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rach sehr erheblich ab, namentlich ist eine große Anzahl veralteter Mittel gestrichen, andererseits aber auch durch Aufnahme bewährter »euer Mittel den Entdeckungen der letzten Jahre Rechnung getragen worden. — Bei den Herbstübungen deS 12. (königl. sächs.) Armeekorps vom 14. bis 20. September d. I. werden nach dem „Dr. I." die nachstehend genannten aller höchsten und höchsten Herrschaften anwesend sein: Se. Majestät der Kaiser Wilhelm König von Preußen, Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz deS Deutschen Reichs und von Preußen, Se. königl. Hoheit der Groß herzog von Mecklenburg-Schwerin, Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Erzherzog Johann Salvator von Oesterreich, Se. kaiserl. Hoheit der Großfürst Wladimir von Ruß land, Se. königl. Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen, Se. königl. Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen, Se. königl. Hoheit der Prinz Friedrich Karl von Preußen, Se. königl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Se. Hoheit der Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg, Se. königl. Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar, Se. Hoheit der Herzog Johann Albrecht von Mecklen burg-Schwerin, Se. Hoheit der Erbprinz Bernhardt von Sachsen-Meiningen-Hildburghausen, Se. Durchlaucht der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt, Se. Durchlaucht der Fürst Heinrich XIV. Reuß jüngere Linie. — Außer den Gefolgen der genannten allerhöchsten und höchsten Herrschaften wohnen den Herbstmanövern noch bei: der Generalfeldmarschüll, Chef des Generalstabes der Armee Graf v. Moltke, der General der Infanterie, Staats- und Kriegsminister v. Kamele, der General der Infanterie, Staats- und Marineminister v. Stosch, der Generallieutenant und Generalinspecteur der Ar tillerie v. Bülow, der Generallieutenant, Chef des Jn- genieurcorps und Generalinspecteur der Festungen v. Biehler, sowie der Generallieutenant und Director der allgemeinen Kriegsdepartements v. Verdy du Vernois. — Die deutsche Londoner Zeitung „Herrmann" enthält eine Warnung für deutsche Lehrer, in welcher es heißt: „Neuerdings haben wir in verschiede nen deutschen Zeitungen wiederholt Anzeigen bemerkt, wonach i». England deutsche Lehrer gesucht werden, denen gegen verhältnißmäßig hohe Salaire angenehme Stellungen in Aussicht gestellt werden. Diese Anzeigen gehen meistens von Schulagenten aus, denen wohl mehr an ihrer Provision, als an den Lehrern liegt, die durch solch' verführerische Vorspiegelungen hier herübergelockt werden, nur um sich bitter enttäuscht zu finden. Wir halten es für unsere Pflicht, deutsche Lehrer darauf aufmerksam zu machen, daß es hier äußerst schwierig ist, im Lehrfache irgend welche angemessene Stellungen zu bekommen, und daß wir eine große Anzahl deut scher Lehrer kennen, die, nachdem sie nach Zahlung hoher Provisionen ihr Geld los geworden, ohne Stellen zu bekommen, hier im größten Elend leben und oft kaum durch die allergewöhnlichsten Arbeiten kümmerlich ihr Leben fristen. In den sogenannten Loarcl Lclrools und National Lolrools werden nur in seltenen Fälle» ausländische Lehrer angestellt; in den Pensionen oder Losräinx Lolrools lasten sowohl Behandlung als Kost und Salair viel zu wünschen übrig und muß ein fremder Lehrer schon Jahre lang in England ge lebt haben, ehe er sich soweit in die Routine des eng lischen, vom deutschen wesentlich