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zesfin, dem Prinzen Georg, der Frau Prinzessin Ge org und der Prinzessin Amalie empfangen. Auch die Herren Staatsminister hatten sich nebst andern Eivil- und Militairautoritäten zur ehrfurchtsvollen Begrü ßung dort eingefunden. 17. Januar. Das „Dr. I." veröffentlicht heute ein Gesetz vom 2. Januar d. I., die ferner weite Ausgabe neuer 4procentiger Staatsschuldencassen- scheine im Betrage von 6 Millionen Thaler betreffend, und zwar 4,000,000 Thaler in Abschnitten » 500 Thlr. Serie l , 2,000,000 Thlr. in Abschnitten s 100 Thlr. Serie II. nach Form und Inhalt mit denen vom Jahre 1852, 1855, 1858, 1859 und 1862 übereinstimmend, weiche sich im Hinblick auf mehrere demnächst auf Staatskosten auszuführende Eisenbahn anlagen erforderlich macht und wozu die ständische Zustimmung bereits am letzten Landtage erfolgt ist. Nachdem die Bildung eines Gauverbandes der sächsischen Arbeitervereine gestattet worden ist, hat der Leipziger Arbeiterbildungsverein eine Versammlung der sächsischen Arbeitervereine nach Zwickau ausgeschrieben (auf den 20., spätestens 27. Januar), für welche außer der Gründung eines Gauverbandcs, Berathung und Beschlußfassung über gemeinsame Schritte zur Umänderung, resp. Einführung folgender Gesetze in Sachsen: s) volle Freizügigkeit und Ge werbefreiheit, I>) ein freisinniges Vereinsgesetz, o) Auf hebung der Arbeits- und Dienstbücher und Beseitigung aller Paßbeschränkungen, auf der Tagesordnung steht. Löbau, 14. Jan. Ein recht bedauerlicher Un glücksfall hat sich am 12. Vormitt. 11 Uhr auf dein Rittergute Kittlitz ereignet. Daselbst sind nämlich, dem bei der Dampfhechsclschneideniaschine mit Hechsclschnei- den beschäftigt gewesenen Handarbeiter Will). Dürlich, 36 Jahr alt, verheirathet und Vater von zwei noch schulpflichtigen Kindern, durch die Maschine beide Hände und zwar die linke bis ziemlich an das Handgelenk, und die rechte noch ungefähr drei Zoll darüber hinaus, abgeschnitteu worden. — Aue, 12. Januar. (D. A. Z.) Seit acht Tagen sind in mehreren Familien auf dem in unserer Nähe gelegenen Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel die schwar zen Blattern ausgetreten und haben bis heute schon fünf Opfer — vier Männer und eine Frau — ge fordert, während mehrere andere erwachsene Personen au dieser Krankheit noch schwer darniederliegen. München. Das Befinden der Frau Herzogin Sophie ist fortwährend befriedigend. Berlin, 13. Jan. Wie der „Publicist" mel det, soll eine Erweiterung der preußischen Cadetten- häuser erfolgen, da die bestehenden Anstalten dem Bedürfniß des großen Zudrangs wegen nicht mehr entsprechen. Wie es heißt, beabsichtigt Preußen, um seine Stellung als See- und Colonialmacht zu entwickeln, im östlichen Asien sich Colonieen zu erwerben, und ist die Insel Formosa als ein geeignetes Ziel ganz be sonders ins Auge gefaßt. Nach Berichten der „France" aus Rom ist die Bildung der päpstlichen Armee, in Folge der fran zösischen Unterstützung, nahezu vollendet. Es verlautet, daß die Verhandlungen über den Handelsvertrag des Zollvereins mit der Schweiz ehe stens in Stuttgart wieder ausgenommen werden sollen. Wie der „Weser-Zeitung" versichert wnch, ent behrt die Erwartung, Hannover werd« in Sache» des Handelsvertrages mit Italien nachgeben, bis jetzt jeden Anhalts. Hannover ist bereit, den Handels? vertrag zu unterzeichnen, protestirt aber dagegen, daß aus dwser Unterzeichnung irgend eine Conscquenz aus seine politische Stellung Italien gegenüber gezogen werde. Berlin, 15. Januar. Heute Mittag 1 Uhr ist der Landtag durch den Ministerpräsidenten Grafen v. Bismarck im Auftrage Sr. Majestät des Königs eröffnet worden.. Salif»»«tew. Novelle von F. Steinebach. 7. (Fortsetzung aus Nr. 4.) § „Herfa! Juhe! Wein her von feinster Qualität! — Tokaycr und Champagner, Aepfelmost und Sli wowitz, Sechsunddrcißiger und Bordeaux — 's rinnt Alles beim Kreuzwirth aus einem Faß! Aber stink, Kreuzmilliouenschwcrcnoth!" So riess in der Schenk stube des Krcuzwirthes zu Ebensee all einem der er sten Tage des Juli; es war eben ein unfreundlich regnerisches Wetter draußen. Die Stimme gehörte einem jungen säubern Manne an, dem das Halstuch lose um die Schulter hing, sein Aeußeres verrieth den Bruder Liederlich, und seine Haltung bewies, daß er eben tüchtig „angestochen" war. Während er so rief, drehte er sich wie iin Kreisel auf dem rechten Fuß herum, verlor aber das Gleichgewicht, und fiel quer über auf die Ofenbank hin, so daß seine Füße sich gegen die Stubendccke kehrten. Dann schlug ex mit seinem Stocke auf Tisch und Stühle, als er sah, daß noch Niemand gekommen war, ihn zu bedienen, wodurch er dem frechen Schluß seiner Rede den nö- thigen Nachdruck zu geben hoffte. „Gerechter! was ist denn los, das ist ja «n Hei denspektakel!" rief die Wirthin, als sie mit Walpi aus der Küche herbeilief, und kaum war die Letztere in die Schcnkstube getreten, so schrie sie mit Ent setzen: „Mein Himmel! der Natz — Ignatz — von Laufen beim Traunfall!" Dabei faltete sie die Hände, die Mutter schlug, wie vor dem Bösen, ein Kreuz. Walpi batte recht gesehen, der vor ihr Stehende war in Wirklichkeit der Äaucrssohn aus Laufen, der vor mehreren Jahren in Lin; gedient hatte und eines schönen Morgens verschwunden war, ohne daß man seither seine Spur gefunden hätte. Doch er war nicht allein gekommen, und dies hemmte die weiteren Ausrufungen der Kreuzwirthstochter, welche sich rasch anschickte, die Gäste nach Begehr zu bedienen. Einer der Angekommenen hatte sich an den Tisch gesetzt und schrieb ruhig in einem Taschenbuch; er war von vornehmen Acußcrm, ein wohlgefülltcr Rcisesack lag zu seinen Füßen. Die fünf bis sechs übrigen Gäste waren mehr oder minder abenteuerliche Gestalten, die in den kleinen Bündeln, welche sie in den Händen hielten, mit leichter Mühe Alles zusammengebunden haben mochten, was ihr Eigen war auf der großen weiten Erde. Wie einst der Philosoph, konnten auch sie sagen: omni» mes meoum porto — ich trag- mein ganzes Eigenthum mit mir — waren sie gleich nichts weniger, als Philosophen! —