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Volks- und LandwirthschaftlicheS. Die Verwerthung der Kastanien und Eicheln. Es ist die Zeit, wo die reifen Früchte der wilden Kastanien und der Eicheln abfallen. Es sei deshalb darauf aufmerksam gemacht, welch ein »verthvolleS Futter diese beiden Früchte sind. Die Kastanien werden an fänglich von den Wiederkäuer« verschmäht, nach und nach aber begierig gestresst» und erzeugen ein festes, kerniges Fleisch (bei Schweinen Speck) und eine -sehr sahnenreiche Milch ohne jede» Beigeschmack. Die Kastanien müsse» zur ihrer längeren Aufbewahrung an einein trockenen Orte dünn ausgebreitet, womöglich auf einer Darre getrocknet, dann entweder in einer Oel- das betreffende Termintzimmer, kam jedoch augen blicklich bestürzt zurück. Einen vorübergehenden Ge richtsbeamten frug sie, ob denn da- Termiaszimmer das richtige sei, da sie soeben zwei — Prediger m demselben gesehen hätte. Der Beamte hatte nun nichts Eiligeres zu thun, als die Unwissende zu belehreq, und nun betrat die Borgeladene mit banger Miene das Terminslocal. * Die englische Bant hat vier Banknoten berauS- gcgeben, deren jede über 100,000 Lstrl. (zwei Mist. Mark) lautet. Nach dem Druck derselben wurde die Platte vernichtet. Bon diesen vier Banknote» befindet sich eine im Besitze des Hauses Rothschild, eine zweite im Besitze der Familie Coutts, die dritte im Tresor der englischen Bank und die vierte hängt im Salon des englischen Bauquiers und Dichters Roger. * Juden-Zähl ungen. Juden gicbt's nach den neuesten Zählungen in der Welt 6 bis 7 Millionen, in Europa mehr als ü Millionen; in Asten 200,000, in, Afrika 80,000, in Amerika 1 bis l'/z Millionen, Was Europa betrifft, so giebts 2,620,000 Juden in ! Rußland, 61,000 in Polen, 575,000 in Galizien, 274,000 in 'Rumänien, 100,000 in der Türkei, 35,000 in Italien, 4000 in Spanien und Portugal, 70,000 in Holland, 25 in Norwegen, 1800 in Schwede», 50,000 in England, 49,000 in Frankreich, 512,000 > in Deutschland, davon 45,000 in Berlin. * In Boston feierte jüngst das Ehepaar Adams . seine goldene Hochzeit, und zwar im selben Hause und im selben Zimmer, wo Mr. Adams Bater und Groß vater — Beide Ex-Präsidenten der Bereinigten Staaten — die nämliche Feier begangen hatten. Ein solches Zusammentreffen von Umständen ist wohl ein Unikum. * Ein entsetzlicher Unglücksfall hat sich am Sonn abend in der Ahrens'schen Brauerei in Moabit bei Berlin ereignet. Zwei in den zwanziger Jahren stehende Brauburschen waren damit beschäftigt, im Innern eines der großen Maischbottiche die Maische vermittelst Besen zu entfernen. Plötzlich gerieth das. Rührwerk des Maischbottichs aus bisher nicht aufgeklärtem Grunde in Bewegung, und die Unglücklichen wurden nun von den mächtigen Flügeln des Werkes wie Federbälle hin und her geschleudert. Bei dem gewaltigen Getöse, das in dem Maschinenraume herrschte, verhallten die Hilfe rufe der Armen vollkommen, und erst der zufällig hin zukommende Maschinenmeister bemerkte die gräßliche Gefahr, in welcher die beiden Brauergehilfen schwebten. Die Kleider waren ihnen fast völlig vom Körper ge rissen worden, während sie selbst, zu unförmlichen Klumpen entstellt, in dem Bottich mit furchtbarer Wucht hin und her geworfen wurden. Der Maschinenmeister war nicht im Stande, den Unglücklichen mit eigener Hand Hilfe bringen zu können; erst als auf seinen Ruf die Werke des ganzen Raumes zum Stillstand gebracht worden waren, konnte man die völlig Zer fetzten und Zerrissenen aus dem Bottich hervorholen. Der Eine hatte einen complicirten Bruch des rechten Oberschenkels, Zerreißung sämmtlicher Muskeln des linken Oberschenkels, Losreißung des Fleisches vom halben Bein bis auf die Knochen und doppelten Bruch des linken Armes, der Andere außer einer Verstauchung des Rückgrats einen Bruch des rechten Beines und rechten Armes, sowie eine Ausrenkung des linken Ar-^ mes, erlitten. Beide Verletzte, von denen der eine bereits gestorben, wurden in absolut hoffnungslosem Zustande ohne Bewußtsein nach dem Barackenlazareth in Moabit geschafft. Der Bericht über den Vorfall wurde der Staatsanwaltschaft umgehend übergeben. * Fünflinge. Der seltene Fall, daß Fünflinge geboren werden und am Leben bleiben, hat sich in Volmarstein ereignet. Die Frau eines Fabrikbesitzers brachte nämlich Fünflinge zur Welt, welche