verschiedenen Schul wesen- hineinarbeiten kann, daß sich ihm hier sichere Aussicht auf Carriöre bietet. Bautzen. Der Kongreß von Delegirten sächsischer Gewerbevereine, dem auch bei der Eröffnung Herr Kreis hauptmann von Beust und Herr Stadtrath Herklotz beinwohnten, faßte außer den bereits mitgetheilten noch einige sehr wichtige Beschlüsse. So wurde der Antrag des Gewerbevereins Hainichen, „bei der Regierung vor stellig zu werden, daß das Wahlrecht zur Handels- und Gewerbekammer in direkter Weise ausgeübt werde", bc- rathen. Herr Gsell-Mittweida brachte den Antrag ein, eine Petition an den Reichstag zu richten, um Er weiterung der Competenz der Amtsgerichte bis zu Objecte» von mindestens 500 M (jetzt bis 300 M.) zu erlangen. Herr Walther-Dresden spricht dagegen, empfiehlt vielmehr den Antrag: die Staatsregierung zu ersuchen, dieselbe möge ihren ganzen Einfluß dahin auf wenden, daß die Gerichtskoken eine angemessene Er mäßigung erfahren. Da beide Anträge einander nicht ausschließen, wurde über beide Anträge abgestimmt und auch beide angenommen. — Sehr erregte Debatten rief die Frage des Handfertigkeitsunterrichts hervor. Herr Stadtrath v. Schenkendorf aus Görlitz stellte im Laufe der Besprechung den Antrag: „Der Congreß be grüßt auch vom Standpunkte der Gewerbetreibenden die auf Erhöhung der Handfertigkeit der Knaben ge richteten Bestrebungen und wird in wohlwollender Weise die weiteren Ersätze beobachten." Dieser Antrag wurde gegen 10 Stimmen angenommen. Schließlich nahm die Versammlung noch folgenden Antrag des Gewerbe 4 verein» Meißen an: „In Erwägung, daß in Fotze unverschuldeter verurtheilung insbesondere Gewerb- treibende und deren Familien auf daS Empfindlichste geschädigt oder gänzlich ruinirt werden können, halten die sächsischen Gewerbe- und Handwerkervereine «S für eine Ehrenpflicht der hohen Staats- bez. Reichsregierung, in solchen Fällen mit höchstmöglicher Entschädigung ein zutreten und ermächtigen ihren Vorort, hierüber in ent sprechender Weise vorstellig zu werden, damit die in Gang gebrachten Erörterungen einen günstigen Erfolg herbeiführen." Lunzenau, 12. September. In einer Fabrik wurde heute ein Arbeiter beim Abladen eines größeren RadeS gedrückt und dabei so verletzt, daß der Tod desselben alsbald eintrat. Sachsens Kaisertage. Der Einzug des Kaisers in Dresden. Der 14. September 1882 wird in der Geschichte der sächs. Residenzstadt als ein ewig denkwürdiger Tag verzeichnet werden, war doch der Empfang, welcher seitens der Stadtbehörde dem großen Heldenkaiser be reitet wurde, ein überaus glänzender und festlicher zu nennen und Niemand, wer ihn mit eigenen Augen ge schaut, wird ihn vergessen können all sein Lebtag. Die ganze Stadt prangte im reichsten Fest- und Ehrenschmuck. Die Fahnen wehten aus den Fenstern und von den Thür- men herab und die Häuser-Wände verschwanden fast unter der Unmasse von Kränzen und Guirlanden. Der Weg, welchen der Kaiser vom schlesischen Bahnhofe ans zu nehmen hatte, war in sinnigster und geschmackvoll ster Weise geschmückt. Trotz des seit dem Abend vorher eingctretenen Regenwetters waren die Straßen am 14. d. M. von früh an außerordentlich belebt und der dieselbe durch- fluthende Menschenstrom wendete seine Schritte vor Allem den Straßen und Plätzen zu, welche der Kaiser zu passiren hatte. Gegen Mittag nahm das Leben und Treiben noch zu und gegen 1 Uhr begann das Sammeln der Vereine und Corporationen, welche ent lang des Kaiserwegs Aufstellung