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S1. Jahrg Sonnabend den 24. August 1878 r Es ist wiederholt vorgekommen, daß in den neben der Jahnabach hinlanfenden Kunstgraben (Mühlgraben) Unreinigkeiten, wie Seifenwasser vom Waschen der Wäsche, Spülwasser rc. ausgegossen worden sind. Da das Wasser des Kunstgrabens für die hiesige städtische Brauerei verwendet wird, so wird hiermit jede Berunreinigung des Äunstgrabms aufs Strengste untersagt und werden Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung mit Geldstrafe bis zu 150 M. oder mit Haft geahndet werden. Riesa, den 22. August 1878. Der Stadtrath. Steg er. auf das „Elbeblatt und Anzeiger" mit der belletristischen Gratisbeilage „Erzähler an der Elbe" für den Monat September werden von den Expeditionen in Riesa und Strehla (E. Schon), unfern Boten, sowie / f* o sämmtlichen Postanstalten zu dem Preise von 43 Pfg. angenommen. Die Verkago-Lnpeäitioa. den am 27. Februar d. I. an der dänischen Küste ! unweit Hirtshals erfolgten Untergang des Rostocker Schooners „Otto und Frida", Kavitän Gallas, vor gestern zu Recht erkannt, daß der Kapitän Gallas den Untergang des Schooners mit Absicht herbeigeführt hat und ein Verschulden der Schiffsmannschaft nicht vorliegt. Essen, 18. August. Nach einer Mittheilung des Rh.-Westf. Bolksfr. ereignete sich vorgestern Nachmittag gegen 2 Uhr auf der Krupp'schen Gußstahlfabrik eia schreckliches Unglück. Neun Mann waren damit be schäftigt, einen großen Schmelztiegel, in welchem viele Taufend Pfund geschmolzenes Eisen enthalten waren, zu heben, als plötzlich an der Hebevorrichtung ein Stück zerbrach und der Tiegel mit seinem glühenden Inhalt umschlug. Die flüssige Masse spritzte in die Höhe und ließ sich in Gestalt eines furchtbaren Feuer regens auf die Arbeiter nieder. Augenblicklich waren die Kleider derselben von der feurigen Masse versengt und zahlreiche Brandwunden bedeckten die entblößten Körper. Die meisten der Verletzten mußten, nachdem sie vorher in mit Oel getränkte Wolle gewickelt waren, zum Krankenhause gebracht werden. An dem Aufkom men Einzelner wird gezweifelt. Oesterreich. Am 19. d. ist Sarajewo nach heftigem Kampfe von den österreichisch-ungarischen Truppen genommen worden. Es entspann sich wie be richtet wird, bei Einnahme dieser Stadt einer der denkbar gräßlichsten Kämpfe. Aus jedem Hause, jedem Fenster, jeder Thürspalte wurden die Truppen beschaffen, ja selbst Weiber betheiligten sich daran. Das am west lichen Stadteingangc gelegene Militärspital, voll von kranken und verwundeten Insurgenten, nahm am Kampfe Theil, der bis ^2 Uhr Nachmittags währte. Un glaubliche Scenen eines wilden Fanatismus spielten sich ab und nur der Gutmüthigkeit, aber auch der Disciplin der Truppen ist es zu verdanken, daß Vie Stadt nicht wesentlicher beschädigt wurde, doch sind einige Häuser ein Raub der Flammen geworden. Der Verlust ist leider nicht unbedeutend. Die gewonnenen Trophäen lassen sich noch nicht mit Genauigkeit angeben. Der Bericht des Obcrcommandirevden schließt, wie folgt: Ich muß bie Bravour aller am Kampfe bethei ligten Truppen besonders hcrvoxheben, vor Allein aber das außerordentlich wirksame Feuct der leichten und schweren Geschütze, sowie sänntttlichet Gebirgsbatterien. Die Colonnencommandanten verdienen besondere Her vorhebung. Die Insurgenten zerstreuten sich nach allen Richtungen, besonders gegen Gorazda (an der Drina) und Rogatica. Nach beendigtem Kampfe und gänzlicher Besetzung der Stadt wurde die kaiserliche Fahne auf dem Castell aufgehißt und unter den Klängen der Volkshymne mit 101 Kanonenschüssen Uyd endlosem Jubel der Truppen begrüßt, in welchen alle christlichen Einwohner einstimmten. Frankreich. Havre, 