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lebenden für die theuren Verstorben«» hat die Hügel, «nter denen diese schlafen, mit frischen Kränzen ge schmückt. Die fromme BolkSfltte hat den Johannistag zum Gedächtnißfest der Todten gemacht; wer mag sie zählen die frommen Gedanken, die heute in treuem Angedenken bei den Schläfern weilen, die stillen Gebete, die in frommer Andacht für sie zum Himmel auf steigen, die heißen Zähren, die in dankbarer Erinnerung an ihren Gräbern geweint werden? In stiller Wehmuth stehen Eltern an dem Grabe ihrer hoffnungsvollen Kinder, die der unerbittliche Tod in ihrer Jugend- blüthe dahingerafft, betrauern Waisen ihre Eltern, die ihnen des TodeS kalte Hand so früh, ach, oft nur all zufrüh entrissen, beweinen Gatten ihre Ehegenoffen, die treuen Gefährten ihres Lebens. Doch auch manches Grab steht leer und öde, kein feuchtes Auge ruht auf seinem Rasenhügel, kein liebend Herz schlägt an seiner Seite, keine Lippe stammelt für seinen Schläfer ein frommes Gebet zu Gott. Die Angehörigen ruhen schon selbst im kühlen Schooß der Erde, oder weilen in weiter Ferne, oder haben im mühevollen Kampfe um des Lebens Dasein, im Taumel der Weltlust, vielleicht auch im Strudel des Lasters des Todten vergessen. Doch zur Ehre der Menschheit sei es gesagt, daß die Pietät für die Verstorbenen aller Orten noch reichlich zu finden ist. Es ist eine schöne, christliche Sitte, das Angedenken der Todten in Ehren zu halten. Die ka tholische Kirche hat ihren „Allerseelentag", die evangelische Christenheit feiert ihr „Johannisfest". — Se. Königl. Hoheit Prinz Georg nebst hohem Gefolge werden morgen Sonnabend früh 7 Uhr 25 Min., von Dresden kommend, in Langenberg eintrefsen, um sich zur Parade nach dem Schießplatz bei Zeithain zu begeben und wird voraussichtlich die Rückkehr nach Dresden von Langenberg aus Mittag l Uhr 30 Min. erfolgen. — HeM" wurde uns ein von Gröbaer Flur ent nommener Kornhälm mit Aehre überbracht, welcher die außergewöhnliche Länge von 2'/« Meter hat. — Bon der Rochlitzer Garnison waren heute 11 Offiziere des 1. Ulanen-Regiments Nr. 17 im Barackenlager bei Zeithain anwesend, um den Artillerie schießübungen beizuwohnen. — Nächsten Dienstag den 28. d. rücken die gegen wärtig in den Baracken bei Zeithain aufhältlichen Ärtillerieabtheilungen wieder ab und kehren in ihre resp. Garnisonen zurück, wo dieselben bereits am Mittwoch wieder eintreffen werden. — Am Donnerstag den 30. Juni trifft das 2. Feld-Artillerie-Regiment in den Baracken ein und zwar erfolgt der Abmarsch der ersten Abtheilung aus seiner Garnison Pirna am Dienstag den 28. d., während die zweite, in Freiberg garnisouirende Abtheilung am Mittwoch den 29. Juni ausrückt. Das Regiment verbleibt bis 27. Juli in den Baracken und wird die erste Abtheilung am 29. Juli, die zweite bereits am 28. Juli in ihrer Garni son wieder eintreffen. — In welcher schändlichen Weise oft der gute Name und Ruf einer Familie von gewissenlosen Dienst boten gemißbraucht wird, zeigt folgender Fall. Das 19jährige Dienstmädchen eines hiesigen Einwohners hat in einem kurzen Zeiträume bei einem hiesigen Bäcker für über 14 Mark Kuchen und andere Bäckerwaaren auf den Namen ihres Dienstherrn entnommen und den Kuchen verzehrt und ebenso bei einem hiesigen Guts besitzer, von dem die Familie ihren Bedarf an Milch bezieht, 133 Liter Milch geborgt und das dafür er haltene Geld veruntreut. Um der