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mlch« der al» Zeugin erschienenen Blondier» ThrSnen »ergießen ließ, al» sie da» Urtheil vernahm. L« 2«. August v. I. theilte Reichel seiner Geliebten mit, daß er einen 2tägigeu Urlaub nachgesucht und erhalten habe, um mit ihr eint gemeinschaftliche Erholung-reife nach Berlin anzutteten, daß sie jedoch zur Besorgung einiger Geschäfte schon vorher abreisen und ihn am Bahnhofe in Berlin erwarten möge. Die- geschah auch. Allein alles Warten, Suchen und Nachfragen in der Kaiserstadt war vergeblich und von banger Ah nung ergriffen, mußte sich die getäuschte Wittwe ent schließen, ihr stilles Heim in Frauenhain wieder auf- zusucheu. Hier wurde ihre Ahnung zur traurigen Gewißheit. Sie vernahm, daß ihr Zukünftiger in der That schon vor mehreren Tagen abgereist sei und fand Kisten und Kasten leer. Das Schlimmste aber war, daß der sehr bald sich einstellende Revisor, Betriebs- controleur Bahmann aus Berlin, eine gleiche Wahr nehmung in Betteff der Stationstaffe machte; denn auch sie war völlig leer, obgleich dieselbe doch, wie Bücher und Journale auswiesen, einen Bestand von 1700 Mark enthalten sollte. Die unter solchen Um ständen gewiß gerechtfertigte steckbriefliche Verfolgung Reichels und die sonstigen behufs seiner Erlangung unternommenen Schritte blieben gänzlich erfolglos, es wurde daher die Einleitung des Contumacialverfahrens wider denselben beschlossen und seine Verweisung zur Hauptverhandlung wegen Unterschlagung und Verletzung der Militärpflicht ausgesprochen. Wie vorauszusehen war, hatte die öffentliche Vorladung des Angnklagten zu dieser Verhandlung keinen Erfolg und machte sich daher gesetzlicher Bestimmung zu Folge die Zuziehung eines Vertheidigcrs in Person des Hrn. Adv. S1.-R. Francke hier erforderlich. Durch die Beweisaufnahme wurden die eben mitgethcilten Thatsachen festgestellt und auf Grund derselben die Verurtheilung des Angeklagten wegen Unterschlagung und Verletzung der Militärpflicht zu 2 .Jahren 2 Mon. Gefängniß ausge sprochen. Das letztgedachte Vergehen war deshalb als verübt angesehen worden, weil die Annahme gerecht fertigt erschien, das Reichel als Offizier des Beur- laubtenstandes ohne Erlaubniß die Grenzen des deutschen Reiches überschritten habe, mithin ausgewandert sei. Vermischtes. * Prozeß um einen Handwerksburschen Dem „Schwäbischen Merkur" wird aus Zürich ge schrieben: „In der Nähe von Lausanne wurde vor einiger Zeit ein württembergischer Handwerksbursche, Sattlcrgeselle, der bei einem Meister um Arbeit fragte, . mit diesem Gesuche abgewiesen. Dagegen erhielt er, ohne gebettelt zu haben, von der Meisterin ein kleines Geschenk, das er annahm. Dies sah ein Gendarm, ver haftete den Burschen, legte ihm Handschellen an und führte ihn vor den Präfekten in Lausanne. Dieser ver fügte, ohne den Verhafteten zu vernehmen, seinen Transport an die deutsche Grenze. Der Handwerks bursche wurde von Lausanne nach Freiburg, Bern, Aarau, Zürich transportirt. Hier wurde er zum ersten Male vernommen. Er wies sich aus, daß er weder Vagant noch Bettler, vielmehr mit einigen hundert Frank Baarschaft versehen sei. Er beschwerte sich über die ihm gewordene Mißhandlung und wurde auf freien Fuß gesetzt. Nun machte er aber die Sache beim deutschen Gesandten in Bern anhängig. Dieser erhob Beschwerde beim Bundesrath, der den Staatsrach der Waadt um Bericht und zutreffendenfalls um Ent schädigung des Deutschen anging. Die