22. August. Die Ex königin Christina von Spanien ist gestorben. Die Königin, die Tochter deS Königs Franz l- beider Sinnen, geboren den 27. April 1806, vermählte sich Vorlage, des Sozialistengesetzes gehen zu können, i Unter allen Umständen,^ gedenkt der Reichskanzler an selben auszusprechen. — Das großherzögliche Seeamt den Verhandlungen des Reichstages einen thätigen An- zu Rostock hat in der Untersuchungssache, betreffend theil zu nehmen. — Für den Fall, daß die Verhand lungen mit Oesterreich übereinen deutsch-österreichischen Handelsvertrag zu keinem Resultate gelangen, beab sichtigt Fürst Bismarck, dem Reichstage Vorlagen zu unterbreiten, welche bezwecken: die Erhöhung der Weinzölle, die staffelweise Erhöhung der Baumwollzölle, die Wiedereinführung der Eiscnzölle und, was besonders hervorzuheben ist, die Einführung von Vieh- und Ge- treidczöllen. In Heidelberg sind die dort anwesenden Finanzminister der deutschen Bundesstaaten darüber einig gewesen, daß mit der Erhöhung der Zölle vor zugehen sei, ohne daß jedoch bestimmte Vorschläge hier für gemacht worden sind. Berlin, 21. August. Nach aus Potsdam hier cingetrofsenen Mitthcilungen hat der junge Prinz Leo pold, der Sohn des Prinzen Friedrich Karl, gestern bei einem Sturz von der Terrasse im Jagdschloß Glienicke einen Beinbruch erlitten. Telegraphisch von dem Vorfall unterrichtet, begab sich der Geh. Medici- nalrath lii. Wilms sofort nach Potsdam, um die An legung des Gipöverbandes zu leiten. Das dem jungen Prinzen zugestvßene Malheur erregt um so mehr Thcil- nshme, als die Familie des Prinzen Friedrich Karl mitten in den Vorbereitungen zur Vermählungsfeier steht, die übermorgen beginnt und einen Aufschub nicht znläßt. Der Weltpostverein umfaßt nunmehr über 1,300,000 Quadrat-Meilen mit mehr denn 750 Millionen Ein wohnern. Es sind dem Weltpostverein in der Zeit vom 1. Jnli 1875 — 78 beigetreten: Britisch-Jndien, die französischen Colonien, die britischen, holländischen nnd spanischen Colonien, Japan, Brasilien, die portu giesischen Colonien, Grönland, Persien, Kambodscha und. Tonkin, die argentinische Republik und die chinesischen Hafenstädte. Außerdem haben den in Paris festgestellten Weltpostvcrtrag vom 1. Juli 1878 unterzeichnet: Kanada, Mexiko, Peru, Salvador; beizntreten beab sichtigen: Chili, Haiti, Hawai, Liberia, Uruguay und Venezuela. Alsdann würde der Weltpostverein um fassen 1,344,893 Quadratmeilen mit 755,950,297 Einwohnern. Aus Mecklenburg, 21. August. Auf der zehnten Versammlung des mecklenburgischen Landes-Lehrervereins zu Boizenburg soll auch über die sechswöchentliche. Militairdienstzeit der deutschen Volksschullehrer verhandelt werden. Nach dem, was man bisher erfahren, ist man in hiesigen Lehrerkreisen für diese abgekürzte Dienstzeit und zwar aus verschiedenen pädagogischen und socialen Gründen nicht eingenommen und wünscht solche von einem Jahre, doch mit der Abänderung im Gegen- Mittel zum Unterhalte der zur Waffe einberufenen Lehrer gewährt. Voraussichtlich dürfte sich dahin auch, .—, ..... „„ die obige Versammlung schlüssig-machen. — TaS von seinem Gesundheitszustände und andernthcils davon der preußischen Regierung angeregte Projekt einer Bahn abhängen, ob der inzwischen zusammengetretene Reichs- zwischen'Rostock und Strahlsund gewinnt, in letzter tag in,.seinen Wahlprüfuvgen soweit vorgeschritten ist,' Zeit mehr und utehr an Wahrscheinlichkeit. Bereits um an die Erledigung der einzigen ihm zugehenden tagen in Rostock die von dieser Bahn berührte» Städte, Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Nachdem durch die etwa dreiwöchige Kur in Teplitz die Genesung des Kaisers in erfreulicher Weise soweit gefördert worden ist, nm einerseits