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Marienberg, 8. Oktober. Ein recht bedauer licher Vorfall hat sich im benachbarten Satzungen er eignet. Mitte voriger Woche war eine Verwandte deS dortigen EantorS in der Waschküche deö SchulhauseS mit Waschen beschäftigt und um die durch das Fenster fortwährend neckend hereinschauende Jugend abzuwehren, schöpfte das Mädchen mit einem Gesäß Wasser auS dem Kessel und schüttete den Inhalt nach den Kindern zu aus. Leider traf das heiße Wasser einen sieben jährigen Knaben, den Sohn eines dortigen Handwerker« so an die Schläfe, daß Brandblasen entstanden. Am Sonnabend verstarb das Kind und vermuthet man, daß die Verbrühung am Tode desselben Schuld sei. Am gestrigen Dienstage hat nun nach vorhergegangener ärztlicher Secirung und behördlicher Untersuchung die Beerdigung deS Knaben stattgefunden; ob die Unter suchungen einen Schuldbeweis für daS Mädchen er geben haben, ist noch nicht bekannt geworden. Allge mein aber bedauert man dort ebenso die Familie, welche daS Kind verloren, als das unglückliche wohl geachtete Mädchen, daS durch Unüberlegtheit eine solche Verantwortung auf sich geladen. Mühlberg a. E. Die ehrlichen Spitzbuben werden nicht olle I Als in dieser Woche eines Morgens die Ehefrau des Schuhmachermeisters Franz Junghans hier in den Hausflur trat, gewählte sie zu ihrem Schrecken, daß die Thür eines mit fertigen Schuhwoaren vollgepfropften Schrankes offen stand. Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, daß das Schrankschloß erbrochen worden war. Merkwürdigerweise fehlten von den vielen theuren Schuhwaaren nur ein Paar Zug stiefeln. Wer begreift jedoch das Erstaunen der Frau Meisterin, wie am anderen Morgen die vermißten Stiefeln wieder im Hausflur stehen und darin ein Zettel liegt, welcher besagt, daß dieselben zu klein seien und hiermit wieder zur Verfügung gestellt würden. Gera, 8. October. Die geschäftliche Lage wird von der hiesigen Zeitung als eine sehr trübe bezeichnet und giebt derselben zu folgenden Mittheilungen Ver anlassung: Der Fabrikant muß zur Zeit unter den schwierigsten Verhältnissen und unter Umständen sogar ohne irgend welchen Nutzen arbeiten; eS ist daher wohl erklärlich, wenn die Löhne da und dort auch eine rück läufige Bewegung machen. Nicht zum Wenigsten ist diese Lage durch die Streiks in Deutschland u. s. w. geschaffen worden, denn die Kaufkraft der Arbeitgeber und Arbeiter ist durch die durch Streiks entstandenen bedeutenden Verluste geschwächt und auch die von der Industrie abhängigen Handwerker sind in Mitleiden schaft gezogen worden. Das unsinnige Streikfieber zeitigt eben jetzt seine Folgen. Es ist ferner die viel fach verkürzte Ar' '.tszeit als eine für die Arbeiter er folgreiche Errungenschaft des Streiks bezeichnet worden. Wahr ist, daß allerorten kürzer und noch weit kürzer, als wie den Arbeitern lieb sein mag, gearbeitet wird; indeß das ist eben ein trauriger Beweis dafür, daß es an Beschäftigung fehlt; daß der Fabrikant cs müde geworden ist, seinen Arbeitern zu Liebe auf Lager zu arbeiten, und daß er es vorzieht, Licht und Kraft zu sparen und seinen Betrieb so viel wie möglich einzn- schränken. Es ist übrigens Angesichts der erschweren den Verhältnisse bezüglich des amerikanischen Exportes, der notorisch schlechten deutschen Geschäfte und der schwierigen Geldverhältnisse auch leider an eine baldige Besserung nicht zu denken. Modethorheiten. Unter dem Titel „Modethorheiten" ist soeben im Verlage von Dunker u. Humblot in Leipzig ein reich illustrirtes, von vr. meä. E. Meinert verfaßtes Heftchen der „Volkswohl-Schriften" erschienen, auf das wir die Aufmerksamkeit aller Leserinnen, besonders auch aller Familienväter, lenken möchten. Wir sind in der Lage, einige Lescfrüchte, welche Dr. Meinerts vortreff liche Behandlungsart erweisen, daraus mittheilen zu können. „Gegen die Mode an sich soll der Feldzug nicht eröffnet werden. Sie