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WohlthätigkeitSavstalteo zu verwenden; Herr Dr. Fiedler hat dieser Bestimmung bereits entsprochen Dresden. Am 1. Octoder begehen zwei um die Bo tanik und den Gärtdnbau Sachsen« hochverdiente Männer, Herr kgl. Hofgartendirector B. Krause und Herr kgl. Garteninsprctor ZK. A. Poscharsky (vom kgl. Botanischen Garten), da« 25 jährige AmtSjubiläum al« Hofgarten- directar bez. Garteninsprctor. Die Genossenschaft „Flora, Gesellschaft für Botanik und Gartenbau", wird an« diesem Anlässe nächsten Mittwoch Nachmittag S Uhr zu Ehren der beiden Jubilare auf dem kgl. Belvedere der Brühl'schen Terrasse rin Festbanket ver anstalten. AuS dem Erzgebirge, 26. September. Die Gorl- und Perlnähcrei, die im Erzgebirge sehr vielen Frauen und Kindern einen hübschen Erwerb sichert, wird nur zu gewissen Zeiten des Jahres flott betrieben and ruht in den Monaten, wo nur Muster hergestellt und dann an die großen Confections - Geschäfte zur Auswahl gesandt werden, fast gänzlich. Beim Benähen der Besatzstosse mit Perlen kommen sowohl solche vor, die nach dem Meter bezahlt werden, wie auch solche, die, je nach Größe der Faxon und der Reichhaltigkeit der Perlen, nach Stücken abgelohnt «erden müssen. In den letzten Jahren sind matte Perlen mehr zur Verwendung gekommen, als glänzende. Bei Besätzen ohne Perlen sind vielfach die aus Nürnberg bezogenen Metall- und Goldfäden, mit denen die Besatzstosse in verschiedenen Mustern verziert wurden, zur Verwendung gekommen. Frührer wurden die Gold- und überhaupt alle Metallfäden nur aus Paris bestellt. Die soge nannten Bouillons oder Canotillen, die zur Verzierung der Posamenten dienen, sind auch kleingeschnittene und gedrehte Goldfäden. Im vorigen Jahre galten diese als beste Neuheit. Aus der Lößnitz. Ein Buchhalter einer fallit gewordenen Fabrik in Radebeul hatte durch das Fallissement nicht nur seine Stellung, sondern auch sein bei dem Etablissement angelegtes Vermögen ein gebüßt, der Mann wurde krank, so daß sich seine Unter bringung in ein Dresdner Krankenhaus nothwendig machte. Am Montag verstarb er daselbst und sollte am Mittwoch beerdigt werden. Als man aber an diesem Tage zur Leichenhalle kam, zeigte es sich, daß der Todtgeglaubte noch lebe. Der Fall machte be greiflicher Weise unter den Aerzten Aussehen und der Scheintodtgewesene wurde einer aufmerksamen Beobachtung unterzogen, leider war es aber nicht mörlich, den Patienten ganz wieder herzustellen und derselbe ist nach mehreren Stunden doch verschieden. Aus der Oberlausitz, 28. September. Unsere Steinindustrie belebt sich mehr und mehr. Zur Zeit herrscht in den Bruchgcbieten zu Demitz, Schmölln, Lröbigau, Bischofswerda rc. reges Leben, namentlich sind Lieferungen nach der Reichshauptstadt Berlin zu erledigen, die theils in roher, theils in feiner Arbeit bestehen. Berlin besitzt selbst eine Anzahl Granit schleifereien mit entsprechenden Steinmetzwerkstätten. Im Laufe dieses Jahres haben sich die zu Schmölln befindlichen Arbeitsplätze für geschliffene Arbeiten und solche für Grabmonumente entsprechend vergrößert, ein Beweis dafür, daß die betreffenden Firmen bemüht sind, nur gute Maaren zu liefern. Auf den Versandt stellen zu Schmölln und bei Demitz - Bischofswerda «folgen allwöchentlich große Absendungen nach allen Theilcn unseres engeren und weiteren Vaterlandes. Zwickau, 29. September. An einer hiesigen Gütlichen Kaffenst lle ist die Nachbildung eines