Volltext Seite (XML)
ElbeblaN und Aiycher. Amtsblatt -er Lönigl. Ämtshauptmannschast Großenhain, -er KSnigl. Amtsgerichte Riesa «nd Ztrehla, sowie des Äadtraths M Riesa. Druck und Verlag von Langer <L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. 122. Sonnabend, den 18. October 1879. 32. Jahrg. Erscheint in Riesa wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag u, d Sonnabend. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark 2s Pfg. — Bestellungen nehmen alle Kaiser!. Postanftalten> die Expeditionen in Riesa und Strehla (E. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem ausgebreiteten Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung finden, erbitten wir uns bis TagS vorher Vormittags lt) Uhr. Bekanntmachung. In der Zeit vom 11.—13. dieses Monats ist vom hiesigen Elbquai ein L und 0 und mit einer der Nummern von 186—243 gezeichnetes Faß Petroleum ca. 185 Kilo schwer, im Werthe von etwa 50 Mark, und in der Nacht vom 15. auf 16. dieses Monats sind aus eitlem andern daselbst lagernden Petroleumfaß ca. 43 Mo Petroleum mittelst Anbohrens gestohlen worden. Man bittet alle zur Entdeckung und Ergreifung der Thäter geeigneten Wahrnehmungen anher anzuzeigen. Riesa, am 17. October 1879. Der Amtsanwalt. Commissionsrath Sinz. Fr. Den 24. und 25. dieses Mts. — Freitag und Sonnabend — werden die hiesigen Amtsgerichtslocalitäten gereinigt und bleiben deshalb an diesen Tagen für das Publicum geschloffen. .. Königliches Amtsgericht Riesa, 17 October 1879. Scheuffler. Thost, Rendant. A n c t i o «. Mittwoch, -en SS. Oktober 1870, Bormittags I« Uhr, sollen auf hiesigem Elbquai bei der Dampfschiffwartehalle gegen sofortige baare Bezahlung meistbietend verkauft werden: S Stück große Bobertonnen mit eisernem Beschläge, II Stück Boberstämme mit eisernem Beschläge, SSV« Ude. Meter gebrauchtes Tauwerk von 108 bis 180 Fade« Stärke, sowie ein Quantum altes Eisen von etwa SOO Irx Gewicht. Riesa und Meißen, am 13. October 1879. Königl. Wafferbau-Jnspeetion. König!. Bauverwalterei. Goebel. Zeiler. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 17. October 1879. — Wie verlautet, wird Se. Maj. der König mit Anfang nächster Woche einen längeren Aufenthalt auf dem kgl. Jagdschlösse Wermsdorf zur Abhaltung von Jagden nehmen. — Der October hat sich Heuer recht kalt und naß angelassen; cs wird Einem bei den trüben, nebeligen Tagen ordentlich novemberlich zu Muthe. Man legt die leichten Sommerkleider ab und sucht die warmen Wintersachen wieder hervor, um den frierenden oder doch fröstelnden Corpus gegen die Unbill der naßkalten Witterung zu schützen. Ja, wir begegneten bereits am Sonntag vor acht Tagen einem Landauer, dessen wohl beleibter Insasse sich allen Ernstes in einen dicken Pelz gebüllt und sogar den Kragen über die Ohren gezogen hatte. In den Heizöfen der Wohnzimmer knistert schon seit längerer Zeit das wärmende Feuer. Der Alter weibersommer, der sonst fast immer erst im October erscheint, hat sich Heuer bereits im September gezeigt. Derselbe, auch fliegender Sominer genannt, ist das feine weiße Spinnengewebe, das im Spätherbst Felder und Wiesen überzieht, vom Winde von den Halmen losgerissen in der Luft umherfliegt und fadenförmig an erhabenen Gegenständen sich anhängt. Der Volksglaube früherer Jahrhunderte brachte den fliegenden Sommer in Verbindung mit den Göttern. Nach Einführung des Christenthums bezog man ihn auf Gott und Maria. So heißt er in Frankreich üls äs la. Visrxe (Jung frauenfäden) , im südlichen Deutschland Mariengarn oder Frauensommer, in England Ciossamsr (Gottes Schleppe). Nach neueren Forschungen werden die Fäden keineswegs von kleinen, noch nicht genug Spinn stoff besitzenden Spinnen allein, wie man früher glaubte, sondern von jungen und alten Spinnen gesponnen, und zwar vornehmlich von Individuen der Gattungen Luchs-, Kreuz-, Krabben- und Weberspinne. Weil nun die fliegenden Fäden, mittels deren die Spinnen oft weite Luftreifen machen, nur an warmen, sonnigen Tagen sich zeigen, so versteht man unter dem Alter weibersommer auch die Zeit dieser Naturerscheinung und dann hat derselbe die Bedeutung eines kurzen Nachsommers, der die alten Leute noch einmal ins Freie hinauslvckt, ehe sie sich für den langen Winter im warmen Stübchen einpuppen. TS ist recht herbstlich, ja winterlich geworden, da draußen! Die weißen Flocken, die in der Nacht vom 14. zum 15. October fielen und mit dem Grün der Bäume eigenthümlich contrastirten, waren