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4« L. k'. ürsIImLüll s Luvdäruvkvrvi ir» smptreklt sickkicrmitrureknfertixrrnx Mer Drucksachen, besonders von Visitenkarten, LinlaäunAskartsn, Verlobunxskarten, ^.rirssskartsn, Lircularen, Kecknun^en, ?rsis-Lourantsn, tzuittunxsn, Speisekarten. ^Vsinkarten, ^Veckssln, Programms, Ltiquettsn, Lrsschäftsbückern, Drietköpksn Lrc. Lc. unci sickert kei xssckmackvoUsr ^kus- sükrunx prompte Leäienunx unckdil- Uxe kreise ru. Literarisches. Der Taschen-Kalcuder für Haus- und Laudwirthe auf daS Jahr 187» (is.Jahr- ganq), begründet und h-rau-gegeben von l)r. William Löb«, Redakteur der Jllustrirten Land» wirthschastl. Zeitung (Verlag der Retchenbach'schen Buchhandlung in Leipzig), ist bereits versandt. Diese weit und breit als da» vorzüglichste derar tiger Taschenbücher für Landwirtbe von der Er fahrung anerkannte Arbeit erscheint wieder ver bessert und berichtigt, wo es nöthia war, und ersetzt mit ihrem außerordentlich reichen und mit vollem praktischen Verständnis, gewählten und geordneten Inhalt« dem Landwirlhe eine ganze Bibliothek von Rath- und HülsSbüchern und Schriften. Es müßt« ein« Frag« absonderlicher Speetalität sein, aus welche der Landwirth hier vergeblich um Suskunst und beziebentlich um Rath und Belehrung suchen würde. Die geräumige Anordnung des Schreidkalender«, Notizkalender», sowie zu Aufzeichnungen über Autgaben, Aussaat, Ernte rc., bietet sür all« Notizen reichlichen u etßeu Raum, so daß man dm Stoff einer ganzen Buck- sührun g darin sammeln und jederzeit bequem bin sich tragen kann. (Zu beztrhm durch all« Buch handlungm. Pmi» in Leinwand gebunden um leinenen Srttmtaschen und Goldverzierung so Rgr., in Leder g«bund«n SS Ngr) Eine eigenchümliche, nicht recht erklärliche Leiden schaft besaß unser Herr Professor oder doch. Nicht etwa di« Leidenschaft, weich« man Lieb«, Freundschaft nennt — o nein — mit Frauenzimmeren sprach er nie «in Wort, alle Menschen schien er zu hassen — seine Leidmschast »ar eine eigentdümliche, auffällig«, denn der Herr fing allerort«, wo er saß und stand, Fliegen und steckte sie in «ine Pappschachtel, welche er neben dm Übrigen Utensilien in feiner gewaltigen Rocktasche umhcrschlepptc. Im Winter konnte diese Passion kaum ausgeführt werden — Herr Wömer wusste jedoch Rath — er besuchte dann häufig große, »arme Restaurationen, Loncertsalon« — hier fand er dann saft immer da« Gesuchte. Ueberreicht« ihm Jemand ein Schächtelchen mit lebendigen Fliegen, namentlich im Ämter, wo sic selten waren, leuchteten seine Augen — er konnte dann äußerst freundlich sein, äußerst verbindliche Ant worten geben — es schien — al« gehörten diese Fliegen zu seinem LebmSunterdalt. Daß alle Welt über diese höchst merkwürdige Passion witzelte, versteht sich von selbst: man erzählte sich sogar in vertrauten Kreisen, der Herr Professor esse Fliegen, zähme sie rc. Fragte man ihn, was er mit den vielen Jnsccten mache, erwiderte er: ,Zch habe in meinem Haus« eine Spinnen menagerie und gebrauche sie stets zu "Futter für dieselbe." Man lachte noch mehr, — natürlich hinter seinem Rücken. — Im Hause Wömer«, das in der Sperling-gasse lag, sah cs seltsam aus; in der oberen Etage desselben befanden sich eigentlich nur zwei Zimmer — ein im untere» Flur neuerdings von ihm selbst erbauter Bretterverschlag zur Aufbewahrung einer wahrhaft großartigen Bibliothek konnte wohl nicht Zimmer ge nannt werden. Das auch am Tage düstere Hinterzimmer, welches mehr einer Trödelbude, als einer Wohnstube ähnelte, war höchst eigenthümlich möblirt. Am Ofen, der auch im Winter ungeheizt blieb stand ein sonderbarer Behälter, eine Alt Rahmen, in dem verworren Heu und Seegras neben einander lag Dieses Mosel nannte der Herr Professor Bell und diente es ihm wirklich zur nächtlichen Ruhestätte. Wäre er irgend eine religiöser Schwärmer ge wesen, würde man dieses Lager sür natürlich hallen, so aber erregte