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1. Ein gewaltiger Archer. M In der Zeit de» „sinken Augusts, MWV Sachsen und König von Polen, wurden gar . MW Dinge mit ganz besonderer Virtuosität getchMA unter diese Dinge gehörte auch die edlt .-KqW Trinken», in welcher der gute August sich MtM auszeichnete, wie in seiner körperlichen-rast, WtM er spielend den geleerten schweren SilherpM zusaW drückte, als sei er aus dünnem Papier aesertrgt/-M mehreren seiner Ahnen, konnte der König gchW Mafien des edlen Rebensaftes vertilgen, ohne dtWW eS ihm besonders angemerkt. Wo aber de« edlen Zechkunst huldigt, da finden sich auch dieM veranlaßt, dem Beispiele nachzueifern und ob sie auf diesem Felde wenigstens es ihreniM und Meister gleichthun könnten ; deshalb war de» W August Hof auch das Eldorado aller WeinliefeWI dir eS verstanden, die ewig durstigen SchästeMW wacker zu scheeren. Einer der eifrigsten DieMWW Königs im Departement des Trinken- war in WWW der Feldmarschall Graf Jacob Heinrich von FKMWA und in Polen der Eastellan Joseph MalachochSkwWUW so tuntig auck diese beiden Zecher waren, so auch namentlich Malachowsky beeiferte, seineSH^D landes Ruhm aufrecht zu erhalten, dem Könige .WWW sie doch nichts anhaben und mußten nach jedem-MW daS Feld räumen. Während des Krieges mit kam August nach einem gegen die bestandenen Gefecht sehr guter Laune nach dem Petrikau; aber die gute Laune wurde demHeWW verdorben, da verschiedene Bitten und Klagen MMW angebracht wurden, während er doch eigentlich . war, sich seines Sieges zu freuen, nicht aber.siWb Ohren mit Klageliedern vollstngen zu lassen, verlorene Laune wieder zu erhalten, gab es kein MW Mittel als einen Zweikampf mit Pokalen gegeWW würdigen und ebenbürtigen Gegner. Ein solWW fand sich augenblicklich nicht in des Königs HW und der Bürgermeister Petrikau's erhielt BefehlM erfahrensten und tüchtigsten Zecher unter seinen BüiW auszuwählen, damit er trinkend kämpfe. DerBüWW meister lächelte schlau. „Eure Majestät sollen r«WMM sein", schmunzelte er, „denn einen Trinker, wie wWMM besitzen, hat ganz Polen nicht mehr." — ich immer neugieriger," meinte der König, wohl gehört, daß Ihr Petrikauer Etwas leistet, DM von «nein solchen Helden weiß ich nichts." .4W Bürgermeister versprach, den Kämpfer zur bestimwLD Stunde zu schicken, und entfernte sich. Zur bestiukMW Stunde öffnete sich die Thür und herein trat ein kleines, schwächliches, mageres MäNnchMMM bleichem Gesicht und ruhigen dunkeln Äugest; iWWW hätte darauf schwören mögen, dieses Männlein sei HW abgöttischste Freund von kaltem Wasser und ein grimnMM Rebenhafier. Der König dachte das auch, der Verdacht H überkam ihn, man,wolle sich mit ihm einen nnchWM bietigen Spaß erlauben, und habe ihm deshalb^MsHZ Männlein geschickt; dergleichen Späße August nicht gut, deshalb runzelte er gemaMMDM Stirn. „Wer bist Du?" fragte er rasch. „Der KultschikowSky, Anwalt bei dem Tribunal von PeinWAW erwiderte der Gefragte ruhig. „Und >ver schickt DiHDM fragte August weiter. „Der Herr Bürgerin«sier"/wAW die ruhige Antwort. „Geh' zum Henker sa.innt Bürgermeister", fuhr nun der König zornig auf. ,MMI brauche ich nicht; wahrscheinlich weißt Du selbst was Du hier sollst". „Wenn Eure Majestät," begaMW der Edelmann mit tiefer Verbeugung, „nur wollten, mir Ihren königlichen Willen kund zu so hoffe ich init der Hilfe des Allmächtigen und btW meiner grenzenlosen Ergebenheit für die Person Eur«M Majestät denselben ohne Zögern und mit gebühreMrvM Genauigkeit auszuführen." — „Bist Du im StaWW einen Garnetz Ungarwein auszutnnken?" fragte August.' . 