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betreff., wurde conform dem Rathsbeschluffe gegen 2 Stemme» abgelehnt. 3. Der RathSbeschluß wegen Aufstellung einer weiteren Laterne in der Garteustraße wurde einstimmig genehmigt. 4. Der Stadtrath hat beschlossen, eine Anzahl hiesiger armer Kinder jede- Jahr in den Sommer ferien noch Art der Ferien colonien entsprechend zu beköstigen und hierzu neben den für diesen wohl- thhtigen Zweck eingehenden freiwilligen Beiträgen 200 Mark aus der Stadtkasse zu »«willigen und diesen Betrag jährlich in den HauShaltplan einzustillen. Nach längerer Debatte wurde der RathSbeschluß in dieser Form gegen 1 Stimme abgelehnt und hierzu weiter gegen 3 Stimmen beschlossen, den genannten Betrag versuchsweise auf dieses Jahr, ohne Consequenzen für die folgenden Jahre, zu verwilligen. 5. Der von dem JeuerwehrauSschuß mit Zuziehung der Feuerwehr-Commandanten unter Vorsitz deS Herrn Stadtrath Hille ausgearbeitete Nachtrag zur Fcuer- löschordnung für die Stadt Riesa, der sich in der Hauptsache auf die durch Errichtung der städt ischen Wasserleitung geschaffenen veränderten Verhältnisse gründet, wurde dem Rathsbeschluffe gemäß einstimmig genehmigt. Hiernach übernimmt das Freiwillige Rettungscorps in der Hauptsache den ganzen Feuer wehrdienst in Stadt und Land und bezieht dafür eine Remuneration von 300 Mark jährlich aus der Stadt kaffe. Das Corps, jetzt aus 60 Mann bestehend, soll womöglich auf dieser Höhe forterhaltcn werden. Es wird unterstützt durch eine auS der Bürgerschaft zu bildende Wachmannschaft und eine Feuerwehr-Reserve. Jede dieser beiden Abtheilungen soll aus 40 Mann bestehen und sollen dazu nur Bürger von dem Zeit punkte ihres Bürgerwerdens und selbstständige Gewerb- treibende vom 25. Lebensjahre an verwendet werden. Der Dienst der Bürgerseuerwehr erstreckt sich auf 10 Jahre und sollen dre Mannschaften 5 Jahre lang der Wachmannschaft und die übrige Zeit der Feuer- Wehr-Reserve angehören. Sind für beide Abtheilungen mehr als 80 Mann dienstpflichtiger Mannschaft vor handen, so sollen die überzähligen Mannschaften nach der Altersgrenze entlassen, resp. vom Dienste befreit «erden. Die Wachmannschaft hat auf das übliche Feuersignal, die Feuerwehr-Reserve nur bei größeren Bränden auf ein besonderes Signal auf der Brand stätte zu erscheinen. Für die Wachmannschaft finden jährlich zwei, für die Feuerwehr-Reserve möglichst viel Uebungen statt. Bei auswärtigen Bränden hat einer der beiden Feuerwehr-Commandanten in der Stadt zu verbleiben. 6. In Betreff der Abänderung der Bauord nung für die Stadt Riesa ist der Stadtrath bei seinem früheren Beschlüsse stehen geblieben und sammelt seit vorigem Jahre Erfahrungen darüber, welche von den Bestimmungen der Bauordnung als zu hart und für hiesige Verhältnisse als unpraktisch sich er weisen, um demgemäß später wünschenswerthe Ab änderungen zu treffen. Das Collegium ist mit diesem Rathsbeschluffe einverstanden, vermag jedoch den weiteren, dem Beschlüsse bcigefügten Ausführungen nicht beizu pflichten, beauftragt vielmehr die Mitglieder des Bau- ausschusseS, soweit dieselben dem Stadtverordneten- Cvllegium angehören, positive Vorschläge wegen Ab änderung der Bauordnung zu entwerfen und seiner Zeit dem Stadtrath zu unterbreiten. 