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Elbmall und Anzchcr Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — »«ichSMell«: Kaft>n«rustraße SS. — Für Ve Redaktion verantwortlich: T. Langer in Riesa. Lelegramm-Adrrsse: „E'beblatt", R!«f- Ve4 UulgabrI««» dtS Norm, v Uhr »bne Gewähr. Rnzeigenpnt» 4 gespal! Evrpuszetle oder Roum 10 U. Fernlprechslelle Nr. 20 Freitag mrd Soa»> abend Aberch». vet»,rvrei«: «iertelMIich I Mt. 2S Pi. Arr^tsbLcrtt der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. Riesa, Montag, 14. November 1892, Abends. I? 179 4S. Jahr, SS O. das Grgebniß der Wahl der städtischen und ländlichen Abgeordneten für die Bezirk-Versammlung Großenhain betreffend. Nachdem in Verfolg der Bestimmungen in 8 10 flgd. des Gesetzes voin 21. April 1873, die Bildung von Bezirksverbändeu und deren Vertretung betreffend, Herr Bürgermeister HerrmiUM zu Großenhain, - Stadtrath Richard Zschille daselbst, - Stadtverordneter- Lschuer daselbst. - Bürgenneister Klötzer zu Riesa, - - Wagner zu Radeburg, - Gemeindevorstand Bennewitz zu Zeithain, - Grmeindevorftand Schleinitz zu Koselitz, - Rittergutsbesitzer ür. Mehnert auf Medingen, - Gemeindeältester Uillig zu Mittelebersbach, uf die Periode vom, I. Januar 18SS bit mit Ende December 1898, sowie Herr Oemeindevorstand Sickert zu Frauenhain!an Stelle des wegen Wegzugs von Krauschütz ausgeschiedenen vormaligen Gemeindevorstands Herrn Gebhardt auf die Zeit bis mit Ende December 1895 u Abgeordneten für den BezirkSverband gewählt, beziehentlich wiedergewühlt worden sind, wird )lches hiermit bekannt gemacht. Großenhain, am 10. November 1892. Die Königliche Amtshauptmannschaft. 353, 362, 365. I. V.: V0« Gruben Platz in einem geschäftigen Lebe haben. Sie brachten uns j Fürsten Bismark bestehende Kluft zu überbrücken sei, trotz ihre Musik nnb ihren Gesang, die so viel zu unserer Er- I aller Ableugnungen auf voller Wahrheit beruhte. Später hebung, Berfeinerung und Be crung beigetragen haben? Tagesgeschichte. Der konservativen „Krcuzztg." von angeblich zuverlässiger Seite m itgetheilt, daß hie Nachrichten einzelner Blätter über neuere Vorschiebungen russischer Truppen an unsere Grenze durchaus zutreffend sei»». Das betreffende Revirement habe unmittelbar nach dem Manöver begonnen und dauere noch bis heute fort. Es handle sich diesmal vorwiegend um den Grenzstrich von Tauroggen bis Grajewo, an welchem zahl reiche Verstärkungen der Kavallerie vorgenommen würden. Auch Tauroggcn selbst erhalte Cavallerie - Garnison, obwohl es hart an der Grenze liegt, während die russischen Maß nahmen es bisher vermieden, näher als l»/z Meilen mit Truppenbelegungcn an die Grenze heranzugehen. Obgleich aber das hochconservative Blatt diese Nachricht für richtig hält, knüpft es an dieselbe folgende Auslassung: „Wenn wir dieser uns, wie schon betont, von sehr unterrichteter Seite zuzehenden Nachricht Raum geben, so wissen wir im Voraus, daß wir dem Vorwurfe nicht entgehen werden, wir beab sichtigten damit Stimmung süx dieMilitärvorlage zu mache». Und doch ist nichts thörichter als eine solche Auffassung; erstens weil dieselbe durch unsere Gesammthaltnng der Mili tärvorlage gegenüber ohne Weiteres uct ubsurciurn geführt wird und dann, weil nichts die Vornahme einer weitgreifen den Heeresreform unräthlicher erscheinen kaffen würde, als die Aussicht auf eine vielleicht nahe bevorstehende kriegerische Verwickelung. Endlich erscheinen uns die Chancen der Mili tärvorlage mit jedem Tage weniger günstig. Die Stimmung, welche die eingetroffenen Landboten aus den Provinzen mit- gebracht haben, läßt deutlich erkennen, wie stark im Lande die