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EUMall und Aitzeigw Amtsblatt der Königs Amtshauptnrannschast Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. > IAH. Sonnabend, den 30. August 1890. Jührg. Erscheint in Riesa iröchenilich viermal: OienStag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag. — ÄbonncmentSpreiS vierteljährlich l Mark 2S Pfg. — Bestellungen nehmen alle Saiserl. Poftanstalten. Postboten, die Expeditionen in Riesa und Strehla (T. Schön), iowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem ausgebreiteten Leserkreise eine wirksame Veröffent lichung finden, erbitten wir uns bis Montag, resp. Mittwoch, Freitag oder Sonnabend Bormittags S Uhr. — JnsertivnSpreiS die dreigespaltene CorpuSzeile oder deren Raum 10 Pfg. Bekanntmachung. Die nachstehende, die Anzeigepflicht der Aerzte beim Vorkommen epi demischer Krankheiten betreffende Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 9. Mai dieses Jahres wird hiermit zur öffentlichen Kennt lich gebracht. Großenhain, am 27. August 1890. Die Königliche Amtshauptmannschaft. 2160 H i v.: V0N Grube». B. Um bei Zeiten der Weiterverbreitung epidemischer Krankheiten entgegen treten zu können, ist es für die Medistnalpvlizeibehörden erforderlich, sogleich von den ersten sich ereignenden Krankheitsfällen Kenntnis zu erhalten. Daß dies geschehe, ist bis jetzt nur bezüglich der Pocken durch die Verordnung vom 19. Januar 1886 (Gesetz- und Verordnungs-Blatt Seite 11) sichergcstellt. Das Ministerium des Innern findet sich deshalb nach vernommenen Gut achten des Landes-Medizinal-Kollegiums veranlaßt, hinsichtlich der Cholera, der Diphtheritis, des Typhus und des Scharlach hierdurch anzuordnen, daß beim Vorkommen der gedachten Krankheiten der zur Behandlung hinzugezogene Arzt dem für Len Ort der Krankheit zuständigen Bezirksarzte von jedem einzelnen Erkrankungsfalle — soweit cs brieflich geschieht unfrankirt — sogleich Anzeige zu erstatten hat. Die Nichtbefolgung dieser Anordnung wird für jeden einzelne» Fall mit Geldstrafe bis zu 15 Mark geahndet werden. Dresden, am 9. Mai 1890. Ministerium des Innern. (gez.) v. Roftiz-Wallwitz. Körner. Bekanntmachung. Die in Gemäßheit von Artikel II 8 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetz-Blalt Seite 245 fig. — nach dem Durch schnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Großenhain im Monat Juli d. I. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden resp. Quartierwirthen innerhalb der Amtshauptmann schaft im Monat August d. I. an Militär-Pferde zur Verabreichung gelangende Marschsourage beträgt: 9 M. 63,5 Pfg- für 50 Kilo Hafer, 3 - 57 - - 50 - Heu, 2 - 73 - - 50 - Stroh. Königliche Amtshauptmannschaft Großenhain^ den 25. August 1890. v 1198 i V: von Gruben. Tu Im Hotel zum „Sächsischen Hof" hier sollen Donnerstag, den 4. September d. I. von Borm. 10. Uhr an, die einem Anderen gehörigen Gegenstände, als: 2 Verlicos, i Sopha und 2 Lehnstühle, Stühle und Tische, 1 Trumeau mit Console und Marmorplatte, 1 fourn. Kleiderschrank, 1 Uhr mit Musikwerk, Bilder, Porzellan und Glassachen, 2 Matratzen, 2 Sopha's, 1 Regulator, 1 Nähmaschine, 1 Küchenschrank, 1 Schreibtisch, 2 Doppel pulte, ca. 500 Flaschen Roth- und Weißweine u. A. m. gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Specielle Verzeichnisse der zu versteigernden Gegenstände hängen am Gerichtsbret und im obengenannten H6tel aus. Riesa,.am 28. August 1890. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Eidam. ** Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 29. August 1890. — Tie Musik zum patriotischen Kommers, welcher am 2. September Von Abends 8 Uhr an im Wettiner Hofe staltfindet, wird von der Kopelle des in Cassel garnisonirenden, zur Zeit in den Baracken bei Zeithain anwesenden „Husaren-Regiments Land graf Friedrich II. von Hessen - Homburg Nr. 14" ge spielt. Der Stabstrompeter dieser Kapelle, Herr R. Pfanvenschmidt, ist ein tüchtiger Piston- und Trompetenvirtuos. Das Kommers-Programm ist ein reichhaltiges und einen gemüthlichen Abend versprechendes. — Wie wir hören, ist der Firma G. Moritz Förster hier bei der Submission betr. des Baues eines neuen Stallgebäudes im hiesigen Casernement der Zuschlag ertheilt worven. — Mit der Cementirunz der Fußbahnen der Kastanienstraße find die Arbeiten der Firma O u. Th. Hessiz in Karlsruhe iw unsrer Stadt zur Zeit beendet. Nach Len jetzigen Erfahrungen hat genannte Firma eine vor zügliche Arbeit geliefert und von allen Fußwegbelagen erfreut sich der Hesfig'sche der größten Beliebtheit. An Len vo> handenen Sprüngen im Trottoir ist jedenfalls der Untergrund, an einer Stelle der dort stehende Hydrant, schuld. Wir hatten allerdings erwartet, daß man diese Stellen mit flüssigem Cement »usgießt; den» wenn zum Winter das Wasser hinein dringt, dürfte leicht der Frost eine Verschlimmerung herbeisühren. — Ein äußerst heftiger, unheimlicher Sturm erhob sich plötzlich am Mittwoch