Volltext Seite (XML)
EMM und Anzeiger. AmtsSLatt der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. . Donnerstag, den 9. October 1890. 48. Jahr-. iela wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag. — «bonnementspreis vierteljährlich l Mart 2s Pfg. - Bestellungen nehmen alle «aiserl. Poftanftalten, Postboten, die Expeditionen m Rresa und Strehla (E. Schön), sowie alle Boten entaegen. - Inserate, welche bei dem auSgedreitelen Leserkreise eine wirksame «eröfsent- lichung finden, erbitten wir uns bis Montag, rcsp. Mn,wach, Freitag oder Sonnabend Vormittags v Uhr. — Jnsertionsprei» die dretgespaltene «orpuSzeile oder deren Raum 10 Pfg. Lelegramm-Ädrcsse: „Elbeblatt", Aiesa. Geschäftsstelle: Kastanienstraße SV. sür das „Elbeblatt «nd Anzeiger^ erbitten nHTeG. N ü uns spätestens bis Vormittags s Uhr des je weiligen Ausgabetages. Die Geschäftsstelle. Ocsscutliche Sitzung des Bezirksausschusses Sonnabend, -en 11. October 1890, Vormittags 11 Uhr im Zimmer No. 2 der Königlichen Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung hängt im Anmeldezimmcr der Canzlei zur Einsicht nahme aus. Großenhain, am 6. October 1890. Die Königliche Amtshauptmannschaft. 357. I)r. Waentig. O. Bekanntmachung. Bei dem letzten Elbhochwasser sind im Orte Leckwitz noch folgende Gegenstände, als: 1. zwei braunangestrichene Riegel mit Eisen- oder Stahl-Schienen, 398 Centimeter lang und 12 Centimeter stark, 2. 6 dergleichen, 347 Centimeter lang und ebenfalls 12 Centimeter stark, 3. 1 Block mit Eisen beschlagen, 4. 2 kantige Stämme, 286 Centimeter lang, der eine 15 Centimeter stark, der andere, bereits zersägt, 12»/, Centimeter stark, 5. 30 Stämme verschiedener Länge, 6. 1 halber Flügel eines Thores, 7. 6 Stück Pfosten, zum Theil mit Eisen beschlagen, 8. 1 Faß, voll mit Colophonium und 9. 2 leere Fässer, defcct, angcschwemmt und geborgen worden. Es wird dieser Fund mit der an den beziehentlich die Eigenthümer ge richteten Aufforderung hierdurch veröffentlicht, sich unter Nachweis drs Eigenthumsrechtes binnen Jahresfrist, vom Tage der Veröffentlichung dieser Bekanntmachung an gerechnet, zu melden, da beim Unterbleiben einer solchen Meldung nach Ablauf dieser Frist nach § 239 des bürgerlichen Gesetz, buchs verfahren werden wird. Großenhain, am 2. Octobcr 1890. 2433 Die Königliche Amtshauptmannschaft. 2 24L8 ür. Waentig. B. Sonnabend, den 11. Oktober 1890, von Vormittags S Uhr an, sollen in der an der Bahnhofsstraße hier gelegenen Villa des Herrn Kaufmann Kolbe 2 Verlico's, mehrere Tische und Stühle, 1 Trumeau mit Console und Marmorplatte, 1 fourn. Klciderschrank, 2 braune Kleiderschränks, i Uhr, 3 Sopha'S, S Matrazen, 1 Nähmaschine, 1 Schreibtisch von Eiche, 2 Doppel pulte, ca. 500 Flaschen Roth- und Weißwein, Porzellan- und Glassachen, 1 Regulator, 2 Decimalwaagen, Herrenkleidungsstücken, 1 große Spieldose, 1 große Parthie Bretter und Latten, 3 Säcke Bettfedern, 1 Bretbude mit Kalk, 2 Bettstellen, i Pökelfag, eine Anzahl Chamotterohre u. s. w., 1 Wasch maschine, 1 Wringmaschine u. A. m. gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Riesa, 6. Oktober 1890. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Eidam. Freiwillige Versteigerung. _ Auf Antrag der Erben res verstorbenen Gutsbesitzers Carl Friedrich Gründel in Medessen sollen die zu dessen Nachlasse gehörigen Grundstücke Fol. 6 und 63 des Grundbuchs für Medessen und Fol. 53 des Grundbuchs für Großraschütz, welche zusammen ohne Inventar und Vorräthe ortsgerichtlich auf 24415 M. geschätzt worden, zusammen einen Flächeninhalt von 19 Hect. 82,, Ar ---- 35 Acker 247 lüRuthen umfassen und mit 218,8, Steuerein heiten belegt sind, zugleich mit dem gesammten Vieh, WirthschaftSinventar, Ernte- und Futtcrvorräthen Seiten des unterzeichneten Königlichen Amtsgerichts freiwilliger Weise Donnerstag, -en 16. Oetover 1890, Vormittags 11 Uhr in dem zu Medessen unter No. 6 des Brandcatasters gelegenen Rachlastgate