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45. Jahrg 15« Riesa, Sonnabend, 24. September 1892, Meads S. O. 1309. Zr. Erscheiaua,« ta,e: Montag, Mtttioock, Fceitag und Sonn abend Abends. Bezugspreis: Vierleliäbrlich I Mt. 25 Ps. Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Handelsmanns Carl Moritz Jobst in Riesa wird, nachdem der in dem Vcrgleichstermine vom 28. April 1892 angenommene Zwangsvergleich durch rechtskräftigen Beschluß von demselben Tage bestätigt ist, hierdurch aufgehoben. Riesa, den 24. September 1892. Königliches Amtsgericht. Heldner. . Veröffentlicht: Gerl ach, Gerichtsschreiber. Für dir Numnnr des Ausgabetages bis Bonn. 9 Uhr ohne Gewähr. Anzeigenpreis 4qespa!t. Cvrpuszeile oder Raum 10 Pf. Bekanntmachung. Herr Gruft Wilhelm Kaulftrft, Restaurateur zu Riesa, beabsichtigt, in seinem Grundstück Schiitzenstraße Nr. 20 (Brand-Catafter Abtheilung ä. Sir. 14k Ll) Hierselbst eine Schlächterei für Kleinvieh zu errichten. In Gemäßheit 8 17 der Reichsgewerbe-Ordnung in der Fassung vom 1. Juli 1883 wirr Solches mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf besonderen Privatrcchtstiteln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, bei dem unterzeichneten Stadtrathe anzubringen. Riesa, den 22. September 1892. Der Stadtrath Klötzer. Bekanntmachung. Herr Rentier, Stadtrath Herma«« Riedel zu Riesa beabsichtigt, in seinem Grundstück Kastanienstraße Nr. 3 (Brand-Cataster Abtheilung A. Nr. 146kl) Hierselbst eine Schlächterei für Kleinvieh zu errichten. . . In Gemäßheit 8 l? der Reichsgewcrbe-Ordnung in der Fassung vom 1. Juli 1883 wrrd Solches mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf besonderen Privatrechts-Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, bei dem unterzeichneten Stadtrathe anzubringen. Riesa, den 22. September 1892. Der Stadtrath Klötzer. Fernsprechstelle Nr. 20. der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa» Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastantenftraße S9. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. EMail und Anzeiger Telegramm-Adresse: "7^ - b. m. LI m rs 4> rcrIl dl n 4 1 K s* 11 u das „Elbeblatt und Anzeiger" erbitten uns bis K A p 1 N T- K spätestens Bormittags v Uhr des jeweiligen Ausgabetages Die Geschäftsstelle. Bekanntmachung. Die in Gemäßheit von Artikel II. 8 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetz-Blatt Seite 245 flg. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Großenhain im Monat August festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden resp. Quartierwirthen innerhalb der Amtshauptmannschaft im Monat September an Militär-Pferde zur Verabreichung gelangende Marschfourage beträgt: 8 M. 71,5 Pfg- für 50 Kilo Hafer 3 - 78 - - 50 - Heu. 2 - 20,5 - - 50 - Stroh. Königliche Amtshauptmannschaft Großenhain, am 22. September 1892. v. Wilucki. * Oertliches und Sächsisches. Niesa, 24. September 1892. — Gestern Nachmittag um t Uhr fand in der Aula Les oberen Schulhauses eine zwar einfache, aber erhebende Abschiedsfeier statt. Es galt einem treuverdienten Mitglieds des Lehrerkollegiums, dem Herrn Oberlehrer Frey berg, der nach beinahe 40 jähriger ersprießlicher Thätigkeit als Lehrer an den hiesigen städtischen Schulen in den