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GMall und Alyciger. Amtsblatt der König!. Ämtshimptmamlschast Großenhain, der König!. Gerichtsämter Riesa und Strehla, sowie des Ztadtraths )« Riela nnd des Äadtgemeinderaths M Strehla. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. äi." 2d TimStcg, dr» 11. Mörz I87S. S2. Jahrg. — — » —- Ersöeint in d!icja wecke,ulick dreimal: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. —AbonnementSp,cis vierteljährlich I Markes Pßp — Besteilongen nehmen alle»alerl. Post-ilnitaUe», die Expeditionen in Riesa und Strehla (E. Schön), in Stauchitz peir Bruno Dorsel, sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche vei dem ausgebreltrten Leserkreise eine wirksame Berojjenlt.chung sinden, erön en wir uns ins Tags vorher Vorinittags 1» Uyr. Auf Grund einer Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern wird andurch den Gemeindevorstä»»den hiesigen amtshauptmannschaft lichen Bezirks eröffnet, daß die auf Grund des Reichsgesetzes, betr. die Abänderung der Reichszewerbeordnung vom 17. Juli 1878, auszustellenden Arbeits bücher und Arbeitskarten, abgesehen von dem in tz 109 Abs. 2 dieses Gesetzes gedachten Falle, völlig unentgeldlich auszustellen sind und demnach auch die Erstattung des in 88 6 und 15 der Verordnung vom 15. November 1878 ermähnten Verlags den Empfängern nicht angesvnnen werden darf. Großenhain, am 1. März 1879. Die Königliche Amtshauptmanuschaft. Pcchmann. — Bekanntmachung. Anfang dieses Monats ist die in dem Schwartenzaune nächst der Jacobi'schen Blciweißfabrik befindliche Lattenthür von oben nach unten durchge sägt und die eine Hälfte, davon sammt dem daran befindlichen Schlösse gestohlen worden. Man macht solches bekannt mit dem Ersuchen, alle auf diesen Dieostahl bezüglichen Wahrnehmungen anher mitzutheilen und mit dem Bemerken, daß von Herrn R. Jacobi 10 M. Belohnung für Denjenigen zugesagt worben sind, welcher den Thäter so, daß er zur Strafe gezogen werden kann, namhaft macht. Riesa, am 7. März 1879. Königliches Gerichtsamt. Scheufsler. Es sind 120 Cubikmeter Pflastersteine und 120 Cubikmeter Klarschlag vom hiesigen Elbnfer auf die Straßen in der Stadt zu fahren. Ladelohn hat der Fuhrmann selbst zu bezahlen. Wer diese Fuhren besorgen will, wird ersucht, seine Preisofferten binnen acht Tagen bei uns einzureichen. Die Fuhren für die Gasanstalt werden hiermit ebenfalls ausgeboten und Offerten erwartet. » Stadtrath z» Riesa, am 7. März 1879. Steg er. Hinneburg. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Der Kaiser hat am Freitag einen kleinen Unfall erlitten, glücklicherweise ohne den geringsten Schaden zu nehmen. Se. Majestät war in seinem Palais unter den Linden in Berlin auf dem glatten Parquetboden gefallen und hatte sich dadurch eine leichte Contusion der rechten Hüfte zugezogen. Nach gut vollbrachter Nacht nahm Se. Maj. in gewohnter Weise die regelmäßigen Borträge entgegen. Das Diner nahmen die Majestäten alsdann allein ein. Weitere Bulletins sind nicht ausgegeben worden. Zum Militär-Etat ist im Reichstage folgender interessanter Antrag des Abg. von Bühler (Oehringen) erschienen; der Reichstag wolle beschließen: dem Fürsten Reichskanzler zu ersuchen, einen europäischen Slaalen- Congreß zum Zwecke der Herbeiführung einer wirksamen allgemeinen Abrüstung, etwa