7. Herr Stadtverordneter Bretschneider erstattete eingehenden Vortrag über die Armenkassenrechnung auf das Jahr 1888 und über die Geschäftsver waltung im hiesigen Armen- und Krankenhause. Die Rechnung, welche bei einer Einnahme von 26 203 Mk. und einer Ausgabe von 14 324 Mk. mit einem Bestände von 11878 Mk. abschließt und von dem Rathscalculator, sowie sämmtlichen Mitgliedern deS Finanzausschusses geprüft worden ist, wurde dem Rathsbeschluffe gemäß einstimmig für richtig gesprochen. Hierauf nach Vorleser, und Vollziehen des Protokolls Schluß der Sitzung. — Bei der Sparkasse zu Riesa wurden im Monate Juni 18S0 785 Einzahlungen im Betrage von 69870 M. 11 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 347 Rückzahlungen im Betrage von 64535 M. 23 Pf. An Sparkarten gingen 26 Stück rin. Neue Einlage bücher wurden 95 Stück ausgestellt. 69 Bücher wurden cassirt. Die Gesammt-Einnahme betrug 148940 M 23 Pf. und die Gesammt-AuSgabe 107812 M. 56 Pf. — Der heutigen Nr. liegt, mit Ausnahme der außerhalb d«S Amtsbezirks gehenden Exemplare, eine Gratisbeilage bei, enthaltend den hiesigen Eisen bahn-, Dampfschiff- und Riesaer Straßen bahnfahrplan, sowie den Tageskalender und «ine Urbersicht der wichtigsten Posttaxen und empfehlen wir die geeignete Aufbewahrung der Beilage, da rS uns Raummangels halber nicht immer möglich isi, die Fahrpläne x. in jeder Nr. d«S ElbrblatteS zum Abdruck zu bringen. — Die Gesellschaft „Eintracht" feierte am 30. Juni ihr diesjährige« Sommcrvergnügen im Hotel Kronprinz. Eingeleitrt wurde dasselbe mit Garten-Concert, welches durch die Capelle deS Herrn Lederer unter Leitung des Herrn Concertmeister Genzel auSgeführt wurde. Sämmt- liche Piöcen wurden gut zum Vortrag gebracht und fanden den uogetheilten Beifall aller Zuhörer. U. A. sind hervorzuhcben: Drei Freunde, Concert-Polka von P. Beck, vorgetragen von den Herren R. Korf, H. Jähniqen und O. Moritz; Ouvertüre „Leichte Cavallerie" von Suppä, Studentenlieder-Potpourri von Kohlmann und deS Königs Leibhusaren von H. Zwicker. Die Capelle bewies, daß sie unter der jetzigen Leitung auch im Stande ist, ein jedem Musikf-runde Genuß bereiten des Concert zu geben. Nach dem Concert sand allge meine Tafel im Saale statt, welche durch verschiedene Toaste gewürzt wurde. Die Theilnehmer hielt alsdann noch der Tanz bis in die frühen Morgenstunden in geselliger Weise zusammen. — Ein ähnliches Naturschauspiel, wie es in der vorigen Nummer dieses Blattes auS Radeberg ge meldet wurde, ereignete sich vorigen Montag auf der von Herrn Möbius-Hryda «pachteten Boritzer Pfarr wiese; während die Leute bei ruhigem Hellen Wetter das Heu wendeten, erhob sich plötzlich eine Windhose und führte große Püschel ziemlich bis zur Thurmhöhe. Es gewährte aus der Entfernung einen eigenthümlichen Anblick, ohne vom Wind und somit von der Ursache etwas zu spüren, das He« dort hoch in der Luft schweben zu sehen. — Mit dem gestrigen 1. Juli begann nach säch sischem Jagdgesetze die sogenannte hohe Jagd auf männliches Edel- und Damwild, sowie auf wilde Enten und Rehköcke. In Preußen, wo Rebböcke be reits seit zwei Monaten erlegt werden dürfen, geht mit de« 1. Juli gleichfalls die Jagd auf männliches Roth- und Damwild, nicht minder auf Wildenten, Trapper, Schnepfen und wilde Schwäne auf. In Oesterreich dagegen, wo die Rehböcke auch bereits seit dem 1. Mai geschossen werden dürfen, treten mit Ende Juni nur die wilden Enten und Gänse aus der Schonzeit, indeß das Edel- nnd Damwild dort noch bis zum 15. Juli gesetzlichen Schutz genießt. Wenn auch für die nächsten Wochen bei uns auf niedrige Wildpretpreise kaum zu rechnen sein dürfte, da