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dt» bekannten Tagen einem geeigneten, leistungsfähigen und energischen Lapellmeister in Pacht zu geben. In der letzten Sitzung de- vereinigten Boistande» und verwaltungSrathe» ist »ach Einigung aller Umstände durch einstimmigen Beschluß der Saal zu genanntem Zwecke für den nächsten Winter dem kgl. Musikdirektor a. D. H. Lrrnkler überlassen worden. Nahezu SO Jahre lang hat der Gewerbeverein mit namhaften Opfern die eigen« Capelle gehalten. Pirna, 1. Mai- In vergangener Nacht hat sich der Kkmpnergestlle Hermann Großer au» Seifhenners dorf in selbstmörderischer Absicht von dem Nacht» 12 Uhr von hier nach Schandau abgrhenten P-rsonenzuge in der Flur Pötzfcha überfahren lassen, wobei er auch seine» sofortigen Tod fand, da ihm durch die Lokomo tive der Kopf vollständig vom Leibe getrennt wurde. Großer hat wahrscheinlich auS Furcht vor einer ihm drohenden Strafe die verzweifelte Thal begangen, da er, wie sich herauSgestellt hat, der Hauptthäter bei einem kürzlich auf der hresiM Bergstraße gegen zwei Herren aus Struppen verübten nächtlichen Ueberfall war. Sayda, 1. Mai. Als ein seltenes Vorkommniß in unserer Gegend darf e» gcwrß bezeichnet werden, daß gegenwärtig die Heidelbeeren blühen. Postelwitz b. Schandau, 2. Mai. Gestern Nach mittag 3 Uhr bemühte man sich rn dem Grenzbruche oberhalb Schmilka eine mächtige Felswand zu Falle zu bringen. Zur genannten Z it ertönten durch das Elb- thal ungemein stark- Schüsse. Die gewaltige Stein masse kam jedoch erst Abends >/,7 Uhr unter donner artigem Geräusch ins Thal Hermeder; sie si l ungemein glücklich. Vier mächtige Felsenstllcke, etwa 7ÖOOOO cbm bestes Gestein enthaltend, können bequem verarbeitet werden. Selten ist in hiesigem Bruchgebiet eine solche Ausbeute erzielt worden; dieselbe gehört der tnkannten Firma Fröre u. Pi-schel. Roßwein, 30. April. Eine von den unheil vollsten Folgen begleitete wirthschaftliche Katastrophe brach vor etwa 12 Jahren über unsere Stabt herein, als am 20. Mai 1878 der hiesige Voischußverein, e.G.,seiueJnsolvenz anzeigen mußte. Weit übei Roßweins Mauern hinaus zog der Sturz dieses Institutes seine Kreise und mehrere Creditgenofsenschaften in Sachsen mußten damals in Liquidation treten, in Folge des überall eingetietenen, therls begründeten, theils unbe gründeten Mißtrauens. Drohte doch in Roßwein durch die Schuld weniger Personen einer ganzen Reihe von Familien der wirthschaftliche Ruin, da die ersten amtlichen Mittheilungen sogar von dem ungeheuerlichen Deficit von 2135Ö00 Mark sprachen, welche, da sämmtliche Mitglieder für die dargeliehenen Kapitalien solidarisch Haft zu leisten hatten, von den Mitgliedern gedeckt werden sollten. Stellte sich nun auch in der Folge da» Deficit wesentlich niedriger, so waren die Verluste, welche die Mitglieder betrafen, doch so tief gehend, daß sie Jahre hindurch in unserem Handel schwer empfunden wurden. Bon den Schutzeinrichtungen, welche damals hier errichtet wurden, um die schwersten Folgen d«S Konkurses von der Stadt abzuwenden, ist erst in diesen Tagen der letzte Rest beseitigt worden, der allerdings bereits seit längerer Zeit nur noch formell bestand. Am 25. d. MonatS ist nämlich die Firma Actienschutzverein zu Roßwein in Liqu., welcher Verein schon seit November 1883 in Liquidation gestanden, nunmehr endlich im Handelsregister zur Löschung