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Beilage zum „Elbe-latt und SS. Tagesgeschichte. Deutsche- Reich. „Friede!" Die Aufregung über den Zwischenfall Skobelew fängt an sich zu ver- pflüchtigen. Die Tragweite deS Vorkommnisses hat ganz Europa begriffen, aber wenn in Rußland die Partei der Panslavisten sich über die allgemeine Stimmung nicht klar gewesen sein sollte — die Be sprechung de» Falle« Skobelew hat ihr diese Klarheit verschafft. Nicht nur die österreichischen und deutschen, sondern auch die englischen und italienischen und waS noch mehr heißen will, selbst fast ausnahmslos alle französischen Blätter sind in der Berurtheilung des säbclrassclnden Deütschenfressers einig — die russischen KriegSfanfaren fanden nirgends ein Echo. Skobelew ist auf dem Wege nach Petersburg, um sich dort vor den Zaren zu verantworten. Die Behandlung, die er findet, wird von Bedeutung für die Gestaltung deS bisherigen guten Verhältnisses zwischen Rußland und den» verbündeten Deutschland und Oesterreich sein. Die Einberufung des Reichstages zum Frühjahr gewinnt an Wahrscheinlichkeit; es wird indeß, falls demselben der Tabaksmonopol-Entwurf neuerdings vor gelegt wird, dies, da derselbe auf Annahme kaum zu rechnen hat, der Absicht gleich erachtet, einen Grund für die Auflösung des Reichstages zu finden. König Ludwig von Bayern soll an sein Gesammt- ministerium ein Schreiben gerichtet haben, welches die vollste Befriedigung über die Haltung des Ministeriums ausdrückt; man erwartet, daß dieses Schreiben auch offiziell in der Kammer verlesen werden wird. Bei den harten Angriffen, denen das Ministerium Lutz von Seiten der konservativklerikalen Kammermehrheit ausgesetzt war, würde dieser Vorgang eine ähnliche Bedeutung haben, wie der Erlaß vom 4. Januar in Preußen. Die Verhandlungen des Herrn v. Schlözer mit dem päpstlichen Stuhl scheinen nicht den erwünschten Fortgang zu haben, wodurch auch die Verhandlungen in der Kommission des preußischen Abgeordnetenhauses, welche die kirchenpolitische Vorlage beräth, lähmend beeinflußt werden. Das Tabaksmonopol wird dem preuß. Volks- wirthschaftsrath nicht als Gesetzentwurf, sondern in Form von allgemeinen Fragen beschäftigen. Als ein Beweis für das wachsende Ansehen, welches Deutschland selbst in den fernsten Ländern gewinnt, muß die Thatsache gelten, daß die Republik Chile (die soeben ihren siegreichen Kampf gegen Peru und Bolivia beendet hat) eine ständige Gesandtschaft in Berlin errichten will. Letztere wird gegen Ende März in Deutschland eintreffen. Oesterreich. Wenn man ohne Kenntniß von den Terrainschwierigkeiten ist, die sich den österreichischen Truppen im Aufstandsgebiete der Herzegowina und Süddalmatiens entgegenstellen, muß man sich wundern, daß die Bewältigung der Insurrektion so schwer hält und der „entscheidende Schlag" so lange auf sich warten läßt. Jetzt heißt es, daß die Aufständischen einen Handstreich gegen Serejewo, die Hauptstadt Bos niens, im Schilde führen. — Die Stadt Metokia wurde von Insurgenten überfallen, theilweise geplündert und in Brand gesteckt; die Einwohner setzten sich zur Wehr und vertrieben die Eindringlinge, welche 11 Tobte zurückließen. Acht davon trugen montenegrinische Soldatenmützen. — In Serbien finden öffentliche Geld sammlungen und Anwerbungen für den Aufstand statt, wie denn auch in den südslawischen Ländern die Reden Skobelews in