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Lei der VearLbmßfeier de» König« Victor Emanue hier eingetroffen. — Dir Mettschall Lamcobert ist mit de« Sich« de« Marschall« Mac Mahon hier ekge« tröffe» und mit militärischen Ehren empfang« worden. — «ine sehr große BolkSmenge besuchte heut« die Leiche de« Königs Victor Emanuel Es treffen noch fortwährend Fremde ein. — Im Pantheon «erden Vorbereitungen für da« Leichenbegängniß getroffen. Rom, 11. Januar. Da« officielle päpstliche Organ, der „Offervatore Romano", behauptet m einem mit fetter Schrift gedruckten Attikel, Victor Emanuel habe erst die Sterbesacramente gespendet erhalten, nach dem er vorher vom Papste mr Verzeihung für alle« der Kirche zugefögte Unrecht erlangt habe. .. Türket. Constantinopel, 12. Jan. Die rus sische Erwiderung auf da« Ansuchen der Pforte um Waffen- stillst and erfolgte mittelst eine« Telegramm« des Groß fürst« Nicolau« an dm türkischen Obercommaudauteu. In der Erwiderung wird hervorgehoben, daß in diesem Augenblicke von einem Waffenstillstände nur die Rede fei» körme, wen» auch die FnedenSbasen festgestellt seien. Der Großfürst zeigte ferner an, daß die Unterhand lung« direct mit ihm zu führen seien. — Der kaiserliche Hat, durch welchen die Er nennung Hamdi Pascha'« zum Groß Vezier ausge sprochen wird, weist auf dre Bedenklichkeit der augen blicklichen Lage, sowie auf die dringende Nothwendig- keit hi«, rasch Maßregeln zum Schutze derjenigen Punkte zu treffen,' welche die ersten Gegenstän« emes feind lich« Angriffes seien. Hierdurch sei eine Aenderung im Ministerium nothwendig geworden; obwohl der Sultan mit Edhem Pascha vollständig zufrieden ge wesen sei, so erforderten doch die Gesundheitsverhältnisse desselben, daß ihm Ruhe gegönnt werde. Es heißt in dem kaiserlichen Erlaß dann weiter: Unsere' Streit kräfte waren den feindlichen gleich, aber die Unerfahren heit einiger Führer veranlaßte Niederlagen. Wir be- fehlen, daß eine Untersuchung über die von ihnen ge troffen« Maßregeln veranstaltet werde, und wünsch«, daß Ihr auS den Lehr« der Vergangenheit Nutzen ziehet, daß Ihr den Rathschlägen der Freunde des Reiches Gehör gebet und bemüht seid, nach Garantie« für die Integrität und Unabhängigkeit des Reiches zu suchen. —Wie es scheint, wird wahrscheinlich Ismail Ha kki Pascha die Waffenstillstandsverhandlungen auf dem asiatischen Kriegsschauplätze führen. Vom Kriegsschauplätze. Die militärische Situation, welche sich längs der russischen Ostfront ziemlich unverändert erhält, hat südlich des Balkans und namentlich im Tundscha- Thale eine gänzlich andere Physiognomie angenommen. In letzterem, und zwar bei TulowSko, soll« bereits 86,000 Ruffen stehen, eine Ziffer, die, wenn sie sich bestätigen sollte, Beweis für eine hervorragende LeistungS- fähigkett der Ruffen in der letzten Zeit trotz alles Wm- terwetterS wäre. Diese Heeresabtheilung soll gegen die Linie Tschirpau-Lski-Sagra operiren und das Maritza- Thal zwischen Philippopel und Fermanlu (Harmanlü an der Eisenbahnlinie Philippopel-Adrianopel, etwa 8 Meilen vor der letzteren Stadt) zu erreichen suchen. Mrd hiermit die Nachricht in Verbindung gebracht, daß aus Adrianopel bereits die Civilregierung fort- veäegt worden ist, so ergiebt sich aus der augenblick lichen Lage der Dinge allerdings