silbernen FünfmarkstückeS mit der Jahreszahl 1876, dem Münzzeichcn k* und dem Bildniß des Königs Kari hon Württemberg anzehalten worden. Leipzig, 30. September. Die bei der Bauver waltung deS Reichsgerichts eingega-genen Kostenan- Wge über Steinmetzarbeiten schwanken von 699000 bis Uber 720000 Mk. Zur Concurrenz wurden die Ästungsfähigsten hiesiger und auswärtiger Firmen heran gezogen. Wie die „L. N." nun hören, hat der Zu schlag dieser Arbeiten deshalb noch nicht stattgefunden, veil man sich noch nicht schlüssig werden konnte, velchem Material unserer deutschen Sandsteinbrüche man den Vorzug geben soll; das Augenmerk wird hierbei vor allen Dingen auf gute Wetterbeständigkert »ad schöne Farbe des Steines gerichtet werden. Unsere sächsischen Elbsandsteinbrüche verfügen zum großen Theil über ein Material, welches den genannten Eigen schaften vollständig entspricht und doch in der Preis lage anderen Steinen gegenüber wesentlich niedriger ist. DaS Versetzen der Sandsteine, welches kommendes Frühjahr beginnen soll, wird über 2 Jahre Zeit in ilospruch nehmen. Leipzig, 28. September. DaS „L. T." schreibt: Vir haben leider heute mitzutheilen, daß die von dem brutschen Auswärtigen Amte verlangte Auslieferung deS wegen der bekannten Betrügereien von hier ge flüchtete« vormaligen Mitdirektors der Leipziger DiS- contv-Gesellschaft Adolf Winkelmann v»n der Regierung der argentinischen Republik verweigert und daß derselbe wieder auf freien Fuß gesetzt worden ist. Winkelmann selbst theilt uns diese Thatsache in einem Schreiben auS Buenos-AyreS, datirt vom 2. September, mit, indem er zugleich die Frechheit besitzt, unS glauben machen zu wollen, daß die in dem im kaufe de« MonatS Juli im . Leipziger Tageblatt" Veröffentlichten Berichte über seine Verhaftung enthaltenen Angaben und die gegen ihn überhaupt erhobenen Beschuldigungen auf Unwahrheit beruhen. Dessau. Hier war ein Zopfabschneider ausqe- taucht, der die Frauen und Jungfrauen in Schrecken setzte. Am Donnerstag Abend wurde auch in Koswig ein Schulmädchen ihrer schönen Zöpfe beraubt, und an den folgenden Abenden war die Zahl der beraubten bereits auf fünf gestiegen. Die Manipulation bei den Zopkdiebstählen war nach dem „Dessauer Staatsan- zeiqer" in allen Füllen dieselbe. Einer der Räuber faßte die Arme der Uebersallenen nach rückwärts und hielt ihr den Mund zu, wählend der Andere den Zopf löste und abschnitt. Die Polizei war mit doppelter Wachsamkeit auf den Posten, hatte auch einen Ver dächtigen eingesteckt. Die Kinder wollten nicht mehr allein in die Schule gehen. Die jungen und die älteren Damen machten nur die aller»ötbigsten Wege und banden dabei sorgfältig ihre Zöpfe ein, oder — ließen sie zu Hause. Endlich hat sich denn herauSge- stellt, daß die beraubten Kinder — sei eS, um eine Rolle zu spielen, sei es, daß sie andere Gründe batten — sich selbst gegenseitig und im vollen Einve'ständniß die Zöpfe abgeschnitten haben und die Ruhe ist im Städtchen nun wieder herqestellt. Vermischtes. Die Exhumirung Gluck's. Die Gebeine deS Tondichters Christoph W. v. Gluck, die am 29. Sep tember Nachmittags mit großer Feierlichkeit neben denen der anderen großen Musiker auf dem Zentral- Friedbofe von Wien beiqesetzt wurden, sind Vormittags um ^8 Uhr auf dem MatzleinSdorfer katholischen Friedhöfe exhumirt worden. Seit 103 Jahren ruhte der Leichnam hier, und deshalb mußte die Ausgrabung mit größter Vorsicht vorqenommen werden. DaS Grab, von welchem