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erdachte. ES wird gemeldet, daß auch die Deutschen kn der Fremd« den Gedenktag würdig durch Trauer- seiern und Trauergottesdienste begingen. Der „Köln. Ztg." wnd au« Berlin gemeldet: Der Kaiser befahl die sofortige Instandsetzung de« Neuen Palais in Potsdam, damit er bei wärmerer Witterung sofort dorthin übersiedeln könne. Wie die „Magdeb. Ztg." meldet, hat Kaiser Fried rich schon auf ter Fahrt zwischen Leipzig und Berlin dem Fürsten BiSmarck die Proklamation wie den Er last zur Durchsicht übergeben. Der Kanzler erbat nur die Abänderung eines einzigen Worte«. Kaiser Friedrich hatte nämlich den Fürsten den „vielbewährten ersten Mitarbeiter" deS verstorbenen Kaisers genannt; Bis marck bat, statt Mitarbeiter „Diener" zu setzen. Der Kaiser drückte dem Kanzler gerührt die Hand und will fahrte dem Wunsche. König Karl von Württemberg wird sich nach ver schiedenen Mittheilungen demnächst zur Kräftigung seiner Gesundheit nach Neapel begeben. Die Adresse deS Reichstag« an den Kaiser ist be reits in der Form hergestellt, wie sie übergeben werden soll. Die Adresse hat die Form eines Buches in Folioformat, sie ist in blauem Sammt gebunden und trägt auf dem Deckel als einzigen Zierrath den Reichs adler in Silber. Die einzelnen Blätter sind mit Trauerrand umgeben, der Text der Adresie ist von der Hand eines Beamten des Reichstags-Büreaus kalli graphisch geschrieben. Darunter befindet sich nur die Unterschrift des Präsidenten v. Wedell. In Reichstagskreisen wurde es sehr bemerkt, daß Fürst Bismarck sogleich nach Schluß des Reichstages den Abg. v. Bennigsen zu sich kommen ließ und mit demselben eine halbe Stunde lang konferirte. Bezüglich der Verleihung des Ordens vom Schwarzen Adler sind vielfach irrige Anschauungen verbreitet; es sei daher mitzetheilt, daß mit der Ver leihung der erbliche Adel nicht verbunden ist. Wenn in Ausnahmcfällen, wie sie in den letzten Tagen ein getreten sind, bürgerlichen Beamten oder Militärs von hervorragenden Verdiensten der Schwarze Adler-Orden verliehe» wird, so wird diesen vorher oder gleichzeitig der Adel durch ein besonderes Patent verliehen. Un mittelbar mit dem Orden ist nur der Rang eines Generallieutenants, also der Titel Exzellenz, verbunden, gleichviel ob ein Bürgerlicher oder Adliger Inhaber deS Ordens wird. Auf Grund statistischer Erhebungen will man end lich den Kurpfuschern in Bayern zu Leibe gehen. Sämmtliche Aerzte find amtlich aufgefordert worden, ein genaues Nationale aller derjenigen in ihrem Be zirke wohnenden Individuen an rhre vorgesetzte Behörde mit sachdienlichen Erläuterungen einzusenden, welche als Kurpfuscher oder Geheimmittelschwindler bekannt sind. Frankreich. General Boulanger erklärte, daß, da er durch keine militärischen Rücksichten mehr zurück gehalten sei, er sich der Wahlagitation seiner Freunde anschließen werde. In Marseille fürchten die Boulan- gisten, daß Boulanger durchfallen werde und wollen seine Kandidatur zurückziehen, zumal Felix Pyat sich verweigert Heck, auf seine Kandidatur zu Gunsten Bou langers zu verzichten. Bei der Rückkehr von der Beisetzung des Senators Carnot wurde Ferry von der Menge insultirt. In der Kammer herrscht hierüber große Erregung und wird allgemein darauf gedrungen, dem Treiben des boulangistischen Pöbels ein Ende zu machen. Der Vorgang selbst hat die Kammer noch mehr gegen Boulanger eingenommen, und ist man darüber einig, daß eine