3 „Warum nur einen ? warum nicht sogleich drei IM fragte der Schlachtsitz in aller Unschuld. Diese LeußeramDA frappirte den König, aber besiegte seine Zweifel nvffM nicht; er maß den kühnen Sprecher von Kopf bis. MA den Füßen und da konnte er unmöglich glauben. „Willst - Du mit mir Scherz treiben?" fragte er endlich spöttisch. „Dieses rathe ich Dir nicht. Sieh' Dick nur einmal Ij an; Du könntest eher im Sarge, als hinter der Wein- H flasche Platz nehmen." — „Majestät," Erwiderte Kult- schikowsky mit aller Ehrerbietung; „es gicbt bei unS Polen ein altes Sprüchwort: Beurtheile ein 2Seiv nicht Z nach dem Kopfputz, ein Pferd nicht nach dem Geschiri und einen Trinker nicht nach dem Gesicht. Ohne mich H zu rühmen, glaube ich dreist behaupten hu können, das, L eS in ganz Petrikau Niemand mit . Mr im HrinkmM Jahres-Umschau. Im Wendepunkte des Jahre» verschwinde» di« Er eignisse der letzte» Tage und Wochen vor nuferem Geiste und in einem gewattigen Abschnitte drängt sich un» das Gesammtbild de» verfloffenen Jahre» auf. Wollten wir diesem Jahre einen gewissen Charakter, beimeffen, so müßte e» durch ein großes Fragezeichen geschehen, denn angefüllt von Enttäuschungen oder halberfüllten Hoffnungen ist daS Jahr 1878, und in wie fern es in dieser Beziehung eine» Einfluß auf daS junge Jahr üben wird, daS steht noch als ein großes Räthsel da, weil die heutige Generation in gemischten Empfindungen zwischen Hoffnung und neuer Enttäuschung steht. Doch fragen wir nach den Ursachen und Arten der Calamitäten, die unS das vergangene Jahr verbittert haben, so finden wir, daß die Vorsehung unS nicht mit jenen Heim suchungen getroffen hat, die man als schwerstes Unglück für Länder und Völker betrachtet. Der Friede ist uns im vergangenen Jahre «halten geblieben, keine Miß ernte hat das tägliche Brot vertheuert und keine Seuchen haben unsere Städte und Dörfer entvölkert. Hatte das vergangene Jahr dennoch Calamitäten, so sind die selben entweder in ein« gewissen Krankheit der Geister zu suchen, hnvorgebracht durch die materielle Richtung der Zeit, in welcher man vielfach eine Umkehr wünscht, oder die gewaltigen wirthschaftlichen und politischen Krisen, die fest einem halben Jahrzehnt begonnen und noch nicht vollständig zum Austrage gekommen sind, knickten auch im vergangenen Jahre das Bölkerglück in seinem Keime oder ließen es nicht zur Blüthe ge langen. Zum Pessimismus oder gar zu verzweifelnden Klagen haben wir daher im Grunde genommen keine rechte Ursache, außerdem wäre dies wohl auch die ver kehrteste Art, die Verhältnisse aufzubeffern, denn wenn man dem »«zagenden Einzelnen zuruft: „In Deiner Brust sind Deine Schicksalssterne" und „Hilf Dir selbst, so hilft Dir Gott", so muß die Wahrheit dieser er probten Sprüche wohl auch für die Gesammtheit, für die Menschheit selbst gelten. Das vergangene Jahr war ein Stufeujahr in der Weltgeschichte, es hat uns ohne Zweifel einem anderen Stadium näher geführt, der Erdtheil und die einzelnen Nationen haben es empfunden, doch sind die Erfolge nur vielfach noch Stückwerk geblieben und das erwünschte Ziel liegt noch ziemlich versteckt vor unseren Augen. Der vielgeschmähten Diplomatie Europas kann man doch die Anerkennung nicht versagen, daß sie in ihrer Gesammtheit ernstlich bestrebt gewesen ist, eine