ein für die Türkei gefahrdrohendes Resultat. Bukarest, 10. Januar. Seit gestern ist starkes Thäuwett« eingetreten; man knüpft daran die Hoff nung, die Donaubrücken baldigst wieder Herstellen zu i können; die Passage mit Booten ist lebensgefährlich. Geste« soll eines mit der Post und 18 Personen .! untergegangm sein. — Einem Bukarester Telegramm der „Polit. Torr." zufolge haben die rumänische» Trup- > pen ein« neuen klein« Erfolg zu verzeichn«. Ein Theil der am recht« Dvnauufer stehenden rumänischen ! Trupp« griff heute Nazir-Mahala, denselben ! Punkt an, von welchem letztere am 6. d. M. von den Türken vertrieben worden sind. Nach einem dreistün- , digm Gefechte wurden die Türken verjagt und die ge- , nannte Position von den Rumänen besetzt. Wien, 14. Januar. Der „Pol. Eorresp." wird auS Belgrad vom 14. d. gemeldet: Die Serben be setzten kurschumljä, das die Türken geräumt hatten, und nahm« Vranja. 50 serbische Bataillone mar schirr» gegen Pristina. Gestern haben sich die Serbe- mit den Rumänen bei Widdin vereinigt. Der Tomn Mandant der Festung wurde zur Uebergabe deSPlatzeS- aufgefordert; derselbe verlangt freien Abzug der Gar nison mit dm Mass«. Oertliches Mld Sächsisches. > Riesa, 14. Jam Geste« hielt der Baumzucht- vereia eine Versammlung im Rathskeller ab, Mlche der Vorsitzende mit dem Wunsche eröffnet«, daß auch im neu« Jahr der Verein sich eines guten Gedeihen« zu erfreu« haben möge. Nachdem hierauf der Eassirer über Laffmangefegenheiten Bericht erstattet hatte, wobei sich ergab, dH im verflossen« Jahre die Annahme deS Verein« sich auf SS Mark 47 Pf. bezifferte, wäh rend die Ausgabe 85 Mk. 50 Pf. (incl. 75 Mark verzins lich angelegten Geldes) betrug, mithin ein baarer Tas- fenbestand von IS Mark S7 Pf. vorhanden ist, wurden die bisherig« Vorstandsmitglieder als solche für da laufende Jahr wiedergewählt. Nach Erledigung dieser Angelegenheit trug Herr Gärtner Korf über Rosencultur vor, indem er zuerst die Vermehrung der Rosen be handelte, wie sie 1) auf natürliche Mise durch Samen und WurzelauSläufer, 2) auf kü.stlichem Mae durch Pftopfen, Oculiren und durch Stecklinge geschieht. So dann besprach Vortragender daS Beschneiden der Rosen stöcke, da« Bedecken derselben im Wmter und schließlich deren Feinde, als: verschiedene Arten von Käfern, Wes pen, Blattläusen rc. An den anregenden Vortrag schloß sich eine längere Discusston über die Pflege der be liebten Zierlande, wie sie die Rose ist, worauf die Sitzung geschloffen wurde. — Während bisher immer nur 35—40 Schiffs ladungen Braunkohlen jährlich in Meißen verladen wurden, sind dem Vernehmen nach im verflossenen Jahre 111 Schiffe mit Braunkohlen dort zur Aus ladung gekommen. Das Mehr ist der Eisenbahn ab ¬ gegangen. — An für unsere Landbewohner ganz besonders empfehlungswerthes Institut ist das hauswirthschaft- liche Lehr- und Bildungspensionat für Landmädchen in Leipzig, in welchem letztere eine vortreffliche Aus bildung genießen, indem dieselben nicht nur alles er lernen, was zur Führung einer Wirtschaft nöthig, wobei wir Kochen, Backen, Behandlung der Wäsche, Zuschneiden, Hand- und Maschinennähen, als besonders nützliche Kenntnisse hervorheben, sondern auch für deren geistige Entfaltung gesorgt wird. In dem Fortbildungs unterricht sind neben Anderen besonders fdie deutsche Rechtschreibung und Buchführung in's Auge gefaßt. Bemerken wir nun noch, wie Beachtung des Anstandes mit zur Hauptaufgabe der Anstalt gehören, so läßt sich er messen, wie die hierbei thätigen Persönlichkeiten unter Leitung des Frl. Ella Schulze (Leipzig, Arndtstr. 