Hunderttausenden von Exemplaren ver breitet werden. — Das österreichische Abgeordneten haus hat einen Gesetzentwurf über Einführung von Ausnahmegerichten in Dalmatien angenommen. Frankreich. In vornehmer Feinheit macht das neue Ministerium Freycinet nur wenig von sich reden. Alles was geschieht oder auch was unterlassen wird, macht sich ganz ruhig und ohne Aufsehen. Gambetta findet gar keine geeignete Handhabe zu einem Angriff; jetzt will er Präsident der Budgetkommission der Kammer werden, denn er hofft als solcher auS dem Staats haushaltsetat, den das neue Ministerium vorlegt, das Material zusammenzufinden, um seinen vornehmen Nachfolgern etwas am Zeuge zu flicken. Die Verhandlungen wegen eines neuen Handels vertrages mit England in der bisherigen Form sind als vollkommen gescheitert zu betrachten; rS wird jetzt ein sogenannter Meistbegünstigungsvertrag angrstrebt. In der Fabrikstadt BesssgeS ist eS durch streikende Arbeiter zu erheblichen Ruhestörungen gekommen, die daS Einschreiten von Militär nothwendig machten. Großbritannien. Das Oberhaus hat kotz Dienstag, den 28. Februar 1882. deS Widerspruchs der Regierung eine besondere Kom mission eingesetzt, deren Aufgabe eS sein soll, zu unter suchen, welche Wirkungen dre (erst vor vier Monaten in Kraft getretene!) irische Landbill geäußert habe. Die Regierung muß diese Maßnahme als einen gegen sie geführten Schlag betrachten und da daS Oberhaus auch im Lande sich einer allzugroßen Beliebtheit nicht erfreut, so finden die Gerüchte Glauben, welche von einer bevorstehenden Umformung deS Oberhauses sprechen. Rußland. Daß die Unbotmäßigkeit SkobelewS ein keineswegs vereinzelter Fall ist, daß vielmehr die Unehrerbietigkeit gegen den Zaren und daS Sinken des Ansehens desselben zunimmt, beweist u. a. ein Brref des Hauptbischofs von Moskau an den Zaren, worin jener den Kaiser beschwört, Gatschina zu ver lassen und sich dem Volke zu zeigen. „Die Feigheit ist dem nationalen Bewußtsein zuwider," schreibt der Kirchenfürst; „ein russischer Kaiser muß sich mit fähigen Ministern umgeben, und stark genug sein, um regieren zu können, ohne sich vor seinem Volke zu verstecken." Der Zar soll die Absetzung des Bischofs im Sinne gehabt haben, aber von dem Generalprokurator des „heiligen Synod" daran erinnert worden sein, daß zu einer solchen die Zustimmung sämmtlicher russischen Erzbischöfe nöthig sei! Gleichzeitig mit dem General Skobelew hat auch der russische Botschafter in Pans, Fürst Orlofs, Be fehl erhalten, nach Petersburg zu kommen. Mittheilungen über Obst- und Gartenbau. Von, Landcs-Obftbauvcrcin- Obstba«-Kale»der für März. Während in anderen Jahren in den rauher gelegenen Gegenden oft noch Anfang März Edelreiser zur längeren Aufbe wahrung geschnitten werden konnten, dürfte dies in diesem Jahre nicht rathsam sein, weil die Saftcirculation schon zu lebendig geworden ist. Aus diesem Grunde möchte auch daS Ausputzen der älteren Bäume beendet werden. Wenn wir hierbei auf den Monatskalender vom Januar zmückweisen, erinnern wir jedoch noch mals daran, das Bestreichen der Schnittflächen mit Holz- oder Schiffstheer ja nicht zu unterlassen. In den milderen Lagen kann im Laufe des Monats, wenn ein zeitiges Frühjahr eintreten sollt«, mit dem Früh jahrsschnitte bei jüngeren Hochstämmen und den For menbäumen begonnen werden. Dieser Frtthjahrsschnitt besteht im Zurückschneiden der Leitzweige und