gerade in der ersten Hälft- des Juli in den erzgebirgischen Sommerfrischen und böhmischen Bädern frisch geschossene Rehr und Hirsche sofort Abnahme finden, so wird es von jetzt ab auf den deutschen Wildpretmärkten doch nicht an Fleisch von Hochwild fehlen, da dem Ver nehmen nach sowohl Rehr, als namentlich auch Hirsche in Folge des letzten ziemlich milden und verhältniß- mäßig kurzen Winters fast in allen Jagdgebieten zahl reich vorhanden sind. — * Der sächsische Bureou-Beamten Verein zu Dresden, welcher dem Berbande„deutscher Bureaubeamten" als KreiSvrrein angehört, beabsichtigt diesen Kreisverein auf den Landgerichtsbezirk Dresden auszudehnen. Seine Mitglieder haben den Wunsch, sich mit ihren Collegen der Nachbarorte Dresdens zu vereinigen, um mit denselben gemeinsam die Interessen des Bureau- beamtenstandes und insbesondere die Verbandsbe strebungen zu fördern. — Damit die auswärtigen Bureaubeamten Gelegenheit finden, sich über die Ver- bandsverhältnisse zu orientiren, wird der Dresdner Kreisverein nächsten Sonntag, den 6. Juli, Vormittags 11 Uhr in Dresden, Meinholds Etablissement, Moritz- straße 10 I, eine Versammlung abhalten, in welcher dessen Vorsitzender über den Verband und die jetzige Bewegung im Bureaubeamtenstande überhaupt referiren wird. Schon jetzt sei bemerkt, daß dem Verbände jeder im deutschen Reiche lebende, in Privat-, Gemeinde oder Staats-Dienst stehende unbescholtene Angehörige des Schreiberstandes beitreten kann, daß der Verband eine die Eigenschaft einer freien HülfScasse führende Kranken- und Begräbnißcaffe besitzt, die Gründung weiterer, die Existenz der Bureaubeamten sichernde Institute in Aussicht genommen hat und die Stellen vermittelung betreibt. Sonntag, den 10. August wird in Dresden der III. VerbandStag abgehalten. Der selbe wird sicherem Vernehmen nach sehr zahlreich be sucht werden. Es ist daher wünschenswerth, daß vor her die Bureaubeamten des Landgerichtsbezirks Dres den sich zu einer Besprechung vereinigen und die ihnen hierzu vom Dresdner Kreisverein gebotene Gelegenheit benutzen. — Etwaige Zuschriften sind an den Vereins vorsitzenden, Registrator C. Roßmann in Dresden, Reißigerstraße 39 HI, zu richten. Oschatz, 1. Juli. Ein Ehepaar auS BreSlau, welches gestern mit einem 2- bis 3jährigen Kindchen per Familien - velociped hier ankam, verunglückte in der Nähe der Lasern« dadurch, daß die Gerte in daß Rad gerieth, wodurch die Genannten fämmtlich von ihre» Sitzen — da- Kleine befand sich in einem Körbchen — geschleudert wurden. Die Verletzungen, welche Frau und Kind davontrugen, erforderten ärzt liche Hilfe. Wann die Reise fortgesetzt werden kann, ist heute noch unbekannt. Die Bienenzüchter-Vereine Oschatz, Mügeln, Ostrau und deren Umgebung halten in der Zeit vom 6. bis 8. September d. I. im Hotel „zum goldenen Löwen" zu Oschatz eine Ausstellung von Bienen, Honig, Wachs, Geräthen und in dieses Fach einschlagender wissenschaft licher Schriften ab. Dresden. Schon wieder ist eine Durckbrenner- Geschichte zu berichten. Am Sonnabend brachte ein Gerichtsdiener einen Gefangenen von Spremberg nach Dresden. Der Gefangene wußte nun den Gerichts diener dahin zu bestimmen, daß derselbe mit ihm im Tunnel-Restaurant des „Tivolr" noch ein Glas Bier trank. Dort bestellte sich der Gefangene Tinte und Feder, sowie einen Briefbogen und ließ durch einen Brief seine „Braut" herbeirufen. Dieselbe erschien auch schnell und eS wurden 3 Flaschen Wein, 2 Bordeaux und 