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-»handelt, iade« er Araber a«warb und ihnen so die Gelegenheit bot, durch redlich« Arbeit, statt durch Raub zu leben. Auch der Kongostaat hab» «ohlgethan, Tipp»- Tipp anzuwerben und solcherweise den Teufel durch Beelzebub au-zutreiben. Nach Vernichtung der Sklaverei «erd« der Kongostaat wie der Stern, den er auf blauem Felde im Wappen führt, erglänzen." In Berlin haben sich die großen Industriellen, Fabrikanten und Geschäftsfilmen aufgerafft und find den Sozialdemokraten und ihrer Maifeier energisch ent- grgengrtreten und diese Energie hat bereits große Er folge gehabt. Die Fabrik- und Geschäftsleiter haben ihre Arbeiter benachrichtigt, daß, falls sie am 1. Mai ohne Erlaubniß feiern würden, sie am 2. und 3. Mai ihre Geschäfte und Fabriken schließen würden. Die Radikalen in der sozialistischen Partei verbreiten nun demonstrativ Nachrichten, daß diese und jene Fabrik ihren Arbeitern den 1. Mai als Feiertag freigegeben habe; zum Theil aber sind die Nachrichten erfunden; Berichtigungen von Fabriken sind bereits erfolgt. Daß angesichts deS geschloffenen ZusammenhaltenS der Fa brikanten und Geschäft-firmen die Vernunft bei Sozial demokraten wieder zurückkehrt, steht fest; deutlich macht sich bereits in zahlreichen Versammlungen ein Um schwung geltend, wie in Beilin, so auch in anderen Städten; in Nürnberg waren die Sozialdemokraten Anfangs Feuer und Flamme für allgemeines Ruhen lassen der Arbeit am 1. Mai und hatten schon ein großes Programm entworfen. Jetzt haben sich die Herren die Sache noch einmal überlegt und sind nun zu der Ansicht gekommen, von der allgemeinen Feier deS I. Mai Abstand zu nehmen, in anderen Städten ist eS nicht anders. Rußland. Petersburg, 23. April. Die Bc- strchungSafsaire in Petersburg hat, nach der „B. B.-Z." eine ganz merkwürdige Wendung genommen. Den „Daily NewS" wird auS Petersbnrg gemeldet, es werde behauptet, daß der russische Marineoffizier und die übrigen Personen, welche als Bcrräther verhaftet wurden, nur im Verfolg von Weisungen der russischen Be hörden handelten, um zwei fremdländischen Militär attaches eine Falle zu stellen. Ein Petersburger Tele gramm deS „Standard" meldet gleichfalls, daß die russischerseits gegen einen fremden Marine- und Militär attache erhobene Beschuldigung wahrscheinlich nur den Zweck hatte, die gegen den russischen Marineagenten in Berlin erhobene Anklage, daß er versuchte, sich die Pläne der Befestigungen von Wilhelmshaven zu ver schaffen, zu entkräften. Die ganze Angelegenheit ist immer noch in ein geheimnißvolles Dunkel gehüllt. Bon den russtscherseits angeblich gegen den deutschen Marineattachä erhobenen Anschuldigungen ist überhaupt nichts bekannt, eS handelt sich vielmehr immer noch um bloße Gerüchte. Die einzige Thatsache, die bisher in die Oefsentlichkeit gedrungen, ist die Verhaftung mehrerer Personen in Petersburg, unter welchen sich auch ein russischer Marineoffizier befinden soll. ES wäre dies «jeder ein Anzeichen, daß das Offiziercorps der russischen Marine mit sehr unzuverlässigen Elementen durchfitzt ist, hat sich doch erst vor Kurzem ein Mitglied desselben, welches an einer nihilistischen Verschwörung hervor ragend betheiligt war, erschossen. Bulgarien. Wie man dem „Hamb. Corr." auS Sofia berichtet, dürfte der Hof nach den bisherigen Dispositionen in der ersten Hälfte deS Mai aus Philippopel nach der Hauptstadt des Fürstenthums zu- zurückkehren. Die Popularität des Fürsten Ferdinand in Südbulgarien sei in immer wachsender Zunahme begriffen, und den in Sofia von verschiedenen Seiten ««laufenden Berichten ist zu entnehmen, daß dem Fürsten in Philippopel seit dem Tage seiner Ankunft bei jeder sich darbietenden Gelegenheit