gekommen. Deo in jener trüben Zeit am stärksten geprüften Opfern der Borschußvereinskatastrophe ist in den letzten Tagen -aoz unerwartet in dieser Sache noch rin Lichtblick zu Theil geworden, indem im Auftrage des Rechtsanwalts Heisterbergk in Freiberg an diejenigen Genossenschaftsmitglieder, welche außer der Abschätzungs summe »och zu weiterer Nachzahlung herangezozen worden waren, eine Rückzahlung von 16,84 Procent «folgte. Roßwein hat sich inzwischen wieder völlig erholt und erfreut sich gegenwärtig der besten Fortent wickelung seiner mannigfaltigen gewerblichen Tätig keit mehr al» je zuvor. Freiberg. Der bienenwirthschaftliche Hauptverein im Königreich Sachsen hält seine diesjährige General versammlung vom 28. bi» 30. September in Muld« ab. Die Versammlung wird wie die früheren mit «irrer Ausstellung von Bienenvölkrrn, Bienrnwohnungen, Gnäthen rc. vrrbundrn werden. Der dortige Zweig verein trifft schon jetzt alle wünschenSwerthen Vor kehrungen zu diesem Jmkerfeste. Chemnitz. Am Freitag früh gegen 7 Uhr be merkten die Paffanten der Echützenstraße mit Schrecken, daß ein nur mit einem Hemde bekleidete», ungefähr 3 Jahre alte» Kind auf dem Fenstersims der einen Wohnung in der Dachetage stand, sich sogar »ach vorne beugte und »ach seiner Mutter rief. Wie sich ergab, hatte die Mutter drS Kinde» sich vur auf ganz kurze Zeit au» der Wohnung entfern^ um etwa» zu besorge«, während dessen war aber das Kind auf da» Fenster und auS demselben gestiegen. Die Mutter kam noch schnell genug zurück, um ihr Kind zurückzunehmen. --Chemnitz, 3. Mai. Sine für gestern ein berufene Versammlung der Arbeitgeber der Eisen industrie beschloß, da da» gemeinsame Vorgehen sich so erfolgreich gezeigt habe, eine ständige Vereinigung für den Chemnitzer Jndustriebezirk zu gründen. Dies« solle mit den anderen, den gleichen Zweck »erfolgenden Vereinigungen Fühlung nehmen, um dadurch zur Bildung eine» allgemeinen deutschen verbände» zu ge langen, al» Schutzwehr gegen muthwillig heraufbe schworene Streiks. Kamenz, 2S. April. Heute Nachmittag >/,3 Uhr landete «in Ballon der Luftschifserabtheilung mit seinen Insassen, 2 Offizieren und einem Unteroffizier, bei Hauswalde glücklich. Bon Berlin halb 12 Uhr aufgestiegen, hat derselbe mithin die bedeutende Strecke in 3 Stunden zurückgelegt. Zittau, 1. Mai. Der 12. sächsische Feuerwehr tag soll bekanntlich in diesem Jahre hier in der Zeit vom IS—21. Juli abgehalten und mit einer Aus stellung von Gegenständen au» dem Gebiete des Feuer löschwesens verbunden werden. Als Programm hat man in Aussicht genommen: Sonnabend, den 19. Juli: Empfang der Gäste am Bahnhofe; Eröffnung der Aus stellung; Bertheilung der Karten in der Restauration Burg (am Bahnhofe); Abends Begrüßung und Fest kommers, wenn nöthig in 2 großen Lokalen. Sonntag, den 20. Juli: Weckruf; Schulübungen; Delegirtenver- sammlung in Stadt Prag; bis 1 Uhr Konzert auf dem Markt. Nachmittag: Festzug nach der Weinau; Sturmangriff der Zittauer Feuerwehr; Konzert mit Gesang; Illumination. Montag, den 21. Juli: LandeS- ausschuß-Sitzung, technische Vorführungen; Partie nach dem Oybin. Crimmitschau, 1. Mai. An verschiedenen Stellen unserer Umgegend flammten gestern Abend wiederum jene Feldfeuer auf, welche nach altem Glauben berufen waren, die in der Walpurgisnacht zum Hexentanz auf dem Blocksberg durch die Lüfte reitenden Hexen von dem betreffenden