exemplarische Strafe diese Disciplinlcsigkeit treffen müßte. Der Prozeß gegen General Caffarel und Frau Limousin wegen Ordensschachers wurde am Montag vor dem Luchtpolizeigerichte zu Ende geführt. Das Gericht nahm bei General Caffarel mildernde Umstände an und verurtheilte denselben nur zu dreitausend Frank Geldbuße; Frau Limousin wurde zu sechsmonatlichem Gefängmß verurtheill. Italic« Die sensationelle Nachricht deS Militär- Blattes „Esercitio", daß vor Kurzem die Franzosen einen Handstreich gegen den italienischen Kriegshasen Spccia hätten ausführen wollen, scheint nicht ganz grundlos zu sein. CriSpiS Organ, die „Riforma", widerspricht wenigstens der ungeheuerlichen Meldung nicht. Die „Tribuna" glaubt, was an der Sache Wahres sei, werd« nicht so bald anS Tageslicht kommen. „Fanfulla" schreibt, ein Volk von HanSwürsten wie Frankreich könne leicht derartige Streiche, wie einen Handstreich auf Specia, begehen; in keinem Falle dürfe «in solcher Italien unvorbereitet treffen. Belgier». Bon Stanley enthält auch die am SO. d. in Brüssel eingekoffrne Congopost noch immer ktme Nachricht. Der iuzwifcheu verstorbene Hauptmann van der Velde hat die vermuthuag ausgesprochen, daß Stanley den Rückzug angetreten hab«. Hwllaud. Da« Gesammtergebniß der Kammer wahlen stellt sich folgendermaßen: 45 Liberale, 27 or thodoxe Protestanten, 26 Katholiken, 1 Conservativer und 1 Socialist. Dänemark. Wie seit 12 Jahren schon, so wird daS dänische Reich auch in diesem Jahre wiederum kein reguläres Finanzgesetz erhalten. DaS letztere be findet sich augenblicklich im Landsthing (erste Kammer) zur zweiten Behandlung. Nachdem «S in dieser, sowie in der dritten Berathung von diesem Thing ange nommen worden, geht eS an das Folkething (zweite Kammer), wo es abgelehnt wird. Hieraus kehrt er ins Landthing zurück, dessen Ausschuß sowohl wie Plenum es annehmen. Sodann folgt der gemeinsame Ausschuß, mit diesem zugleich Ostern und der Fall deS Gesetzes. Es wird also abermals provisorisch weiter regiert werden müssen. Russland. Die sonst deutschfeindliche „Nowoje Wremja" schreibt: „Rußlands Trauer über den Hin tritt Kaiser Wilhelms bezeugt die vollste Bereitschaft, unzählige neue Beweise von Friedensliebe zu geben, so weit es die nationale Würde und die nationalen Interessen gestatten. Rußlands Sympathien für Kaiser Friedrich sind durch sein Fliedensprogramm bedingt, welches Rußland die Herstellung enger Freundschaft heiß ersehnen läßt." Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 23. März 1888. — Am Donnerstag, den 22. März, dem Ge burtstage unseres entschlafenen großen Kaisers, fand mit den Oberklassen der hiesigen Schulen unter Theil- nahme des gesummten Lehrercollegiums in der Aula des oberen Bürgerschulgebäudes eine Gedächtnißfeier zu Ehren des verewigten Herrschers statt. Herr Schul director Bach entrollte in der Gedächtnißrede die Haupt züge eines Lebensbildes des theuren Entschlafenen und wies besonders auf die zahlreichen Tugenden hin, welche Kaiser Wilhelm I. während seines rühm- und segens reichen Lebens geziert haben und die uns für immer mit der größten Hochachtung und Bewunderung er füllen werden und das Bild des zur Ruhe gegangenen Kaisers in uns unauslöschlich befestigt haben. — Am 24. Juni d. I. wird in unserer Stadt der Bezirksfeuerwehr-Verband für Döbeln und Um gegend, dem auch unser „Freiwilliges RettungScorps" angehört, tagen, wozu noch der Großenhain-Meißner Verband, sowie die