Angaben des ! Deutschen bestätigten sich, gleichrvohl verweigerte der radikale Staatsrach eine Entschädigung. Jetzt bezahlte der Bundesrath von sich aus dem Handwerksburschen eine Entschädigung von 200 Frank aus und verlangte den Bettag wieder von der Waadt. Der Staqtsrath dieses KantonS weigerte sich wiederum, so daß der Bundesrach Entschädigungsklage gegen die Waadt beim Bundesgericht erhob, und es hat jetzt in Folge der Entscheidung desselben die Waadt daS kantonalsouveräne Vergnügen, die 200 Frank an den BundeSrath und an Prozeßkosten ca. 1500 Frank dazu zu bezahlen." DaS Einkommen der Exkaiserin Eugenik beträgt nach englrschen Blättern jährlich 625,000 Francs und dabei ist sie die Besitzerin von Camilia-House zu Chislchurst in England. Sie ist sehr stark geworden und kleidet sich jetzt so einfach wie die Königin Victoria. * Kampf zwischen einem Panther und einem Eisbären. Bidel, der bekannte Thierbän diger, giebt gegenwärtig Vorstellungen in Madrid. Durch Versehen eines Wärters war eS möglich geworden, daß ein Panther zu einem Eisbären gelangen konnte. ES entspann sich ein aufregender Kampf zwischen den Bestien, welcher die Zuschauer — die Scene fand kurz vor Be ginn der Vorstellung statt — mit Schrecken erfüllte. Der Bär war schon im Begriffe zu triumvhiren, denn vergeblich versuchte e» der Panther, der ein ohrenzer- reißendes Schmerzgebrüll an-stirtz sich au- den gewal tigen Umarmungen de» Ei»bären zu befreien — al- Btdel, blo- mit einer Peitsche bewaffnet, in den Käfig trat und stch in demselben einschließen liest. Mit einer unglaublichen Verwegenheit stünte sich der Mann zwischen die Kämpfenden, ergriff den Bären an der Gurgel und bearbeitete ihn mit der Peitsche. Das wilde Geheul der rachedurstigen Bestien wurde von Bidel's donnernder Stimme übertönt; sein Eintritt in den Käfig machte den Kampf zu einem ungleichen, so daß der Bär bald genöthigt war, seinen Feind loSzulaffen. Blitzschnell ergriff Bidel diese Gelegenheit und jagte den bluttrie fenden Panther durch die BerbindungSthür in dessen Käfig zurück. Der Bär hingegen, als er sich seinem Herrn allein gegenüber sah, verkroch sich scheu und zitternd in einen Winkel, worauf Bidel unter dem Applaus deS für derartige Schauspiele so sehr empfäng lichen Madrider Publikums den Bärenkäfig verließ. * AbschiedSscene. In Berlin haben sich in den letzten Apriltagen zwei der beliebtesten Schauspieler vom Publicum verabschiedet, und endlose Hervorrufe, zahllose Lorbeerkränze bewiesen, daß die Berliner ihren Helmerding und ihre Elise Mejo in's Herz geschloffen haben. Letztere schloß ihre Abschiedsrede im Kroll'schen Theater mit den Worten: „Ihr »verdet mich, doch ich nie Euch vergessen", worauf der Komiker Eduard Weiß mit folgenden drastischen Versen Jacobson's antwortete: Na werde inan nich weech, Du hast Dir ja, Als ging die Reise bis nach Afrika! Da 's doch nu mal nich anders ist zu machen, So wollen scheiden wir, mit heiter'm Lachen. Zerdrück die Thräne und denk' still bei Dich: „'ne richtige Berlinerin genirt so was nich." Du bleibst Berlin, Du bleibst der Kunst erhalten, Was uns betrifft — wir bleiben auch die Alten. Erprobte Freundschaft ist kein leerer Wahn, 'Und was das Schicksal trennt, vereint die Pferdebahn. Wrr bleiben hier — Du schlägst Dich seitwärts in den Busch... (Zu den Andern) Elise Mejo Hoch! Sie lebe! — Tusch! Natürlich blieb das Orchester die musikalische Ant wort auf diese Anregung nicht