ist der naturnothwendige Aus druck der jeweiligen Geschmacksrichtung. Sie wirkt belebend auf Handel und Gewerbfleiß und ist also an sich sogar nützlich. Wo aber ihre Launen mit anderen und wichtigeren Interessen der menschlichen Gesellschaft in Zwiespalt gerathen, wo die Mode als Feindin des Wohlstandes, der Sittlichkeit oder der Gesundheit auf tritt, da muß man ihr ein „Bis hierher und nicht weiter!" zurufen. Frauenmoden, welche nachtheilig wirken, giebt es wie Sand am Meere. Stellen Sie sich nur eine schmuckbeladene Dame vor! Welche Summe von Auf merksamkeit hat sie aufzubieten, wenn weder am Thurm bau ihrer eigenen und fremden Haare, noch am kühnen Sitze ihres koketten Hütchens, noch an den Falten ihres malerisch um die Schultern geworfenen ShawlS etwas in Unordnung gerathen soll! Und wenn sie sich gar gepudert hat, so muß daS complicirte Bauwerk mit wachsfigurenartiger Ruhe dahinschweben, um nicht durch einen Schritt oder einen Athemzug nach der Art ge wöhnlicher Sterblicher eine« der Tausend in ihren Locken hastenden Stäubchen zu Falle kommen zu lassen. Sie haben gewiß schon bemerkt, wie solche BeklagenS- werthe um AlleS in der Welt e« nicht wagen dürfen, ihr kunstvoll drapirteS Haupt zur Seite zu wenden, sondern eS vorziehen, sich in ihrer ganzen Gestalt zu drehen, gerade so, wie die großen in den Schaufenstern rotirenden Modepuppen. Wem solcher Aufputz fern liegt, der kann sich schwer eine Vorstellung machen von der Tyrannei, die derselbe auSübt Am ehesten werden eS Diejenigen begreifen, welche gelernt haben, einen Stab auf der Nase zu balanciren. Ten meisten Frauen und Mädchen läßt sich schon aus der Art, wie sie ihr Haar zu ordnen pflegen, ab lesen, weß Geistes Kind sie sind. Will uns beispiels weise der Genremoler ein züchtiges, häusliches, sanftes Weib vorsührcn, so wird er ihr das in deS Hauptes Mittellinie gescheitelte Haar ungekünstelt über die Schläfen herabwallen lassen; wenn eS sich aber für ihn um die Darstellung weiblicher Ccquetterie, Leicht fertigkeit, Eifersucht und ähnlicher Charakterfehler handelt, da paßt daS nicht, >a wird er die Haare seiner Dame mehr oder w niger zu Berge stehen lassen, wird kühne Schnö kel, gebrannte Löckchen, falsche Unterlagen und ähnliches Beiwerk snbringen. Die Ueberlegung, daß eine Dams mindestens eine Stunde gebraucht haben muß, um ihre Haare in oll die kunstvollen Bahnen hineinzurwinaen, gereicht keiner zur Ehre. Unter dem Einfluß einer zu eng n Fußbekleidung leidet die Gesundheit mehr, als man gewöhnlich denkt. Wem jeder Schritt Schmerzen bereitet, der verliert natürlich die Lust am Spazierengehen und der Mangel an gehöriger Bewegung im Freien wird ungünstig auf sein Befinden zurückwirken. Doch der Schuh kann außerordentlich eng sein und braucht gleichwohl nicht zu schmerzen. Man gewöhnt sich eben schließlich an AlleS. Gerade in diesen Fällen aber macht sich das jenige Leiden um so mehr geltend, dem alle Engbe- schuhten verfallen: die kalten Füße. Die durch den Druck des Oberleders zusammengepreßten Adern Ver mögen nicht die dem Fuße zukommcndc Menge wärme spendenden Bluts aufzunehmen und schrumpfen endlich in Folge mangelnder Blutfülle soweit zusammen, daß nicht einmal mehr für die Nachtzeit die Füße warm zu bekommen sind. Es hat sich schon mancher Weise den Kopf darüber zerbrochen, weshalb eigentlich die Damen, die doch zu den Menschen gehören, so erpicht darauf sind, eine Leibesform zur Schau zu tragen, welche in der Natur nur bei den Insekten vorkommt. Der Wespentaille tiefer Sinn, d. h. der Gedanke, dem diese Mode ihre Entstehung verdankt, mag der sein, daß die begehrten äußeren Merkmale entwickelter Weiblichkeit: breite Hüften und volle Brust — um so mehr in die Augen fallen, je schmächtiger der diese Regionen der Fülle verbindende Aufbau ist. Doch den wenigsten Derer, die sich schnüren, darf heutzutage eine dahin zielende Absicht lichkeit vorgeworfen werden. Man