eine Kurp.iuse zu rechtfertigen, andererseits eine längere Reise unbedenklich erscheinen zu lassen, haben die Aerzte den Zeitpunkt für gekommen erachtet, den von Anfang an als höchst wünschcnswerth in Aussicht genommenen Aufenthalt in Gastein jetzt eintreten zu lassen. Von der gleichzeitigen eventuellen Wiederauf nahme des Gebrauchs indifferenter Thermalbäder und dem Einflüsse der Älpenluft erwarten sie ebensowohl weitere Fortschritte in der Gebraucl)sfähigkeit der Arme, wie auch namentlich eine fernere Hebung des allge meinen Kräfteznstandes. Demgemäß hat der Kaiser am 21. das letzte Bad genommen. — Der Kaiser er ließ an den Bürgermeister U Herr folgendes Handschreiben: „Nach einer schweren, Mir von dem Allmächtigen aufer- lezten Prüfung war es Mir wohlthuend, daß zur Wiederherstellung Meiner Gesundheit das Mir schon seit Meiner Jugend so liebe Teplitz ansgewahlt wurde. Hier angrlangt, ist Mir vor Allein in der Erinnerung Meines unvergeßlichen, in Gott ruhenden Königs und Herrn Vaters, dessen Gedächtnis; auf eine Meinem Herzen so unendlich wohlthuende Weise bewahrt wird, schon beim Empfange und während Meines ganzen Aufenthaltes, namentlich auch durch die persönliche Fürsorge einer größeren Anzahl hiesiger Einwohner aller Stände, so-, viel. Freundlichkeit und Theilnohme gezeigt worden, daß es ein Hcrzensbedürfniß für Mich ist, allen Denen, die Mir diese Gesinnungen cntzegengetrage» haben, beim Scheiden von Teplitz Meinen tiefgefühlten Dank hier mit auszusprcchen, welchen ich Sie, Herr Bürgermeister, ersuche, zur öffentlichen Kenntniß bringen zu wollen. Teplitz, den 22. August 1878. Wilhelm. — Kron prinz Rudolf von Oesterreich traf am 22. Mittags f/,1S Uhr in Teplitz ein, wurde Namens Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm von dessen Generaladjutanten, dem Generallieutenant v. Steinäcker, am, Bahnhofe be grüßt und von der Bevölkerung auf das Festlichste empfangen. Sofort nach der Ankunft im fürstlich Claryschen Schlosse erhielt der Kronprinz den Besuch- des Großhcrzogs von Baden. Um 2 Uhr begab sich der Kronprinz in preußischer Uniform in das Herren haus, wo ihm der Kaiser bis zum Flur entgegenkam. Die Begrüßung deS Kaisers und des Kronprinzen war außerordentlich'herzlich, der Besuch des Kronprinzen bei dem Kaiser dauerte bis 3 Uhr, Die Nachrichten über das Befinden des Reichs kanzlers Fürsten von BisiMpck und die Erfolge der Kissinger Kur sollen außerordentlich günstig und zufriedenstellend lauten. Da nach ärztlicher Anordnung Fürst Bismarck 24 Bäder in Gastein nehmen soll, so satze zu den Einjährigfreiwilligen, daß der Staat" die dürfte sich der dortige Aufenthalt auf den Zeitraum . eines Monats erstrecken. Ob der Reichskanzler als dann direkt nach Berlin! geht, wird einestheils von Winkler, Reg. nm sich über die Höhe ihrer Beiträge zum Bau der- Elbchlall und Anzeiger Amtsblatt -er Lünigi. Amtshauptmaimschast Großenhain, -er Lönigl. GerichtsSmter Mesa und Strehla, sowie des Stadtraths M Mesa and Stadtgemeinderaths M Strehla. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. Für die Redaktion verantwortlich: T. Langer in Riesa. 100 — — — ltrsä killt in Nitsa wöchentlich dreinial: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. —Abonnementspreis vierteljährlich! Mark 25 Pfg. — Bestellungen nehmen alle tkaiserl. Post-Anstalten, die Expeditionen in Riesa und Strehla (E. Schon), sowie alle Bolen knlgegen. - Inserate, welche bei dem auSgebreiteten Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung finden, erbitten wir uns bis 3agS vorher Vormittags i v lihr. — Jnsertionsbelrüge von unbekanmen auswärtigen «ustraggebern werden, wenn dieselben nicht in Poftmarken beiuegen, per Postvorschutz erhoben.