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Lrschrümo-»- , tage: Montag, Mittwoch, Freitag und Sonn abend Abends. Bezugspreis: VicnelMrUch 1 MI. 22 PI- ldtblaii und Aiycigt Für die Nummer des Ausgabetage bis Bonn. 9 Uhr ahne Gewähr. Anzeigenpreis 4 geipaU. Corpuszetie oder Reum 10 Ps. Fernlprechstell« Nr. 20. reiegramm-Adresse: A ,E>bebl°.t«, Riesa AH- der Königl. Amtshauptmannschaft Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: KastaiUrnstraße SS. — Für die Rrdaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. 175. Mesa, Montag, 7. November 1892, Abends. 45. Jahrg. Bekanntmachung, -en Bezug der Standesregister und sonstigen Formulare sür die Standesämter betreffend. Nach Bekanntgabe der Königlichen Kreishauptmannschaft Dresden vom 3. October dieses Jahres ist die Lieferung der auf Staatskosten zu beschaffenden Standesregister und sonstigen Formulare für standesamtliche Angelegenheiten auf das Jahr 1893 wiederum der Buchdruckerei in Firma C. Heinrich in Dresden übertragen worden. Ergangener Anordnung zufolge werden die Herren Standesbeamten im Bezirke der unter zeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft hiervon mit dem Veranlassen in Kenntniß gesetzt, bis zum 25. November 18»2 den Bedarf an unentgeltlich zu liefernden Hauptregistern, sowie Formularen für Geburts-, Heiraths- und Stcrbcnebenrcgister, Formular 8, L, Geburts-, Heiraths- und Sterbeurkunden, Formular Sb, und Le, Todesanzeigen über das Ableben der vor erfülltem 20. Lebensjahr verstorbenen männlichen Personen, Formular V, Anzeigen an die Vormundschaftsbehörden über uneheliche Geburten, Formular W, Anzeigen an die Bezirksürzte über stattgcfundene Geburten, Formular X und Nachrichten an die Pfarrämter, Formular S anher anzuzeigen. Hierbei wird insbesondere darauf aufmerksam gemacht, daß nach Z 14 der Verordnung, die Ausführung des Reichsgesetzes über die Beurkundung des Personenstandes und die Ehe schließung vom 6. Februar 1875 betreffend, vom 6. November desselben Jahres — Gesetzblatt Seite 351 flgd. — der Bezug der fraglichen Drucksachen von der Druckerei nur durch Ber- Mittelung der Aufsichtsbehörden, keinesfalls aber von dem Standesbeamten unmittel bar zu erfolgen hat. Großenhain, am 2. November 1892. Die Königliche Amtshauptmannschaft. 1821 s. i. V.: von Gruben. O. Bekanntmachung. Neuberainung der Grundstücke betr. Mit Hinweis auf die Bekanntmachung des unterzeichneten Stadtraths vom 14. laufenden Monats in den dir. 163 und 164 des Elbeblatts und Anzeigers, die Berainung der Grund stücke in hiesiger Stadtftur betreffend, werden nachfolgende, vom Königlichen Centralbureau für Steuervermefsung zu Dresden gegebene Anleitungen zur Berainung zur Kenntniß der Grund stücksbesitzer gebracht. 1. Die Grenzen sämuttlicher Grundstücke, ebenso wie der Communieationswege, find durch feste Grenzmale dauernd und sicher abzurainen. Soweit die Grenzen nicht durch Mauer«, mit steinernen Säule« versehene Gartenzäune oder gemauerte Grabe« gebildet werden, sind zur Abrainung durchgängig geeignete Grenzsteine von nicht unter SV vm Länge zu verwenden. Alle etwa versunkenen »der mit Erdboden bedeckte» alte« Grenzsteine sind frei zu mache« und «ufznrichten und, soweit sie ihrer Bestimmung z« dienen nicht mehr geeignet sind, durch neue z« ersetzen. 2. Bei der Setzung von Grenzsteinen ist nicht außer Acht zu lassen, den Grenz- s steinen ««verwesliche Merkzeichen wie Schmiedeschlacken, Glas- oder Topf scherben »nterzulegen, sowie jede« Gtei« mit eine« Kreuze z« versehe«. 