schuldig. * Von einer Hochzeitsreise, die in voriger Woche ein junges Ehepaar, welches in der Spandauer Straße in Berlin sein neues Heim aufgeschlagen, machte, cir- culirt hier ein gar lustiges Histörchen. Paris war das Ziel der Neuvermählten, und daS junge Paar dampfte also, nachdem die Trauung vollzogen und Alles sonst geregelt war, unter der» Segenswünschen der Eltern und Freunde ab. Es wurde verabredet, in Köln, woselbst ein Bruder des jungen Ehemannes als Kauf mann etablirt ist, Station zu machen und die ersten Tage der jungen Ehe in der rheinischen Metropole zu verleben. Der Zug braust mit dem jungen Paare dahin, und nach einigen Stünden erreicht man eine Station, woselbst ein längerer Aufenthalt stattsindet. Auf dem Perron herrscht ein lebhaftes Gewühls, und der junge Ehemann mustert die auf- und abgehenden Menschen. Plötzlich springt er aus dem Coupee, denn er hatte in dein Gewühlr einen Mann entdeckt, der ihm schon seit längerer Zeit ein kleines Sümmchen schuldete, das er nicht erlangen konnte. Ein lebhaftes Gespräch entspinnt sich zwischen ihnen und als das Zeichen zur Abfahrt gegeben wird, sind Gläubiger und Schuldner so arg aneinander gcrathen, daß sie es gar nicht beachten, wie der Zug davon fährt. Die junge Frau ruft und ruft, aber der Mann hat jetzt nur Sinn für seinen Schuldner, und so wird das liebe Weibchen, das ihm erst vor einigen Stunden angetraut wurde, per Dampf entführt. Er hätte schier verzweifeln mögen, als er endlich den Zug und seine Frau vermißte. Was nun thun? Er telegraphirt sofort an seinen Bruder nach Köln, man solle seine Frau auf dem Bahnhof erwarten, er werde mit dem nächsten Zuge dort ein treffen. Und was thüt die verlassene Frau in ihrer Herzensangst? Auf der nächsten Station telegraphirt sie nach Berlin an ihre Eltern, man möge sie mit dem nächsten Zuge erwarten, ein pein licher Zufall zwinge sie zur Rückkehr. Der Mann benutzte also den nächsten Zug nach Köln, die Frau -den nach Berlin, und als die beiden Züge aneinander vorübersausten, hatte das so gewaltsam getrennte Ehe paar keine Ahnung, wie nahe eS sich für einen Augen blick war. Nach langen und bangen Stunden läuft endlich der Zug in Berlin ein, und die „junge Frau" sinkt den Eltern, di« sie erwarten, weinend in die Arme. ,,Um Gotteswillen, wo ist Josef — wo ist Dein Mann" — fragen die besorgten Eltern, aber das verlassene Weibchen kann vor Schluchzen nicht antworten. „Um Gotte-willen, er wird doch nicht die Mitgift noch zum Durchgehen benutzt haben?" Auch diese ängstlich« -rage kann da» Weibchen vor Schluchten nicht beantworten. Die arme» Eltern fahren mit der Trostlosen nach Hause und kaum haben sie ihre Wohnung betteten, so trifft von dem junge« Ehemann eine Depesche au» Köln ein. „Ist mein« -rau bei Euch? Rückantwort bezahlt" — so lautete die ängstliche Anfrage, die auch sofort beantwortet wurde. Am nächsten Tage herrschte groß« Freud« in den Mauern Troja-, denn der vermeint liche Durchgänger lag in den Armen seine- lieben Weibchens. Dre Hochzeitsreise wurde aber aufgehoben, denn man hielt all' die peinlichen Zwischenfälle, die da junge Ehepaar getrennt hatten, für ein böses Omen. Tageskalender. Abfahrt der Eisenbahnzüge ban Niesa n»ck Dresden: ** 6 U. 54 M. früh, * 9. 47 Von». ro. 34 «m., ** l. ri Nm., * 5. 2 Nm., * 8.l5«bds. * 9.7 Abds, 1-II. 13Nacht«: -- nach Lekpztg: -f-L.ir.8M. früh, * 7. 13 vm., ** 10. 59 von»., * 1. 15Mm., — 3. bl Nm., -f 7. 11 Abd«., * 9. 