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de» Gebirge» (der Olt liegt 550 Meter über der Ostsee) gut verwerthet werden kann. Au» dem Erzgebirge, 2». Mai. Nu« einige» Waldgegenden wird über eine die Wilder schädigende Industrie geklagt, der ernstlich nttgegrngeprebt werden sollte. ES ist die« da» AuSraufcn drS Preißelbeer- laube» zur Herstellung von Laubzewiuden, Kränzen rc. Geht da» Unwesen de« LaubraufevS so fort, so wird die Existenz der Preißelbeere gefährdet werden und so mit eine Einnahmequelle für arme Waldbewohner gänzlich versiegen, abgesehen davon, daß der Waldboden eines Schmuckes und Schutzes verlustig geht und den Waldvögeln die ohnehin kümmerlich« Frühlingsnahrung durch Wegfall der überwinterten Beeren noch mehr beschnitten wird. Chemnitz. Zur Charakteristik dcS gewerb- mäßigeo StreikhchrUhumS werden hier interessante An gabe« veröffentlicht. Bei den Lohntämpfen deS letzten Jahre- haben die einzelnen Mitglieder der sogenannten Streik-Commissionen mitunter bis 20 Mk. wöchentlich sär ihre „Mühewaltung", die i» der Regel sich auf daS Einberufen von Volksversammlungen beschränkte, erhalten; Grund genug für sie, den Ausstand möglichst lang« hinauszuschleppen und während dessen sich selbst auf Kosten der Streikenden ein angenehmes Leben zu verschaffen. Genauen Rechnungslegungen gehen diese geriebenen Praktiker grundsätzlich aus dem Wege. In Berlin haben derartige Abrechnungen bekanntlich wieder holt starke Unregelmäßigkeiten an das Licht gefördert. Zwickau, 29. Mai. Zum Zweck« der Vor beugung der Verbreitung ansteckender Krankheiten beim Handel mit getragenen Kleidungs- und Wäschestücken sind hier die Auktionatoren, Pfandleiher und Trödler mit Anweisung zur sorgfältigen Desinfektion solcher Sachen versehen worden. Ernstthal. Am2S. d. feierte die hiesige Weberinr. ung ihr SOOjähriges Jubiläum. Aus Anlaß dessen hatte unser Ort herrlichen FesteLschmuck angelegt. Den Glanzpunkt de» TageS bildete der Kestzug. Eröffnet wurde derselbe von zwei Borreitern, welchen ein Herold zu Pferde und nach dem Musikchor eine Anzahl Ritter und Pagen in den Trachten des 17. Jahrhunderts folgten. Kleinzschocher, 29. Mai. Am letztverfloffenen DienStag wurde von den Altgemeindebesitzern zu Klein zschocher der uralte Brauch deS alljährlichen Grenze- umfahrenS, mit einem Musikchor an der Spitze, zum letzten Male ausgeübt, denn im nächsten Jahre ist das Dorf rin Stück Neu-Leipzig, in welchcm die ländlichen Herkömmlichkeiten nicht mehr gelten. Wie die Nlt- gemeindebesitzer von Kleinzschocher, besitzt auch Groß- zschocher eia feit vielen Jahrhunderten bestehendes, aber nur von 14 Hofbesitzern auszuübendes Gemeinderecht. Ihre Höf« hatten von gewissen Wiesen an das Rittergut 129 Hühner und einigen Geldzinsen zu liefern, und die Gräben, welche diese Wiesen umgaben, zu heben und zu erhalten. Deshalb führen die Vierzehn den Namen „die Herren vom Graben". Sie bildeten eine so eng verbundene Sccietät, daß sie sogar im Jahre 1639 eine besondere Geschlechtsordnung errichteten, die mit Genehmigung des Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn auf Greßzschocher, Benno von Dieskau, 1687 «vidirt und erneuert wurde. * Mühlberg. Zu dem Mitte August in unserer Nähe pattfindenden Manöver, in welchem preußische und sächsische Kavallerie gegeneinander manöveriren werden, wird auch am 26. August ein großer Brücken schlag über die Elbe stattfinden und zu diesen interessanten