auch nicht geeignet, uns für dies Jahr noch Hoffnung auf schöne Tage zu machen. Unsere Sommergäste, die geflügelten Sänger der Lüfte, haben sich auch bereits empfohlen, um ihre Winter quartiere im warmen Süden zu beziehen. Die Lerche hat ihr „leis Ade" gesungen, die Schwalben sind „heimwärts" gezogen und die „Rosen blühen nicht mehr." Zwar hatte die feuchte und fruchtbare Witterung des Spätsommers noch einige Nosenknospen, ja sogar Rosenblüthen gezeitigt; allein cs waren Spätlinge, die mit dem Keim des Todes schon geboren wurden. Ein einziger Nachtfrost, ein kalter Windhauch — und die Blüthen fielen welk und starr zu Boden. Sind sie nicht ein getreues Abbild von dem Hoffnungsschimmer und dem Freudenschein, der manchmal plötzlich und ungeahnt am Horizonte unseres Lcbenshimmels auf taucht, um ebenso schnell wieder zu verschwinden und in uns die Spur eines trügerischen Phantoms zurück- zulassen? Es ist Alles eitel! Kurz, wenn nicht alle Anzeichen trügen, so werden wir in diesem Jahre einen zeitigen und wahrscheinlich auch strengen Winter bekommen. — In der vorgestern stattgesundenen Generalver sammlung des Freiwilligen Rettungscorps legte Herr Camillo Ackermann sein Amt als Hauptmann nieder und wurde dazu der seitherige erste Zugführer, Herr Bäckermeister Starke, gewählt. — Am Donnerstag Abend hielt der Gewerbe verein im Wettiner Hof einen Familienabend mit Concert und Ball ab. Laut eines in letzter Zeit gefaßten Bescblusses haben sich bei Festlichkeiten, die der Verein veranstaltet, die Mitglieder fortan durch ihre Mitgliedskarte, deren Söhne und Töchter aber durch vorher beim Vorstande zu entnehmende Marken zu legitimsten. Es hatten nun die meisten Theil- nehmer dieser Vorschrift Genüge gethan, nur in ein zelnen Fällen war die Karte noch „daheim" geblieben. Es steht jedoch zu erwarten, daß künftighin auch solche Ausnahmefälle nicht mehr vorkommen werden, da sich die Maßregel auch in anderen Gewerbevereinen al- vortrefflich bewährt hat. Das Concertprogramm ent hielt durchweg gute und gediegene Piöcen und die Musik verdiente alles Lob. Während der Pausen wurden zwei durch Herrn Mechanikers Liebscher aufgestellte Kaleidoscope — eines davon nach der allerneuesten Construction gearbeitet — angesehen. Nach dem Con- certe vergnügte man sich im gemüthlichen Tanz und Alt und Jung zollte Terpsichore reichlichen Tribut. — Kaum hat die kalte Jahreszeit ihren Anfang genommen, so kommen auch schon wieder Fälle von Bedrohung des Eigenthums vor. So meldet man uns mehrere versuchte Einbruchsdiebstähle an der Elbseite und in der oberen Stadt, von denen glück licherweise Weise keiner von Erfolg begleitet gewesen ist, da die Diebe gestört worden sind; nur in dem einen Falle ist aus einer Werkstatt etwas Handwerks zeug entwendet worden, was später in einem andern Gehöft, wo die Diebe ebenfalls verscheucht wurden, in einem Versteck wieder aufgefunden worden ist, was die Vermuthuug nahelegt, daß man am ersten Orte die Werkzeuge stahl, um sie am anderen Orte beim Einbrechen zu verwenden. — Die königlichen Ministerien des Innern und der Finanzen machen bekannt, daß Zuwiderhandlungen gegen die über Verladung und Beförderung von leben den Thieren auf Eisenbahnen vom Reichscanzleramte erlassenen Bestimmungen Seiten der Versender und der Transportbegleiter nnt Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder Haft zu bestrafen sind, sofern nicht die Vorschriften des Reichsstrafgesetz-Buches über ThierquÜlerei An wendung leiden. Nach diesen Bestimmungen dürfen Thiere nicht geknebelt aufgegeben werden; in Säcken, Käfigen, Kisten oder ähnlichen Behältern aber nur dann, wenn dieselben hinlänglich geräumig und lustig sind. Großvieh darf nicht aneinander oder gegen die Wandung des Wagens gepreßt gestellt werden, für Kleinvieh aber muß genügender Raum verbleiben, um sich legen zu können. Die Verladung von Groß- und Kleinvieh, sowie von Thieren verschiedener Gattung in denselben Wagen ist nur dann gestattet, wenn die Einstellung in durch Barrieren, Bretter- oder Lattenverschläge voneinander getrennten Abtheilungen erfolgt. Das Bestreuen der Fußböden offener Wagen mit brennbarem Material ist unzulässig. Bei Transporten über 24 Stunden ist an den zu bestimmenden Tränkestationen eine Tränkung der Thiere vorzunehmen. Für größere, mehrere Wagen ladungen umfaßende Sendung von Großvieh ist für je 3 Wagen ein Begleiter zu stellen; die Begleiter müssen des Nachts mit brennenden Laternen versehen sein.