37 AbdS., * 12. 31 Nacht«: -- nach Chemnitz: * 5 U. früh, ** 8. 45 Von»., ** 11. 45 Von»., * 4. Nach»!., * 9. 35 Abds: — nach R-derart: — 4 U.3I M. früh, -ff- 10.38 Vorm. * 3. 54 Nm., * 9. 3S Abds.: - nach Elsterwerda: "5 U 10 M.srüh, *7.14 Vorn» , *1.41 Nm., *8.35 Abd«.: — nach Lommatzsch: * 5.15 früh, *lI.40vorm.,*6. 11 Abd«: *9.49 «bd«.: - von «iderau nach Norlin: ** 4 u. 53 M. früh, -f-s- 19. 53 Bonn., *1.10 Nachni., -f-7.24 Abd«., *9. 50Abts.: — vo»R-d«rau nach Dresden: * 9 U. 28 M. Vo> m., -s-11.16 Vm-, * 3.39 Nm., -f-f- 6. 4« Nm., ** >9. 20 Nacht«. — (Die mit * versehenen, Ziffern bezeichnen Züge welche 1., II , NI. und IV. Klaffe führen, die mit ** versehenen sind Persoiienzi'igc mit I. II, und III. Classc, dagegen die mit -s- versehenen find Couricrzüge mit I., II. und III. Classc und die mit -f-f- versehenen Couricrzüge mit nur I. und II. Classc.) Ankunft der Eisenbahnzüge in Riesa von Dresden: 5 II. 4 M. früh, 7. 5 Vor»!., 19. 4^ Vm. I. 10 Nm., 3. 45 Nm., 7. 6 «bd«., 9. 31 «bd«., 12. 26 Nachts. — von Leipzig: 8 U. 48 M. früh, 9. 39 Vorm., 10 29. Von»., 1. 16 Nachm., 4. 56 Nachm., 8. 10 AbdS., 9.2 AbdS. I I. 8 Abds.: von Cbemnitz: 6U. 41 M. früh, 10. 27. Vorn,., 3. 44 Nachm., 8. 7 Abds, II. 33 Nacht«: von Elsterwerda: 4. 56 früh, 6. 50 früh, II. 35 Vorm. 5. 55 Abds. von Lommatzsch r 6. 46 früh, 1. 8 Nachm. 8. 0 Abds., 11. 7 Nachts. von Röderau: 9. 36 Vorm. II. 27 Vorn»., 3. 41 Nachm., 10. 30 Abds. Dampfschifffahrten. Von Niesa früh 7 U. 15 M. und Nachm. 2 Uhr nach allen Stationen bis Dresden. — Abfahrt von Dresden früh 6 U. und Nachm. 2 U. 30 M. nach allen Stationen bis Strehla. — Abfahrt von Strehla früh 5 U. 45 M. und Mittags 12 Uhr 30 Minuten. — Ankunft in Strehla 10 U. 15 M. Vorm. und 6 Uhr 45 Minuten Abends. Dienst des Kaiserlichen Postamts: 1) im Posthause am Bahnhofe. a) (Parterre.) Postsachen Annahme: Wochentags von —12 Uhr Vorm. und von 2'/,—7 Uhr Nachm. Sonn-und Feiertag« von 8—12 Uhr Vorm. und von 2'/, 5 Uhr Nachm, d) (Jin ersten Stockwerk.) Telegramm-Annahme: täglich von früh 7- 9 Uhr Abend«. (Vom 1.October bis 31. März von früh 8 9 Uyr Abends.) 2) in dem Postdienstlocal der Stadt (Wettiner Hof.) Postsachen- und Telegramm-Annahme: Wochentags von Vorm. 7-12 Uhr und Nachm. von 2—7 Uhr. Sonn- und Feiertags von Vcrm. 7-19 Uhr und Nachm. von 2 - 4 Uhr. Leerung der Briefkasten am PostiauS und Bahnhof. Zehn Minuten vor Abgang der Eiscnbahnznge. Montag, den I». d. M, Nachm. H Uhr, werden die zum hiesigen Schulneubau erforderlichen Stemmetzarbeiten an den Mindestfordernden unter den vorher bekannt zu gebenden Bedingungen vergeben werden. Ragewitz bei Mutzschen. A. Schippan, Bors, d. Schulvorst. Zwei Stück Kartoffelland, ä. Sr. 95 R., verpachtet billig C. Rothman« 86N. Logis-Gesuch ** Eine Wohnung, bestehend aus 2 Zimmern, 2 Kam mern und Küche, wird ab 1. Juli zu miethcn ge sucht. Gefl. Offerten beliebe man sud OttiKrs 1.1!. in der Expedition dieses Blattes niederzulegen. Siimmtliche Seifen- und Waschartikei, als: ächte Wachste»«-, rothmarm Talgkern,, ächte Harz, und bestgekörnte Schmier seife, Höllische Weizenstärke, ächt eugl. Reisstärke verkaufe von heute an zu bedeutend ermähigenden Preise«. Felix Weidenbach, Ein sehr gut gehaltenes Pianino ist Preiswerth zu verkaufen. Näheres in der Exped. d. Bl. 1 Sopha, 2 Schränke, Spiegel u. s. w. zu ver kaufen. Näheres in der Exped. d. Bl. Preißelderre in ind. Zucker trafen wieder frisch ein Felix WeiVenbach.