Ehrenbezeigungen und Beweise treuer Anhänglichkeit dargebracht werden. , Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 26. April 1890. — Durch Placat - Anschlag macht der Stadtrath Folgendes bekannt: Wir bringen hierdurch zur Kenntniß unserer Arbeiter, daß wir diejenigen derselben, welche am 1. Mai d. I. ohne vorher bei unserem Straßen meister eingeholte und nur bei begründeter Ent schuldigung zum Wezbleiben von demselben zu er- theilenden Eilauboiß von der Arbeit wegbleiben, fernerhin bei den städtischen Bauten wie überhaupt auf Kosten der Stadt nicht mehr beschäftigen werden. — Sr. Majestät dem Könige sind aus Anlaß deS Allerhöchsten Geburt-festes auS allen Theilen deS SemdeS von Behörden, Korporationen, Vereinen, Fest versammlungen und von Einzelnen auS allen Klaffen d«r Bevölkerung in Adressen, Telegrammen und Zu schriften, Glück- und Segenswünsche in überaus reichem Maß« zugegangrn. Hocherfreut und gerührt von diesen Beweisen allgemeiner Lheiurahme und treuer Alchäng- Uchkeit haben Se. Majestät da« Ministerium de« kgl. Hause« beauftragt, allen Slückwüuschende» Allerhöchst- ihren herzlichen Dank aukzudrücken. — Zn Denjenigen, welche am Geburtstag Sr. Majestät de« König« eine Auszeichnung erfahren haben, gehören auch zwei hervorragende Parlamentarier. Dem Commerzienrath Niethammer zu Kriebstein ist der Titel Geheimer Commerzienrath und dem Fabrikbesitzer Curt Starke in Frankenau der Titel Commerzienrath verliehen worden. — Zur Geschäftslage auf der Elbe schreibt „DaS Schiss" unterm 24. April: Der anhaltend vortrefflich« Wafferstand und verminderte Güterangebot hatten einen kleinen Frachtrückgang zur Folge. In Hamburg war von Massengütern nur Getreide in größeren Mengen angeboren. Man erzielte dafür nach Magdeburg 22, nach Wallwitzhafen 30, nach Riesa-Dresden 37'/, Pfennige für 100 kx. Bon Magdeburg, ebenso von Sachsen und Böhmen nach Hamburg bewegt sich daS Geschäft in mäßigen Grenzen; nur Zuckenxport ziemlich belebt. Die Nachfrage nach Schiffen für Kohlenladungen hat sich infolge reichlichen Zugangs von unten her vermindert; KohlenfraLt von Außig nach Magdeburg 48 Pf. f. d. Doppclhektolrter, nach Hamburg 36 Pf. für 100 lcx. Lebhafte Klage hört man über große Verzögerungen beim Entlöschen der Schiffe in Riesa und Dresden infolge Platzmangels an den Kais. — Bekannt sind die schädlichen Einwirkungen jener eigenartigen bedeutenden Tcrnperaturerniedugungen, wie sie im Mai oft eintreten und dem Wein- und Obstbksitzer unter dem Namen der „Weinmöider" oft große Sorge Verursachen. Mannigfache versuche sind gemacht worden, namentlich die Weinanlagen vor ihren Schädigungen zu bewahren, und vielfach ist man be strebt gew-sen, Hilfsmittel zu finden, durch welche es möglich wird, das Eintreten dieser Nachtfröste voiher erkennen zu können, um geeignete Vorsichtsmaßregeln zu treffen. Bisher benutzte man häufig die Beobachtung des ThaupunkteS. In der letzte» Sitzung der natur forschenden Gesellschaft „Isis" in Dresden machte Herr Professor Neubert auf ein Mittel aufmerksam, Welches sich durch die Einfachheit seines Gebrauches und Wohlfeilheit, wie durch fast größte Zuverlässigkeit auszeichnet, weshalb wir nicht anstehen, hlerdmch auf dasselbe nachdrücklichst hinzuweisen. Herr Professor Neubert fand bei seinen Beobachtungen der Temperaturen Dresdens in den letzten fünfzehn Jahren, daß wenn im Mai NachtS Fröste eintraten, die tiefste Temperatur dann durchgehends in der Nacht 4—6 Gr. Celsius niedriger war als ein sogenanntes feuchtes Thermometer Mittags 2 Uhr desselben Tages Grade zeigte. Somit ließ sich schon Mittag« 2 Uhr am feuchten Thermo meter erkennen, ob in der folgenden Nacht die Temperatur unter 0 Gr. sinken würde, indem man Abends bei bewölktem Himmel