auf die durchschnittliche Hälfte der gegenwärtigen Friedensstärke der europäischen Heere für die Tauer von vorläufig 10 bis 15 Jahren zu veranlassen. Bom Reichstag. Tie erste Berathnng über das Strafgcwaltsgesetz hatte die verschiedenen in Be tracht kommenden Gesichtspunkte vollauf erscköpft, und so brachte denn die am Freitag stattgesnndene zweite Bcra ihung nur eine variircnde Nachlese über schon Ge hörtes. Seitens der beiden conservativen Parteien und der nationalliberalen Fraction hatten die Abg. v. Helldorf-Bedra, v. Schwarze und v. Stauffcnberg An träge eingebracht, welche neben der zu erwartenden Ab lehnung der Regierungsvorlage die Prüfung der Frage wegen Aendcrung der Geschäftsordnung bezweckten und zu Tiscussionen führten. Bon den zahlreichen Rednern, welche in die Schranken traten, fanden noch die Abgg. von Treitschke, Windthorst, Meppen) und mit der Be gründung seines Antrages Frhr. v. Stauffenberg die meiste Beachtung. Erwähnung verdient, daß der Abg. !>r. Gneist für die Unterstellung der parlamentarischen Berichte unter das gemeine Recht eintrat. Der Reichs kanzler erschien auf etwa eine halbe Stunde im Sitzungs saal, griff aber in die Debatte nicht ein. Bei der Ab stimmung wurden zunächst die Helldors'schen Abänderungs anträge zu den 88 3 und 4 gegen die Stimmen der Deutschconservativen und einzelner Freiconservativen ab gelehnt, mit derselben Majorität die 88 1 bis 4 der Regierungsvorlage. Damit waren denn auch die übrigen Paragraphen und das ganze Gesetz gefallen. Auch der „Antrag Schwarze" blieb m der Minorität, dagegen wurde der Antrag v. Stauffenberg: der Geschäftsordnungs- Commission den Auftrag zu ertheilen, unter Vorsitz des Präsidenten des Reichstags die Frage, ob Aenderungen der Geschäftsordnung nothwendig seien, zu prüfen und im Bejahungsfälle sormulirte Vorschläge an das Haus zu bringen, mit überwiegender Majorität angenommen. In der Sonnabend-Sitzung begann die zweite Be ratung des Reichshaushaltsetats und gingen hierbei die Wogen der parlamentarischen Discussion wieder einmal sehr hoch. Eine überaus unerquickliche Episode trat bei der Position für die Maßregeln gegen die Rinderpest ein. Die Abgg. Richter-Meißen und v. Bethmann - Hollweg hatten in sachkundiger Weise die große Gefahr der Rinderpest beleuchtet und auf eine möglichst strenge Grenzsperre gedrungen, Minister Hof mann hatte ebenso sachlich darauf erwicdert und bei dieser Gelegenheit den Entwurf eines Biehseuchenge- setzes noch für die gegenwärtige Session in Aussicht gestellt. Alsdann griff Fürst Bismarck in die Debatte ein, sicherte die möglichste Berücksichtigung der Be schwerden der Interessenten zu, beklagte aber zugleich, daß eine wirksamere Grenzsperre auf Grund des im vorigen Jahre erlassenen Gesetzes nicht angehe, da man von der Seite, die es für ihre Aufgabe halte, mehr Rück sicht auf den Verbrecher als auf das Verbrechen zu nehmen, die Strafen zu niedrig bemessen habe. Der Abg. Lasker nahm die in diesen Worten liegende Heraus forderung an und nun entspann sich zwischen dem selben und dem Reichskanzler ein äußerst gereizter Meinungsaustausch, der sich um die bekannten Klagen des letzteren über zu große Milde der neueren Straf gesetzgebung rc. drehte und schließlich vom Fürsten Bismarck init der Bemerkung beendigt wurde, daß er keinen Vorwurf gegen