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Arntsötatt der Königl. Amtshauptmannschast Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. 112. Donnerstag, den 24. Juli 1890. 48. Jührg. in Riesa wöchentlich viermal: LienStag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag. — «bonnemenispreis vierteljährlich 1 Mark 2S Psg. — Bestellungen nehmen alle kkaiserl. Postanftallen, Postboten, die Expeditionen in Riesa und Strehla (<t. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem auSgebreiteten Leserkreise eine wirksame Veröffent lichung finden, erbitten wir uns bis Montag, resp. Mittwoch, Freitag oder Sonnabend Vormittags jj Uhr. — Jnsertionsprei» die dreigespaltene CorpuSzeile oder deren Raum 10 Psg. ' '' . Bekanntmachung. Die Tiesban-Berussgenossenschuft in Berlin har sür ihren das ganze Gebiet des Deutschen Reiches umfassenden Bezirk Unfallvcrhütungsvorschrift'en erlassen, welche nach Abschnitt V derselben auch für die Bauarbeiter derjenigen Unternehmer gelten, welche nicht Mitglieder der Genossenschaft sind, aber im Bezirke derselben Bauarbeiten aueführen. Es kommen als solche in Betracht die Gemeinden, öffentliche Corporationen, sonstige Verbände uns Privat personen, welche unrer das Bauunfallversicherungsgesctz vom il. Juli 1887 fallende Bauarbeiten in eigener Regie aussühren. Die Unternehmer werden bei Zuwi: er Handlungen gegen diese Unfallver- hütungsvorschristen mit Zuschlägen bis zum doppelten' Betrag der Prämie belegt. Versicherte, welche den Unfallverhütungsvorschristen zuwider handeln, werden gemäs tz 78 Absatz 1 Ziffer 2 und 8 80 des UnfaUversicherungsge- setzes vom 6. Juli 1881 in Verbindung mit 8 44 des Bauunsa tversicherungs- gesetzes vom 11. Juli 1887 mit Geldstrafen bis zu sechs Mark belegt. Den Negiebauten aussührenden Personen rc. wird Solches mit dem Bemerken bekannt gegeben, daß etwaige Exemplare der Unfallocrhiuungsvor- schristen von dem Genoffenschaflüvorstande der Tiefbau-Berufsgcnossenschast in Berlin ^V., Kleiststraße 14, kostenfrei bezogen werden können. Riesa, den 23. Juli 1890. Der Stadtrath. i v. Ruckdeschel. Sch Bekanntmachung. Es ist in der hiesigen Stadt wiederholt beobachtet worden, daß bei« Transport von Asche, Bauschutt, Sand, Steinen und anderen Gegenstände« nicht genügend verschlossene oder durchlässige (defecte) Wagen verwendet werde«. Die fortzuschaffenden Gegenstände fallen infolgedessen auf die Straße, wodurch dieselbe verunreinigt wird. Um Solches in Zukunft zu vermeiden, wird hiermit angeordnet, daß bei dem Fonschassen von Asche rc. nur solche Wagen zu verwenden find, welche ein Herabsallcn der zu transportirendcn Gegenstände nicht zulassen. Insbe sondere ist jeder Wagen an dem vorderen und Hinteren Theile mit eine« Schieber zu versehen. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmung werden gemäs § 1 des Ge setzes vom 9. Juli 1872 und 8 366 No. 10 des Reichsstrafgesetzbuchs mit Geldstrafe bis zu 60 M. oder mit Hast bis zu 14 Tagen geahndet werden. Riesa, den 23. Juli 1890. Der Stadtrath. i v. Ruckdeschel. Sch ÄT US isi für das „Elbeblatt und Anzeiger" erbitten uns spätestens bis Vormittags v Uhr des je weiligen Ausgabetages. Die Geschäftsstelle. