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Boot in Gang fotzen kann. Die Probefahrten, die auf der Elbe damit angestellt wurden, sind sehr günstig verlaufen. Dresden. Se. königl. Hoheit Prinz Johann Georg, der sich noch in Süddeutschland auf der Reise befindet, machte am Sonnabend von der Mainau aus einen Ausflug nacb Ueberlingen, besuchte das Münster und das Rathhaus und kehrte Abends nach der Mainau zurück Im Gefolge befand sich Premierlieutenant v. d. Decken und der groß herzogliche Flügeladjutant Major v. Schönau-Wehr. Se. königl. Hoheit hat hierauf die Mainau verlassen und ist auf der Schwarzwaldbahn uach Straßburg weiter gereist. — Die Umgestaltung des königlichen Schlosses in seinen äußeren Fronten nimmt einen steten Fortgang und die fertiggestellte Westfront mit ihrem prachtvollen steinbildnerischen Schmuck tritt nun in voller Schönheit zu Tage. Nachdem die den Durchgang am Taschenberge beschränkenden Flügel zum Ab bruch gekommen, ist das Grundmauerwerk und die Kellerei für den Neubau bis zur Straßcnsohle herausgebaut und das Gerüst zum Hochbau an der Schloßstraße und am Taschen berg aufgestellt worden. Wie ersichtlich, wird die letztgenannte Straße eine wesentliche Verbreiterung erfahren und wird dadurch eine neue Verkehrsader in nordöstlicher Richtung ge schaffen werden, die allerdings durch eine Verbreiterung der Sporergasse nach dem Neumarkte zu noch sehr gewinnen würde Der Besuch der Dresdner Wollmärkte ist seit Jahren schon in steter Abnahme begriffen und nur noch ein sehr geringer. Mit Rücksicht hierauf hat der Rath der Stadt Dresden beschlossen, von der weiteren Abhaltung des Woll marktes vorläufig abzusehen, ohne auf das Recht selbst zu verzichten. * Augustusbad bei Radeberg. Dieser liebliche Kurort hat sich auch in diesem Jahre eines sehr guten Be suches zu erfreuen und durch seine überaus befriedigenden Heilerfolge die Gunst der Badegäste im hohen Grade er worben. Dies gilt hauptsächlich von den kräftigen 5 Mineral quellen, die zum Trinken und Baden dienen, den altbe währten Moorbädern, welche mit Eisenwasser zubereitet werden, ferner von den kohlensaurer! Bädern, sowie den electrischen und Dampfbädern. Die nach den neuesten Er fahrungen der Wissenschaft eingerichtete Wasserheilanstalt bietet namentlich für Nervenkranke eine» günstigen Aufent halt. — Ganz vorzüglich eignet sich Augustusbad in Folge seines milden Klimas, seiner landschaftlichen Schönheit und seiner geschützten Waldlage, auch im Herbst, zur Auf nahme von Kranken und Erholungsbedürftigen. Auch erfolgt vom 15. August ab eine bedeutende Preisermäßigung der WohnungSmiethe. Prospekte und Näheres durch die Bade- direction und den Badearzt Dr. Meyer. Löbau. Für Sonntag, den 21. d. M., hat die Amts- hauptmannschast für den hiesigen Bezirk die Abhaltung aller regulativmäßigen Tanzmusik verboten, da erfahrungsgemäß eine große Gefahr der Verschleppung der gerade jetzt hier so stark grassirendcn Maul- und Klauenseuche der Rinder und Schweine durch den Verkehr der landwirthschaftlichen Dienstboten besteht. Freiberg, 15. August. Bei dem Baue der Heiz« anlagen im Dom wurden schon mehrere interessante Funde gemacht; neuerdings ist man in einer Gruft auf einen mit Seide ausgeschlagenen Sarg gestoßen, in dem, nach der Kleidung zu schließen, eine Braut zur Ruhe bestattet wurde. Die in den verschiedenen Grüften zeither gefundenen Knochen sollen in einer einzigen Domgruft vereinigt wieder bestattet werden. Die verschiedenen sonst