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EMail und Avigtr. Amtsökatt der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa, — Für die Redaction verantwortlich: T, Langer in Riesa, IÄ8. Sonntag, den 12. October 1890. 48. Jahkg. Meint in Riesa wöchentlich viermal: Lienktag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag. — Abonnementsprcis vierteljährlich l Mark 2s Pfg. — Bestellungen nehmen alle Saiserl. Postanstalten, Postboten, die Expeditionen in Riesa und Strehla (L. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem ausgcbreiteten Leserkreise eine wirksame Veröffent lichung finden, erbitten wir uns ins Montag, resp. Mittwoch, Freitag oder Sonnabend Vormittag» v Uhr. — JnsertionSprei« die Lreigespaltene LorpuSjeile oder deren Raum 10 Pfg. Telegramm-Adresse: „Elbeblatt", Riesa- Geschäftsstelle: Kastanienstraße SS. Bekanntmachung, die Zugrundelegung eines de» thatsöchlichen Jahresarbeitsver dienst übersteigenden Betrags zur Bemessung der JnvaliditütS- und Altersrente betreffend. Nach § 22 Abs. 2 dcs Gesetzes, die Jnvaliditäts- und Altersversicherung betreffend, vom 22. Juni 1889 ist es zulässig, daß zum Zweck der Berechnung der Rente, sofern Arbeitgeber und Versicherte hierüber einverstanden sind, nicht wie gewöhnlich der Jahrcsarbeittzverdienst, sondern ein höherer Betrag zu Grunde gelegt wird, sodaß hierdurch der Versicherte in eine höhere Lohn- klasse eintritt. Da nun die Beitragsmarken für die einzelnen Lohnklassen verschieden sind, der ungefähre vorläufige Bedarf an Solchen aber von den Krankenkassen und anderen Anmeldestellen in nächster Zeit behufs Lieferung anzuzeben ist, so erscheint es erforderlich, möglichst festzustellen, wie viel Ver- sicherte für die einzelnen Lohnklassen zu erwarten sind. Die Arbeitnehmer beziehentlich die nach H 1—4 des Gesetzes zu Ver sichernden werden daher hierdurch veranlaßt, falls sie überhaupt in der ein- gangsgetachten Art in eine höhere Lohnklasse einzutrcten beabsichtigen, mit ihren Arbeitgebern hierüber ungesäumt ins Vernehmen zu treten und bei Erreichung dcs Einverständnisses Solches alsbald und längstens Vis znm 25. Oktober dieses Jahres der für sie bestehenden Krankenkasse, im Mangel einer Solchen aber ihrer Ortsbehörde anzuzeigen. Großenhain, am 22. September 1890. 2115 Königliche Amtshauptmannschast. 2183 vr. Waentig. H Bekanntmachung. In einem in Leckwitzer Flur gelegenen Teiche sind im Schilf und Schlamm verborgen 5 Stämme, 536 Centimeter lang und 23 Centimeter stark, welche muthmaßlich durch das letzte Elbhochwasser angeschwemmt und von den Findern dahin gebracht worden sind, aufge,unden worden. Es wird dieser Fund mit der an den beziehentlich die Eigenthümer ge richteten Aufforderung hierdurch veröffentlicht, sich unter Nachweis deS Eigenthumsrechtes binnen Jahresfrist, vom Tage der Veröffentlichung dieser Bekanntmachung an gerechnet, zu melden, da beim Unterbleiben einer solchen Meldung nach Ablauf dieser Frist nach § 239 des bürgerlichen Gesetz buchs verfahren werden wird. Großenhain, am 9. October 1890. Die Königliche Amtshauptmannschast. L. 2506. vr. Waentig. B. Tagcsgcschichte. Eine der b^utftmsten politischen Kundgebungen der l tzten Zeit muß die in voriger Nr. kurz skizzirte Red- genannt werden, w lche der italienische MinisteiPiLsisent am 8. d. Mts. bei einem ihm zu Ehren veranstaltete» Banket in Florenz hielt. Es war schon seit längerem von der Presse die Nachricht in Umlauf gesetzt, daß Hr. Cnspi bei dem Florentiner Banket eine größere politische Rede zu halten gedenke; einzelne Blätter