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Herrn Brigadeadjutnuten schien in der That rin Racker zu «sein; er legte die Ohren flach an den Kopf und schnappte einige Male nach meinem Rappen. Ich band f den Halfter so üirz wie möglich, warf meinem Pferde j von dem Heu vor, das sich in dem Stalle noch vorfand, . und entfernte mich, nm ans die Suche nach einem Quar tier für mich selbst zu gehen. Aber v weh! Der General halte Recht! Die kleinen Bauernhäuser waren bis oben hin vollgepfropft mit Soldaten, io das; kaum ein Plätzchen für die geäng stigten Einwohner übrig geblieben war. Und wahrlich, angenehm war dieses Suchen nach cinun Unterschlupf nicht. Die Soldaten halten sich fast alle schon zur Ruhe begeben. Auf dem Boden der Zimmer, in Küche und Kammer lagen sie, Schulter au Schulter, wie in Reih und Glied, und schliefen den Schlaf der Gerechten. Oesfnete ich daun eine Thüre und rief in das voll gepfropfte Zimmer hinein: „Ist hier noch ein Platz für mich?" Daun bekam ich statt der Antwort meistens nur einen ärgerlichen Fluch zu Horen, oder ein „lassen Sie uns zufrieden! Hier ist kein Platz mehr!" i Angenehm war der Aufenthalt in diesen übervoll j belegten Zimmern auch gerade nicht; ein erstickender j Dunst herrschte in ihnen, aber, Du lieber Gott, das : schlechteste Quartier ist noch immer besser, als das schönste Bivonak! Und doch hatte ich es fast schon aufgegeben, ein Quartier zn finden und wollte mich bereits in das Bi- vouack der Dragoner begeben, als ich noch einen letzten Versuch bei einem kleinen, ziemlich abseits stehenden Bauernhause zu machen beschloß. Ich trat ein. Das Haus war von bayerischen Jägern belegt. Ans dem Hausflur lagen einige Jäger im tiefsten Schlafe; ich stolperte über sie hinweg und erntete dafür mehrere „Himmelkreuzsakramcnt". In der Küche war auch kein Plag mehr. Die Hausbewohner theilten sich mit einigen Unteroffizieren in dem Raum. Zuletzt öffnete ich die einzige Stube, welche das Haus besaß. Mehrere bayerische Offiziere lagen dort im tief sten Schlaf versunken. Ein Pudel, der neben seinem Herrn schlief, sprang bei meinem Eintritt empor und kläffte mich wütheud an. Dadurch wurde» die Offiziere einigermaßen munter. ,,S' ist nix zu machen, Kamerad! Koan Plätzchen mehr," so hieß es auch hier. „Aber da ist ja noch ein Alkoven," rief ich ärgerlich. „Gehn's nöt do nein, Kamerad," erwiderte ein Hauptmann, „dös ist auch besetzt." „Da steht ja aber ein Bett!" „I möcht mi nöt 'neinleg'n." „Weshalb denn nicht?" „Schau'ns selber. I glaub' dem Teufel feine Alte liegt drin." Der brave Hauptmann legte sich auf die andere Seite und schnarchte weiter. Ich aber kümmerte mich nicht mehr um die bayerischen Kameraden, stieg über die Schlafenden weg und trat in den dunklen Alkoven. Richtig, da stand ein breites Bett! Anscheinend lag Niemand drin. Das war ein merkwürdig glücklicher Zufall! Todtmüde wie ich war, warf ich mich auf das Bett, nachdem ich meinen Säbel in eine Ecke gestellt hatte. Mir's war's noch, als ob ich ein tiefes Aechzen neben mir vernahm. Dummes Zeug! Wer da auch lag. hier war noch Platz für einen Mann. Ich legte mich auf die Seite und entschlief. Es war noch