nur 4 Gr., bei heiterem Himmel 6 Gr. C.lfius tiefer zählte. Die Beobachtungen ergaben 95 Proc. Treffer. Auf ihnen fußend, läßt sich nun die Nachtlempcratur im Mai in folgender Weise vorher erkennen. Man benutzt ein g.wöhnliches, richtig gehendes The-mometer, umwickelt die Kugel desselben mit einem Stück Leinwand und bindet letztere oberhalb der Kugel mit einem Faden fest. Alsdann hängt man das Instrument an einer schattigen Stelle im Freien auf, befeuchtet die Leinwand mit Wasser, und nachdem der letzte Tropfen herabgefallen, wartet man 10—15 Minuten, um die Temperatur darnach um 2 Uhr Mittags am Thermometer abzulefin. In der Nacht wrrd sie, wenn der Himmel Abends bewölkt ist, 4 Gr., wenn er nicht bewölkt ist, 6 Gr. Celsius tiefer sein als die abgelesene Wärme. (5 Gr. Celsius ----- 4 Gr. Reaumur.) (DreSd. Anz.) Oschatz. Am Donnerstag hatte der Tischler Güldner in der Kopp u. Haberland'schen Fabrik daS Unglück mit der rechten Hand in die FraißmasLine zu kommen, wodurch der BedaaernSwerthe 2 Finger ein büßte. — Ja der Mühle zu Schweta kam eia erst neu eingetretener Lehrling dadurch zu Schaden, daß er beim Aufheben eines RremenS von der Riemscheibe mit der Hand darunter kam. Die Besetzungen waren derartige, daß der junge Mensch nach Leipzig gebracht weiden müße, wo die Abnahme deS Armes erfolgte. Roßwein, 24. April. Auf Anregung des StadtrathS ist hier «in Ausschuß unter Vorsitz deS Bürgermeisters gebildet worden, welcher den Zw ck verfolgt, die in erfreulichem Aufschwünge begriffene Industrie RoßweiaS nach Kräften zu fördern. Dresden, 24. April. I« Hinblick auf die am 1. Mai möglicher Weif« zu erwartenden Ruhestörungen feiernder Arbeiter find seitens der hiesigen Behörden ausreichende Anordnungen getroffen worden, um allrr Orten etwaigen Ausschreitungen mit gehörigem Nach-, druck zu begegnen. So sollen u. A. — wie zuver lässig gemeldet wird — »och der Niederlößnitz und nach dem Plauen'schen Grunde Militär-Commaado« verlegt werden, da nach dortigen vergnügung-locale» ein starker Zuzug von Sccialdemokraten zu errvarteu fleht. Dresden, 25. April. In der neuerdings lebhaft behandelten Bvycottfrage hat nun auch der höchste Gerichtshof SachsenS ein entscheidendes Wort gesprochen. Bor Kurzem wurde der Arbeiter Schlenker deshalb wegen groben Unfugs mit einer Freiheitsstrafe belegt, weil er ein Flugblatt auf der Kohlenstrab- in Lott« bei Dresden vertheilte, welche« den Arbeitern anrieth, die Wirtschaft deS GasthofSbesitzerS Franke daselbst zu meiden, da derselbe seinen Tanzsaal nicht zu VersammlungSzwecken der sozialdemokratischen Arbeiter partei zur Verfügung stelle. Der verurtheilte hatte gegen daS auch von der Berufungsinstanz bestätigte Erkenntniß deS Dresdner Schöffengerichts Revision eingewendet, doch wurde fitzt daS Rechtsmittel vom Strafsenat deS OLerlandeSzerichts kostenpflrchtig ver worfen. In den EntscheidungSgr linden war u. A. ge sagt, daß an sich eine derartige B-rrufserklärung, wenn sie sich nur an die Mitglieder einer bestimmten Partei richte, nach dem Strafgesetz: nicht zu ahnden sei, aber es komme dabei natürlich ganz auf die Art ihrer Aus führung an. Der Angeschuldigtc habe sich bei der Bertheilung des Flugblattes auf einen bestimmten Personenkreis nicht beschränkt, sondern vnlmehr und, wie festgcstellt, in Aergerniß erregender Weise, durch die aufdringliche Bertheilung des Blattcs das Publikum belästigt und sich damit des groben Ur fugs im Sinne von tz 360, 11 des Strafges tzcs schuldig gemacht. Es sei dies eine unbefugte Einmischung in die freie Willensbestimmung des Publikums und insbesondere auch derjenigen Leute, welche den auf den Umsturz der bestehenden Ordnung gerichteten Bestrebungen dcr sozialdemokratischen Partei völlig fern