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 23. Juli 1890. — In der unter Vorsitz des Herrn Bürgermeister Klötzer am gestrigen Tage abgehaltenen gemeinschaftlichen Sitzung des Raths- und Stadtverord- netenkollegiums wurde nach längerer Debatte der Ankauf des Degener'jchen Grundstücks, welcher Gegenstand beide Kollegien schon in der letzten gemeinschaftlichen Sitzung mit beschäftigt halte, vom Stadtverordnetenkollegrum mit 10 gegen 6 Stimmen, vom Rathskollegium mit 4 gegen 3 Stimmen ab ge lehnt. Das Grundstück umfaßt 27170 Quadrat meter, also nahezu 5 Acker, und war die Kaufsumme in der Borverhandlung mit den Degener'schen Erben auf 85 000 Mark normirt worden, mit der Beding ung, daß 15000 Mark baar angezahlt, 70000 Mark ober als Hypothek auf dem Grundstücke sähen bleiben und mit 4 Prozent verzinst werden sollten. Der Preis pro Ouadratmeter stellt sich nach der genannten Summe auf 3 Mark 12^ Pf. In der darauf folgenden Stadtverordneten sitzung, in der 16 Mitglieder des Kollegiums, die Herren Thost, Mühlmann, Pretschmann, Starke, Hering, Äretfchneider, Heinrich, Hammitzsch, Nitzsche, Thalheim, Tonat, Fritzsche, Thieme, H. Barth, Müder und Schütze, als Rathsdeputirte die Herren Stadträthe Ruckdeschel und Hille anwesend waren, wurde unter Vorsitz des Herrn Rendant Thost »och Nachstehendes verhandelt und beschlossen: 1. Von einer Mittheilung des Stadlraths, die Beurlaubung des Herrn Bürgermeister Klötzer auf 4 Wochen betreff., wurde Kenntniß ge nommen. Hiernach wird Herr Bürgermeister Klötzer seinen Urlaub in zwei getrennten Hälften, die erste vom IS. Juli, die andere vom 22. August an antreten. Als sein Vertreter wird Herr Stadtrath Ruckdeschel sunziren. Etwaige juristische Arbeiten wird in der ersten Hälfte Herr Bürgermeister Klötzer selbst, da er sür diese Zeit in Riesa bleibt, in der zweiten Hälfte Herr Bürgermeister Härtwig in Oschatz besorgen. 2. H«r Rittergutspächter Fuhrmeister hat sich in einer Zuschrift an den Stadtrath erboten, das Schulgeld für die Kinder seiner Arbeiter, soweit diese die hiesige Einfache Bürgerschule besuchen, vom 1. Juli c. an zu bezahlen, und hat hierbei nur die Bedingung gestellt, daß etwaige Schulgeldreste der Arbeiter, die bis jetzt aufgelaufen sind, in Wegfall gestellt werden. Der Stadtrath hat das hochherzige Anerbieten Les Herrn Fuhrmeister angenomlnen und beschlossen, die wenigen hier in Frage kommenden Schulgeldreste, sofern dieselben nicht freiwillig ein gehen sollten, bis zum 1. Juli c. zu erlösten. Der Rathsbeschluß wurde von dem Kollegium einstimmig gebilligt. 3. Nach einem früheren Beschlüsse beider Kollegien ist dem früheren Schulboten Busch, der seines zeit- herigen Dienstes am 30. Juni c. entbunden worden, eine Unterstützung von täglich 1 Mark aus der Stadt kasse gewährt, ihm jedoch dafür di- Verpflichtung auf erlegt worden, halbtägig Botendienst: für den Stadt rath zu lhun. Neuerdings hat der Stadtrath beschlossen, denpp. RuschalsnunmehrigenRathsbotcn ganztägig zu beschäftigen und demselben für seinen Dienst 1 Mark 50 Pf. pro Tag zu gewähren und ihm außerdem 20 Mark zur Beschaffung einer neuen Dienst joppe zu verwilligen. Das Kollegium stimmte dem Rathsbeschluste mit 11 gegen 5 Stimmen zu. 4. Laut einer Zuschrift deS Vorstandes der Epilcptischen-Anstalt zu Klein-Wachau bei Radeberg, gez. Graf Brühl, ist diese Anstalt am 2. Dezember 1889 eröffnet worden und es haben in der selben bis j-tzt 16 mit der Epilepsie behaftete Mädchen dort Aufnahme gefunden. Da sich jedoch das Bedürfniß auch sür Aufnahme von epileptischen Knaben als dringend herauSgestellt hat, so ist eine Erweiterung der Anstalt beschlossen worden und der Vorstand bittet um Beiträge für diesen edlen Zweck. Der Stadtrath hat für die genannte Anstalt einen einmaligen Beitrag von 20 Mark bewilligt. Der Rathsbeschluß wurde mit 9 gegen 7 Stimmen angenommen. Von der Minorität war ein Beitrag von 50 Mark befürwortet und beantragt worden. 