Abneigung gegen eine stärkere Belastung auf der einen und gegen die Preisgebung der altbewährten dreijährigen Dienstzeit auf der anderen Sette sich geltend macht. Dazu kommt noch da» bemerkenswerthe Ungeschick, mit dem die Vorlage in der Presse vertheidigt worden ist. Bei den Censervativen ist dadurch die Besorgniß erregt, daß die Regierung bereit^sein könnte, nach der politischen Seite hin — Aufhebung der Verfassung und jährliche Bewilligung — Zugeständniffe zu machen, welche ihnen unannehmbar sind; Mr die anderen Parteien sind wieder diese Zugeständnisse nicht bestimmt genug in Aussicht gestellt und zugleich sind durch die Vielheit der zur Deckung der Kosten in Aussicht genommene« neuen Steuern so weite und zahlreiche Interessen kreis: gegen die Vorlage mobil gemacht, daß wir Alles in Allem an die Möglichkeit, diese im Reichstage zur Annahme zu bringen, heute noch weniger als je glauben." — Im Grunde sind eS rmr «och die Mittelparteien, die eine Ver ständigung über die Vorlage für möglich halten und wünschen, während Hechts und links mit der wachsenden Abneigung der WähMschaft gegen den Gesetzentwurf die Abneigung gegen eine Verständigung wächst. Die amerikanischen Blätter besprechen natürlich die Wahl Cleveland's in ausgiebiger Weise. Der „New-Jork Herald" schreibt: „Das Volk hat entschieden, daß die Repu blik der Vereinigten Staaten keine Oligarchie sei." Der New-Iorker „World" sagt, der Sieg der Demokratie setze den großen Ausgaben und der Corruption ein Ende." Andere Blätter feiern mit Begeisterung den Sieg Cleveland's und behaupten, daß durch denselben der Handel einen neuen Aufschwung gewinnen werde. Der in Chicago erscheinende „News Recorder" sagt, der jüngste Wahltag sei „für den Kinleygismus ein Waterloo" gewesen. — Den Deutschen, die bisher der Mehrzahl nach zu den Republikanern hielten, ist diesmal der Sieg der Demokraten zu einem wesentlichen Theil zu danken. Die Erkürung liegt zum Theile darin, daß Cleveland stets große Anerkennung und Vorliebe für deutsches Wesen kundgegeben hat. Vor neun Jahren, als er noch Gouverneur von New-Jork war, sagte er in einer Rede auf dem Sängerfeste zu Buffalo: „Nichts drängt sich meinem Geiste hier mehr auf, als daß wir dem deutschen Elemente in unserem Volke sehr viel schulden. Der Fleiß und die Geschicklichkeit der Deutschen haben ganz außerordent lich viel zu unserem Wachsthum und Gedeihen beigetragen. Die traurigen und fast feierlichen Opfer amerikanischer Ueber- arbeitung mögen von ihnen lernen, daß eine Arbeit sehr gut ausgeführt werden könne, dabet aber doch auch Erholung und gesellschaftliche Bereinigungen ihren wohlberechtigte» Und bei einem anderen deutsches Feste, das voriges Jahr in Buffalo stattfand, faßte Clev'land sein Urtheil über die Deutschen in folgende Sätze: „Wet nns Alle die deutschen Charakterzüge immer weiter entpickeln! Je mehr dies ge schieht, um so mehr werden wmgewinnen. Wir hatten sie seit dem Anbeginne unserer Geschchte; sie haben jeden einzelnen Tag im Leben unseres Volkes beeinflußt, sie gehören zu jenen Characterzügen, zu deren Förderung unsere Regierung eingesetzt ward, sie sind wesentlich für die Sicherheit und das Gedeihen unseres Volkes." Diei Worte sind den Deutsch- Amerikanern in dem großen Mcsting, das am 27. October in New-Jork stattfand, durch Di. Joseph Senner ins Gc, dächtniß gerufen worden, und sü haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Deutsches Reich. Tie Kaiserin Friedrich,^Prinzessin Margarethe und Prinz Friedrich-Karl. von Hessen sind am Freitag Nachmittag in München tingetroffen. Amtlicher Nachweisung zufotz« sind im Monat October in den