der Denkstein, mit einem Unter baue und neuen Relief versehen, schon entfernt und im Bosquet der Tondichter auf dem Zentral-Fnedhofe ausgestellt wurde, war bereits geöffnet. Eine etwa metertiefe Schichte von den Wurzeln der angepflanzten Sträucher durchsetztes, lockeres Erdreich gruben die Arbeiter ab, ehe kleine Stücke morschen Holzes und Knochensplitter zum Vorscheine kamen Dann wurde behutsam Schaufel um Schaufel durchsucht, worauf man langsam nebst Stücken vermoderten Holzes Folgen des von Gluck's Leichnam sand: ein Stückchen rechte Schulter, einzelne Theile des Schädels, Büschel licht brauner Haare, einen Wirbel, die Schlüsselbeine, das rechte Schulterblatt, die Schenkelknochen, das Becken, ein Stück Kiefer mit drei Zähnen, den ganzen Scheitel mit langen braunen Locken (Perrücke?), einen voll kommenen Mahlzabn, beide Arme, viele Rippen und Bruchstücke verschiedener Knochen. Anatomisch geordnet wurden diese irdischen Ueberreste des großen Tondichters in den neuen Sarg gelegt. (N. Fr. Pr.) Kirchennachrichten für Riesa und Wevda. Riesa: Dom. 18. p. Tun. predigt Vorm. 8 Uhr ?. Führer, Nachm. >/z2 Uhr Diac. Trübenbach. Früh 7 Ubr Beichte und Privatcommunion. W'yda: An diesem Sonntag predigt Vorm. 8 Uhr Diac Trübenbach. Das Wochenamt vom 5. bis 11. Oktober hat ?. Führer. Getraute: Johann Ferdinand Schmidt, Geichirrführer hier und Henriette Ida Schlicke hier. — Nikolaus Fürst, Hand arbeiter hier und Marie Auguste Großmann hier. — Hermann August Weinhold, Glase- in Meißen und Aurelie Camilla Selma Nier hier. — Friedrich Ferdinand Jaenicke, SgnfffahrtS- Jnspektor hier und F-au Emma Tbercsie verw. Symang hier. — Hemrich Alwin Pfau, Schuhmacher in Thum und Ida Laura Lange hier. Marktberichte. Dresden, 29. September. Schlachtviehmarkt. Rinder erster Qualität erz elten heute 79—75, Mittclware und gute Kühe 64—68 und geringe Sorte 40—56 Mk. pro 56 Kilo Schlachtgewicht. Bullen wurden zwischen 55 und 65 Mk. die gleiche Qualität Schlachtacwicht gehandelt. Hammel waren wieder zahlreicher ausgetricbcn, auch befand sich erneut ein stärkerer Posten holsteinischer Hammel darunter. Bezahlt wurden eng lische Lämmer mit 76-75 Mk. und höher und von Land hammeln die erste Gorte mit 64— 68, die zweite dagegen mit 55- 66 Mk. pro Paar zu 56 Kilo Flcischgewicht. Lündschweine erster Sorte kosteten 65—76 und Londschweine zweiter Sorte 66—64 pro 56 Kilo Fleischgewicht, wogegen 182 eingktrofsenc mecklenburgische und hannöversche Landschwcine «5—68 Mk. pro LV Kilo Lebendgewicht «ben gewöhnlicher Tara erreichten und 126 hier auSgeschlachtete vakvnier zu 56—57 Mk pre 50 Kilo Flcischgewicht abgenommen wurden. 46 galizische Land schweine sanden zwischen 66 und 63 Mk. pro 56 Kilo Lebend gewicht bet 26 Kilo Tara Käuser. Kälber gingen zu 126—130 Pscniüge und darüber das Kilogramm Fleisch weg. Das Marktgeschäst nahm in Folgt hoher Bichpreise auch heute wieder durchweg einen langsamen VeUaus. Leipzig- 36. September. Produktenbörse. Weizen loco Mk. 183 189, fremder Mk. 2lv bi» 215, matter. Roggen loco Mk. 186—184, sch. Spiritus loco Mk. —. 