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Elbcblatl und Anzeiger. Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa» Druck und Verlag von Langer <L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. 123. Dienstag, den 12. August 1890. 4-3. Jahkg. Erscheint in Riesa wöchentlich viermal: Lienstag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag. — AbonnementSprciS vierteljährlich 1 Mark 25 Pfg. — Bestellungen nehmen alle Saiserl. Poftanstaltcn, Postboten, die Expeditionen in Riesa und Strehla (8. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem ausgcbreitctcn Leserkreise eine wirksame Veröffent lichung finden, erbitten wir uns bis Montag, rcsp. Mittwoch, Freitag oder Sonnabend Vormittags 8 Ubr. — JnsertionSpreiS die drcigespaltene CorpuSzeile oder deren Raum 10 Psg. Ocffentliche Sitzung des Bezirksausschusses Sonnabend, den 16. August 1896, Nachmittags S Uhr im Zimmer No. 2 der Königlichen AmtShauptmannschast. Die Tagesordnung hängt im Anmeldezimmer der Canzlei zur Einsicht nahme aus. Großenhain, am ». August 18SO. Die Königliche Amtshauptmannschaft. 294. vr. Waentig. O. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 11. August 1890. — Gestern Nachmittag in der 5. Stunde ertönte in unserer Stadt das Feuerfiznal. Es brannte in dem benachbarten Poppitz ein Herrn Gärtner Fleck gehöriges Hintergebäude mit verschiedenen Borräthen und Gegen ständen in kurzer Zeit nieder. Auch 2 Kaninchen sind mit verbrannt. Unser freiwilliges Rettungskorps war zur Hilfeleistung an der Brandstätte erschienen. — Eine solenne Schlägerei fand am Sonnabend Abend auf dem Albertplatz zwischen einigen z. Z. hier beschäftigten Straßenarbeitern statt, die mit der von einem Schutzmann ausgesührten Arretur und Abführung eines der Exzedenten endete. — Die Jagdkarten auf das Jagdjahr 1890/91 find aus Cartonpapier von hellgrüner Farbe hergestellt. — Die Handels- und Gewerbe-Kammer Dresden hatte durch öffentliche Bekanntmachung vom 31. Juli die sämmtlichcn Inhaber von Fabriken und Werkstätten ihres Bezirkes (Kreishauptmann- schaft Dresden und Amtshauptmsnnschaften Grimma und Oschatz) zu einer schriftlichen Aeußerung betreffs mehrerer auf die Dauer und den Beginn der Sonn- und Festtagsruhe bezüglichen Fragen, worüber vom Kgl. Ministerium des Innern gutacht licher Bericht gefordert ist, aufgefordert. Die Fragen gingen dahin, ob es in den betreffenden Fabriken mög lich sei: u. den Arbeitern für jeden Sonn- und Festtag mindestens 30, für das W.ihnachts-, Oster- und Pfingstfest 60 und in sonstigen Fällen für 2 auf einanderfolgende Sonn- und Festtage 48 Stunden Ruhe zu gewähren, d. diese Ruhezeit am vorhergehenden Werktage frühestens um 6, spätestens um 12 Uhr Abends beginnen zu lassen, c. die Arbeiter, welche bei Arbeiten zur Reinigung und Instandhaltung, durch welche der regelmäßige Fortgang des eigenen oder eines fremden Betriebes bedingt ist, sowie Arbeiten, von welchen die Wieder aufnahme des vollen werktäglichen Betriebes ab hängig ist, und Arbeiten, welche zur Verhütung des Verderbens von Rohstoffen oder des Miß lingens von Arbeitserzeugniffen erforderlich sind, länger als 3 Stunden an Sonn- und Festtagen beschäftigt werden, an jedem dritten Sonntage oder Festtage volle 36 Stunden oder an jedem zweiten Sonntage oder Festtage volle 18 oder 24 Stunden von der Arbeit frei zu lasten? Da bisher, wie wir hören, noch sehr viele Fabrik inhaber u. s. w. sich nicht geäußert haben, so bringen wir jene Aufforderung in Erinnerung. Es handelt sich um Bestimmungen von solcher Tragweite für unsere Industrie, daß Niemand die gebotene Gelegenheit ver säumen