finster, als mich die Klänge der Reveille und das Gepolter der abziehenden Jäger erweckten. Im ersten Augenblick wollte ich emporspringen von meinem Lager, dann aber bedachte ich, daß ich nicht nöthig hätte, mit der Vorhut abzurücken, sondern meine später an kommende Excellenz erwarten sollte. Ich konnte noch ein Stündchen schlafen. Behaglich streckte ich mich in dem Bette aus, daß es in allen Fugen krachte. Da stieß ich mit dem Fuß an einen menschlichen Körper. Alle Wetter, also hatte doch Jemand neben mir gelegen! Vielleicht ein braver Bayer, der am Abend vorher zu viel Landwein getrunken. „He, Kamerad," ries ich und rüttelte die regungs los daliegende Gestalt, „steht auf! Man bläst zum Sammeln!" In demselben Augenblick richtete es sich lang und dürr im Dunkel des Alkovens empor, daß mir fast un heimlich zu Muth ward. Die Schattengestalt konnte kein lebenssrischer, derber, bayerischer Jäger sein. Plötz lich fuhren mir zwei hagere Hände über das Gesicht und die gellende Stimme eines alten Weibes kreischte: uoiu i'uno pipv! IIu prusswn — ob Is eoobou, jl a eouolw aupres cko uioi.... ab! va-t-on, sal xrng- swu" .... eine Flnth französischer Schimpfworte folgte, ein neuer Angriff der hageren Finger. Ich wartete die sen Angriff nicht ab, sondern sprang entsetzt,unter lautem Gepolter aus dem Bett, die Thüre des Alkovens auf stoßend. Das matte Licht einer Laterne erleuchtete die Stube, in der sich die Bayern zum Abzüge rüsteten. Als sie mein erschrecktes Gesicht erblickten, brachen sie in schal lendes Gelächter aus. „Hab' ich's Ihne nöt g'sagt, dös Sie nöt in das Bett neingehen sollt';»?" sprach lachend der brave Jäger kapitän. „Die Alt' Hot den Teufel im Leib. Hot ge stern Abend Niemand in's Bett eingelassen. Als sie eing'schlof'n, haben Sie sich zu ihr g'legt. Gelt, en netter Schlofkamerad?" Mit aufgehobener Laterne leuchtete er in den Al koven hinein. Wie eine wilde Katze fauchte und kreischte ihn» das alte Weib entgegen, dessen durchfurchtes Ge sicht die eisgrauen Haare schlangenglcich umflatterten. „Gut g'fchlafen, Alte?" fragte spöttisch der Bayer. Schimpfend schlug das Weib die Alkoventhüre zu, sich in den Belten vergrabend. „Nix für uuguat, Herr Kamerad," lachte der Bayer. „I muaß zum Appell. Do hab'ns mei Lampen." Damit stellte er mir die Laterne auf den Tisch und entfernte sich. Doch auch mich litt es nicht länger in ver unheimlichen Nähe der schimpfenden Alten. Noch einen scheuen Blick warf ich nach dem Alkoven, dann eilte ich hinaus, verfolgt von dein Keifen der alten Hexe Mein Rappe war bald gesattelt. Aufathmend be grüßte ich die frische Morgenluft und ritt in scharfem Lrabc meiner Exeelleuz entgegen, die vor Lachen im Zattel wackelte, als ich ihr von meinem Schlaskameraden rzählte. OessenMche Sitzung deS Königlichen Schöffengerichts zu Riesa am 7. September 1892. Vorsitzender: Amtsrichter Hcldner. Schöffen: Bau meister Nob. Förster zn Riesa und Gutsbesitzer Zenker zu Mehltheuer. Vertreter der AmtSamvaltschaft: Eommissions- rath Tiuz. Gerichtsschreiber: Refereudar Leonhardt. l. In der Privatklagsache der Auguste verehel. H. zu R. gegen den Glaser H. daselbst wegen Beleidigung wird der Angeklagte zu 30 Mart Geldstrafe verurtheilt, er hat auch die Kosten des Verfahrens einschließlich der der Privat tlägeriu erwachsenen nvthweudiqen Auslagen zn tragen. 