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Elbckall und Anzeiger 4«. Jahrg Sonntaq, den 21. September 1890 i«.'K > sch iw., '«d lüii.-/: nickt 'N d'M iruL der ans dasselbe in seinem Amtsbezirk die bei Weitem verbreitetste und gelesenste Zeitung, anerkanntermaßen die beste und zweckentsprechendste Verbreitung. Die Bcrlags-Ekpedition. Die Königliche Kreishauptmannschaft Dresden hat eine Central sammelstelle errichtet, an welche auch die hier gesammelten Beträge abgegeben werden und aus welcher seiner Zeit auch diebedürftigen Beschädigten unsrer Stadt bedacht werden sollen. Die eingerichteten Sammelstellen sind durch entsprechende Anschläge kenntlich. Riesa, den 16. September 1890. Der Stadtrath. Klötzer. Sch. Bitte! Der unterzeichnete Stadtrath hat, dem Beispiele aller anderen sächsischen Städte 'olgend, mit heute eine Sammlung für die Wasserbeschädigtea in den sächsischen Elbgebieten eröffnet und richtet im Hinblick darauf, daß gerade unsere Stadt vor schwererem Unglück bewahrt worden und der erwachsene Schaden noch in den Grenzen des Erträglichen sich bewegt, an unsere Bürgerschaft und die Bewohner der Umgegend die herzliche Bitte , um Beiträge für die Beschädigten. s Tagesgeschichte. Die „Post" machte dieser Tage den Boischlag, die Behörden möchten die Sozialdemokraten in ihren Lärm versammlungen sich ruhig austoben und Mord und Tobtschlag predigen lasten, dagegen drcinschlagen, sobalv sich auf der Straße die leiseste Ausschreitung zeige. Wer die tollen Jahre von 1848 und 1849 mit er lebt hat, und westen Blick etwas weiter reicht, als es bei den jungen Stürmern der Fall ist, die sich heute als demokratische Volksbelehrer ausspielen, der wird von diesem guten Rathe der „Post" nicht viel halten. Auch die „Hamburger Nachrichten" wenden sich gegen diese neumodische unv hoffnungSfreudige Auffassung, indem sie ungefähr Folgendes schreiben: „Wir haben den Eindruck, daß solche Ansichten vielfach getheilt werden; wir unserseits würden in.deß ihre Annahme durch die Staatspolitik als einen schweren Fehler ansehen. Das angeführte Beispiel Frankreichs würde, selbst wenn die Behauptungen, auf die es sich stützt, thalsächlich zuträfen, Deutschland nicht zur Nach ahmung bestimmen dürfen; zunächst nicht wegen der Verschiedenheit der staatlichen Verhältnisse, die für eine und dieselbe Bewegung in beiden Ländern einen ganz ungleichartigen Verlauf vor schreibt. Es ist selbstver ständlich, daß das G.schehenlasten von sozialrevolutionären Versammlungen und Reden in Frankreich nicht ent fernt die Gefahr für Staat und G-sellschaft erzeugt, wie dies in Deutschland der Fall sein würde. Ein mal ist die Abschaffung der Monarchie und die Dcmo- kratisirung von Staat und Gesellschaft, wie sie von sozialistischer Seite mindestens als vorbereitende Maß regel verlangt werden, in Frankreich bereits erfolgt, so daß nach dieser Richtung dort nichts mehr zu schützen ist; in zweiter Linie ist die sozialdemokratische Wühlerei in Frankreich schon deshalb ungefährlicher, weil sich dort der Stand der Besitzenden in Stadt und Land viel weiter nach unten erstreckt, als dies bei uns bisher der Fall ist. Die französischen Sozial demokraten sind den deutschen an Zahl nicht entfernt gewachsen, während bezüglich des antisozialistischen kleinen Bürger- und Bauernstandes das Berhältniß ein um gekehrtes ist. Dazu kommt, daß selbst der ärgste sozialistische Franzose im Grunde seines Herzens immer Franzose bleibt und sich trotz aller entgegenlautenden Phrasen niemals als Mitglied der internationalen Sozial demokratie fühlt, vie den Mittrlpunkt alles Denkens und Fühlens unserer deutschen Sozialrevolutionäre bildet, der alle Hochrufe gelten, wo und wie deutsche Sozialde mokraten zusammenkommen oder sich trennen. Völlig aus schlaggebend aber für die Unanwendbarkeit der fran zösischen Artund Weise, dieSozialvemokratie zu behandeln, ist ter Unterschied im Nationalcharakter der Franzosen und der Deutschen. Während der französische Sozialist, wie die