20, part.) sich keine leichte Aufgabe geschaffen. Letztere ist auch zu weiterer Auskunft gern bereit. Es ist dies die zweite derartige Anstalt in Deutsch land, und einen Beweis, wie erwünscht für die be treffenden Kreise eine solche ist, liefert der Württem- bergische Staatsanzeiger in einem Referat über die erste in Rubersheim bei Geiblingen gegründete. Es heißt darin u. A., daß nur der geringste Theil der An gemeldeten wegen Mangel an Raum Aufnahme finden konnten. Oschatz, 10. Januar. Nachdem sich in Wurzen eine sehr lebhafte Agitation für Erlangung des neuen im Leipziger Kreise zu errichtenden Staats-Gymnasiums geltend gemacht hat, ist auch hier die Thätigkeit für diese Angelegenheit wieder angeregt worden. Die städtischen Behörden haben nicht nur eine Petition um Hierherverleguug des Gymnasiums an die Stände versammlung und das Cultusministerium abgesandt, sondem haben auch im Vereine mit dem Gewerbe- und dem städtischen Vereine eine Deputation nach Dresden delegirt, damit dieselbe für Oschatz wirke. — Am 7. d. M. Abends 6 Uhr ist ein junger Mann Namens Nitzsche aus Mannschatz auf dem Wege nach seinem Heimathsdorfe von einer Person in Frauenkleidung an gefallen worden. Der Angegriffene wehrte sich mit dem Messer, hat wahrscheinlich auch den Angreifer verletzt, mußte aber die Hälfte seiner Jacke auf dem Kampf plätze lassen. Er machte sich frei, um Hilfe aus dem Dorfe zu holen. Unterwegs sah er sich noch einmal um und bemerkte eine andere Person neben jener in Fraumkleide«. Als er mit einem Knechte nach dem Orte der That zurückkam, fand er nichts mehr vor. Vielleicht führen die Verletzungen, Mlche Nitzsche dem Angreifer beibrachte, zur Entdeckung deS Letzteren. — Bei der am 10. Januar d. I. stattgefundenen Bürgermeisterwahl in Radeburg wurde Stadtfecretär Karl Hermann Hinkel in Frankenberg mit 14 gegen 2 Stimmen als Bürgermeister gewählt. Es hatte« sich 22 Bewerber zu diesem Amte gemeldet. Schöneck i. B., S. Jan. Heute fürchterliches Schneetreiben, stellenweise 5—6 Fuß hoch. Reisende können mit Pferd und Schlitten nicht weiter, um nicht zu verwehen. Der Mittagszug zwischen Aue und Zwota ! mußte auSgeschaufelt werden. — .In der chemische« Fabrik zu Döhle« ist am Donnerstag der SOjährme Fabrikarbeiter Fischer au« Deuben auf ei» schnKch« Weise Herlmglückt. Er stürzte von «Ker Treppe au« m ei«», ei» chemisch« FlüssiM enthaltend« Sessel, jedoch »erließ ihn, trotz dem er schon stark verbrannt «ar, die Geistesgegen wart nicht; er sprang heran«, — Re Kleider hing« als verbrannte FH« an seinem Leibe — gerieth aber nun, vor Schmerz fast betäubt, in die Schwefelsäure, erhob sich auch da nochmals und rrnnte nun unter entsetzlichem Geschrei nach dem Mühlgraben, in den er sich, wahrscheinlich um sein« Qualen zu enden, kopf über stürzte. Er ward herau-gezogen und nach Dres den in« Krankenhaus gebracht, woselbst er am Tage darauf starb. — Zu Lrostewitz bei Kamenz feierten am 11. d. ihre diamantne Hochzeit der frühere Gutsbesitzer zu Lehndorf, Michael Donath und Frau Anna