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Elbeblall und Anzeiger. Amtsblatt der König!. Amtshanptmamschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des StadttatW zu Mefl. Druck und Verlag von Langer L Winterlich rn Riesa. — Für die Redaktion verantwortlich: T. Langer in Riesa. Sonntag, den 26. Januar 1880. 43. Ashrß« Aj^eilit in Rieta wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag. — Abonnemensprcis vierteljährlich 1 Mark 2b Psg. — Bestellungen nehmen alle Kaiser'» P ftn s rii. , g-astbricn. die Erpcditwiier NI Riesa und Strehla (E. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem ausgebreiteten Leserkreise eine wirksame VerSstent. lichung finden, erbitten wir uns bis Montag, resp. Mittwoch, Freitag oder Sonnabend Vormittag« i» Nbr. Znsertivntz preis die dreigesvaltene TorvuSzcile oder deren Raum 10 M. Bekanntmackung. Um dem in diesem Jahre drohenden Raupenfraß vorzubeugen, ergeht hiermit an alle Grundsiücksvesitzxr des Verwaltungsbezirks der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft die Anordn»ng, bis längstens de« 10. März dieses Jahres ihre Bäume lind Sträucher, sowie alle an Gärten befindliche Gebäude und Wände von Ra«pennester«, Raupen-und Roggeneier« gründlich und sorgfältig zu Vermeidung der in 8 362, sub 2 des Reichsstraf- gesctzbuchs bestimmten Strafe zu reinigen und die Nester u. s. w. durch Ver brennen zu vertilgen, die Herren Gemeindevorstänt>e aber werden angewiesen, diese Anordnung noch im Wege der amtlichen Verkündigung in ihren Ortschaften besonders bekannt zu machen, deren Befolgung streng zü überwachen und gegen die Säumigen unnachsichtlich mit Strafverfügungen vorzugehen. Großenhain, am 20. Januar 1890. Die Königliche Amtsh anptmannschast. T 158. i. A.: von Gruben, Bez.-Ass. B. Bekanntmachung, das Verbot des Einsammelns von Beiträgen zu foeialdemo- kratischen Zwecken betreffend. Ein zur Kenntniß des unterzeichneten Stadtrathes gelangter Fall von beabsichtigten Sammlungen zu socialdemokratischen Zwecken läßt die Vermuthung austauchen, daß anläßlich der bevorstehenden Neichstagswahl zur Förderung von socialdemokratischen, socialisnschen oder kommunistischen auf den Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung gerichteten Bestrebungen in der zum 7. Neichstagswahlkrcife gehörenden Stadt Riesa Beiträge eingesammelt bezw. zur Leistung solcher Beiträge öffentlich, sei es schriftlich »der mündlich bei Versammlungen aufgefordert werden könne. Auf Grund von 8 16 des Rcichsgesctzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemokratie vom 21. Oktober 1878 werden alle Sammlungen der vorbezeichneten Art sowie die öffentliche Aufforderung zu genanntem Zwecke unter Hinweis auf die Strafbestimmungen in 8 20 des nurgenannten Gesetzes für den Bezirk der Stadt Riesa sammt Zubehör hier mit ausdrücklich verboten. Riesa, den 24. Januar 1890. Der Stadtrath. Klötzer. In letzter Zeit ist cs mehrfach vorgekommen, daß AortbildtMgsschüler, welche von auswärts hierher verzogen waren, sich nicht rechtzeitig zur Schule aumeldeten und deswegen in Strafe genommen werden mußten. Es deshalb hierdurch bekannt gemacht, daß 8 9, Abs. der Schulordnung der Riesa bestimmt, daß fortbildungsschulpflichtige Knaben, welche im Lai Jahres zuzichen sich längstens binnen 3 Dagen nach ihrem Eintref zumelden haben. Gleichzeitig wird Abs. 8 in Erinnerung gebracht, welcher lautet: Fortbildungsschule haben auch solche hier aufhältliche und aus der Voll entlassene Knaben zu besuchen, welche einem anderen BundeSst«-' gehören." Riesa, am 24. Januar 1890. Die Direktion der städtische« Schulen. Bach. Zum Geburtstage Sr. Majestät Kaiser Wilhelms II. am 27. Januar 1890. HL. In allen Octen unseres deutschen Vater landes ist der nächste Montag ein Festtag — ja ; „so weit die deutsche Zunge klingt",^ überall, wo deutsche Herzen schlagen, in den heißen Gegenden Afiikas, in de» sumpfigen Niederungen Indiens, in den Uiwäldern und Farmen Amerikas, in den Ländern AusUaliens, und auf den Weltmeeren, wo Schrffe unserer noch jungen, aber ehrfurchtgebietenden deutschen Kriegs und Handelsflotte segln, da wird der Geburtstag unseres Kaisers festlich begangen. Ein ereignißreicheS Jahr in der Geschichte Deutsch lands — ein Trauerjahr wie selten eins! — haben die NrujahrSglocken vor kaum .einem Jahr zu Grabe geläutet. Kaum 3 Monate, nach dem der erste Kaiser des wiedererstandenen Deutschen Reiches sein ehrwür diges Haupt zur ewigen Ruhs gebettet, folgte ihm sein Sohn und Erbe des Thrones, Kaiser Friedrich, nach dem derselbe nur 99 Tage des Reiches Scepter geführt. Ein großer Trauerflor war eS, der von jenem denkwürdigen 9. März bis zu dem Hinschriden des hochseligen Kaisers Friedrich reichte. Kaum ist die Hoftrauer am Berliner Kaiserhofe beendigt, da nahte von neuem der Todesengel mit seinem schwarzen Schatten und rief die Gemahlin des Baumeisters des