Entdeckung ihrer Betrügereien vorzubeugen, hat das Dienstmädchen die raffinirtesten Lügen ersonnen und dieselben sowohl vor ihrer Herrschaft als auch an den bezeichneten Bezugsquellen in Anwendung gebracht. Es zeigt dieser Fall wieder, daß Herrschaften bei der Wahl ihrer Dienstboten nicht vorsichtig und bei deren Ueberwachung nicht streng genug sein können. Aber auch den Geschäftsleuten ist es an- zuempfehlcn, bei Verabreichung von Maaren an Dienst boten auf der Hut zu sein und bei jedem irgendwie Verdacht erregenden Fall mit der Dienstherrschaft Rück sprache zu nehmen. — Durch den Gewerbe-Verein zu Zittau, als Berbandsvorort der sächs. Gewerbevereine, sind auch an den hiesigen Gewerbeverein zehn Freikarten für die Königl. Sammlungen in Dresden zur Benutzung während der gewöhnlichen Oeffnungsstunden, jedoch ausschließlich der Führungs- und Reinigungszeiten, ferner fünf Freikarten. für das Museum „Ludwig Salvator" in Ober-Blasewitz bei Dresden gelangt, welche in dankenswerther Anerkennung sowohl von der Generaldirection der Königl. Samm lungen, als auch, waS letztere betrifft, von Herrn vr. Schaufuß in Ober-Blasewitz zum gemein- schaftlichenGebrauche nur für dieVereinS- mitglieder zur Verfügung gestellt worden s in d. Mitglieder deS Gewerbevereins, welche diese Frei karten zu benutzen gedenken, haben sich deswegen an den Vorstand, Herrn Schneidermeister Schuster, zu wenden. X Oschatz. Nicht der städtische Verein, sondern eine größere Anzahl unabhängiger, selbstständiger Männer, die nicht zum städtischen Verein gehören, haben die Aufstellung des Herrn vr. Jerusalem (I. ist christ licher Confession, sein Großvater war Hofprcdigcr der evangelischen Kirche in Braunschweig) aus Leipzig in die Hand genommen. Vergangene Mittwoch Nach mittag war genannter Herr hier, und entwickelte in klarer und beredter Weise seine Stellung zu den ver schiedenen den Reichstag und den Landtag berührenden Fragen. Einstimmig wurde von den Erschienenen be schlossen, den liberalen Wählern Herrn vr. Jerusalem als Candidaten bei der bevorstehenden Ergänzungswahl zum Landtage in Vorschlag zu bringen und wird derselbe in den nächsten Tagen auch in Riesa öffentlich sich den Wählern vorstellen. Vertrauens männer waren zugegen aus Riesa, Wurzen, Mutzschen und Oschatz, während Deputirte von Strehla und Dahlen fehlten. Döbeln, 21. Juni. In der vergangenen Nacht wurde die hiesige Volksküche von einem nächtlichen Be suche überrascht; die Diebe sind durch ein zerbrochenes Fenster eingestiegen und haben die darin zuin Besten des Vereins aufgestellte Sammelbüchse abgebrochen und sich mit derselben aus dem Staube gemacht. Die Thäter sind bis jetzt nicht ermittelt worden. Dresden, 23. Juni. Bei dem heute Mittag kurz nach 1 Uhr über unsere Stadt gezogenen Ge witter hat ein niedergehender Blitzstrahl den einzigen 12Vs Jahre alten Sohn des Herrn Bäckermeister Winkler auf der Stelle getödtet. Der Vorfall hat sich auf einer in der Nähe der Prießnitzmündung am Neu städter User liegenden Elbzille ereignet, auf welche der Knabe kurz vorher mit Milch entsendet worden war. Der tödtliche Strahl ist am Maste herabgekommen und hat sein Opfer an der linken Kopfseite gestreift, wie eine daselbst befindliche mit geronnenem Blut ge füllte Wunde anzeigt. Im Ucbrigcn hat die Leiche die bekannte bläuliche Färbung angenommen. Weitere Blitzschläge haben noch die Hausgrundstücke Alaun straße 52 und Louisenstraße