aber aufgefundenen Gegen stände als Ringe, Degen, metallene und hölzerne kleine Kruzifixe usw. werden hoffentlich in den Besitz des hiesigen Alterthumsmuseums gelangen. — Die Domkirche bleibt der Bauarbeiten wegen bis auf Weiteres geschlossen und werden alle kirchlichen Handlungen in der St. Nicolaikirche vorge nommen. Mittweida, 16. August. Nachdem die Arbeiten zur Herstellung der Fernsprechverbindung zwischen Mittweida und Chemnitz gestern beendet worden, die Eröffnung des Betriebes der neuen Leitung am 16. d. M. stattsand. — Am Sonnabend Abend -^12 Uhr riefen Alarmsignale die Feuerwehren zum Dienst. Es brannten die 6 Scheunen hinter der Gottcsackermauer, welche schon bei dem am 6. März erfolgten Scheunenbrand bedroht waren. Die Feuerwehren fanden bei ihrem Eintreffen die ganze Scheunen reihe in Flammen vor, so daß an ein Retten der Scheunen selbst nicht, sonder» nur an die Deckung nachbarlicher Ge bäude und der dort in der Nähe aufbereiteten Holzstöße zu denken war. Die Gluth war eine furchtbare; der weithin sichtbare Feuerschein hatte 8 Spritzen der benachbarten Land gemeinden zuni Ausrücken veranlaßt. Das Feuer ist zweifels ohne, wie schon frühere Scheunenbrände, angelegt worden. Zschopau, 14. August. Heute Nachmittag kurz nach ü Uhr brach in dem am Markte gelegenen, dem Hutmacher meister Herrn Julius Böske gehörigen großen Eckhause Feuer aus. Da vollständige Windstille herrschte und die Feuerwehr sofort zur Stelle war, konnte das Feuer glücklicherweise auf seinen Heerd beschränkt werden. Das Schadenfeuer, dessen Ursache bis jetzt noch unbekannt ist, hat 7 Familien obdachlos gemacht. Leider haben sich mehrere Unglücksfälle zugetragen. Durch das auf der Marktseite zu gelegene einstürzende Dach wurden mehrere Personen, welche mit Ausräumen beschäftigt waren, zum Theil schwer verletzt; einem Manne und einer Frau mußten durch den Arzt die Kopfhaut zugenäht werden. Der Besitzer des Hauses war bei Ausbruch des Feuers in Freiberg zum Besuch. Limbach. Am vorigen Sonnabend brannte in der Zeit gegen neun Uhr Abends ein Theil der Bemmann'schen Bleicherei in dem benachbarten Hartmannsdorf nieder. Flöha, 16. August. Die Ausbreitung der lästigen Maul- und Klauenseuche hat im Bereich der Königl. Amts- hauptmannschast Flöha eine geradezu erschreckende Höhe er reicht. In Niederlichtenau ist die Epidemie in vier weiteren Gehöften ausgebrochen, sodaß sie nunmehr in 11 Gehöften daselbst herrscht. Weiter ist in Jrbersdorf die Seuche in einem Gehöft ausgebrocheu, während sie in Oederan erloschen ist. Mit Rücksicht auf den außergewöhnlichen Umfang der Maul- und Klauenseuche in Niederlichtenau hat die Königl. Amtshauptmanilschast zu Flöha beschlossen, den Durchtrieb, bezw. die Durchfuhr von Klaueuvieh jedweder Art durch den Ort 'Niederlichtenau bis auf Weiteres gänzlich zu untersagen. Zu einer gleichen Maßregel hat man übrigens auch bezüglich des Ortes Ottendorf bei Mittweida schreiten müssen, ein Beweis, daß auch in der Amtshauptmanilschast Rochlitz die Maul- und Klauenseuche iu bedenklicher Weise auftritt. Schwarzenberg, 15. August. Aus der Sacristei der Kirche zu Raschau sind die Taufschüsscl, Taufkannc, Hostien schachtel, 2 Leuchter und eine kleine Decke gestohlen worden. Fußspuren, ein aufgesundenes Lichtchen, sowie von der Kanzel abgerissene Fransen deuteten auf die Diebe hin. Ein der That Verdächtiger aus Raschau wurde verhaftet; die Gegen stände hat man jedoch noch nicht wieder erlangt. Wermsdorf. Am letzten Sonntag