sämmtlich leben, gesund sind und bereits drei Taufe empfangen haben. Auch die Mutter befindet sich den Umständen nach wohl. Vermischtes. * Eine interessante Entscheidung ist neulich vom Bezirksgericht Löbau gefällt worden. Bekanntlich ist es vielfach üblich, bei Einsendung der Valuta das Porto in Abzug zu bringen. So hatte auch eine Fabrik in Sch bei Löbau au eine Garnhand ¬ lung in der Rhcinprovinz den Betrag für entnommene Garne unter Abrechnung der 20 Pf. Porto abgeschickt. DaS rheinische Garnhaus verweigerte zwar die An nahme nicht, strengte aber eine Klage gegen den Ab sender an auf die volle Summe, auf die allerdings eine Abschlagssumme iu der empfangenen Höhe (nur 20 Pf. weniger) geleistet worden sei. Der Bescheid lautete in einem für das rheinische Haus günstigem Sinne und Beklagter mußte etwa 18 Mark Kosten excl. der 20 Pf. zahlen. DenProceß hätte der Kläger gewonnen, vermuthlich aber einen guten Kunden ein gebüßt. * In voriger Woche wurde in Berlin die kirchliche Einsegnung der vorher standesamtlich abgeschlossenen Ehe des Mohren des Prinzen Karl mit der 19jährigen Tochter einer Gemüsehändlerin in feierlichster Weise vollzogen. Der schwarze Ehegatte heißt Wilson und ist jetzt 25 Jahre alt; er stammt von der Südküste Afrikas, wo sein Vater heute noch als ehrsamer Schmied bei den Siegern in hohem Ansehen stehen soll. Wilson, der als kleines Kind nach Europa gebracht wurde, fand damals in der Provinz Hannover Aufnahme in einem gräflichen Hause. Dort wurde er in der christ lichen Religion erzogen und erhielt einen guten Schul unterricht. Seit mehreren Jahren gehört er zur Diener schaft des Prinzen Karl und ist in Berlin eine stadt bekannte Persönlichkeit. * Der Richter-Talar, diese dem größten Theile des deutschen Volkes unbekannte Amtstracht der Justiz- becnnten, veranlaßte in den letzten Tagen auf dem Aiytsgerjcht einer Proviuzialstadt ein komisches Inter mezzo. Ein Dienstmädchen hatte in einer Untersuchungs sache Termin und sollte als Zeuge vernommen werden. Die Vorladung in der Hand haltend, betrat sie eben folger von Rußland mit seiner Gemahlin, sämmtlich« Minister und alle Mitglieder des diplomatischen TorpS beiwohnten. Der Präsident des Volksthings, Krabbe, brachte im Namen des Reichstags einen Toast auf den König aus, welchen der König dankend mit einen« Toast auf das Vaterland erwiderte. Amerika. San Pedro (Spanisch-Hon duras), 6. September. Ein gräßliches Unglück ereignete sich gestern Nachmittags um 1^ Uhr auf der Eisen bahn zwischen Puerto Cortes und San Pedro. Um 12 Uhr war von Puerto Cortes ein Zug abgegangen, welcher aus einem Pafsagierwagen mit 9 Passagieren (unterwegs stiegen noch mehrere ein), zwei Packwagen, deren einer 5500 Pulver führte, und mehreren mit Brettern beladenen Wagen zusammengesetzt war. Nahe bei dem Orte Remolino explvdirte das Pulver und schleuderte den Personenwagen mit sämintlichen Passagieren weit in die Luft. Mehrere der Leichen hat man bis jetzt noch nicht wiedergefunden; vcrmuth- lich sind sie in den Fluß Chamelecon geschleudert worden. Die Schuld an dem Ereignisse trägt die Nachlässigkeit der höheren Angestellten, welche Einge borene sind. — Ein gelehrter Chinese ist nach den Ver einigten Staaten gekommen, um die Christen zum Heidenthum zu bekehren. Der genannte Sendbote ist zur Verbreitung des chinesischen Heidenthums nach Chicago gekommen und hat dort eine regelrechte Missions predigt von Stapel gelassen, die nach den Chicagoer Zeitungen außerordentlich geschickt war und viel Bei fall fand. Indien. Der Vicekönig von Indien wird im Dccember einen großen Durbar (Reichstag) nach Delhi einbcrufen, uin den Fürstei« des Landes d«c Beschlüsse der Kaiserin Victoria bezüglich Afghanistans bekannt zu geben. Die Khane von Kelat und Badachschan sollen ebenfalls zu diesem Durbar geladen werden. Mexiko. Der Präsident der mexikanischen Re publik Po'cfiris Diaz hat seinen persönlichen Freund Fernando Sohr zuin offiziösen Vertreter in Paris er nannt. Bekanntlich gehört Frankreich zu der Mehrzahl der europäischen Staate««, welche dein Beispiele Deutsch lands zu folgen unterließen und der Regierung des Porifiris Diaz bisher die Anerkennung nicht ertheilten. Eine mehrjährige Erfahrung hat inzwischen gezeigt, daß jene Negierung das Vertraue«« Deutschlands wohlver diente. Beilage zum „Elbeblatt und Anzeiger". IIS. Sonnabend, de« 18. October 18-9. