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EMail und Anzeiger. Amtsblatt t« Kömgl. AmtshMptmamschift Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des StadttathS zn Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. 8O. Donnerstag, den S. Juli 1885. 38. Jahrg. Erscheint in Riesa wöchentlich dreimal: DienStag, DonurrAtag und Gvnnabrnd. — AbonnementSprei» vierteljährlich 1 Rark rs Pfg. — Bestellungen nehmen alle «aiserl. Poftanstalten. Postboten, die Expeditionen in Riesa und Strehla (E. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei -em ausgcbmteten Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung finden, «vitten wir uns bis Lags vorher Vormittag« S Uvr. JnsertionSprei« die dreigespaltene LorpuSzeile od« deren Raum 10 Pfg. Die diesjährigen Obstnutzungen, und zwar: an der Poppitzer Straße, am Wege nach Weida und nach Pausitz, an der Straße nach Leutewitz von der Brückenmiihle bis zur Leutewitzer Grenze, an der Jahna von der Wasserkunst bis zu Riedrich's Hause, im Nonnengarten, auf dem sogenannten Anger, auf dem Fährdamme in Gohlis und an der Straße von Göhlis nach Poppitz, sollen Donnerstags, den S. Juli dieses Jahres, Nachmittags S'/r Uhr, in der hiesigen Rathsexf-edition an den Meistbietenden verpachtet werden, vorbehältlich der Auswahl unter den Bewerbern. Niesa, am 2. Juli 1885. Der Ttadtrath. Steger. - Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Von Wiener offiziöser Seite war bereits der 4. oder 5. Juli als der Tag bezeichnet worden, an welchem Kaiser Wilhelm in Ischl mit dem österreichischen Kaiser zusammentreffen sollte. Jetzt wird cs in unterrichteten Kreisen nur noch als „höchst wahrscheinlich" bezeichnet, daß Kaiser Wilhelm auch in diesem Jahre nach Wildbad Gastein geht. Der Reichskanzler Fürst Bismarck hat am Freitag den Vertrag mit dem Norddeutschen Lloyd in Bremen wegen Ertheilung der Dampfersubvention vollzogen und soll Vlissingen als Anlaufshafen bestimmt haben. Die Herzogin von Cumberland wurde am Sonn abend Abend von einem Prinzen entbunden. Der Bundesrath hat sich bis Mitte September vertagt. Die seiner Zeit in Aussicht gestellten Konferenzen in Sachen der Ausweisung der russisch-polnischen Ueber- läufer haben jetzt stattgefunden. Weitere energische Maßnahmen werden als Ecgebniß derselben in nächster Zeit zu erwarten sein. Weimar, 6. Juli. Der Unglücksfall, der di« Prinzeß Elisabeth betroffen, erregt hier um so allge meinere und innigere Theilnahme, als die Prinzeß wegen der Freundlichkeit ihres Wesens bei Jedermann beliebt ist. Gestern war ihr Zustand besorgnißerregend, da sich öfters Bewußtlosigkeit einstellte; heute indeß konnte das Bulletin des Geh. Medicinalraths Or. Pfeiffer die erfreuliche Meldung bringen, daß die be denklichen Erscheinungen abgcnoinmen haben und das Fieber nicht wieder eingetrcten ist. Mainz. Hier ist das Kriegsgericht zusammen getreten, um sich mit einer Aburtheilung wegen Be freiung vom Militärdienst zu befassen. Angeschuldigt sind I)r. Bommer, Oberstabsarzt erster Klasse vom 97. Infanterie-Regiment, und Dr. Hennicke, Stabs arzt von dem 27. Nassauischen Feldartillerie-Negiment. Da ein sehr umfangreiches Aktenmaterial vorliegt und auch eine Menge von Zeugen zn vernehmen sind, so werden die Verhandlungen voraussichtlich lange Zeit in Anspruch nehmen. Frankreich. Damit bei den kommenden Kammerwahlen auch der Humor nicht fehle, sind die Anhänger des Don Carlos, welche diesem die fran zösische Kriegskrone verschaffen möchten, nun ebenfalls mit einem Wahlaufruf au die Oeffentlichkeit getreten. Die „Partei" soll bereits mehr als ein halbes Dutzend Mitglieder zählen. Jetzt heißt es auf einmal, Olivier Pain sei nicht ermordet, sondern habe vor langer Zeit