benachbarten Städte des Anhaltinischen Verbands geladen worden sind. Infolgedessen wird sich am genannten Tage eine größere Anzahl fremder Feuerwehren hier ein finden und werden von mehreren derselben auch verschiedene Exercitien ausgeführt werden. Insbesondere bemerkenswerth ist, daß ein Concurrenz- exerciren zwischen den hiesigen Steigern und Spritzen leuten, mit denen von 2 andern Städten des Ver bands stattfindet und hoffen wir, daß unserm Corps eine gute Censur zugesprochen werde, um jo mehr, da bei den Uebungen der. Vorsitzende des sächsischen Feuerwehr-Ausschusses anwesend sein wird. — In der Plenarversammlung des Gewerbever eins, welche am 22. cr. abgehalken wurde, kamen durch Herrn Mechanikus Liebscher folgende gewerbliche Neuheiten zur Vorzeigung: 1. ein patentirter Hosen knopf, der als Nothbehelf mittels einer Sicherheits nadel sofort befestigt werden kann. Preis pr. Dutzend 1 Mark; 2. eine Theebüchse, die auch zur Aufbe wahrung gemahlenen Kaffees verwendet werden kann und dem doppelt:» Zwecke dient, sowohl eine Ver flüchtigung des Aromas zu verhindern, als auch das Abmeffen einer bestimmten Menge der genannten Stoffe zu ermöglichen. (Preis M. 0,70); 3. ein Kleider träger mit verschiebbaren Tragarmen, welche jedesmal nach der Größe des betreffenden Kleidungsstückes gestellt werden können. (Preis 1 M); 4. ein zerlegbarer Handspiegel, zum Mitnehmen auf Reisen geeignet, dessen als Griff dienender Theil aus drei auseinander federnden Stücken gebildet ist, so daß dieselben als Füße dienen können und also der Spiegel auch auf gestellt werden kann. (Preis M. 26 25 fürs Dutzend; daS Stück im Einzelverkauf kostet 4 M); 5. ein Holzspalteapparat, mittels dessen man unter An wendung einer geringen Kraft die Holzflücke bequem bis aufS kleinste Maß zerstückeln kann. Der Apparat ist leicht in jeder Küche anznbringen und be ansprucht sehr wenig Raum. (Preis 4 M.) Herr Restaurateur Hahnemann brachte mittels seines Mikro skops ei« Präparat trichinenhaltigen MenschenfleischeS, einem in Cunewalde an der Trichinös!« Verstorbenen entstammend, zur Anschauung, wofür ihm der besondere Dank de« Vereins ausgesprochen wurde, von der Abmeldung eine« wegen Wegzug« «««scheidenden Mit glied« wurde Kenntarß genommen, worauf die Auf nahme von 7 neuen Mitgliedern erfolgte. — AuS unserm Lesekreise geht uns das Ersuchen zu, darauf aufmerksam zu machen, daß di« Hausbe sitzer verpflichtet sind, von den Dächern herabhängende, die Sicherheit der Fußwege gefährdend« Eiszapfen zu entfernen. Da bei unerwartetem Herabfallen derartiger EiSstücken leicht Unfälle herbeigeführt werden können, so sei hierdurch die bezügliche, erst Anfang diese» JahreS wieder erlassene amtliche Bekanntmachung in Erinnerung gebracht. — In mehreren Städten, so auch in unserer Nachbarstadt Großenhain, beabsichtigt man Denkmäler für Kaiser Wilhelm zu errichten. — Nach einer zweihunderijährigen Kalenderregel sind die Aussichten auf besseres und milderes Wetter nicht besonders tröstlich. Da heißt es nämlich: „Wie daS Wetter auf „vierzig Märtyrer" ist, so bleibt es vierzig Tage lang." Der Tag der vierzig Märtyrer siel auf den 10. März, und wenn nun der alte Kalendermann von 1687 Recht behielte, dann müßten wir uns auf anmuthigeres Fcühlingswetter bis zum 19. April in Geduld fassen. Hoffen wir aber, daß eS nickt so lange auf sich warten läßt, denn von allen Seiten hört man berechtigte Klagen über das lang andauernde und