wohlverdiente»: Ruhestand tritt, Lebewohl zu sagen. In seiner warmen Ansprache an den scheidenden Coüegen hob Herr Schuldirector Bach hervor, daß derselbe, soweit dies aus den Schularten hervorgehe, der erste Lehrer in Riesa sei, dem es vergönnt werde, diese Stunde zu erleben und bei guter Gesundheit des Leibes und des Geistes als Eme ritus sein Amt, daß er jederzeit in Liebe und Treue ver waltet, niederzulegen. Herr Schuldirector Bach hob weiter chervor, daß Herr Freyberg nicht bloß als Mädchenlehrer es verstanden habe, sich in die Herzen seiner jetzigen und seiner früheren -Schülerinnen einzuschreiben, sondern daß er sich auch durch seine Thätigkeit außerhalb der Schule bei vielen Be wohnern hiesiger Stadt ein bleibendes Denkmal gesetzt und daß er endlich auch durch seine collegialische Gesinnung die Herzen seiner Amtsgenossen gewonnen habe. Für diese seine vielseitige und ersprießliche Thätigkeit sei ihm mcht bloß seitens seiner Herren Vorgesetzten und seiner Behörden Anerkennung, sondern auch durch die oberste Schulbehörde und durch die Gnade Sr. Majestät des Königs ehrende Auszeichnung zu Theil geworden. Indem der Herr Schuldirector Herrn Oberlehrer Freyberg noch den Dank des versammelten Colle giums, sowie der anwesenden Classe des Herrn Freyberg und seiner früheren Schülerinnen und der Schulgemeinde Riesa in herzlichen Worten aussprach, wünschte er dem scheidenden Herrn Collegcn einen ruhigen und heiteren Lebensabend, ihn Hütend, auch seinerseits dem hiesigen Lehrercollegium und der Stadt Riesa ein gutes Andenken bewahren zu wollen. Be wegten Herzens dankte zunächst Herr Oberlehrer Freyberg zunächst feinem Gott, der ihn bis hierher geleitet und so reichlich gesegnet und sodann für die für seine Amtsthätigkeit ihm gewordene ehrende Anerkennung und allerhöchste AuS- zeichnung, sowie für alle Liebe und Freundschaft, die er wäh rend seiner 40 jährigen Wirksamkeit in Riesa in reichem Maße erfahren. — Am Abend hatte sich das Lehrercollegium zu Ehren des Herrn Oberlehrer Freyberg zu einem gemüth- Uchen Beisammensein im Gartensalon der Elbterrasse ver sammelt, das auch mehrere Herren vom Schulausschusse, unter ihnen Herr Bürgermeister Klötzer und Herr Stadtver ordnetenvorsteher Rendant Thost, mit ihrer Gegenwart beehrten. — Gestern Abend wurden sowohl in Riesa am Elbqaui als auch in Gröba am Quai und im Hafen daselbst die gegen Einschleppung der Cholera getroffenen Vorsichtsmaßregeln ganz plötzlich aufgehoben, die Wachen und Posten wurden eingezogen, die Tafeln mit dem Landungsverbot in Riesa weggenommen, kurz, ganz so sah es aus, als wenn die Cholera in Europa und besonders in Hamburg erloschen sei. Die Gründe für diese neuen Maßregeln sind uns nicht bekannt, letztere nach den bisherigen sehr strengen Vorsichtsmaßnahmen auch nicht recht faßbar, wir werden aber zu erfahren suchen und in der nächsten Nummer unseres Blattes unsere Meinung und die unserer Bürgerschaft zum Ausdruck bringen. — An das hiesige Fernsprechnetz sind heute drei weitere Theilnehmer angeschlossen worden. Es sind beigetreten und haben erhalten Nr. 32 Dr. Nicolai, Nr. 33 Hotel Sächsischer Hof, Nr. 34 Hotel Kaiser Wilhelm. — In der am Donnerstag unter Vorsitz des Herrn Fabrikant H. Barth abgehaltenen Versammlung des