deutschen Münzstätten nns Nickel- und Kupfermünzen, und zwar von den ersteren fltr 65058,80 Mk. Zwanzig pfennigstücke und für 233 183,50 Mk. Fünfpfennigstücke, von den letzteren für 58 246,82 Mk. Einpfennigstücke geprägt worden. Die preuß. Thronrede, so wird der „Post" geschrieben, hat in Herrenhauskreisen einen ebenso ungünstigen Eindruck gemacht wie überall. Man erkenne diese Kundgebung als die unerfreulichste, die im preußischen Staat seit mehreren Jahrzehnten ergangen sei. Den allerübelsten Eindruck mache die gänzliche Nichachtung der Beschlüsse des Herrenhauses vom vorigen Jahre, die sich gegen jede Erhöhung der directen Staatssleuern über 4 Procent und für eine Ermäßigung der Steuer für nichtfundirtes Einkommen durch Herabminderung derselben aussprach. Eine Schätzung des Prisatvermögens in Preußen ist dem Gesetzentwurf über die Vermögenssteuer als Anlage beigefügt. Die Schätzung kommt zu dem Ergebniß, daß das nach dem neuen Gesetz steuerpflichtige Vermögen 73,8 Mil liarden Mark beträgt. Hierbei sind die steuerfreien kleinen Vermögen von weniger als 6000 Mk. bei Personen von nicht über 900 Mk. Einkommen oder bei Wittwen oder Minderjährigen von nicht übet 1200 Mk. Einkommen außer Betracht gelassen. Die „Nordd. Allg. Ztg." wendet sich in einem Aufsatz, dessen Hamburger Herkunft sie in dem Einleitungssatze be tont, gegen den gestern erwähnten Artikel der „Hamburger Nachricdten" über die Militärverlage. Die Schlußsätze lauten: „Die „Hamburger Nachrichten" führen schließlich die Rede des General-Reichskanzlers vom 27. November v. I. gegen jene Vorlage in den Kampf. Wis der General damals über Verwendung und Ernährung von Millionenmassen gesagt hat, wird er noch heute unterschreiben. Kein Mensch bestreitet, daß die Massen Begrenzungen noch Zeit und Raum unter worfen sind. Doch die Krieg« det Zukunft werden Volks kriege in des Wortes wahrster Bedeutung sein und werden die Millionen nach und nach auf den Kampfplatz führen. Die gewonnenen ersten Schlachten mögen wohl den Keim des schließlichen Erfolges zuweilen im Schooße führen, den letzten Trumpf im Volkskriege spielt indessen die Zähigkeit, der letzte Mann und die letzte Kanone aus. Die gewonnenen Feldzüge und Schlachten eines ersten Napoleon konnten seinen Untergang nicht hemmen, sobald die Völker beschlossen hatten, ihren letzten Blutstropfen an die Befreiung zu setzen. Nach den ersten großen Schlägen werden im Zukunftskriege immer neue Reserven die Stellen der Gefallenen ausfüllen müssen. Hüten wir uns, in die Lage zu kommen, in welcher Frank reich sich 70 und 71 befand, mit unausgebildeten Rekruten ins Feuer rücken zu müssen." Die „Leipziger Neuesten Nachrichten" melden aus an geblich bester Quelle, daß die kürzliche Mittheilung, wonach die Könige von Sachsen und Württemberg, sowie der Groß herzog von Baden bei den Manövern im Elsaß Gelegenheit nehmen wollten, mit dem Kaiser die durch die Militärvorlage hart zugespitzte Lage zu besprecht» und namentlich die Mög lichkeit zu erörtern, wie die zwischen dem Kaiser und dem hin seien erfolgreiche Verhandlungen in dem gedachten Sinne geführt worden, und es sollten eingehende Besprechungen der vorgedachten Fragen auf dem Jagdgebiete zu Moritz burg stattfinden, wohin der Kaiser habe kommen wollen; diese Absicht sei jedoch wieder aufgegeben worden wegen der Einladung des Königs von Sachsen zur Jagd nach Königs- Wusterhausen. Die dortigen Besprechungen zwischen dem Kaiser und dem Könige Albert dürften von maßgebendem Einfluß auf das Schicksal der Militärvorlage sein. Ob und inwieweit die Nachricht wirklich auf Thatsachen beruht, kann man kaum schätzungsweise