Grundstücke fern und den Segen zu erhalten; auch das Gleiche bezweckende Schießen konnte man vernehmen. Marktberichte. Riesa, S. Mai. Butter pr. Kilo M. 2.4» bis 2,32. Käse pr. Schock M. 2,4V. Eier pr. Schock M. 3,—. Kartoffeln pr. Centn« M. 2,—. Zwiebeln pr. 5 Liter M. 1. Paar Tauben IS Pfg. Vermischtes. Ein Schreiben des Sultans OSman von Hal ule. „Lob sei Gott allein! Von dem Sultan Osman Mahmud Juffuff, dem erhabenen Sultan des Namens Medjertin, möge er geschützt bleiben. An Se. Wohlgeboren, unseren hochgeehrten und geschätzten Be kannten (eig. Freund) und lieben Freund Hörnecke, den deutschen Regierungsbaumeister, dessen Macht Gott er halte. Zunächst die Frage nach Eurem geehrten Be finden, hoffentlich seid Ihr bei vollkommener Gesundheit und Wohlergehen. Sodann wisse, o unser Freund, daß Dein Brief zu unS gelangt ist und wir von seinem Inhalt Kenntniß genommen haben. Ihr habt (darin) gesagt, daß Ihr einen verständigen, aufrichtigen und zuverlässigen Mann von Euren Landsleuten clusgewählt habt, Namens Kurt Hoffmann, und daß von seiner Seite Männer von seinen Freunden zu uns kommen mit Verehrungen und Geschenken, und Du hast ferner in Deinem Briefe gesagt, daß nur sie sich niederlaffen sollen und ihnen einen Platz zum Bauen und Län dereien zum Ackerbau geben sollen. DaS ist eS, waS Du uns gesagt hast. So wisse nun, o Freund, zwischen unS, Rußland, Frankreich, England und Italien besteht eine Verbindung und Uebereinkunft. Jede einzelne Macht von diesen hat von unS Wohnsitze verlangt, hat Häfen und Leute von uns verlangt. Wir haben eS aber abgeschlagen und sie haben unS in Ruhe gelassen. Nicht haben sie un» etwas BöseS zugefügt, als wir miteinander zusammentrafen, wir ehrten sie und sie ehrten unS. Ihr befindet Euch nun in gleicher Lage w.e diese, Ihr erfahrt vollkommene Ehrenbezeugung, wenn Ihr zu unS kommt. WaS aber Bauwerk« und Län dereien und Wohnsitze anlangt, so können wir solche weder Euch noch anderen Leuten zugestehen. Denn unser Land soll frei bleiben von den Fremden, wir wollen darin weder Juden noch Christen, weder Europäer noch Araber haben, sondern einzig und allein die Stämme Medjertin. Darum verlangt von un» nicht» von dem, was in unserm Lande besteht. Dieses ist «S, wa» wir Euch mitzutheilen habe», und der Gruß ist der beste Schluß." 27. Redcheb 1307 (IS. März 1890). Bor Kurzem wurde ein amerikanischer Neger, der bei einem Dresdner Bankier al» Diener »«gestellt war, wegen Köprrverlctzunz zu 3 Monaten Lefängmß verurtheilt. Sein Herr bat einen Bekannten, den Fest» geoommenen im Justizgebäude zu besuchen, um da» Weitere über die Affaire zu höre«. Der Besucher kommt um die Erlaubniß ein und nach wenigen Minuten wurde Tom, so hieß der Arrestant, in Begleitung eine» Aufseher» in da» für Besuche eingerichtete Zimmer ge führt. „Wie in aller Welt kommst Du den« i«» Ve- fängniß, Nigger?" wurde Tom gefragt. „Mich habe« einstecke« lassen, weil ich Geld geborgt« von andere» Diener!" war die Antwort. „Nun deshalb kommt man nicht gleich hinter schwedische Gardine«, Du hast gewiß noch etwa» Andere» dabei gemacht, sage e» mir vurl" „Ja, Massa, er wollte e» nicht geben gutwillig, müsse« ihn hauen mit dicken Stock, fiel er auf Boden u«d müssen ihn da» Geld herausziehen erst au» Tasche« von dem filzigen Geizhals, deshalb kommen in Locht" lautete die Entschuldigung de» rabiaten schwarze« Weltbürgers. Neueste