1 Flasche LlrLtsau la ross, Gänsebraten rc. verzehrt. Wie von ungefähr kam dann auch noch der zukünftige Schwiegervater des Häftlings dazu. Wohl ließ der Transporteur den seiner Obhut «nvcrtrauten nicht aus den Augen, obwohl derselbe mehrmals nach außen strebte, endlich aber wurde aufgebrochen. Der Gerichtsdiener und der Schwiegervater sollen, wie es in dem vorliegenden Berichte heißt, vornweg gegangen sein, während die „glückliche" Braut und der Geholte folgten. Als an der Eck- der Albrechtsstraße die Ueber- führung des Sträflings in die Gefangenanstalt erfolgen sollte, war das „Brautpaar" verschwunden und soll jetzt noch wiederkommen. Pirna. Dem Vernehmen nach, so schreibt der „P. A." unternahm Se. königl. Hoheit Prinz Friedrich August am verflossenen Sonnabend eine Recoznilions- Tour nach Moxen und Umgegend, um dort auch den herrlichen und historisch merkwürdigen Aussichtspunkt „Finkenfang" zu besuchen. In seinem Gefolge be fanden sich ca. 25 berittene Herren, Militär und Civil. Zum größten Bedauern der ganzen Einwohner schaft von Moxen fand Se. königl. Hoheit den in Augenschein zu nehmenden Punkt verschlossen und sah sich daher genöthigt, vom vis-a-vis gelegenen Stein bruch aus eine Rundschau zu halten, um des reizenden Panoramas zu genießen. Als dies geschehen, begab sich Se. köni l.Hoheit nebst Begleitung und Gefolgenach dem unweit gelegenen Wittgensdorf, wo dieselben, um zu einer am dortigen Sandhügel einzeln stehenden Linde zu ge langen, durch ein Kleefeld kamen. Kurz darauf stürmte ein Landmann mit ausgebreiteten Armen und Ent setzen in den Gesichtszügen dem berittenen Trupp ent gegen und rief aus: „Ree, meine Härr'n, um Gutt's will'n, das geht nich! Ach, m-i Klee! mei Klee! Sie reiten mer ja Alles nieder! Herr jemersch nee! Was fer Schaden! Was fer Schaden!" Se. königl. Hoheit ließ sogleich halten und frug den Bauer freundlich, was er ihm als Schadenersatz zahlen solle. Der Bauer wollte mit seiner Forderung nicht heraus und bejammerte nur seinen Schaden. Darauf von Sr. königl. Hoheit ermuthigt, er solle nur dreist heraus sagen, was für eine Entschädigung er verlange und ob vielleicht 3 Mark genügten, erhob der bekümmerte Landwirth abermals sein Klagelied: „Ach, mei' schöner Klee, mei' schöner Klee! Den Schaden kann ich ja kaum übersehen! Nee, mei' guter Härre! Unter 6 Mk. kann ich's gar nich' thun!" — „So?!" erwiderte Se. königl. Hoheit, „nun, das ist doch ein Wort! Hier haben Sie Ihre 6 Mark!" Damit gab der Prinz dem Bauer das Geld und verließ, wie Gewährsmann des obengenannten Blattes aus Moxen mittheilt, sofort mit allen Uebrigen den Kleeacker. Freiberg, 1. Juli. Die Eröffnung deS Betriebs auf den neugebauten Bahnlinien Freiberg-Halsbrücke und Berthelsdorf-Großhartmannsdorf nebst Zweigbahn Brand-Langenau steht bis Mitte dieses Monats zu erwarten. Oederan. Durch Sturz aus dem Wagen infolge Durchgehens des Pferdes erlitt jetzt der Oekonomie- Jnspector Grüntz in Hetzdorf an beiden Beinen Schenkel brüche. Ein anderer Insasse deS Wagens kam ohne Verletzungen davon. Chemnitz, 30. Juni. In Folge des vielgerügten leichtsinnigen Umgehens mit Petroleum hat sich aber mals rin schwerer Unglücksfall ereignet. Im benach barten Kappel hatte vorgestern früh die Ehefrau eines FabrikschlofferS Petroleum aus einer Flasche, die ein größeres Quantum enthielt, in das brennende Feuer im Ofen geschüttet. Im Nu rxplodirte daS Petroleum, das brennende Petroleum ergoß sich über die Kleider