sagen, sie ist indeß, daß man im Volke die Intervention nur mit Jubel aufnehmen würde. Zu der bereits mitgetheilten „Rechtfertigung" des Mili tärwochenblattes, betreffs der Landwehr, bemerkt die „Leip;. Ztg.", daß ihr dieselbe nicht gerade glücklich erscheine. Italien. In Italien scheinen sich, wenn anders die „di. Fr. Pr.' berichtet ist, seltsame Dinge vorzubereiten, die der anscheinend so festgefügten Mehrheit des Cabinets Giolitti recht gefährlich werden können. Es heißt, daß Crispi in einer in äußerst lebhaften Ausdrücken gehaltenen Depesche dem Ministerpräsidenten Giolitti vorgeworfen habe, die Wahlen durch Mittel beeinflußt zu haben, vor denen sogar Graf Candetti, der Mann mit der eisernen Faust zurückge schreckt sein würde. Die Depesche soll in der Apostrophe austönen: „Abtrünnige, schämt euch!" Ob die Sache sich wirklich so verhält, ist nicht zu ermitteln. Crispis Blatt, die „Riforma", die noch vor Kurzem Giolittis Lob sang, hat sich in ein räthselhaftes Schweigen gehüllt. Frankreich. Das Ministerium Loubet wandelt un ausgesetzt auf einem Vulcan. Kaum ist es glücklich an der Bergarbeiterfrage vorübergekommen, so droht schon wieder eine Crisis. In Deputirtenkreisen wird vielfach die Wahr scheinlichkeit einer Ministercrise anläßlich der am Mittwoch stattfindenden Berathung des Preßgesetzes besprochen. Die Ablehnung des Gesetzes sei vorauszusehen, da die Conservativen die Maßnahme für unzureichend hielten und die Radicalen geLen jede Beschränkung der Preßfreiheit seien. In maß gebenden Regicrungs- und Kammerkreisen bestände überdies die Absicht, die radicalen Mitglieder des Cabinets, Bourgeois, Biette und Ricard zu beseitigen. — Daß die letzte Dynamit- Explosion von den französischen Conservativen würde aus gebeutet werden, war vorauszusehen. Eine Umgestaltung des Cabinets zu Ungunsten der Radicalen ist ziemlich wahr scheinlich. Der Prämilinarvertrag eines russisch-französischen Bünd nisses soll nach einer mit größter Vorsicht aufzunehmenden Meldung des Pariser „Matin" am Sonntag Nachmittag in Petersburg junterzeichnet worden sein. (Alle derartigen aus Paris verbreiteten Nachrichten haben sich bisher als Erfindung herausgestellt.) In Paris herrscht nach wie vor die größte Bestürzung und Rathlosigkeit. Alle Welt sieht den kommenden Ereig nissen mit Bangen entgegen, denn man sagt sich, daß die Anarchisten es bei einer einzigen Unthat schwerlich werden bewenden lassen, zumal angesichts der gerade in den sichcr- heitsbehördlichen Kreisen überhandnehmenden Kopflosigkeit. Allgemeiner Verurtheilung begegnen die radicalen Politiker, denen man vorwirft, durch ihr aufdringliches Einmischen in die Carmauxer Streikangelcgenheit das Zerwürfniß zwischen Arbeitgebern und Arbeitern vergiftet und den anarchistischen Tendenzen die Wege geebnet zu haben. Recht erbauliche Enthüllungen über das Feldzugprogramm der Anarchisten theilt der „Figaro" mit, der sie angeblich aus dem Munde eines italienischen Flüchtlings hat, welcher auf der Reise narb London unlängst Paris passirte. Dieser Mordgeselle erklärte seinem Interviewer, die Anarchisten würden ihre Dynamit- Operationen in Frankreich künftig auf die Banken, die Mairien und ähnliche Etablissements beschränken, Privatge bäude aber in Ruhe lassen. So würde man der Bourgeoisie durch Zerstörung von Capitalwerthen und Civilstandsregistcrn schwere Wunden schlagen und zugleich die „Vorurtheile" der französischen Sozialisten schonen, welch letztere wohl dabei seien, wenn Bourgeois-Institute, nicht aber, wenn die auch von ihnen bewohnten Privatgebäude in die Luft gesprengt »erden. Der italienische Anarchist setzte hinzu, seine Ge-