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 16. October. Der Kaiser verlängert seinen Aufenthalt in Baden um 2 Tage und trifft erst am 22. Oktober Vormittags in Berlin ein. Der „TempS" erhält auS Berlin folgendes Tele gramm : „Die oft angekündigte und abgesagte Entrevue zwischen dem Fürsten Gortschakoff und dem Fürsten Bismarck scheint jetzt für den Monat November ver einbart zu sein. Der russische Kanzler wird auf seine,» Rückwege nach Petersburg über Berlin reisen, der deutsche Kanzler just um diese Zeit einen kurzen Aus flug nach Berlin machen müssen." Die chinesischen Offiziere, welche zur Erlernung des deutschen Militärdienstes mehrere Jahre dem 4. Garde regiment zu Fuß attachirt waren, haben in der ver gangenen Woche Berlin wieder verlassen, um nach Cbina rurückrukebren. y Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet: Die hier stattge habte Versammlung der Conferenzvorständc der deutschen statistischen Centralstellen beschloß dein Bundesrathe vor zuschlagen, daß die nächste allgemeine deutsche Volks zählung am 1. Dezember 1880 stattfinde und mit derselben eine Viehzählung, sowie die Ermittelung der Größe jeder von einer Haushaltung aus bewirthschafteten landwirthschaftlichen Fläche unmittelbar verbunden werde. Die neugeschaffenc Gerichtsorganisation ist zwar ein großes, aber keineswegs schon vollendetes Werk. Es bedarf noch wesentlicher Ergänzungen. So haben jetzt in Berlin die Berathungen des Justizausschusscs des Bundesrathes über das Strafvollzugsgesetz be gonnen. Wenn es sich auch bestätigt, daß die Bundes staate«, iin Großen und Ganzen ihre Uebereinstimmung mit den Grundsätzen des Entwurfes ausgesprochen haben, so scheinen doch die finanziellen Bedenken sowie Einwände gegen die Beaufsichtigung des Strafvollzugs durch das Reich größere Dimensionei« anzunchinen, und es ist noch nicht abzusehcn, inwieweit die Vor lage im Bundesrath Abänderungen unterworfen werden wird. Als Bevollmächtigte zuin Bundesrath für die Session 1879/80 sind Seiten Sachsens wieder er nannt: v. Nostitz-Wallwitz, Staatsministcr des Innern und der auswärtigen Angelegenheiten; Frhr. v. Könneritz, Staatsminister der Finanzen; v. Nostitz-Wallwitz, Wirk licher Geh. Rath, außerordentlicher Gesandter und be vollmächtigter Minister; Edler von der Planitz, Oberst- Lieutenant. Vertreter: Held, Geh. Justizrath; Anton, Geh. Justizrath; Zenker, Geh. Finanzrath; Hofsmann, Geh. Finanzrath. Oesterreich. Wien, 16. October. Es ver lautet, daß dem Grafe«, Andrassy anläßlich seines Scheidens der Fllrstentitel zugedacht gewesen sei. Er soll jedoch denselben mit folgenden, nach seinem ganzen Wesen nicht unwahrscheinlichen, Worten abge lehnt haben: „Für den Grafentitel haben meine Kinder genug, zum Fürstentitel aber kann ich ihnen nicht das dazu gehörige Vermögen hinterlassen." Prag, 14. October. Der Eintritt des Kronprin zen in den Civilstaatsdienst steht nahe bevor. Die Departements der Statthalterei wurden bereits der Besichtigung unterzogen zur Wahl des Bureaus für den Kronprinzen. Italien. Neapel, 15. Ociober. Das Jour nal „Piccolo" meldet, am 26» October werde in Neapel ein Meeting zu Gunsten der gleichzeitigen theilweisen Abrüstung der europäischen Mächte stattfinden. Alle Friedensvereinigungen Italiens, Englands, Frankreichs und Deutschlands sind zur Theiluahine an dein Meeting geladen, welchem auch mehrere italienische Deputirte beiwohnen werden. Großbritannien. London, 15. October. Aus bester Quelle verlautet, daß des russischen Bot schafters Graf Schuwaloff Anfragen und Versuche, Rußland irgend eine Einwirkung bei der Lösung der afghanischen Frage zu gestatten, vollständig an Marquis Salisbury'S entschiedener Weigerung scheiterten, Ruß land im Geringsten in dieser Sache sich einmischen zu lassen. Salisbury'S Sprache ist seit Kurzein, seit der Reise Bismarck's nach Wien, viel entschiedener gegen über Rußland. Der hiesige deutsche Botschafter Graf Münster ist in den letzten Tagen stark diplomatisch thätig. Dänemark. Kopenhagen, 14. October. Heute fand bei dem König im Schlosse von Christians- borg ein großes Diner statt, an welchem sämmtliche Mitglieder des Reichstags Theil Nähmet, «rrid welchem auch der Kronprinz und seine Gemahlin, der Prinz v. Wales mit seiner Gemahlin, der Großfürst-Thron-