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Beilage zum „Glbevlatt und Anzeiger 37 Dienstag, den 26. März 1878 Gläubiger als Heirathsstister. (Forts, aus Nr. 34.) „Mit Herrn Aloys?" lachte Victoria. „Sie irren sict', liebe Mutter. Niemals werde ich einwilligen, l ie Frau eines Betbruders, eines Tartüffe zn werden, liumals." „Aloys ist ein Ehrenmann," — äußerte die Mutter. „Für Sie," gab die Tochter spitzig zur Antwort, ,wie Ecarlatti für mich, Sie sehen, wir haben einen andern Maßstab für männliche Ehrenhaftigkeit." „Nun, nun," fiel der Schloßherr ein, „ich denke, Ihr habt beide Recht und Unrecht. Wie wäre es, einen Mittelweg einzuschlagen." „Und dieser Mittelweg?" „Wenn Herr Valerian" — „Der Don Juan," rief Victoria. „Was weißt Tu davon," entgegnete der Vater. »Herr Valerian KochanSki ist mindestens so jung und hübsch und ehrenhaft wie Dein Italiener nnd" fuhr irr', zu seiner Gemahlin gewendet fort, „mindestens ei» ebenso tüchtiger Wirth, ein ebenso angesehener Cavatier wie Dein AlvyS, also — sag' ja, mein Kind." »Ich sage nein!" rief Victoria entschlossen. „Nein?" wiederholte der Vater absichtlich, um das rcmantische Fräulein noch mehr zum Widerstand zu reize». „Nein, nein, nein," stampfte Victoria mit dem Fuße. „Bedenke, wie vornehm Du bei ihm wohnen würdest," fuhr der Schloßherr fort, „er ist eingerichtet rvie ein Sultan, und eine Dreschmaschine hat er." „Ah! hören Sie mir auf," rief die auf das Höchste beleidigte Tochter, „ich werde noch selbst zur Dresch maschine —" Damit entfloh sie und ließ die Eltern in vollem Schelten zurück, welche noch eine Weile im Saale, dann in ihrem Cchlafgemache fortstrittcn, und als sie schon zu Bette waren, flogen noch die Stamm Aloys und Valerian, Worte wie Betbruder,, Don Juan, Pfaffen knecht, Verschwender, Heuchler, Schuldenmacher, gleich Bomben. Jndeß bereitete Victoria Alles zur Flucht. Kurz vor Mitternacht schlüpfte sie zuerst in die pelzgefütterten Saffianstiefeln einer polnischen Bäuerin, d« m in einen großen Pelz und nahm ein Pelzcapuchon über dm Kopf. Sie steckte Selb zu sich, ihre Pretiosen, ihre Uhr. Auf dem Tische ließ sie einen Brief an ihre Eltern zurück. Roch einen letzte» thränmfeuchten Blick warf sie in das trauliche Gemach, in dem sie ihre Kindermärchen geträumt hatte, in welchem di» Liebe der Jungfrau aufgebläht war, welche sie jetzt aus dem Elternhause führte. ES war ihr schwer um da» Herz, aber sie war mtschlofsm — Sie verlöschte die Lichter, schlüpfte durch dm Korri dor, die Treppe hinab. In dem Flur schlug der Hund an — sie streichelte ihu, er sprang an ihr hinauf und begleitete sie bis zum AuSgang. Jetzt knarrte der Schlüssel, die Thür sang — Victoria war im Freien. Ohne sich umzusehen, schritt sie rasch über daS Blachfeld hin, durch Schnee und EiS, auf daS Licht zu, das ihr vom Rande deS WaldeS her daS Ziel wies, daS Ziel ihres AegeS, ihres Leben». Valerian war eine Viertelstunde vor Mittemacht in seinem Schlitten an dem Orte deS Rendezvous an gekommen, wo er Weinreb mit den Pferden traf. ES war Alles in Ordnung, die Kapelle erleuchtet, der Schimmel mit dem Damensattel zur Stelle, ein wirklicher Schimmel, kein angestrichmer, und Valerian sah in dem kurzen mit Zobelpelz besetzten Schnürrock und in der Kosakenmütze wie ein Woywode der alten Republik aus. Er entließ jetzt Weinreb mit seinem Gefährte nach Hause, band die Pferde an daS Gitterthor der Kapelle und setzte sich auf die hölzernen Stufen zu den Füßen des gekreuzigten Heilands nieder. Es schlug Mitternacht — Noch wenige Minuten und eine dunkle hohe Frauen gestalt kam