Gewerbe vereins gelangt zunächst ein Circular der deutschen Fachschule für Blecharbeiter zu Aue in Sachsen zum Vortrage. In diesem Rundschreiben wird mitgetheilt, daß die Königl. Hohe Regierung der Anstalt auf Ansuchen Mittel gewährt hat, mit Hilfe derer es der Schule möglich gemacht ist, bedürftige und würdige Schüler sächsischer Staatsangehörigkeit je nach Bedürfniß theilweise bis gänzlich schulgeldfrei aufzunehmen. Aus dem beigcfügten Prospekt geht hervor, daß der Aufzu nehmende das 16. Lebensjahr erfüllt haben und in einer Prüfung den Besitz von Kenntnissen nachweisen muß, wie sie das Ziel der ersten Classe einer guten Volksschule gewährt. Durch Zeugniß hat der Aufzunehmende weiter darzuthun, daß er mindestens 2 Jahre in seinem Fache praktisch thätig gewesen bezw. gelernt hat. Die Ausnahme erfolgt Ostern und Michaelis jeden Jahres und erstreckt sich der Unterrichts- cursus insgesammt auf 1»/, Jahre in drei aufsteigenden Classen. Die Mittel, die ein Schüler seinerseits für Kost, Logis rc. aufzübringen hat, belaufen sich auf etwa 30—40 Mark monatlich. — Hierauf nahm man Kcnntniß von mehreren eingegangenen Angeboten von Vorträgen, darunter von dem Ingenieur Ri. Thier in Erfurt über das Mannes- mann'sche Rohrwälzverfahren und von F. A. Geißler in Zittau über Experimental-Physiologie oder Gedankenlesen (gegen den Spiritismus gerichtet). Beschlossen wurde, in Erfurt anzusragen, wie hoch sich das Honorar für den Ex perimentalvortrag über das Mannesmann'sche Rohrwalyver- fahren stellt, da man diese großartige Erfindung der Neuzeit gern näher kennen lernen möchte. Weiter wurde beschlossen, ein Exemplar des Buches „Bilder aus der guten alten Zeit", worin der Verfasser Oscar Förster, Bürgermeister a. D., interessante kulturhistorische Vergleiche zwischen Sonst und Jetzt anstellt, für den Verein anzukaufen. Der Herr Vor sitzende zeigte „Drahtglas" aus der Fabrik der Dresdener Actiengesellschast für Glasindustrie vorm. Friedrich Siemens vor. Dieses mit einer Drahteinlage — ähnlich wie das in letzter Sitzung vorgezeizte Tectorium — sabricirte Glas ist sehr widerstandsfähig gegen Stoß und Druck und jeden Temperaturwechsel und eignet sich ganz vorzüglich für Dach- uno Fußbodenconstructionen und viele andere Zwecke. Es kostet davon der Quadratmeter 8 rnirx Stärke 10 Mark, von 15 irinz Stärke 20 Mark, von 30 irirn Stärke 30 Mark und von 40 irirrz Stärke 40 Mark. Weiter zeigte der Herr Vorsitzende mit sog. „Dachpappenschutz" imprägnirte Dachpappe vor. Der Dachpappenschutz aus der Fabrik von Höndorf u. Comp. in Magdeburg eignet sich nicht bloß zum Anstreichen der Dachpappe, wodurch das wiederholte Theeren der Pappdächer überflüssig wird, sondern auch zuin Jmpräg- niren von allerhand Eisentheilen. Auf 100 Quadrameter Dachfläche sind 50—70 Kilo erforderlich und stellt sich der Preis in Schwarz auf 7,50 Mark, in Roth auf 10 Mark pro Centner incl. Faß. Zu Versuchen werden 5 Kilo zu 1,50 Mark abgegeben. Die Vertretung hier sowohl für „Drahtglas" als für „Dachpappenschutz" hat Herr Kaufmann Felix Weidenbach in Riesa. — Der angekündigte Vortrag des Herrn Lehrer Dietzel über die verschiedenen Arten der Feuererzeugung wurde wegen zu schwachen Besuches der Versammlung vertagt. — In dem Garten des Herrn Lehrer Nöthlich steht jetzt ebenfalls ein Pflaumenbaum in reicher Blüthe. Der Baum hat ziemlich alles Laub verloren und dafür fast an allen Zweigen neue Blüthen angesetzt. — Interessenten machen an dieser Stelle noch darauf aufmerksam, daß nächsten Mittwoch, am 28. September, Vormittags 10 Uhr, die zur Ausmusterung gelangenden Dienstpferde, circa 40 Stück, der 2. und 3. Abtheilung des 3. