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Elbckall un- AnMcr. Amtsblatt der König!. Amtshnn-tmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts Md des StadtrathS zu Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. Dienstag,, den 7. September 1886 39. Jahrg. Erscheint in Riesa wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag und Lvnnabend. — Adonnementsprei« vierteljährlich I Mark 2i Psg — Bestellungen nehmen alle Saiserl. Poftanftalte» Postboten, die Swcdllioncn in Riesa und Krreola (E. Schön», sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem auSgebrcitcten Leserkreis« eine wirksame Veröffentlichung stndm, crbmen wi, uns vis Tags vorder Vormittags S Ubr. JnjertionSpreiS die dreigespaltene LorpuSzeile öder deren Raum t» Psg. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 6. September 1886. — Bei der überaus großen und anhaltenden Hitze fällt draußen auf den Feldfluren Alles zusammen. Für die Herbstfrüchte und namentlich für Kraut und Rüben ist ein baldiger durchdringender Regen höchst von- nöthen. Auch für das Obst würde sich derselbe als eine Wohllhat erweisen. Die Pflaumenbäume stehen in unserer Gegend zwar reich mit Früchten behangen, allein die Frucht ist zum größten Theil von Maden inficirt. Es empfiehlt sich, die Bäume zu schütteln, damit die madigen Pflaumen abfallen; doch lasse man letztere nicht liegen, sondern entferne sie sofort. — In der gegenwärtigen Jahreszeit kommt es oft vor, daß durch giftige Fliegen eine Uebertragung des ihnen anhaftenden Leichengiftes auf die von ihnen gestochenen Menschen stattfindet. Es stellen sich dann schmerzhafte Geschwülste ein; oft muß sogar eine Am putation des von dem Fliegenstich getroffenen Gliedes erfolgen. In Blättern aller Art ist schon vielfach mit- getheilt worden, daß ein möglichst baldiges Betupfen der Stelle mit Salmiakgeist die Gefahr beseitigt oder doch mildert. Leider hilft dieses Verfahren nicht in allen Fällen. Es ließe sich aber zur Verminderung dieser Gefahr viel thun. Auf dem Lande ist cs z. B. allgemein Sitte, daß die gefangenen Maulwürfe vom Fänger zur Controle an einem Stäbchen befestigt und an Ort und Stelle aufzehängt werden. In der Hitze entwickeln diese Thierleichname bald einen pestilenzialr- schen Geruch und die Fliegen machen bald diesen Ka davern, bald den Spaziergängern aufdringliche Wechsel besuche. Die Folgen sind zu errathen. Noch viel schlimmer ist es, wenn von den Landwirthen, besonders Großgrundbesitzern, und den Förstern Krähen und Füchse Vergiftet werden und dann die tobten Thierkörper nicht entfernt, nicht begraben werden. Die Fliegen fallen bald über solch einen Kadaver her; wenn da.-: n dieselben Fliegen auch einen Menschen Heimsuchen, so ist die Blutvergiftung desselben geschehen. Bei der gerügten Gleichgiltigkeit ist es fast ein Wunder, daß dergleichen Fälle nicht noch zahlreicher sind. Möchten doch die Grundbesitzer, ihre Beamten und Untergebenen darauf sehen, daß überall tobte Thierkörper sofort in die Erde vergraben werden. Wie mancher Mensch ist schon da, wo das nicht geschieht, infolge solcher Unterlassungs sünde, solcher sträflichen Nachlässigkeit, durch einen Fliegenstich vergiftet, das Opfer schwerer Leiden gewor den, wie mancher Mensch ist dadurch elend umgekom men! Den bösen Fliegen bleiben ja auch ohne die Kadaver in Feld und Wald noch der Giflvorraths- kammern genug, von denen aus sie Unheil unter den Menschen verbreiten können. Und wie lästig wird dem Spaziergänger die unheimliche, geflügelte Gesellschaft im Walde, woselbst er sich nicht ernmol durch den Rauch der Cigarre vor dem Ungeziefer schützen darf! — Es ist eine auffallende, nichtsdestoweniger aber unumstößliche Thatsache, daß genau um die Zeit, in welcher der Landmann das Resultat einer jahrelangen Sorge, Mühe und Arbeit und den Ertrag des in seinem Acker steckenden Vermögens, von dessen Ver- werthung er wieder