Truppenübungen auf beiden Seiten hohe Gäste erwartet, auch ist eS leicht möglich, daß Se. Majestät der Kaiser diese» militärische Schauspiel mit seiner Gegenwart auSzeichnen wird. Hirsch berg, 29. Mai. Am dritten Feiertag war die Temperatur auf dem Hochgebirge außerordentlich niedrig, sodaß auf der Schneekoppe und dem angrenzenden Thril deS KammeS Schnee gefallen ist. Gestern ist in der Nähe der Schneegrubenbaude Schnee mit Regen und EiSstacken vermischt niedergegangen. Arber Titten und Gebräuche in Holland, besonders über die Verlobung wird der „Tägl. RuMchau" von dort geschrieben: Sobald der Holländer die Flegeljahre im Rücken hat, ist eS ständige Sorge der liebenden Mutter, ein paffende» „Engagement" für den „Jungen" zu finden. Ju diesen Bemühungen wird sie von ihrem Sprößling häufig redlich unterstützt, denn e» ist merkwürdig, welche Lost» Blaflrtheit selbst halbflügge Vertreter der Bürger klassen in größeren Damengesellschaften an den Tag legen. Mit dem „Engagement" wird ein Berhältniß geschaffen, für welche» wir Deutsche keinen bestimmten Ausdruck haben, denn „Verlobung" ist ein viel festere» Hand im gesellschaftlichen und selbst im gesetzlichen Winne. Angenommen, em junger Mann verkehrt ewige Wochen lang in einer Familie «oh legt für ein «eid liche» Mitglied rin bestimmte» Interesse an den Tag, da» den Augen zärtlicher verwandte» und Bekannten nicht entgeht, so wird, wenn er keine Anstalten macht, eine Farhe zu bekennen, der Papa ihn eines schönen TageS bei Seite «ehme» und ihn fragen: „Höre einmal, lieber Junge, da» ist'AlleS recht schön und gut, aber waS hast Du eigentlich im Sinn?" Spricht sich dann der junge Mann nicht deutlicher auS, so bleiben ihm die Pforten de» Hauses für die Zukunft verschlossen. Eine solche Mahnung ist jedoch in den Meisten Fällen unnöthig, denn wenn die jungen Leute sich eines gegen seitigen Interesse» bewußt sind und die beiderseitigen Familienvcrhältviffe kein Hinderniß in den Weg legen, so haben die Eltern durchaus nichts dagegen, wenn die Kinder sich näher kennen lernen. Sie sind dann „xeenKLxeerä" und genießen eine Freiheit, die mancher ehrbaren deutschen Hausmutter cine gelinde Gänsehaut erzeugen würde. Ohne jegliche Begleitung geht das Pärchen spazieren, besucht Theater- und Opernrorstellungen, macht Ausflüge aufS Land und keh;t erst spät am Abend zurück, ohne daß man irgend welches Aufsehen davon macht. Dieses Vertrauen in die Tugend und Ehrbarkeit der jungen Leute, welches nur selten betrogen wird, ist wirklich rührend und müßte eigentlich auf die Nach barvölker beschämend wirken; doch eS hat auch feine Schattenseiten. Solch' ein Berhältniß dauert oft Jahre lang, und nun kann cs eines schönen TageS passiren, daß der junge Mann dem Mädchen, oder umg kehrt dieses dem Freier in ungeschminkten Worten erklärt: „Du, ich meine, wir passen doch nicht so recht zusammen; es wäre am Ende gescheiter, wenn wir wieder auseinander gingen". Der anderen Partei bleibt nichts Anderes übrig, als einzuwiüigen; die Eltern finden es auch gut, und die Zwei gehen auseinander, ohne (bei der gesunden Natur der Holländer) Herzfehler in Folge der GemüthSbewegung davonzutragen. Das Mädchen geht 6 Wochen lang in keine größere Gesellschaft, auch zu keinem Vergnügen, und tritt nach Ablauf dieser Bußzeit wieder in die Verhältnisse, in welchen sie vor ihrem „Engagement" verkehrte. Kein Mensch findet an dem Vorfall etwas Besonderes; man zerbricht