver- rathsproceß präsidirt habenden sächsischen BezirkS- gerichtsdirectors von Mücke. Berlin. Der angekündigte Besuch de» Kronprinzen von Italien am hiesigen Hofe wird nun Anfangs Juni stattfinden. Die „Provinzial-Correspondenz" meldet ferner: Der Reichskanzler Fürst Bismarck, welcher seit einer Reihe von Jahren unausgesetzt in der an gestrengtesten Thätlgkeit verblieben ist, ohne seiner Gesundheit jemals ein« ernste Pflege, auch nur durch eine längere Ruhezeit, widmen zu können, gedenkt in Kurzem, nach Erledigung der dringen- sten Ausgaben der Reichsverwaltung, einen mehr monatlichen Urlaub anzutreten. Im Garten des Fürsten Bismarck ststch gestern Mittag ein Ständchen von Milttairmusik statt zum Gedächtniß der glücklichen ErrettUiig he» Fürsten bei dem Attentat de» OeconomM Blind, welcher am 7 Mai 1866 verübt wurde. Bielitz, 8. Mai. Seit voriger W^ eine Gährung unter den Arbeitern i infolge von cinzelnm keinen Strikt«. . Abend wurden Zusammenrottungen durch die Po lizei und Gen-d'armen gesprengt. Gestern früh ist infolge telegraphischer Requisition eine Com pagnie Jäger hier eingetroffen. Tagsüber herrscht Rahe; Abend« sand «in Zusammenlaus von 3000 Menschen aus dem Marke statt; da« Militär drängt« die Mass« zurück, dies« retirirte in di« Rtedtevorftadt und fing an, dort zu dtMoltren. All« Lchtiben d«r Niedeworstadt wurden singe- schlagtn uich die Fensterrahmen zertrümmert; eue- »an« klein« Venvuiwung«n kamen »Ns btMa Seiten Bär. Heut« rückt« «ins zwecke ckvmpameke ein. str h«e »Eich «G M»