cs doch einiges Staunen, daß ein wohlhabender Mann nicht ein Mat ein Bett h.sitze. Zu Füßen dieses Behälters paradirte ein weib liches Kinder-Skelett,, dessen leere Augcnhölcn sich stets auf denjenigen richteten, welcher im Ruhebette befind lich. Sollte dieses Knochengerüste da- könliche: „>lo- ineolo mori" bedeuten? — Jedenfalls hielt der Zimmerbewohner auf dieses Skelett viel, indem er es täglich sorgsälltig vom Staub reinigte. Im lleimgen von allerlei alten Gegenständen, wo runter sich sogar ein elektrischer Apparat befand, an gefüllt, verblicv im Zimmer nicht viel Platz zur Prome nade, denn cs «ar klein. Hier lag em Holz- und und Torfhaufcn, dort ein zerbrochenes Vogelbauer, Hammer und Nägel, sowie sonstigcsTisch!c>handwcrk- zeug, alte Röcke, Hüte, alles wild durcheinander, den Raum versperrend. — Im Vorderzimmer, wo — wie schon bemerkt — noch Licht brannte, trotzdem die Morgendämmerung anbrach, saß an einem elegant polirtcn, aber be staubten Mahagonitisch der Professor Wömer. So eben erst Halle er das Licht angezündet; kaum war dies geschehen, als es im Zimmer lebendig wurde.— Es entstand ein unerklärliches Geräusch, ein Geräusch, La« mit dem Laufen kleiner Mäuse oder Insekten Aehnlichkeit hatte — gleichzeitig fiel ein etwa wall- »ußgrotzcr Gegenstand von der Zimmerdecke auf den Tisch herab und eine außergewöhnlich große Kreuz spinne breitete ihre langen Füße au«, indeh sie ihre Augen auf den am Tische sitzenden Professor rich tete, der wohlgefällig lächelte und rief: „Bist Du da, Styx?" — Die Spinne schien dies zu verstehen, machte Halt und erhob ihre Vordcrfüße. Dieses schien das Signal zu einer allgemeinen Krcuzspinnenversammlung zu sein, denn theils senkten sich an langen Fäden von der Decke neue Exemplare dieser Art auf die Tischplatte hernieder,, thell« kroch von der Erde ein Kreuzspinnen-Haufen nach dem andem herauf und in einigen Minuten tummelte sich eine beträchtliche Anzahl dieser Lhiere auf der Tisch platte — wohl einig« Tauicndc — umher. (FortsePrng folgt.) Lage«-Kalender. Matzrtm der Eisenbahn,üae von Riesa. Aach Dresden: Morgen« 7 Uhr d Win.; (I.—2. CI.,) Morgen«-» Uhr 21 Rln., <1.-4. «>..) vorm. 1» Uhr 2, Mm, (1.-2. «,) «Mag« 2 Uhr 11 MM., (1.-1. «.,) «achm. 4 Uhr 27 KM, (1.-2. «.,) tldend« » Uhr 12 MM, (1.-4. «l,) « ach» I I Uhr 12 MM, (1.- 2. lll.) Rach Sei««,: Morgen, d Uhr 42 Mn.. tl. -2. «l„) Morgen« 6 Uhr» Mn, (1.-4. «>,) vorm. 1» Uhr 4b «in, (1.-2. I»l„) Mittag« 1 Uhr SS Mln, (l.-4. gl,) Rachm. 4 Uhr 6 Mm, (1.-2. Sl,) Abend« 7 Uhr 46 MM, (1.-4. «.) Nack» II Uhr 68 Mln, (l.-L. <il.) Rach Ribera»: Krüh 5 Uhr., von». 11 Uhr, Rachm. 4 Nur d Mln, Abend» 7 Uhr 4b Mln. Rach «temnitz: Krüh 4 Uhr, Wh 8 Uhr 42 Mln, orm. >1 Ubr, Ramm. 4 Ubr b Min, Abd«. »Uhr 12 MM. Ankunft der Eiscnbahnzüge in Riesa. Von Rider»«: Vorn«. 1b Uhr «u Min, Rachm. 2 Uhr 4b Min, Abend« 8 Uhr Sb Min, Rach» II Uhr 2b Min. Von Liemnih: Wh 6 Uhr 4b Min, Vorm. lu Uhr 2b Min, Rachm. 2 Uhr 42 Min, Abends 7 Uhr 2b Min. Nach!« II Uhr IS Min. Abgang der Eiscnbahnzüge von Rödera« nach Dresden. Morgen« ia Uhr 4U MM, Rachm. 2 Uhr 42 MM, «bd«. » Uhr, Rachis II Uhr. Dainvsschifffahrttn. Bon Riesa: Vorm. 7 z Uhr nach allen Stationen bi« Dresden. Personenpostcn. Von Riesa nach Strehla: Vorm. 8 Uhr und Abend« 8 Uhr 42 Minuten. Von Strehla nach Riesa: Früh s Uhr 4s MM. und Abends 8 Uhr. Botrnpost zwischen Riesa und Strrhla. Von Riesa: 4 Uhr 45 Minuten Ramm, nach Strehla , Strehla: 2 Uhr Rachm. nach Riesa. Wömer hatte sich vor etwa zehn Jahr« al« älterer Mana in der Residenz niedergelassen und fiel dmnal« schon durch sein« absondertich« Kleidung auf, tu ^r er sich stet« pi zeigen pflegt«. Wo er geboren, erzogen »ar, wußte Niemand. Er selbst sprach nicht darüber und beantwortete nur ilberhaupt dasjenige, »a« ihm paßt«. so ließ ihn denn Jederman seine Wege wandeln, lächelt« über ihn und alosfirte — aber hütete sich wohl, ilm anur Kreisen. De« Hmn