träat das Corset „weil eS Mode ist", man freut sich seiner schlanken Taille, weil schlanke Taillen für schön gelten, man ge steht Niemandem, nicht einmal sich selbst, daß dieser WespenwuchS ein Kunflproduct ist, welches jeden Morgen neu geschaffen werden muß, und überlegt sich nicht, daß, wenn man wirklich gewachsen wäre, wie man es der Welt weiß zu machen beliebt, man zu den Krüppeln gehören würde. Wir Männer haben, weil wir unsere RückenmuSkeln unter einer nur lose auflieqenden Kleidung ordentlich arbeiten lassen können, meist kräftige, fleischige Rücken, während die geschnürte Dame in dieser Kö pergegend eine unschöne Magerkeit zur Schau trägt, die sich namentlich an hervorstehenden Schulterblättern und Wirbelfortsätzen zu erkennen giebt. Ihre RückenmuSkeln sind Mangels gehöriger Ausarbeitung in der Ent wickelung und Leistungsfähigkeit zurückgeblieben. Sie hat, wenn sie später als Opfer des Schnürens dem Arzt in die Hände gefallen ist, ganz recht mit der Be hauptung, daß sie deS Schnürleibs als einer Stütze für ihren haltlosen Oberkörper bedürfe. Diesem fehlt eben daS kräftige Muskelpolster deS in Freiheit ausge wachsenen Rückens: Grund genug für eine kurzsichtige Mutter, gegen das Corset der Tochter keine weitere Einwendung zu erheben. Einer qescheidten Mutter aber werden die Augen aufgehen. Sie wird sich sagen, daß jedem Menschen, was er an Stützen für seinen Körper bedarf, wahrscheinlich vom lieben Gott mit auf die Welt gegeben worden ist, und sie wird daS gefährliche Kleidungsstück sofort kvnsiSciren, um den geborenen Stützen, den MuSkeln, wieder zu ihrem Rechte, d. h. zu freiem Spiel zu verhelfen. Einer stärkeren Ausdehnung, als sein Kleiderfutteral es zuläßt, ist der Brustkorb nicht fähig. Durch enge Kleidung schneiden wir unS also selbstmörderisch die Lebenslust ab und die Einbuße, die eine wenn auch nur mäßig geschnürte Dame bei jedem Nthemzuze er leidet, kann auf etwa eia Fünftel der Luftmenge be rechnet werden, die sie zur Deckung ihres Sauerstoff bedarfs braucht und die sie bei ungehinderter Athmung aufnehmen würde. Die Verbrennungsprocefse, auf denen unser ganze- Leben beruht, finden unvollkommen statt, eine unzureichende oder minderwerthige Menge Blut wird hergestellt und halbverbrannte Stoffwechselproducte belasten unsere Säfte. Das äußerliche Merkmal solch einer schlecht g-spcisten Lebensmaschine ist die bleiche, fahl- Hautfarbe und die traurige Schlaffheit, mit welcher unser geschnürtes Geschlecht geschlagen ist. Seit unsere 10- und 11jährigen Fräulein Töchter es für nöthig halten, Corsets zu tragen, beginnt die Bleich sucht, die in der Generation vor uns frühestens bei den Confnmandinnen auftrat, jetzt gleich nach dem Einmaleins. Man sollte cs nicht glauben, aber es ist leider wahr, daß die Mehrzahl der auf den Broderwerb durch körperliche Arbeit angewiesenen Mädchen ihre Leistungs fähigkeit mit blindem Unverstand herabsetzt durch die Sucht, es an „Taille" den von ihnen bedienten gnädigen Fräuleins gleich zu thun. In einer der Familien, in die mich mein Beruf führt, wurde sogar entdeckt, daß das Stubenmädchen im Corset schlief, aus Furcht, am Morgen ohne „Taille" auszuwachen. Besonders möchte ich die Eltern, deren Töchter bei anderen Leuten dienen, auf daS Grassiren derartigen Unfugs aufmerksam machen. Wenn ihr Kind trotz der gesunden Aus arbeitung, die es hat, immer bleich aussieht, über Leibweh (in ter Magen- und Schoßzegend) klagt, aller 4 Wochen auf einige Tage geschont werden muß , und aller halben Jahre einmal ins Krankenhaus wandert, so ist gewöhnlich an all' der Pimpelei nicht etwa die „schwere Arbeit" Schuld, mit der cs ihnen in den Ohren liegt, sondern nichts weiter als der unselige Schnürleib. „Kleider machen Leute." Das ist richtig. Es fragt sich nur: was für Kleider machen was für Leute? Durch eine auffällige Mode, in der sich Jemand ge fällt, kann er sich nie und nimmer in den Geruch