große Nation, sich gern in Phrasen berauscht und sich mit ihnen genügen läßt, w^brr"»' es bei ihm Hb? lange dauert, bevor er vom l liegt diese Sicherheit in Deuts Maße vor wie in Frankreich. Weg von der Aufhetzung bis z an-uwaa lung nicht so kurz ist wie in Gefahr immerhin doch viel größer als in Frankreich. Alle diese Unterschiede bei Regelung der sozialistischen Rede- und Versammlungsfreiheit nach französischem Muster zu übersehen, würde sich unter Umständen schwer rächen. Außerdem scheint die „Post" bei Ertheilung ihrer Rathschläge die wüste Agitation ganz vergessen zu haben, die bis zum Jahre 1878 bestand und die in den Attentaten von Hödel und Nobiling ihre furchtbaren Früchte trug. Wir sind fest davon überzeugt, daß, wenn der Rath der „Post befolgt wird, die nämlichen Zustände, wie sie vor 1878 bestanden, sehr bald wieder platzzreifen würden, aber noch schlimmer und gefährlicher als damals. Es hierauf in dem Bewußtsein ankommen zu lassen, daß der Staat ja jeden Augenblick durch ge setzliche Maßregeln gegen etwaige Exzesse mit Erfolg einzuschrciten vermöge, das halten wir für eine sehr bedenkliche Politik. Der Staat soll, wenn kein anderer Ausweg bleibt, um sich und die bestehende Rechtsordnng gegen revolutionäre Umsturzversuche zu schützen, gewiß ohne Zögern, mit vollster Entschiedenheit die auf- rührischen, rechtsbrccherischen Elemente mit Waffengewalt niederwerfen; aber doch eben nur im äußersten Noth- falle, denn die Anwendung solcher Maßregeln ist immer ein Uebel. Aber ganz unverständlich, ja frivol ist das Verlangen, die Möglichkeit einer Revolution durch ganz überflüssige und gefährliche Hiuwegräumung gesetzlich zulässiger Schranken zu verstärken. Wir unsererseits glauben nach wie vor, daß mit einer ver nünftigen und energischen Unterdrückung der sozialrevo lutionären Wühlerei dem Staat und der Gesellschaft der beste Dienst erwiesen werden würde." So das Hamburger Blatt, dessen Ausführungen man zwar nicht in Allem zuzustimmen braucht, die aber doch ge wiß mehrfach Beachtung verdienen und Zustimmung finden werden. Deutsches Reich. Der Reichskanzler Hot, wie verlautet, das Gesuch der „Deutschen Kolonialge sellschaft für Südwest-Lfrika", einen Theil ihres Besitzes und ihrer Rechte an eine zumeist fremde Gesellschaft zu veikaufen, abschlägig beschieden. Damit steht die Kolonialgefillsckaft für Südwest-Afiika anscheinend vor ihrem Ende, denn sie hat in ihrem Jahresberichte von 1889 erklärt, daß ihre Mittel erschöpft wären. Stanley hat unlängst einen Besuch bei Casati ge macht und zwar der „S. Z." zufolge, um sich über die Emin Pascha betreffenden Streitpunkte auszusprechen. Stanley beklagte sich über die Angriff:, die Emin Pascha gegen ihn veianlaßt hab- (?) und richtete an Casati das Ersuchen, seinen bezüglichen „Abwehrschriften" zuzustimmen. Casati erklärte jedoch, er sei nicht in der Lage, sich irgendwie in diese Fehde cinzumischen. An der Mittheilung der „Franks. Ztg." über die Unterhandlungen behufs Abtretung Helgolands an Dänemark ist dem „Manchest. Cour." zufolge wenig Irsckeint m Riesa wöchentlich viermal: Lienstag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag. — ÄdonnementSpreis vierteljährlich l Mark 25 Psg. — Bestellungen nehmen alle Aaiserl. Postanstalten, Postboten, die Expeditionen in Riesa und Strehla (8. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem auSgebreiteten Leserkreise eine wirksame Veröffent lichung finden, erbitten wir uns bis Montag, resp. Mittwoch, Freitag oder Sonnabend Bormittags 8 llbr. — Jnsertion-preis die dreigespaltene CorpuSzeile oder deren Raum 10 Psg. AmtsVtatt der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. Druck und Verlag von Langer sc Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. 146 Abonnements-Einladung. Mit dem 1. October beginnt das „Elbeblatt und Anzeiger" sein 3. Quartal im 43. Jahrgang und bitten wir die geehrten Postabonnenlen, ihre Bestell ungen bei dem betr. 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