2. Der Kaufmann Abraham Kamp zu Riesa ist beschuldigt, am 17. Juni er. während der vom Ttadtrath zu Riesa au geordneten Hundespcrre seinen Hund nicht festgelcgt. zu haben, sodaß derselbe au diesem Tage in dem offenen Geschäftslocale des Angeklagten und in den Anlagen deS Kaiser-Wilhelm- Platzes frei umhergelanfen ist: der Hund ist infolgedessen von einem hierzu Beauftragten weggefangcu worden. Wegen diesem llebertretnng wird der Angeklagte nach 38. Uli'» bes.Ge-c setzes vom 23. Juni 1880 in Verbindung inil der Bekannt-: ' machung des Stadtraths zu Riesa vom 13. Mai 1892 und H 23 der Riesaer Ttraßenpolizeiorduung zu 3 Mart Geld strafe verurteilt, er hat auch die Kosten des Verfahrens zu tragen. 3. Ter Schulkunde Johann Paul Slischka, 13'Jahre alt, dessen Elter» mit noch zweien feiner Geschwister angeblich Arbeit suchend, von Ort zn Ort ziehen, hat sich dadurch eines Vergehens schuldig gemacht, daß er am 28. August er. zn Röderau, wo seine 9 jährige Schwester dem Schultnaben ! Karl Leitert ein Geldtäschchen mit 2 Mark 3.) Pfg. in der "Absicht rechtswidriger Zueignung weggenominen hatte, um dieser die Vortheile ihres Vergebens zu sichern, das Zwei markstück davon, dessen strafbaren Erwerb er kannte, seines Vorteils wegen an sich genommen hatte. Ta der jugend liche Angeklagte nach eigenem Geständnis; bei Begehung seiner Handlung die zur Erkenntnis; der Strafbarkeit derselben er forderliche Einsicht besessen, wird derselbe nach 258 259 in Verbindung mit 8 57 des R.-Str.-G.-B'S. zn I Tag Gefängnis; verurtheilt. Kirchen-Nachrichten für Riesa und Weida. Riesa. Dom. 13 p. Trin. predigt Vorm. 8 Uhr Diac. Burkhardt: Nachm. 2 Uhr Kiiidergottesdieust mit den ersten Mädcheuclassen: ?. Führer. Nachm. 5 Uhr Predigt gottesdienst: k>. Führer. Früh 7 Uhr Beichte und Privat- commuuion: Diac. Burkhardt. Weida. Borin. 8 Uhr predigt k>. Führer. Das Wochenamt vom 11. bis 17. September hat Diac. Burkhardt. 4t e.u e S.Baumaterial. Mack' s Gipsdieten. Seit einiger Zeit ist auch hier eine Niederlage von Mack's Gipsdielcn bei Herrn K. G- Reinhardt, Baugcjchäft. Plafonds, Scheidewände, Wandver kleidungen >c. können mit diesen Gipsdielen auf die deutbar schnellste Weise hcrgestellt werden: an die Stelle der seither üblichen Ausfällung der Gebälke mit nassem, langsam trocknendem Lehm oder mit Schlacken und Bauschutt, die oft viel Ilnrath enthalten, schlechte Ausdünstung und Schwammbildung erzeugen, tritt vortheilhaft eine Ausfüllung mit den reinlichen, trockenen Ghpsdiclcn, welche ein sofortiges Legen der Fuschöden gestatten. Räume, welche den Einflüssen der Witterung stark ausgesetzt sind, ifvlirt man vorzüglich mit einer Lage Gipsdielen; eS bietet überhaupt die Berwendung dieses Baumaterials sowohl bei Neubauten als bei pressanten Umbauten mannigfache, sehr schätzens- werthe Vortheile, besonders, da eS auch im Winter verwendet werden kann, und der Preis desselben ein billiger ist. 1 möblirtcs Zimmer und Schlafzimmer zum 1. 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