mit raschen muthigen Schritten über den Schnee daher. Valerian eilte ihr entgegen, schon lag sie in seinen Armen und schlug dm Schleier von dem CapUchon zurück, dessen edles dunkles Pelzwerk ihr frisches jugend liches Gesicht reizend einrahmte. „Hier bin ich," flüsterte Victoria, „nimm mich hin, geliebter Mann, für immer." Valerian kniete tief ergriffen vor dem schönen Mädchen und küßte dessen Hände, dann sprang er auf, hob Victoria auf seine starken Arme und trug sie zu dem Pferde. „Alles wie ich es mir geträumt," sagte Victoria, „die Kapelle — der Schimmel." Als sie im Sattel war, stieg auch der Don Juan rasch zu Pferde und dann jagten sie davon; der Schnee stob unter den Hufen der Thiere auseinander, und an dem weißen Himmel trat der volle Mond auS den Wolken und beleuchtete durch silberne Nebel die ro mantische Szene. Nach einem scharfen Ritte von mehr als zwei Stunden hielten die Flüchtlinge vor einer Gruppe von Gebäuden an einem großen Gitterthor, Hundegcbell ertönte. Valerian zog eine Pistole auS der Sattcltasche und feuerte sic ab. Victoria zncktc vor dem Blitz zusammen, der Schuß wicderhallte laut in der stillen Nacht. Bald hörte inan Schritte im Schnee knistern, ein alter Manu mit eine,» großen Schafspelz bekleidet, eine Laterne in der Hand, karn herbei und öffnete. Er fragte nicht und auch Valerian sprach keine Silbe, sondern führte Victoria'S Pferd am Zügel in de» weiten Hof. Vor einem stattlichen stockhohen Wohnhaus« stieg er ab und hob die Geliebte aus dem Sattel. „Wo sind wir?," flüsterte das schöne Mädchen, er staunt«« sich blickend. F. H. Springer in Riesa empfiehlt billigst: Spaten, Schaufeln, eiserne Rechen, Baumsägen, Raupenscheeren, Gurkenhäckchen, Rosen- scheeren, Blumcnspaten, Wegeschaufeln, Rosen- und Nelkenstäbe. t»or.8 Tagen wurde ein 2 Mark-Ltüek ge- V funden. Näheres in der Exped. d. Bl. remiyer Forstrevier sollen TotttraKeerd, März d. I., früh 10 Uhr, fr. Stämme ü. Stangen bis l8Cyt. Mittenst., . Klötzer - 25 « Oberst. Raummtr. kfr. Scheite und Rollen, - - Stöcke, kfr. Langhaufen, Wellenhundert dein Meislgcbot gegen baare Zahlung ver- Riesa, 25. März. Au» vielen Städten unseres engeren Vaterlandes liegen Berichte vor, die Zeugniß davon ablege», mit welch' herzlicher Theilnahme der Geburtstag de» deutschen Kaiser« begangen worden ist. Hier beschränkte sich die Feier de» Tage» auf eine Morgenreveille, welch« von unserem Stadtmusikchor auSgeführt worden ist. — (Actiengesellschaft Augustusbad.) In dem am 23. d. M. vor dem Gerichtsamt zu Rade berg angestandenen SubhastationStermine ist da» Bad AuzustuSbad für da» Höchstgebot von 212,800 Mk. einem Herrn Friedemann aus Dorf-SeiferSdorf bei Mittweida zugeschlaaen worden. Die gerichtliche Taxe deS BersteigerungS-ObjecteS betrug 411,000 Mark. Bei dieser abermaligen Versteigerung ist ein etwas höhere» Gebot erzielt worden, als m dem früheren Termine. Die auflastenden Hypotheken finden nur zum Theil Deckung. (Dr. B.- u. Hd.-Bl.) Leipzig. Am 23. März verschied in Leipzig der Herausgeber der „Gartenlaube", Herr Ernst Kell. DaS Vaterland verliert in dem Geschiedenen einen seiner aufrichtigsten Patrioten, die deutsch« Buchhändlerwelt einen ihrer intelligentesten Vertreter und die deutsche S chriftstellerwelt einen ihrer wärmsten Freunde. Tharandt. Im Laufe der vorigen Woche ist hier die Caffe der Staatsbahn um 4000 Mk. beraubt morden, ohne daß die Täterschaft bis jetzt hat festge- siellt werden können. — AuS Döbeln schreibt der dortige „Anzeiger": Ein hiesiger Herr war so glücklich , in der Albert- lv.terie einen Gewinn von 50 