sich nicht lange den Kopf darüber, und auch junge Männer zeigen solchen Damen gegenüber nicht die Zurückhaltung, mit welcher die Entlobten in Deutschland so häufig be handelt werden. In einigen Provinzen Hollands herrscht bezüglich dcS „Engagements" eine reizende Sitte, die sich viel leicht zur Nachahmung empfiehlt. Ist dortselbst ein junger Mann verliebt und dabei so schüchtern, daß er nicht im Stande ist, in wohlgesetzten Worten seine Liebe zu erklären, so kauft er einen Kuchen, wickelt ihn fein säuberlich in Fließpapier und bezieht sich dann rn's Haus seiner Angebeteten. Findet er da die Familie beisammen, so legt er den Kuchen vor seiner Auser korenen nieder, welche, obgleich sie manchmal darauf vorbereitet ist, doch in eine leicht begreifliche Aufregung geräth. „Mutter die Frau", thut, als ob sie von der ganzen Geschichte nichts bemerkt habe, und der Vater geht mit dem Heirathskaadidaten an's Fenster, wo er einen interessanten Vortrag über's Wetter hält, welche Unterhaltung keine besonderen Ansprüche an das arme Gehirn des geängstigten Jünglings stellt. Unterdessen schielt dieser mit Höllenqual im Herzen nach seiner Flamme, ob diese denn noch keine Anstalt macht, ein Stückchen Kuchen abzubeißen. Ist sie ein bischen „plagerig", so läßt sie den armen Ritter Tozgenburg weidlich zappeln. Prüfend hält sie den Kuchen in der Hand. Er duftet so verlockend, und der Bringer ist ja auch kein übler Bursche; ein bischen linkisch zwar, doch da» ist kein unverbesserlicher Fehler. Soll sie — soll sie nicht? Noch einen Augenblick zaudert sie, dann vergraben sich die blitzenden Perlzähnchen mit schelmi schem Lächeln in dem süßen Kuchen, und der arme Bursche in der Ecke stößt erleichtert einen herzhaften Seufzer aus, so daß „Mutter die Frau" für den Augenblick di« Handarbeit sinken läßt und leuchtenden Auges den Appetit auf Kuchen bewundert. Er aber breitet die Arme au», um auf sie zuzueilen —, da fällt ihm plötzlich rin, daß er ein Holländer ist und solche SemüthSbewegungen kein Erbtheil seine» Stamme» sind ; er läßt die Arme sinken, sittsam und bescheiden faßt er da» Händchen, da» mit dem Kuchen so lange sein Schicksal gewogen hat und drückt ein Küßchen darauf: „das erste". Ander» verhält eS sich jedoch, wenn der Freier dem Mädchen nicht gefällt. Mag der Kuchen noch so ver- ! lockend duften, mag der FreierSmann sich noch so oft räuspern und dem Vater erzählen, daß sein Geschäft gut gehe, daß er «ine Rys« den Rhein tntlang machen werde — nebenbei bemerkt das Ideal einer holländi schen Hochzeitsreise — da- Mädchen rührt sich nicht. Unermüdltch gleitet die Nadel durch die Finger. Sie schaut nicht recht», nicht links ... „sie beißt nicht an". Nachdem Alle» mit dem Vater durchgesprochen, auch der Börsen- und Kornbericht der letzten Woche wieder holt durchstudirt ist, erhebt sich der Abgewiesene und tritt zögernden Schritte» zur Tafel. Man steht dem Mädchen au, mit welcher Aufregung sie käMpft. Viel leicht hat ein Anderer schon ihr Herz gewonnen? Oder eine unerklärliche Abneigung erfüllt sie gegen diese» Mann? Wer weiß es ? , Nicht um die Welt würde sie von ihrer Arbeit aufblicken. Zögernd streckt er die Hand nach dem Kuchen aus, „ddr arme Junge!" hört man die Mutter murmeln, seufzend packt er ihn «in: „Vaarvoel dzeramerr!" und die Thür schließt sich hinter ihm. Nremand verliert weiter ein Wort. Auch das Publikum erfährt nichts von dem Vorfall, denn die jungen Leute