versteigert werden, was unter Bezugnahme auf die an hiesiger Gerichlstafel und im Gasthof zu Medessen ersichtlichen Anschläge, welchen die Versteigerungs bedingungen, Jnventarverzeichniß und Grundstückenbeschreibung beigefügt sind, andurch bekannt gemacht wird. Großenhain, am 18. September 1890. Das Königliche Amtsgericht. Eftler. Schr. Bekanntmachung. Die in der hiesigen Rittergutsflur gelegenen, in den letzten Jahren von dem Wirthschaftsbesitzer Herrn Stendte in Zeithain erpachtetcn beiden Wiesen, die sogenannte Wehrwiese (1 Acker 165 HHRuthen) und die Brückenwiese (2 Acker 296 sDRuthen) sollen, nach Befinden einzeln, anderweit verpachtet werden. Pachtlustige werden ersucht, Donnerstag, -en 16. Oktober -. I., Borm. 10 Uhr im Rathhause hiers. zu erscheinen und nach Bekanntmachung der Bedingungen ihre Gebote abzugeben. Auswahl unter den Bewerbern ist Vorbehalten. Riesa, den 8. Oktober 1A90 Der Stadtrath. Klötzer. Sch. Arbeiter für den Straßenbau werden gesucht. Meldungen nimmt Straßenmeister Moritz entgegen. Riesa, am 8. October 1890. Der Stadtrath. I A.: Grundmann. Tagesgeschichte. Dieser Tage brachte das leitende Organ der socialdemokratischen Partei, das „Berl. Volksblatt", unter der vielversprechenden Ueberschrift: „Der socialistische Zukunftsstaat" einen längeren Artikel. Wer nun aber glaubte darin die ersehnte Ausklärung zu finden, der wurde wieder bitter ent täuscht. Auch nicht ein Wort davon, wes geschehen soll, um den paradiesischen Zukunftsstaat in die Wirk lichkeit zu übersetzen, nicht eine Silbe darüber, wie dieser Staat beschaffen sein soll! Im Gegentheil heißt es: „Alle Diejenigen, welche dem heutigen Cocialismus voiwersen, daß er sich über die cndgiltige Form seines Zukunftsstaates nicht auszusprechen im Stande sei, beweisen damit eben nur, daß sie dogmatische Dick köpfe (!) sind, von wirthschaftlicher, socialer und politischer Entwicklung überhaupt nichts und insbesondere Von den Gesetzen dieser Entwicklung gar nichts wissen." Das ist ein Satzbeispiel der in schwülstigem und gereiztem Tone gehaltenen Arbeit. Zum Beweise, wie unsinnig die Neugier sei, beruft sich das Blatt darauf, daß, da man die wirthschaftliche und technische Entwickelung der Zukunft nicht voraussehen könne, es auch un möglich sei, die Organisation des ZukunftsstaateS voraus zu bestimmen. „Nehmen wir an, es hätte im siebzehnten Jahrhundert eine socialistische Bewegung und einen wissenschaftlichen Socialismus gegeben und man hätte ebenfalls einen Entwurf des Zukunfts staates von ihm verlangt. Damals gab es noch keine Dampfmaschinen, noch keine Eisenbahnen und Tele graphen, noch keine Hilfsmittel der modernen Chemie und Technik u. s. w., sondern bloß das alte und hergebrachte Werkzeug. Diesen unvollkommenen Produktionsmitteln entsprach der Kleinbetrieb der Ge werbe, also das Handwerk. Alle Vorschläge, die man damals machen konnte, hätten diesen Kleinbetrieb zur Voraussetzung nehmen müssen. Hätte sich damals der Sozialismus, wenn ein solcher schon bestanden hätte, mit einem endgiltigen Entwurf deS ZukunftS- staates blamiren dürfen?" Daß diese Art von Beweis führung herzlich schwach ist, sicht man auf den ersten Blick, muß jedem Kind einleuchten. Sie gründet sich bequem auf das Wörtchen „endgiltig", das man vor „Entwurf des Zukunftsstaates" eingeschmuggelt hat. Aber Wer in aller Welt verlangt denn von der Socialdemokratie, sie solle wissen, wie ihr Staat in hundert Jahren, unter uns völlig unbekannten wirth- schaftlichen Voraussetzungen, sich gestalten wird?! Die berechtigte Frage geht vielmehr dahin: wie stellt sie sich Bildung und Organisation ihres Staates unter den heutigen Verhältnissen vor? Die Partei ist ja bereit, ihn schon morgen her zu stellen, wenn man sie nur machen lasten will; sie muß also heute auch schon misten, wie er auösieht. So sollte man wenigstens meinen. Der rnitgetheilte Aussatz des leitenden social demokratischen Organes beweist aber schlagend, daß