Nachrichten und Telegramme. Lübeck, 2. Mai. Die Dachpappenfabrik von Wolff- Heim ist heute durch Feuer zeistört worden. Wien, 2. Mai. In Ostrau ist nach dem„B.T." die Lage wieder ernst. Die Arbeiter der gräflich Wilczet'schen Kohlengruben wollten heute gewaltsam ihre Kameraden nach 8 stündiger Arbeit auS den Schachten hervorholen, weil nur 8 Stunden gearbeitet «erden dürfte. DaS Militär schritt demzufolge ein und trieb die Leute mit dem Bajonnet zurück. Abend» unterließen die Arbeiter die Anfahrt. Eine Erneuerung des Kohlenstreiks ist wahrscheinlich. Prag, 2. Mai. In den Werkstätten der Staats bahngesellschaft in Prag und Kollcschowitz haben 600 Arbeiter die Arbeit eingestellt. London, 2. Mai. Ja der St. JameS Halle fand heute Abend zu Ehren Stanleys großer Empfang statt, zu welchem sich eine zahlreiche Gesellschaft einge funden hatte. Auch der Prinz und die Prinzessin vo« Wales, der Herzog und die Herzogin von Edinburg und mehrere Minister waren anwesend. Stanley hielt eine lange Rede; er sagte, eS sei ihm nicht gestattet, von Emin Pascha zu sprechen; das Komitee habe an fänglich beschlossen, daß eine Expedition von der Ostküfl« Afrikas aus unternommen werden sollte und all« Vorbereitungen seien bereits getroffen gewesen, als das Komitee die Nachricht erhielt, daß die französische Regierung sich gegen diese Route ausgesprochen habe. In Folge dessen werde nun der Weg vom Kongo aus genommen werden. Stanley erklärte sodann, daß der einzige Zweck seiner letzten Expedition der gewesen sei, Emin Pascha zu Hilfe zu kommen; er gab eine ein gehende Darstellung von dem Marsche der Expediton und hob schließlich die Gastfreundschschaft der deutschen Offiziere an der Ostkaste mit großer Anerkennung hervor. Madrid, 2. Mai. Laut Berichten auS Barcelona ist die dortige Civilgarde fortgesetzt beschäftigt, immer neu sich bildende Haufen streikender Arbeiter zu zer streuen. Die Verhängung des Belagerungszustandes dürfte unmittelbar bevorstehen. Von Ausständigen wurde eine Hütte in Brand gesteckt. Die Civilgarde mußte von den Waffen Gebrauch machen, zwei Per sonen wurden verwundet. AuS den Reihen der Aus ständigen fielen mehrere Revolverschüffe. Auch die Grubenarbeiter der Provinz Murcia find im AuSstande. Madrid, 2. Mai. Der Güterverkehr auf den Bahnen wird von den Streikenden vielfach verhindert und konnten in Folge dessen viele Schiffe im Hafen ihre Maaren nicht abladen. Hier wie in Barcelona mußte di« Civilgarde wiederholt zur Zerstreuung größerer Menschenansammlungen einschreiten. Barcelona, 2. Mai. Das Standrecht ist für Barcelona und Umgegend verkündet worden. Livorno, 2. Mai. Die Arbeiter der Werft Orlando, der metallurgischen Gesellschaft und der Glas fabrik, sowie die Kohlrnarbeiter haben die Arbeit ein gestellt. Die öffentliche Ruhe ist nicht gestört. Paris, 2. Mai. Die Lage in Furcoing ver schlimmert sich. Gegen 20000 Streikende durchzogen die Stadt und begingen Ausschreitungen. Die Kavallerie zerstreut« die zu Gruppen sich ansammelnden Arbeiter. Die Zahl der ^Feiernde» wird hier und in der Umgegend auf 50000 geschätzt. Truppenverstärkung ist eingetrofsen. Gegen 20 Verhaftungen wurden vor genommen. Pari«, 3. Mai. Nach hier «ingegangeu Meld«»gen ist die Zahl der Ausständigen in Tourcoing auf 70000, in Roubaix auf 50000 angewachsen. Sester» Abend vnnde die Ruhe nicht gestört, einig« Anarchist«» wurden verhaftet.