brachten sogar schon Tage und Wochen vor dem Bank t die ausführlichsten Miltheilungen über den Inhalt der Rede, man sah derselben daher nicht nur in Italien, sondern auch im Ausland- mit lebhaftester Spannung entgegen. In Italien erwartete man, daß der Mimste,Präsident sich vorzugsweise über die wirthschaftlich: Lage aussprechen und Ideen' zur B-s.itignng des Defizits entwickeln werde; im Auslande dagegen nahm man an, daß sich die Kundgebung hauptsächlich um die auswärtige Politik drehen' werde. Dec italienische Minister präsident ließ nun die innerpolitischen Fragen, die wirthschaftlich- und Finanzlage, völlig unberührt, er beschäftigte sich nur mit Fragen der auswärtigen Politik, mit der Stellung Italiens in Europa im Allgemeinen und seinen Beziehungen zu den Mächten des Dreibundes im Besonderen. Die hierauf bezüg lichen Aeußei ungen CrispiS aber sind von einem Schwergewicht, daß sie mit Fug und Recht als eine der bedeutsamsten politischen Kundgebungen ange sehen werden müssen, die das laufende Jahr uns brachte. — Mit klaren Worten legte der italienische Ministerpräsident seinen Zuhörern die Nothwendigkeit der Zugehörigkeit Italiens zum mitteleuropäischen Dreibünde dar, er betonte, daß das mit Deutschland und Oesterreich abgeschlossene Bündniß in den letzten drei Jahren zu einem aufrichtig freundschaftlichen ge worden sei, und daß es Thorheit wäre, Strömungen nicht rückhaltlos entgegenzutreten, welch: auf die Lösung dieses Bündnisses gerichtet seien. In der schärfsten Weise ging er den Trägern dieser Be strebungen, den Irredentisten zu Leibe, deren Treiben er als einen der schädlichsten Jrrthümer in Italien bezeichnete, welcher die Existenz der Nation sogar ge fährden könnte. Mit beißendem Spott wies er darauf hin, wie das Jrredententhum, während es fremde Provinzen fordere und Italien alsbald in den Krieg mit dem Auslande stürzen würde, zugleich Abrüstung und Entwaffnung verlange und damit einer geradezu rollen und hirnlosen Politik die Bahn eröffne. Mit Nachdruck zerstörte er so den von seinen Gegnern ge flissentlich genährten Irrwahn, daß er, Cnspi, im Geheimen selbst ein Irredentist sei und allen der artigen Bestrebungen wohlwollend gegenüberst.he, wenn er auch als Minister eine gewisse Zurückhaltung sich auferlegen müsse. — Schon hierdurch bewies der italienische Minister p.äsioent, daß es ihm Ernst damit ist, den durch Italiens Ein tritt in den mitteleuropäischen Dreibund über- vommeoen Verpflichtungen, gerecht zu werden. Noch klarer und unzweideutiger geht diese seine Absicht aus demjenig n Theil seiner Ausführungen hervor, in denen er sich mit der allgemeinen politischen Lage und den Beziehungen Italiens zu den Nachbarstaaten beschäftigte. Nach einer ehrenden Erwähnung der Politik dcs deutschen j Kaisers und seines neuen bereits hochverdienten Reichs kanzlers ging der leitende italienische Staatsmann auf die Bestrebungen jener Partei ein, welche „sich als Feind im Innern Italiens aufhalte, die weltliche Macht für sich in Anspruch nehme und die Auflösung des Dreibundes wünsche, in der Hoffnung, den Bund der katholischen Mächte wieder hcrzustellen zum Nutzen des Vatikans, sobald Oesterreich nicht mehr der Kreund und Verbündete Italiens sein würde." Nun und nimmer, so rief er, kann eine derartige Politik der Jsoluunz nach Außen und der Zersplitterung im Innern dies pige Italiens sein. — Nach diesen Worten ist jeder Zweifel an den Absichten Hrn. CriSpis aus geschloffen. Es geht klar daraus hervor, daß der italienische Ministerpräsident die geschloffenen Bündniß- verträze nicht