bestimmte Personen erhoben habe. Der Abg. Linggeus rief eine Erörterung über. das AnswanderungSwesen hervor. Fürst Bismarck, der sich daran betheiligte, regte eine ganze Reihe socialpolitischer bezw. volkswirthschaftlicher Fragen an, was dann wiederum den Abg. Richter-Hagen zu einer Abwehr gegen die neueste Wirtschaftspolitik des Reichskanzlers veranlaßte. Bei dein Etat des Auswärtigen Amts stellte der Abg. Richter die Anfrage, ob der Regierung Nachricht über eine ovr Kurzem in Petersburg statt gehabte Eonfereuz russischer Eijenbahucn zugegaugen sei, auf welcher die Frage erörtert worden, ob nach Ein führung des in Deutschland geplanten neuen Zollsystems d r russische Getreidetrausport nicht mehr nach den deutschen, sondern nach den russischen Häfen zu richten sei. , Da die Negierung eine derartige Nachricht noch nicht erhalten zu haben erklärte, behielt sich Herr Nich- ! ter die Wiederaufnahme der Frage für die dritteLesung ! vor. Oesterreich. Die neuesten vom 7. März datirten Nachrichten über die durch Anschwellen der Theiß ver ursachten Ueberschwemmungen lauten höchst beunruhigend. Am genannten Tage früh 4 Uhr wurde, nachdem der Zug Nr. 6 durchgefahren war, von der Hochfluth der Bahndamm bei Atgyö zwischen den Wächterhäusern 94 und95vom Wasser durchbrochen. EineCommunication gegen Vasarhely ist unmöglich, nicht einmal mit Kähnen. Station und Ort Algyö sind unter Wasser. Dre Gefahr für Szegedin ist eminent. Das Wasser wird nur durch den Backtoer und Macskaser Damm gehalten. Der Zugsverkehr zwischen Vasarhely und Großwardcin ist gesichert. An der Alföldbahn arbeiten 10,000 Mann, und es ist Hoffnung vorhanden, die Dammerhöhung rechtzeitig vollenden zu können. General Pulz aus Temesvar leitet die militärischen Arbeiten. Italien. In Neapel haben am Donnerstag die Schwurgerichtsverhandlungen in dem Proceß Passa- nante begonnen. Die nach der Anklage verlesenen Schriften Passanante'S enthalten verworrene Ideen, fordern ein eigenes Regierungssystem und entwickeln die Grundzüge des letzter». Der Angeklagte Johann Passanante ist 29 Jahre alt, Koch, aus der Stadt Salvia gebürtig. Während der Verhandlungen waren der Gerichtssaal sowie die Zugänge zu demselben von einer Menge Menschen überfüllt, das Eintreten des bekanntlich bei dem Attentat ebenfalls verwundeten früheren Ministerpräsidenten Cairoli, sowie des Ritt meisters der köuigl. Leibgarde Giovanni rief unter den Zuhörern eine lebhafte Bewegung hervor. Die Aus sagen Beider enthielten einfach Berichte über den hin länglich bekannten Vorgang bei dem Attentate. Am Freitag erfolgte die Ürtheilssprechung. Passanante wurde für schuldig ohne Zulassung von mildernden Umständen befunden und zürn Tode verurtheilt. Nach seiner Verurtheilung wurde er wieder in seine Zelle zurückgeführt, wo er einige Zeitungsblätter verlangte, welche seinerzeit Berichte über die Hinrichtung des Attentäters Moncasi in Madrid brachten. Dieselben wurden ihrn verabfolgt. Oertlichrs und Sächsisches. Riesa, den 10. März 187S. — Heute Vormittag fand die Eröffnung der neu erbauten Elbquaibahn in Riesa statt, nachdem bereits seit einigen Tage» Bauzüge auf derselben verkehrt hatten. Die Eröffnung erfolgte «n Beisein der Herren Bezirks ingenieuren Peters, Betriebsinspertor Krause, Bahn- hofsinspector Abendroth und den Ingenieuren Bartholo-