Nr. 42, jedoch ohne zu zünden und erheblichen Schaden anzurichten, sowie eine in den Weißeritz-Anlagen zunächst der Stiftsbrücke stehende große Silberpappel getroffen. Die letztere wurde hierbei in ganzer Höhe theilweise zersplittert. Zittau. Schon wieder ist im Medicinalbezirk ein Mensch infolge eines Tollhundsbisses an der Wasser scheu gestorben. Der 11jährige Sohn des Webers S. in Oberleutersdors ist am 20. v. M. in Neu-Eibau von einem Hunde, der einige Tage nachher spurlos verschwunden, in die rechte Hand leicht gebissen worden und nach dreitägiger Krankheit am 18. d. M. unter entsetzlichen Leiden gestorben. Es giebt dieser Fall — so schreibt Herr Bezirksarzt Or. Hesse — wiederholt Veranlassung zu der Bemerkung, daß die Tollwuth unter den Hunden in neuester Zeit auffällig häufiger geworden, und zu der Warnung, daß man diesen Thieren gegenüber jetzt mehr denn je die größte Vorsicht üben möge. Schellenberg, 22. Juni. Gestern Abend zogen sich in der siebenten Stunde in unmittelbarer Nähe von hier plötzlich mehrere Gewitter zusammen, und entluden sich in schnell aufeinanderfolgenden Blitzen und Donner mit heftigem Regenguß und Schloßen, wobei ein Blitzstrahl das Scheunengebäude des Guts besitzers Müller in Kunnersdorf entzündete und das selbe mit den noch darin befindlichen Vorräthen und Geräthschaften völlig einäscherte. Gleichzeitig bemerkte man hier auch noch eine im oberen Ortsthcile von Dittmansdorf aufsteigende Rauchsäule. Einsiedel, 22. Juni. Gestern in der sechsten Nachmittagsstunde entlud sich über unserem Orte ein sehr schweres Gewitter, welches unter heftigem Regen fast zwei Stunden anhielt. Leider forderte dasselbe das Leben des dreizehnjährigen Schulknaben Max Löffler von hier, welcher mit seiner Dienstherrschaft, dem Gutsbesitzer A. Einhorn von der Feldarbeit zu- rückkehrte, und während letzterer seinen durch einen Blitzschlag scheu gewordenen Pferden nacheilte, von einem zweiten Schlage getroffen und getödtet wurde. Mylau, 22. Juni. Heute Nachmittag gegen V«5 Uhr traf in Mylau und den umliegenden Ort schaften ein heftiges Gewitter, von einem mehrere Minuten andauernden Hagelschauer begleitet, auf und wurde dadurch den Fluren von Mylau, Foschenroda, Lauschgrün, Obernctzschkau, Friesen und zum Thcil auch von Netzschkau bedeutender Schaden zugefügt; namentlich hat das Winterkorn stark gelitten und sind in der Nähe von Mylau ganze Stücke anscheinend total vernichtet, auch wurden zahllose Fensterscheiben von den 1'/, cm im Durchmesser haltenden Hagel stücken zerschlagen. Falkenstein, 22. Juni. Vorgestern wurde im Förster'schen Waldrevier zu Bergen der 60 Jahre alte Waldarbeiter Blechschmied aus Bergen beim Fällen von Holz von einem Stamme getroffen und erschlagen. Borna, 22. Juni. Heute Nachmittag in der 6. Stunde ertrank beim Baden in der Wyhra, zwischen Borna und Witznitz, ein Carabinier von der 2. ES- cadron des Carabinierregiments. Wegen vorheriger großer Erhitzung war er vom Schlag gerührt worden. Der Verunglückte, welcher bereits das dritte Jahr beim Militär diente, ist der Sohn des Holzhändlers Voigt in Markneukirchen. — Am Sonntag verunglückte ober halb der Gröbermühle der 14'/s Jahre alte Sohn des Hausbesitzers Müller in Hain. Der Knabe, welcher an Epilepsie litt, ist wahrscheinlich in einem Anfall dieser Krankheit ins Wasser gefallen. Der Leichnam des verunglückten Knaben wurde erst am andern Morgen aufgcfunden. Leisnig, 