allgemeine Verständigung her- beizüführen, und unter diesem Gesichtspunkte erhielt die vnworrenste Frage des Erdtheils, die Orientfrage, wenigstens einen vorläufigen Abschluß und Ursache zu ernsten Zweifeln an der Ausführung des Berliner Ver trages können wir in Anbetracht der wahrhaft unge heueren Schwierigkeiten im Orient jetzt nicht haben, das Frühjahr des neuen Jahres wird hierin «st Klar heit schaffen. Die den Erdtheil bewegende Orientfrage mußte naturgemäß im vergangenen Jahre auch einen hervorragenden Einfluß auf die Geschicke einzelner Nationen ausüben. Rußland triumphirte im Orient üb« den verhaßten Gegner, doch stand es schließlich enttäuscht da, weil es den übrigen Großmächten die Theilnahme an d« Lösung der Orientfrage einräumen mußte. Zu den Enttäuschungen auf dem Gebiete der äußeren Politik kamen für Rußland noch die Erschütter ungen in seiner inneren Politik, welche durch mehrfache Attentate auf hohe Staatsbeamte und politische Um triebe bis in die jüngsten Tage illustrirt worden sind. In wirthschaftlichcr Beziehung wurde Rußland im ver gangenen Jahre auch in eine schlimme Krisis gebracht, da dasselbe seine horrenten Kriegsausgaben weder durch entsprechende Kriegsentschädigungen noch durch Anleihen decken konnte. Ter Gegner Rußlands, die Türkei, wurde im vergangenen Jahre auf den Ruin gebracht,. die staatlichen Regungen der Türkei gleichen nur noch den Verzuckungen eines Sterbenden und die Pforte kann höchstens eine Art künstliches Dasein, zu welchem ihr von anderer Seite Kraft verliehen wird, fortführen. Wesentlich verbefiert haben sich im vergangenen Jahre die Verhältnisse der ehemaligen türkischen Nebenländer. Rumänien, Serbien und Montenegro sind in die Reihe der selbstständigen Staaten eingetreten, und wenn wir von ihnen auch noch keine hervorragenden Culturleistungen «warten können, so hegt man doch die Hoffnung, daß sich diese drei Staaten ihrer neuen Verhältnisse würdig «weisen werden. Ungelöst wird die griechische Frage aus dem alten Jahre in das neue hinüber geschleppt, doch hat die Türkei durch die Ernennung einer Grenz- regulirungscommission in letzter Zeit dem Anscheine nach einigen guten Willen in-der Angelegenheit gezeigt Mittwoch, den 1. Januar 1879. und man glaubt, daß di« Großmächte entschlofsen find, eine theilweise friedliche Lösau; der griechischen Frage durchzufetzen. — Da» von der OrientkristS schwer be drohte Oesterreich-Ungarn mußte sich zur Sicherung sein« südlichen Grenzen daS LPfer eine» verlustreichen OccupationSkriege» auferlege», der indessen energisch und glücklich durchgeführt wurde und in seinem Re sultate nach längeren parlamentarische« Stürmen auch die Billigung der Volksvertreter in Wien und Pest er langte. Stehen geblieben sind im vergangenen Jahre die bekannten mnnen Schwierigkeiten Oestttreich- Ungarvs, die jedoch wohl als organische Uebelstände betrachtet werden müssen., gegen welche kein StaatS- künstler ein Radikalmittel hat. Dein deutschen Vaterlande war daS verflossene Jahr ein Jahr der Heimsuchung, des Schmerzes und der Besorgniß. Auf den Best«, uns«« Nation sahen wir zweimal von ruchlosen Händen die Waffen zücken und d« zweite Angriff hätte beinahe das kostbare Leben unseres erlauchten Oberhauptes vnnichtet und unaus löschliche Schande unsner vaterländischen Geschichte be reitet. Wankelmüthig wurden wir auch gemacht in Bezug auf die Vertheidigungsmittel des Reiches, da höchst schmerzliches Unheil