Volltext Seite (XML)
früh. — Von dem Thomasthurme stürzte heute Mor gen aus beträchtlicher Höhe ein losgeweichtes großes Stück Sandstein herab. Dasselbe fiel hart neben mehreren am Fuße des Thurmes spielenden Kindern nieder; einen: derselben wurde noch das Kleid gestreift. Zittän, 30. Juli. Herr Bürgermeister H a b e r- körn, als Präsident der zweiten Stäudekammer, hatte zu gestern die Mitglieder der letzter» und Beamte der Regierung hierher und die Mitglieder des hiesi gen Stadtraths und das Direktorium der Stadtver ordneten hierzu cingeladen. Nach v Uhr gelangten dem zu Folge die Herren Staatsminister Freiherr v. Beust und vi-. v. Falkenstein mit dem größten Theile der Kammermitglieder mittelst Extrazugs hier an. Demnächst fand cm einstündiges Frühstück unter der nenerbauten Halle auf der alten BahnhofSrestan- ration bei der herrlichsten Aussicht auf unsere Berge statt, wobei der Hr. Gastgeber auf seine Gäste und Hr. v. Beust auf die Kammer und deren Präsidenten ein Hoch ansbrachte. Im der 11. Stunde bestieg man die Wagen und fuhr durch die Stadt, Olbers dorf ins Oybiner Thal, wo man sich trennte und der größte Thcil der Gäste den Hochwald, andere den Töpfer und die letzten den Oybin bestiegen. Auf letzteren: traf man Nachmittag wieder zusammen und begab sich von dort nach Zittau zurück. Die Herreu Staatsministcr begaben sich mit dein ^7 Uhr hier gewöhnlich abgehenden Zug nach Dresden zurück, während sich die übrigen Gäste gegen 7 Uhr zu in Souper auf dem Bahuhofe wieder einfandcn. Der Herr Gastgeber brachte vor Allen: ein Hoch auf Se. Mas. den König, Seiten der Gäste erfolgten solche auf den Hrn. Bürgermeister, als Kammcrpräsidcnten, auf desser: Familie, die Stadt und ihre Vertreter, Sachsen, Sachsens Volk, die Lausitz rc., woran sich noch viele andere jovialen Inhalts reihten. Gegen 10 Uhr war dies durch Heiterkeit erhöhte Fest zu Ende und die meisten Gäste begaben sich mittelst Ex- trazugs nach Dresden zurück. Wien. sDic österreichische MachtZ Nach den: so eben erschienenen Militärschematisiuus hat Oe sterreich an Infanterie: 80Linieninsanterie-, 14 Grenz infanterie - Regimenter und 1 Grenzbataillon, 1 Jä gerregiment zu 6 Bataillone::, 32 Feldjägcrbataillone, 10 Sanitätscompagnien; an Kavallerie: 12 Küras sier-, 2 Dragoner-, 14 Husaren- und 13 Ulanenre gimenter; an Artillerie: 10 Feld-, 2 Reserve-, 1 Küstenartillerie- und 1 Raketenregiment, 30 Zeuaar- tilleriekominandcn; ferner 2 Genicregimenter, 6 Pio nierbataillone; Fuhrwesenkorps mit den Landesfuhr- wesenskotnmandcn zn Wien, Pcsth, Udine, Prag, Brünn, Hcrmannstadt und Lcmbem; 10 Gensdcmne- riercgimenter, zu Wien, Prag, Venedig, Lemberg, Kaschau, Pesth, Preßbuxg, Oedcnbnrg, Klausenburg, Triest, und Militärpolizeiwachkorps zn Wien, Prag, Pesth, Venedig, Lemberg, Krakau, Triest, Padua, Treviso, Rovigo, Mantua, Vicenza. An Kriegs schiffen und Fahrzengcn zählt die kaiserliche Marine: ». Seeschiffe, und zwar: 40 Dampfschiffe mit 651 Kanonen und 12,050 Pferdekraft, dann 16 Segel schiffe mit 225 Kanonen; l>. Binnenseeschiffe, und zwar: 26 Dampfschiffe mit 72 Kanonen und 1531 Pferdekraft und 35 Segelschiffe mit 115 Kanone::; zusammen 117 Schiffe mit 1063 Kanonen und 13,581 Pferdekraft. Wien, 1. August. Die heute erschienenen Jour