einer anständigen Person bringen. Eine vornehme Pariserin z. B. würde sich schämen, in einem „costume" zu erscheine», wie es bei uns als „Pariser Mode" spazieren getragen wird, das überläßt sie denjenigen ihres Geschlechts, zu deren Handwerk die Coquetterie gehört. Geben sie sich einmal Mühe, die äußerlichen Merkmale wirklich vornehmer Personen zu studircn. Dann wird, ihnen, mögen dieselben auch noch so reich sein, die einfache Art ihrer Kleidung auffallen. Der wahre Adrl der Gesinnung sucht sich immer ein schlichtes Gewand und Niemand läuft größere Gefahr, sein An sehen zu schädigen und die üble Nachrede lästernder Zungen herauszufordern, als wer sich mit kostspieligem und modischem Tand umgiebt." Marktberichte. Riesa, I!. Octobcr. Lutter pr. Kilo M. 2,«t). Sier pr. Schock M. 3,so b S —. Käse pr. Schock 2,tt), Kartoffeln pr. Ctr. M. 2,70 bis 2,50. Krauthäuptcr pr. Schock Mk. ,2— bis 3.—. Zwiebeln pr. s Liter «0 Pf. Birne» pr. s Liter SO Pf. Aepsi-l pr. s Liter 80 Pf. Pflaumen pr. 5 Liter Mk. l,20. Aehnlich wie sich der gute deutsche Schaumwein, trotz manchen Vorurtheils und harten Kampfes siegreich neben dem französischen Champagner cinzubürgern verstanden hat und heutigen Tages in Deutschland mehr bevorzugt und getrunken wird, als die theueren französischen Marken, so ist es auch dem Deutschen Bcnedictiner-Ligueur gelungen, sich erfolgreich neben dem sogenannten echten (französischen) cinzusührcn und zu be haupten. Allerdings ist die Anzahl ter zum Verkaufe gelangen den Kräutcr-Liqueure, die unter dem Namen „Bencdiclincr" in alle Welt verschickt werden, eine ganz außerordentliche, aber nur äußerst wenige entsprechen den Anforderungen, welche der Liebhaber des.echten" an den erfrischenden und stärkenden Trunk zu stellen gewohnt ist. Zu den besten deutschen Fabrikaten dieses prächtigen Liquexrs zählen seit Jahren die Erzeugnisse der deutschen Benedictincr-Liqueur-Fabrik von Friedrich u. Comp. in Waldenburg in Schlesien. Durch die strenge Auswahl der ausgezeichnetsten Stosse und die auf die Fabrikation verwendete Sorg'alt, hat sich speziell diese Marke zu einer allgemeinen Beliebtheit ausgefchwunge» und vor den meisten ihrer Kon kurrenten eme entschiedene Bevorzugung erfahren. Die meisten Buffets unserer geschlossenen Gesellschaften führen ihn, ebenso eine große Anzahl von Offizier-Casinos rc„ und noch kürzlich empfahl ihn warm der Dcrwaltungsches des Kaiser!, deutschen CommissariatS für Ost-Asrika. Wer den billigen Waldenburg- schcn Benedlctincr einmal getrunken, hat g>wiß so leicht kein Verlangen nach feinem theueren und im vrundc genommenen nicht besseren französischen Namensvetter und wer ihn noch nicht getrunken, soll ihn versuchen, denn probiren geht auch in diesini Falle über Ttudiren. Scho« eilt einer Menge zie epttial-Latalo, « s. w. des Ve LrWg.PlagwI »ahl der geführten, stände überzeugen, «ähren sich trotz »on Maaren der anders erwartet I Schmucksacheil i, Wand-Uhren, R> beabsichtigt, der r Uhren und Schl srlbcn erhält man Meh'S Gl, Borhrmdchen Papier gisertrgt überzogen, sehen g, Mky's Stoff dadurch, daß sie n schlecht gebügelte L Me'y's Stoff! und lnquemes P Billigkeit unerre das Waschlohn lei «ohl olle Differenz kürzer der Hausfra tt'dmbene Leinenw Mcy's Stosst sür Knaben jeden Auf Reisen ist mil bei ihr das soltiällt. Mry's Stoff von durch Plakate i auch von Zeit zu Z namhaft gemacht Lttkaussstellen und Bcrsand-Ges Leipzig-Plag auch das Preisverz uiiberechnet und po Das Saubre- ist streng Verb« Di« Ein gotdnes ist Freitag von de dem Bahnhof t lohnungabzugeben > Verloren wi Moritz oder v Taschenmesser Hornschale. Es w lohnung abzugcb. c Eine halbe stir 250 M. zu ve Wehen. Zu erfra m Wilhelmplatz is giebt die Expeditioi Möblirtes L sofort zu vermiet - Kai Mehrere ai Echlafftelle mit Kaiser-Wi Für eine gr in oder bei Nie in RSHe Krui mit bedeutender Kassa zu kaufen auch eine schon übernommen. L läge" an die Ex