stehen. Demnach sei das im angezogenen Paragraphen erwähnte Ver gehen in vollem Umfange als erwiesen anzusehen, die erkannte Strafe aber gleichfalls als anzcm.ssene Sühne zu erachten gewesen. Freiberg, 23.April. Nachdem in diesen Tagen der Anschluß zu ter Riescnesse der fiScalrschen HalS- brückner Hütten fertiggestellt worden und damit die RauchcondevsationL-Anlagen beendet waren, erfolgte gestern bei der fiScalischen Schmclzhütte die Inbetrieb nahme dcr hohen Esse, welche durch die Beseitigung der kostspieligen Hüttenrauchschäden zum Segcnspender für das ganze Muldenthal werden wird. Noch vor der Inbetriebnahme wurde das Riesenbauwerk am Sonntag von dem etwa 70 Mann zählenden Arbeiter- fortbildungsveceine zu Freiberg besichtigt, der gleich zeitig von der freundlichen Erlaubniß des königlichen Oberhüttenamtes, die fiScalrschen Hütten in Halsbrücke zu besichtigen, dankbar Gebrauch machte. Zunächst trat inan, so schreibt bas „Lpz. Tbl.", in der, Nicderlag-raum, in welchem bie von den Gruben cingelieferteir Erzvorräthe ausgchaust lagen. Hier werden die mehr oder minder edlen Erze (es waren von „Alte Hoffnung Gottes" Erze mit 36er Silber, von „Ehurprinz" solche mit vver Silbcr- gehalt rc. vorhanden) fortirt, gewogen und berechnet. Gewöhn- ich lagern die Erze hier 14 Tage, binnen welcher Frist die betreffende Grubenvcrwaltung ihr Einvcrständniß mit der ihr von den fiScalischen Hütten angebotenen Höhe der Erzbczohlung zu erklären hat. Don hier aus begab man sich >n die Rüst kammer, wo das Erz immer in S Poften zu je 1s—lSMctei- Centnern von Herd zu Herd geschaufelt und bei einer kolossalen Htze so geschmolzen wird, daß sich der Arsen und der Schwe rt loslösen, um dm ch unterirdische Kanäle weitergestihrt zu werden. Die gerösteten Erze, in denen Silber und Blei noch vermischt sind, werd.» aus Schienenwegen nach dem Borrathrmagazin gebracht, wo sic noch immer in unscheinbarer Gestalt ruhen. Bon den hochgelegenen Böden aus konnte man sich überzeugen, wie die Erze, durch einen Zusatz vou koaks und Glätte schmclz- sähigcr gemacht, zur weiteren Veredelung in den Schmelzosen gelangt. An der Umfassung dieses letzteien wird aus sehr sinnreiche Weise beständig kalte- Wasser zeige führt und warmes abgeleitet. Auf dcr einen Seite wird von Zeit zu Zeit »a» edle Metall abgenommen, während auf dcr anoeren die glühen den Schlacken fast b-ständig in kreiset- oder glockenähntiche Geiäße fallen, die dann zur Abkühlung ins Freie gebracht wilden. Dort ruhen nun unzählige solcher blanker Schlackcnhütc, welche später wieder geschmolzen werden und noch ansehnliche Dlei- mafsen kiefern. Emen mächtigen Eindruck macht da« tu der Nähe aufgestellte riesige Cylindergebläse, welche- d e Wintzu- sührung im Großen besorgt und gleichsam als Ricscnblascbalg für die Schmetzarbeit dient. Im Dorbeigeh-n musterte man nun den Gaiperofcn, indem aus dein Erz das Küpser gesondert wird, sowie den Ra>finirofcn, wo verschiedene anccre Pioducl«, z. B. Zinn uud Antimon abgestrichcn werden. In dcr Loncentralion-anstalt sah man die mbenemander geordneten, mit Riesenschöpskellen versehenen Tröge, in weiche» die ver schiedenen Lleisortcn und das Sicher geschieden werden und staunte über die an den Seiten und in den Nebenräumen aus geschichteten Matzen ter brodförmigen glänzenden P-c allstücke. Bald daraus stand man vor dem flammenden Trcibherd, aus welchem die Glätte glühend «bläust, in dem aber da- Silber am Boden haftet. Ein nahe dabei stehender Treibhcrd, in welchem da- noch goldhaltige Silber mit semen Legirungcn versetzt wird, war gerade nicht in Beir eb. Da- Gleiche war bei ter Arsen-Sublimation der Fall - ecki konnte wcn wenigst««» einen klick auf die dort angetSufte schnciweiße, unheimliche giftige