Professor« Bermögen-umständ- mußten ncht glänzend sein, denn er ließ sich Richt« von seiner Leilwtnahrung abgehen, trank täglich in einem der vierlocale sem Seidel, selbst ein Sla« Wein, besuchte Theater, Loncrrte, kurzum war aller Ort« zu finden, obgleich er sich selten mit Jemand unterhielt, selten »u Leuten intime Bekanntschaft machte, und Privat geschäften, zu denen man ihn häufig einlud, nie Häufig sah man den Herrn Professor Monate laug nicht — dann erschien er wieder überall und bildete so »u sagen in öffentlichen Localen die Vorder- ftaffage. Man erzählt« sich dann, er sei verreist ge wesen. Wo Herr Wömer sich seine Professur «morden, »elch« Fakultät ihn dazu creirt, wo er docirt hatte, wußte Niemand — er nannte sich schlechtweg Herr Professor — er wurde allgemein so genannt. Da« war genug — über ihn herrschte ein bis jetzt nicht erleuchtetes Dunkel. viele Leute erzählten sich anfangs, Wömer sei ver- heirathet und sperre seine bildschöne Frau von der Welt ab, weil furchtbare Eifersucht ihn plage. Nach her kam man denn doch auf andere (Sedanken, da er in seinem Hause nicht eigene Küche hielt, sondern täglich zu Mittag eine beliebige Restauration auf suchte, Li« er fast wöchentlich, wenn er bekannt ge worden und wenn Neugierige sich um ihn sammelten, mit einer andern vertauschte. Messer und Gabel trug der originelle Mann stets in seinen Taschen, auch einen Theclöffel, einen Eß löffel und einen kleinen Kaffeetopf. Das wußte Jedcr- man --- e« wurde ihm dies auch in keinem Gast hof« präscnkt. Seine Kleidung «ich von jeder Mode, jeder Usance ad. Hemd und Halstuch zählten nicht zu ihr — er Hatzte diese Gegenstände. „Hut, Stiefel und Rock — mehr brauche der Mann nicht zu seiner Tracht," pflegte er häufig zu sagen, und dies bewies er an seiner eigenen Person. Der lange, an die Knöchel reichende, bi« unten hin zugeknöpfte Rock, i« Sommtr von hellgrauem Nanking, rm Winter von hellgrauem Tuch, besaß eine Art Taille und einen stehenden, eng sich an den Hals legende» Kragen, und machte so das Hemd, die Unkrbeinklcider und da« Halstuch vollständig überflüssig. Ein dunkelgrauer, sehr breitkrämpiger Filzhut, «in Paar bis über di- Kniee reichende Kanoncnftiefel vollendeten den Anzug, der Aehnlichkeit mit dem eine« Eremiten hatte. — Wörter «ar an Gestalt schlank und groß, ja er überragt« fast alle Menschen. Das längliche, edel ge formte Gesicht mit hoher Stirne, das graue, stechende, mit hohen Brauen umränderte Auge, der zierliche, klein« Mund, mit «ohlerhaltenen Zähnen ausgeftattct, die Adlernase — alles die- deutete auf eine gute Herkunft. Ein dichter, silberweißer, bis auf die Milte der Brust fallender, unten mit zwei Spitzen versehener Bart, sowie das lange, lockige, graue Haupthaar ver liehen der ganzen Gestalt etwa« Jmponircndes — kurzum, Wömer war eine hübsche, eine gefällige, durch- au« nicht abschreckende Erscheinung, deshalb wurde er auch nicht gehaßt, sondern — belächelt. Auffällig blieb cs immer, das lein Mensch je WL- rner« Wohnung betreten hatte, weder ein dienstbarer Geist, noch ein Laufbursche oder sonst irgend Jemand — er brauchte keine Bedienung, brauchte Niemand in seiner nächsten Umgebung, wie er selbst zu sagen pflegte. Häufig wurden Versuche gemacht, das un- durchdrinFiche Dunkel seiner Wohnung aufzuhellen. Da- führte jedoch zu keinem Resultate. Schellte irgend ein Spaßvogel an der Klingel — merkwürdig, daß Wömer- Hau« eine Klingel be saß — so öffnete sich die Luke neben der Hausthür und da« bärtige Gesicht unsere« Freunde« erschien. „Wa< »ollen Sie hier?" fragt« er. „Sie sprechen." „Ich bin nicht zu Hanse!" Nun schloß sich di« Luke — man konnte die Klingel abreißcn, gegen di« Thüre trommeln —fürch terlich lärmen und skandaliren — im Hause de« Sonderling« blieb alle« todtftill — er schien «rklich nicht- zu Hause zu sein. - v«ranw»rtl. Redakteur: vr Sckh«dt in Rirsq, Druck und Verlag von E . F. Grellmann das.