nale melden, daß die Verhandlungen in der gestrigen Confercnzsitzung bis zur Unterzeichnung der Friedens präliminarien und des Waffenstillstands gediehen sind. Als Grundlagen des Friedens bezeichnen dieselben: Vollständige Abtretung der Herzogtlmmer n:it Ein schluß der jütischen Cnclaven; eine Ausnahme bildet nur das Amt Ribe. Die Insel Alsen und die Nord- seeinscln bleiben bei Schleswig, die Ostseeinsel Arroe sällt an Dänemark. Von Ribe aus soll Behufs der Herstellung einer strategischen Grenze eine Grcnzrecti- fication erfolgen, welche jedoch die Integrität und die Einheit der Hcrzogthümer nicht beeinträchtigt. Wien, 1. August. Die heutige Sitzung der Conferenz endete nach vierstündiger Dauer um 2 Uhr Nachmittags. Herr vou Bismarck wird heute Abend nach Gastein abrcisen. Nach der „General- correspondenz aus Oesterreich" sind heute Mittag die Friedenspräliminarien und ein dreimonatlicher Waf fenstillstand definitiv unterzeichnet worden. Berlin. — sEin neuer Angriff ans preußi sche Soldaten.j Die „Posener Ztg." bringt nach stehenden Bericht aus Gncscn (Posen): „Am verflossenen Sonntage fand in einer Tabagie Hierselbst Tanzmusik statt, und es betheiligten sich daran die hier kantonnirendcn Husaren und Infanteristen. Zwi schen dieser und jener Truppengattung bestand anschei nend schon von früher her eine gereizte Stimmung und es wurde nur Gelegenheit gesucht, um diese zu betätigen. Ein Infanterist und ein Husar wollten gleichzeitig ein und dasselbe Mädchen zum Tanze en- gagiren, und da keiner von ihnen sich die Holde ent reißen lassen wollte, so entstand hierüber Streit, in Folge dessen der Husar den blanken Säbel zog und damit nniherhieb. Die Husaren standen hierauf dem Husaren, die Infanteristen dem Infanteristen bei und machten gleichfalls von ihren Waffen Gebrauch. Die Schlägerei vergrößerte sich blitzschnell und Pflanzte sich bis auf die Straße fort. Es soll nach der Versicher ung von Augenzeugen ein interessantes, aber auch Schauder erregendes Schauspiel gewesen sein, als die längeren Säbelklingen der Husaren gegen die kleineren, aber leichter zu handhabenden Faschmenmesser der In fanteristen gleichsam schulmäßig geschwungen wurden und erstere von den letzteren zurückprallten. Hinzu gekommene üu loue Habende und Offiziere vermoch ten nicht, der Schlägerei Einhalt zu thun. Auf ei- ::en hinzugckommencn, erst unlängst zum Hauptmann beförderten Lieutenant, welcher d:e Schlägerei muth- maßlich schlichten wollte, schlugen die Husaren mit ihren Säbeln angeblich gleichfalls ein und brachten ihm mehrere erhebliche Wunden bei. Es wurde da rauf sowohl von der Infanterie als auch von der Ka vallerie, Generalmarsch geblasen und die Garnison alar- mirt. Erst allmählich lleßcn sich die erbitterten Schlä ger zügeln. Es versteht sich, daß die Infanteristen bei ihrer Ucbcrmacht den Sreg davon tragen mußten. Außer vielen unerheblichen Verletzungen find 8 Husa ren schwer verwundet und vom Orte der That in das Lazarett) geschafft worden. Einer der Kämpfen den wurde für todt gehalten, soll aber wieder ins Leben zurückgcrufen worden sein." Diese Soldaten gehörten also nicht zu der „ungeordneten, neidischen Soldateska" der Bundestruppen, sondern zwischen Preußen und Preußen wurde die Schlacht geliefert.