Donath, geb. Kockel auS Hvfiein. DaS hochbetagte Jubelpaar war beim Feste von 3 Kinde«, 8 Enkeln und 4 Ur enkeln umgeben. Vermischtes. * Poesie Napoleons III. In der neuestens erschienenen Biographie deS Prinzen Albert findet sich nachstehendes Gedicht Napoleons III., welches dieser Monarch bei seinem Besuche am königlichen Hofe in London in das Stammbuch des Prinzen von Wales geschrieben hat: „Jüngling mit der reinen Seele, Mit der Unschuld freiem Gefühl, Prüf' und wähle, Aber Lob sei nie Dein Ziel! Ob Dir Beifall jauchzt die Menge, Ob sie lästert, wanke nicht! Trüglich oft find Preisgesänge, Doch der Wahrheit Pfad ist enge, Zwischen Klüften geht die Pflicht. * Victor Emanuel und Kofsuth. Anläß lich des Hinscheidens des Königs von Italien erzählt „Egytäräs" die folgende interessante Anecdote: „Victor Emanuel, der bekanntlich ein großer Sportsmann war, kehrte oft tagelang nicht heim und man erzählte von ihm, daß er sich in der Atmosphäre des Hofes nicht am allerbesten befunden habe. Als er Kosiüth in Baraccone besuchte, entwickelte dieser mit ziemlicher Ungezwungenheit einige feiner allgemeinen Ansichten über die dynastische Regierunzsform. Darauf erwiderte der König: „Nur mir zürnen Sie nicht, mir wäre es nie eingefallen, König zu sein — aber es ist nun ein mal mein Metier." * Aus München wird geschrieben: Zum Be huf der Beleuchtung der Bergspitzen in der Nähe des Linderhofes ist für den König eine elektrische Batterie aus Paris verschrieben worden. Ein Leitungsdraht von etwa 6000 Meter Länge, um dieselbe in Thätigkeit zu setzen, wird bei Herrn Professor Engelmann in München gearbeitet. * In Mariabrunn bei München haben sich bei der bekannten Doctorbäuerin für nächsten Sommer zum Curaufenthalte bereits 800 Russen, fast ausschließlich höhere Offiziere, darunter der durch die Operationen vor Plewna bekannt gewordene General Fürst Jmeritinski, angemeldet. Auch General Todt- leben, der im verflossenen Sommer schon zum dritten Male die Doctorbäuerin consultirte, wird für nächsten Sommer wieder in Mariabrunn erwartet. Bei dieser Doctorbäuerin hat im vergangenen Jahre auch Friedr. Dettmer seine Genesung wiedergefunden. Sie behan delte auch den Papst, der ihr sein langes Leben ver danken soll und ihr ein riesiges Diamantkreuz verehrt hat. Die Bäuerin nennt alle ihre Pattenten, Fürsten, Grafen, Generale und Hofschauspieler „Du". * Staßfurt, 8. Januar. In der Nacht zum Montag hat der Arbeiter Kindermann, der wegen Mordversuchs bereits eine 10jährige Zuchthausstraft verbüßt hat, seine Frau mit einem Schlachtmesser er mordet, die Stücke in einem Tragkorb gelegt und nach der Fr'schen Fabrik getragen. Gerade als K. die blu tigen Körperteile in den Glühofens an dem er einige Stunden vorher beschäftigt gewesen war, werfen wollte, wurde er von dem Meister überrascht. Der Mörder wurde festgenommen. Die Aufregung in der Stadt ist eine gewaltige. * Gute Kenntniß deS Gesetzes. AuSeiner der preußischen Provinzen wird folgendes Geschichtchen von einem Ohrenzeug« «zählt: Ein schon »st be straft« Landstreicher wurde vom Bezirks-Strafgericht in O. zu drei Monaten Gefänaniß verurtheilt. Der neue Staatsanwalt will dem Bestraft« daS Rechts mittel der Berufung «klären; da er jedoch daS bisher dort geltende Gesetz nicht kennt, sucht er nach der Ge-