Nachmittag kurz nach 5 Uhr ist in dem Scheunen- und Schuppeugebäude des Gutsbesitzers Liebmann Feuer ausgebrochen und dadurch vollständig cingcäschert worden. Außer verschiedenen Geräth- schaften sind ca. 180 Schock Getreide mit verbrannt. Leipzig, 15. August. Au Stelle des verstorbenen Be triebsdirektors Krauße der Bayerischen Staatsbahn ist von Sr. Majestät dem König der seitherige Betriebsinspektor in Leipzig I, Julius Homilius, vom 15. d. M. ab zum „Betriebsdirektor" ernannt worden. Von demselben Tage ab ist der zeitherige Bauinspektor Rother in Chemnitz als „Betriebsinspeetor" zur Betriebs-Oberinspection Leipzig I versetzt worden. Ueber Gladstone, seinen Lebenswandel und seine Gewohnheiten, schreibt der Londoner Cvrrespvndent der „Köln. Ztg." Folgendes: Sobald Gladstone aufgestauden, nimmt er im Sommer Ivie im Winter ein kaltes Bad, und wenn er darin herum plätschert und dabei Pfeift, so weiß seine Frau, daß ihr Herr und Meister und Schutzbefohlener sich wohlig und wonnig fühlt. Auf das Bad folgt ein Spaziergang, und zwar, wenn eS die Umgebung zuläßt, mit dem Hute in der Hand, damit der frische Wind seinen Schädel umspielt. Elastischen Schrittes und erhobenen Hauptes schreitet er einher, als freute er sich über sich selbst, und oft kehrt er schon zurück, ehe seine Gäste auf Schloß Hawarden sich den Schlaf aus den Augen gerieben. Gegen Wind und Wetter hat ihn diese beständige Abhärtungseur so ziemlich unempfindlich gemacht. Bei seinem berühmten midlothia- nischen Feldzüge hielt er in Schottland bei Regen und Schneegestöber eine mehr als einstündige Rede, und während seine Zuhörer sich mit dem Hut und Regenschirm schützten, blieb er barhäuptig. „Ich bin so abgehärtet wie ein Christchurch-Schüler", sagte er, den Schülern ist bekanntlich jegliche Kopfbedeckung untersagt. Wie Bright das Angeln, so hat er sich als Lieblingssport das Baumfällen erkoren, der „große alte Holzhacker": barhäuptig und in Hemds ärmeln schlägt er rüstig mit der Axt daraus los, und was von Splittern abfüllt, wandert als Andenken an den großen liberalen Fetisch unter seine Anhänger. Ungemeiner Mäßig keit befleißigt er sich bei Tische, obgleich er im Allgemeinen von Allem nimmt. Langsam essen ist sein Losungswort. Aufmerksame Beobachter »vollen ausgerechnet haben, daß er jeden Bissen 31—33 Mal kaut, ehe er ihn den» Magen überantwortet. Von Getränken verehrt er besonders den Portwein, von dem er gern zwci bis drei Gläser nach Tisch trinkt; doch verschmäht er auch nicht ein gelegentliches Glas Champagner, schlürft selbst zuweilen eine Tasse Kaffee, wenn er auch sonst ein begeisterter Thcetrinker ist, besonders bei ausgedehnten Nachtsitzungen im Unterhause. Zuweilen setzt er dort bei langen Reden ein kleines Fläschchen au den Mund; es soll eine Mischung aus Eidotter und Sherry enthalten, als Lösungsmittel für seine Stimmbänder, die in den letzten Jahren viel von ihrer früheren Elastizität eingebüßt haben. Daß er im Uebrigen nicht über die Stränge schlägt, dafür sorgt sein guter Genius, seine Frau, unterstützt von seinem Leibarzte, dem vielgenannten Sir Andrew Clarke. Frau Gladstone wird überall daS Urbild der sorgsamen, nachgiebigen und anspruchslosen Gattin genannt, die iu dem Wirken und Wohlsein ihres ManueS anfgeht und, ihm halb unbewußt, der Steuermann seiner Gesundheit geworden ist. Sie regelt sein Leben, dämpft seinen Eifer, hält ihm widerwärtige Seenen und unliebsame Besucher fern, begleitet ihn auf seinen Reisen, hört seinen