ein Jahr leben und die Wirthschaft unterhalten soll, in die Scheuern birgt, die Brände auf dem Lande sich mehren, welche in wenigen Stun den die Frucht des Fleißes und die Hoffnung eines Jahres vernichten und unter Umständen den Landmann an den Bettelstab bringen. Das ist eine Gefahr, gegen die sich der Landmann leicht schützen kann, wenn er sich so bald als möglich gegen Feuersgefahr ver sichert, und zwar nicht nur sein Haus, das todte und lebende Inventar, sondern auch die Ernte. Die Kosten der Erntcversicherung sind so geringfügig, daß sie von jedem Besitzer getragen werden können; und leichtsinnig ist daher derjenige, der es unterläßt, sich gegen diese Gefahr zu sichern. — Es werden in diesen Tagen 25 Jahre verflossen sein, seitdem das jetzt über den ganzen Erdball ver breitete Petroleum in Deutschland eingeführt ist. Es war im Jahre 1861, wo in Europa die ersten Ver suche gemacht wurden, dem Petroleum gegenüber dem bis dahin allein herrschenden Rüböl Eingang zu ver schaffen. In 25 Jahren hat das „Steinöl", wie es in den ersten Jahren der Einführung hieß, das Bürger recht in allen Haushaltungen erobert. Wo wäre heute noch eine Familie, die dem Rüböl als Beleuchtungs mittel in der Wohnung den Vorzug geben sollte? Im Jahre 1861 wurden in Hamburg kaum 50,000 Ctr. als erster Versuch eingeführt und der Preis mit unge fähr 25 M. für den Centner notirt. Im letzten Jahre belief sich die Einfuhr von Petroleum auf 2,876,000 Ctr. mit einem Werthbetrage von 22 Mtll. Mark. Der Preis ist auf 7 '/s M. pro Ctr. gefallen. Es war eben durch diesen billigen Preis möglich geworden, das Petroleum zu einem Gemeingut zu machen. — Der verflossene Monat August brachte der königlichen Altersrentenbank in Dresden (Altstadt, Land hausstraße 16 im Landhaus) eine Einlagensumme von 95483 M. in 374 Einlagen, welchem Resultate der gleiche Monat des Vorjahres mit nur 22 652 M. und 250 Einlagen gegenübersteht; der Zuwachs stellt sich hiernach hinsichtlich des Geldbetrags der Einlagen auf mehr als 300 °/g, hinsichtlich der Stückzahl auf 50 «/». — Heute findet in Cottbus der bekannte große Karpfenmarkt (Karpfenbörse) statt, zu welchen sich nicht nur alle bedeutenden Teichbesitzer aus der Ober- und Nieberlausitz, Brandenburg, Schlesien rc., sowie aus Böhmen und Mähren, sondern namentlich auch die meisten Großfischhändler aus Berlin, Breslau, Ham burg, Dresden, Magdeburg rc. einzuftnden pflegen, um gegenseitig Abschlüsse zu machen und die Preise für die' Saison zu bestimmen. Großenhain, 4. September. Die Tischlerei der Großenhainer Webstuhl- und Maschinenfabrik (Zschille) ist heute äbgebrannt. Der Schaven soll durch Ver sicherung gedeckt sein. Eine Störung des Hauptbetriebes ist nicht zu befürchten. Bautzen. Auf bis jetzt noch unaufgeklärte Ver anlassung ging am 28. August ein Stampfwerk der k. Pulvermühle zu Gnaschwltz in die Luft. Hierbei wurde der Pulverarbeiter Probst aus Schwarznauslitz so schwer am Kopfe und Arme verletzt, daß an fernem Auskommen gezweifelt wrrd. Probst, welcher verheirathet und Vater von zwei Kindern ist, wurde seiner schweren Verletzungen wegen in dein hiesigen städtischen Kranken hause untergebracht. Mittweida, 1. September. Die Arbeiten bei dem jetzigen Erneuerungsdau der hiesigen Stadlkirche haben derart an Umfang zugenommen, daß an ein Fertigwerden im Herbste dieses Jahres, wie anfangs angenommen, nicht zu denken ist. Nach Beschluß des Kirchenvorstandes sind nun sämmtliche an die Kirche angebauten Begräbnißhallen entfernt worden, so daß die Kirche jetzt frei von jedem Anbau ihre frühere Schönheit erkennen läßt. Die älteren Grabdenkmäler, die sich in und an der Kirche befanden, sollen nur insoweit erhallen bleiben, als dieselben einen wirklichen Kunstwerth besitzen oder an solche Personen erinnern, denen die Kirchengemeinde zu besonderer Dankbarkeit verpflichtet ist. Schneeberg, 4. September. Gestern Nachmittag ereignete