unsere junge Flotte traf. Tief stecken wir auch noch in unser« wirthschaftlichen Krisis und finanziell« Reform und wenn der neue Plan des Reichskanzlers hinsichtlich der Finanzreform g wieder scheitern sollte, so eröffnet sich für unsere rnneren Verhältnisse eine wenig tröstliche Aussicht im neuen Jahr. — Verwandt mit dem Schicksale Deutschlands im vergangenen Jahre ist dasjenige Italiens gewesen. Auch dort zückte ein Frevler die Waffe gegen einen ge liebten König, der erst im Anfänge des Jahres die Regentschaft des früh verstorbenen Victor Emanuel an getreten hatte, und Italien wurde von dieser That in Schrecken und Erregung versetzt. Außerordentlich be denklich haben sich überdieß die inneren Zustände Italiens entwickelt. Aus wichtigen Gründen mußte das ehrliche Ministerium Cairoli zurücktreteu und HerrDepretis, d« sich schon dreimal im Ministerium durch seine Unfähigkeit ausgezeichnet hatte, nahm unter der Gunst des poli tischen Klickenwesens die Regierung auf voraussichtlich kurze Dauer in die Hand. — Ein Trost- und Jubel jahr hat Frankreich in dem vergangenen Jahre «lebt. Die Republik befestigte sich von Monat zu Monat, durch die Pariser Weltausstellung hatte;sie den Triumph, der französischen Nation ihren äußeren Glanz wieder gegeben zu haben und wenn nicht alle Anzeichen trügen, wird die französische Republik bei den demnächst stattfinden den Senatswahlen einen neuen Sieg davontragen. Indessen ist auch Gambetta, der erste französische Republikaner, der populärste Mann Frankreichs geworden und die Franzosen kommen nicht in Verlegenheit, wenn der Präsidentenstuhl leer wird. — Die Engländer haben Ursache wegen ihrer Erfolge im letzten Jahre auf ihren Lorbeeren auszuruhen, wenn auch kein ehrlicher Politiker deS Festlandes Ursache hat, von d« englischen Politik erbaut zu sein. In der OrientkristS hat das englische „Bangemachen" doch Rußland zur Nachgiebig keit gezwungen und außerdem steckte auch England eine Perle des Mittelmeeres, die Insel Cypern, in den Sack. Ebenso vermehrte England seine Immobilien in Afrika durch einfache Annexion d« Transvaalrepublik. Der englisch-afghanische Krieg scheint mit der blinden Unterwerfung des asiatischen Fürsten einstweilen sein Ende finden zu sollen. Ein Telegramm der „Times" aus Lahore meldet: Jacub .Khan ist in Jellalabad eingetroffen und wird dieser Schritt als gleich bedeutend mit einer Unterwerfung angesehen. — In Spanien haben sich unter dem Könige Alfons die unsicheren Zustände einigermaßen gebessert, doch wurde der junge König persönlich schwer heimgesucht. Er verlor durch den Tod seine schöne und tugendhafte Ge mahlin und auf sein Leben unternahm ein Halbwahn sinniger einen schändlichen Angriff. —^Holland knüpfte im vergangenen Jahre eine zärtliche Freundschaft init Deutschland an. Der König der Niederlande ver mählte sich init einer Prinzessin von Waldeck und der Bruder des. Königs, Prinz Heinrich der Niederlande, freite eine preußische Prinzessin. — In Belgien ge wannen im Laufe des verfloffenen Jahres die Liberalen die Oberhand über den Ultramontanen. — In Däne mark hat sich noch am Schluffe des letzten Jahres ein parlamentarischer Conflict ausgebildet, der sich wegen Etatsverweigcrung dahin entwickelt hat, daß d^s Folke- thing (Abgeordnetenhaus) aufgelöst wurde. Mag dies« Umstand dem Könige von Dänemark die Freude über die Vermählung seiner dritten Tochter mit dem Herzoge von Cumberland nicht beeinträchtigen.