5. In Folge der neueren Unfallverhütungsvor schriften haben sich in der Gas bereit ungS an stalt einige bauliche Veränderungen nothwenoig gemacht, die zusammen auf ca. 200 Mark Kosten ver anschlagt worden sind. Da dieselbe« gesetzlich muer halb 6 Monate vom 4. Juli an herzustellen sind und demzufolge mit Einstellung der Kosten nicht bis zum nächstjährigen Haushaltplane gewartet werden kann, so hat der Stadtrath die genannte Summe jetzt schon bewilligt. Der Rathsbeschluß wurde einstimmig ge nehmigt. 6. Herr Stadtrath Heinrich referirte hierauf über die Stadtkassenrechnung auf das Jahr 18 88 in eingehender Weise und betonte, daß, da dte Rechnung in das Jahr fällt, in dem die neueren städtischen Bauten begonnen worden sind, dieselbe den Voranschlag beträchtlich übersteige; denn während iur Haushaltplane Einnahme und Ausgabe mit 95400 Mark balanciren, beziffere sich erstere auf 140 655 Mark, letztere auf 133 612 Mark, so daß die Rechnung mit einem Bestände von 7043 Mark abschließt. Da jedoch die im Etat nicht vorgesehenen für Besckleußungs bauten verausgabten 9424 Mk. und sür den Wafferwerksbau aufgewendeten 7796 Mark, iu Summa 17 220 Mark in der 1889er Rechnung von der aufgenommenen Anleihe zu decken sind, so beziffert sich der Baarbestand der Kaffe ult. 1888 in Wirk lichkeit auf 24263 Mark. Das baare Stammver mögen der Kaffe betrug am Schluffe des Rechnungs jahres 63 558 Mark. Die Rechnung ist in der üblichen Weise geprüft worden und das Kollegium beschließt daher, von einer nochmaligen Prüfung der selben abzusehen, die Rechnung vielmehr vorbehältlich der etwa noch zu erledigenden Erinnerungen einstimmig sür richtig zu sprechen. Schließlich wurde noch von einer Einladung des hiesigen Schützenturnvereins zur Theilnahme an dessen am 27. Juli stattfindenden 27. Stiftungsfeste Kenntniß genommen. Auf eine Interpellation des Herrn Hammitzsch, woran es liege, daß sich das Wasser aus dem städtischen Wasser werk stellenweis als unrein undübelschmeckend zeigt, wurde geantwortet, daß hieran die sog. tobten, d. h. wenig oder gar nicht benutzten Stränge schuld seien und daß dem Uebel- stande leicht dadurch abgeholfen werden könne, daß man diese Leitungen von Zeit zu Zeit entleere. Herr Stadtrath Ruckdeschel sagte zu, diese Angelegenheit beim Stadtrath zur Sprache zu bringen. Hierauf nach Vorlesen und Vollziehen des Protokolls Schluß der Sitzung. — Nach der neueste« durch die Einwohnerlisten jetzt erfolgten Zählung hat Riesa gegenwärtig etwas mehr als 9000 Einwohner. Nach der Zählung am 1. December 1885 betrug die Einwohnerzahl Riesa's 7423. — Das vom Militär-Verein für Riesa und Um gegend vergangenen Sonntag abgehaltene Sommer- und Kinderfest im SchützenhauS, zu welchem auch der Gesammt- vorstand der hiesigen Schützengilde und der des Krieger- Vereins „König Albert" geladen waren, ließ wiederum erkenne,', daß der Verein in seinem Bestreben, Treu-