22. Juni. Nachdem schon vor einigen Wochen in dem Grundstücke des Gutsbesitzers Gründel in Großbothen beim Umbau eines Hauses eine Anzahl Silbermünzen aus dem 16. und 17. Jahrhundert auf gefunden worden, hat man in den letzten Tagen einen ähnlichen Fund beim Ticferlegen des Pflasters im Knoblauch'schen Gute zu Leisenau gemacht; hier fand man 6 große Silbermünzen mit der Jahreszahl 1653 und dem Bildniß des „Hertzogs zu Braunschweig und Lüneburg". Grimma, 22. Juni. Bei dem gestrigen Gewitter schlug der Blitz in das Wohnhaus des Ströller'schen Gutes in Beiersdorf und legte dasselbe in Asche. Die übrigen Gebäude wurden erhalten. Grimma, 21. Juni. Heute Nachmittag zwischen 5 und 6 Uhr wurden wir hier wieder durch einige Von Süden aufziehende und mit heftigen Donnerschlägeu begleitete Gewitter heimgesucht und schlug der Blitz, wie mau behauptet, am hiesigen Schlosse an dem erst fertig gestellten Blitzableiter nieder, ohne jedoch irgend welchen Schaden anzurichten. In Beiersdorf zündete der Blitz in einem Gehöfte und brannte ein Wirth- schaftsgebäude nieder, auch außerdem will man noch zwei Feuerscheine in der Umgegend bemerkt haben. Leipzig. Tas so prächtig ausgestattete Leipziger Schützenhaus ist am Sonntag geschlossen worden. In folge von Differenzen zwischen den Besitzern und dem bisherigen Pächter des Etablissements ist es zum Proceß gekommen nnd die Schließung des Etablissements dadurch nothwendig geworden. Greiz. In der Nacht vom Montag zum Diens tag ist der gemeingefährliche Verbrecher Schlosser Christian Schaarschmidt von Hohndorf nach mehrfachen Fluchtversuchen aus dein hiesigen Landgerichtsgefängniß entkommen. Derselbe war an drei verschiedenen Stellen gefesselt. Die Fesseln hat er von sich abgewundcn und m ein in der Zelle befindliches Handtuch eingewickelt. Von der eisernen Bettstelle, die in der Zelle steht, hat der Gefangene dann eine, eiserne Stange losgerissen und mit derselben das Mauerwerk da, wo die Fenster nische sich befindet, durchbrochen. Die fragliche Wand hat der Angeklagte mit Wasser getränkt, um auf diese Weise das über V« Ellen dicke Mauerwerk besser lösen zu können. Die Oeffnung, durch die der Flüchtling in den Landgerichtshof gelangt ist, hat einen Durch messer von Vt Elle». Von dem Hof aus ist der rc. Schaarschmidt nach Erbrechung einer verschlossenen Lattenthüre in die Kohlenremise eingetreten, von wo aus er nach Oeffnen eines Fensters auf die Gerichts straße gelangt ist. Nur mit Hemd und Hose bekleidet hat der Flüchtling seinen Weg nach Irchwitz zu ge nommen. Wie vorsichtig Schaarschmidt beim Einreißen der Mauer gewesen ist, geht daraus'hervor, daß er jedes größere Stückchen Ziegel, das er der Mauer ab gewann, auf dem Strohsack langsam niederlegte. Die kleineren Stücken sielen auf den Strohsack herab, den er parat gelegt hatte. Vermischtes. * Ein verheerender Wirbelsturm ist am 12. Juni über Theile von KansaS und Missouri gezogen. Die jüngsten großen Ueberschwemmungen in der Nachbar schaft von Pittsburg haben an Eisenbahnholz und an derem Eigenthum Schaden im Betrage von 2 Millionen Dollars zugcfügt. In PittSburg und Allegany sind 1000 Häuser theilweise unter Wasser gesetzt worden. In anderen Gegenden des Ohiothales sind den Saaten große Verluste zugefügt worden, welche auf 1 Million Dollars veranschlagt werdest. * Nach einer Meldung der „Ungarischen Post" aus Agram fanden dort im Laufe der Nacht des 23.