Abend gegen 9 Uhr und tobte fast die ganze Nacht hindurch, ohne indeß hier Schaden anzurichten. Recht nachtheilig und gefährlich Hütte die stürmische Windsbraut leicht für die Zelte und Buden des Lorenzkirchner Marktes werden können, doch hat duselbs auch dort wesentliches Unheil nicht angerichtet. In mehreren anderen Gegenden Sachsens, so in Leipzig, Chemnitz, im Nogtlande scheint der Sturm aber noch weit heftiger ausgetreten zu sein als hier, denn es wird von dort von mannichfach ange- richteteu Schäden an Bäumen, Gebäuden rc. gemeldet. — Sachsen hat auffallend wenig hochbetagte Leute. Die meisten Alten finden sich da, wo die ackerbau treibende Bevölkerung stark überwiegt. Ungünstiger als Sachsen fleht in Europa nur roch England da; noch niedrigere Ziffern habe« die englischen Kolonien und die Vereinigten Staaten. Auf 1000 Bewohner kommen über 40 Jahre Alte in Frankreich 350, in Sachsen 243, in England 241, in den Vereinigten Staaten 210, in den englischen Kolonien 20S. Je höher die Altersklasse, desto stärker wird dieser Gegensatz. Vom 70. Jahre ab ist selbst die englische Ziffer günstiger als die sächsische; vom 80. Jahre ab tritt die sächsische als letzt- zurück und ist damit die ungünstigste der Erde. — Die Rebhühnerjagd wird sich nun doch wohl nicht als so reich Herausstellen, wie man gemuthmaßt hatte. Ja einzelnen Gegenden find die Rcbhühnervölker aller dings stark und gut entwickelt; in vielen anderen da gegen hat der unaufhörliche starke Regen im Mai dem Nach- wuchs der Hühner sehr geschadet. Jedenfalls sind die Preise noch immer fihr hoch. Uebrigens wollen er fahrene Jäger die Bemerkung gemacht haben, daß die Rebhühner von Jahr zu Jahr abnehmen. Ein alter Waidmann erzählt, daß vor 40 Jahren selten an einem Jagdtage unter 80—90 Hühner geschossen wurden; jetzt ist man schon mit 20—30 zufrieden. Das Reb huhn hat sich bekanntlich von Mittelasien und Mittel europa nach Nordeurcpa verbreitet und hat hier in den angebauten, buschigen Ebenen sich recht gut eingewöhnt. Aber es ist an vielen Stellen zu wenig gepflegt nn*> geschont worden. War das Frühlingswetter naß, so ist ein frühzeitiger Jagdbeginn ste*s vom Uebel. Des halb sollten die Jäger in Gegenden, wo die Hühner noch zu klein sind, lieber noch einige Zeit warten. — Ans dem sächsischen Industriegebiete, 26. August schreibt das „L. T.": Die vor einigen Monaten in einem Berichte aus dem sächsischen Industriegebiete ausgesprochene Ansicht, daß für die nächste Zeit eine wesentliche und allgemeine Aufbesserung des Geschäfts ganges noch nicht zu erwarten sei, scheint sich in ihrem vollen Umfange bestätigen zu wollen, denn noch immer werden auf allen Gebieten dsS Handels und der In dustrie Klagen laut über mangelnde Aufträge, gedrückte Preise und in Verbindung damit über große Unlust zu Unternehmungen von einiger Bedeutung. Wohl wird gekauft, aber immer noch von heute auf morgen, aus der Hand in den Mund, unter Beobachtung der größtmöglichen Vorsicht, und so lange sich hierin noch keine Aenderung vollzieht, ist an eine Auflebung deS Geschäftes nicht ernstlich zu glauben. Es ist ja nicht zu bezweifeln, daß das Großkapital sich wieder mit größerem Vertrauen der Industrie zuneigt und daß damit eine wesentliche Bedingung für einen flotten Geschäftsgang erfüllt ist, allein eS handelt sich noch um eine andere Bedingung von größter Bedeutung, nämlich um den Absatz der Jndustrieerzeugnifse. Die Production ist, obwohl theilweise eingeschränkt, doch noch immer größer als der Confum, doch scheint es, daß sich der Export nach den überseeischen Ländern seit einiger Zeit wieder etwas lebhafter gestaltet hat und daß sich auch die Kauflust in Deutschland wieder zu regen beginnt, unzweifelhaft unter dem Eindruck der guten Ernte und der sich bei den breiten Schichten der Bevölkerung nach langer Beschränkung nun ein stellenden unabweislichen Nothwendigkeit, dieS und jenes neu anzuschasfen. Die Reise unseres Kaisers nach Rußland hat ebenfalls insofern günstig gewirkt, als sie die Hoffnung auf längere Erhaltung des euro päischen Friedens bestärkt hat, und somit darf erwartet werden, daß Industrie und Handel sich bald neu be leben werden, unterstützt durch kräftige Abfuhr der Er zeugnisse an eine kaufkräftige Bevölkerung im Jnlande und durch Export nach dem Auslande, der mit aller Intelligenz, Energie und Ausdauer zu pflegen und zu erweitern eine Hauptaufgabe unseres Handels und unserer Großindustrie sein muß. Gegenwärtig sind noch alle Industriezweige knapp mit Aufträgen ver sehen, allein man sollte hierüber weder so erstaunt sein, noch so sehr klagen, als es vielfach geschieht, da zu berücksichtigen ist, daß im Hochsommer stets eine größere Stille einzutreten pflegt, und daß erst nach Schluß der Badesaison wieder größeres Leben eintritt. So wird es auch in diesem Jahre sein. — Die Kammgarn-- und Streichzarnspinner sind leidlich beschäftigt, in den Webereien macht sich der Mangel an Aufträgen theil-