3. Sämmtliche Grenzsteine, sowohl die alten noch brauchbaren als auch die »engesetzten, fi«d mit Weißkalk (emgerührt mit scharfer Seifenfiederla«g«) anzustreichen. Den Besitzern von Grundstücke» in hiesiger Stadtflur wird die Befolgung dieser An leitungen bei der bis Ende dieses Jahres vorzunehmendcn Berainung der Grundstücke hierdurch zur Pflicht gemacht. Wer cö unterläßt, diesen Anleitungen nachzukommcn, verfällt in die in der Bekanntmachung deS unterzeichneten Stadtraths vom 14. Oktober dieses Jahres angcdrohte Strafe. Riesa, am 20. Oktober 1892. Der Stadtrath. Klötzer. «dl. Bekanntmachung. Das Königliche Ministerium des Innern bat die unter Nr. 3 der im Elbeblatt und Anzeiger vom 16. September 1892, Nr. 145, veröffentlichten Verordnung vom 12. September 1892, Maßregeln gegen Einschleppung der Cholera betreffend, enthaltene Anordnung „daß die Ein- und Durchfuhr von gebrauchter Leib- und Bettwäsche, gebrauchten Kleidern, Hadern und Lumpen aller Art, Obst, frischem Gemüse, Butter und Weichkäse aus dein Hcimburg'schen Staatsgebiete verboten sei und daß dieses Ein- und Durch fuhrverbot auch gegenüber anderen Orten,! an denen Cholera epidemisch herrsche, gelte" wieder aufgehoben. Riesa, den 7. November 1892. Der Stadtrath. Klötzer. S. Grasverpachtung. Die Grasnutznng auf den nachverzeichneten fiskalischen Elbuferräumeu soll an den nachgeuannten Tagen im Wege des Meistgebots unter den in den Terminen bekannt zu gebenden Bedingungen au Ort und Stelle auf die nächsten drei Jahre 18VS, 18Ä4 und 1885 verpachtet werden, und zwar: i) Donnerstag, den 24. November d. I., von Vormittag» ilO Uhr an, dieParzellenNr. 56—59,61—64 u. 67 auf dem rechten Ufer von Diesbar bis Rosenmühle in 12 Parz.u. -146—150 u. 153—155- - linken - - Göhrisch - Boritz -9- Sammelplatz an der Dampffchiffl«ndestelle in Diesbar. 2) Freitag, den 2S. November d. I., von Vormittags II Uhr an, dieParzellenNr. 68—77 u. 79—82 auf dem rechten Ufer Von Roscnmühle bis Zeithain in 13 Parz. u. - - - 156—163 - - linken - - Schänitz - Göhlis - 8 - Sammelplatz a» der Rosenmühle bei Merschwitz. 3) Sonnabend, den 2<». November d. I., von Vormittags 11 Uhr an, die Parzellen Nr. 85—93 u. 104 auf dem rechten Ufer von Lcssa bis Zschepa u. bei Kreinitz in 9 Parz. u. - - Nr. 169,170,180n.181- - linken - - Gröba-Forberge- - Trebnitz- 4 - Sammelplatz am rechten Ufer unterhalb der Riesaer Eisenbahnbrücke. Nähere Auskunft wird vor den Terminen von dem Herrn Tancherschiff - Bootsmeister Mehle in Grödel ertheilt. Meißen, den 4. November 1892. Kgl. Straßen- und Waffer-Bauinspektion I. Kgl. Vauverwalterei. Goebel. Diesel. Tagesgeschichte. Die Aeußerungen, die Fürst Bismarck nach den Mit theilungen des Herrn Dr. Hans Blum kürzlich in Varzin über die Militärvorlage gemacht hat, haben begreiflicherweise überall großes Aufsehen erregt, und zwar nicht nur wegen der Gründe, die -er Fürst gegen die neueste Vorlage seines Nachfolgers geltend macht, sondern auch wegen der wenigstens scheinbaren Widersprüche, die zwischen diesen und früheren Ausführungen des großen Staatmannes herrschen. Der. „Tägl. Rundschau" schreibt man injdieser Sache: „Was der Fürst über eine unmittelbare Kriegsgefahr ausführt, stimmt mit den Ansichten der gegenwärtigen aktiven Staatsmänner so ziemlich überein; nur daß diese vielleicht weniger be stimmt, als es Fürst Bismarck zu thun scheint, mit der Möglichkeit eines Krieges schon nach zwei Jahren rechne». Mit einer unmittelbaren Kriegsgefahr ist die Militärvorlage niemals zu begründen versucht worden, und das wird vor aussichtlich so bleiben. Es wäre auch zweckwidrig, in solchem Falle noch tiefgehende organisatorische Neuerungen vorzu nehmen. Fürst Bismarck vertraut auf die persönliche Friedensliebe des Zaren; an dieser dürfte auch sein Nach folger kaum zweifeln. Allein wenn es richtig ist, daß in Rußland gewisse Elemente — Fürst Bismarck nennt sie Polen und Juden — fortgesetzt zum Kriege Hetzen, so kann daraus für uns gewiß kein Grund zur Sorglosigkeit ent nommen werden. Die Angabe, daß der Fürst die bestehenden HeereSeinrichtungen für vollkommen ausreichend erachte, die Notwendigkeit einer Verstärkung unserer Wehrmacht also in Abrede stelle, ist unglaubhaft. Unterrichtete Personen glauben auf das Bestimmteste zu wissen, daß Fürst Bismarck als aktiver Staatsmann bereits vor drei Jahren gegen die Ge fahr eines Kriegt» mit zwei Fronten und zur wirksamen Fortführung der deutschen Politik die Durchführung der all gemeinen Wehrpflicht, zu der das Militärgesetz von Früh jahr 1890 nur der erste Schritt sein sollte, für unbedingt erforderlich hielt. Die Zeugnisse hierüber lauten so be stimmt, daß man an das Vorhandensein aktenmäßiger Be weise glauben muß." Einem Aufsatze des Herrn von Diest-Daber in der „Krzztg." über