nehmen sollten. Mit ihren Fahnen und Musikcorps marschirten sie nach ihren Sammelplätzen und auch Schulkinder in Festtags kleid, die Mädchen in weißen Gewändern und Korn blumenkränzen im Haar, eilten nach den ihnen bezeich neten Sammelplätzen. Der größte Theil der Schaulustigen strömte hinaus nach dem Schlesischen Bahnhofs, weil in der Stadt das irrige Gerücht verbreitet worden war, der Kaiser und der Kronprinz fabre mit dem König und dem Prinzen Georg allein über die Augustusbrücke, während die andern fremden Fürsten und Herren, die das Publicum eben auch gerne sehen wollte, ihren Weg über die Marienbrücks nehmen würden. Der Platz vor dem Schlesischen Bahnhofe trug reichen Schmuck von Fahnen, Blumen, kriegerischen Emblemen und Guirlanden und bot in seiner Totalität einen überaus anziehenden Anblick. Die Thür auf die Bahnhofsfrei- treppe war mit einem Baldachin in roth und gelb versehen worden, während auf dem Perron derselbe als ein Zelt in grau und mattblau darstellte. Von 2 Uhr an bot der Bahnhof ein farbenpräch tiges buntes Bild; denn Hunderte von Offizieren in den mannigfaltigsten Uniformen und von allen Waffen gattungen und Nationen fuhren vor, um bei der An kunft des Kaisers gegenwärtig zu sein. Ruffen und Franzosen, Engländer und Belgier, Italiener und Ossterreicher waren ebenso anwesend, wie die höchsten Würdenträger des sächsischen Staats. Alle diese Herren postirten sich rechts vom Kaiserzelt, links stand die Ehrencompagnie vom Leibgrenadierregiment. Gegen 2'/, Uhr erschien König Albert in der Uni form seines ostpreußischen Dragonsrrregiments Nr. 10 und mit dem gelben Bande des preußischen schwarzen Adlerordens darüber. Prinz Georg trug Generals uniform mit demselben Ordensband, Prinz Friedrich August Leibgrenadier-Uniform und daS Band des Ordens der Rautenkronc. Alles harrte gespannt des Signals vom Nahen des kaiserlichen Extrazugs, welcher endlich 3 Uhr 50 Min. eintraf. Alsbald ertönten Commandorufe und während gleich darauf die Locomotiven Pirna und Teplitz mit dem Train hereindampften in den Bahn hof, intonirte das Musikcorps die Nationalhymne und die Truppen präscntirten. König Albert aber eilte an den Schlag des Salonwagens, dem alsbald der Kaiser elastischen Schrittes entstieg und den König Albert umarmte und küßte. Hierauf schritten die Majestäten die Front der Ehreucompagnie ab und traten sodann heraus auf di« Bahnhofsfreitreppe, vor welcher bereits die vierspännige Hofgalaequipage vorgefahren war. Ein tausendstiuMigeS nicht enden wollendes Hurah und Hochrufen empfing den Kaiser, welcher mit dem König den offenen Wagen be stieg, der sich attbald langsam in Bewegung setzte. Im folgenden Wagen hatte Prinz Georg, zu seiner Rechten der deutsche Kronprinz Platz genommen. Der Erbe deS deutschen Reichs trug die Uniform seines 2. sächsischen HusarenrrgimentS Nr. 19 und darüber daS große grüne Band des Orden- der Rautenkrone Eine schier endlose Reihe von Wagen mit den fremden Fürsten und Offizieren fotzte den ersten Carvffen. Ueberall, überall schallten jdem Kaiser begeisterte Hochrufe von den starkbesetzten Tribünen und aus den Reihen der dichtgedrängt stehenden Zuschauermenge entgegen. Einen wunderlieblichen Eindruck machte die große Kindertribüne auf dem Albertplatz, wo gegen 3000 Kinder postirt waren, deren Helle blanke Augen an dem greisen Heldenkaiser hingen, dem sie leim Herannahen des Wagens die Hymne sangen: Eo sei gegrüßt viel lausend Mal Unsres Reiches Krone