deutschen Reiches, Kaiser Wilhelm I., zu sich, die treue Lebensgefährtin, die hohe Protekiorin einer großen Anzahl wohlthätiger Vereine, folgte am 7. Januar dem vorausgeeilten Gatten nach. Neue Trauer herrscht am Kaiserhose und im deutschen Volke, ist doch der Name der Kaiserin Augusta eng verknüpft mit der großen Zeit des deutschen Wiedererwachens, hat doch ihr Wirken ungezählte Leiden gelindert und Thränen getrocknet. Doch wollen wir unsere Blicke heute von ter Trauerstätte richten nach dem Throne, auf d.m der Erbe der theuren unvergeßlichen Tobten, ein jugend licher, thatkrästiger Herrscher getreten ist, der erlauchte Erbe der ewig im Gedächtniß der Deutschen sortleben- deu Greßeltern und BaterS, unser «llgeliebter Kaiser Wilhelm II., dessen zweiten Geburtstag als Kaiser wir heute Mich begehen. In schwerer Zeit bestieg Kaiser Wilhelm II. den Thron seiner Väter. Ei» schweres Erbtheil ist ihm geworden nach all der Verehrung, die sein Großvater sich errungen, nach all der Liebe, die sich sein Vater gewann. Neber drei Jahrzehnte sind heule seit der Geburt unseres Kaisers vs> flössen. Es war eine bewegte Zeil in Preußen, in der er das Licht der Welt erblickle. Sein von ihm und allen Deutschen so hochverehrter Großvater hatte für seinen erkrankten Bruder Friedrich Wilhelm IV. als Piinz-Regent dis Zügel der Regier ung in Preußen ergriffen, eine neue Epoche begann für die Geschichte Preußens und Deutschlands. Am 27. Januar 1859 wurde Kaiser Wilhelm II. zu Berlin geboren als der älteste Sohn des damaligen Prinzen Friedrich Wilhelm, des nachmaligen Kaisers Friedrich. Letzterer antwortete damals auf dis Beglückwünschung durch die Vertreter des preußischen Volkes: „Wenn Gott meinem Sohn das Leben erhält, so wird cs meine höchste Aufgabe sein, denselben in den Gesin nungen und Gefühlen zu erziehen, welche mich an das Vaterland ketten." Ja fürwahr, das Versprechen wurde ehrlich gehalten und daß es dem hohen Elterrpaare gelungen, dafür ist der beste Beweis unser allverehrter Kaiser Wilhelm II. selbst. Wohl vorbereitet für den schweren Beruf eines Herrschers, ein ganzer Mann, ausgestattet mit unge wöhnlicher Begabung, edlem Sinn, wahrer Frömmigkeit, Sinn für alles Schöne und Erhabene, voll Pflicht gefühl, Muth und Entschlossenheit und frei von jeg lichem Borurtheil, übernahm er am 15. Juni 1888 die schwere Last der Regierung. Diese Tugenden sind die beste Bürgschaft und geben die Gewißheit dafür, daß unser Kaiser Wilhelm II. die leuchtende Bahn seiner Vorfahren weiter verfolgen wird. Er hatte versprochen: „DaS Beispiel dieser Edeln soll der Leit stern meines LebenS sein." Der Prinz hatte eS ge- schworen, der Kaiser hat eS bisher gehalten und wird eS treulich weiter halten, sowie er seinem Gelübde getreu ein gerechter und milder Fürst ist, der de» Frieden schirmt, den Armen und Bedrängten ein Helfer und dem Rechte ein treuer Wächter ist. Nur kurze Zeit erst führt unser Kaiser die Re gierung, und welche Eifolge hat er schon errungen! Seine Reisen nach Petersburg, Skandinavien, Wien, Italien, England und der Balkan-Halbinsel waren Mittel, um das großartige Friedenswerk zu befestigen, was Großvater und Vater begründet und gepflegt. „Was Du ererbt von Deinen Vätern hast. Erwirb cs, um es zu besitzen." Tiefes Goethesche Wort schwebt ihm als Wahl spruch vor. Wie hat er sich die Herzen aller im Fluge erobert, nicht nur seiner Unterthanen in Nord und Süd, Ost und West, sondern auch Diejenigen anderer Völker. Eioberungen hat er auf seinen Reisen für unser Vaterland gemacht, Eroberungen an Zuneigungen für Deutschland, ohne einen Tropfen Blut zu ver gießen. Den Frieden zu erhalten, hat er versprochen; gelüstet es aber einem Feinde nach deutschem Land, dann will er — gleich seinen Vätern — aber auch ebenso muthig demselben entgegentreten und den Ruhm der deutschen Waffen hochholten. Das ist unser Kaiser! Auf die Treue seines Volkes zählt er bei Erfüllung der Aufgaben, die ihm sein schweres Amt stellt, die Erreichung der hohen Ziele, die er sich gesteckt und die wollen wir ihm halten. Unsere Wünsche für unseren Kaiser fassen wir zu sammen in die Bitte: „Gott der Allmächtige rüste unfern Kaiser Wilhelm aus mit Kraft, damit er seines erhabenen Berufes warte, Gott zur Ehre und dem Vater lande zum Segen! Möge es dem erlauchten und thatkräftigen Kaiser ver gönnt sein, die opfermuthig errungenen Güter nationaler Einheit und Kraft in einer langen Reihe gesegneter Jahre seinem Volke zu erhalten und zu wahren!" Wir aber geloben, treu zu ihm zu stehen in Freud und Leid, in Frieden und Krieg und nachzustreben seinem edlen Vorbilde. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 25. Januar 18S0. — Anläßlich deS Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers find nächsten Montag die Postschalter nur wi« an Sonntagen geöffnet, demnach Vormittags von 8—S Uhr, Nachmittags von 5—7 Uhr.