sollte, rechtzeitig seine Meinung zu äußern. Denn, wenn die betreffenden Bestimmungen des soge nannten ArbeiterschutzzesetzentwurfS erst einmal Gesetz sind, ist an eine Aenderung nicht mehr zu denken und nachträgliche Klagen dürfen Beachtung nicht erwarten. Die schriftlichen Aeußerungen sind an die Handels und Gewerbe-Kammer Dresden sofort umgehend einzusenden. — Bei dem Rückblicke auf die Witterungsvorgänge der letzten Woche findet man, daß in Deutschland zwar an allen Tagen Gewitter zur Entladung gekommen sind, daß dieselben aber zu Anfänge und am Ende I der Woche nur in .vereinzelten Gegenden auflraten, I während sie an den 3 wärmsten Tagen, am Dienstag, , Mittwoch und Donnerstag, die weiteste Verbreitung fanden. Hart betroffen ward am Dienstage der größte Thcil von Bayern. In mehreren Gegenden, besonders im bayrischen Walde, sind Wolkenbrüche niedergegangen, in anderen hat der Hagel großen Schaden angerichlet, da er bis zur Größe von Hühnereiern fiel und deshalb zahlreiche kleinere und größere Vögel zu lösten ver mochte, außerdem viel Feldfrüchte vernichtete. In allen Kreisen sind durch Blitzschläge Brände dervorgerufen, mehrfach auch Personen vom Blitze erschlagen worden. Die erschlagenen Personen haben sich fast sämmtlich im Freien befunden. Als eigenthümliche Fälle sind zu erwähnen, daß, nach dem „Dc. Ariz." bei Strau bing eine Frau an der Seite ihres Mannes erschlagen wurde, während letzterer ganz verschont blieb, daß ebenso bei Bayreuth von zwei Hand in Hand laufenden Brüdern der eine erschlagen wurde, der andere aber ohne allen Schaden davonkam. Am Mittwoch sind zwar wieder auf weiten Gebieten Gewitter zum Aus bruch gekommen, doch haben sie nicht die gleiche Heftig keit erlangt. Um so stärker traten sie dann am Donnerstage auf. Ihr Gebiet reichte an diesem Tage vom Rhein bis zur deutschen Ostgrenze. In Sachsen sind beinahe alle Gegenden, wie wir in vor. Nr. aus- .führlich berichtet haben, heimgesucht worden, nur die Umgebung von Zittau und eine Strecke südöstlich von Frauenstein blieben unberührt. — Infolge weiterer im oberen Elbgebiet nieder gegangener Regengüsse steigt der Elbstrom noch immer. *— In der Thal, die Meißner verstehen es, Feste zu arrangiren, Las haben sie gestern, Sonntag, wieder glänzend bewiesen, anläßlich eines in unserer freundlichen „rebenumranklen" Nachbarstadt abge haltenen, vom dasigen Verschönerungsverein „Natur freund" veranstalteten Parkfestes. Wirklich gediegen und für die Kaffe des genannten Vereins zweifellos sehr nutzbringend wurde dasselbe durchgeführt und wirkten sehr viele Meißner Damen, Herren und Kinder in uneigennützigster Weise und mit großem Geschick mit. Mit einem prächtigen Umzug durch die Straßen der Stadt nahm das Fest Nachmittags 2 Uhr seinen Anfang. Auf dem reichgeschmückten Festplatze, dem Stadtpark, ober wurde alles Mögliche und Unmögliche geboten.- Eine große Anzahl schmucker junger Damen und festlich geputzter Kinder handelte und schacherte mit Sträußchen, bot Glücksloose, Fest zeitungen, Photographien rc. »c. aus, Andere, insbe sondere auch die Herren, machten Reclame für die her- beigeschoffte „Edmundsklamm", den erbauten „Eifel thurm", dem extra her beigeeilten Buffalo Bill mit seiner Truppe, den Riesen-Automat u. s. w., Alle aber verstanden es vorzüglich, den Fremden wie den Einheimischen vom „Ueberfluß an Mangel" in klingender Münze zu befreien. Ein besonderes Ge schick hatte der Festausschuß noch dadurch bewiesen, daß er einen Sonntag erwählt hatte, der zum Wohl gelingen des Festes außerordentlich günstiges Wetter bot. Es herrschte in Folge dessen gestern in Meißen ein überaus reger