Mark zu erhalten und »endete sich, der Bekanntmachung der Direktion der Albertvereinslottene folgend, mit der Bitte um Zu sendung deS Gewinnes an den von derselben verpflich. telen Spediteur Garmus in Dresden. Vorgestern langte denn auch eine Kiste mit zwei Bildern unfran- ci.r hieran, zugleich auch aber eine Nota über 10 Mark, schreibe zehn Mark, für die Besorgung des Gewinnes. Unwillkürlich drängt sich die Frage auf, wer das beste Geschäft gemacht, der Albertverein mit seiner Lotterie, oder der verpflichtete Spediteur mit seinen Spesen. Tie Angelegenheit wird übrigens der Direktion der Allcrtvcreinslotterie unterbreitet werden. Nächsten Donnerstag, de« 28. März, Vormittags '/,l0Uhr, sollen in der früher Jhl'schen Fabrik zu Oschatz eine Partie fertige Brücken- und Tafelwaagenthelle, eine Partie Schmiedetheile, eine Partie Stahl zu Brücken- und Tafelwaagen, sowie eine Quantität Brücken- und Tafelwaagen, darunter 7 Stück Viehwaagen in Decimal und Centecimal, u. a. m. nach dem Meistgebot gegen Baarzahlung verkauft werden. Moritz Friedrich, Werkführer. Holr-Auction. Z Auf Kreiniyer Forstrevier sollen SotmaHeud, de« »v 64 St. kfr. Stämme 122 46 50 20 nach steigert werden. Zusammenkunft: Station JacobSthal. Haidchäuser, den 22. März 1878. — Limpert. Sächsisch« Feuerversicherungsaenosfenschaft zu Ehemnktz. Ucbersicht des Versicherungs-Geschäftes seit dem L. Januar 1878. . Auf 1878 vorgetragener Bestand . . . M. 78,S76,SS8 in 8738 Policen, Netto-Zugang abzügl. aufgehobener Ver ¬ sicherungen vom 1. Jan. bis 14. Febr. - 1,165,944 in 248 - und vom 15. Februar bis 15. März - 840,387 in IOS - Sa. M. 80,383,329 in 9089 Policen. Cheinnitz, 16. März 1878. Die Direktion. Zur Aufnahme von Versicherungen empfiehlt sich Die MesR. 31. Jahr». „Nur wenige Augenblicke noch," erwiderte Valeria», „und alle Räthsel sollen Dir gelöst werdm." Der alte Mann übernahm die Pferde, während valerian dem Fräulein von Festenburg de» Arm bot und e» eine breite Tr^pe hinauf und durch einen kleine» «armen mit ausgezeichnetem Geschmack eingerichtete» Salon führte. „Wo sind wir?" fragte Victoria inttu« rnchr betroffen. valerian warf Pelz und Mütze ab, und half de« Fräulein, sich der Hüllen zu entledigen, dann lud er sie schweigend mit einer Handbeweguug ein, Platz zu nehmen. „Sie gehorchte, während er unruhig, am ganze« Leibe bebend, im Gemache auf und ab ging. Do» Juan fürchtete sich daS erste Mal in seinem Lebe«vor einem Weibe. Er liebte Victoria mit ganzer Seele und die nächste Viertelstunde mußte über da» Glück seine- Leben» entscheiden. (Forts, folgt.) Eingesandt. Der am Sonntag vom Schützen-Turnverein ver anstaltete Ball war überaus zahlreich besucht. Hatte man schon den Saal hübsch auSgeschmückt, so war eS vor allem die gute Stimmung und der frisch-frohe Geist der Turner, wodurch der Ball zu einem wirklich vergnügten Feste sich gestaltete. Durch die verschiede nen Produktionen turnerischer Kraftübungen, womit die Zwischenpausen auSgefüllt wurden, sowie der Ge wandtheit einiger jungen Damen, welche im Tostüm dem Ganzen einen imposanten Anblick verliehen, wurde den Betheiligten in Wirklichkeit ein amüsanter Ahend bereitet. Wünschen wir dem Schützen-Turnverein, daß er auch ferner fortbestehen und gedeihen und außer den frischen und freien Turnübungen noch manch' froheS Fest begehen und jeder Turner treu zum Verein hal ten möge. v. aige Augenblicke noch," erwiderte Valeria», ithsel solle» Dir gelöst ««de»." Mann übernahm die Pferde, während ine breit« Tr^pe hinauf und durch «inen kleine» mit ausgezeichnetem Geschmack eingerichtete»