hat den Zweck, den Baum zu kräftigerem Wachsthum zu ver anlassen. Ist der Boden nicht mehr zu kalt und die Erde nicht mehr klumpig, dann kann das Pflanzen und Versetzen der Bäume beginnen. Dabei ist in der Hauptsache Folgendes zu beachten: Vorausgesetzt wird, daß die Pflanzgruben bereits im Herbste oder doch vor schon längerer Zeit ausgeworfen wurden und breit und tief genug sind, um die gleichmäßig ausgebreiteten Wurzeln gehörig fassen zu können. Die Tiefe wird bis 1 Meter und die Weite bis 2 Meter angenommen, wenn der Boden, namentlich der Untergrund, undurch lässig und fest ist. Die obere bessere, auS der Grube erhaltene Erde wird bei der Pflanzung zuerst in die Grube geschüttet, sodaß sie zu unterst zu liegen kommt. Bei undurchlässigem oder feuchtem Boden ist die Hügel pflanzung zu empfehlen. Der Baum kommt dann mit seinem Wurzclhals etwas höher als der die Pflanzgrube umgebende Erdboden zu stehen. Man kann dann einen Theil der Grube erst mit kleinen Steinen, Ziegelstücken oder Schutt ausfUyen, damit man zugleich die nöthige Höhe des Hügels gewinnt. Dem Pflanzen geht das Beschneiden der Wurzeln und Krone voraus. Wird im Herbste gepflanzt, so erfolgt das Beschneiden erst im folgenden Frühjahre. Die allzulangen oder be schädigten Wurzeln stutzt man mit einem scharfen Messer so ab, daß die Schnittwunde nach unten steht. Dann schneidet man auch die Zweige der Krone bis auf 3—5 Augen zurück und nimmt die unregelmäßig oder kreuzweise gewachsenen ganz weg. Waren die zu pflanzenden Bäume schon längere Zeit aus dem Erd boden genommen, so empfiehlt cs sich, dieselben mit den Wurzeln in einer Mischung von Lehm und flüssigem Kuhdünger einige Stunden lang liegen zu lassen. Man hüte sich, den Baum tiefer zu setzen, als er vorher gestanden hat. Um dies zu vermeiden ist es zweckmäßig, die in tiefen Grpben frisch eingefüllte Erde erst mäßig »nzuketen, dann aber noch ein wenig Erde locker aus zustreuen, ehe man den Baum zum Pflanzen einstellt. Unterläßt man dir», so wird nach einiger Zeit sich die Erde in der Grub« um so viel gesetzt haben, daß auch der Baum viel zu tief zu stehen kommt. Dies Ver fahren ist wohl einfacher und somit praktischer, als Anzeiger". SS. Jahr,. daS Einschlagen von Pfählen oder das Stehenlassen von Erdkegeln, auf welche dann die Bäume gesetzt werden. Der Baum muß der Himmelsgegend nach womöglich wieder so gesetzt «erden, wie er vorher ge standen hat; ferner muß ihm gleich der Pfahl beige- steckt werden, ehe man die Wurzeln verschüttet. Die gehörig §lar gemachte, gute Erde ist gleichmäßig über die Wurzeln zu vertheilen, wobei besonder» darauf zu sehen ist, daß zwischen den Wurzeln nicht leere Zwischen räume entstehen. Ist die Grube ausgefüllt, so formt man nach dem Baume zu eine schalenförmige Ver tiefung und gießt ihn tüchtig ein. Hat man Hügel pflanzung gewählt, so ist der Rand deS Hügels mit Rasenstücken zu belegen, damit die Erde durch Regen nicht fortgespült wird. Der Stamm wird anfangs nur lose an den Pfahl befestigt, bis sich die Erde m der Grube gesetzt hat. Im Allgemeinen hat man noch bei der Auswahl der Sorten darauf zu achten, daß die selben für den Standort, den Boden und daS Klima paffen. Auch ist auf die Art der einstigen Benutzung und Verwendung der Früchte Rücksicht zu nehmen. Schließlich sei noch bemerkt, daß man das Pflanzen der Bäume ja nicht zu zeitig vornehmen möge. Bei spät