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 32 im Hofe des neuen städtischen Casernements an der Friedrich-Auguststraße zur Versteigerung kommen. — Ueber den Saatenstand und die Ernte im Königreich Sachsen bis zum 15. September nach der Zusammenstellung des Landesculturraths wird gemeldet: In der ersten Hälfte der Berichtszeit war die Witterung wiederum viel zu trocken und kam in der dritten Augustwoche dem Tropenklima sehr nahe. Erst Ende des Monats August traten starke Gewitter regen auf, denen in den ersten Tagen des September in fast allen Landestheilen mehr oder weniger starke Nieder schläge folgten und das Erdreich etwas auffrischten. Im Flachland war die Regenmenge zumeist nicht durchdringend genug, um günstig auf das Wachsthum der noch anstehenden Früchte, besonders der Kleefelder und Wiesen, einzuwirken, während im Gebirge und im Vogtlande die Aussichten sich günstiger gestaltet haben, wo außer den Hackfrüchten auch noch Hafer und Sommerroggen sich etwas gebessert haben und trocken einzebracht werden konnten. Sonst aber wird vielfach über leichtes Korn und geringen Strohertrag bei den Sommerhalmfrüchten geklagt. Das Kartoffelkraut verschiedener Spätsorten hat sich auffallend frisch und grün erhalten, derart daß die eingetretenen Niederschläge Neuwuchs verursachten Im Großen und Ganzen wird der Ertrag der Kartoffeln besonders der frühen Sorten, ein geringerer sein als erhoff» worden war, dagegen wird die Güte zumeist ausgezeichnet sein. Mehr als bei den Kartoffeln wurde das Wachsthum bei den Futter- und Zuckerrüben von der Trockenheit ungünstig beeinflußt, sodaß auch hierin mit einem bedeutenden Ernte, ausfall gerechnet werden muß. Kohl und Kraut sind gleich falls in ihrer Entwicklung zurückgeblieben und sind außerdem strichweise durch Raupenfraß stark heimgesucht. Am nach, theiligsten hat sich die Trockenheit auf den Kleeschlägen unt Wiesen bemerkbar gemacht. Der zweite Kleeschnitt ist viel fach ganz ausgefallen, ebenso konnte auf vielen Wiesen von einer Grnmmeternte nicht die Rede sein. Nur die Thal- und Wässerwiesen lieferten etwas Grünfutter oder Grummet Dem Stoppelklee kamen die Regentage zu Anfang del Monats etwas zu Statten, doch wird, da wieder höher« Temperatur eingetreten und die Niederschläge nicht nachhaltig genug gewesen, ein Futterschnitt kaum möglich werden, sc daß für diesen Winter vielerorts starker Futtermangel ein- treten wird, da die Winterbestände vielfach schon jetzt an gegriffen werden mußten. Infolge der großen Trockenheil ist auch der Raps sehr lückenhaft aufgegangen ; außerdem sind die jungen Pflanzen stark vom Erdfloh heimgesucht — Die Druschergebnisse, welche jetzt in vermehrter Anzahl vorliegeu, weichen in vielen Bezirken von den Angaben de« Vormonats ab, und zwar sowohl durch Mehr- als durcl Mindererträge -, jedoch liefert der Durchschnitt sowohl naä