halten selbst intimen Freunden oder Freundinnen gegenüber ihre HerzenSneizungen geheim, bis sie von Gegenliebe überzeugt sind. Solch ein verblümtes Körbchen bleibt Geheimniß und schmerzt dann weniger, als ein der ganzen Welt avSposaunter, abschlägig beschiedener VerlobrrngS - Versuch. Vivat secgusns! Das «e«e Postnachirahmeverfahre» tritt schon mit dcm heutigen 1. Juni in Kraft. Wir geben daraus folgende wohl zu beachtende Ver änderungen bekannt: 1. Bei Nachnahmebriefen ist künftig das Gewicht zu beachten, da das Porto für den einfachen Brief (15 Gramm) 10 Pfennig, für schwerere Briefe 20 Pf. beträgt. Bisher war nur die Entfernung zu beachten, da die Briefe in 1. Zone 20 Pf., in 2. Zone 40 Pf. kosteten. (Es wird daher sich empfehlen, daß Pfarr- und Standesämter und andere Behörden, die vielfach Gebühren durch Nachnahme erheben, Doppelbriefe zu vermeiden suchen.) Bis jetzt kosten frankirte Briefe mit Nachnahme bis 5 Mk. iu 1. Zone 30 Pf, auf weiter« Entfernungen 50 Pf., künftighin als einfach« Briefe 20 Pf, als Doppelbriefe 30 Pf, jedoch ausschließlich der Geldübermittelungsgebühr (s. unter 2). Für Druck sachen, die unter Nachnahme versendet werden, muß, wie es scheint, das Porto wie für Briefe gezahlt werden, da die Bestimmung lautet: „Es wird erhoben da» Porto für Briefe". 2. Ferner hat der Absender, wenn die Sendung frankirt wird, nicht die Kosten des ganzen Verfahrens bei der Absendung zu entrichten, sondern nur die Bor zeigegebühr von 10 Pf. Die GebührenübcrmittelüngS- gebühr (bis M. 5,10, bis M. 100,20 u. s. w.) wird vom Betrage der Postnahme in Abzug gebracht. E» liegt also im Interesse deS Absenders, der z. B. eine Mark durch Nachnahme als Reineinnahme erheben will, diesem Betrage die Uebermittelungszebühr, 10 Pf., und die Bestellgebühr, 5, nach Landorten 10 Pf, zuzuschlagen, mag die Sendung frankirt werden oder nicht. 3. Bei Packeten mit Nachnahme in der Höhe bi» zu lO Mk. erhöht sich die bisherige Gebühr um 10 Pf. Diese scheinbar geringfügige Erhöhung betrifft einen sehr umfangreichen Verkehr, z. B. mit geräucherten Fischwaaren, Butter und ähnlichen Maaren und dürste in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzen. sein. Ebenso wie von der Herabsetzung des Bestellgeldes für schwerere Packet« im Landbezirke von 30 auf 20 Pf. ein be deutender Einfluß auf die Hebung des Packetverkehr» auSgeübt worden ist, so wird sich umgekehrt die Ein führung der Borweisegebühr dec Entwickelung de» Packetverkehr» mit geringer Nachnahme hinderlich zeigen. Denn ein scharfer Rechner sagt sich, daß er bei einer Sendung Von über 10 Mk. immer noch um 10 Pf. billiger kommt, wenn er nach Eingang di- Sendung mit Postanweisung bezahlt, als wenn er den Betrag durch Nachnahme erheben läßt. Die Borzeigezebühr hätte im Packetverkehr mit vollem Rechte Wegfälle« können, da Packele ohnehin bei der Bestellung vorgezeigt werden müssen, gleichviel ob sie mit Nachnahme belastet sind, oder nicht, während eilt^Brflf oha« Nachnahme nicht vorgezeigt zu werden braucht, vielmehr in de» Hausbriefkasten eingelegt werden kann, rin Brief mit Nachnahme dagegen wirklich eine Mehrleistung bei der Bestellung (Vorzeigung) erfordert. Vermischtes. Eisberge. I» ganz ung wöhnlich großer Zahl treiben i« Atlantischen Ozean wählend diese» Jahre» Eisberge, derart, daß dieselben eine ernstliche Gefahr für die Schifffahrt bilden. So rannte der jetzt ia New-Uork von Kopenhagen eingetroffme Dampfer