Reden von der Damengalerie des Unterhauses zu. Im Ostende heißt sie der Stolz Londons, für den Bekanntenkreis ist sie der Stolz Glad- stone's. Ein taktischer oder gesellschaftlicher Fehler ist ihr bis jetzt nicht nachgelvieseu worden, es sei denn, daß sie cs verschmäht, im Sinne der oberen Zehntausend ein Haus zu machen. Auf Schloß Hawarden schlägt Gladstone jeden Morgen vor 8 Uhr den Privatweg nach der benach barten Dvrfkirche ein, Ivo sein Sohn die Rectorstelle versieht, und wohnt dem Gottesdienste bei. Denn religiös ist er in seiner Weise, sowohl aus innerem Bedürfnisse und Ab neigung gegen die Philosophie und ihre Systeme, als auch ans Nützlichkeitsgrüuden: ist doch der religiöse Mann auch ein guter Mann, und ein guter Mann kann nicht leicht Unrecht thun — sagt sich das gemeine Volk. Sonntags verliest er sogar die Kirchengebete, ein vielbe- gehrtcs und vielbesprochenes Schauspiel für die zahlreichen Ausflügler, die uach Hawarden strömen, um den großen Mann zu sehen. Sonst verbringt er den größten Theil des Tages in seinem Allerhciligstcn, seiner Bibliothek. Dort hat er, ein unermüdlicher Bücherwurm, au 12000 Bände aufgcspcichert, von denen der größte Theil der Theologie, sowie der Homer, Dante und Shakespeare, Literatur angehört. Drei verschiedene Schreibpulte yat die Bibliothek anfznweisen; eines ist für Fran Gladstone bestimm,' an dem zweiten beschäftigt er sich mit Politik und m, dem dritten mit Literatur, vornehmlich mit Homer Studie». Für die Biblivtyekwisseuschafl hegt er eiu nugememcll Interesse. Schon hat er auf seinem eigenen Schlosse sitz sich die Frage gelöst, wie ans verhältnißmäßig kleine!» Raum die größtmögliche Anzahl von Büchern nnterzii- bringen sei; er brachte in rechtem Winkel gegen die schon mit Buchern bedeckten Wände neue Schränke an, fo dass überall neue Büchernischen entstellen, die Platz für unend liches Material schaffen. Unlängst schrieb er einen viel gelesenen Aufsatz über die Frage, was in ferner Zutuns, mit dem Bücherreichthnme der Welt geschehen solle. Äi Geiste sieht er voraus, wie das nächste Jahrtausend mit» der Mmige des täglich wachsenden Vorratys keucht: daher befürwortet er die Anlage unterirdischer Katakomben, wo! jene Last zur Ablagerung kommen solle. Die Bücherlied-! Haberei ist wohl neben dem Baumfällen die einzige Passion, die er sich gestattet hat. Ans die Pürsche ist er nie gegangen: ob er jemals geritten, ist zweifelhaft; Glücks spiel und Tabak sind ihm fremd. Eine Zeit lang war er ein eifriger Sammler von altem Porzellan, bis er m Jahre 1874 seine gesammten Schütze unter den Hamm» brachte. In London streift er mit Vorliebe die großen Verkehrsstraßen von Regent Street, Piceadilly und Bons Street ab. Nicht ahnend oder unbekümmert darum, das, er der Gegenstand der allgemeine Beobachtung sein könne, bleibt er an den Verkaufslüden stehen, wendet sich bei Straßenübergängen mit der Gelenkigkeit eines Jünglings durch und schreitet eilige» Schrittes fürbaß, als gelte es, ein fernes Ziel bald zu erreichen. In der Kleidung trag, er eine gewisse Koketterie znr Schau, wenn sie auch »ach Schnitt und Faltenwurf höchstens das Kunstwerk eines unternehmenden Dorfschneiders erster Güte scheint. J«S Unterhaus kommt er oft mit einer Blume im Knopfloch. Charakteristisch ist sein hoher Hemdkragen, unseren ver flossenen Vatermördern vergleichbar, ans dem sein Kopf herausspringt Ivie der einer Schildkröte aus ihrem Gehäuse. Der Caricntnrzeichner Harry Fnrniß hat ihn in diesem