nur getreu beobachten, sondern daß er sie auch nach ihrem Ablauf erneuern wird. Fest und unerschütterlich an dem Bunde mit Deutschland und Oesterreich festhalten, die widerstrebenden Elemente im Innern auf das Entschiedenste bekämpfen und im übrigen mit allen Nachbarstaaten in Frieden und Freundschaft bleiben, das sind die leitenden Grundgedanken, welche die Rede Hrn. CrispiS durchziehen und derselben ihre Bedeutung geben. Deutsches Reich. Wir haben bereits hervorgehoben, so schreibt die „National - Zeitung", daß es gegenwärtig in der Presse von falschen Personalnachrichten wimmelt: Minister, andere hohe Staatsbeamte, Generale, Admirale werden von den Zeitungen in Ruhestand versetzt oder auf andere Posten geschickt. U. A. ist vom Rücktritt des Grafen Walders« von dem Amte als Chef des Großen Ge neralstabes die Rede. Innerhalb des letzteren wird diese Angabe für unglaubwürdig gehalten. Die Einfuhr lebender Schweine ist sitzt von den Regierungen in umfassendster Weise überall dort ge stattet worden, wo die Möglichkeit vorhanden ist, durch entsprechende sanitäispolizciliche Maßregeln Sicherheit dafür zu bieten, daß eine Gefahr der Ansteckung für die einheimischen Schweine unbedingt ausgeschlossen ist. Das Einfuhrverbot ist, wie man aus den ausführlichen, dem Reichstag unterbreiteten Weißbüchern authentisch weiß, ausschließlich aus dem Gesichtspunkte erfolgt, daß lediglich die deuische Viehzucht gegen die vom Auslande drohende Verseuchungsgefahr geschützt wird. Diese Ge fahr droht, wie die „Köln. Ztg." hervochebt, unserer Landwuthschaft vor Allem noch von Rußland, da in diesem Lande die Verseuchung einen weiten Umfang angenommen hat und die polizeilichen Schutzmaß egeln nicht ausreichen, um von dort aus eine Einfuhr leben der Schweine zu rechtfertigen. Für Oesterreich-Ungarn sind namentlich in den Mastanstalten zu Bielitz-Biala und Steinbruch so vortreffliche Auisichtsmaßregeln ge troffen, daß jetzt mit einiger Sicherheit angenommen «erden kann, daß von diesen Anstalten aus kranke Schweine nicht nach Deutschland eingeführt werden. Dadurch ist die Einfuhr von ungarischen und wohl auch von serbischen und rumänischen Schweinen nach Deutschland in ausgedehnter Weise ermöglicht. Gleiche Verhältnisse trefft« für die ebenfalls nicht unbeträcht liche Einfuhr von Schweinen aus Italien zu. Für Süddeutschland und Westdeutschland ist also tatsäch lich das Schweine-Einfuhrverbot so gut wie beseitigt und es ist zu erwarten, daß jetzt auch die Metzger ftlbst mit der Herabfttzung der Preise des Schweine- fl.isches folgen «erden. Für den Osten Deutschlands freilich wäre es sehr erwünscht, wenn auch die Einfuhr lebender Schweine aus Rußland gestattet werden könnte. Das ist aber, wie gesagt, mit Rücksicht auf den un günstigen Gesundheitszustand der russischen Schweine, die mangelhaften russischen veterinärpolizeilichen Ein richtungen und die unbedingte Nothwendigkeit deS Schutzes unserer Landwirthschast vor der Hand noch ausgischlossen. Hier kann nur vorläufig durch die Vermehrung der Einfuhr geschlachteten Fleisches nach geholfen werden. In den preußischen Ministerien der Finanzen, des Cultus und des Innern herrscht, nach dem „B. T", eine unausgesetzte Thätigkeit, um die geplanten Re formgesetzentwürfe auf den Gebieten des gesammten Steuerwesens, dcs Unterrichts, der Landgemeindeordnung, sowie einer zeitgemäßen Umgestaltung der Armengesetz gebung zu einem Abschlüsse zu bringen. G.lingt cs, diese organisch in einander greifenden Gesetz: noch recht zeitig sertigzustellen, dann ist es sehr wahrscheinlich,