die Lage der Landwirthschaft sind folgende Bemerkungen entnommen: „Der Unterzeichnete hat Ende Januar d. I. dem Herrn Finanzminister Miquel einen ein gehend motivirten Vorschlag eingereicht, auf welchem Wege durch eine Aenderung der Branntweinsteuerung-Gesetzgebung nicht nur dem Reiche bedeutende Mittel zugeführt, sondern auch dem Brennereigewerbe eine wesentliche Hilfe gewährt, zugleich aber auch der Trunksucht und den schädlichen Ein wirkungen des Fusels auf die Arbeiterbevölkerung gesteuert werden könnte. Er enthält sich für jetzt eines näheren Ein gehens hierauf und bemerkt nur, daß ihm irgend ein Be scheid bisher nicht zu Theil wurde. Ein wesentlicher Erfolg von diesen Veröffentlichungen ist nach den bisherigen Er fahrungen zwar nicht zu gewärtigen Die jüdisch - liberale Presse schweigt sie einfach todt, und es ist leider auch zu konstatiren, daß Herz und Energie für die deutsche Land wirthschaft in den leitenden Regierungskreisen und auch in den Parlamenten bisher nicht vorhanden sind. Dennoch er scheint es zweckdienlich, von Zeit zu Zeit einen Mahnruf ergehen zu lassen, mit der Schlußbemerkung, daß den sozialen und wirtschaftlichen Fragen jetzt der Vorrang vor der so genannten höheren Politik gebührt. Eine feste Vertretung der Interessen des Mittelstandes, die Schaffung einer organischen Vertretung der deutschen Landwirthschaft (Land- wirthschaftskammern), energische Jnitative in den Regierungs kreisen und in den Parlamenten sind dringende Erfordernisse. Professor Felix Dahn hat in einein Vortrage über deutsches Volksleben vor Kurzen den beherzigcnswerthen Ausspruch ge- than: Der Schritt muß einmal gemacht werden, der deutsches von jüdischem Wesen trennt. Das würde nicht ohne viel Lärm und Geschrei vor sich gehen; die Genesung aber würde dann schon kommen. Vorher kommt sie nicht! Deutsches Reich. Der Reichskanzler hat sich in Privatgesprächen, so auch bei dem Abschiedsdiner des öster reichischen Botschafters Szechenyi, sehr hoffnungsvoll bezüglich des Zustandekommens der Militärvorlage ausgesprochen. Dem Bundesrath ist seitens des Reichskanzlers der Entwurf einer Vereinbarung erleichternder Vorschriften sür den wechselseitigen Verkehr zwischen den Eisenbahnen Oester reichs und Ungarns einerseits und Deutschlands andererseits rücksichtlich der Bedingungsweise zur Beförderung zugelassenen Gegenstände, ferner der Entwurf neuer Bestimmungen zur Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands zugegangen. Das „Militär-Wochenblatt" theilt mit, daß der Oberst- Lieutenant Freiherr v. Scheie, Abtheilungschef im Kriegs- Ministerium, auf sechs Monate zur Wahrnehmung der Stellung als Stellvertreter des kaiserlichen Gouverneurs von Deutsch- Ostafrika commandirt worden ist. Am 4. d. M. hat nach dem „Reichsanz." im Reichs- Eisenbahnamt eine kommissarische Verhandlung stattgefunden, um über die Frage der Sonntagsruhe im Eisenbahn-Gäter verkehr zu berathen. Zeitraubende Erhebungen über den bisherigen Zustand waren vorausgegangen. Vertreter der Regierungen von Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen, Mecklenburg-Schwerin und Oldenburg sowie des Senats von Lübeck nahmen an der Verhandlung rheil. Allseitig wurde als erwünscht anerkannt, daß den Eisenbahn- Beamten und -Arbeitern eine ausgiebigere Sonntagsruhe gewährt werde; indeß schien es erforderlich, zunächst durch eingehende Ermittelungen festzustellen, ob und unter welche« Voraussetzungen eine Einstellung des Güterverkehrs an Sonn- und Festtagen durchführbar sei. Diese Ermittelungen sollen nach übereinstimmenden, bei der gestrigen Verhandlung vereinbarten Grundsätzen ausgeführt werden. Auf den preußischen und den sächsischen Staatseisenbahncn sind der artige Vorarbeiten bereits im Gange. Ein Münchner Blatt hatte behauptet, daß die Kaiser manöver in Südwestdeutschland nicht der Cholera wegen, sondern um persönliche Vorstellungen verschiedener Fürste» über die Reichspolitik und das Verhältniß des Kaisers zum Fürsten Bismarck zu vereiteln, abgesagt worden seien. Dies ist, wie versichert wird, völlig haltlos. Der Kaiser hat sich lediglich durch die mit den großen Truppenansammlungen