Krage» im Witzblatte „Punch" längst verewigt. Ob er höflich ist? Die Frage ist wiederholt angeregt worden, angeblich weil er der Königin nicht nur auS politischen, sondern auch ans persönlichen Gründen nicht genehm sein soll. Die Frage ist offenbar falsch gestellt. Als Briefschrciber giedt es einfach keinen höflicheren Mann auf dieser Erde: eine» beträchtlichen Theil seiner Zeit verbringt er mit Beant wortung von Briefen, die jeder andere Politiker in seiner Stellung unbeachtet lassen würde. In der Unterhaltung aber setzt er seinen Mitmenschen zu viel voraus: er hebt sic auf sein eigenes geistiges und gelehrtes Niveau; und so kann es geschehen, daß er bei einer Tischgesellschaft, sei eS auch im königl. Schlosse, eine spitzfindige homerische Frage anregt, die nur den Fachmännern geläufig sei» dürfte. Und dabei verträgt er nur ungern einen Wider spruch, wie alle Menschen, denen ein ausgezeichnetes Ge dächtnis; mit mannigfachen, sorgfältig gefüllten Schublade» znr Verfügung steht. Eine Zeit lang machte eine Ge schichte die Runde, nach welcher seine Frau einem allzu hartnäckigen Tischgenvssen, der vor Gladstone nicht die erwünschte Nachgiebigkeit besaß, durch einen Diener einen Zettel zustcllen ließ mit den Worten: ,Mr. (Uackstons iz nsvor oontrackiotoä", d. h. man widerspricht Hrn. Gladstone nicht. 8s uon ö varo, ö dsn trovato. Von seinen» Ge dächtnisse erzählen sich seine Cabinetsmitglieder die wunder barsten Dinge. Mit der größten Bestimmtheit erinnert er sich parlamentarischer Vorgänge, die an einem gewisse» Tage vor so und so viel Jahren stattfanden ; das Wunder lichste aber dabei ist, daß er selbst aus der Verwunderung darüber nicht herauskommt, wie man ein solches Ereignis vergessen könne. Freilich, wer daS Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen. Manchmal spielt ihm sein Gedächtnis;, zumal bei zunehmendem Aller, einen bösen Streich und dann dreht und windet er sich, um durch alle erdenkbaren dialectischen Sprünge und gesuchte Erklärungen den Jrrthnm zu rechtfertigen oder zu beschönigen. Vermischtes. Aus Kissing en wird der „N. Fr. Pr." folgende Bismarck-Geschichte mitgetheilt: Der Fürst machte in den letzten Tagen seines Aufenthaltes allein einen Spaziergang in dem Walde bei dem „Altenburger Hause" und wurde daselbst von einem Gcivitterregen überrascht. Die Kellnerin im „Altenburger Hause", die den Fürsten ohne Regenschirm gewahrte — er kam sehr eilig aus dem Walde heraus — eilte sofort mit einem solchen auf ihn zu. Der Fürst nahm ihn dankend an. „Ja, liebes Kind", sagte der Fürst, „es ist doch immer besser, ein sicheres Obdach zu haben, als so unbeschirmt unter dem Regen einherzuwandcln." Dabei bot der Fürst dem gefälligen Mädchen seinen Arm, und die Beiden wandelten selbstander einer Schutzhalle zu, wo sich der alte Reichskanzler niedcrlicß. Nachdem der Regen auf gehört hatte, gab der Fürst dem Mädchen einen herzhaften Kuß, worüber dasselbe ganz überglücklich war und zum Fürsten äußerte: „Eine große Ehre für mich." Doch der Fürst ant wortete lächelnd: „Die Freude ist für mich eine noch größere, mein Schatz." So hat die Kellnerin die Geschichte erzählt. Rom. Am 10. d.s erschien vor den römischen Geschworenen Adolf Schicktanz aus Stolpen, Königreich Sachsen, der am 3. Juni d. I. den Bankier Phelps in dessen Wechselstube ermordete. Der Angeklagte ist ein kräftiger, junger Mann mit wohlgenährtem Gesicht, sorgsam gepflegtem Schnurrbart, blauen Augen und blondem Haar. Er macht den Eindruck