hart« Auftreten des diesjährigen Winterst Dresden, 22. März. Der Schluß des Land tags, welcher auf den 23. d. angesetzt, wegen des Ab lebens des Kaisers Wilhelm aber verschoben worden war, ist nunmehr durch königlichen Erlaß auf den 27. d. M. festgesetzt. Dresden. Daß die langventilirte Frage einer Fe'njprech-Verbindunz Dresden-Berlin jetzt nun in ein neues Stadium getreten ist und nunmehr bestimmt mit Beginn des Sommers praktische Gestalt durch die auszuführenden Arbeiten erhält, ist in den betheiligten Kreisen und darüber hinaus mit großer Freude ver nommen worden. Ueber die näheren Gebrauchs-Bestimm ungen verlautet zur Stunde aber noch nichts Näheres. Vom Landtag. Dresden, 21. März. Die Erste Kammer ertheilte in ihrer gestrigen Sitzung, der köni^l. Staatsregierung betreffs der mittelst allerhöchsten Dekrets abgelegten Rechenschaft über den Staatshaus halt innerhalb der Finanzperiode 1884/85 unter Namensaufruf einstimmig Decharge, hierbei dem be züglich der Herstellungskosten der „Leipziger Zeitung" und des „Dresdner Journals" von der Zweiten Kammer gestellten Antrag auf Kündigung der abge schlossenen Verträge und Ausschreibung einer Konkurrenz zur Herstellung der beiden Zeitungen gegen 1 Stimme beitretend. Bei Kap. 54, Polizeidirection Dresden, sprach Graf Könneritz die Meinung der Deputation aus, daß sich die Verbindlichkeit des Staats gegenüber der Dresdner bez. der Leipziger Gemeinde nur auf den ursprünglichen Gemeindebezirk beschränken könne, eine Ansicht, welche Oberbürgermeister Dr. Georgi nicht zu theilen sich in der Lage erklärte, soweit es Leipzig angehe. Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz bezeichnete die Deputationsansicht als die seinige, ließ es aber dahin gestellt, ob die Regierung nicht im Hinblick auf die Umstände in und um Leipzig auf alle Fälle daran fcsthalten werde, einen Zuschuß zu der dortigen Polizei behörde weiter zu bezahlen. Vizepräsident Oberbürger meister Dr. Stübel erklärte mit Rücksicht auf Dresden, daß Verhandlungen geschwebt Härten, um den Receß von 1853 zu Gunsten des Staats abzuändern, daß dies. Iben sich aber namentlich darauf bezogen hätten, die Polizeidirection in ihren Geschäften zu entlasten; ein weiteres Fortschreiten in dieser Richtung habe z. Zt. nur infolge des Platzmangels beim Stadtrathe gestockt. Schließlich genehmigte die Kammer einstimmig und ohne Debatte auf Antrag derselben Deputation den mittelst königl. Dekrets eingebrachten Nachtrag zum Gesetze über die veränderte Einrichtung der Altersrentenbank vom 2. Januar 1879, mit den von der Zweiten Kammer beschlossenen Abänderungen bez. erklärte sich durch die Ergebnisse der bei der Altersrentenbank für den Schluß des Jahres 1886 aufgenommenen Inventur einstimmig für befriedigt. — Die Zweite Kammer ertheilte auf Antrag deS Abg. Dr. Mehnert dem Ge setzentwürfe, betreffend die Gerichtskosten in Angelegen heiten der nichtstreitigen Rechtspflege in der zwischen der GrsetzzebungSdeputation und der Staatsregierung vereinbarten, gegen den ursprünglichen Entwurf nicht unwesentliche Ermäßigungen namentlich für die unteren Klaffen bietenden Fassung im ganzen und unter Ab sehen von der Spezialberathung ihre Zustimmung, be willigte sodann auf Antrag der Finanzdeputation gegen den Widerspruch des Abg. Kirbach und de« Vizepräsidenten Streit Kap. 110 de« StaatShauShaltS- etatS, Dotationen und beschloß endlich auf Antrag der Finanzdeputation v eine Petition um Cmchtung einer