eintretendem Frühjahr und in Gegenden mit nassem, kaltem Boden wird man vielleicht erst Milte April oder Anfang Mai dazu koinmen. Gartenbau.Kalender für März Wer seine Pflanzen sich selbst ziehen will, kann sich nun ein Mistbeet anlegen; für kleinere Gärten, die in der Nähe von Gärtnereien gelegen sind, empfiehlt sich indeß durch Billigkeit und Bequemlichkeit das Ankäufen der meisten Pflanzen. Die Mistbeete sind bei Sonnenschein und milver Luft nach Bedürfniß zu lüften, bei Ost- und Nordwind jedoch nur wenig und auf der dem Winde entgegengesetzten Seite; alle bei den Mistbeeten nöthigen Arbeiten, wie Säen, Pflanzen, Begießen, Jäten, Auf lockern sind nur in dm wärmeren Tagesstunden vor zunehmen; je mehr gelüftet wird, desto häufiger muß begossen werden, in diesem Monat jedoch noch mit er wärmtem Wasser. — Sobald der Erdboden Hinreick end abgetrocknet ist, kann mau anfangen zu graben und für die Früchte, die frischen Dünger vertragen, solchen mit unterbringen; zu säen würden dann von Gemüsen sein: Zwiebeln, Möhren, Petersilie, Salat, Radieschen, Erbsen (man steckt wegen des Frostes die Früherbsen etwas tiefer als die späteren), Spinat, Pastinak, Schwarz wurzel, Frührettige, Bohnenkraut, Gurkenkraut, Dill, auch etwas Kohlrabi und Kohl; um die kleineren Samen gleichmäßiger auszustreuen, kann man sie mit etwas feuchtem Sand oder mit Erde vermengen. Der Heuer zur Verwendung kommende Same dürfte wegen der ungünstigen Reifezeit im Vorjahre theilweise wenig oder gar nicht keimfähig sein ; um sich viel Arbeit und vergebliches Warten zu ersparen, prüfe man den Samen vorher, indem man ihn zwischen befeuchtete wollene Lappen oder Löschpapier'in einen Untersetzer legt und so warm aufbewahrt. Nach wenigen Tagen kann man an dem Procentsatz der gekeimten Samen sehe», ob er sich zur Aussaat eignet. Alle durchwinterten, zur Samenzucht bestimmten Gemüse werden an einem trüben, milden Tage ausgepflanzt, bevor sie noch im Winterlocale keiben; die verschiedenen Kohlarten bringe man an weit von einander entfernte Plätze, um dre Ausartung durch Vermischung des Blumenstandes zu verhindern. Die an Ort und Stelle überwinterten Gemüse, wie Salat, Spinat, Körbelrübchen sind, so bald es Boden und Witterung erlaubt, baldigst zu be hacken und etwa vom Froste gehobene Pflanzen festzu drücken. Ausdauernde Küchen und Arzneigewächse sind im März oder April, je nachdem sie treiben, umzu setzen und zu zertheilen, wenn sie mehrere Jahre auf einem Boden gestanden haben, wie: Lavendel, Pfeffer münze, Krausemünze, Tymian, Melisse, ESdragon; die. Wurzeln sind hierbei zu beschneiden und die zertheilten Pflanzen ziemlich tief zu setzen; Fenchel ist nicht zu verpflanzen, sondern aller 3 Jahre frisch zu säen. —- Bon den Spargelbeeten nehme man gegen Ende des Monats, aber ja erst wenn die Erde hinreichend trocken ist, den langen Mist weg, den kurzen grabe man unter und ebne dann die Beete; jüngere Beete (d. h. solche vom 1. bis 4. Jahre nach der Anlegung) fülle man mit guter, grobzesiebter Erde 2—3 Zoll hoch auf. Die Erdbeeren sind abzuräumen, d. h. von allen Blättern und Ranken zu befreien, zu umhacken, der etwa darübergelegt« Dünger einzuhacken, oder die Stöcke (bei feuchtem Wetter) stark mit Jauche zu be gießen. Rhabarber, diese für Kompost so werthvolle und in der Zucht äußerst anspruchslose Kemüsestauden, können jetzt gepflanzt werden; wtt von den schon im