den Weg des oberen Stil eingeschlagen und man werde bald seine Ankunft, am Congo erfahren. Bestätigt sich das, so hat sich Herr Rochefort wieder einmal umsonst erhitzt. Großbritannien. Tas neue Ministerium hat sieben neue Mitglieder des Oberhauses ernannt, da runter auch Meyer Rothschild, welcher von nun ab Lord Rothschild genannt wird. Derselbe ist dem Glauben seiner Väter treu geblieben und somit der erste Jude, der unter den stolzen englischen LordS einen Platz erhält. England hat beim Sultan vertraulich angefragt, ob derselbe nicht türkische Truppen gegen den Mahdi senden wolle. Dazu verspürt man aber in Konstanti nopel wenig Lust, es wäre denn, daß Lord Salisbury sich dazu verstünde, einem längstgehegten Wunsche der Türkei zu entsprechen: England soll sich nämlich Ver pflichten, innerhalb einer bestimmten Frist seine Truppen gänzlich aus Aegypten zurückzuziehen. Darauf will Salisbury aber nicht eingehen. Schweiz. Im Kanton Zürich hat am Sonntag eine allgemeine Volksabstimmung stattgefunden. Durch dieselbe wurden die Wiedereinführung der Todesstrafe und die Einführung von obligatorischen Fortbildungs schulen mit großer Mehrheit abgclehnt. Spanien. Der spanische Botschafter in Paris hat sich bei der dortigen Negierung darüber beschwert, daß diese an der spanischen Grenze die Uintriebe der spanischen Republikaner, vor allem ZorillaS, dulde. Obwohl der letztere aus Frankreich ausgewiesen ist, soll er sich doch heimlich dort aufgehalten. — Aus Amerika ist ein Flüchtling, namens Angulo, in Paris einzetrofsen und von den daselbst ansässigen spanischen Republikanern hoch gefeiert worden. Man hält ihn allgemein für den Mörder des General Prim und ihm ist bei einem neuen Aufstand in Spanien , der-vorbereitet sein soll, eine Führerrolle zugedacht. Amerika. Wie Londoner Blätter aus New Nork erfahren, soll die Ernennung Kelleys zum Ge sandten in Wien nicht rückgängig gemacht werden. Sollte die österreichische Regierung es ablehnen, ihn zu empfangen, so werden die Vereinigten Staaten in Wien unvertreten bleiben. Kelley gilt als eine fähige und für den Posten geeignete Persönlichkeit und es wird behauptet, Oesterreich habe keinen Grund zur Beschwerde über die Ernennung die in keiner Weise eine Rücksichts losigkeit in sich schließe. Brasilien. Das Ministerium hat dem Parla ment einen Gesetzentwurf zugehen kaffen, wonach die Sklaverei in Brasilien binnen sieben Jahren völlig auf gehoben sein soll. Die Sklaven sollen zunächst gezählt und nach dem Preise geschätzt werden. Der Staat zahlt den Herren nach und nach den Betrag in Papier geld aus. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 8. Juli 1885. — Ter Probevorstellung, welche Herr Hof künstler Forelli. am Freitag im Stadtpark ver anstaltet hatte, folgte gestern Abend die erste Haupt vorstellung, in der zum Theil die Vorführungen der Pröbevorstellung repetirt, zum Theil neue Pro duktionen beigefügt wurden. Was die Leistungen des Künstlers anlangt, so muß man die selben als vorzüglich bezeichnen: derselbe erzielt mit de» einfachsten Mitteln die überraschendsten Erfolge und die Illusion ist in der Regel eine vollständige. Geschwindigkeit ist eben keineHexerei und doch sicht man dem Pröstigiatenr durchaus keine Eile und keine Hast an: i» aller Ruhe und dabei mit einer ftauncnSwerthcn Sicherheit führte er seine Kunstproductionen, unter denen wir manches Bekannte, aber auch vieles Reue, Alles in Allein interessant und frappant, fanden, dem Kreise seiner Zuschauer und Zuhörer vor und er zielte damit daher immer einen großen Effect. Noch muß hier gerügt werden, daß mit den für die Probevorstellung ausge- gebcuen Karten durch den betreffende» Boten — der dafür allein verantwortlich zu