sich in Neustädte! ein recht betrübender Un glücksfall dadurch, daß der 19 Jahre alte Bäckergehülfe Martin aus Schneeberg beim Baden im Pochwerks oder Neuen Teiche ertrank. Man vermuthet, daß Martin im Wasser vom Krampfe befallen worden Schlettau. Bis zum Schluffe des Anmelde termins für die erledigte Stadtwachtmeisterstelle sind 65 Bewerbungsgesuche eingegangen. Jöhstadt, 1. September. Scharlach und Diph- teritis, diese beiden heimtückischen Feinde der Kinder welt, sind seit einigen Wochen in nicht ganz unbedenk licher Weise, in einigen Fällen mit tödtlichem AuSgang, Hierselbst aufgetreten. Dank den aufopfernden Bemüh ungen unseres Stadtarztes, Herrn Or. Nittner, hat die Epidemie noch keine allzugroße Ausdehnung ange nommen. Seit ungefähr einem Monate befanden sich 21 Scharlach- und 8 Dlphteritiskranke in ärztlicher Behandlung. Gestern überzeugte sich Herr Bezirksarzt vr. Stichler vom Stande der Epidemie und gab in Bezug auf Desinfection des Schulgebäudes, Ausschluß einzelner Schüler vorn Unterricht und dergl. mehr die nöthigen Anweisungen. Waldenburg, 3. September. Hier herrscht seit einiger Zeit in der städtischen Wasserleitung ein nament lich in den höher gelegenen Stabttheilen sehr empfind licher Wassermangel; es mußten deshalb stellenweise die Druckständer geschlossen werden und die Steuerzahler jener Stadttheile ihr Wasser weit herholen. Ob der Uebelstand durch die trockene Witterung allein oder durch mangelhafte Anlage der Leitung oder durch Fehler in der Verwaltung derselben, insbesondere durch Ver brauch des Wassers bei mehreren Neubauten und beim Bielbrauen und durch Verschwendung Einzelner bewirkt ist, darüber sind die Meinungen getheilt. Alles hofft auf ergiebige Regengüße. Reichenbach i. V. Da jedenfalls in Folge der anhaltenden großen Hitze der Wasserfland in den Bassins stark abgenommen hat und eine Wendung der Verhält nisse vorläufig noch nicht absehbar ist, wird die Stadt bis auf Weiteres nur dergestalt aus der öffentlichen Leitung versorgt werden können, daß abwechselnd für die obere und für die untere Stadt die Leitung je 3 Tage offen gehalten wird. Plauen, 3. September. Heute Abend ist ein etwa 15 jähriges Mädchen in der Rähnisstraße hier aber mals dadurch, daß cs beim Feuermachen aus der Petro leumflasche von dem Inhalt in den Ofen goß und dir Flasche explodirte, sehr zu Schaden gekommen. Das über und über an den Kleidern brennende Mädchen lief in seiner Angst auf die Straße, wo der Brand von Nach barsleuten zwar gelöscht wurde, doch bedeckten den Körper schwere Brandwunden. Oel snitz. Aus dem Oelsnitzer Bezirke wird ge schrieben: Das Prcißelbeergeschäft geht noch sehr flott, und in den letzten Tagen erreichte das Viertel den Preis von 3,60 bis 4 M. — Die Erntearbeiten sind so rasch vorwärts geschritten, daß sie bald beendet sein werden. Hie und da hat man schon gedroschen und ist bezüglich des Ertrages beim Winterroggen nicht ganz zufrieden; doch wird die Sommerfrucht dafür entschädi gen. Der Hafer muß meist angehauen und weggelegt werden; hier und da hat er eine Länge von über 2'/, Ellen. Der Kartoffelbau wird nicht so günstig auS- fallen, als man geglaubt. Denoch hat man am ver gangenen Wochenmarkle in Oelsnitz nicht gerne 80 — 100 Pf. pro Viertel gezahlt. Gurken waren das Schock schon von 50 Pf. an zu haben. Leipzig. In letzter Zeit waren mehreren Per sonen, die auf Pioinenadenbänken eingeschlafen waren, Uhren und Portemonnaies entwendet worden, es mußte also ein sogenannter „Leichenfledderer" sein Wesen treiben. Derselbe ging in der Stacht zum Freitag auch glücklich in die ihm gestellte Falle. Zwei Criminalbeamte stellten sich auf einer Promenadenbank schlafend und nach eimger Zeit begann ein Mann sich an ihren Uhren zu schaffen zu machen. Als er seine Diebesabsicht deutlich bekundet, fühlte er sich plötzlich am Kragen genommen I und mußte trotz allen Sträubens mit nach dem Polizei-