Wohl strahlst Dn sonst auch diesem Thal freundlich von dem Throne, Heut doch schauen wir teglückt Heller noch den Glanz, der hoch Dich schmückt, Sei uns gegrüßt. Und weiter fuhren die Wagen, überall umbraust vom Jubel des Volks. Nach Passirung der Albertplatzanlagen, welche mit einer Reihe bunte Wimpel tragender kleiner Masten umsäumt waren, während die beiden Spring brunnen ihre Wasser in einer einzigen gigantischen Säule emporwarfen, hielt die Caroffe des Kaisers am Südende des AlbertplatzeS, wo die beiden Rathstribünen aufgeschlagen waren, kenntlich an den schwarzgelben Fahnen und Draperien. Hier richtete das Oberhaupt der Stadt Dresden, Oberbürgermeister Or. Stübel folgende goldene Worte an den greisen Heldenkaiser Wilhelm den Siegreichen: Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster Kaiser und König, Allergnädigster Kaiser und Herr! Wenn in den kommenden Lagen unsere Brüder und Söhne in Waffen vor Ew. kaiserl. Majestät stehen und bestrebt sein werden, gleich kriegstüchtig sich zu erweisen wie das sächsische Armeecorps, welches unter der siegreichen Führung Sr. Majestät unseres Königs und Herrn und Seines Erlauchten Bruders ehrenvollen Anthcil genommen an dem Kampfe für Deutschlands Unabhängigkeit und Größe, so erfüllen dieselben vor Allem die Gebote ihrer soldatischen Pflicht und Ehre. Wenn aber heute die ihrem wahrhaft geliebten Landesherrn treu ergebenen Bürger und Einwohner dieser Stadt in ungezählten Schaaren vom Jüng ling bis zürn Greiss in Reih und Glied sich stellen und Ew. kaiserl. Majestät mit Hand und Mund jubelnd begrüßen, so folgen sie ebenso dem vom Throne herab ihnen gegebenen leuchtenden Beispiele, wie ihrer Herzen innerstem Zuge. Wie leickt wiegen meine Worte neben solcher einmüthigen Kundgebung der Gesinnungen meiner Mitbürger und doch erwarten sie mit Recht von mir, daß ich in ihrem Namen zu Ew. kaiserl. Ma jestät meine Stimme erhebe und zunächst unter- thänigstcn Dank dafür sage, daß Ew. Majestät diese festliche Begrüßung bei Allerhöchst Ihrer Wiederkehr in die gastliche Residenz deS sächsischen Königshauses huldvoll gestattet haben und doch drängt es mich selbst, in dieser feierliche» Stunde der festen Ucber- zeugung Ausdruck zu geben, daß keine deutsche Stadt unser Dresden nachstcht in seiner Treu« zu des Kaisers Majestät und zu des Reiches Herrlichkeit und doch schätze ich mich glücklich, Zeugnis; abzu legen von unserer wahrhaften tiefen Verehrung der erhabenen Person des Monarchen, in welcher Deutsch lands Einheit und Größe glänzender wie jemals zu vor verkörpert ist. Gott der Allmächtige wolle Ew. Kaiserl. Ma jestät gnädig schützen und noch viele Jahre in voller Kraft erhalten zum Heil d«S theuren Vaterlandes. Diesem aus vollem Herzen kommenden Wunsche geben wir gemeinsamen begeisterten Ausdruck in dem Jubelrufe „Hoch lebe Se. Majestät der deutsche Kaiser!" Jubelnd stimmte Alles ein in den Hochruf, welcher brausend dahin klang über den Festplatz. Der Kaiser neigte dankend das Haupt und während dann die Wagen wieder durch die finit einem farbenprächtigen unabseh baren Mastenwald eiügesäumteHauptstraßeundAugustus- brücke entlang rollten, erklangt» sämmtlich« Glocken der Stadt, um dem Kaiser das Geleit zu geben bis in's Residenzschloß. Auf dem Schloßplatz, wo die Terrasse von oben bis unten dicht mit Schaulustigen besetzt war, erregte des Kaisers Aufmerksamkeit die daselbst errichtete äußerst geschmackvolle und künstlerisch vollendete Ehrenpsorte