machen ist, — alle Welt beglückt wor den ist, nur nicht die Mitglieder des VcrschönerungSvercins, für welche die Karten in erster Linie bestimmt waren. — Dem Vernehmen nach steht die Einziehung des Weidaer Weges vom Neumarkt bis zur Einmündung in die Kastanienstraße bevor, da mehrfache Kaufsgesuche an die Stadtvertretung gelangt sein sollen. Der Ver kehr nach der Stadt würde daher vom Weidaer Weg um das Förster'sche Eckhaus herum nach der Kastanien- und Wettinerstraße gewiesen werden. Unter solchen Umständen taucht die Frage der Weiterführung der Gartenstraße wieder in dringender Gestalt auf. Großenhain. Dem „G. U.- und A.-Bl." schreibt man Die ungewöhnliche Hitze fordert in diesem Sommerihrezahl- reichen Opfer, wo ihr Unvorsichtigkeit in die Hände arbeitet. Der junge Gutsbesitzer G. in B. bei Moritz burg war am 27. Juni zu Besorgungen nach Dresden gefahren und hatte sich am frühen Nachmittag noch bei voller Sonnengluth auf den Heimweg begebe». Unterwegs sucht er seinen Durst durch einen eisgekühlten Trunk zu löschen. Bald darauf übermannte denselben ein Zustand namenloser Schwäche, er mußte nach Hause gebracht werden und verstarb dort noch am selben Tage. Im Nachbardorfe Medingen liegt der Maurer B., welcher am gleichen Tage, nach sehr schwerer Arbeit erhitzt, zu kalt getrunken hatte; auf den Tod krank darnieder. Möchten solche Fälle vor gleicher Unvorficht warnen! - Lommatzsch, 7. Juli. Gerade drei Wochen lang ist die dem Fleischermeister Max Wiese in Meißen gehörige, am II. Juni Abends ihrem Führer entlaufene Kuh in hiesiger Gegend herumgeirrt, bis dieselbe endlich am Donnerstag Nachmittag in Pröda gesehen und von einigen Leuten bis nach Leuben ver folgt werden konnte, wo sie auch eingefangen wurde. Meißen, 5. Juli. Die Blüthe des Weinstocks in unseren Bergen ist vorüber und war vom denkbar günstigsten Wetter begünstigt. Es stellen sich infolge dessen auch die Ernteaussichten günstiger, als anfangs zu erwarten war, und im Allgemeinen darf in quanti tativer Hinsicht wohl sicher auf eine Mittelernte ge rechnet werden. Dresden. In Bachs Etablissement waren am Sonntag zur 12. Generalversammlung von Sachsens Militärvereinsbund die Delegirten von 15 Bundes bezirken mit 57 Stimmen — es fehlte nur der Be zirk Marienberg mit 2 Stimmen — vereinigt. Der Präsident Tanner eröffnete die Versammlung mit Be grüßung der Anwesenden, unter welchen sich auch eine Anzahl Offiziere der Dresdner Garnison befand, und schloß seine Ansprache mit einem Hoch auf König und Kaiser, worauf in die geschäftlichen Verhandlungen eia- getreten wurde. Der in Druck gelegte und zur Ver breitung gelangte Kassenbericht fand die Genehmigung der Versammlung, die dann in die Berathung des revidirten Bundesstatuts eintrat, welche eine Zeit von 6 Stunden beanspruchte. Die 4 ausscheidenden Directorialmitglieder Beyer, Klähn, Lippoldt und Fickenwirth wurden wiedergewählt und schließlich ein Antrag aus der Mitte der Vereine des Bezirkes Leipzig-Stadt auf Ausscheidung behufs Bildung eines Landbezirks verworfen. Aus der Bundesstatistik wollen wir noch hervorheben, daß der Bund im Juni 1885 insgesammt aus 945 Vereinen mit 101867 Mit gliedern bestand, während die Statistik von 1884 nur 94 222 Mitglieder nachweist. Vor dem kgl. Landgericht fand am 6. d. die Haupt verhandlung gegen den schon vielfach vorbestraften Hand arbeiter Kühne aus Altfranken statt, welcher am 2. Psingstfeiertage d. I. in Zschertnitz das 6 jährige Töchterchen eines Hilfsweichenstellers, das am ander» Tage in einem Kornfelde entsetzlich zugerichtet todt auf gefunden wurde, vorsätzlich getödtet hatte. Trotz seines beharrlichen Leugnens, wodurch sich die Vernehmung von 34 Zeugen und Sachverständigen nöthig machte,