56cr loco Mk. 62,60, 7»er loco 42,66, nominell. Rüböt loco Mk. 62, scst. Hafer loco -. Neueste Nachrichten und Telegramme. Hamburg, 30. September. Deutscher Gewerbe- kammertag. Den Gegenstand der Verhandlung bildete die Novelle zur Gewerbeordnung. Viele Abänderungs vorschläge, betreffend die Sonntagsruhe und den ge werblichen Fortbildungsunterricht, fanden Zustimmung. Wien, 30. September. Ungeheure Menschen massen, so meldet man dem „B. T", durchströmen heute bereits die 7 Kilometer lange vis. triumpttalis» welche der deutsche Kaiser morgen passtrt. Tas Ge dränge ist auf der ganzen Strecke enorm. Stellen weise ist ein Verkehr kaum möglich. Der Anblick der EinzugSstroßen ist geradezu überwältigend. Das ein stimmige Urtberl lautet dahin, daß Wien eine gleich großartige Ausschmückung noch niemals gehabt. Die Praterstraße, die Asperngasse, die Ringstraße bilden gleichsam einen einzigen fortgesetzten Triumphtogen. Von fünfzig zu fünzig Schritten überwölben solche Triumphbogen die breiten Straßen, zwischen den Bvgen erheben sich riesige Flaggenmasten, überall wehen deutsche und österreichische Fahnen. Die Gebäude sind wahr haft glänzend decorirt. Zahlreich sind die Büsten beider Kaiser zwischen den Fahnen und Blumen angebracht. Massenhafte Inschriften werden sichtbar, darunter u. A : „Viiibrr« rrnitis", „Einigkeit macht stark" „Ver brüderung" rc. Der Riesenbalkon eines Weinhändlers stellt ein Dampfschiff dar, dessen Nauchfang Rauch ent strömt, die Bemannung bilden die Einwohner des HauseS. Das Schiff trägt Flaggengala in deutsche« und österreichischen Farben und die Inschrift: „Der Kurs bleibt der alte!" Alles wetteifert in Prachtent faltung. Der Eindruck ist der, daß Wien eine gewaltige Demonstration für dos deutsche Bündniß veranstaltet! Das Wetter ist herrlich. Wien, 30. September. Der Kronprinz von Schweden ist inkognito hier eingetroffen, gedenkt mehrere Tage hier zu verweilen und wird sich sodann nach Egyvten begeben. Wien, 1. October. Se. Maj. der Kaiser Wilhelm ist heute um 9 Uhr Morgens hier eili ge troffen und von Kaiser Franz Joseph sowie den Erzherzögcn Albrecht, Wilhelm und Rainer am Bahnhose empfangen worden. Die Majestäten umarmten und küßten sich zweimal innigst. Kaiser Wilhelm begrüßte die Erz herzöge durch Händedruck ebenso den Bürgermeister von Wien. Sodann fuhren beide Kaiser unter enthusiastischen Kundgebungen der Bevölkerung nach der Hofburg. London, 30. September. Heute fand hier unter Leitung der Arbeiterführer Tom Mann und John Burns der erste Dockarbeiler- und allgemeine Arbeiter- Jahreskongreß statt. Man hob in einer Rede hervor, der Zw-ck des Kongresses sei die Errichtung von Fabriken unter Munizipalkontrole, die Bereinigung aller Arbeitervereine zur Ecrichtuug von Schiedsspruch ämtern, bestehend aus Männern, welche die Arbeiter fragen wirklich verstehen, nicht aber aus Politikern und Philanthropen. Ferner solle der Kongreß die Möglichkeit erwägen, die Dockarbeit in London auf kooperativer Basis zu übernehmen. Uokohama, 30. September. Die Aufregung der Bevölkerung über die Frage der Revision der Ver träge, bei welcher cs sich hauptsächlich darum handelt, ob die Ausländer der Jurisdiktion der japanesischen Gerichte unterstehen sollen, nimmt noch zu. Neuer dings sind Drohbriefe an den Vorsitzenden der Ver sammlung der Ausländer vom 11. September ge richtet worden. Paris, 1. October. Dom Pedro ist zu längerem Aufenthalte Hierselbst eingctrofsen. Cherbourg, 1. October. Auf einer zur Kriegs marine gehörigen Dampfschaluppe explodirte ein Dampscy linder, wobei 3 Personen schwere Verletzungen erlitten. Buenos-Ayres, 30. September. Die Lage in den Provinzen ist gegenwärtig eine sehr ruhige. Washington, 30. September. Der Senat har den Bericht der Taris - Conferenz genehmigt und das Tarif-Project mit 33 gegen 27 Stimmen angenommen.