Verkehr und vor und in den Gasthöfen standen oft wahre Wagenburgen. Dresden, 8. August. Se. königliche Hoheit Prinz Georg beging heute seinen 58. Geburtstag. Höchst- derselbe nahm gegen Mittag in der Villa zu Hosterwitz die Glückwünsche der königlichen Majestäten und sonstiger Gratulanten entgegen. Nachmittags sand daselbst Faimlientasel statt. Abends sind die prinzlicheu Herr schaften nach Bayern abgereist. Dresden, 9. August. Ein schreckliches Unglück hat sich heute früh kurz nach 8 Uhr auf hiesigem Leipziger Bahnhofe ereignet. Auf der Locomotive des zum Abgänge nach Meißen bereitstehenden Zuges gab es plötzlich einen fürchterlichen Knall und als man hinzueilte, fand man den auf der Locomotive beschäftigt gewesenen Feuermann Ahnert entsetzlich verstümmelt auf dem Tender liegen, während an der Locomotive nur geringfügige äußere Beschädigungen wahrgenommen werden konnten. Dem Verunglückten war der Leib förmlich aufgerissen und der rechte Arm vom Rumpfe getrennt. Derselbe ist erst vor Kurzem zu den Ar tillerie-Schießübungen eingezogen gewesen, hatte sich in den Besitz einer nicht crepirten Granate gesetzt und dieselbe auf der Locomotive verborgen, wo sie durch irgend einen Zufall explodirte. Schandau, 9. August. Die Hochfluth hat seit gestern Abend in diesem Theile des Elbthales bedeutend an Ausdehnung gewonnen. Der Elbstrom ist weit über sein Bett getreten und bespült bereits die nach der Elbe zu gelegenen Gärten, hier und da in die Straßen hinein tretend. Der Frachtschisffahrts- verkehr ruht; die aus Böhmen herausgekommeneu Schiffe ankern oberhalb Krippen, nahe des Bahndammes, fast sämmtliche am Fuße unserer Sandsteinbrüche befindlichen, meist halbbefrachteten Steinzillen stehen weit im Strome, an eine Be frachtung derselben ist jetzt nicht zu denken. Unsere Schiffer und Flößersleute mußten im Laufe der ver gangenen Nacht abermals ihre Fahrzeuge befestigen und näher an das Land heranziehen. Der Strom treibt viel Holz und sonstige Gegenstände, hier und da kommen auch Stämme, Sparren, Rudertheile ge schwommen; mit Ausnahme einer einzigen Prahme, welche gestern Vormittag hier vorüber trieb, sind keine Flöße und ähnliche Holztransporte weggespült worden. Freiberg. Der etwa 9 Jahre alte Sohn eines hiesigen Bahnarbeiters wurde am Mittwoch Nachmittag über und über beschmutzt anscheinend leblos aufgefunden und erst nach längeren Bemühungen der herbeigerufene» Aerzte wieder zum Bewußtsein gebracht. Wie sich später herausstellte, war der Knabe mit einigen Spiel genoffen in ein Kornfeld gelaufen und hatte dort von dem bekanntlich äußerst giftigen Mutterkorn etwas ge nossen. Bon der sächsisch-böhmischen Grenze. Eine wichtige Erleichterung im Grenzverkehre zwischen Böhmen und Sachsen ist dadurch hergestellt, daß die Bewohner des Grenzbezirkes jetzt Maaren, welche sie von Kaufleuten in den Städten entnommen haben, ohne besondere zollamtliche Bescheinigung innerhalb des Grenz bezirkes mit sich führen dürfen, wenn sie die Quittung der Kaufleute, von denen sie Maaren entnommen haben, vorweisen können. Diese kaufmännischen Quittungen gelten sonach als Transportausweise im Sinne des Vereinszollzesetzes. Sebnitz, 9. August. Bei der hier stark vertretenen Fabrikation künstlicher Blumen und Blätter reichen gegenwärtig infolge des guten Geschäftsganges in dieser Branche die hier vorhandenen Kräfte nicht aus, um die vorhandenen Aufträge rechtzeitig fertigzustellen. Es werden deshalb zur Zeit Arbeiter und Arbeiterinnen in diesem Fache ständig gesucht. Richt so glänzend liegen gegenwärtig die Verhältnisse hier in der Weberei, wo es teilweise an Bestellungen mangelt.